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scarabe
25-05-2008, 22:15
Diesen Artikel las ich gerade auf der WCTAG-Seite- und hat mir einige Phänomene erklärt, für die ich schon öfter mal "schief angeschaut" wurde, drum denke ich, es ist auch für andere hier interessant:

Der Weg der Stehenden Säule

Stehen wie ein Baum, den Ball halten oder die Stehende Säule sind Benennungen einer Übung aus dem System des Zhan Zhuang, die schamanistischen und magischen Ursprungs zu sein scheint. Der Ursprung dieser Qi Gong-Methode liegt weit zurück in der Geschichte Chinas. Es gibt Hinweise auf diese Stehmeditation im Dao De Jing (dem grundlegenden daoistischen Werk, welches Laozi (ca. 600 v. Chr.) zugeschrieben wird). Laut Dao De Jing heisst es: „Alleine stehst du, unwandelbar und nimmst alle Geheimnisse wahr, gegenwärtig in jedem Augenblick und im unendlichen Fließen: Dies ist das Tor zu unbeschreiblichen Wundern“, im Buch des Gelben Kaisers (ca. 200-100 v. Chr.), dem Huangdineijing heisst es im Gespräch des Kaisers mit seinem Leibarzt: „Ich habe gehört, dass in alten Zeiten es geistige Wesen gegeben hat; sie standen zwischen Himmel und Erde und verbanden das Universum; sie verstanden das Yin + Yang und lenkten die Prinzipien der Natur; sie atmeten den Stoff des Lebens; sie versenkten sich bewegungslos in den Geist des Lebens und Sehnen und Fleisch waren eins“.
Für viele innere Kampfkünste wurde Zhan Zhuang zur grundlegenden Methode. Im Xing Yi Quan, welches in der Song Dynastie (1103-1142) von dem General Yue Fei und Yue Wu entwickelt worden sein soll, ist Zhan Zhuang eine Basis-Übung. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Zhan Zhuang im Peking der 40er Jahre durch Wang Xiangzhai, der das Da Chen Quan bzw. Yi Quan begründete.
In der heutigen Zeit bildet Zhan Zhuang die Grundlage der Kampfkünste Xing Yi Quan, Da Chen Quan bzw. Yi Quan und dem Taiji Quan.
Im System des Zhan Zhuang gibt es mehrere Standpositionen und Stile mit unterschiedlicher Durchführung und Zielsetzung. Folgende Standübungen (Zhan Zhuang Lei) werden heute noch praktiziert: Zhan Zhuang Gong, San Yuan Shi Zhan Zhuang Gong, Wuji Shi Qi Gong, Bai He Liang Chi Zhan Zhuang Fa, Tong Zhong Gong. Selbst in dem von mir neben dem Chen Taiji Quan praktizierten Gong Fu-Stil, dem Taiji Mei Hua Tang Lang Quan, findet sich in der Standübung der Gong Jia Da Ba Shi das Prinzip des Zhan Zhuang.
Für die Taiji Quan-Praktiker ist die Stehübung das Werkzeug schlechthin, um die Körperhaltung so zu strukturieren, dass alle Gelenke geöffnet sind, die Organe gelöst sind und die Lebensenergie Qi frei im Körper zirkulieren kann. Mit ihr arbeiten wir unsere Körperstruktur und Energievernetzung heraus, wobei das Untere Dantian (Xia Dantian) das elementare Zentrum ist und alle Korrekturen auf das Xia Dantian ausgerichtet sind. Das Prinzip der Stehenden Säule setzen wir in der Bewegungsform fort. Die Taiji-Form ist die Stehende Säule in Bewegung.
Oberes Dantian - Shang Dantian
Mittleres Dantian - Zhong Dantian
Unteres Dantian - Xia Dantian
Hinteres Dantian - Hou Dantian

Bei modernen westlichen Menschen ist die Zentrierung im Unterbauch nicht die Regel. Meistens haben wir eine Energiefülle im oberen Körperbereich: Im Kopf als Erlebnisraum für Gedankenaktivität und in der Brust als Erlebnisraum für emotionale Aktivität. Gedanken und Emotionen spielen zudem Ping Pong miteinander, der Körperschwerpunkt ist nach oben verlagert. Die Folgen der Energiefülle im oberen Bereich sind u.a. Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Sehstörungen; kurz - Stress im Kopf. Für den Brustbereich sind die Folgen u.a. Herz-Kreislauf-Beschwerden, Atemdysregulation, unsere Gefühle sind nicht zu bändigen, sie kontrollieren uns. Der grobstoffliche und feinstoffliche Körper ist aus dem Gleichgewicht, hat seine Mitte verloren.
5 Ebenen der Regulation
Mit dem Praktizieren der Stehübung durchlaufen unser Körper und Atem, unser Geist und Bewusstsein sowie unsere Lebensenergie eine tiefgreifende Regulation. Diese Regulation können wir in allen Qi Gong Methoden und inneren Kampkünsten wiederfinden. Die Stehübung vereinigt Körper und Geist und macht sie zu einem ausgewogenen Kraftfeld. Zhan Zhuang vermehrt die „3 Schätze“ Jing, Qi und Shen (Essenz, Energie und Geist). Energie, Blut, Sehnen und Knochen werden revitalisiert und das gesamte Energiesystem reorganisiert.
Zudem stärkt die Stehübung den Körper, alle Lebensfunktionen sowie innere (Nei Qi) und äussere (Wai Qi) Energie. Um Zhan Zhuang zu meistern, durchlaufen wir unterschiedliche Entwicklungsphasen.
5 Regulationen (Wu Tiao)
Regulation des Körpers - Tiao Shen
Regulation der Atmung - Tiao Xi
Regulation des Geistes - Tiao Shen
Regulation des Bewusstseins + Vorstellung - Tiao Xin
Regulation des Qi - Tiao Qi

3 Phasen der Durchführung
Die Zhan Zhuang-Übung sollte man in drei Phasen einteilen: eine Vorbereitungsphase mit der Zielsetzung , oben und unten korrekt auszurichten, so gut zu entspannen wie möglich, den Geist zu beruhigen und die Energie im Unterbauch zu zentrieren. Bevor die Arme zur umarmenden Position auf Brustkorbhöhe gebracht werden, spricht man von Wuji Zhuang. In dieser Phase werden Entspannungsmethoden angewandt, wie z.B. 9 Entspannungen auf körperlicher Ebene und 3 Entspannungen auf geistiger Ebene, wobei Haut-Muskeln-Sehnen in 9 Regionen entspannt werden und der Mittelkanal vom Damm bis zum Scheitel gelöst bzw. geöffnet wird. Zweitens die Übungsphase mit der Zielsetzung, Himmel und Erde zu verbinden und die zentrierte Energie frei fließen zu lassen. Dazu zielen wir auf eine Haltungsstruktur, die dem Ausgleich von Yin und Yang Rechnung trägt. In der Abschlussphase wird die in Bewegung gebrachte und gestärkte Energie vor allem auch die äußere Energie, welche sich außerhalb unserer Arme gesammelt hat, zurück in den Unterbauch geführt.
Dafür gibt es unterschiedliche Abschlussübungen (Shou Gong). In der Methode nach Großmeister Chen Xiaowang werden beide Hände nach dem langsamen Absenken mit den Lao Gong Punkten in linearer Verbindung auf das untere Dantian gelegt. Das Ritual des Kreisens der drei Punkte, die zu einem verschmelzen, ist eine Möglichkeit, mehr Energie in den Unterbauch zu führen.
Chen Xiaowang Stehende Säule Chen Xiaowang Stehende Säule Chen Xiaowang Stehende Säule

