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Vollständige Version anzeigen : Von Lehrern und Schülern



Jochen Wolfgramm
12-03-2008, 09:47
Häufig stößt man in den Kampfkünsten auf die Schüler - Lehrer Problematik, wenn der Schüler geht (oder, seltener, der Lehrer). Oft ist diese Trennung von Disharmonie und Streitigkeiten geprägt. Sei es, dass der Lehrer nicht akzeptieren will, dass der Schüler sich verändern will (örtlich, personell oder beides) oder dass es zu massiven Meinungsunterschieden über die Unterrichtsinhalte kommt. Es gibt noch eine Menge anderer Gründe und Szenarien von Trennungen, aber dies sind so die häufigsten, denke ich.
Dabei ist es überraschend, wie oft so etwas im Streit endet und die beiden Parteien sich gegenseitig (oder auch einseitig) so festfahren, dass eine neutrale Umgehensweise miteinander nicht mehr möglich ist. Warum?

Aus der Lehrersicht, finde ich es irgendwie schade, dass oft Schülern abgesprochen wird, sich weiter zu entwickeln. Viele Lehrer können nicht loslassen! Dabei ist es doch wie im eigentlichen Familienleben auch: die Kinder werden groß und suchen sich ihren eigenen Weg. Dabei sollte man sie unterstützen und nicht behindern! Dann kann es durchaus sein, dass beide Seiten von der Weiterentwicklung profitieren! Warum soll ein Schüler nicht in Frieden gehen dürfen, wenn er feststellt, dass ein anderer Abschnitt des KK-Weges vor ihm liegt? Er muss selber herausfinden, ob es ihn weiterbringt oder nicht. Tipps und gut gemeinte Ratschläge vom Lehrer können helfen, Drohungen und Beschwerden eher nicht. Ist es für einen Lehrer nicht Ziel, seinen Schüler möglichst weit zu bringen (so der Schüler ambitioniert genug ist!)? Sollte er ihm dabei nicht jede Unterstützung, auch die, die er selbst nicht parat hat, ermöglichen? Ich denke schon.

Aus Schülersicht, ist es nicht weniger oft so, dass der Schüler häufig zu ungeduldig ist und seinem Lehrer nicht vertraut. Gerade wenn auch der Lehrer sich weiterentwickelt und plötzlich andere Wege einschlägt, ist oft Unverständnis und Ablehnung vom Schüler eine Reaktion, die zum Streit führt. Doch sollte der Lehrer dies dem Schüler nachsehen, da er doch eben evtl. zu wenig Einsicht (zur Zeit) hat. Die Entscheidung zu gehen kann man letztendlich doch nur akzeptieren!


Meine persönlichen Erfahrungen dazu, sind hier beschrieben: Blog (http://bailung.blogspot.com/2008/03/von-schlern-und-lehrern.html)

Kicknik
12-03-2008, 11:04
Das Problem ist doch, dass viele Schüler nur eine relativ kurze Zeit in einer Schule verweilen und dann - obwohl bisher nur sehr wenig gelernt und verstanden wurde - mit der Begründung gehen, dass sie "einen anderen Weg" einschlagen möchten.

Wenn ein Schüler gehen möchte, weil ihm die Art des Unterrichts nicht gefällt, der Stil nicht "zusagt" oder er einfach etwas anderes machen möchte ist das natürlich ok!

Aber wenn man noch kaum eine Möglichkeit hatte dem Schüler wirklich etwas beizubringen, und dieser dann schon der Meinung ist sich anderweitig "weiterentwickeln" zu müssen, dann ist das für den Lehrer schon deprimierend....Trotzdem sollte dann nicht "beleidigt" reagiert werden denke ich! Jedem das seine.....Wenn ein Schüler nicht genügend "Geduld" hat um wirklich etwas zu lernen, dann ist das eben sein Problem und er wird es auch auf seinem "weiteren Wegen" nicht zu viel bringen....

Trotzdem gibt es sicher auch andere Beispiele!
Wenn der Schüler das Gefühl hat nicht mehr voran zu kommen, nichts mehr zu lernen und nur noch auf der Stelle zu "treten", dann sollte er gehen.
Und da gibt es sicher viele Lehrer die sich das "Problem" dann nicht eingestenen wollen oder können, dass der Schüler nun eben gehen möchte weil ihm in der eigenen Schule nichts mehr "geboten" werden kann....

