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Vollständige Version anzeigen : Kreusslersches Stossfechten



Alte Kampfkunst
04-07-2008, 08:26
Da das Thema schon recht weit weg vom Säbel ist, mach ich doch mal einen neuen Thread auf:




Was mich aber interessieren würde wäre ein Buch zur Kreusslerschen Stoßfechtschule; hast Du da was?


Bin zwar nicht Peter aber soviel ich weiß, haben die Kreusslers selber nichts aufgeschrieben. Anton Friedrich Kahn, einer ihrer Schüler und Vorfechter aber schon. Erste Ausgabe ca. 1739, Zweite ca. 1761 (Jahreszahlen ohne gewähr, daaus dem Kopf).

Auch bei Eiselen (1820er wenn ich mich nicht irre) wird die Kreusslersche Lehre kurz und knapp behandelt.

Für weitere Infos / Quellen wäre ich auch dankbar.

Gruß

Stefan

Jörg B.
04-07-2008, 08:55
Hallo Stefan,

die Namen Kahn und Roux spuken mir auch im Kopf rum, genauere Infos habe ich aber leider nicht.

AlexK
05-07-2008, 17:09
Hallo Stefan und Jörg!

Anton Friedrich Kahn war der erste, der über die Kreusslersche Stoßfechtschule schrieb. Er schrieb sehr ausführlich und nachvollziehbar indem er die richtige Ausführung typischen Fehlern gegenüberstellte. Nicht zu unrecht wurde sein Buch eine Richtschnur für die nachfolgenden Autoren. Die Fechtmeisterfamilie Roux steht in direkter Nachfolge der Kreussler-Dynastie. Beide Familien brachten viele Fechtmeister hervor, die meist auf Universitäten das Fechten unterrichteten.

Einige Anektoten zu den Kreusslers gibt es hier: Ochs - historische Kampfkünste e.V. (http://www.schwertkampf-ochs.de/willkommen.html?/literatur.php)

Kahns Buch gibt es z. Zt. weder online, noch käuflich zu erwerben. Wer sich aber dennoch über diesen Stil informieren möchte, kann bei Willkommen bei Fines Mundi GmbH | Welcome to Fines Mundi GmbH (http://www.fines-mundi.de) das Buch "Die deutsche Fechtkunst" kaufen. Es beschreibt den Stil zwar nicht so rein und pragmatisch wie z. B. Kahn, bietet aber sehr gute Erklärungen und man kann viele Parallelen zum Rapierfechten nach Fabris entdecken.


Der Kreusslersche Fechstil besticht durch seine Einfachheit. Durch den Verzicht auf Drehungen und andere komplexe Beinbewegungen ähnelt er in gewisser Weise bereits dem modernen Fechten. Durch seinen Fokus auf Stöße mit Klingenkontakt, die Haltung und die Benennung der Paraden hat er aber noch viel vom Rapierfechten behalten. Die Stellung mit dem vorgelegten Oberkörper und der gestreckten Auslage ähnelt den Positionen, die Fabris in seinem monumentalen Fechtbuch beschrieben hatte. Die Paraden werden rein nach der Wendung der Hand benannt, was für Vertreter des modernen Fechtstiles etwas verwirrend sein kann. So entspricht die Kreusslersche Quart-Parade in etwa einer gestreckten Sixt im modernen Fechten. Der Name kommt daher, dass sich die Hand in Quart-Position befindet.


In der Stellung stehen beide Füße etwa anderthalb Fußlängen auseinander. Die Zehen des vorderen Fusses zeigen zum Gegner, die des hinteren Fusses ca. 90 Grad zur Seite. Manche Fechtmeister ließen den hinteren Fuß auch weiter nach hinten zeigen. Das Gewicht wurde beim Einnehmen der Stellung zunächst vollständig auf den hinteren Fuß gebracht. Dann wurde der Oberkörper aus der Hüfte nach vorne gelegt, so dass das Körpergewicht wieder annähernd gleich auf beiden Beinen verteilt war. Die Waffe wurde mit ziemlich gestreckten Arm in Halbterz oder Halbquart Position gehalten.

Die Handpositionen:
Prim (nur theoretisch, wird nicht verwendet): Knöchel nach links/innen, Fingernägel nach rechts/außen, Kreuzstange senkrecht oder leicht nach rechts geneigt
Second: Knöchel nach oben, Kreuzstange in etwa waagerecht, spitze tiefer als die Hand
Terz: wie Second, allerdings Hand tief und Spitze hoch, mit einem Winkel nach rechts/außen unten, Kreuzstange waagerecht oder etwas nach unten geneigt
Halbterz: Knöchel nach rechts oder rechts oben, Kreuzstange in etwa senkrecht
Halbquart: Knöchel nach rechts, Kreuzstange leicht nach links geneigt
Quart: Knöchel nach unten, Kreuzstange in etwa waagerecht oder noch etwas weiter gedreht, Spitze tiefer als die Hand


Es wird unterschieden zwischen festen und flüchtigen Stößen. Die festen werden mit Klingenkontakt und Kontrolle der gegnerischen Klinge, die flüchtigen in eine offene Blöße ohne Klingenkontakt gestoßen. Stöße werden in fast allen Handpositionen ausgeführt.

Paraden gibt es in Quart oder Terz nach außen, in Quart oder Second nach oben, in Halbquart nach innen und in Second nach unten.


Wer mehr Interesse an diesem System hat, kann sich gerne an mich wenden. Für den Augenblick würde es den Rahmen dieses Threads sprengen, das ganze System zu erklären.




Servus,

Alex

Trinculo
25-12-2008, 13:32
Hallo Stefan,

die Namen Kahn und Roux spuken mir auch im Kopf rum, genauere Infos habe ich aber leider nicht.

Zu dem Buch von Roux habe ich einen Link gefunden, mittels dessen man das gesamte Werk als PDF herunterladen kann :)

http://www.kampfkunst-board.info/forum/f65/gr-ndliche-vollst-ndige-anweisung-deutschen-fechtkunst-87387/#post1604285