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Vollständige Version anzeigen : Ist Karate Gift für die Wirbelsäule???



IsoO
21-06-2008, 11:00
Guten Tag allerseits!

Seit gestern plagen mich (wieder einmal) Rückenschmerzen, nachdem mir einer der Schwarzgurte gezeigt hat, man solle im Gedan-Barai mit der Brust gerade noch vorne stehen, wo mir vor einiger Zeit ein anderer Schwarzgurt gesagt hat, man solle mit einer 45°-Hüftdrehung in dieser Stellung stehen, der gestern allerdings nicht da war. (Notiz: Ich bin noch Weißgurt.)

Hier also meine Frage: Ist Karate generell so ausgelegt, dass ich ständig Rückenprobleme haben muss durch Stellungen, in denen ich mich nicht wohlfühle und welche mir regelrecht die Wirbelsäule "verdrehen"?
Auf Dauer könnte ich das nicht mitmachen.

Gruß, Iso

Susi-Kunoichi
21-06-2008, 11:14
Deine Frage ist generell nicht zu beantworten.

Die vernünftigste Vorgehensweise:

Ab zum Orthopäden, Diagnose stellen lassen, Rausfinden welche Bewegungen du vermeiden solltest und dann vergleichen und mit deinem Trainer besprechen ob das machbar ist.

Eventuell könnte auch zusätzlich Krankengymnastik/ Rückenschule und gezieltes Muskelaufbautraining helfen.

Aber erst musst du genau wissen woran es liegt.

lg Susanne

Mr. Nice Guy
21-06-2008, 11:16
Off Topic:

Immer, immer, immer bei allen Uke Techniken 45° abdrehen!
Das mit dem Brust nach vorne (bei Uke meine ich natürlich) ist verblödeter Schwachsinn. So eine Aussage ist eine Schande für den Dan!
Schwarzgurt ist leider kein Zeichen für Kompetenz :( :mad: :(

und nun: back to Topic ;)

so long :)

IsoO
21-06-2008, 11:27
Bisher traten die Rückenschmerzen auch immer dann auf, wenn ich bei, ich nenne es mal 45er-Techniken, den Oberkörper gerade nach vorne drehen sollte.

Sven K.
21-06-2008, 11:46
Bisher traten die Rückenschmerzen auch immer dann auf, wenn ich bei, ich nenne es mal 45er-Techniken, den Oberkörper gerade nach vorne drehen sollte.

Nur dann wird auch deine Wirbelsäule verdreht. Solange dein Hüfte und deine
Brust in die selbe Richtung zeigen, findet keine Torsion der Wirbelsäule statt.
Also Gedan Barai: Hüfte und Brust 45° raus = Kein Problem. Wenn die Hüfte
nach Vorne zeigt und der Oberkörper auch, ist es ebenfalls kein Problem.
Wenn Du aber die Hüfte 45° rausdrehst und den Oberkörper nach vorne zeigt,
gibt es Aua. ;) Es gibt aber, soweit ich weiß, Karate-Stile die die Hüfte gerade
lassen ( Den Oberkörper natürlich auch). Man möge mich berichtigen aber nach
meinem Kenntnisstand ist das Abdrehen nur um eine "Vorspannung" zum
Kontern zu erhalten. Durch das anschließende "reindrehen" der Hüfte gibt es
mehr "Bums". ;)

Luggage
21-06-2008, 11:59
Nur dann wird auch deine Wirbelsäule verdreht. Solange dein Hüfte und deine
Brust in die selbe Richtung zeigen, findet keine Torsion der Wirbelsäule statt.
Also Gedan Barai: Hüfte und Brust 45° raus = Kein Problem. Wenn die Hüfte
nach Vorne zeigt und der Oberkörper auch, ist es ebenfalls kein Problem.
Wenn Du aber die Hüfte 45° rausdrehst und den Oberkörper nach vorne zeigt,
gibt es Aua. ;) Es gibt aber, soweit ich weiß, Karate-Stile die die Hüfte gerade
lassen ( Den Oberkörper natürlich auch). Man möge mich berichtigen aber nach
meinem Kenntnisstand ist das Abdrehen nur um eine "Vorspannung" zum
Kontern zu erhalten. Durch das anschließende "reindrehen" der Hüfte gibt es
mehr "Bums". ;)
Nein, ist nicht nur für die Vorspannung. Zum einen wird die eigene Trefferfläche reduziert und damit der Angriff schneller und leichter am eigenen Körper vorbei geleitet. Zum anderen bewirkt die Hüft und Schulterdrehung eine Bewegungskomponente nach vorne, während der Arm ansich eigentlich nur zur Seite wischt. Dadurch wird in den Angriff hineingeschnitten und Druck nach vorne aufgebaut. Ohne Drehung unterbliebe diese Bewegungskomponente vollends und die Technik würde eine völlig andere.
Ferner dient das aber natürlich auch einfach der Körperschule um einen starken und flexiblen Einsatz der Hüfte zu erlernen.