Vielleicht spielt dann die Angst mit, der Schüler könnte irgendwo anders wirklich besser aufgehoben sein. Und evtl. könnte der Schüler ja merken, dass er vielleicht schon viel früher hätte gehen sollen!
Das will natürlich jeder verhindern, der versucht seine Schüler in den eigenen vier Wänden zu halten um ja keinen Vergleich mit anderen Schulen und Schülern zu haben...
Das gilt aber nur für die die diesen Vergleich grundsätzlich "scheuen" (müssen).

BakMee
12-03-2008, 11:32
Ich muß hier dazu sagen daß es wichtig ist für einen Schüler sich weiterzuentwickeln und das sollte jeder Lehrer akzeptieren. So habe ich Schüler, die mich auch nach über 12, 13 Jahren verlassen haben die z.B in anderen Stätten gehen oder Länder zur beruflichen Weiterentwicklung und ich muß sagen daß ich mich total für sie freue. Trotzdem streite ich nicht ab daß es weh tut, denn man hat außer einer Schüler/Lehrerbeziehung natürlich auch ein Teil seiner Schulfamily verloren. Ähnlich wie bei einem Kind, daß Erwachsen geworden ist und dann die Family verlässt. Aber das Ganze gehört einfach zum Leben und jeder Lehrer sollte damit umgehen lernen, denn genauso wird es bei einem Schüler sein, denn auch er hat etwas verloren...
Streitigkeiten kann es immer in einer Schule geben genauso wie es in einer Family dieses gibt. Sei es Dinge die der Schüler macht, was der Lehrer nicht toll findet, oder umgekehr genauso. Dafür sind wir halt alle Menschen und jeder Mensch hat natürlich eine andere Sichtweise. Dann kommt noch hinzu daß sich die MEnschen sich oftmals im Laufe der Zeit verändern durch z.B andere Menschen mit denen man sich abgibt und auch hier wieder eine andere Sichtweise vieler Dinge bekommt. Ich denke, wenn diese Sichtweisen sich so gegenüber einem Schüler einprägen und festigen oder auch umgekehrt, beim Schüler gegenüber dem Lehrer,dann sollten sich die Wege der Bezihung einfach so gut es geht im Guten trennen. Auch wenn man keinen Kontrakt zueinander mehr pflegt.
Denn Veränderung gehört zum Leben. Ähnlich wie ein Baum. So verändert sich z.B eine Eiche im Laufe des Lebens immer und immer wieder. Trotzdem belibt aber eine Eiche eine Eiche.. und wird niemals zu einem anderen Baum. Ähnlich ist es auch beim MEnschen.
Doch die Chance sich zu verändern sollte jedem Menschen gegeben werden.
Auch in der Schule. So ist es, wenn einer meiner Schüler sich z.B bei einer anderen Schule mal "umschauen" möchte, so soll er das ruhig tun. Das sage ich ihm auch und habe es immer auch getan. Denn wenn unsere KK nichts für ihn ist, dann würde ich ihn auf dauer sowieso nicht halten können und meine Arbeit die ich in ihm stecke wäre für die Zeit die ich ihn halten kann sowieso vergebens. Ziel ist es doch eines jeden Lehrers die ganze KK einem Schüler zu vermitteln und ihm die Kunst als Lehrer zum Lehrer auszubilden damit die KK weiterleben kann.
Doch diesen Weg für einen Lehrer zu gehen ist wie beim Goldsieben. Bevor man einen Goldklumpen findet, fallen jede Menge Körnchen durch das Sieb....
Und so fängt man als Lehrer immer und immer wieder von vorne an...
Beste Grüße,
BakMee

GeeHot
12-03-2008, 14:08
Die Entscheidung zu gehen kann man letztendlich doch nur akzeptieren!

Kommt drauf an ob Du noch in der Kundigungsfrist vom Schulvertrag bist :D.

Heutzutage haben wir eine andere Beziehung zur Schule und Lehrer, als es klassisch der Fall war. Bei solchen Diskussionen wird dies meist außer acht gelassen, dass es sich in der heutigen Zeit Geld und Wettbewerb (frei Marktwirtschaft) keine unwesentliche Rolle spielt.

