Krav Maga in Berlin? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Krav Maga in Berlin?



jkdberlin
05-04-2003, 06:18
Ein bekannter von mir kommt für einige Zeit nach Berlin und würde hier gerne sein Krav Maga Training fortsetzen. Gibt es in Berlin eine Krav Maga oder Krav Maga Mayor Schule?

Grüsse

ChamSaoJunge
05-04-2003, 10:45
Hi Frank, ich weiss es gibt eine in der Donaustraße in Neukölln. Hab mal nachgeguckt und voila:

dgorcke@freenet.com

War aber noch nie drinnen, weiss also nicht wie's ist...

jkdberlin
05-04-2003, 10:48
Cool, danke! Habe ich weitergeleitet!

Grüsse

volla72
06-04-2003, 19:02
hallo miteinander,
kann die schule nur empfehlen, trainiere seit letztem jahr dort. inhaber ist p.nagel 4.dan tkd, sehr guter kickboxlehrer und eben auch kmm-instructor. hier gehts echt zur sache für leutchen, die schon was im kk-bereich gemacht haben, die anderen werden - meiner beobachtung nach- extrem schnell und effektiv aufgebaut und auf ernstere situationen realistisch vorbereitet. neben dem sv-effekt wird hier aber auch die fitness auf beste geschult- man gelangt immer genau richtig an eigene grenzen und kommt immer weiter. genug der lobhulderei hier nochmal die anschrifft:

TC 07 KMM Training-Center Berlin-Neuköln in der Sportschule CHOI Berlin
Leiter: Pascal Nagel
KMM Basic Instruktor
Donaustraße 83 / Hof 2 /
12043 Berlin
Tel: 030 • 680 80 911 Fax: 030 • 680 80 912
Mobil: 0 173 • 23 61 852
E-mail: dgorcke@freenet.com

einfach genial!!!! grüße vollafighter

jeanny
03-11-2003, 19:17
Hallo,

ich interessiere mich ebenfalls für Krav Maga in Berlin, leider scheint die Email
dgorcke@freenet.com
nicht mehr zu funktionieren. Per Telefon habe ich auch niemanden erreicht.
Existiert die Schule noch? Wäre nett wen mir dann jemand die aktuelle Email mitteilen könnte, oder aber alternativ andere KM Schulen nennen könnte.
Ich selber bin Anfängerin und meine KK/KS Erfahrungen sind eher gering und schon so an die 10 Jahre her.
Thx4Help

Jeanny

arnisador
03-11-2003, 20:17
Passt vielleicht nicht ganz hier her, aber wo liegt der Unterschied zwichen Krav Maga und Krav Maga Maor?

Zambo
04-11-2003, 09:26
Passt vielleicht nicht ganz hier her, aber wo liegt der Unterschied zwichen Krav Maga und Krav Maga Maor?


Hallo,

soweit ich weiss, hat es beim KMM einige Modifikationen gegeben, wie z.B.: das Weglassen von hohen Fusstritten, andere Taktiken bei Verteidigung gegen Schusswaffen, etc.. Wenn Du es genau wissen willst, dann schreib doch mal Dr. Ralf eine PN, der wird sich gerne dazu äussern.

Gruss, Zambo

Zambo
04-11-2003, 10:06
Ein bekannter von mir kommt für einige Zeit nach Berlin und würde hier gerne sein Krav Maga Training fortsetzen. Gibt es in Berlin eine Krav Maga oder Krav Maga Mayor Schule?

Grüsse

Hallo Frank,

wenn die schon angegebene KMM-Adresse/-Telefonnummer nicht mehr aktuell sein sollte, kann man hier nachfragen:

KMM® Chefinstruktor Deutschland
Kontakt:
Armin Berberich
Blattsteigstr. 1
78052 Villingen-Schwenningen
Tel: 07721-406 304
Fax: 07721-406 305
Mobil: 0172-9855109
E-mail: KMMDarminberberich@t-online.de

Gruss, Zambo

bechtie
19-11-2003, 20:58
Passt vielleicht nicht ganz hier her, aber wo liegt der Unterschied zwichen Krav Maga und Krav Maga Maor?