Entwicklungsphasen

In der 1. Phase erarbeitet der Praktiker seine äußere Haltungsstruktur. Er steht entspannt, am Scheitel wie aufgehängt, mit schulterweiten, parallel gestellten und tief verwurzelten Füßen, in den Knien leicht gebeugt. Die Augen sind zu 2/3 geschlossen. Die Wirbelsäule hängt im senkrechten Lot herab. Die Leisten sind gebeugt, als wenn man sich setzen wolle. Die Arme sind zum Brustkorb gehoben, als wenn ein großer Ball umarmt wird. Das Himmlische Auge bzw. das Obere Dantian zwischen den Augenbrauen ist gelöst und schaut ins Untere Dantian. Der Unterbauch ist das Zentrum. Der Qi Gong Meister Li Zhichang sagt: „Auf 3 Säulen ruhen wir, an 3 Fäden hängen wir, Dantian ist Mittelpunkt“. Hier kann man z.B. zunächst die ganze rechte Körperseite lösen und durchlässig machen, dann erarbeitet man so die linke, vordere und hintere Körperseite, um schließlich vom Scheitel bis zur Sohle den gesamten Körper zu lösen und durchlässig zu machen. Es scheint, als setze man sich in die gelöste Struktur.
Für viele ist diese Phase sehr schwierig und ohne Korrektur durch einen erfahrenen Lehrer ist schon hier ein Weiterkommen sehr unwahrscheinlich. Unser gesamter Halte- und Stützapparat hat im Laufe unseres Lebens eine Haltungsstruktur entwickelt, die durch uns bzw. unsere Angewohnheiten, Verletzungen, Psychotraumata, Charakterkonditionierungen und Sozialisierungen geprägt ist. Der Geist ist sehr unruhig.
Durch Üben von Zhan Zhuang werden diese Muster gelöscht und eine Struktur, die ein im Gleichgewichtsein zum Ziel hat, installiert. Die Übenden durchlaufen einen ganzheitlichen Transformationsprozess, der für viele bitter schmeckt. In den ersten Phasen wird auf der Ebene von Knochen-Sehnen-Muskeln geübt. Das heißt: Die Haltung und Ausrichtung des Skelettsystems wird verändert, die Sehnen- und Muskelbelastungen werden eingeübt. Der Übende ist damit beschäftigt, selbst seine Haltung und Spannungen zu regulieren. Er fühlt, lauscht in seinen Körper hinein, um Blockaden zu erkennen und zu lösen. Knochen, Muskeln und Sehnen sind diese korrigierte Haltung aber nicht gewohnt. Oft kommt das alte Haltungsmuster durch, Sehnen und Muskeln zittern, evtl. schmerzen Knochen (z.B. Kniegelenke). Die Alltagshaltung des modernen Menschen drückt u.a. kinetische bzw. Bewegungsenergie in den oberen Körper. Stehen mit durchgedrückten Knien führt zu schnellem Verschleiß von Knie- und Hüftgelenken sowie zur Degeneration der Bein- und Hüftmuskeln. Durch eine solche Stellung verspannt u.a. der untere Rücken. Eine Unterbauchentspannung ist fast nicht möglich. Energie wird in Brust und Kopf gedrückt. Die Folgen sind ein aus der Mitte, aus dem Gleichgewicht kommen mit allen Konsequenzen für Körper, Geist und Seele.
Wird Zhan Zhuang regelmäßig geübt, legen sich viele der Beschwerden beim Üben. Knochen, Muskeln und Sehnen haben sich an die ungewohnt veränderte Belastung angepasst. Die konzentrierte Aufmerksamkeit beim Ablauf der Übung hat dem Geist gezielte Aufgaben gestellt und so etwas gebändigt. Die Konzentrationsfähigkeit ist besser geworden. Man kann sich mehr anderen Aspekten des Zhan Zhuang zuwenden. Kann man auf der Haut-Muskel-Sehnen-Ebene wirklich entspannen und loslassen, stellt sich die Wahrnehmung des Energieflusses ein, die Korrektur durch einen Lehrer immer vorausgesetzt. Es gilt hier zu beachten, dass Vorstellung und Qi-Wahrnehmung getrennt bleiben! Die Eigenwahrnehmung der Übenden ist anfänglich zu subjektiv, um eine korrekte Haltungsposition einzunehmen und weiter zu erarbeiten. Nur durch Korrektur und tägliches Üben bekomme ich ein Gefühl dafür, in welche Richtung die Korrektur des Lehrers geht, bzw. welches Prinzip hinter den Korrekturen steht.
In dieser ersten Phase werden in der Regel allgemeine Missempfindungen sowie besondere Wahrnehmungen den Übenden widerfahren. Bis sich Wohlbefinden und Entspannung einstellen, können u.a. Empfindungen wie Erstarrung, Taubheit, Asymmetrie, Schmerzen, Wärme, Kühle, Schwanken beim Stehen, auftreten.
Prof. Yu Yongnian, ein Schüler von Wang Xiangzhai, 1920 in Dalian geboren, entwickelte die korrekte Anwendung des Zhan Zhuang bei verschiedenen Erkrankungen in chinesischen Hospitälern. Dabei erstellte er eine Liste, welche öfter auftretende Empfindungen und Wahrnehmungen in den ersten Übungswochen tabellarisch wiedergibt.
Hat man gelernt, die in etwa richtige Position einzunehmen und eine erste Umstrukturierung (Knochen-Muskeln-Sehnen) im wahrsten Sinne durchgestanden, kann der Taiji-Praktiker die äußeren 3 Harmonien (Wai San He) richtig vertiefen.
Wai San He
Jian Yu Kua He - Schultern und Hüften verbinden sich
Zhou Yu Xi He - Ellenbogen und Knie verbinden sich
Shou Yu Zu He - Hand- und Fußgelenke verbinden sich

Am Ende der ersten Phase des Zhan Zhuang sollte es gelingen, Yin und Yang in Bezug auf oben und unten des Körpers auszugleichen, um die sogenannte Doppelte Gewichtung zu beseitigen d.h. durch das am Scheitel wie aufgehängt sein und nach unten lösen von Haut, Muskeln und Sehnen sinkt „das Schwere nach unten, das Leichte kann nach oben steigen“. Hierbei sollte die Aufmerksamkeit beim Üben zu 80% beim „das Schwere nach unten sinken lassen“ und zu 20% am Scheitel sein. Der menschliche Organismus bzw. sein Energiesystem wird in dieser Phase noch nicht soviel steigende Energien ertragen, zumal zunächst mit Absenken des Körperschwerpunktes ein Fundament für weitere Energiearbeit geschaffen werden muss. Dem Sinken des Yin widmet man zunächst 80%, dem Steigen des Yang zunächst 20%. Das kommt dem modernen Menschen entgegen, der in der Regel „oben voll und unten leer“ ist. Übende mit niedrigem Blutdruck und Neigung zur Ohnmacht können mehr auf den Yang-Aspekt achten.
Sind wir am Scheitel wie aufgehängt, nach unten entspannt/gelöst und im Unterbauch gesammelt, können die meisten ca. 20-30 Minuten stehen und fühlen sich relativ wohl. Sollten sich Schmerzen im Halte-Stützapparat hartnäckig halten, und auch durch die Korrekturen des Lehrers nicht verschwinden, macht es Sinn, einen Osteopath oder Chiropraktiker aufzusuchen, um Fehlstellungen von Becken, Hüfte, Wirbelsäule und Rippen zu korrigieren. In der ersten Phase dieser Übung sollten wir eine hohe, leicht gesetzte Position einnehmen und äußerlich nicht zu tief stehen. Muskulatur und Energielevel sollten Zeit zur Anpassung haben, damit kein Schaden entstehen kann.
Die 2. Phase unserer Entwicklung in der Stehenden Säule nutzen wir, um die Entspannung zu vertiefen. Nach Haut, Muskeln und Sehnen werden die inneren Organe gelöst, noch mehr schwerer Ballast kann absinken. Beim Absinken der Energien fließen 80% ins untere Dantian, 20% weiter durch die Beine bis zu den Füßen und in die Erde. Obwohl die Beine fast zu platzen scheinen, rührt dieser Effekt nicht ausschließlich von einer Energiefülle, sondern auch von den „schwereren“ Substanzen wie z.B. Blut, Lymphe, Gewebeflüssigkeit. Aber dies ist keine Einbahnstraße, zur absinkenden Energie kommt eine, durch die richtige Erdung aufsteigende Energie. Diese sollte zunächst zu 80% über das hintere Dantian (Hou Dantian=Ming Men) in die Nieren und zu 20% zum Scheitel fließen. Wie in Phase 1 kann man hier alle Körperseiten einzeln, dann gesamt, lösen, um schließlich auch die Haut zu lösen, als wenn man in alle Richtungen strahlt.
Die Betonung des Sammelns im unteren Dantian ist sinnvoll. Im Schmelztiegel des unteren Dantians, besonders wenn es uns gelingt, das Feuer des Herzens dorthin fließen zu lassen, werden alle negativen, verbrauchten Energien gereinigt und umgewandelt. Und von diesem Energiezentrum fließt die Energie wie durch „1000 Schläuche“ in den gesamten Organismus und strahlt über die gelöste Haut. Die Wahrnehmung des Fließens der Energie in der 1. Phase bekommt hier eine neue Dimension. Der Weg dahin ist aber recht schwer, viele scheitern in dieser Phase. Das Lösen der inneren Organe hat tiefgreifende Konsequenzen. Altes Psychogepäck, Verdrängtes, Unverarbeitetes löst sich aus unseren Tiefen. Kaum kann man sich selbst Aushalten. Schnell greift man wieder nach bewährten “Festhaltemustern“. Soll dies keine Grenze in der Vertiefung der Stehenden Säule sein, können ein verständiger Lehrer, ein Gesprächstherapeut, ein Osteopath oder Chiropraktiker helfen. Unsere Haltung ist Ausdruck und Spiegel unseres Selbst. Durch die immer besser werdende Lösung und Entspannung unseres Körpers sollte die innere Energie und die Energieaura stärker geworden sein, der innere Energiezusammenschluss und Fluss, die energetische Verbindung mit unten und oben, rechts und links, vorn und hinten wird intensiver. D.h. wir können die Verbindung mit „außen“ ausarbeiten.
Bezogen sich in der 1. Phase die Wahrnehmungen und Empfindungen vorwiegend auf körperliche Symptome, können mit dem letzten Drittel der 1. Phase immer mehr psycho-vegetative Dysbalancen bis zum Meistern der 2. Phase in den Vordergrund treten. Hier sei wieder auf die Bedeutung einer Betreuung durch einen erfahrenen Lehrer hingewiesen! In der 2. Phase müssen auch kleinste Ungenauigkeiten in der Spannungsbalance von Muskeln, Sehnen, Knochen und Organe korrigiert werden. Man kommt seinem eigentlichen Selbst immer näher. Zhan Zhuang bekommt hier eine psychotherapeutische Wirkung. Für den Taiji-Praktizierenden sollten hier auch die 3 inneren Zusammenflüsse bzw. die inneren 3 Harmonien (Nei San He) korrekt installiert sein.
Nei San He
Xin Yu Yi He - Das Herz verbindet sich mit der Aufmerksamkeit
Qi Yu Li He - Die Energie verbindet sich mit der Kraft
Jin Yu Gu He - Die Sehnen verbinden sich mit den Knochen

