chuckybabe
04-05-2008, 12:47
Man hört immer wieder:
"Der XY ist Profi ..., ... ich will Profi werden ..." oder auch Trainer die ihren Schülern versprechen, "ich mache dich zum Profi, bringe dich in Japan groß raus ..." usw. usw..
Doch wie realistisch sind solche Aussagen? Mit meinem Kumpel Jürgen Lebbing habe ich vor einiger Zeit auf den MT-NRW-Meisterschaften mal intensiv darüber gesprochen und ihm versprochen, mal etwas Konstruktives dazu zu schreiben und zu veröffentlichen. Und welcher Ort wäre dazu besser geeignet, wie das KKB, um hier einfach mal ein paar eigene Betrachtungen zum Thema Profidasein los zu werden und zur Diskussion zu stellen und jungen Nachwuchsathleten ein paar Gedanken mit auf den Weg zu geben:
A) Wie definiert sich ein erfolgreicher Profikämpfer und was sind seine Ziele?
Aus meiner ganz persönlichen Sicht muß ein wirklich erfolgreicher Profisportler im Idealfall mit seinem Sport nach rund 10 Jahren Profidasein soviel Geld mit Kampfbörsen und vorallem Werbeeinnahmen generiert haben, dass er davon zumindest sorgenfrei den Rest seines Daseins leben kann.
Tritt dieser Idealfall nicht ein, muß er mit dem Kampfsport zumindest das folgende erreicht haben und erreichen: Innerhalb seiner Profikarriere genügend Geld mit seinem Sport generieren, dass er sich nur auf den Sport konzentrieren kann und das er sich die Möglichkeiten für eine Anschlußkarriere erarbeitet, damit er nach dem Profidasein seine täglichen Brötchen mit einer wie auch immer gearteten anderen Tätigkeit sichern kann.
Natürlich gibt es auch Profikämpfer, die normal arbeiten gehen, ein wenig mit Fights ihr Einkommen aufbessern, aber von einer erfolgreichen Profikarriere im obigen Sinne kann man da sicherlich nicht sprechen! Wobei, wer bereit ist im Großen und Ganzen ausschließlich für die Ehre und ein kleines Nebeneinkommen zu kämpfen, der hat durchaus meinen größten Respekt.
Wie bereits gesagt, hat dieser letzte Fall aber nichts mit einer erfolgreichen Profikarriere zu tun, da man damit zum einen absolute Professionalität an sich verbindet und zum anderen zwingend den maximal erreichbaren Profit, der im Endeffekt der langfristigen Lebenssicherung dient!
B) Was ist für eine erfolgreiche Profikarriere nötig?
1. Die Grundvoraussetzungen
Talent, eiserne Trainingsdisziplin, eine professionelle Einstellung, eine starke Psyche, ein intaktes soziales Umfeld und excellente Trainingsbedingungen.
2. Einen Trainer mit Zeit
Denn ein Trainer, der keine Zeit hat, sich um eine Profikarriere sportlich zu kümmern, kommt erst garnicht in Frage.
3. Geld
Denn ein Trainer, der einem Profisportler die Pratzen halten, seine Trainingsarbeit planen, platt gesagt Zeit in den Sportler investieren soll etc., der muß bezahlt werden.
4. Ein Management mit Background
Da für 99,9 % aller Sportler gilt, dass sie a) nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen und auch nicht über das Knowhow bzgl. einer professionellen Vermarktung, sollte der Sportler einen Managementvertrag versuchen zu ergattern, der die angesprochenen Defizite beseitigt.
5. Der Sportler muß das Management überzeugen ... !
Damit 4. und die zwangsläufig damit verbundenen Ziele einer erfolgreichen Profilaufbahn aber überhaupt erstmal Realität werden können, muß das Management von dem Sportler überzeugt sein, dass man ihn langfristig und erfolgreich aufbauen kann (sportlich und vermarktungstechnisch) und natürlich auch, dass man mit ihm relevante Summen an Geld verdienen kann.
Nur wenn alle diese Punkte vom Sportler gegeben sind oder erreicht werden, dann wird ein potentes Management Zeit und Geld bei gleichzeitig hohem Risiko investieren, um dem Sportler eine hoffentlich erfolgreiche Profikarriere zu ermöglichen.