Hallo,
als IKMF-KM-Instructor kann ich bis heute (nachdem ich mir hier im Forum versucht habe, einen Reim anhand der KMM-Kollegen darauf zu machen) nicht recht nachvollziehen, wo der Unterschied - d.h. die Verbesserungen durch Amnon Maor bestehen.
Manchmal heißt es, KMM wäre weniger sportlich als KM. Aber ich kann nun wirklich nicht sagen, worin KM/Imi "sportlich" sein soll. Ich hab auch nirgendwo spezifiziert gefunden, was die KMM-Leute damit meinen.
Und was auch manchmal erwähnt wird, nämlich hohe Fusstechniken, gibt es im KM als Teil des Curriculums auch nicht (wer hohe Fusstechniken kann, weil er vor seinem Einstieg ins KM etwa Kickboxen o.ä. praktizierte - dem werden sie natürlich nicht ausgetrieben. Aber gelehrt werden sie nicht, zumndest nicht in dem Bereich, den ich überblicke).
Ich hab Der_Ralfs Darstellung im Zusammenhang mit der Pistolenabwehr gelesen, aber er sagt fairerweise selbst, dass es Pro und Contra für beide teilweise unterschiedliche Ansätze gibt.
Also, liebe Kollegen vom KMM, könnt ihr noch mal anhand des einen oder anderen griffigen Beispiels darlegen, worin die Verbesserungen gegenüber dem IKMF-KM liegen? (Und ich will's wirklich nur aus Erkenntnisinteresse wissen, nicht, um mich rumzustreiten).
Gruss, Bechtie,
IKMF-KM-Instructor
www.krav-maga-frankfurt.de

Dr. Ralf
22-11-2003, 16:11
Hallo Bechti,
sorry dass ich erst jetzt antworte, aber da ich einen Zweikampf mit einer 1100 BMW (sie hatte mit 250kg einfach die besseren Argumente) verloren habe, bin ich zur Zeit etwas außer Gefecht gesetzt und komme deshalb nicht sehr häufig dazu, in den Foren zu lesen bzw. zu posten.
Wo liegen also die Unterschiede zwischen KM und KMM? Zunächst mal muss man klarstellen, dass das KM keine so homogene Geschichte ist, wie es immer dargestellt wird. Wenn ich zum Bsp. die Interpretation von Yaron Lichtenstein (9. Dan KM und einziger KM Ausbilder der außerhalb des Wingate Instituts Ausbilderlizenzen für israelische KM Ausbilder vergeben darf) ansehe, dann sind da auch gravierende Unterschiede zu dem, was in der IKMF gezeigt wird.
Die Kritik von Maor bezieht sich auf das, was z.T. als KM verkauft wird und da gibt es durchaus die tollsten Sachen. Ich will nun nicht auf andere KM Derivate eingehen, sondern auf einige Kritikpunkte, die es am Yanilov System aus der Sicht Maors gibt.

Fangen wir mit der Geschichte der Messerabwehr an. Hier gibt es durchaus im KM die Frontalkicks zum Kopf. Sie sind sowohl auf den Videos des Verbandes zu sehen, als auch in dem Buch der IKMF. Ich selbst habe mit ehemaligen IKMF Leuten trainiert und weiß von diesen, dass diese Techniken durchaus im Programm sind und gelehrt werden.
Ich habe selbiges auch schon auf privaten Videos von Yanilov gesehen. Dabei machte er eben nicht nur diese Kickaktion gegen Leute mit stark vorgebeugter Haltung (was evtl. noch zu akzeptieren wäre), sondern auch gegen aufrechtstehende Personen aus dem Rückwärtsgehen heraus mit dem vorderen Bein. Ich muss gestehen, dass ich in dieser Beziehung mit Maor einer Meinung bin und diese Aktionen, gelinde gesagt, nicht für sehr SV relevant halte.

Weiterhin zeigt man nach erfolgreicher Abwehr und Direktkonter eines Messerangriffs von seitlich oben sowie Fixierung des Messerarmes mit der Hand, Dinge, wie Kniestöße zum Körper. Hier ist aber zu bedenken, dass es ein instinktives Verhalten ist bei Kniestößen die Arme in Form einer Gegenzugbewegung zum Körper zu ziehen. Die Chance sich dabei das eigentlich fixierte Messer in den Körper zu stoßen ist dabei signifikant vorhanden. Dies ist übrigens auch auf dem Messervideo der IKMF zu sehen als die Dame bei beherztem Vorgehen das Messer sehr nahe zum Körper brachte und es einmal sogar zum Kontakt der Klinge mit dem Körper kam.

Weiterhin moniert Maor, dass die Deckung gerade beim Zurückziehen der Schläge sportkampfmäßig sehr nahe zum Kopf gezogen wird. Hin und wieder sieht man sogar ein typisches Zufückziehen der Faust an die Kinnspitze. Es ist aber doch gerade auch in Freefights zu sehen, dass diese Art der Deckung nur beim Einsatz von dicken Boxhandschuhen Sinn macht. Ohne dieselben bietet diese Art der Deckung so gut wie keinen Schutz und ist gerade bei verdecktem Angriff mit Stichwaffen kontraproduktiv.

Die Schlagaktionen werden (so sagt Maor) ferner auch eher punktschlagmäßig durchgeführt. Ich weiß, dass dies bei der IKMF so massiv nicht zutrifft, trotzdem erweckt z.B. das Video den Eindruck. Ich weiß aber auch, dass z.B. Yaron Lichtenstein hier einen Punktschlagansatz lehrt der dem klassischen Karate in nichts nachsteht. Maor besteht aber darauf, dass Schläge so durchgeführt und gelehrt werden, dass man durch den Gegner hindurchschlägt. Unter Stress und dem Einfluß von Adrenalin neigt man dazu zu kurz zu schlagen. Ferner muss man davon ausgehen, dass der Gegner nach hinten ausweicht. Ein Punktschlag wird also unter Stress mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht treffen.

Die Simultanaktion Konter Schlagen ist ferner etwas, was Maor kritisiert. Sie ist etwas, was unter Stress selten gut funktioniert, weil eine Sache dabei meistens zu kurz kommt. Gerade bei überraschenden Angriffen ist die Bewegungsführung, welche zum Schlagen benötigt wird, der intuitiven Abwehr und Ausweichbewegung entgegengesetzt.
Bei vorbereiteten Aktionen ist es dagegen nicht selten sinnvoll schon zu schlagen, bevor die Abwehr einsetzt. D.h. Maor ersetzt die Doktrin vom simultanen Blocken und Angreifen durch ein individuelles Anpassen an die Situation und da realisiert man schnell, dass die Simultanaktion eher selten erfolgt.

Ich persönlich habe nichts gegen die KM Variante, finde allerdings auch, dass ein intuitives Verhalten sinnvoller ist, als das festgelegte kombinierte Vorgehen. Wenn ich Yanilov oder Lichtenstein in diesem Zusammenhang dann vom einzig wahren Weg und nicht zu verletzenden Prinzipien reden höre, dann kommen mir hier sehr starke Assoziationen zur EWTO und zum WT.

Natürlich ist es Maor ferner nicht entgangen, dass in der IKMF auch aerobicartige Kurse angeboten werden. Seine Meinung dazu kannst du dir denken.
Ich selbst habe damit allerdings keine Probleme. Wenn die Leute etwas für ihre Fitness tun wollen und sie nicht glauben, dass dies die ultimative SV ist, dann ist dies meines Erachtens OK.

Die Pistolenproblematik haben wir ja bereits angesprochen.

Es gibt also eine Reihe von Kritikpunkten die Maor am KM hat. Einige teile ich, andere auch nicht. Ich selbst zeige meinen Leuten das, was ich für sinnvoll und durchführbar halte. D.h. ich zeige Dinge, die der einzelne vor Ort auch hinbekommt. Hat der Einzelne Probleme mit manchen Dingen, dann kann er von mir auch die Alternativmöglichkeiten sehen. KM bzw. KMM sollte das sein, was für den Einzelnen funktioniert und nicht das einzig Wahre, das von Yanilov, Lichtenstein, Lichtenfeld, Maor oder wem sonst auch immer auf ewig in einen Fels gehauen wurde. KM/M soll auf den Einzelnen angepasst werden und es soll nicht so sein, dass der Einzelne sich in ein festgelegtes Technik und Prinzipienkorsett reinzwängen muss. Sonst könnten wir gleich WT machen.

D.h. ich unterrichte meinen Leuten quasi Ralf Maga und ich wünsche dir die Freiheit das selbe im Rahmen deiner Möglichkeiten zu tun. Dadurch unterscheidet sich der gute Ausbilder vom reinen Plagiator.
Gruß Ralf

bechtie
24-11-2003, 08:42
Hallo Dr_Ralf,

erst einmal herzlichen Dank für die ausführliche und informative Antwort. So stelle ich mir einen Beitrag für eine konstruktive Diskussion vor...

Von Yaron Lichtenstein hab ich nix gehört, aber das muss ja auch nicht sein. Dass KM genauso dem Stilrichtungs-Gewusel unterliegt wie klassische KK kann ich mir vorstellen. Und außerdem: Natürlich ist der Begriff Krav Maga letztlich nicht geschützt - jeder, der die israelischen Sicherheitsstreitkräfte verlassen hat, kann eine Krav Maga-Schule aufmachen und sich selbst als Ausbilder präsentieren. Es gibt ja auch eine Menge KM, das in Bodyguard- und Personenschutz-Schulen gelehrt. Über dessen Inhalt und Qualität weiß man auch nichts. Kann anders sein, kann gut sein, kann schlecht sein.

