Erle über Tuishou [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Erle über Tuishou



Trinculo
13-05-2008, 13:40
Erle On Tui Shou - 紅葉 - Red Leaves (http://www.emptyflower.net/forums/index.php?showtopic=4709)

Grüße,

Trinculo

shoshin
13-05-2008, 19:09
autsch :confused:

das schlimmste, gleich nach diesem ewigen hin- und hergelaufe beim reden, ist, dass der gute mann in jedem video eigentlich fast nur redet und nie wirklich was zeigt.

allerdings ist mein videowissen was ihn angeht auch ziemlich klein, da ich seine art enorm anstrengend finde.

inhaltlich war bei dem ganzen nicht wirklich viel dabei. ein paar sachen würde ich durchaus bestätigen, aber das hätte man auch in einer minute von sich geben können.

bluemonkey
14-05-2008, 07:23
Wenn man sein Marketing dahingehend ausgerichtet hat, dass man "Geheimnisse'" und das "wa(h)re Taijiquan" verkauft, die das öffentliche (Mainstream-;)-Taijiquan nicht kennt, dann ist ein derartiger Auftritt durchaus konsequent.
Mit dem starken Zurücklehnen des Oberkörpers hat er IMHO recht.
Ich kann mir jedoch durchaus Situationen vorstellen, in denen es sinnvoll ist, eine Translation und nicht nur eine Rotation des Dantian durchzuführen.
Auch wenn er einem Schlag oder Bus zur Seite ausweicht, muss er sein Dantian mehr als rotieren, außer er lehnt den Oberkörper zurück oder zur Seite, aber das will er ja auch nicht:p.
Offensichtlich haben ihm seine Lehrer nicht erklärt, was man mit und wie man
Pushhandsroutinen richtig übt, sonst würde er so etwas nicht von sich geben.

Bewegt der sich beim Kämpfen eigentlich auch so komisch, wie beim Labern?:)

Trinculo
14-05-2008, 07:55
Nicht, dass er nicht mit vielem recht hätte, was er sagt ... aber er zeigt auch nicht, worauf es ankommt, sondern lediglich, was "alle anderen" in seinen Augen falsch machen. Erinnert mich zeitweise an Matt Fureys Werbemails :)

tsange
14-05-2008, 08:36
Mit dem starken Zurücklehnen des Oberkörpers hat er IMHO recht.


habs gestern angesehen und nicht mehr genau im kopf, aber ich glaube, das karikaturhafte nach-hinten-lehnen ordnet er dem CMC zu, bei dem ich mir das absolut nicht vorstellen kann (ich bin stolze besitzerin der 4 CMC-dvds, die heuer herausgekommen sind, und gerade die selbstverständlichkeit und sparsamkeit des "verschwindens" gegenüber angriffen - als würde sich die aufprallstelle einfach verflüssigen - finde ich bei CMC sehr faszinierend)

Klaus
14-05-2008, 11:13
Er bezieht sich da auf manche Mainstream-Yang-Schulen wo die Schüler sich tatsächlich im Fixed-Step einfach weit rauslehnen damit man sie nicht anfassen kann, was mit Taiji nichts zu tun hat. Es gibt aber auch deutsche Yang-Lehrer die das nicht machen und das "Wie Dampf nicht zu greifen sein" gut machen.

ThomasR04IG
14-05-2008, 14:34
Ich weiß nicht ob oder wievielen es schon bekannt ist, aber sogut wie alle Videos von Erle Montaigue findet man auch hier: *click* (http://www.taiji-qigong.co.uk/Books.html#4)

So findet man dort auch:
Tai Chi: The Secret of the Yang Family: Volume One (http://www.youtube.com/watch?v=XhZicfx-7mc)
MTG300: The Secret Houses of the Yang Family: Volume Two (http://www.youtube.com/watch?v=7-vHDR5Lg4A)
MTG301: The Secret Houses of the Yang Family: Volume Three (http://www.youtube.com/watch?v=w3dTHBKG77o)

