Vollständige Version anzeigen : Kiai beibringen
Hallo,
ich bin Karate-Trainer und habe seit neuestem eine weibliche erwachsene Person die jetzt seit ca. 6 Monaten im Training ist. Sie macht nie Kiai.
Ich habe sie persönlich darauf angesprochen und sie meinte es ginge nicht. Sie hat allgemein ein Problem mit Schreien und sie meinte es geht einfach nicht laut zu schreien.
Sie macht aber überhaupt kein Kiai. Ich habe ihr vorgeschlagen fürs erste vielleicht einfach nur etwas mehr auszuatmen wenn sie die Technik macht. Aber auch damit hat sie Probleme.
Meine FRAGE: Hattet ihr schon mal einen solchen Fall? Habt ihr Ideen wie man damit umgehen könnte bzw. wie man der Person es beibringen könnte ein Kiai zu üben bzw. diese Blockade zu lösen? Es ist zwar nicht nötig eine Kiai zu machen - aber vielleicht hilft es der Person auch alltägliche Situationen dann besser zu lösen bzw. besser mit ihnen umzugehen (Streit in der Partnerschaft oder ähliches....)?
Danke für euren Rat.
dominik777
12-07-2008, 14:39
Es ist zwar nicht nötig eine Kiai zu machen - aber vielleicht hilft es der Person auch alltägliche Situationen dann besser zu lösen bzw. besser mit ihnen umzugehen (Streit in der Partnerschaft oder ähliches....)?
Wo unterrichtest du denn, dass du es nicht für nötig hältst, dass deine Schüler eine Kiai machen? Natürlich ist das nötig. Gerade im Sinn einer Persönlichkeitsentwicklung. Und ich glaube die meisten Karatekas haben sicher ähnliche Erlebnisse in ihrem Dojo gemacht. Ich auf jeden Fall habe einige Frauen (und Männer) erlebt, die lange brauchten, um das Kiai laut und sauber und selbstständig zu machen.
Meine FRAGE: Hattet ihr schon mal einen solchen Fall? Habt ihr Ideen wie man damit umgehen könnte bzw. wie man der Person es beibringen könnte ein Kiai zu üben bzw. diese Blockade zu lösen?
Sie soll mal in den Wald gehen oder in einen schalldichten Raum und einfach mal so laut schreien wie möglich. Das Kannst du sonst auch mal mit ihr zu zweit im Dojo machen, nach dem Training oder so. Lass sie einfach mal laut schreien, schrei sie noch lauter an, lass sie wieder zurück schreien.
Irgendwann wird sie sich getrauen.
Oft haben Frauen ein besonderes Problem mit dem Kiai. Doch es kann geholfen werden.
Killer Joghurt
12-07-2008, 14:50
tennisspielerinnen haben weniger problem mitm kiai gehabt:D
aber eigentlich ists doch nur so, dass wenige leute in ihrem leben wirklich mal laut geschrien haben, sei es aus verschiedenen gründen und dann wirklich durchgehend mehrmals im training zu schreien ist schon krass befremdend...
Wo unterrichtest du denn, dass du es nicht für nötig hältst, dass deine Schüler eine Kiai machen?
dazu mal ein Zitat bezüglich Kiai im Budo - somit folgendes:
Was ist das Geheimnis eines guten Kiai?
Kiai ist bloß ein Wort, dass Kampfkünstler für einen konzentrierten Schrei erfunden haben, der in einer Technik verwendet wird. Seine wahre Bedeutung ist, positives Ki in Alles was man tut, strömen zu lassen. Der wirkliche Kiai kann lautlos sein, positiv denken und starke mentale Kraft im Tun. Selbst wenn jemand droht, Sie anzugreifen, wenn Sie starkes Ki ausstrahlen, sendet dies ein kraftvolles unterbewusstes Signal an den Angreifer, so dass kein Raum für einen Angriff da ist.