Zum einzelnen (und das vor dem Hintergrund, dass ich meinen IKMF-instructor's course im Laufe des ersten Halbjahres 2003 durchlaufen und im Juni abgeschlossen habe - man darf also davon ausgehen, dass das während dieser Zeit Gelehrte up-to-date in Sachen IKMF-KM ist)

Was die Frontalkicks zum Kopf betrifft, so haben wir in der Tat den Tritt unters Kinn (!) im Falle eines vornübergebeugt angreifenden Messerträgers (der die Waffe noch in der Ausholbewegung hat!) von Eyal Yanilov gelehrt bekommen. Und eher als eine Option denn als Regelanwendung. Wieso du von anderen IKMF-Leuten das anders erlebt hast, vermag ich nicht zu deuten - allenfalls in der Richtung, dass zumindest meine skandinavischen IKMF-Kollegen häufig einen Thai- oder Kickboxhintergrund haben, der manchmal "durchschlägt". Buch und Videos sind natürlich nicht completely out-of-fashion, dennoch ist ihre Produktion eine Weile her, und ich hab auch in den Videos die eine oder andere Technik gesehen, die wir überhaupt nicht gemacht haben. Ob die dem gedrängten Lehrplan des Instructor's Course oder einer bewussten Entscheidung zum Opfer gefallen ist, vermag ich nicht zu sagen.
Generell gesagt hat Eyal auch "aufrechtstehende Personen aus dem Rückwärtsgehen heraus mit dem vorderen Bein" nicht bewusst gelehrt; ich kann mir das nur als eine Notfalloption, wenn alles schiefgeht, erklären.

Stichwort "Gegenzugbewegung beim Kniestoß zum Körper bei der Messerabwehr - Angriff von schräg oben": Tatsächlich ist auf die Gefahr der Gegenzugbewegung und des sich-wieder-Annäherns deutlich hingewiesen und uns daher eingetrichtert worden, den das Messer fixierenden Arm unbedingt gestreckt mit Druck zum Angreifer zu halten - um zu gewährleisten, das eben die Hand mit dem Messer beim Kniestoß/Tritt in die Genitalien sich nicht wieder dem eigenen Körper nähert. Übrigens wurde auch deswegen der Tritt in die Genitalien bevorzugt - weil bei nicht nur die Effektivität höher, sondern auch der Drang zum Gegenzug geringer ist.
Was die Darstellung im Video betrifft - s.o.

Stichwort "Deckung zum Kopf": Das kann ich mir nun gar nicht erklären, denn ich weiß nicht, was wir ausführlicher gebimst haben als 360er Outside defenses und Inside defenses /palm/forearm) mit relativ weitem Abstand zum Körper gerade wegen der Gefahr, dass ein Messer in der Schlaghand des Angreifers sein könnte. Und dass man das in der Hektik und bei dem Stress gar nicht erkennen kann, ob er hat oder nicht hat. Und dass man deswegen unbedngt auf die Wettkampfdeckung aus den boxenden und kickenden Sportarten verzichten muss.

Stichwort "Punktschlag": Auch da kann ich nur sagen, dass wir immer alle Attacken mit "Eindringtiefe", wie ich es nennen würde, praktiziert haben. Mit einer ganz ähnlichen Begründung wie du sie von Maor nennst.

Stichwort: "Simultanaktion Konter Schlagen " - ich kann Maors Kritik verstehen, bin aber dennoch der Ansicht, dass der Grundsatz der Gleichzeitigkeit von Abwehr und Gegenattacke eines der herausragenden Elemente im KM ist. Und übrigens ist es ja keine absolute Doktrin (das kann man auch im Buch lesen), sondern man soll es versuchen, wenn Ziel/Zeit/Distanz (wie mein früherer, ganz klassischer Kobudo-Lehrer zu sagen pflegte ;-) geeignet sind. Wenn nicht, vor allem, wenn man völlig überrascht wird, beläßt man es mit der Blockbewegung und setzt nach...

Eyal betrachtet KM ja auch als sich weiter entwickelndes System - von daher habe ich von ihm nie was von "nicht zu verletztenden Prinzipien" gehört. Aber wenn die Gelehrten streiten ...;-)
Und was Krav Maga Fitness (was ich auch nicht so schlimm finde, wenn's ne Ergänzung oder Hinführung zum KM ist) anbelangt - und überhaupt der ganze Bereich "Kommerzialisierung", so muss man doch sagen, dass das vor allem auf die US-KM-Leute zutrifft. Und die pflegen eine ziemliche Autonomie gegenüber ihren israelischen Brüdern und Schwestern.
Wenn man näher mitbekommt, in welch peinlichen Zustand die israelisch-englischsprachige und die deutsche Dach-IKMF-Website (und die ganze Organisationsstruktur) befinden, dann ist die IKMF doch weit von Organisationen wie EWTO o.ä. entfernt. Wenn Eyal wirklich die Geldmachmaschine anwerfen wollte, dann verschenkt er derzeit bei PR & Promo & Marketing jede Menge "Potenzial".