MfG
Thomas

laoshu
14-05-2008, 14:52
Soweit ich mich erinnere, hatte ich bereits ein vid von Erle im "Schein-Meister"-thread gepostet, das allerdings geflissentlich übersehen wurde. Da keimte in mir der Verdacht auf, ich wäre einmal mehr nichts Böses ahnend im Fettnäpfchen baden gegangen und hätte einem absolut indiskutablen Protagonisten der Szene den Weg in dieses board geebnet.
Kann mir jemand von den Kennern eine kurze Info zu diesem hyperaktiven Herrn geben?
Finde es übrigens gar nicht schlecht, wenn jemand bei der Demonstration seiner inneren Kräfte gleichzeitig einen Vortrag hält. Sollte derjenige nämlich nicht innerlich arbeiten, könnte es schwer werden mit der Konzentration auf den Inhalt des Gesagten und der leicht gehauchten Stimme:).
Alles Liebe,
laoshu

T. Stoeppler
14-05-2008, 15:43
Kurzinfo zu Erle Montaigue:

Kommt aus der 70er Jahre Kampfkunst Szene, in seiner Jugend Ringer und ehemals Schüler von Chu King Hung, hat eine gewisse Menge JKD trainiert.
Er hat eine Yang-Stil Variante gelernt und für sich umgemünzt, die er als "old Yang Style" verkauft. Zusätzlich hat er in den 80er das Dim-Mak (oder Dian Xue) im Taijiquan recht populär gemacht.

Erle ist dafür bekannt, seine Kampfkunst allgemein als sehr SV-betont zu unterrichten.

Da sich an seinen stellenweise sehr unorthodoxen Herangehensweisen die Geister sehr scheiden, wird auch gerne im Internet über ihn hergezogen.

Gruss, Thomas

Klaus
14-05-2008, 16:56
Was aber auch an seinen merkwürdigen Erläuterungen ala "the feet leave the ground on fajin" liegt, oder solchen bei denen Bagua auch immer irgendwas mit ST-4711 zu tun hat. Wenn einer gegen gute Leute im PH nur eine Chance hat indem er denen zwischendurch mal plötzlich eine langt, dann mag das sicher wirkungsvoll und hilfreich in der SV sein, man kann aber nicht behaupten das wäre das Geheimnis von Taiji und Bagua.

Ronny Wolf
14-05-2008, 17:24
Also irgendwie verstehe ich seine Aussage nicht, daß sich beim "richtig" Pushhands das Zentrum nicht bewegt. Also ich habe sowohl beim Yang-Stil als auch beim Chen-Stil gelernt, daß man neben der Drehung auch sein Gewicht auf das hintere Bein verlagert. Damit bewege ich automatisch auch mein Zentrum nach hinten, oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Spieler
14-05-2008, 17:55
von Ronny Wolf:
"Also ich habe sowohl beim Yang-Stil als auch beim Chen-Stil gelernt, daß man neben der Drehung auch sein Gewicht auf das hintere Bein verlagert. Damit bewege ich automatisch auch mein Zentrum nach hinten, oder habe ich da etwas falsch verstanden?"

JAIN!
Natürlich wird am Anfang immer auch mit vor und zurück gearbeitet.
Allerdings gibt es eben auch die Möglichkeit(vor allem bei sehr guten Leuten), ohne Vor- und Zurück-Bewegung (oder eben nur mit minimaler) zu agieren.
Hier rotiert dann das Dantien zB. um eine vertikale Achse, so dass bspw. die linke Körperhälfte zurückweicht und den Gegener ins Leere laufen lässt und die rechte Hälfte nach vorne geht und so den Gegener trifft.
Du rennst quasi gleichzeitig ins Leere und vor eine Wand...

Ein anderes Bild wäre das einer Drehtür:
Du gibst ihr einen Schubs und bekommst dann durch deinen eigenen Schubs von der Seite/hinten eine drüber.

Das geht natürlich auch mit einer horizontalen Drehachse und mit allen möglichen Diagonalen Achsen.
Das Ziel soll sein, seinen eigenen Raum bzw. Standpunkt nicht zu verlassen und trotzdem zu neutralisieren/umzuleiten/zurückzuwerfen.
Keine eindeutige Yin-Bewegung um dann eine Yang-Bewegung folgen zu lassen. Yin und Yang verschmelzen zu einer Bewegung.
Kein Zurückweichen mehr. Nur Rotieren.

Hoffe, das war verständlich?

Anfang:
Alles groß, viel hin und her.