1.)
Der Schüler ist heute ein zahlendes Mitglied und somit auch ein Kunde (Klient). Erwartungsgemäß beansprucht der Klient einen gewissen Service, den er auch bekommen sollte.

2.)
Der Lehrer ist zugleich Betreiber eines "Unternehmens" und nimmt einiges auf sich um dieses Unternehmen (Schule) aufrecht zu erhalten. Miete, Steuern, Renovierung, Weiterbildung, Angebotserweiterung etc. kommen nicht von selbst, sondern werden aus Beiträgen der Mitglieder finanziert. Natürlich ist der Lehrer dann nicht erfreut, wenn der Schüler diesen Aufwand mit Kündigung honoriert.

3.)
Auch die Motive einer Schüler/Lehrer (Klient/Dienstleistungsträger) Beziehung in der KK haben kaum was mit den alten Kung Fu Filmen zu tun. Meist muss die Beziehung durch einen Vertrag besiegelt werden, bei der heutigen Zahlungsmoral unbedingt zu empfehlen.

Kurz: Geschäft ist Geschäft und Schnaps ist Schnaps. Der Vergleich mit einem Fitnessstudio ist nicht weit hergeholt, mit dem Unterschied, dass die Atmosphäre in einer KK-Schule persönlicher ist. Aber für mich ist jeder Schüler erst mal Kunde, der den Status Schüler sich erst erarbeiten muss.

Verity
12-03-2008, 17:19
Eine Trennung ist immer eine individuelle Sache, die man schlecht als Aussenstehender beurteilen kann.
Meistens können nicht mal die verschiedenen Parteien, Lehrer und Schüler, wie Mantis richtig sagte, die notwendige Einsicht habe, um die Situation vernünftig einzuschätzen. Persönlicher Stolz, Egoismus und die Angst vor dem Gegenüber sind massive Hindernisse für eine friedliche Konfliktlösung.
Meistens hat es auch sehr persönliche Gründe, warum man sich gerade trennt, die Kampfkunst entwickelt sich weiter oder es kommt von einer Seite aus zum Verrat, weil Vereinbarungen gebrochen wurden. Dann kann es sein, dass man durch anderen so manipuliert wird, dass man schließlich komplett abhängig von diesen Leuten ist. Nicht jeder, der schlecht geredet wird, ist schlecht.
Eigentlich sollte man sich immer selber ein Bild machen von der Person in einem persönlichen Gespräch.
Leider kann man diese Einsicht nicht erzwingen.
Aber ich für meine Person wünsche mir ein erwachsenes Verhalten, mit einem vernünftigen Gespräch und eine klaren Trennung. Funktioniert nicht immer ;), aber meistens kann man den manipulativen Einflüssen anderer, dadurch entgegen wirken und eine entspannte Trennung, ohne üble Nachrede erreichen, was für beide Seiten gut ist. Die "anderen" Dritten machen es meistens nur schlimmer, mit ihren Ansichten und ihre scheinbare Hilfe erweist sich als Aufbauschen der Situation.

Natürlich kann man auch den Vertrag als Basis einer Lehrer-Schüler Beziehung sehen und da fällt mir ein, ich habe noch einen Vertrag ... :D
Aber als Basis sehe ich das nicht, wichtiger ist mir Vertrauen zum Lehrer. Ein Mann ein Wort. Man sollte zu Vereinbarungen stehen und Versprechen halten.
Aber ich bin altmodisch.

Huangshan
12-03-2008, 18:45
Hy


Heutzutage haben wir eine andere Beziehung zur Schule und Lehrer, als es klassisch der Fall war. Bei solchen Diskussionen wird dies meist außer acht gelassen, dass es sich in der heutigen Zeit Geld und Wettbewerb (frei Marktwirtschaft) keine unwesentliche Rolle spielt.

Leider so ist es!

Es gibt in Deutschland,im Westen kaum und auch in Asien immer weniger traditionelle Schüler,Lehrer Beziehungen.
Kampfkunst ist zu einem Geschäft geworden wo Verträge schriftlich getroffen werden und es nur um den Verkauf einer Dienstleistung geht.
Ein Beispiel dafür ist die WT Unternehmens Politik und auch z.B. in China die vielen privaten Kampfkunstinternate.