Stichwort "Pistolenproblematik": Da finde ich, dass deine bzw. Maors Darstellung außer acht läßt, dass im IKMF-KM die Schwäche der nur einen Hand an der Waffe dadurch versucht wird zu kompensieren, dass man sich bei gestreckt-fixiertem eigenen Arm mit seinem Gewicht schräg nach vorne quasi auf die Waffenhand "lehnt" und so die Bewegungsfreiheit für die notwendigen Sekundenbruchteile einschränkt (währenddessen laufen ja die Counterattacks). Mein Haupt-Trainingspartner ist ein ehemaliger SEK-Polizist mit erheblicher Erfahrung in körperlichen Auseinandersetzungen etc. - und beim Training mit ihm funktioniert das nicht schlecht (und ich bin ein eher kleiner Hampel mit 64 kg).

Was deine Einstellung anbelangt, das für den Einzelnen passende zu lehren, stimme ich dir voll zu. Zumal ich mit meinen mehr-als-20-Jahren-Ju-Jutsu noch einen anderen Hintergrund habe. Ich finde allerdings eine gewisse konzeptionelle Geschlossenheit, wie das KM sie aufweist, auch attraktiv. Und tatsächlich betont Eyal, das KM ein System im eigentlichen Sinne des Wortes ist, das auf Prinzipien beruht, die in sich stimmen und aufeinander Bezug nehmen. Was er damit meint, kann ich gut verstehen - und es bedeutet meiner Ansicht nach nicht, das bestimmte Techniken oder Anwendungen für alle Zeiten unveränderlich sind.

Letzter Punkt: Hat Eyal das alles schon immer so gelehrt? Hat er sich durch Maors (und evtl andere) Kritiken eines Besseren belehren lassen? Das wissen wohl nur die beiden. Im Grunde hat Eyal immer gesagt, das Imi KM als offenes System verstanden habe, das sich permanent Veränderungen und Anpassungen unterziehe - und die Wirksamkeit seiner Techniken und Taktiken ja im Gegensatz zu anderen KK/KS sofort im echten Einsatz deutlich werde.

So weit, so viel erst mal...

Dr. Ralf
24-11-2003, 12:34
Hallo Bechtie,


...
So stelle ich mir einen Beitrag für eine konstruktive Diskussion vor...

ich mir eben auch. :)



Von Yaron Lichtenstein hab ich nix gehört,

Er war einer der ersten Danträger im KM. Er war an der Zusammenstellung des Ausbildungsprogrammes des Wingate Institutes beteiligt und führte lange Zeit auch die größte KM Schule außerhalb des Militärs in Israel.
Seiner eigenwilligen Meinung nach ist KM exakt das, was Imi gelehrt hat und jede Abweichung davon führt dazu, dass man kein KM mehr macht.


Natürlich ist der Begriff Krav Maga letztlich nicht geschützt - jeder, der die israelischen Sicherheitsstreitkräfte verlassen hat, kann eine Krav Maga-Schule aufmachen und sich selbst als Ausbilder präsentieren.

Dies gilt zwar für den Rest der Welt, aber nicht für Israel. In Israel darf man KM nur dann unterrichten, wenn man vom israelischen Staat oder wenn man von Yaron Lichtenstein dafür lizensiert wurde. D.h. entweder macht man den Ausbilder am Wingate Institut oder in der Armee oder bei Yaron Lichtenstein. In jedem Fall muss man die entsprechenden Ausbilderlehrgänge durchlaufen und bestehen.

D.h. jeder der in Israel KM unterrichtet ist auch dazu lizensiert. Wenn also jemand in der Armee Ausbilder war, so hat er auch einen KM Ausbilderlehrgang durchlaufen. Natürlich entsprechen diese Lehrgänge nicht unbedingt den Lehrgängen der IKMF aber die IKMF kann auch (meines Wissens nach) in Israel selbst keine Ausbilder für Israel zertifizieren. Dasselbe gilt natürlich auch für Maor.



Was die Frontalkicks zum Kopf betrifft, so haben wir in der Tat den Tritt unters Kinn (!) im Falle eines vornübergebeugt angreifenden Messerträgers (der die Waffe noch in der Ausholbewegung hat!) von Eyal Yanilov gelehrt bekommen. Und eher als eine Option denn als Regelanwendung.

Das kann ich mir in einer sinnvollen SV Ausbildung auch nicht anders vorstellen. Natürlich haben die Leute, mit denen ich trainiert habe, auch andere Alternativen genutzt. So lange diese Freiheit besteht, ist das ja ok. Problematisch ist allerdings schon, dass diese Sachen publiziert wurden, denn Leute die dies lesen oder sehen, gehen eben davon aus, dass dies aktuelles KM ist.