Also - ich kann nicht für andere Stilrichtungen sprechen, aber im Shotokan gilt - Hüfte bei Uke-Techniken rausdrehen!

Shotokan ist eigentlich ziemlich gut für den Rücken. Dieser wird kaum ungünstig belastet (wie es beim Judo zB der Fall ist), dabei aber recht passabel gestärkt (durch Kihon und Kata). Wo genau entstehen denn die Schmerzen? Viele machen den Fehler (auch hochrangige Danträger) ständig im Hohlkreuz zu stehen, was für die LWS nicht das gelbe vom Ei ist. Daneben könnte ich mir aber vorstellen, dass bei dir als Anfänger die Rückenmuskeln einfach überlastet werden und dann an den nächsten ein, zwei Tagen nach dem Training der vorderen Torsomuskulatur nicht mehr genügend entgegenzusetzen haben und dadurch Schmerzen entstehen. Hier hilft einfach fleißig weiter trainieren, bzw. noch zusätzlich gezielt an der Rückenstärkung zu arbeiten (Fitnessstudio, Yoga, Pilates,...).

Grüße,
Luggage

Mr. Nice Guy
21-06-2008, 12:49
Nein, ist nicht nur für die Vorspannung. Zum einen wird die eigene Trefferfläche reduziert und damit der Angriff schneller und leichter am eigenen Körper vorbei geleitet. Zum anderen bewirkt die Hüft und Schulterdrehung eine Bewegungskomponente nach vorne, während der Arm ansich eigentlich nur zur Seite wischt. Dadurch wird in den Angriff hineingeschnitten und Druck nach vorne aufgebaut. Ohne Drehung unterbliebe diese Bewegungskomponente vollends und die Technik würde eine völlig andere.
Ferner dient das aber natürlich auch einfach der Körperschule um einen starken und flexiblen Einsatz der Hüfte zu erlernen.

Also - ich kann nicht für andere Stilrichtungen sprechen, aber im Shotokan gilt - Hüfte bei Uke-Techniken rausdrehen!


Richtig! :) Dem ist nichts hinzuzufügen. :halbyeaha

shenmen2
21-06-2008, 13:19
Das Hauptproblem ist vermutlich die (Un)fähigkeit, im Zenkutsu Dachi kein Hohlkreuz zu machen. Die Beweglichkeit hierfür kann und muß man extra trainieren: Im Zenkutsu Dachi stehen und ganz bewußt die Hüfte nach vorn drehen, das Becken (wenn nötig) aus der Hohlkreuzstellung kippen, gleichzeitig die Außenkante des hinteren Fußes fest in den Boden drücken. Geeenau, das ziept sogleich an der Innenseite des hinteren Oberschenkels- dies ist die Stelle, die gut gedehnt werden muß.(Die Übung heißt auf chinesisch gong bu yatui- Bogenschrittdehnung)

IsoO
21-06-2008, 13:28
Der Oppa schien mir auch nicht sonderlich kompetent zu sein. Zumal er bei den Partner-Übungen seine Techniken auch nicht sonderlich exakt eingesetzt hat. Ich glaube, er wird zu alt.

Ich bedanke mich recht herzlich für die aufklärenden Antworten. :halbyeaha

Luggage
21-06-2008, 13:29
Yoga ist hierfür sehr zu empfehlen, auch um zu lernen das Becken zu kontrollieren.

dominik777
21-06-2008, 14:27
Yoga ist hierfür sehr zu empfehlen, auch um zu lernen das Becken zu kontrollieren.

Das kann ich nur bestätigen. Seit ich regelmässig Yoga mache, habe ich kaum mehr Rückenschmerzen.

Luggage
21-06-2008, 14:54
Das kann ich nur bestätigen. Seit ich regelmässig Yoga mache, habe ich kaum mehr Rückenschmerzen.
In Kombination mit richtigem Krafttraining im Studio bin ich mit Yoga so ziemlich alle Wehwehchen losgeworden, die ich teils Jahrzehnte mit mir herumgeschleppt habe (Schultern, Knie, Rücken). Der Benefit für Körperspannung und -Kontrolle ist auch nicht zu verachten - ich liebe Yoga :)

unproVoked
21-06-2008, 15:40
hatte in 7 jahren shotokan nie rückenprobleme

Budoka_Dante
21-06-2008, 17:43
...die ich teils Jahrzehnte mit mir herumgeschleppt habe...