C) Die Situation in Deutschland
In Deutschland werden 99 + x % der Sportler niemals eine Profikarriere im oben beschriebenen Idealfall hingelegt kriegen.
Woran liegt dies?
Bei einem Großteil scheitert es schon an Punkt 1 unter B), wobei die Punkte 2 u. 3 unter B) noch erschwerend und parallel zu Punkt 1 oft genug hinzukommen.
Doch, was ist mit dem verschwindend geringem Rest, der B), die Punkte 1 bis 3 erfüllt?
Bei diesen Sportlern scheitert es leider allzu oft an den Punkten 4 und 5 unter B). Dies kann verschiedene Gründe haben. Zwei der Simpelsten davon sollen hier herausgehoben werden: Entweder erkennt der Sportler nicht die Notwendigkeit eines professionellen Managements mit entsprechendem Background oder falls er es erkennt, bekommt er evtl. das potentielle Management nicht von seinen Qualitäten in ausreichendem Maße überzeugt, so daß es erst garnicht zu einem Vertragsabschluß kommt. Daraus folgt, dass der Teil der Sportler, der die Chance erhält, überhaupt erstmal in eine wirklich erfolgreiche Profikarriere zu starten, im Verhältnis zur Gesamtzahl der Aktiven wirklich verschwindend gering ist.
Und die Anzahl der Unternehmen, die einem Kampfsportler ein professionelles Management, Umfeld etc. bieten können, ist wirklich sehr, sehr klein. Im Bereich Boxen gibt es nur ganz wenige Anbieter und im Thai- und Kickboxbereich sieht es noch ärmlicher aus!
D) Meine Empfehlung an die (Profi)Sportler
Träumt nicht blind von der großen Profikarriere, vom großen Geld, kümmert euch lieber vorrangig (wenngleich vielleicht auch parallel) um einen guten Schulabschluß und eine gute Ausbildung.
Thai- und Kickboxen macht auch als Hobby(Wettkampf)sport einen Heidenspaß und ab und zu ein paar Euro nebenher fürs Hobby, sind doch auch nicht zu verachten, genausowenig wie eine gewonnene Medaille oder ein schöner Pokal, wurscht ob 1. oder 2. Sieger. Sieger sind sowieso alle, die sich überhaupt in den Ring trauen!
Wenn ich über ernsthaften und absolut ambitionierten Amateursport mit internationaler Zielsetzung rede, dann kann ich den Sportlern nur empfehlen, sucht euch einen Club, der Boxen im DBV (ehemals DABV e.V. - Deutscher Amateur Box Verband) oder Amateur Thaiboxen im MTBD e.V. (Muay-Thai Bund Deutschland) anbietet. Sich innerhalb dieser Verbände für Meisterschaften national und international zu qualifizieren, evtl. gar zur Olympiade (nur Boxen) oder Weltmeisterschaften (Boxen und Muay-Thai) zu fliegen sind doch wirklich tolle und erstrebenswerte Ziele.
Aber denjenigen, die alle Punkte 1 und 2, ggf. 3 unter B) erfüllen, sei folgendes ins Stammbuch geschrieben:
Sucht euch unter allen Umständen ein professionelles und menschlich faires Management, dass alle wirklich wichtigen Kriterien einhunderprozentig erfüllt, nur dann habt ihr eine Chance es wirklich ganz nach oben zu schaffen und profitabel, sowie langfristig Geld in ausreichendem Maße zu verdienen. Doch seit euch auch darüber im klaren, das Profigeschäft ist knüppelhart, die Profiverträge sind entsprechend restriktiv (logisch, da das Management ja auch enorme finanzielle Risiken eingeht), wer nicht bereit ist, sich voll und ganz auf seine Verpflichtungen zu konzentrieren, diese anzunehmen und zu erfüllen, ist ganz schnell auch wieder weg vom Fenster und abserviert!
Bei allem hier Geschriebenen, muß klar gesagt werden, dass Ausnahmen wie immer im realen Leben die Regel bestätigen. Aber man sollte auch nicht zu sehr darauf hoffen und sich wünschen, dass ausgerechnet man selbst diese eine Ausnahme ist! ;)
Beste Grüße
Euer Chuckybabe
Ps.: Ihr wisst schon, wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :p
"Der XY ist Profi ..., ... ich will Profi werden ..." oder auch Trainer die ihren Schülern versprechen, "ich mache dich zum Profi, bringe dich in Japan groß raus ..." usw. usw..