Später:
kleine Bewegungen und wenig bis keine Vor- und Zurückbewegungen

EDIT:
Ich bin nicht bei Erle. Kann also nur vermuten, dass er es so meint.
Zumindest kenne ich das von mir Beschriebene von meinem Lehrer und seinen fortgeschrittenen Schülern.

Ronny Wolf
14-05-2008, 19:50
Hoffe, das war verständlich?


Ja, war es. Vielen Dank. Prinzipiell ist mir das Prinzip des sich drehenden Rades (oder Balles, wenn man alle Richtungen berücksichtigt) bekannt. Ich hatte mich nur gewundert, weil ich selbst Großmeister beim Pushhands gesehen habe, die sich vor und zurückbewegt haben. Aber es kann natürlich sein, daß sie dies nur zu Demonstrationszwecken gemacht haben, oder weil ihre Partner noch nicht so weit waren.

Klaus
14-05-2008, 20:35
Nein, das ist simpel EIN Mittel, von mehreren. Es hat schliesslich einen Grund warum die PH-Übungen die Verlagerung vom vorderen auf den hinteren Fuss und zurück enthält. Dass man auch in der Mitte noch agieren kann heisst nicht dass vor und zurück gehen keine sinnvolle Sache ist. Das unsinnige Weglehnen ist eine übertriebene Ausführung davon, in der korrekten Ausführung bleibt man so weit vorne dass man wieder nach vorne rotieren kann, und nicht hinten festgenagelt ist. Ausserdem lässt das nach hinten gehen auch schlicht einen Schritt zu um eine ungestüme Vorwärtsbewegung eines Angreifers gegen ihn zu nutzen, so "schlimm" ist das nicht. Es ist nur als "Mittel" in einer Fixed-Step-Übung Quatsch, insbesondere wenn man total aus der Lage geht in der man Stabilität hat. Es gibt da eine Linie die man nicht überschreiten darf, ausser man setzt das planmässig ein. Ganz weit nach hinten absitzen damit man nicht "verliert", aber auch nicht mehr agieren kann, das ist das Mittel das leider zeitweise recht verbreitet war. Habe ich bei anderen Stilen sogar ganz extrem gesehen, das war regelrechte Mattenflucht auf der Stelle, in der Hoffnung der gegnerische Dödel lehnt sich dann auf einen drauf.

bluemonkey
14-05-2008, 22:28
J Ich hatte mich nur gewundert, weil ich selbst Großmeister beim Pushhands gesehen habe, die sich vor und zurückbewegt haben. Aber es kann natürlich sein, daß sie dies nur zu Demonstrationszwecken gemacht haben, oder weil ihre Partner noch nicht so weit waren.

Nein, das hat Erle doch klar gesagt:

Die machen das nur, um die Öffentlichkeit verarschen und von den wahren Geheimnissen abzulenken ("red herring"):p. Wenn die unter sich sind, üben die so:

YouTube - MTG300: The Secret Houses of the Yang Family: Volume Two: (http://de.youtube.com/watch?v=7-vHDR5Lg4A)

Beine in Parallestand, leicht nach vorne lehnen, bei Fajin nach oben abspringen!

Dass Erle recht hat, kannst Du leicht überprüfen:
Mach das so, und Deine Lehrer werden behaupten, das wäre nicht richtig, weil sie

a.) die wahren Geheimnisse nicht kennen
b.) die wahren Geheimnisse vor Dir verschleiern wollen

und wenn die dich so richtig verarschen wollen, dann bringen die Dir noch Pushhands mit Schritten bei :ups:

Ich nehme an, für die Original-Yang-Lu-Chan-Form braucht man wenig Platz, weil man ja nur rotiert :cool:, daher hieß der ja auch "Yang, der nicht kämpft"!

T. Stoeppler
15-05-2008, 06:43
Beine in Parallestand, leicht nach vorne lehnen, bei Fajin nach oben abspringen!


Erle hat mir mal gesagt, dass er ein Fajin mit Erdung macht, wenn er jemanden weit weg pushen will. Sein "shaking" Fajin soll die Beine mitnehmen, entweder in einen Schritt, einen Kniestoss oder als Setup für die nächste Aktion.

Wenn man explosionsartig die Wirbelsäule flektiert, werden die Beine eben leicht mit angehoben. Wenn man das in Bewegung macht, kann man einen kurzen, schnellen Schritt damit einleiten, aber ohne nach oben zu springen - die Beine werden eben gezogen.