Stichwort "Deckung zum Kopf": Das kann ich mir nun gar nicht erklären, denn ich weiß nicht, was wir ausführlicher gebimst haben als 360er Outside defenses und Inside defenses /palm/forearm) mit relativ weitem Abstand zum Körper gerade wegen der Gefahr, dass ein Messer in der Schlaghand des Angreifers sein könnte.

Ich denke ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt. Was ich meinte war, dass (auf den Videos zu sehen) beim Schlagtraining die Schlaghand zum Kinn zurückgezogen wurde.
Dies ist auch exzessiv bei dem Ablegerverband in Frankreich zu sehen.
Gegen die 360 Grad Abwehr und Inside Defenses habe ich natürlich absolut nichts einzuwenden.
Natürlich weiß ich, dass diese Sachen individuell unterschiedlich gehandhabt werden. Aber auch hier ist das Problem, dass die Sachen nach Außen hin publiziert werden und dass mancher Ausbilder die Sachen dann auch genau so macht und lehrt.



Stichwort: "Simultanaktion Konter Schlagen " - ich kann Maors Kritik verstehen, bin aber dennoch der Ansicht, dass der Grundsatz der Gleichzeitigkeit von Abwehr und Gegenattacke eines der herausragenden Elemente im KM ist.

Siehst du, hier finde ich, dass man einer speziellen Vorgehensweise zuviel Gewicht verleiht. Die Simultanaktion ist meiner Meinung nach eine Vorgehensweise unter vielen und sie macht manchmal Sinn und andere Male ist sie absolut nicht durchführbar.
Ich habe die Geschichte (KM Variante 360Grad Abwehr und Konter) selbst auch intensiv geübt, musste aber unter Stress feststellen, dass bei gleichzeitigem Blocken und Schlagen (gerade wenn der Block auch seine Funktion erfüllen muss und auf den Blockarm gewisse Kräfte einwirken) die Trefferquote des gleichzeitigen Schlages nicht so hoch ist (gerade auch dann wenn die Leute sich massiv in den Schlag hineindrehen). Nur dann wenn man gut vorbereitet ist und den Angriff quasi im Vorfeld erahnt, hat man eine gute Erfolgsaussicht, wobei dort aber eher der Angriff überwiegt und der Block nur noch dazu da ist, die Restenergie des Anderen aufzunehmen.

D.h. ich habe hier einen deutlichen Erfolgsunterschied beim gemütlichen Üben in der Halle und dem Üben unter massiven Stress festgestellt. Deshalb ist für mich die Simultanaktion zwar eine Möglichkeit, aber eben nicht ein zentrales Element.
Ich tendiere eher nach dem Grundsatz intuitiv so früh wie möglich zu schlagen. Ob das nun vor mit oder nach dem Block ist, entscheidet die Situation und meine spontane Reaktion.



Wenn Eyal wirklich die Geldmachmaschine anwerfen wollte, dann verschenkt er derzeit bei PR & Promo & Marketing jede Menge "Potenzial".

Ich wünsche dir, dass dies für Deutschland auch so bleibt in Anbetracht dessen, was man aus Amerika bezüglich der Lizenz- und Fortbildungsgebüren für Ausbilder hört.



Stichwort "Pistolenproblematik": Da finde ich, dass deine bzw. Maors Darstellung außer acht läßt, dass im IKMF-KM die Schwäche der nur einen Hand an der Waffe dadurch versucht wird zu kompensieren, dass man sich bei gestreckt-fixiertem eigenen Arm mit seinem Gewicht schräg nach vorne quasi auf die Waffenhand "lehnt" und so die Bewegungsfreiheit für die notwendigen Sekundenbruchteile einschränkt (währenddessen laufen ja die Counterattacks).

Klar, das Reinlehnen bei der KM Variante ist ja auch ultrawichtig. Wenn dies nicht gemacht wird, dann besteht intuitiv die Gefahr, dass man sich beim Schlag wieder in die Schusslinie zurückbewegt.
Bei der Pistolenabwehr habe ich ja schon geschrieben, dass ich beide Varianten für akzeptabel halte. Ich denke sowieso, dass es hier keinen Königsweg gibt. Das Wichtigste bei der Sache ist aus der Schusslinie zu kommen und die Waffe zu fixieren. Wenn man das erreicht hat, dann ist schon viel gewonnen. Ob man dabei nun die Yanilov oder die Maor Variante verwendet oder auf die Varianten ausweicht, die neuerdings auf dem Kapap Video zu sehen sind sind sollte doch egal sein. Solange man nicht, wie ich es beim Kokkar gesehen habe, bei einer umständlichen Abwehr-Hebel-Aktion drei mal die Schusslinie kreuzt, kann man mit allen Varianten durchaus Erfolg haben. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass es durchaus Leute gibt, denen die eine Variante besser liegt als die andere und Leute bei denen es umgekehrt ist.