Es gibt noch vereinzelt Lehrer die alte Traditionen hochhalten, aber es werden immer weniger, denn damit lässt es sich nicht so viel Profit machen !

Die Schüler Seite, ist auch nicht bereit Jahrelang wie es früher üblich war Grundlagen,Fähigkeiten zu üben, sie wollen schnelle Resultate, denn wir leben in einer schnelllebigen ,kommerziellen Zeit.

Deshalb bedienen sich einige Lehrer des Gürtelsystems oder erfinden viele Graduierungen,Titel wie beim WT um die Kunden bei Laune zu halten und für jede Prüfung Geld kassieren zu können.
Das Problem ist das oft Interessenskonflikte dadurch mit der Zeit entstehen.


Meiner Meinung nach ist die traditionelle Lehrer-Schüler Beziehung auf dieser Basis heutzutage schwer zu realisieren.

Gruß
Huangshan

Verity
12-03-2008, 19:16
Meiner Meinung nach ist die traditionelle Lehrer-Schüler Beziehung heutzutage schwer zu realisieren.


Schwer, ja, aber nicht unmöglich.

Ich bin mir nicht sicher, ob es eine wirkliche traditionelle Lehrer-Schüler Beziehung war, aber eine zeitlang hatte ich eine sehr vertrauensvolle und wertvolle Ebene in der Kampfkunst und diese Zeit halte ich in Ehren.

Schüler und Lehrer verändern sich und die Situation ändert sich. So kann etwas tolles entstehen, aber genauso gut zerbrechen, wenn man damit unachtsam umgeht.

Ein Vertrag kann niemals eine traditionelle Lehrer-Schüler-Beziehung regeln.

Aber man kann mit einem Vertrag sein Recht auf Training sichern und auf Geld. Aber kein Recht auf Vertrauen.

Huangshan
12-03-2008, 19:30
Hy verity


Ein Vertrag kann niemals eine traditionelle Lehrer-Schüler-Beziehung regeln.

Aber man kann mit einem Vertrag sein Recht auf Training sichern und auf Geld. Aber kein Recht auf Vertrauen.

Weise Worte.;)

Sehe ich auch so.

Meiner Meinung kann eher eine Lehrer-Schüler Beziehung im Einzelunterricht oder in Kleingruppenunterricht reifen und nicht wie z.B. heutzutage üblich.........................!
http://www.harmoniousfist.com/Images%20OLD%20HF/SLTschoolyard.jpg

Gruß
Huangshan

taokriegerin
12-03-2008, 21:57
Aber als Basis sehe ich das nicht, wichtiger ist mir Vertrauen zum Lehrer. Ein Mann ein Wort. Man sollte zu Vereinbarungen stehen und Versprechen halten.
Aber ich bin altmodisch.

Und glücklicherweise gibt es noch altmodische Menschen:)

Dankenswerterweise habe ich auch selber das große Glück bei und mit solchen altmodischen Menschen zu trainieren. Dafür würde ich auch jederzeit, wenn ich sehe dass mein Trainer oder meine Trainingspartner in Schwierigkeiten sind, versuchen ihnen über die Runden zu helfen und sie zu unterstützen, wie ich kann, was bei einer "Zahlender Kunde"-Beziehung nicht der Fall wäre.

Was die Gruppengröße betrifft gebe ich Huangshan natürlich Recht.

Und zum eigentlichen Topic. In den wenigen Fällen in denen ich mich bisher von einem Trainer getrennt habe, weil ich umgezogen bin, zeitliche Schwierigkeiten hatte oder einfach die KK wechseln wollte, wurde bei der Trennung immer sehr deutlich, was für ein Mensch der Trainer / die Trainerin ist. Wobei ich generell, selbst wenn ich Unstimmigkeiten mit einem Trainer hatte, mich bemühe, mich "ohne Groll" zu trennen, klarzumachen, warum ich gehe, aber mich auch zu bedanken für alles, was ich gelernt habe, weil das denke ich die beste Lösung ist, um wirklich einen "Schlussstrich" ziehen zu können oder vielleicht auch irgendwann wieder zu kommen;)

Chin Fu
13-03-2008, 18:20
tja, das liebe Lehrer Schüler verhältnis.