Witzigerweise mache ich das seit ein paar Jahren auch so - zugegeben im Pushhands aber so gar nicht. Das Problem ist eben, dass viele Leute im Taijiquan-PH das Fajin als Distanzüberbrückung benutzen. Das ist zwar für SV ganz ok, aber beim Üben kommt es eben auf subtile Positionierung an, anhaften und dann Fajin-loslassen, dann kommt man auch nicht auf die Idee, hüpfen zu müssen.

Gruss, Thomas

bluemonkey
15-05-2008, 07:52
Wenn man explosionsartig die Wirbelsäule flektiert, werden die Beine eben leicht mit angehoben.


IMHO nicht, wenn man gleichzeitig in die Beine sinkt.
In meinem rudimentären Verständnis ist ein Fajin eine Entladung vom Dantian aus in alle Richtungen gleichzeitig, (der zumindest in zwei). D.h. zu jeder Bewegung gibt es eine Gegenbewegung, der Schwerpunkt bleibt einigermaßen auf einer Stelle.
Außer natürlich, wenn das ganze in einer Bewegung oder einem Sprung geschieht, oder um eben zu hüpfen.

für mich macht es einen gefühlten Unterschied,

-ob ich beim Fajin geerdet bleibe
-ob ich mich von dem Schlag "mitziehen" lasse
-ob ich während eines Sprunges ein Fajin mache (ohne Erdung aber auch von der Sprungbewegung unabhängig)
-ob ich springe und beim Aufsetzen eines oder mehrerer Beine ein geerdetes Fajin durchführe

Wenn man natürlich den Gegner in einer PH-Distanz-Situation einigermaßen aus dem Zentrum gebracht hat, oder sich sicher ist, dass der andere keine Chance gegen die Technik hat, kann man auch einen eingesprungenen Ellenbogen bringen.
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass das gegen gute Leuten in einem ziemlich weiten Abflug oder unsanften Aufprall auf dem Boden enden kann.
Ein wichtiges Prinzip des Tajiquan ist in meinen Augen die stetige Wandelbarkeit und das Anpassen an die Situation. Ohne Bodenkontakt kann ich die Bewegung meines Schwerpunktes nicht mehr beeinflussen, das schränkt meine Möglichkeiten des Wandelns in diesem Moment stark ein.
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen es sich ergibt, dass ein Sprung oder Schritt sinnvoll ist.

Allerdings habe ich eigentlich gar keine Ahnung von Fajin und gehöre auch nicht zu dem Spontan-Fajin-Club hier on Board. :).
Ich komme nur aus einer sehr erdungsverliebten Richtung;):p

Ich bin durchaus der Überzeugung, dass man mit dem, was der Erle so treibt in den einschlägigen Pubs seiner Heimat gute Überlebenschancen hat.
Mich nervt nur, dass jemand (auch wenn er die sieben geheimen Kammern der Yangolin durchlaufen hat) IMHO wichtige Grundübungen als unnötig, dumm, gegen die :verbeug:"heilige Schrift des Tajiquan" (Klassiker) verstoßend :ups: bezeichnet, ohne auf die tiefere Bedeutung der Übungen einzugehen (zu kennen?).

Trinculo
15-05-2008, 08:07
Mehr Ansichtsmaterial gibt's hier ;)

h**p://www.bullshido.net/forums/showthread.php?t=58500

Ronny Wolf
15-05-2008, 08:13
Nein, das ist simpel EIN Mittel, von mehreren.

Danke, so hatte ich das eigentlich auch bisher gesehen.


und wenn die dich so richtig verarschen wollen, dann bringen die Dir noch Pushhands mit Schritten bei :ups:


Was? :ups: Jetzt fühle ich mich wirklich verarscht. ;) Na, das werde ich heute abend gleich mal meiner Lehrerin sagen. :cool:

T. Stoeppler
15-05-2008, 10:05
IMHO nicht, wenn man gleichzeitig in die Beine sinkt.

Klar kann man das verhindern, oder das Sinken und Heben kombinieren. Es gibt Leute, die haben eine so elastische Qualität, dass sie aus einem Fajin heraus 3 Meter weit springen.