In der 2. Phase sollte der Zustand Ru Jing (innere Ruhe) längere Zeit gehalten werden können, selbst wenn Ablenkungen auftreten, wie z.B. Telefonklingeln oder manchmal auch nur eine Mücke. „Wir stehen gesunken, ruhig und zentriert, alles ist eins, da kommt ein Tiger in den Raum“ sagt Großmeister Chen Xiaowang.
Jetzt sollte die Standposition tief entspannt mit geöffneten Gelenken und Energieleitbahnen sowie mit aus dem Zentrum heraus frei fließendem Qi über 30-40 Minuten gehalten werden können. Oftmals werden in dieser Phase verschiedene Atemtechniken sowie unterschiedliche Imaginationen durchgeführt, z.B. Energie aus Bäumen aufnehmen, Gegenbauch-, Haut-, Knochenatmung. Jetzt sollte das Qi-Potenzial durch regelmäßige Praxis erhöht sein. Hier beginnt die eigentliche Transformationsphase.
Mit Beginn der 3. Phase ist der Übende in einem wirklich tranceähnlichen Zustand, wo er alle aktiven Vorstellungen unterlässt. Das Alltagsbewusstsein ist immer mehr in den Hintergrund getreten. Seine beobachtende Funktion ist vollends erloschen. Jedes bewusste Gefühl für sich selbst, ja sogar für Zeit und Raum, verliert sich. In diesem Zustand ist stundenlanges Stehen möglich. Die 3. Phase eröffnet dem Praktizierenden die volle spirituelle Tiefe, fern ab von allem Dogma und Methoden. Hier muss selbst die Methode, die uns bis hierhin gebracht hat, wie ein Werkzeug nach getaner Arbeit aus der Hand gelegt werden.
Mit einer spirituellen Ausrichtung dieser Übung kamen wir in den ersten zwei Phasen durch unsere Erfahrung mit der Übung zu einigen Erkenntnissen, jetzt in der 3. Phase können wir zur Erleuchtung gelangen.
Mit der Zhan Zhuang-Übung steht uns eine Übung zur Verfügung, welche seit tausenden von Jahren durch ihre umfassende, stärkende, harmonisierende Wirkung von Meistern verschiedenster Systeme hoch geschätzt wird. Die Stehende Säule ist u.a. wie eine energetische Dusche mit stark reinigender und stärkender Wirkung. Hier gilt: „Wer sich waschen will, muss sich auch nass machen“.
Die Wirkungen des Zhan Zhuang sind bei sachgerechter Anleitung durch einen Lehrer und richtigem Üben in einigen Wochen bis Monaten spürbar. Ist man bereit, die volle Tiefe dieser Übung auszuschöpfen, ist es sicher ein bitterer, steiniger Weg, welcher jahrelanges Üben erfordert, aber zum Verschmelzen mit dem Geist der Natur führt. Die Übung der Stehenden Säule hat für jeden Anspruch etwas zu bieten. Für den Chen Taiji-Praktizierenden ist sie ein Werkzeug auf dem Weg zum Verständnis der Struktur in der Bewegungsform. Dafür hat Großmeister Chen Xiaowang die Inhalte dieser Übung ausschließlich auf das Taiji-Prinzip und die dazu nötige Körperstruktur und der daraus resultierenden Energiezentrierung und Vernetzung ausgearbeitet und in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in das Übungsprogramm der Chen Familien aufgenommen.

Text: Gerhard Milbrat
Stehende Säule Stehende Säule

Quellen-/Literaturempfehlung
Wong Kiew Kit/Die Kunst des Qi Gong
Lam Kam Chuen/Energie und Lebenskraft durch Qi Gong
Thomas Milanowski/Die magischen Körper-Geistübungen Chinas und deren Verbindung zum Schamanismus
Thomas Heise/Qi Gong in der VR China (Entwicklung, Theorie, Praxis)
Mantak Chia/Eisenhemd Chi Kung
Hrsg. Martina Darga/Xingming Guizhi-Das alchemistische Buch vom inneren Wesen und Lebensenergie
Ute Engelhart/Fu Qi Jing Yi Gung/Sima Chengzhen; Die klassische Tradition der Qi Übungen
Chen Xiaowang/Chen Family Taijiquan of China
Chen Shi Taijiquan Jing Xuan/Feng Zhiqiang: “The Chen Style Taijiquan Journal”, licensed by WCTAG

Da bei mir ganz gemischt Phänomene aus den verschiedenen Stufen 1-3 aufgetreten sind, ohne sozusagen darauf Rücksicht zu nehmen, daß sie doch unterschiedlichen Stufen angehören, wüßte ich auch gerne, ob es Euch damit ähnlich ging- also z.B. von Wärme aus Stufe 1 bis zum Auflösen und Verschmelzen mit der Umgebung aus Stufe 3...

Trinculo
25-05-2008, 22:31
Soviel graue Theorie, so einfach die Praxis ;) Schön, dass sich Dein Körper nicht an die Schubladen der Theoretiker hält :)

bluemonkey
25-05-2008, 22:40
Soviel graue Theorie, so einfach die Praxis ;)

Klar, stehen kann ja schließlich (fast) jeder?:rolleyes:

Kommt nicht Lam Kam Chuen auch aus Deiner Richtung?

christoph
26-05-2008, 06:36
Er steht entspannt, am Scheitel wie aufgehängt, mit schulterweiten, parallel gestellten und tief verwurzelten Füßen, in den Knien leicht gebeugt.

Warum heisst es eigentlich immer am Scheitel wie aufgehängt? Wenn ich das mache, dann kippt mein Kopf nach hinten. Wenn ich die Wirbelsäule inklusive Halswirbel begradigen will, dann muss ich mir vorstellen, ich wäre am hinteren Kopfteil, also etwa da wo viele Männer anfangen die Hinterkopfglatze zu bekommen, aufgehängt. Oder nicht? :confused:

bluemonkey
26-05-2008, 06:57
Warum heisst es eigentlich immer am Scheitel wie aufgehängt? Wenn ich das mache, dann kippt mein Kopf nach hinten. Wenn ich die Wirbelsäule inklusive Halswirbel begradigen will, dann muss ich mir vorstellen, ich wäre am hinteren Kopfteil, also etwa da wo viele Männer anfangen die Hinterkopfglatze zu bekommen, aufgehängt. Oder nicht? :confused:

Scheitelpunkt ist auf Höhe der Ohren, das ist schon da, wo mir die Haare ausgehen:p (liegt an der vielen Energie, die da immer durchfließt).
Wenn Du dich da aufhängst, dann sollte dein Kopf und die HWS in einer natürlichen Position sein und alles kann locker nach unten hängen.

christoph
26-05-2008, 07:01
Da hänge ich mich auch immer auf. ;) Ich dachte mit Scheitel ist Haarscheitel gemeint. Das wäre dann eher so Stirnbereich (mit zurückweichender Tendenz:D).

bluemonkey
26-05-2008, 07:09
Da hänge ich mich auch immer auf. ;) Ich dachte mit Scheitel ist Haarscheitel gemeint. Das wäre dann eher so Stirnbereich (mit zurückweichender Tendenz:D).

:D irgendwann hätt's dann wieder gepasst :p;)

GuanYu
26-05-2008, 07:43
Die historischen Belege sind sehr... äh... interessant. Da hätte man bestimmt noch mehr finden können. In alten Texten gibt es massenhaft Stellen, in denen irgendwer irgendwie "steht" :rolleyes:

Trinculo
26-05-2008, 08:28
Klar, stehen kann ja schließlich (fast) jeder?:rolleyes:Man kann es Leuten einfach beibringen, man kann aber auch eine Doktorarbeit daraus machen ;)


Kommt nicht Lam Kam Chuen auch aus Deiner Richtung?Egal aus welcher Richtung er kommt ... ich renne ganz schnell in die Gegenrichtung :p

laoshu
26-05-2008, 09:04
Nachdem bei einigen threads mein Beitrag der (oder das) Letzte war, traue ich mich gar nicht mehr zu posten:D.
Den unten erwähnten Artikel kenne ich auch, und ich fand ihn eigentlich sehr informativ. Erst recht, da ich seit Anbeginn meines taiji-Unterrichts jede Stunde brav meinen Körper sinken und gleichzeitig meinen Kopf an einem imaginären Faden aufhänge (in Ermangelung der gehörigen Portion Testosteron ohne eingebautem Fadenkreuz auf dem Hinterhaupt), mit meinen Armen einen virtuellen Baum, Säule, pummeligen Geliebten umarme und bis dato nicht wusste, wozu. So ein bisschen Theorie kann doch nicht schaden. Man muss ja nicht gleich den Text auswendig lernen und als zhan zhuang-TÜV-Prüfbogen benutzen:). Eine Mitschülerin beschrieb mir einige der im Text angesprochenen, körperlichen Phänomene und glaubte, sie würde irgendetwas falsch machen. Ich gab ihr den Artikel, und nun weiß sie, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil.
Grüße,
laoshu

bluemonkey
26-05-2008, 09:27
Man kann es Leuten einfach beibringen, man kann aber auch eine Doktorarbeit daraus machen ;)


Die Anweisungen für eine beliebige Sitzmediation sind sicherlich auch nicht kompliziert, mit der Beschreibung/Deutung der Phänomene, die dabei auftauchen, werden aber Bücher gefüllt.
Der Autor des Artikels zeichnet sich im praktischen Unterricht nach meiner Erfahrung gerade durch eine sehr exakte und unkomplizierte Unterrichtsdidaktik aus, die dem Schüler einen sehr leichten und klaren Zugang zu den verschiedenen Übungen vermittelt.