Es Gab mal in den Neunzigern etliche Kung Fu Schüler, die sich von Ihren Lehrer getrennt hatten, um in Asien einen Meister zu "kaufen" Chinesen sind sehr Geschäftstüchtig und nehmen "Geschenke" sehr gerne an, wenn sie auch persönlich auch etwas davon haben.

Meiner Erfahrung nach gibt es in Deutschland etliche Kung Fu Lehrer, die auf diese Weise versucht haben, sich im Stammbaum etwas besser einzuordnen. Da aber die Chinesen diese Lebensart vorleben, ist das auch nicht weiter wunderlich. Die meisten Schüler in China sind nur Mittel zum Zweck (Geld verdienen), nur wenige bekommen eine richtige Ausbildung.

Bei unserer Leistungsgeselschaft gibt es kaum Schüler, nur Kunden (wenn man es Hauptberuflich betreibt)Das muss auch ein Lehrer hier aktzeptieren. Wir sind keine Chinesen und sollten nicht krampfhaft versuchen aus unseren Schülern so etwas zu machen.

Chin Fu

Chin Fu
13-03-2008, 18:22
Ach ja nocht etwas,

Auffällig ist bei den meisten, das der Ursprüngliche Lehrer, bei dem alles gelernt wurde aus dem Stammbaum gestrichen ist.

Es sollten sich die meisten Lehrer nicht selber fragen, ob Sie schuld sind, wie sich ihre Schüler verhalten.

christoph
14-03-2008, 02:02
Chinesen sind sehr Geschäftstüchtig und nehmen "Geschenke" sehr gerne an, wenn sie auch persönlich auch etwas davon haben.


Kannst Du hier bitte noch ein paar mehr Plattitüden auftischen! :dumm::hammer:

Chin Fu
14-03-2008, 08:02
@ christoph

sicher gibt es auch andere Fälle, aber mach die Augen auf!!!
Das hat nicht mit dumm zu tun, sondern mit Erfahrung.
Gerade in Hongkong gibt es genug"Lehrer", die Versuchen in Europa und USA Fuss zu Fassen wie z.B. Lee Kong Hong(Ruhe er in Frieden).
Es gibt "Sifus", die bei Nachfrage irgendwelche Schüler von bekannten Lehrer waren, aber eigentlich nicht in der Linie unterrichten dürfen.

Ich hätte vor ein paar Jahren die gesamte Hongkonger Chin Woo Athletic Association holen können, weil die darauf brennen, nach Europa zu kommen.

Wer es nicht glaubt, soll seine mystisch - esotherische Träume nur weiterleben und versuchen chinesischer als die chinesen zu sein und lauter neue chinaliebhaber heranzuzüchten.

Vielleicht mag das hart klingen, ist auch nur meine meinung, aber ich habe schon zu viel gesehen.

Chin Fu

christoph
14-03-2008, 08:16
@ Chin Fu

Ich glaube Dir Deine Erlebnisse ohne weiteres. Nur ist eines zu wissen, dass es derartige Leute gibt und ein anderes zu meinen das alle chinesischen KK Lehrer so drauf wären oder besser noch "der Chinese an sich". Ich lebe seit Jahren in China und beschäftige mich auch ausserhalb der KK hauptberuflich mit dem Land. Man muss aber kein "esoterischer Chinaliebhaber" sein um von solchen etwas dumpfen Verallgemeinerungen genervt zu sein.
Ein Sanda Lehrer in Hong Kong hat sich ein Jahr lang geweigert von mir irgendwelches Geld zu nehmen, obwohl er von den anderen Schülern etwas Geld bekommen hat. Das war mir irgendwann schon peinlich. Mein jetztiger Leher - achso der ist ja auch Deutscher - nimmer auch kein Geld für seinen Unterricht. Sein Lehrer hat noch niemals irgendwelche Verhandlungen über Preise u.ä. gebracht, obwohl er von seiner KK LEBT. Er betrachtet sowas als stillos, denke ich. Natürlich geben wir ihm was wenn er kommt und er nimmt es dann irgendwann auch. Das nur mal zum Thema der angeblichen chinesischen Eigenarten.
Du kannst ja auch mal Mantis fragen wie Wang Jie, der Lehrer seines Lehrers, in diesen Fragen drauf ist. Der entspricht glaube ich auch nicht ganz Deinen Verallgemeinerungen.

Jochen Wolfgramm
14-03-2008, 08:57
Natürlich gibt es solche und solche Lehrer, auch unter den Chinesen. Was beweisst das? Genau, das es von der Person abhängig ist und nicht von dem Land aus der sie kommt, von der Sache die sie macht oder von der Zeitperiode in der sie lebt! All diese Dinge haben sicherlich mehr oder weniger großen Einfluss, aber zu sagen dass nun alle so sind, ist schon sehr engstirnig.

Nun gut, das Thema sollte aber eigentlich weniger sein, ob Lehrer über Geld verhandeln oder nicht, ob es notwendig ist, Verträge zu machen oder nicht. Thema war eigentlich, dass es notwendig ist Entwicklung zu fördern und zuzulassen.

Aber die ersten Beiträge fand ich sehr gut und interessant. Es ist schön zu sehen, dass es auch offene und reflektierende Leute gibt.
Nichts ist schlimmer, als Leute die sich über Jahrzehnte nicht weiterentwickeln: sowohl in der Art zu trainieren, der Art Training zu geben, der Einstellung, der Sichtweise, der Denkschemata.
Und davon gibt es viele .... wie ich immer wieder erschreckend feststellen muss!

christoph
14-03-2008, 09:01
Nun gut, das Thema sollte aber eigentlich weniger sein, ob Lehrer über Geld verhandeln oder nicht, ob es notwendig ist, Verträge zu machen oder nicht. Thema war eigentlich, dass es notwendig ist Entwicklung zu fördern und zuzulassen.

Da hat er recht. ;)

Verity
14-03-2008, 10:45
Nichts ist schlimmer, als Leute die sich über Jahrzehnte nicht weiterentwickeln: sowohl in der Art zu trainieren, der Art Training zu geben, der Einstellung, der Sichtweise, der Denkschemata.
Und davon gibt es viele .... wie ich immer wieder erschreckend feststellen muss!

Aber ist das nicht auch eine Art der Stabilität, genauso zu trainieren, Training zu geben, die Einstellung, die Sichtweise beizubehalten?

Manches mag für einen selber als engstirnig oder als Stillstand der Entwicklung gesehen werden. Aber kann ein Schüler die eigene Entwicklung beurteilen?
Ist es nicht genau das, wozu Schüler ihren Lehrer brauchen?
Eine Beurteilung, was den Schüler weiterbringen kann, manchmal auch ohne das der Schüler etwas merkt davon?
Nehmen wir ein nettes Beispiel. Im Film 36 Kammern der Shaolin, wird der Schüler im Anfang in der ersten Kammer, nachdem er versucht hat, es sich leicht zumachen (den Weg der Meister zunehmen ohne naß zuwerden) von einem Meister ins Wasser geworfen.
Dies kann man als Strafe sehen, kann es als Wegweiser sehen, oder oder oder. Aufjedenfall wird der Schüler wieder auf den Weg des Schülers gebracht, zwar naß, aber doch auf den Weg. Als seine Kameraden ihn auslachen wollen, werden sie vom Meister zurecht gewiesen.
Erst nachdem der Schüler versucht hat einen anderen (einfacheren) Weg zu gehen, und er damit nicht durchkam, hat er seine Energien auf das wesentliche gerichtet, auf das Training.

Wenn dem Lehrer die Entwicklung des Schülers egal wäre, hätte er ihn vielleicht gewähren lassen.... der Schüler hat dann einfach sich als Meister gesehen, weil er den Weg benutzen konnte.
Oder der Lehrer hätte die anderen Schüler nicht rügen müssen und der Schüler wäre gedemütigt worden. Vielleicht wäre er dann von sich aus gegangen.
Oder der Lehrer hätte den Schüler für seinen Betrug auch des Klosters verweisen können.

Lehrer sind Menschen, sie haben unterschiedliche Möglichkeiten auf einen Schüler einzugehen. Was der richtige Weg ist, zeigt sich meistens erst nach Jahren, deswegen ist eine Trennung vom Lehrer eigentlich die letzte Möglichkeit und sollte erst wenn alle anderen Wege begangen wurden ausgenutzt werden. Ist meine Meinung.