Gruss, Thomas

Klaus
15-05-2008, 16:29
So ziemlich alle anderen nehmen die Füsse nicht vom Boden wenn es nicht unbedingt sein muss. Natürlich kann man auch mit Fajin aus der Luft arbeiten, das ist nur bei weitem nicht so stark weil man sich sonst selbst wegkatapultiert, der MUSS dann in der eigenen Masse gerootet werden, und kann sich nicht voll entfalten. Auch ein guter Fajin macht Gebrauch von einem Groundpath, das ist der Amboss auf dem die Schlacht geschlagen und der Feind gebrochen wird. ;) Als die Bemerkung das erste Mal fiel, war Erles Fajin simpel ein SPRUNG in den Gegner, das war zu einer Zeit als die Leute aufgrund wörtlicher Übersetzungen noch dachten das wäre eine Welle in den Boden die dann vom Boden reflektiert werden muss weil Kraft vom Boden und so. Das war immer schon Blödsinn. Und aus dem Grund war mir Erle von da an suspekt, das ist so 10 Jahre her. Ein Bekannter von mir hat mal schon Anfang der 90er längere Zeit mit ihm konferiert, und was da kam war viel Zeug was an den Haaren herbeigezogen war, und für jemanden der das selbst kann absolut unglaubwürdig. Mittlerweile mag er sich gebessert und in einigen Ansichten geändert haben. Wie einige schon gemerkt haben mischt er lustig JKD, Boxen und dergleichen mit Taiji, und kann offenbar auch keine Setups aus dem PH wie sie z.B. Ma Jiangbao vormacht, ohne Zappeln, Tempowechsel, und hektisch ziehen und reinhauen. JKD/WC eben, nix "Lead to emptiness, then, attack". Bei einem Ma-Fajin sieht man bei ihm gar nichts, nur der Partner hebt einen halben Meter vom Boden ab. Der bewegt sich unten überhaupt nicht, und abspringen muss er auch nicht um Kraft zu generieren. Natürlich kann man so die Distanz überbrücken, man verliert aber Wirkung. Sowas ist mehr Long Jin, Fajin beinhaltet üblicherweise eine Kontaktnahme VOR der Phase in der der Körper feuert, und dann muss sich das Objekt in der Reichweite des Fajins und der Root befinden, sonst läuft er aus bevor er trifft. Das ist im Prinzip etwas wie eine 2. Phase in einem Schlag, der Schlag kommt mit langsam/langem Jin, trifft, und dann feuert ein Teil des Körpers nochmal, und das mit Fa. Das gleiche hatte ich beim Werfen, da kommt die lange Armbewegung, und in etwa über dem Kopf wird der Körper steif und feuert nochmal, mit einem extrem kurzen Hub. Ich bin immer wieder erfreut wenn Leute sowas überhaupt nicht kennen.

bluemonkey
16-05-2008, 04:29
Mehr Ansichtsmaterial gibt's hier ;)

h**p://www.bullshido.net/forums/showthread.php?t=58500

Mein Favorit:p:

YouTube - MTG77: Fighting Against A Grappler: Erle Montaigue (http://de.youtube.com/watch?v=Bvf6MAV3vBA)

Ist übrigens nicht da einzige Video, in dem sich der Schüler zwischendurch irgendwo kratzen muss:rolleyes::p

Spieler
16-05-2008, 12:53
Nein, das ist simpel EIN Mittel, von mehreren. Es hat schliesslich einen Grund warum die PH-Übungen die Verlagerung vom vorderen auf den hinteren Fuss und zurück enthält. Dass man auch in der Mitte noch agieren kann heisst nicht dass vor und zurück gehen keine sinnvolle Sache ist. [...] Ausserdem lässt das nach hinten gehen auch schlicht einen Schritt zu um eine ungestüme Vorwärtsbewegung eines Angreifers gegen ihn zu nutzen, so "schlimm" ist das nicht. Es ist nur als "Mittel" in einer Fixed-Step-Übung Quatsch, insbesondere wenn man total aus der Lage geht in der man Stabilität hat.[...]