Hier nochmal bewusst:
Der wirkliche Kiai kann lautlos sein
Ich selbst trainiere mich und andere mit lautem Kiai aus dem Hara. Dennoch bin ich an einem Punkt angelangt wo ich zumindest überlege ob ein Kiai immer laut sein muss...
dominik777
12-07-2008, 16:10
(…)
Ich selbst trainiere mich und andere mit lautem Kiai aus dem Hara. Dennoch bin ich an einem Punkt angelangt wo ich zumindest überlege ob ein Kiai immer laut sein muss...
Natürlich muss ein "Kiai" (obwohl das ja afaik soviel wie "Schrei" bedeutet) nicht unbedingt laut sein. Doch für Einsteiger ist es unumgänglich ein Kiai erstmal laut zu beherrschen.
Und wenn die genannte Dame damit ein Problem hat, ist das imho nur symptomatisch für andere Themen ihrer Persönlichkeit (Stichworte Selbstvertrauen, Selbstbehauptung, Selbstüberwindung). Oder siehst du das anders?
Mr. Nice Guy
12-07-2008, 16:39
Hallo,
ich bin Karate-Trainer und habe seit neuestem eine weibliche erwachsene Person die jetzt seit ca. 6 Monaten im Training ist. Sie macht nie Kiai.
Ich habe sie persönlich darauf angesprochen und sie meinte es ginge nicht. Sie hat allgemein ein Problem mit Schreien und sie meinte es geht einfach nicht laut zu schreien.
Sie macht aber überhaupt kein Kiai. Ich habe ihr vorgeschlagen fürs erste vielleicht einfach nur etwas mehr auszuatmen wenn sie die Technik macht. Aber auch damit hat sie Probleme.
Meine FRAGE: Hattet ihr schon mal einen solchen Fall? Habt ihr Ideen wie man damit umgehen könnte bzw. wie man der Person es beibringen könnte ein Kiai zu üben bzw. diese Blockade zu lösen? Es ist zwar nicht nötig eine Kiai zu machen - aber vielleicht hilft es der Person auch alltägliche Situationen dann besser zu lösen bzw. besser mit ihnen umzugehen (Streit in der Partnerschaft oder ähliches....)?
Danke für euren Rat.
Ein Kiai hat erstmal nichts mit einem Schrei zu tun. Das musst du ihr erklären. Hat sie keinen Kiai hat sie auch kein Kime in den Techniken, was man zumindest bei Oi / Gykau Tsuki nach sechs Monaten verlangen kann.
Beim Kiai geht es -nebst Tradition, versteht sich- darum, einen Hohen intraabdominalen und intrathorakalen Druck zu erzeugen, damit erhöht man die ganze Körperspannung in dem Kurzen Moment, in der auch der Schlag auftrifft.
Oder?
Deshalb muss er eigentlich nicht laut sein; es geht nur um das oben Beschriebene. Laut schreien ist aber, zumindest zu Beginn eine tolle Sache, sein Selbstbewusstsein zu üben;
Wir machten das so: Wir haben uns im Kreis aufgestellt und jeder musste einmal in die Mitte und so schreien bzw einen Kiai machen. Mich hat das am Anfang einiges an Überwindung gekostet.
Mr. Nice Guy
12-07-2008, 17:04
Beim Kiai geht es -nebst Tradition, versteht sich- darum, einen Hohen intraabdominalen und intrathorakalen Druck zu erzeugen, damit erhöht man die ganze Körperspannung in dem Kurzen Moment, in der auch der Schlag auftrifft.
Oder?
Deshalb muss er eigentlich nicht laut sein; es geht nur um das oben beschriebene. Laut schreien ist aber, zumindest zu beginn eine tolle Sache, sein Selbstbewusstsein zu üben;
Wir machten das so: Wir haben uns im Kreis aufgestellt und jeder musste einmal in die Mitte und so schreien bzw einen Kiai machen. Mich hat das am Anfang einiges an Überwindung gekostet.
das ist richtig. Dem ist eigentlich nichts zuzufügen ;)
naja für mich muss ein kiai zwangsweise auch laut sein weil ein kiai hat nicht nur etwas mir körperspannung usw. zu tun sondern drückt für mich auch entschlossenheit aus und dient(e) zum einschüchtern des gegners....