Jochen Wolfgramm
14-03-2008, 11:50
Ich sehe jetzt nicht, wo sich unsere Beiträge widersprechen. ...

Aber noch etwas deutlicher: es geht nicht um Veränderung um der Veränderung willen. Es geht nicht um unreflektierte Reformierung auf Teufel komm raus. Es geht (mir) darum, Entwicklung zuzulassen wo sie natürlich entsteht. Und dies zu SEINER Zeit. Und das ist natürlich individuell.

Ich meine damit nicht, das jeder Schüler den bequemsten Weg suchen soll. Und wird dieser vom Lehrer nicht geliefert, so wird der gewechselt. Das wird auf die Dauer den Schüler nicht weiterbringen.
Aber an Dingen, Traditionen, Schemata festhalten, nur weil man es so kennt und "schon immer so gemacht" hat, bedeutet für mich ebenso keine Entwicklung. Und keine Entwicklung, Stillstand ist der erste Schritt zurück!
Es ist nur allzu bequem, seinen eigenen Standpunkt als gefestigt anzunehmen und nicht mehr selbst in Frage zu stellen, nur damit man nichts verändern muss.

Dazu ein Zitat meiner Lieblingsband:
"Alles nochmal mach ich nicht,
alles anders, völlig anders wie es ist,
alles nochmal, tödlich spannend langweilig,
alles anders, nochmal anders, trotzdem Ich"

Wer errät welche Band, kriegt nen Gummipunkt. ;)

Huangshan
14-03-2008, 12:46
hy


Aber an Dingen, Traditionen, Schemata festhalten, nur weil man es so kennt und "schon immer so gemacht" hat, bedeutet für mich ebenso keine Entwicklung. Und keine Entwicklung, Stillstand ist der erste Schritt zurück!

Bsp.: Ein Lehrer ist nach China gereist, hat dort bei einem Meister neues gelernt,neue Erfahrungen gesammelt, sich weiterentwickelt. Er verändert das bisherige Konzept und lässt diese Erfahrungen in sein neues Lehrkonzept miteinfließen .


Ein Lehrer sollte einen Schüler auf seinem Weg,Entwicklung begleiten,ihn korrigieren, ein Vorbild .....sein.
Wenn er aber sein Konzept plötzlich wechselt,verändert und diese Veränderungen dem Schüler nicht näherbringen erklären kann, so kann es vorkommen, dass der Schüler irritiert ist und den Gedanken,dem Weg ... des Lehres nicht folgen kann.

Daraus kann Unverständnis,Konflikte usw. enstehen, die dann zu einer Trennung führen können.

Meiner Meinung ist dies oft auf Kommunikations Probleme und auf unterschiedliche Vorstellungen, Entwicklungsstufen,Erfahrungen usw. zurückzuführen .

P.S.: Die Band heißt " Schweisser "

Gruß
Huangshan

christoph
14-03-2008, 13:42
Dazu ein Zitat meiner Lieblingsband:
"Alles nochmal mach ich nicht,
alles anders, völlig anders wie es ist,
alles nochmal, tödlich spannend langweilig,
alles anders, nochmal anders, trotzdem Ich"

Wer errät welche Band, kriegt nen Gummipunkt. ;)

Also ich extrapoliere mal von Deinem Alter, dann so die Art von Text ... Ton, Steine, Scherben oder so? :D

Chin Fu
14-03-2008, 14:33
Wenn ihr genau gelesen habt, habe ich geschrieben es gibt solche und solche.
Ausschlaggebend ist, das ein guter Lehrer nicht nach drei HK besuchen gleich einen Meister hinterherschmeisst.

Lehrer Schüler Verhältnis:

Unsere deutsche Eigenart ist das volle Gegenteil von der Chinesischen: Plagiate, Nachahmung und Ideenklau sind in China normal und Teil der Kultur (hast du etwas nicht, dann borge es Dir) Aus diesem Grund gibt es das Breitschwert in den südlichen Stilen, die Bung Bu im Hung Gar usw.

Wir deutschen Hingegen sehen das als unverzeilichen Diebstal an. Auf keinen Fall soll es Austausch geben. (Nicht immer, aber Geheimniskrämerei gibts hier mehr als in Asien).