JA klar, wenn du halt ganz normal dein Push Hands übst, dann gehst du halt vor und zurück und so. Das gehört ja auch zur Routine. Was ich meine ist genau der Moment in dem du auf einen Vorstoß des Gegeners reagierst.
Da sieht man meistens bei den "großen" Leuten, dass bei denen nicht so viel passiert und der andere trotzdem fliegt/fällt/abprallt. Das ist IMHO das, was ich oben beschrieben habe.
Natürlich kann man auch einen ungestümen Angriff durch zurück-gehen, oder zur-Seite-gehen, oder Gewichtsverlagerung neutralisieren.
Aber die Betonung liegt auf KANN! Ich find es halt schöner, wenn man das nicht MUSS!

Und zu den Schritten wollt ich noch sagen, dass die natürlich gemacht werden, wenn ich eben kein fixed step mache, sondern eben mit Schritten, oder ganz frei. Aber das ist doch klar, oder???
Nicht umsonst gibt es das Chinesische Sprichwort, dass man wenn man einem Schüler wahres Gongfu vorenthalten will, ihm nur nicht richtige Schrittarbeit beibringen braucht. (richtig heißt hier: die zum Stil gehörende! Es gibt natürlich viele verschiedene Systeme, die alle ihren Sinn haben können.)

Ronny Wolf
16-05-2008, 13:54
JA klar, wenn du halt ganz normal dein Push Hands übst, dann gehst du halt vor und zurück und so. Das gehört ja auch zur Routine. Was ich meine ist genau der Moment in dem du auf einen Vorstoß des Gegeners reagierst.

Wenn es aber zur Routine gehört, frage ich mich, warum man dann von "richtig" oder "falsch" spricht. Letztendlich ist doch die Frage, als was man die Pushhands-Übung sieht. Aber das wurde ja schon in unzähligen Threads diskutiert. Wenn man es als ultimatives Ziel sieht, einen Angriff auch ohne Verlagerung des eigenen Zentrums zu neutralisieren, ist das in meinen Augen in Ordnung. Aber anderes Pushhands muß deswegen noch lange nicht falsch sein, oder?

Spieler
16-05-2008, 14:22
Wenn es aber zur Routine gehört, frage ich mich, warum man dann von "richtig" oder "falsch" spricht.

Das kann ich dir leider auch nicht verraten.
Sicher gehört zu fast allen mir bekannten Fixed-Routinen eine Gewichtsverlagerung und das ist auch gut so! Das ist eben Teil der Übung, stärkt die Beine, öffnet die Hüfte, hilft Ober- und Unterkörper zu koordinieren usw.usf....

Natürlich ist dieses lehnen, was Erle kritisiert sicherlich nicht sinnvoll als Teil der Routine, auch wenn es manchmal (selten) nützlich sein kann.


Wenn man es als ultimatives Ziel sieht, einen Angriff auch ohne Verlagerung des eigenen Zentrums zu neutralisieren, ist das in meinen Augen in Ordnung. Aber anderes Pushhands muß deswegen noch lange nicht falsch sein, oder?

Dazu kann ich nur mich selbst zitieren:

Natürlich kann man auch einen ungestümen Angriff durch zurück-gehen, oder zur-Seite-gehen, oder Gewichtsverlagerung neutralisieren.
Aber die Betonung liegt auf KANN! Ich find es halt schöner, wenn man das nicht MUSS!

Vielleicht sollte ich auch zusätzlich noch die Betonung auch ICH legen. Ich finde das einfach G***, wenn mein Lehrer mich auf die Matte schickt und dabei nichtmal groß ausweicht. Kurze Rotation und feddich is die Lauge!


Und was ich nochmal dazu sagen muss ist, dass ich mit Erle nichts am Hut habe und auch nicht komplett seiner Meinung bin!!!
Ich hab mir lediglich diese Dreh-Geschichte rausgegriffen, da das etwas ist, auf das bei uns eben sehr stark Wert gelegt wird.

Klaus
16-05-2008, 14:29
Es ist auch ein Witz wenn ausgerechnet Erle über "falsches Tuishou" spricht, bei dem ist mehr JKD drin als sonstwas. Was allerdings stimmt ist dass richtig nach hinten lehnen höchstens als Meidbewegung taugt, gegen Druck arbeitet man so nicht. Ich kenne aber niemanden der sich rückwärts lehnt, ausser er verliert gerade, ansonsten setzen sich Leute höchstens nach hinten ab, was solange ok ist wie die die Power besitzen daraus auch wieder rauszukommen. Nur weil er sowas nicht kann ist es nicht falsch, das ist absolut Bullshit. Ich kann es mangels Training auch nicht (mehr), aber wer täglich solche tiefen Sitzmanöver übt und die Kraft dafür hat sich da immer noch gut zu bewegen hat eher eine Waffe mehr im Gepäck.