Wie bringt Ihr denn den Leuten das Stehen bei?:)

Trinculo
26-05-2008, 09:45
Die Beschreibung der Phänomene ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich werden sie gerne herangezogen, um festzustellen, ob man diese oder jene "Stufe" erreicht hat. Dummerweise sind Leute, die sich darauf spezialisiert haben, alle möglichen Chakren und Qi-Flüsse in buntesten Farben zu imaginieren, auch recht gut darin, die Phänomene per Autosuggestion hervorzurufen.

Auch die sog. "Feinkorrekturen" der Stellung auf Grund irgendwelcher mystischer anatomischer Vorstellungen halte ich für Scharlatanerie. Die "Energie" muss in jeder Position fließen können, wenn man das Prinzip mal kapiert hat. Es gibt eine einfache Stellung für den Anfang, anhand derer man den Mechanismus verinnerlicht, danach kann man frei improvisieren. Ist die Vorgehensweise richtig, richtet sich das Skelett von alleine korrekt aus; ist sie falsch, nützt es nichts, die äußere Form in ein bestimmtes Korsett zu zwingen.


Wie bringt Ihr denn den Leuten das Stehen bei?:)Das geht "live" einfacher, weil man die Leute bestimmte Dinge einfach fühlen lassen kann :) Aber um es mal platt abzukürzen: Entspannung ist einer der wesentlichen Faktoren. Und da wiederhole ich mich penetrant: man lernt die Entspannung nicht durch Fallenlassen, Sinken etc. in der Säule. Damit geht man immer nur einen Teil des Weges. Man muss bereits seine Muskulatur entspannen können, BEVOR man die Säule macht. Ich weiß, jetzt kommt der übliche Aufschrei, aber ich habe unter Leuten, die jahrelanges Stehen praktiziert haben, noch NIE jemanden erlebt, der die Spannung wirklich gezielt und völlig lösen konnte ... auch wenn alle Stein und Bein schworen, sie hätten es. Aber das kann man von außen sehr leicht überprüfen, auch ohne technische Hilfsmittel. Natürlich habe ich nur die verkehrten Leute getroffen :)

Ein weiterer Punkt ist, dass man keine "Befehle" irgendwelcher Art an den Körper schicken soll. Man beobachtet ihn passiv, nimmt gelassen die Umgebung wahr.

nagual
26-05-2008, 09:52
Die historischen Belege sind sehr... äh... interessant. Da hätte man bestimmt noch mehr finden können. In alten Texten gibt es massenhaft Stellen, in denen irgendwer irgendwie "steht" :rolleyes:

Naja, wenn da einfach nur ein Wort wie "zai" (im Sinne ="befindet sich") als "stehen" übersetzt ist, dann ist das alles Einbildung, dass das was mit Zhan Zhuang zu tun haben sollte.

Trinculo
26-05-2008, 09:56
Die Esoteriker der Zukunft lesen wahrscheinlich in zweihundert Jahren, dass jemand mit "standing ovations" geehrt wurde und deuten es dahingehend, dass jemand für sein exzellentes Stehen Applaus geerntet hat :p

bluemonkey
26-05-2008, 10:19
Die Beschreibung der Phänomene ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich werden sie gerne herangezogen, um festzustellen, ob man diese oder jene "Stufe" erreicht hat. Dummerweise sind Leute, die sich darauf spezialisiert haben, alle möglichen Chakren und Qi-Flüsse in buntesten Farben zu imaginieren, auch recht gut darin, die Phänomene per Autosuggestion hervorzurufen.


Da hast Du meine volle Zustimmung;):p.
Mit manchen Bildern, kann man allerdings eventuell auch tatsächliche Körperreaktionen auf einfacherem
Weg hervorrufen, als die komplizierten tatsächlichen Vorgänge einzeln auszusteuern. Wie z.B. das Bild "Am Scheitel wie aufgehängt".



Auch die sog. "Feinkorrekturen" der Stellung auf Grund irgendwelcher mystischer anatomischer Vorstellungen halte ich für Scharlatanerie. Die "Energie" muss in jeder Position fließen können, wenn man das Prinzip mal kapiert hat. Es gibt eine einfache Stellung für den Anfang, anhand derer man den Mechanismus verinnerlicht, danach kann man frei improvisieren. Ist die Vorgehensweise richtig, richtet sich das Skelett von alleine korrekt aus; ist sie falsch, nützt es nichts, die äußere Form in ein bestimmtes Korsett zu zwingen.

Nicht die äußere Form wird in ein bestimmtes Korsett gezwungen, sondern über das Erkennen des inneren Zustands wird die äußere Form so angepasst, dass die Energie frei fließen kann. Die äußere Form ist dann individuell sehr unterschiedlich und ändert sich auch mit dem Trainingsfortschritt.
Die meisten Leute haben eingeschliffene Fehlhaltungen, die in ihrem Gehirn als "richtig" gespeichert sind, es kann ein sehr langwieriger Prozess sein, diese Fehlhaltungen als falsch zu erkennen, und die richtige Haltung als richtig.
Mit einem Spiegel kommt man dabei eventuell weiter, noch besser ist aber die Korrektur eines erfahrenen Lehrers, der einem auch in Bereiche bringen kann, die man selbst noch nicht erreicht und dem Körper so eine entsprechende Zielvorgabe für die automatisch richtige Haltung gibt.
Ob das eine Einbildung ist, lässt sich durch Strukturpushen leicht austesten.

Trinculo
26-05-2008, 10:32
Mit manchen Bildern, kann man allerdings eventuell auch tatsächliche Körperreaktionen auf einfacherem
Weg hervorrufen, als die komplizierten tatsächlichen Vorgänge einzeln auszusteuern. Wie z.B. das Bild "Am Scheitel wie aufgehängt".Im Prinzip ist es immer einfacher, den Körper dazu zu bringen, auf eine vorhandene oder imaginierte Situation zu reagieren, als quasi einzelne Muskeln "von Hand" einstellen zu wollen. In dem Falle stellt man sich aber die Ursache vor, nicht die Wirkung ... und das ist gut so ;)


Ob das eine Einbildung ist, lässt sich durch Strukturpushen leicht austesten.Das halte ich für den besten Weg: objektives Überprüfen von außen. Alles, was diesen Test nicht besteht, hilft einem im Kampf ohnehin nichts :)

nagual
26-05-2008, 11:03
Ob das eine Einbildung ist, lässt sich durch Strukturpushen leicht austesten.Ja, allerdings ist die Frage, ob dieser Strukturtest "jetzt" (also während=zwischendurch) gemacht wird, oder in ein paar Jahren, und man dann sehen kann, ob die Jahre genutzt worden sind.

Das Problem besteht meiner Einschätzung nach darin, dass man auch mit der besten Korrektur und der subtilsten inneren Ausrichtung (also eine feinsinnig und komplex ausgebildete Idee, wie man sich selbst während des Stehens innerlich korrigiert und verhält usw.) nur mittelmäßige Ergebnisse erzielt, wenn man einfach zu luschig steht.

Das Ziel im Sinne des Gongfu soll eine ausgeprägte Stärkung der Core-Muskulatur sein, und die tritt eben durch eine entsprechende Belastung eben dieser Haltungs- und Bewegungsstrukturen ein. Dafür braucht man eine innere Intention, d.h. den Willen, die Übungen mit einem gewissen Biss auszuführen, natürlich ohne eine übertriebene und unnötig erschöpfende Leistungsmentalität wie "jede Woche 2cm tiefer und 2min länger, bis man täglich 3h aushält", das zerstört die nötige Harmonie, d.h. hier wären xin (herz, auch im Sinne des psychischen Gleichgewichts, unbewusste psychische Motive) und yi (hier im Sinne der konkret leitenden Absicht/Idee) nicht mehr im Einklang (he).

Ein begrenzende luschige Mentalität kann durch keinen Lehrer mechanisch wegkorrigiert werden, allerhöchstens durch verbale Aufklärung.

Eben diese korrekte und im angemessenen Maße nicht luschige Mentalität führt zu den Ergebnissen, und das kompensiert meistens sogar gewisse kleinere Fehler in der äußeren (mechanisch korrigierbaren) Haltung, d.h. ob jemand z.B. zu sehr im Hohlkreuz steht, leicht nach hinten oder vorne gelehnt ist, etc.

Dieses Üben mit "Biss" erfordert dann auch jeweils eine andere Art des ernsthaften Bemühens, ob man eine schwierigere Haltung (z.B. einbeinig) für ein paar Minuten oder eine einfachere Haltung für längere Zeit (zweibeinig für mehr als 30min) üben will. Nur laue Stellungen, und diese dann stundenlang führt IMO nur zu begrenzten Ergebnissen.
Die Stellungen, die man nur 1-10min aushält, sind IMO auch sehr entscheidend wichtig für ein Gongfu-mäßiges Ergebnis.

bluemonkey
26-05-2008, 12:04
Ja, allerdings ist die Frage, ob dieser Strukturtest "jetzt" (also während=zwischendurch) gemacht wird, oder in ein paar Jahren, und man dann sehen kann, ob die Jahre genutzt worden sind.


Ein guter Lehrer kann auch einen Anfänger in einer Pushhandsituation von einer vermeintlich starken in eine vermeintlich unbequeme Haltung korrigieren, so dass sich der Unterschied unmittelbar feststellen läßt.
Bis der Anfänger sich dann allerdings selbstständig in diese Position bringen kann, bzw. automatisch einnimmt fließt schon etwas Schweiß die Stirn herunter.




Die Stellungen, die man nur 1-10min aushält, sind IMO auch sehr entscheidend wichtig für ein Gongfu-mäßiges Ergebnis.

Durch die Korrekturen wird man eben in eine Lage gebracht, dass u.U. auch eine Minute unmöglich erscheint.
Mit der Zeit und regelmäßiger Übung wird dann die entsprechende Muskulatur gekräftigt und man kann größere Belastungen aushalten. Zugleich steigt IMHO die Gewöhnung an das Unbehagen, so dass man sich auch selbst in unangehme Positionen bringt, allerdings ohne sich durchzubeißen, sondern eher, indem man auch geistig losläßt.

nagual
26-05-2008, 14:39
Zugleich steigt IMHO die Gewöhnung an das Unbehagen, so dass man sich auch selbst in unangehme Positionen bringt, allerdings ohne sich durchzubeißen, sondern eher, indem man auch geistig losläßt.

Das ist für mein Empfinden eine Instruktion (wenn das so ein Lehrer zu einem Schüler sagt), die oft damit einher geht, dass ein Lehrer (wenn er Gongfu entwickelt hat) seinen Schülern nicht zeigt, wo er sich selbst in seinem Trainingsweg durchgebissen hat, und der Schüler durch die Fokussierung auf das Loslassen eben daran gehindert wird, entscheidende Fortschritte zu machen.

GuanYu
26-05-2008, 15:32
Das ist für mein Empfinden eine Instruktion (wenn das so ein Lehrer zu einem Schüler sagt), die oft damit einher geht, dass ein Lehrer (wenn er Gongfu entwickelt hat) seinen Schülern nicht zeigt, wo er sich selbst in seinem Trainingsweg durchgebissen hat, und der Schüler durch die Fokussierung auf das Loslassen eben daran gehindert wird, entscheidende Fortschritte zu machen.

Das glaube ich gar nicht mal. Ich weiß noch gut, dass gerade diese Art von "bitterem Stehen" am Anfang eben nicht nur anstrengend war, sondern wirklich qualvoll. Mittlerweile ist es immer noch brutal anstrengend (bzw. nimmt es eher noch an Intensität zu), aber nachdem sich ein Gefühl für die Wirkung der Übung entwickelt hat, hat sich auch meine Einstellung der Übung gegenüber etwas verändert, d.h. sie hat nicht an Anspruch, aber an Schrecken verloren. Das mag aber bei jedem auch ein wenig anders sein.

nagual
26-05-2008, 15:53
Ich weiß noch gut, dass gerade diese Art von "bitterem Stehen" am Anfang eben nicht nur anstrengend war, sondern wirklich qualvoll. Mittlerweile ist es immer noch brutal anstrengend (bzw. nimmt es eher noch an Intensität zu), aber nachdem sich ein Gefühl für die Wirkung der Übung entwickelt hat, hat sich auch meine Einstellung der Übung gegenüber etwas verändert, d.h. sie hat nicht an Anspruch, aber an Schrecken verloren. Das mag aber bei jedem auch ein wenig anders sein.

Das hört sich für mich so an, dass du dich ja auch irgendwie durchbeißt, bzw. eben mit einem gewissen Biss übst.
Ich meine, dass man diesen Aspekt eben auch mal recht deutlich so benennen darf, und nicht immer nur mit Beschreibungen wie "lösen", "locker" etc. übertünchen sollte.

bluemonkey
26-05-2008, 21:05
Das ist für mein Empfinden eine Instruktion (wenn das so ein Lehrer zu einem Schüler sagt), die oft damit einher geht, dass ein Lehrer (wenn er Gongfu entwickelt hat) seinen Schülern nicht zeigt, wo er sich selbst in seinem Trainingsweg durchgebissen hat, und der Schüler durch die Fokussierung auf das Loslassen eben daran gehindert wird, entscheidende Fortschritte zu machen.

Nö, das ist meine persönliche Erfahrung: Ich hab gelernt, dass ich mich täusche, wenn ich das Gefühl habe, es wäre nicht ertragbar. Es ist halt unangenehm, teilweise extrem und bewußtseinsfüllend unangenehm, aber ich kämpfe nicht dagegen an, sondern ertrage es halt, weil ich weiß, es geht vorbei, und hinterher geht es mir umso besser.
Das unangenehme Gefühl, die Anstrengung ist für mich Teil der Übung, ja sogar Indikator für die Qualität der Übung. Das Unbehagen ist aber weder Selbstzweck ("schaut her, wie lange ich das aushalte") noch etwas womit ich kämpfe.
Es ist einfach nur da.

nagual
27-05-2008, 11:11
Ich hab gelernt, dass ich mich täusche, wenn ich das Gefühl habe, es wäre nicht ertragbar. Es ist halt unangenehm, teilweise extrem und bewußtseinsfüllend unangenehm, aber ich kämpfe nicht dagegen an, sondern ertrage es halt, weil ich weiß, es geht vorbei, und hinterher geht es mir umso besser.
Das unangenehme Gefühl, die Anstrengung ist für mich Teil der Übung, ja sogar Indikator für die Qualität der Übung. Das Unbehagen ist aber weder Selbstzweck ("schaut her, wie lange ich das aushalte") noch etwas womit ich kämpfe.
Es ist einfach nur da.

Ich bekomme jetzt ziemlich den Eindruck, dass das, was ich zu sagen versuche, dahin zu verdrehen, dass ich mit dem Ausdruck "mit einem gewissen Biss" meinen würde, das wäre so das gleiche, was ein Muckibudentyp ständig macht, wenn er seine 100kg stemmt o.ä.
Das ist natürlich völlig übertrieben.

Wer selbst meint, er macht es optimal, muss es selbst wissen, ich weiß nicht, was andere Leute konkret machen, und kann das deswegen auch nicht beurteilen, ob da für mein Empfinden genug von dem drin ist, was ich "mit einem gewissen Biss" gemeint habe.

Was ich konkret meine, und was meiner Meinung nach ziemlich wichtig ist, ist einfach eine gewisse Intensität zusammen mit einer gewissen Entschlusskraft in der Übung, und zwar so ein Bemühen, innerhalb der Regeln der Übung das maximale an Effekt heraus zu holen.
Ich meine, dass es eben nicht reicht, ausschließlich nach den Regeln zu üben, wenn eben diese gewisse Art von Entschlusskraft oder dieses Bemühen um Intensität oder maximalen Effekt fehlt.

Ganz allgemein kann ich nur sagen, dass ich es ab und zu beobachte (bzw. glaube zu beobachten), dass Leute zwar sehr gut und genau nach den Regeln üben, so dass ein Lehrer da eigentlich nicht mehr wirklich was verbessern bzw. mechanisch korrigieren kann, aber das eben für wirklich gute Ergebnisse eben diese Übungsintensität fehlt.

Hier habe generell die Aussage getroffen, dass diese Übungsintensität, eben dieses Bemühen um einen ausgeprägten Trainingseffekt, manchmal wichtiger ist als die absolut korrekte Befolgung der Regeln, also was mechanisch korrigierbar ist.

Wer jetzt meint, nein ich sehe das anders, in meinem Training brauche ich keine "Intensität" (wie auch immer man das nennen will), sondern es reicht, wenn ich alles eben nach Vorschrift entsprechend der mechanischen Haltungskorrektur mache, muss das selbst wissen.

Oder anders ausgedrückt, der Trainingsfortschritt hängt meiner Meinung nach bei weitem nicht allein von der Befolgung der Regeln, also der mechanischen Korrektur ab. Da gibt es Dinge, die einem ein Lehrer eigentlich nicht zeigen kann, weil die eben nur durch die eigene Auseinandersetzung mit der Übung entstehen. Und diese Beschäftigung mit der Übung benötigt eine gewisse Intensität, und diese Intensität ist es, die letztendlich wirkliche Fortschritte bewirkt. Das ist extrem schwer, Leuten zu zeigen, wie das geht, sondern man kann es eigentlich nur grob erklären und darauf hinweisen, dass es diesen Aspekt einfach gibt (meiner Meinung nach zumindest).

bluemonkey
27-05-2008, 13:26
Ganz allgemein kann ich nur sagen, dass ich es ab und zu beobachte (bzw. glaube zu beobachten), dass Leute zwar sehr gut und genau nach den Regeln üben, so dass ein Lehrer da eigentlich nicht mehr wirklich was verbessern bzw. mechanisch korrigieren kann, aber das eben für wirklich gute Ergebnisse eben diese Übungsintensität fehlt.


Aber gerade durch eine gute Korrektur (eben nicht nur "mechanisch", sondern eine, die über die äußere Struktur und entsprechende Anweisungen, den inneren Zustand verändert) wird die Übung doch intensiver. Und ein guter Lehrer korrigiert einen dann auch noch so, dass man die Korrektur nachvollziehen und damit auch die Intensität beim normalen Üben ohne Lehrer steigern kann.
Zumindest in meinem Stil entsteht die Intensität der Übung aus der korrekten Struktur, so dass möglichst viel Gewicht auf die Beine kommt.
Allein dadurch, dass man regelmäßig in diese Zone korrigiert wird, entsteht ein Verständnis dafür, dass diese Intensität wichtig ist und sucht dann natürlich das, was man im Unterricht erfährt, auch im eigenen Üben.
Somit ist dieser Wille zur Intensität Teil der Unterrichtskultur und bedarf keiner weiteren verbalen Aufforderung des Lehrers.