Ein guter Lehrer erkennt, wenn er seinen Schüler nicht weiterführen kann und wird ihm sogar einen anderen Lehrer empfehlen.

Das Problem ist : Lernen kann man schnell, begreifen und umsetzen dauert ein ganzes Leben.

Ich hoffe ich habe nicht zu viele verärgert.

Jochen Wolfgramm
14-03-2008, 14:43
Richtig, Huangshan, Kommunikation ist ein wichtiger Punkt! Dahingehend gebe ich auch ChinFu recht: Geheimniskrämerei ist oftmals Kontraproduktiv. Denn hier fehlt die offene Kommunikation. Was wiederum nicht heisst, dem Schüler sofort alles auf dem Silbertablett zu präsentieren. Alles zu seiner Zeit.

PS: Huangshan hat nen Gummipunkt! Schweisser war richtig. Ton, Steine, Scherben pffft .... ;)

Verity
14-03-2008, 18:54
Kommunikation, ein Gespräch kann vieles klären, da sind wir uns wohl alle einig.

Aber manchmal ist dies einfach nicht möglich. Chinesen sprechen meistens kein Deutsch oder die eine Seite will einfach kein Gespräch.

@ Mantis
Manchmal geht es dem Schüler nicht schnell genug, oder er sieht den Fortschritt nicht. Der Schüler geht dann los und sucht sich selber einen neuen Lehrer, weil der alte nicht schnell genug oder falsch für diesen Schüler unterrichtet hat.
Viele junge Schüler bleiben nur sehr kurz...
Wenn ein ältere, erfahrene Schüler etwas besseres für sich entdeckt hat, ist es wichtig, dass er mit seinem Lehrer redet und man zusammen eine Lösung findet. Eine klare Trennung zum Beispiel für beide, damit nicht dem alten Lehrer geschadet wird.
Der alte Lehrer hat viel Arbeit in den Schüler gesteckt und hat vielleicht noch Pläne mit diesem. Der Lehrer schenkt dem Schüler Vertrauen und wird dann damit konfrontiert, dass seine Pläne, sein Wissen, nicht für den Schüler das "Richtige" ist, dass kann sehr verletzend sein.
Also sollte man wirklich sofort, wenn man Zweifel bekommt, mit dem alten Lehrer reden, dass ist man diesem schuldig.
Deswegen sollte man, als erfahrener Schüler, rechtzeitig ein Gespräch suchen und wenn keine Lösung gefunden wird, eine komplette Trennung vollziehen. Oder wenn der alte und der neue Lehrer damit einverstanden sind, von beiden lernen.
Ich halte nichts von mehreren Lehrern eines Stils zur gleichen Zeit. Jeder korregiert und jeder hat einen anderen Schwerpunkt, andere Vorstellungen und der Schüler versucht allen gerecht zu werden. Aber das ist meine Meinung.

@ Chin fu
Stimme dir zu.
Geld ist ein Knackpunkt in der KK.

Chin Fu
16-03-2008, 18:48
Richtig, Huangshan, Kommunikation ist ein wichtiger Punkt! Dahingehend gebe ich auch ChinFu recht: Geheimniskrämerei ist oftmals Kontraproduktiv. Denn hier fehlt die offene Kommunikation. Was wiederum nicht heisst, dem Schüler sofort alles auf dem Silbertablett zu präsentieren. Alles zu seiner Zeit.


Das mit dem Silbertablett ist so ne Sache. In meinen Augen das schwierigste Überhaupt. Man muss den Schüler "anfüttern" um ihn bei der Stange zu halten. Das Silbertablett könnte man ruhig servieren da, wie wir alle wissen, die Umsetzung und das BEGREIFEN sehr lange dauert. Hier besteht dann die Gefahr, das der Schüler nichts anwenden kann und frustriert aufgibt.

Gibt man zu wenig Preis hat man das selbe Problem.

Deswegen kämpfen auch viele Kung Fu Leute im "Kick Box Stil", wobei es meiner Meinung nach schon besser geworden ist, weil es schnell und leicht zu erlernen ist. Der Erfolg (zuminderts bei Meisterschaften) stellt sich relativ schnell ein.

Chin Fu