Trinculo
16-05-2008, 14:42
Es ist auch ein Witz wenn ausgerechnet Erle über "falsches Tuishou" spricht, bei dem ist mehr JKD drin als sonstwas.

Komisch, kommt mir irgendwo her bekannt vor ... aus dem KKB ... auch im Zusammenhang mit "echtem, richtigem, kämpferischem" Taijiquan und Genmohn oder so ähnlich ;)

Klaus
16-05-2008, 14:48
Wobei der auch "Taiji-Meister aller Klassen" schlicht wegschieben kann, ohne Tempowechsel, und wird selbst von diesem keinen Millimeter vom Fleck bewegt. Die würde ich nicht vergleichen.

Trinculo
16-05-2008, 15:00
Nur in Bezug auf JKD-Einflüsse im Allgemeinen ;) Du hast recht, beim Tuishou hatte er es nicht im Geringsten nötig, "kreative" Manöver einzusetzen. Auch sonst zweifle ich seine Fähigkeiten nicht an ... nur manchmal seine Nomenklatur :)

bluemonkey
16-05-2008, 16:24
Ist JKD keine IMA? "Become like water" und so...?

Klaus
16-05-2008, 16:29
Da man dort nicht unbedingt fokussiert ist, innere Kraft zu entwickeln, würde ich mal sagen NEIN. Ein paar pseudophilosophische Floskeln machen keine IMA. Aber dass es nicht um "sanft" gehen muss zeigen andere IMAs wie Baji (ich weiss, pöhser Grenzfall) und Xingyi (welches allerdings auch loosening exercises zuhauf besitzt).

Drachin
16-05-2008, 21:53
Mein Favorit:p:

YouTube - MTG77: Fighting Against A Grappler: Erle Montaigue (http://de.youtube.com/watch?v=Bvf6MAV3vBA)

Ist übrigens nicht da einzige Video, in dem sich der Schüler zwischendurch irgendwo kratzen muss:rolleyes::p

Weiß nicht, ob er sich kratzen mußte. Aber das soll ein angreifender 'Grappler' sein? :megalach:

Trinculo
16-05-2008, 21:57
Aber das soll ein angreifender 'Grappler' sein? :megalach:

Komisch, in Bayern heißt so einer "Grattler" :p

Klaus
17-05-2008, 11:21
Ich finde es auch witzig wenn ein "angreifender Grappler" in einer Boxstellung steht. Der Titel soll vielleicht bedeuten "Angreifen MIT Grappling", nicht gegen.

bluemonkey
17-05-2008, 14:29
Ich finde es auch witzig wenn ein "angreifender Grappler" in einer Boxstellung steht. Der Titel soll vielleicht bedeuten "Angreifen MIT Grappling", nicht gegen.

Der Titel ist missverständlich, er zeigt ja nur, wie geschickte und weniger geschickte Grappler angreifen. Gibt aber, wenn ich recht verstanden habe, keine Tips, was man dagegen tun kann. :)

BanYan
20-05-2008, 14:38
Hallo,


Erle On Tui Shou - 紅葉 - Red Leaves (http://www.emptyflower.net/forums/index.php?showtopic=4709)

...

ich möchte nochmal auf das Ausgangsvideo zurückkommen.

Ich habe vor längerem viel in Erles Internetveröffentlichungen und Videos gestöbert. Er erzählt halt viel ...

Aber er hat nicht ganz unrecht.

Die Yangs erzählen nicht alles, was sie wissen, zumindest nicht jedem.

Yang-Chen-Fu hat als erster das "AOK" und "VHS"-Wellness-Taijiquan erfunden. Tausende, Hundertausende, Millionen Chinesen wurden so letztendlich mit dem Gesundheitsfaktor des Taijiquan vertraut gemacht.

Nicht jeden interessieren die inneren Qualitäten, nicht jeder will damit kämpfen.

Auch die aktuellen Lehrer und Meister bringen nicht jedem dahergelaufenen Schüler gleich die ganze Packung Internas bei.

Sie picken sich die "richtigen" aus dem großen Topf der Schüler heraus, dann finden sie jemanden, dem sie mehr beibringen können und wollen.


Training ist das eine, Anwendung oder gar Kampf ist das andere.

Im echten Anwendungsfall muß man natürlich blitzschnell reagieren und eine geeignete Technik oder Bewegung anwenden.

Wenn man zwar blitzschnell reagieren kann, aber dann die Ausführung fehlschlägt hat man verloren.
Genauso verloren hat man im Endeffekt, wenn man tolle Anwendungen kann (Pushen ...), aber im Ernstfall die Reaktionsgeschwindigkeit nicht reicht.

Aus meiner Sicht und Erfahrung scheint es wichtig zu sein, sich intensiv und erstmal vielleicht und recht anwendungsfrei mit den Prinzipien und Figuren des Taiji bzw. Taijiquan auseinanderzusetzen und zu üben. Erst das, was man im Schlaf beherrscht, kann man nacher auch anwenden.

Und bei der Anwendung geht nicht ums endlose Aus- oder Zurückweichen. Es geht auch nicht nur darum, den Gegner bei einem Fehltritt zu erwischen, oder ihn ins leere laufen zu lassen.
Taijiquan kann auch aktiv sein, in dem man auf eine durchaus "korrekte" Bewegung des Gegners mit einem aktiven Push antwortet ...

Erles Interpretation der 4 Unzen gegen 1000 Unzen finde ich beeindruckend: Wenn ein Zug amok fährt, hilft es nicht, sich dem Zug in den Weg zu stellen. Man legt lieber den Lockführer um, damit der Zug von der "Totmanntaste" gestoppt wird. Finde ich pfiffig.

Gleiches gilt für die Anwendung von Taijiquan. Man bewegt den Gegner nicht nur durch äußere Kraft allein, sondern man bringt ihn dazu quasi mitzuhelfen. Wichtig ist dabei die Wirkungsrichtung der äußeren Kraft, die man "an den Gegner" bringt. Offensichtlich wird sein Gleichgewichtsorgan so "derangiert", daß er unbewusst "wegspringen" muß. Das sind die Effekte, von denen in den Überlieferungen öfter mal die Rede ist.

Wer das mal am eigenen Leibe ausprobieren will, muß nicht zu unbedingt zu Erle gehen.

Meister Frieder Anders veranstaltet im Rahmen seiner "Sommerschule" (http://www.taiji-anders.de/) einen Kurs: "Qi-Kraft und Selbstverteidigung", da wird das Thema für jeden erfahrbar. Selber ausprobieren heißt das Motto!

Gruß
BanYan
P.S. vielleicht bin ich auch dort ...

laoshu
20-05-2008, 20:02
@ banyan
Wen die "Inneren Qualitäten" des taiji bzw. einer IMA nicht interessieren, der sollte besser eine EMA lernen. Wer sich nur körperlich fit halten oder wellnessmäßig entspannen möchte, der sollte besser Aerobic- oder Yogakurse besuchen. Die inneren Kräfte und ihre Kultivierung sind ja gerade die Essenz dieser Kampfkunst. Schlimm genug, das sowohl in China als auch im Westen unzählige sog. taiji-Lehrer ihren Schülern nur schöne, fließende Bewegungen lehren. Ohne zu wissen, was und warum ich mich so und nicht anders bewege, ohne die äußere Struktur mit Inhalt zu füllen, bewege ich mehr oder weniger perfekt meinen Körper nach dem Vorbild der Figuren im jeweiligen Stil, sonst nichts. Zugegeben, viele geben sich leider damit zufrieden. Aber selbst ein Schüler, der damit nicht kämpfen möchte, erfasst die geforderte Bewegung wesentlich leichter, wenn man ihm zeigt, wozu und warum sie so und nicht anders ausgeführt wird.
Und zum wortreichen Erle. Im westlichen Kulturkreis ist Unterricht größtenteils sprachvermittelt. Weder die chinesische Methode - einer macht vor, alle anderen machen nach - noch eine reine Vorlesung führen zu dem gewünschten Lerneffekt. Wie so oft - das rechte Maß machts.
Grüße,
laoshu