zum problemfall ich würde es erstmal versuchen die dame irgentwie dazu zu bringen das sie mal ein einfaches HA über die lippen bringt und wenn sie das einmal geschaft hat platzt irgentwann der knoten von selbst... und wenn alle stricke reisen würde ich sie bei der grundschule konsequent einen schritt zurück gehen lassen und dann noch mal vor in diesesmal mit kiai...
dominik777
12-07-2008, 18:25
und wenn alle stricke reisen würde ich sie bei der grundschule konsequent einen schritt zurück gehen lassen und dann noch mal vor in diesesmal mit kiai...
Irgendwann ist einfach Schluss mit lustig. Dann müssen einfach solche Methoden gebraucht werden. Und ich weiss, dass sie wunder wirken können.
Also erstmal danke für eure Antworten.
Und wenn die genannte Dame damit ein Problem hat, ist das imho nur symptomatisch für andere Themen ihrer Persönlichkeit (Stichworte Selbstvertrauen, Selbstbehauptung, Selbstüberwindung). Oder siehst du das anders?
Das sehe ich genauso - deswegen ist mir das Thema auch so wichtig dass ich hier in einem Forum gepostet habe.
kein Kime in den Techniken, was man zumindest bei Oi / Gykau Tsuki nach sechs Monaten verlangen kann
das sehe ich etwas anders. Vielleicht Ansätze von einem Kime nach 6 Monaten.
Beim Kiai geht es -nebst Tradition, versteht sich- darum, einen Hohen intraabdominalen und intrathorakalen Druck zu erzeugen, damit erhöht man die ganze Körperspannung in dem Kurzen Moment, in der auch der Schlag auftrifft.
Oder?
Deshalb muss er eigentlich nicht laut sein; es geht nur um das oben Beschriebene. Laut schreien ist aber, zumindest zu Beginn eine tolle Sache, sein Selbstbewusstsein zu üben;
Wir machten das so: Wir haben uns im Kreis aufgestellt und jeder musste einmal in die Mitte und so schreien bzw einen Kiai machen. Mich hat das am Anfang einiges an Überwindung gekostet.
Hui - bist du Arzt oder Physiotherapeut :). So eine Erklärung habe ich selten gehört aber ich stimme Dir zu.
Und das mit dem Kreis ist mir auch in den Sinn gekommen. Ich habe früher auch derartig geübt. Nur gerade in diesem "zerbrechlichen" Fall ist es wirklich so eine Sache bzw. ich will da vorsichtig sein. Ich glaube wenn man die Person mitten in den Kreis stellt könnte es passieren dass sie absolut nicht zurechtkommt mit der Situation und dann sehr negativ beeinflusst wird. Es soll ja nicht zum Ziel werden zu sagen dass sie es entweder macht oder so erschüttert ist dass sie dann den Verein oder gar das Karate bleiben lässt. Ich mache jetzt lehre seit 8 Jahren - dieser fall ist an sich wirlich speziell.
zum problemfall ich würde es erstmal versuchen die dame irgentwie dazu zu bringen das sie mal ein einfaches HA über die lippen bringt und wenn sie das einmal geschaft hat platzt irgentwann der knoten von selbst... und wenn alle stricke reisen würde ich sie bei der grundschule konsequent einen schritt zurück gehen lassen und dann noch mal vor in diesesmal mit kiai...
Ist ein guter Ansatz ja. Ich glaube den werde ich versuchen. Ein leichtes HA zuerst und vielleicht entsteht mit der Zeit etwas mehr. Vielleicht wäre eine leichte Drucksituation wie mit dem Schritt zurück und wieder vor auch gut....ich werde das bedenken...
Irgendwann ist einfach Schluss mit lustig. Dann müssen einfach solche Methoden gebraucht werden. Und ich weiss, dass sie wunder wirken können.