Da gibt es Dinge, die einem ein Lehrer eigentlich nicht zeigen kann, weil die eben nur durch die eigene Auseinandersetzung mit der Übung entstehen. Und diese Beschäftigung mit der Übung benötigt eine gewisse Intensität, und diese Intensität ist es, die letztendlich wirkliche Fortschritte bewirkt. Das ist extrem schwer, Leuten zu zeigen, wie das geht, sondern man kann es eigentlich nur grob erklären und darauf hinweisen, dass es diesen Aspekt einfach gibt (meiner Meinung nach zumindest).

Natürlich ist das Erlernen von Taijiquan kein dumpfes Nachahmen von vorgefertigten Lösungen sondern ein Erforschen des eigenen Körpers anhand der bestehenden Übungen. Dabei ist der Lotsendienst durch einen erfahrenen Lehrer sehr hilfreich, den Großteil muss man sich jedoch alleine erarbeiten. :)

nagual
27-05-2008, 15:50
Zumindest in meinem Stil entsteht die Intensität der Übung aus der korrekten Struktur, so dass möglichst viel Gewicht auf die Beine kommt.
Allein dadurch, dass man regelmäßig in diese Zone korrigiert wird, entsteht ein Verständnis dafür, dass diese Intensität wichtig ist und sucht dann natürlich das, was man im Unterricht erfährt, auch im eigenen Üben.
Somit ist dieser Wille zur Intensität Teil der Unterrichtskultur und bedarf keiner weiteren verbalen Aufforderung des Lehrers.

Eben diesen Glauben an die Bedeutung der Korrektur habe ich zu einem gewissen Teil verloren.

bluemonkey
27-05-2008, 23:26
Eben diesen Glauben an die Bedeutung der Korrektur habe ich zu einem gewissen Teil verloren.

Wie kriegst Du denn die Intensität in Deine Übung, sagen wir mal stehende Säule?
Veränderst Du solange Deine Postition, bis es maximal unangenehm wird?
Oder stehst Du einfach tief.
Oder meinst Du mit Intensität das intensive Suchen nach dem richtigen Gefühl?

nagual
28-05-2008, 09:48
Mit Intensität meine ich zunächst einmal etwas sehr allgemeines, nämlich so eine Art bemühen, in der Übung und in möglichst jeder Sekunde, die man übt, die Herausforderung zu suchen.
Das kann auch geistige Anstrengung/Intensität bedeuten, wie sich z.B. Zen-Meditierende ja üblicherweise deutlich mehr "anstrengen" als Wellness-Relaxer, und die Intensität und Motivation beim Zen ja eben dieses paradoxe Streben nach der Erleuchtung ist.
In Kampfkünsten geht es neben der geistigen Anstrengung natürlich auch noch um körperliche Anstrengung, insbesondere die Ausrichtung des Körpers, eben IMA.

Was meine Praxis betrifft, darf man natürlich nicht vernachlässigen, dass ich
Yin Stil Bagua betreibe und keinen Taiji-Stil, so dass sich auch hieraus etwas andere Regeln und andere Möglichkeiten der Suche nach herausfordernden Aspekten in den Übungen ergeben.

Grundsätzlich meine ich aber mit "Intensität" quasi so ein Gefühl, dass eben so eine Art Bemühen, wie man es bei körperlicher Anstrengung kennt und leicht nachvollziehen kann (ganz platt gesagt, eben was "Sport" im herkömmlichen Sinne so ausmacht), auch auf den geistigen Bereich, d.h. die konzentrativen Aspekte, und die abstrakten konzeptuellen Aspekte, ausgedehnt werden soll.
Die konzeptuellen Aspekte beinhalten hier insbesondere auch ein Gefühl und ein Verständnis der sinnvollen und möglichen/erlaubten Variationen einer Übung, auch hinsichtlich verschiedener Zielsetzungen. Man kann eine Formfigur z.B. dahingehend ändern, dass sie körperlich besonders belastend ist (->Trainingseffekt), oder dahingehend, dass sie besonders gut anwendbar ist, also in eine Partner/Gegner-Interaktion möglichst gut übernommen werden kann.
Wenn man solche Ideen während des Übens in seinem Schädel hat, ergibt sich in meinem Verständnis immer so eine Art Kraftfeld, welches durch eine einzige mechanische Korrektur (die ja als Botschaft immer tendenziell die Message "so richtig, anders falsch" beinhaltet) nicht besonders gut erschlossen werden kann, ja tendenziell sogar verschleiert wird.
Die von mir gewünschte Intensität ergibt sich also erstens durch die Erschließung des Verständnisses dieses Kraftfeldes möglicher, sinnvoller und herausfordernder Varianten der Übung, und zweitens eben durch die konkrete Annahme dieser Herausforderungen. Das Verständnis dieses (abstrakten) Kraftfeldes (möglicher Varianten) soll also durch ein
Verständnis geprägt sein, in dem eben die möglichen und u.U. erlaubten Varianten nicht alle als gleichwertig ("entspricht dem Taiji-Prinzip", Meister X macht es so, Meister Y macht es anders, usw.) gelten, sondern indem diese Varianten auch klare Begründungen beinhalten, z.B. warum es Meister X so macht, und es aus bestimmten Gründen dann tatsächlich besser sein kann als die Variante von Meister Y, die aber aus anderen Gründen wiederum Vorteile haben kann.
Die Intensität entsteht u.a. auch aus dem Verständnis oder der intensiven Suche nach dem Verständnis, warum jeweils Variante X oder Variante Y
besser ist. Ein Gefühl der Beliebigkeit sollte auf jeden Fall vermieden werden, weil das ein luschiges Gefühl ist.

Die Umsetzung mechanischer Korrekturen ist natürlich auch eine Herausforderung und kann zu einer Form der Intensität führen, aber das ist eben nur eine Form der Intensität, die IMO nötig ist.

Die Suche nach Aspekten der körperlichen Anstrengung ist zwar immer eine einfache Leitlinie, eine sinnvolle Herausforderung zu suchen, aber gerade im Taiji ist ja der gegenläufige Aspekt, nämlich die Suche nach Entspannung, Lösung, Öffnung, Energiefluss, ja von der Wichtigkeit her gleichwertig, so dass es eben schnell passieren kann, dass der Aspekt der körperlichen Anstrengung sich nicht richtig entfalten kann. Hier kann die Idee verschiedener erlaubten und sinnvoller Varianten IMO eine Hilfe sein, verschiedene Arten der Herausforderung in einer Übung/Figur zu entdecken. In Fällen, wo das Bemühen um Entspannung die Möglichkeiten der körperlichen Anstrengung reduziert (z.B. weil eben ein Kraft-/Anstrengungsgefühl als zum Taiji unpassend angesehen wird), sollte man sich bemühen, die Intensität in anderen Aspekten zu finden.

Was konkrete Positionen wie stehende Säule betrifft, suche ich in meinem Training nicht nur nach Punkten, wo es sich besonders belastend anfühlt, sondern ich mache z.B. folgendes. Ich stelle mir bei irgendwie zweibeinig gewichteten Positionen vor, ich wollte unter dem einen Fuß etwas aktiv zerquetschen, obwohl dieses ja rein gewichtstechnisch
nicht möglich ist, die Kraft, die in einen Fuß hineingeht, ohne Gewichtsverlagerung zu erhöhen. Oder ich stelle mir vor, ich würde mit meinem Scheitelpunkt eine niedrige Kellerdecke berühren, und ich würde mit an diesem Punkt abdrücken, um mit den Füßen kraftvoll gegen den Fußboden drücken zu können. Dieses führt dann zu einer sehr klaren und effektiven Ausrichtung der ganzen Skeletthaltung, und gleichzeitig zu einer Aktivierung praktisch aller an so einer Aktivität beteiligten Muskeln. Gleichzeitig kann man aber auch Varianten spüren, wie man auch in leicht veränderter Haltung immer noch aktiv und effektiv drücken/expandieren könnte. Dadurch verliert sich das Gefühl einer "so isses richtig und anders isses falsch-Korrektur".

Andere Leute haben möglicherweise noch andere Ansätze, Intensität zu suchen und zu erzeugen.

Solche Sachen kann man meiner Meinung nach nicht durch mechanische Korrekturen vermitteln, sondern nur durch Erklärung und verbale Instruktion.

Ich habe beobachtet, dass häufig auch die Namen der Figuren ein Schlüssel sind, hier Sinn und Intensität in die Übung hinein zu bringen.

GilesTCC
28-05-2008, 10:52
Ein sehr guter Text zum Thema, Nagual :halbyeaha



Die Suche nach Aspekten der körperlichen Anstrengung ist zwar immer eine einfache Leitlinie, eine sinnvolle Herausforderung zu suchen, aber gerade im Taiji ist ja der gegenläufige Aspekt, nämlich die Suche nach Entspannung, Lösung, Öffnung, Energiefluss, ja von der Wichtigkeit her gleichwertig, so dass es eben schnell passieren kann, dass der Aspekt der körperlichen Anstrengung sich nicht richtig entfalten kann. Hier kann die Idee verschiedener erlaubten und sinnvoller Varianten IMO eine Hilfe sein, verschiedene Arten der Herausforderung in einer Übung/Figur zu entdecken. In Fällen, wo das Bemühen um Entspannung die Möglichkeiten der körperlichen Anstrengung reduziert (z.B. weil eben ein Kraft-/Anstrengungsgefühl als zum Taiji unpassend angesehen wird), sollte man sich bemühen, die Intensität in anderen Aspekten zu finden.