Doch wie realistisch sind solche Aussagen? Mit meinem Kumpel Jürgen Lebbing habe ich vor einiger Zeit auf den MT-NRW-Meisterschaften mal intensiv darüber gesprochen und ihm versprochen, mal etwas Konstruktives dazu zu schreiben und zu veröffentlichen. Und welcher Ort wäre dazu besser geeignet, wie das KKB, um hier einfach mal ein paar eigene Betrachtungen zum Thema Profidasein los zu werden und zur Diskussion zu stellen und jungen Nachwuchsathleten ein paar Gedanken mit auf den Weg zu geben:
A) Wie definiert sich ein erfolgreicher Profikämpfer und was sind seine Ziele?
Aus meiner ganz persönlichen Sicht muß ein wirklich erfolgreicher Profisportler im Idealfall mit seinem Sport nach rund 10 Jahren Profidasein soviel Geld mit Kampfbörsen und vorallem Werbeeinnahmen generiert haben, dass er davon zumindest sorgenfrei den Rest seines Daseins leben kann.
Tritt dieser Idealfall nicht ein, muß er mit dem Kampfsport zumindest das folgende erreicht haben und erreichen: Innerhalb seiner Profikarriere genügend Geld mit seinem Sport generieren, dass er sich nur auf den Sport konzentrieren kann und das er sich die Möglichkeiten für eine Anschlußkarriere erarbeitet, damit er nach dem Profidasein seine täglichen Brötchen mit einer wie auch immer gearteten anderen Tätigkeit sichern kann.
Natürlich gibt es auch Profikämpfer, die normal arbeiten gehen, ein wenig mit Fights ihr Einkommen aufbessern, aber von einer erfolgreichen Profikarriere im obigen Sinne kann man da sicherlich nicht sprechen! Wobei, wer bereit ist im Großen und Ganzen ausschließlich für die Ehre und ein kleines Nebeneinkommen zu kämpfen, der hat durchaus meinen größten Respekt.
Wie bereits gesagt, hat dieser letzte Fall aber nichts mit einer erfolgreichen Profikarriere zu tun, da man damit zum einen absolute Professionalität an sich verbindet und zum anderen zwingend den maximal erreichbaren Profit, der im Endeffekt der langfristigen Lebenssicherung dient!
B) Was ist für eine erfolgreiche Profikarriere nötig?
1. Die Grundvoraussetzungen
Talent, eiserne Trainingsdisziplin, eine professionelle Einstellung, eine starke Psyche, ein intaktes soziales Umfeld und excellente Trainingsbedingungen.
2. Einen Trainer mit Zeit
Denn ein Trainer, der keine Zeit hat, sich um eine Profikarriere sportlich zu kümmern, kommt erst garnicht in Frage.
3. Geld
Denn ein Trainer, der einem Profisportler die Pratzen halten, seine Trainingsarbeit planen, platt gesagt Zeit in den Sportler investieren soll etc., der muß bezahlt werden.
4. Ein Management mit Background
Da für 99,9 % aller Sportler gilt, dass sie a) nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen und auch nicht über das Knowhow bzgl. einer professionellen Vermarktung, sollte der Sportler einen Managementvertrag versuchen zu ergattern, der die angesprochenen Defizite beseitigt.
5. Der Sportler muß das Management überzeugen ... !
Damit 4. und die zwangsläufig damit verbundenen Ziele einer erfolgreichen Profilaufbahn aber überhaupt erstmal Realität werden können, muß das Management von dem Sportler überzeugt sein, dass man ihn langfristig und erfolgreich aufbauen kann (sportlich und vermarktungstechnisch) und natürlich auch, dass man mit ihm relevante Summen an Geld verdienen kann.
Nur wenn alle diese Punkte vom Sportler gegeben sind oder erreicht werden, dann wird ein potentes Management Zeit und Geld bei gleichzeitig hohem Risiko investieren, um dem Sportler eine hoffentlich erfolgreiche Profikarriere zu ermöglichen.