Mit 25 schon Jahrzehnte mit dir rumgeschleppt? Mannomann :p

@topic: Die wichtigen Sachen zu deinem Rücken sind eigentlich schon gesagt.
Hüfte + Brust in eine Richtung vermeidet Torsion, Überlastung/ungewohnte Belastung kann auch Schmerzen verursachen. Wäre interessant zu wissen, ob es die Muskulatur ist, die schmerz (eher seitlich) oder die Wirbelsäule (in der Mitte halt), bei Bewegungen oder dauerhaft, etc.
Auch wäre es mal ratsam, den Cheftrainer mal darauf anzusprechen, dass die Schwarzgurte teilweise gegensätzliche Sachen von den Leuten fordern.

IsoO
22-06-2008, 12:02
Es kam bisher 2 Mal vor, dass ich Rückenschmerzen bekommen habe durch Karate. Beides passierte durch solche "Lehren" @ "Körper gerade nach vorne", wo beides normalerweise grundsätzlich mit 45° Hüftdrehung ausgeführt wird. Mangel an Kompetenz kann echt die Gesundheit anderer beeinträchtigen, keine tolle Sache.

Cheeseburgerking
24-06-2008, 18:00
Guten Tag allerseits!

Seit gestern plagen mich (wieder einmal) Rückenschmerzen, nachdem mir einer der Schwarzgurte gezeigt hat, man solle im Gedan-Barai mit der Brust gerade noch vorne stehen, wo mir vor einiger Zeit ein anderer Schwarzgurt gesagt hat, man solle mit einer 45°-Hüftdrehung in dieser Stellung stehen, der gestern allerdings nicht da war. (Notiz: Ich bin noch Weißgurt.)

Hier also meine Frage: Ist Karate generell so ausgelegt, dass ich ständig Rückenprobleme haben muss durch Stellungen, in denen ich mich nicht wohlfühle und welche mir regelrecht die Wirbelsäule "verdrehen"?
Auf Dauer könnte ich das nicht mitmachen.

Gruß, Iso

Karate ist gift für die straße, wenn es schlecht gelehrt wird. Aber für die wirbelsäule ganz bestimmt nicht.

Klaus
25-06-2008, 15:54
Jede "Kampfkunst" ist Gift wenn wichtige Dinge so unterrichtet werden dass sie zu Schäden führen. Das gilt auch für beknackte "Dehnübungen" bei denen die Leute dann zeitlebens mit Schmerzen rumrennen. Ich behaupte mal dass eine "Übung" bzw. "Haltung" die permanent Schmerzen insbesondere in der Wirbelsäule (egal ob Becken, Hals oder Rücken) erzeugt schlicht FALSCH ist. Rückenschmerzen können aber auch davon kommen dass man einfach viel zu angespannt ist, um ruckartige Bewegungen mit Wirbelsäuleneinsatz machen zu können. Ich hatte auch mal Rückenschmerzen vom Handball als ich emotional so angespannt gewesen bin dass es auf den Rücken gegangen ist.

Ich habe mir den Gedan Barai mal angesehen, normalerweise sehe ich nichts was da Rückenschäden verursachen sollte. Allerdings wird das mit dem frontal stehen nicht klappen, wenn man in der unteren Wirbelsäule nicht entspannt und locker ist. Was in jedem Fall zu Rückenproblemen führt ist wenn man das dann betont mit einer "harter-Mann"-Stellung macht, Brust raus, Hohlkreuz, so angespannt wie möglich, statt fliessend und locker. Da sehe ich viel eher richtige Probleme bei manchen Richtungen, das habe ich auch in manchen Kung-Fu-Schulen gesehen (Entenhintern, Hohlkreuz, Brust raus, Schultern nicht fallen gelassen, usw.). Auf den Abbildungen die ich gesehen habe steht der Mann aber auch nicht frontal, sondern ebenfalls mit leichter Öffnung, ob 45° oder weniger weiss ich nicht.

http://www.kenshinkanakamine.cl/Publicaciones/Gedan%20Barai/gedan%20barai%20imagenes/El_Gedan-barai_de_Shotokai.JPG

Luggage
26-06-2008, 12:05
Wie gesagt, bei Gedan Barai und Co steht man auch nicht frontal. Ich möchte wetten, die Schmerzen des Threaderstellers kommen von ausgelaugten, weil zu schwachen Rückenmuskeln, die Tage nach dem Training. Bei Anfängern und Untrainierten kann es auch zu Verspannungen kommen, weil die Bewegungen und Haltungen noch zu ungewohnt sind und sie sich krampfhaft in die Form pressen.
Aber es gibt auch Dojos die ziemlich üble Übungen machen, die noch aus alten, unaufgeklärten Tagen des Sportreibens stammen, die mögen durchaus zu Rückenproblemen führen (allerdings glaube ich eher, dass diese sich eher längerfristig zeigen und nicht direkt nach einem Training).