Dieses grundsätzliche "Sowohl-Als-Auch", das du hier beschreibst, wird durch das Tai Chi-Symbol selbst angegeben. Zwei "gegenläufige Aspekte", die sich schliesslich nicht bekriegen, sondern synergetisch zusammenwirken und ein Gesamtes bilden.
In diesem (Trainings)zusammenhang kann das bedeuten: Es ist gerade anstrengend, aber trotzdem "entspanne" ich mich körperlich und geistig. Dadurch werden die richtigen Muskeln noch mehr angesprochen, weil die Selbstblockierung weiter wegfällt, und es wird vielleicht noch anstrengender (!), was mich veranlasst, mich noch mehr geistig und körperlich zu entspannen. Usw.
Oder: Ich richte meine Kraft und meinen Geist sehr fokussiert auf einen Punkt (z.B. als Schlag), aber zugleich fühle ich und bewege ich mich in ganz anderen Richtungen (nach unten gehenlassen, wieder nach hinten zurückfliessen), wodurch mein Schlag noch freier und schwerer wird und auch schneller zu mir zurückkehrt.
Oder: In einem bestimmten Moment des Handelns gebe ich die Idee von "kräftig sein wollen" auf, aber eine klare Idee oder Bild von einer Aktion (yi, wenn Ihr wollt) übernimmt dann die Muskelsteuerung und erzeugt sehr wohl eine grosse Kraft, nur "anders".
Oder: Ich begegne die Kraft des Gegners mit meinen Beinen, nicht mit meinen Armen, obwohl meine Arme den Kontaktpunkt bilden.
Etc. etc.

Das sind Dinge, die einem am Anfang sehr paradox erscheinen. Aber ein Paradoxon ist die Vorstufe zu einer höheren Synergie. Das Tai Chi-Symbol besteht ja nicht aus "harmonischen" Graustufen (= Mittelmaß), sondern aus schwarz und weiss, ganz speziell zueinander geordnet. Meines Erachtens ist das ein Hauptmerkmal von Tai Chi Chuan.

Gibt es etwas Vergleichbares ("Paradoxales") in deinem Bagua, oder spielt das keine Rolle?

Schöne Grüsse,

Giles

Klaus
28-05-2008, 11:00
Intensität ist nicht wirklich der Sinn von Standübungen dieser Art. Da kann man ganz andere Sachen machen, die sich dafür eignen.

nagual
28-05-2008, 14:16
Gibt es etwas Vergleichbares ("Paradoxales") in deinem Bagua, oder spielt das keine Rolle?
Doch, das ist alles total paradox, häufig zumindest.

Der eigentliche Unterschied besteht eigentlich nur darin, dass es in unserem System von 8 Trigrammen/8 Tierstilen jeweils 8 verschiedene Konzeptionen gibt, wo jeweils die Mitte oder der Angelpunkt bei diesen paradoxen Aspekten zu suchen ist.
Abgesehen von der sehr grundlegenden Sache, dass sich eben alles immer am Kreislaufen orientiert, d.h. daraus entsteht und dahin zurückführt, auch die linearen-geradelinigen Sachen.
Auch die geradelinigen Sachen sind damit ein Paradox, die Geradlinigkeit bildet einen Gegenpol zur ansonsten ständigen Gebogenheit, und bildet daher mit der Gebogenheit ein Spannungsfeld, welches zur Kraftentfaltung und feinsinnigen Ausrichtung der Sache genutzt wird.

Als Symbol für das eigentliche Paradox nutzen wir gerne Kreis und Quadrat, das Übungssystem stellt, wenn man so will, damit einen Versuch der berühmten Quadratur des Kreises dar. Dieses kann man am bekanntermaßen achteckigen Bagua-Symbol auch erkennen, denn ein Achteck ist ja auch gleichzeitig irgendwie rund und irgendwie auch viereckig, hat also Aspekte von Kreis und Quadrat.

Auf der offiziellen Seite meines Lehrers kann man unser neues Symbol sehen,
Yin Style Baguazhang (http://www.yinstylebaguazhang.com)
wo in der runden Mitte auch das eckige Quadrat versteckt ist, auch als chinesisches Zeichen "zhong", was ja Mitte bedeutet (und auch China=zhong guo=Land der Mitte).
In den acht geschwungenen Armen des Zeichens sind die acht Trigramme als geschwungene Linien dargestellt, das ist evtl. nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Linien jedes Trigramms sind wiederum eckige Quadrate bzw. Rechtecke.
Die acht Trigramme befinden sich daher allesamt außerhalb der eigentlichen Mitte, bilden aber in komplexer Kombination dann wieder die eigentliche Mitte.
Dadurch wird die Komplexität des ganzen betont.
Die einzelnen Yins und Yangs, die ja in den Linien der Trigramme enthalten sind, rücken durch die Komplexität der Sache etwas in den Hintergrund.

GilesTCC
28-05-2008, 15:13
Ja, ein schönes Logo.

Lustig: "Quadratur des Kreises" ist eine Metapher, die ich auch häufig in meinem Unterricht benutze :)
'Angewandte Dialektik' könnte man auch sagen...

Schöne Grüsse,

Giles

laoshu
28-05-2008, 17:16
Sorry, trotz der Erläuterungen von nagual bekomme ich, im Gegensatz zu Giles, diesen Intensitätsbegriff nicht auf die Reihe. Ist lange her, dass ich das letzte Mal ähnliche Arten von Text gelesen habe. Starte gerade mein Programm "Philosophenslang und Textverständnis".
1. Intensität als eine Art Bemühen, in der Übung und beim Üben in jeder Sekunde die Herausforderung zu sehen.
2. Intensität als geistige und körperliche Anstrengung.
3. Intensität entsteht aus dem Verständnis oder der intensiven Suche nach dem Verständnis, warum welche Variante besser ist.
4. Intensität im Gegensatz zu Beliebigkeit.
Bisschen intensiv, dieser Intensitätsbegriff:D. Man möge es mir bitte in einem Satz erklären, so a la Kategorischer Imperativ. Wie wäre es mit ernsthaftem Lernen wollen oder schlicht Motivation?
Verdammt, bis vor kurzem stand ich ohne geistigen Überbau atmend in der Gegend herum, dann der Milbrat-Text und jetzt das. Okay, Chaos ist der vorübergehende Zustand auf dem Weg zu einer Stufe höherer Ordnung.
Hilfe!
laoshu

Klaus
28-05-2008, 17:44
Zu Intensität fallen mir spontan zwei Definitionen ein:

Intensität (Physik – Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Intensit%C3%A4t_(Physik))
Eisler - Wörterbuch: Intensität (http://www.textlog.de/4051.html)

nagual
28-05-2008, 18:01
1. Intensität als eine Art Bemühen, in der Übung und beim Üben in jeder Sekunde die Herausforderung zu sehen.
2. Intensität als geistige und körperliche Anstrengung.
3. Intensität entsteht aus dem Verständnis oder der intensiven Suche nach dem Verständnis, warum welche Variante besser ist.
4. Intensität im Gegensatz zu Beliebigkeit.

Ja, diese Aspekte habe ich versucht, in einen Zusammenhang zu stellen.
Ergänzend könnte man noch so etwas wie "Intensität" als Gegensatz zu "Luschigkeit".

Insbesondere ging es mir aber darum, diese Suche nach Intensität als wichtig darzustellen, im Gegensatz zu einem reinen Bemühen, sich regelkonform zu bewegen, wobei diese eben nicht wirklich "intensive" Art sich aber trotzdem regelkonform zu bewegen so eine Art bürokratische Mentalität hätte.

Kritisieren wollte ich eigentlich (u.a.) diese Sache, dass es Praktiker gibt (damit meine ich jetzt niemand persönlich hier oder sonstwen, den ich persönlich kenne), die jede Bewegung nach Vorschrift machen, nach jedem Schritt den Fuß im exakten Winken eindrehen usw., aber trotzdem fehlt bei der Sache jeder individuelle Spirit, der wirkliche Glanz oder das Feuer der Kampfkunst, wie auch immer.

bluemonkey
28-05-2008, 23:46
Zu Intensität fallen mir spontan zwei Definitionen ein:

Intensität (Physik – Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Intensit%C3%A4t_(Physik))
Eisler - Wörterbuch: Intensität (http://www.textlog.de/4051.html)

so was fällt Dir spontan ein:ups::respekt:?::

"Die Intensität des Reizes steht zu der des Reizes (s. d.) in bestimmter Beziehung (s. Webersches Gesetz)"

Das versteh sogar ich:), (die sogenannte Nullaussage)

»diejenige Größe, die nur als Einheit apprehendiert wird, und in welcher die Vielheit nur durch Annäherung zur Negation = 0 vorgestellt werden kann«
:idea:

»das Prinzip des Unlogischen selbst, das sich objektiv, als Wollen oder Kraftäußerung, subjektiv als Empfindung darstellt«
:weirdface

"hê de tôn haptôn hyperbolê, hoion thermôn kai psychrôn kai sklêrôn, anairei to zôon. pantos men gar hyperbolê aisthêtou anairei to aisthêtêrion"
:cool:

bluemonkey
28-05-2008, 23:54
Okay, Chaos ist der vorübergehende Zustand auf dem Weg zu einer Stufe höherer Ordnung.
Hilfe!
laoshu

Hilfe gibt's nicht, das Chaos (Wuji ;)) ist das Ziel!

Offen und weit, nirgendwo eine höhere Ordnung zu finden!
(frei nach Bodhidharma)

laoshu
29-05-2008, 07:44
Kritisieren wollte ich eigentlich (u.a.) diese Sache, dass es Praktiker gibt (damit meine ich jetzt niemand persönlich hier oder sonstwen, den ich persönlich kenne), die jede Bewegung nach Vorschrift machen, nach jedem Schritt den Fuß im exakten Winken eindrehen usw., aber trotzdem fehlt bei der Sache jeder individuelle Spirit, der wirkliche Glanz oder das Feuer der Kampfkunst, wie auch immer.

@ KLAUS
Mein Gott, dagegen ist die Zeit "Zweiwort-Satz"-Lektüre für Analphabeten!
Jetzt weiß ich wieder, warum ich als Hobby erotische Geschichten schreibe. Philosophie-Seminar-Trauma:D. Danke, sehr informativ.

@nagual
So, damit kann die Kampfbüglerin wieder etwas anfangen. Erinnert mich ans Tanzen. Da gab es auch Praktiker, die jede Schrittfolge perfekt ausführten, aber Tanzen war das nicht.
Ich kenne eine Menge hochangestrengte, beinahe verkniffen ehrgeizige taiji-Schüler, die akribisch jede Bewegung haargenau so machen wollen wie der Lehrer. Krampfkunst statt Kampfkunst:D. Die mögen zwar bei Wettkämpfen die höchste Punktzahl von den Sportfunktionären einsammeln, aber die alten chinesischen Meister im Beihai-Park rollen kichernd über den Grasfloor.
Ach ja, die alte Harmonie-Kiste. Nur schöne Bewegungen ist es nicht, und nur esoterisches Geistgewaber ist es auch nicht. Was mir am taiji besonders gut gefällt: Je mehr man mit angestrengtem Wollen läuft, desto sch... sieht man aus:D.
Alles Liebe,
laoshu

Zen Frog
29-05-2008, 13:24
Das Problem besteht meiner Einschätzung nach darin, dass man auch mit der besten Korrektur und der subtilsten inneren Ausrichtung (also eine feinsinnig und komplex ausgebildete Idee, wie man sich selbst während des Stehens innerlich korrigiert und verhält usw.) nur mittelmäßige Ergebnisse erzielt, wenn man einfach zu luschig steht.

Das Ziel im Sinne des Gongfu soll eine ausgeprägte Stärkung der Core-Muskulatur sein, und die tritt eben durch eine entsprechende Belastung eben dieser Haltungs- und Bewegungsstrukturen ein. Dafür braucht man eine innere Intention, d.h. den Willen, die Übungen mit einem gewissen Biss auszuführen, natürlich ohne eine übertriebene und unnötig erschöpfende Leistungsmentalität wie "jede Woche 2cm tiefer und 2min länger, bis man täglich 3h aushält", das zerstört die nötige Harmonie, d.h. hier wären xin (herz, auch im Sinne des psychischen Gleichgewichts, unbewusste psychische Motive) und yi (hier im Sinne der konkret leitenden Absicht/Idee) nicht mehr im Einklang (he).

Ein begrenzende luschige Mentalität kann durch keinen Lehrer mechanisch wegkorrigiert werden, allerhöchstens durch verbale Aufklärung.

Eben diese korrekte und im angemessenen Maße nicht luschige Mentalität führt zu den Ergebnissen, und das kompensiert meistens sogar gewisse kleinere Fehler in der äußeren (mechanisch korrigierbaren) Haltung, d.h. ob jemand z.B. zu sehr im Hohlkreuz steht, leicht nach hinten oder vorne gelehnt ist, etc.

Dieses Üben mit "Biss" erfordert dann auch jeweils eine andere Art des ernsthaften Bemühens, ob man eine schwierigere Haltung (z.B. einbeinig) für ein paar Minuten oder eine einfachere Haltung für längere Zeit (zweibeinig für mehr als 30min) üben will. Nur laue Stellungen, und diese dann stundenlang führt IMO nur zu begrenzten Ergebnissen.
Die Stellungen, die man nur 1-10min aushält, sind IMO auch sehr entscheidend wichtig für ein Gongfu-mäßiges Ergebnis.

Hallo Nagual,

ich kann dieses nur für mich unterschreiben. Für mich persönlich habe ich genau das Gefühl, dass Deine Aussage zutrifft. Momentan habe ich mein Training so umgestellt, dass ich signifikant weniger trainiere, dafür aber mit der mir höchst möglichsten Intensität. In dieser Form schaffe ich mit Mühe und Not noch 1x Hellebarde 1x Laojia und vorher/zwischendurch ausgiebiges Dehnen/Stretchen - Aber dann ist echt GAME OVER. Da geht einfach nichts mehr, völlig erschöpfend.

Trotz des wenigen Trainings, habe ich das Gefühl, für mich auf dem richtigen Weg zu sein und mit dieser Art des Trainings viel weiter zu kommen, als es bisher der Fall war.

Das beinhaltet wirklich das ganz bewußte "in Grenzregionen" Deiner Belastbarkeit hinein zu trainieren, und zwar bei jeder einzelnen Bewegung, zumindest so häufig es Dein Bewusstsein zuläßt.

Ich bin mal gespannt, wo das hinführt. :-))

scarabe
29-05-2008, 22:02
Kritisieren wollte ich eigentlich (u.a.) diese Sache, dass es Praktiker gibt (damit meine ich jetzt niemand persönlich hier oder sonstwen, den ich persönlich kenne), die jede Bewegung nach Vorschrift machen, nach jedem Schritt den Fuß im exakten Winken eindrehen usw., aber trotzdem fehlt bei der Sache jeder individuelle Spirit, der wirkliche Glanz oder das Feuer der Kampfkunst, wie auch immer.

Diese "Gründlichkeit" scheint ein besonders in Deutschland weit verbreitetes Problem zu sein, weil wir zu einem gewissen Perfektionismus neigen.
Diese "Perfektion", jahrelang im Wirtschaftsleben als "made in Germany" hoch geschätzt, kann aber gerade im Sport (und gerade wenn es um innere Prozesse geht und um Entwicklung) hinderlich sein, weil die nötige Lockerheit und das Zulassen diverser Prozesse durch allzustarke Fixierung auf eine bestimmte Technik oder Methode behindert werden.
Ich habe mehrfach erlebt, daß Chinesen über unsere superkorrekte Manier amüsiert waren bzw. auch die Stirn runzelten und daraus gelernt, daß man jederzeit zumindest so locker sein sollte, daß auch unerwartete Entwicklungen noch stattfinden können- denn oft geschieht es dann doch in anderer Weise oder Reihenfolge, als in der Theorie beschrieben...

Auf diese Weise lernt man sich selbst auch ziemlich gut kennen bzw, in sich hineinzuhorchen, woraus sich auch fast automatisch die für den jeweiligen Zeitpunkt richtige Trainingsintensität "fühlen" läßt.

Trinculo
29-05-2008, 22:04
Ja, ja, die Chinesen, die sind für ihre Lockerheit bekannt :D

laoshu
30-05-2008, 07:17
Ja, ja, die Chinesen, die sind für ihre Lockerheit bekannt :D

Kurz off-topic:
Für ihre Lockerheit? Sorry, ich war zwar nie in China, hatte aber beruflich mit Vertretern dieses Kulturkreises zu tun. Locker ist was anderes:D. Zumindest in offizieller Umgebung toppen höchstens die Japaner Chinesen in punkto Lockerheit:D:D.
Und Streben nach Perfektion ist in China auch nicht gerade unbekannt. Das dabei leider nicht das Gleiche herauskommt wie in Deutschland... Nun da arbeiten sie ja gerade fleißig daran. Völlig locker und entspannt natürlich. Und diese fröhlichen, total lockeren Begleiter des olympischen Feuers. Hey, Olympische Spiele in Beijing? Wuwei. Das sehen wir doch ganz locker und warten, was so auf uns zukommt.
Alles Liebe,
laoshu

Klaus
30-05-2008, 12:09
Er hat das ironisch gemeint. ;)

Trinculo
30-05-2008, 12:20
Ihr habt beide völlig recht :)

GilesTCC
30-05-2008, 12:54
Diese "Gründlichkeit" scheint ein besonders in Deutschland weit verbreitetes Problem zu sein, weil wir zu einem gewissen Perfektionismus neigen.
Diese "Perfektion", jahrelang im Wirtschaftsleben als "made in Germany" hoch geschätzt, kann aber gerade im Sport (und gerade wenn es um innere Prozesse geht und um Entwicklung) hinderlich sein, weil die nötige Lockerheit und das Zulassen diverser Prozesse durch allzustarke Fixierung auf eine bestimmte Technik oder Methode behindert werden.
Ich habe mehrfach erlebt, daß Chinesen über unsere superkorrekte Manier amüsiert waren bzw. auch die Stirn runzelten und daraus gelernt, daß man jederzeit zumindest so locker sein sollte, daß auch unerwartete Entwicklungen noch stattfinden können- denn oft geschieht es dann doch in anderer Weise oder Reihenfolge, als in der Theorie beschrieben...

Auf diese Weise lernt man sich selbst auch ziemlich gut kennen bzw, in sich hineinzuhorchen, woraus sich auch fast automatisch die für den jeweiligen Zeitpunkt richtige Trainingsintensität "fühlen" läßt.

Sehr gut gesagt. Wobei die Lockerheit und das Zulassen die "Intensität" natürlich überhaupt nicht ausschliessen.
(Wieder eine yin-yang-Kombination ;))

Zum allgemeinen Übungsprozeß zitiert mein Lehrer gerne Voltaire (ganz leicht abgewandelt):
"Das Perfekte ist der Feind des Guten."

Schöne Grüsse,

Giles