C) Die Situation in Deutschland
In Deutschland werden 99 + x % der Sportler niemals eine Profikarriere im oben beschriebenen Idealfall hingelegt kriegen.
Woran liegt dies?
Bei einem Großteil scheitert es schon an Punkt 1 unter B), wobei die Punkte 2 u. 3 unter B) noch erschwerend und parallel zu Punkt 1 oft genug hinzukommen.
Doch, was ist mit dem verschwindend geringem Rest, der B), die Punkte 1 bis 3 erfüllt?
Bei diesen Sportlern scheitert es leider allzu oft an den Punkten 4 und 5 unter B). Dies kann verschiedene Gründe haben. Zwei der Simpelsten davon sollen hier herausgehoben werden: Entweder erkennt der Sportler nicht die Notwendigkeit eines professionellen Managements mit entsprechendem Background oder falls er es erkennt, bekommt er evtl. das potentielle Management nicht von seinen Qualitäten in ausreichendem Maße überzeugt, so daß es erst garnicht zu einem Vertragsabschluß kommt. Daraus folgt, dass der Teil der Sportler, der die Chance erhält, überhaupt erstmal in eine wirklich erfolgreiche Profikarriere zu starten, im Verhältnis zur Gesamtzahl der Aktiven wirklich verschwindend gering ist.
Und die Anzahl der Unternehmen, die einem Kampfsportler ein professionelles Management, Umfeld etc. bieten können, ist wirklich sehr, sehr klein. Im Bereich Boxen gibt es nur ganz wenige Anbieter und im Thai- und Kickboxbereich sieht es noch ärmlicher aus!
D) Meine Empfehlung an die (Profi)Sportler
Träumt nicht blind von der großen Profikarriere, vom großen Geld, kümmert euch lieber vorrangig (wenngleich vielleicht auch parallel) um einen guten Schulabschluß und eine gute Ausbildung.
Thai- und Kickboxen macht auch als Hobby(Wettkampf)sport einen Heidenspaß und ab und zu ein paar Euro nebenher fürs Hobby, sind doch auch nicht zu verachten, genausowenig wie eine gewonnene Medaille oder ein schöner Pokal, wurscht ob 1. oder 2. Sieger. Sieger sind sowieso alle, die sich überhaupt in den Ring trauen!
Wenn ich über ernsthaften und absolut ambitionierten Amateursport mit internationaler Zielsetzung rede, dann kann ich den Sportlern nur empfehlen, sucht euch einen Club, der Boxen im DBV (ehemals DABV e.V. - Deutscher Amateur Box Verband) oder Amateur Thaiboxen im MTBD e.V. (Muay-Thai Bund Deutschland) anbietet. Sich innerhalb dieser Verbände für Meisterschaften national und international zu qualifizieren, evtl. gar zur Olympiade (nur Boxen) oder Weltmeisterschaften (Boxen und Muay-Thai) zu fliegen sind doch wirklich tolle und erstrebenswerte Ziele.
Aber denjenigen, die alle Punkte 1 und 2, ggf. 3 unter B) erfüllen, sei folgendes ins Stammbuch geschrieben:
Sucht euch unter allen Umständen ein professionelles und menschlich faires Management, dass alle wirklich wichtigen Kriterien einhunderprozentig erfüllt, nur dann habt ihr eine Chance es wirklich ganz nach oben zu schaffen und profitabel, sowie langfristig Geld in ausreichendem Maße zu verdienen. Doch seit euch auch darüber im klaren, das Profigeschäft ist knüppelhart, die Profiverträge sind entsprechend restriktiv (logisch, da das Management ja auch enorme finanzielle Risiken eingeht), wer nicht bereit ist, sich voll und ganz auf seine Verpflichtungen zu konzentrieren, diese anzunehmen und zu erfüllen, ist ganz schnell auch wieder weg vom Fenster und abserviert!
Bei allem hier Geschriebenen, muß klar gesagt werden, dass Ausnahmen wie immer im realen Leben die Regel bestätigen. Aber man sollte auch nicht zu sehr darauf hoffen und sich wünschen, dass ausgerechnet man selbst diese eine Ausnahme ist! ;)
Beste Grüße
Euer Chuckybabe
Ps.: Ihr wisst schon, wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :p