Vollständige Version anzeigen : Taiji und Krankheit/Handicaps
Jochen Wolfgramm
24-05-2008, 17:02
Hallo,
Es würde mich interessieren, ob einige von Euch Trainingspartner/Schüler kennen oder haben, oder selber Betroffene sind, die mit Erkrankungen aus zB der Neurologie, Orthopädie etc trotzdem ihr Taiji Training machen. Oder QiGong, Bagua, XingYi, Kung Fu ....
Ich selber habe einen bemerkenswerten Schüler, der eine neurologische Erkrankung hat und trotzdem trainiert (oder gerade deswegen). Die Erfahrungen habe ich in unserem Blog mal niedergeschrieben: Artikel Taiji und Neuro (http://bailung.blogspot.com/2008/05/sifu-samstag-24062008.html)
Grüsse
bluemonkey
24-05-2008, 17:40
Hallo Mantis,
schön, dass mal dieser Aspekt von Taijiquan angesprochen wird.:)
Manchmal kann ja hier der Eindruck aufkommen, dass richtiges Taijiquan darin besteht, die Gesundheit anderer zu zerstören, während auf die eigene Gesundheit ausgerichtetes Taijiquan eher etwas verächtlich dargestellt wird.
IMHO ist die gesundheitliche Wirkung des Taijiquan auch gerade dann am größten, wenn das Training die entsprechende Tiefe und Qualität aufweist, die auch die kämpferischen Qualitäten entwickelt.
Gerade im Taijiquan trifft man nicht selten "Veteranen" aus äußerem Kampfsport, die mit diesem den Körper überlastet haben.
Ich selbst habe ein einigermaßen deformiertes und bewegungseingschränktes Hüftgelenk (eigentlich zwei:rolleyes:), das vor ca. 13 Jahren (ich betrieb zu der Zeit sehr intensiv Sport auch KS) einen Orthopäden zu dem Rat veranlasste, ich solle mich in Zukunft nicht mehr ruckhaft bewegen.
Taijiquan bietet mir die Möglichkeit, durch die sehr detaillierte und bewusste Bewegungsaussteuerung mich gelenkschonender zu bewegen und auch sekundäre Bewegungseinschränkung infolge von Schonhaltungen/Verkrampfungen zu mindern. Ich muss natürlich auch meinen Ehrgeiz zügeln und einsehen, dass ich einige tiefe Stellungen nicht auf gesunde Art und Weise einnehmen kann.
Verglichen mit anderen Leuten ist meine Problematik jedoch eher gering und es gibt Beispiele, so wie das in Deinem Artikel, die vielen Menschen Mut machen können, sich auf den schwierigen, aber interessanten Weg einzulassen und vielleicht Dinge zu erreichen, die die Schulmediziner teilweise überraschen.
hier zwei Beispiele aus dem Chenstil :
WCTAG Artikel (http://www.wctag.de/artikel.html#kranken)
WCTAG Artikel (http://www.wctag.de/artikel.html#handicap)
Es würde mich interessieren, ob einige von Euch Trainingspartner/Schüler kennen oder haben, oder selber Betroffene sind, die mit Erkrankungen aus zB der Neurologie, Orthopädie etc trotzdem ihr Taiji Training machen.
in meiner gruppe niemanden mit einer chronischen erkrankung, aber einen, der in seiner vor-taiji-zeit massive knieprobleme hatte und eine, die nach einem schweren unfall einen gröberen knick in der wirbelsäule hatte. der mit den knieproblemen ist gleichzeitig mit mir eingestiegen und hat noch ab und zu geringe probleme mit den knien, die frau mit der wirbelsäule ist etwas länger dabei und überzeugt, dass sie ihre inzwischen perfekte und voll bewegliche wirbelsäule dem taiji verdankt.
früher war auch eine schülerin mit multipler sklerose bei uns dabei, die aber inzwischen aufgehört hat, weil sie zunehmend zu müde zum trainieren war.
Jochen Wolfgramm
24-05-2008, 21:58
Hallo Bluemonkey: das sind interessante Artikel! Danke für den Link!
Jo ich kenne jemanden, gehört für mich heute schon zu den großen von morgen :)
Viele grüße,
iron
Wobei es gut hilft, und die Probleme mindert/neutralisiert sind nach eigener Erfahrung: Morbus Scheuerman, Lordose & Skoliose und mobilisierung der Gelenek bei rheumatischen Beschwerden & Gicht, falscher Blutdruck und zerschossenem Gleichgewichtssinn im Innenohr Stabilisierung der Nierenenergie bei angekündigtem Organversagen durch TCM Ärzte.
Also im großen und ganzen find ich schon das es hilft :D
Axo, es beschleunigt die Reha bei gerissenem Sprung- und Hüftgelenk sowie zerrupftem Kreuzband (dann mit Kreuzbandplastik)...:p
Von Schülerseite kann ich dann noch über positive Auswirkungen bei Bandscheibenvorfällen, Autoüberschlägen (und lockerem Mitgehen), Hüft & Gelenkblockaden, Migräne, Stressabbau, genereller Mobilisierung und Schrittsicherheit berichten.
Dass die Bewegungsformen des taiji, unabhängig vom jeweils ausgeübten Stil, vielfältigste positive Wirkungen sowohl physischer als auch psychischer Natur beinhalten, ist allgemein anerkannt.
In meinem Kurs befinden sich mehrere ältere Mitschüler (die älteste Teilnehmerin ist gerade 85 Jahre geworden), die im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten z.B. eine Verbesserung des Gleichgewichts und der allgemeinen Beweglichkeit (stehen auf einem Bein, Heben des Knies, Mobilisierung der Gelenke, Schuhe zubinden in Rumpfbeuge) feststellen. Hinzu kommt eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit (Merken und Koordinieren der Einzelbewegungen einer langen Form) und, bei langen oder bewegungsintensiven Formen wie der Fächerform mit ihren waijia-Elementen, eine Konditionssteigerung.
Die Effekte im mentalen Bereich sind einer wissenschaftlichen Prüfung naturgemäß weniger zugänglich. Aber auch hier gibt es Untersuchungen (leider kann ich keine Quelle nennen), wo man bei Probanden während des Formlaufes ein EEG abgenommen hat und signifikante Veränderungen feststellte. Trotz der körperlichen Bewegung zeigte das EEG die bei Entspannung üblichen Kurven.
Ich persönliche habe einen schweren Bandscheibenvorfall im unteren Rücken. Wenn sich die eingeschränkte Beweglichkeit auch nur sehr langsam verbessert, so bekomme ich durch mein regelmäßiges taiji-training zumindest die Schmerzen in den Griff. Daneben leide ich unter einer vererbten, psychischen Störung, auf die sich der entspannende Effekt des taiji, subjektiv betrachtet, ebenfalls positiv auswirkt.
Inwieweit die positiven Wirkungen greifen, ist meiner Meinung nach in hohem Maße abhängig vom jeweiligen Lehrer. Ein Lehrer wie der meine, der den ungesunden Ehrgeiz manch älterer Lady noch fördert, wirkt kontraproduktiv. Da hilft es auch nicht, wenn ich als Schülerin immer wieder betone, niemand müsse sein Bein so hoch heben oder so tief kommen wie der Meister. Wenn die Bewegungen exakt gelehrt werden und der Lehrer Rücksicht auf die körperlichen Grenzen der Schüler nimmt, dürfte sich taiji eigentlich nur positiv auswirken können.
Alles Liebe,
laoshu
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.