Ist also KMM nun besser oder schlechter als KM? Ich denke Maor hat versucht die Schwachpunkte des KM, welches er erlernt hat bzw. welches er kennt, aus seiner Erfahrung heraus zu verbessern. Dies hat Yanilov mit dem KM, welches er ursprünglich gelernt hat ebenfalls gemacht. Ich halte es in diesem Punkt wie Jim Wagner, der im amerikanischen Forum sinngemäß schrieb: „Alle israelischen SV Ansätze sind praxisorientiert und gut. Keine Variante ist der anderen wirklich überlegen."

Ich denke jeder Ansatz hat seine Stärken und Schwächen. Deshalb versuche ich auch alle Möglichkeiten zu nutzen, um mir einen Überblick über diese Systeme zu verschaffen. Ideal für mich ist das, was mir persönlich am besten liegt und da ist es mir egal, ob dies von Maor, Yanilov, Nardia oder Lichtenstein kommt. Wer die Alternativen kennt, der hat auch die Möglichkeit einem Schüler, dem das Dargebotene im Einzelfall nicht so liegt, eine Alternative anzubieten und dies ist es, was für mich wichtig ist.
Gruß Ralf

bechtie
25-11-2003, 08:33
Hallo Dr_Ralf,

tja - im Grund ist es ja offensichtlich, dass wir beide wohl nicht dogmatisch streng an den Vorgaben von Maor oder Yanilov kleben, deswegen erübrigt sich eigentlich eine weitere Stellungnahme von mir. Daher nur kurz:

Wie ihr Name schon sagt, ist die International Krav Maga Federation ja gerade die Organisation, die neben der IKMA (Israeli Krav Maga Association) von Imi und Eyal gegründet wurde, um KM im Ausland publik zu machen. Naturgemäß hat die IKMF daher direkt mit den IDF nichts zu tun. Dennoch sei mir die Anmerkung erlaubt: Ich selbst war im Januar beim IKMF-Touring&Training in Israel und dabei wurde der fünfte Todestag Imi Lichtenfelds mit einer Gedenkzeremonie in Wingate begangen - anwesend jede Menge Armee-Angehöriger, der Nachfolger Imis als Leiter der Armee-Nahkampfausbildung (hab den Namen damals nicht mitbekommen), der eine Rede zu Imi und zum Armee-KM hielt. Und Rekruten wie Sondereinheiten-Angehörige haben Einsatzdemonstrationen gegeben, Eyal hat ne Diashow von den Anfängen Imis bis zuletzt gezeigt. Unter diesem Eindruck hatte ich zumindest bislang wenig Zweifel, dass es einen Zusammenhang zwischen Yanilovs KM und der Armee gibt (außerdem haben wir einen Vormittag quasi offziell zusammen mit einer Fallschirmjäger-Einheit - also nicht mit Paratroopers, die mal eben privat vorbeigekommen sind - trainiert).

Mir ist auch, ehrlich gesagt, die Sache mit den Dangraden beim KM völlig fremd. Imi hat das Dan-System wohl mal irgendwann übernommen - aber zumindest in der IKMF wurde es Gottseidank wieder abgeschafft. Weißt du dazu Näheres?

Noch ein Wort zum simultanen Abwehr+Gegenattacke: Wir haben immer in verschiedenen Szenarien trainiert: a) Angriff wird früh erkannt --- b) Angriff wird ein bißchen spät erkannt --- c) Angriff kommt völlig überraschend ... und für Szenarion "c" wurde die simultane Abwehr+Gegenattacke auch nicht als praktikabel dargestellt - eher im Gegenteil, wie auch du sagst: Da muss man froh sein, wenn man überhaupt irgendwas halbwegs techniksicher zwischen sich und den Angreifer kriegt. Da gibt es gar keine Differenz zu deiner Einschätzung - auch nicht zu der, dass die Counterattack auch mal dem Block um Sekundenbruchteile vorausgehen darf/soll...



Ist also KMM nun besser oder schlechter als KM? Ich denke Maor hat versucht die Schwachpunkte des KM, welches er erlernt hat bzw. welches er kennt, aus seiner Erfahrung heraus zu verbessern. Dies hat Yanilov mit dem KM, welches er ursprünglich gelernt hat ebenfalls gemacht. Ich halte es in diesem Punkt wie Jim Wagner, der im amerikanischen Forum sinngemäß schrieb: „Alle israelischen SV Ansätze sind praxisorientiert und gut. Keine Variante ist der anderen wirklich überlegen."