Was heisst "lustig". Die macht es ja nicht aus Spaß. Und Geduld muss man als Trainer aufbringen. Es gibt nicht DIE METHODE für alle Schüler. Jeder geht seinen eigenen Karate-Do. Am Anfang natürlich mit Hilfestellung - aber auf Biegen udn Brechen Dinge zu erreichen NUR um DIE METHODE durchzusetzen finde ich falsch.
Ich will noch dazusagen: Bisher hatte ich auch nie Probleme. Es waren immer Leute dabei die anfangs etwas mehr Probleme hatten aber mit der Zeit reinkamen. Hier jetzt ist das aber anders. Ich merke das auch an anderen Dingen - gespräche mit anderen bzw. körpersprache etc...
Und das mit dem Kreis ist mir auch in den Sinn gekommen. Ich habe früher auch derartig geübt. Nur gerade in diesem "zerbrechlichen" Fall ist es wirklich so eine Sache bzw. ich will da vorsichtig sein. Ich glaube wenn man die Person mitten in den Kreis stellt könnte es passieren dass sie absolut nicht zurechtkommt mit der Situation und dann sehr negativ beeinflusst wird. Es soll ja nicht zum Ziel werden zu sagen dass sie es entweder macht oder so erschüttert ist dass sie dann den Verein oder gar das Karate bleiben lässt. Ich mache jetzt lehre seit 8 Jahren - dieser fall ist an sich wirlich speziell.
Ok, vor allem bei Frauen kann das passieren. Aber evtl kann man das als fortführende Maßnahme, nachdem sie es sich zumindest traut halblaut ihr Kiai auszüführen benutzen.
Hallo,
ich habe mal an einem Selbstbehauptungskurs für Frauen (also ohne jedlichen KK-Hintergrund) teilgenommen. Dort wurde folgende Übung gemacht:
Alle Frauen standen im Kreis, in dessen Mitte ein Gegenstand gelegt, gestellt wurde. (Egal was... Kaffeekanne oder Pratze...)
Alle Frauen sollten dann gemeinsam einen Schritt mit einer Abwehrbewegung/ -gestik nach innen gehen und dabei laut und entschlossen "Nein" oder "Hau ab" schreien.
Dannach sollte jede einzeln vorgehen und dabei möglichst laut und entschlossen "Nein"oder "Hau ab" schreien.
Gerade das gemeinsame Schreien läßt einen sich nicht so komisch vorkommen.
Und es ist tatsächlich leichter einen Gegenstand anzuschreien, als einfach nur so zu schreien.
Wir hatte da auch eine Frau dabei, die brachte es nicht über sich zu schreien. Sie konnte nur "Nein" sagen - und das auch nicht laut und entschlossen.
Sie machte die Übung - Schritt und und bestimmte Gestik trotzdem mit und sagte nur "Nein" so laut sie es eben konnte.
Nach ca 5 Terminen konnte auch diese Frau entschlossen "Nein" schreien - vielleicht nicht ganz so laut wie manch andere; aber eine deutliche Zunahme der Lautstärke und Entschlossenheit habe ich bei fast allen Frauen festgestellt.
Vielleicht ist eine ähnliche Übung mit Gegenstand anschreien auch die passende Übung für dieses Problem?
Gruß Kyra
dominik777
12-07-2008, 22:49
Was heisst "lustig". Die macht es ja nicht aus Spaß. Und Geduld muss man als Trainer aufbringen. Es gibt nicht DIE METHODE für alle Schüler. Jeder geht seinen eigenen Karate-Do. Am Anfang natürlich mit Hilfestellung - aber auf Biegen udn Brechen Dinge zu erreichen NUR um DIE METHODE durchzusetzen finde ich falsch.
Ich will noch dazusagen: Bisher hatte ich auch nie Probleme. Es waren immer Leute dabei die anfangs etwas mehr Probleme hatten aber mit der Zeit reinkamen. Hier jetzt ist das aber anders. Ich merke das auch an anderen Dingen - gespräche mit anderen bzw. körpersprache etc...