Ich denke jeder Ansatz hat seine Stärken und Schwächen. Deshalb versuche ich auch alle Möglichkeiten zu nutzen, um mir einen Überblick über diese Systeme zu verschaffen. Ideal für mich ist das, was mir persönlich am besten liegt und da ist es mir egal, ob dies von Maor, Yanilov, Nardia oder Lichtenstein kommt. Wer die Alternativen kennt, der hat auch die Möglichkeit einem Schüler, dem das Dargebotene im Einzelfall nicht so liegt, eine Alternative anzubieten und dies ist es, was für mich wichtig ist.


Dem schließe ich mich völlig an (und sorry dafür, dass das Posting doch wieder länger geworden ist ;-)
alles Gute!
bechtie, KM-Instructor (Imi-System/IKMF)

wadenbeißer
25-11-2003, 09:14
icc


Ich habe die Geschichte (KM Variante 360Grad Abwehr und Konter) selbst auch intensiv geübt, musste aber unter Stress feststellen, dass bei gleichzeitigem Blocken und Schlagen (gerade wenn der Block auch seine Funktion erfüllen muss und auf den Blockarm gewisse Kräfte einwirken) die Trefferquote des gleichzeitigen Schlages nicht so hoch ist (gerade auch dann wenn die Leute sich massiv in den Schlag hineindrehen).




Hi Ralf,

kannst du bitte die 360° Abwehr etwas näher erläutern? Bin auch in den Ami - Boards immer wieder darauf gestoßen, kann mir aber so richtig nichts drunter vorstellen. Was ist im KM/KMM die Inside Verteidigung? Hoffe das lässt sicher einigermaßen beschreiben..

grüssen

Dr. Ralf
25-11-2003, 11:13
Hi Ralf,

kannst du bitte die 360° Abwehr etwas näher erläutern? Bin auch in den Ami - Boards immer wieder darauf gestoßen, kann mir aber so richtig nichts drunter vorstellen. Was ist im KM/KMM die Inside Verteidigung? Hoffe das lässt sicher einigermaßen beschreiben..

grüssen
Hallo Wadenbeißer,
die inside- defense wird gegen gerade Schläge eingesetzt die direkt zum Körper oder Kopf gerichtet geschlagen werden. Von der Handbewegung ist sie nicht unähnlich dem Parieren beim Boxen oder dem Pak Sao beim WT. D.h. die Hand geht direkt zur Gefahr und klatscht quasi mit der Handinnenfläche bzw. Unterarm auf den Schlag, wobei der angegriffene Bereich aus der Schlagrichtung herausbewegt wird.

Die 360Grad Abwehr ist dagegen die Abwehrvariante gegen Schläge von außen, d.h. Schläge, die über eine Kreis/ Aufwärts oder Abwärtsbewegung auf den Körper bzw. Kopf zukommen.
D.h. z.B. Messerangriffe von oben oder der Seite, Schwinger, hohe Halbkreiskicks usw.
Hierbei wird ebenfalls der Arm in Richtung der Gefahr bewegt. Die Aktion ist den klassischen Blocks nicht ganz unähnlich. Allerdings werden die Abwehrreaktionen ohne Ausholen und ohne jegliche Zusatzbewegung durchgeführt. Überlege mal wie ein Mensch instinktiv reagiert (wenn er noch Zeit dafür hat) wenn ihm jemand eine Ohrfeige geben will. Er wird mit dem Kopf wegzucken und mit seinem Arm barrierenartig zum angreifenden Arm gehen. D.h. der Arm wird instinktiv so bewegt, dass idealer Weise der Oberarm so ausgerichtet ist, dass der Ellbogen parallel zu der Richtung zeigt, aus der die Kraft einwirkt. Der Unterarm ist so gewinkelt, dass er eine möglichst große Angriffsfläche abdecken kann, d.h. dass man sich auch etwas verschätzen kann.
Diese Art der Abwehr kann man nun gegen Angriffe von oben, von der Seite oder von unten machen. Der einzige Unterschied der Abwehrarmbewegung besteht in der Höhe der Anwendung und in der Ausrichtung des Ellbogens zum Unterarm. Wenn Angriffe höher als ca. Hüfthöhe kommen dann ist der Ellbogen tiefer als der Unterarm, d.h. die Hand zeigt nach oben. Ist der Angriff unterhalb der Hüfthöhe, dann ist der Ellbogen höher als der Unterarm und die Hand zeigt eher nach unten. Dies sind aber Dinge, die man schon ganz intuitiv so macht.
Da mit dieser Abwehrvorgehensweise alle Angriffe von außen ungeachtet des Einfallswinkels abgewehrt werden, nennt man diese Art der Abwehr 360Grad Abwehr.
Gruß Ralf