Ich habe das "lustig" mehr metaphorisch gemeint, nicht wörtlich. Ich meine auch, dass man das nicht mit einer Handbewegung wegwischen kann. Der Punkt ist: SIE muss es tun. Wir können es ihr nicht abnehmen. Und eine Übertherapierung ist da auch nicht sonderlich hilfreich.
Methode Wald wurde genannt, der Kreis ist auch gut oder das mit dem Gegenstand anschreien. Schlussendlich muss sie aber auch wollen. Manchmal kommt das mit der Zeit, manchmal durch ein bestimmtest Schlüsselerlebnis (die teils durch Methoden herbeigeführt werden können). Aber oft ist die Zeit noch nicht da, dass sie sich selber den Arschtritt geben kann… und dann braucht es eben einen von aussen. Ich verabscheue autokratische Tendenzen, wie sie in vielen KK(Schulen) zu oft vorkommen. Doch ganz ohne Druck kommt man in der Zusammenarbeit mit Menschen nicht weiter.
wenn man bis an die grenzen seiner leistungsfähigkeit geht, kommts von allein...
wenn der ganze körper schon nicht mehr kann, aber man in der aktuellen übung so stark wie nur möglich gegen ne pratze o.ä. kicken soll, wird man automatisch laut... klingt zwar mehr nach gewichtheber, als nach karate-kiai, aber immerhin...
und ich hab damals in 1.5 jahre karate keinen kiai hinbekommen, zumal ichs affig fand und finde, bei noch guter kondition auf ne einzeltechnik rumzubrüllen wie ein besengter... die technik wurde da auch noch nicht stärker... der sinn kam für mich eben erst, wenn ich völlig erschöpft war und trotzdem leistung bringen musste
ich habe mal an einem Selbstbehauptungskurs für Frauen (also ohne jedlichen KK-Hintergrund) teilgenommen. Dort wurde folgende Übung gemacht:
bei dem, wo ich mal war, gabs eine ähnliche übung, die ich ganz gut finde:
ebenfalls alle im kreis, dann fängt eine an, richtung der ihr links stehenden mit kraft eine 'stopp-hand' zu machen "nein!" (oder "hau ab!" oder "stopp!" o.ä.) zu sagen; diese dreht sich dann wiederum zu der frau links von ihr um und macht das gleiche, aber ein bisschen lauter und energischer, die nächste dann noch lauter usw. durch diese langsame steigerung vom gesprochenen wort zu einer einschüchternden lautstärke macht das ganze niedrigschwelliger.
oder ne anderen übung von da war, dass in einer zimmerecke ein mädel stand, das von zwei weiteren mädels an je einem arm festgehalten wird, in der zimmerecke schräg gegenüber das gleiche. die beiden festgehaltenen müssen jetzt gegen den widerstand mit aller kraft versuchen, zueinander zu gelangen und dabei den namen der der jeweils anderen laut rufen. da war die anstrengung durch den hohen kraftaufwand (siehe noppel) dann hilfreich, auch stimmtechnisch alles zu geben.
Kurios ist auch, wenn man gelernt hat, den Kiai am Ende der Technik zu machen und einem dann gesagt wird: So jetzt macht mal den Kiai am Anfang der Technik ;)
Ich finde ein Kiai muss laut sein, da er so auch zur Abschreckung dienen kann. (je lauter desto besser) Ansonsten ist ein Kiai halt nur sehr starkes Kime, damit die Technik mit mehr Kraft ausgeführt werden kann. Und Kime ist nunmal mitunter das Wichtigste im Karate, je früher desto besser. Allerdings sieht man immer mal Karateka, auch nicht-Weißgurte, die sich den Kiai noch nicht so recht zutrauen und das ist auch völlig normal und verständlich. Karate und das normale westliche Leben sind halt zwei völlig unterschiedliche, auf dem ersten Blick unvereinbare Dinge. (Wir hatten hier ja glaube ich mal das Thema: Karate Training in der Öffentlichkeit, selbes Phänomen)
mfg
martin s.
14-07-2008, 09:15
Hi,
schick sie zu einem Ochi Lehrgang. Wenn am Schluß die "10" Zukis mit Kiai geschlagen werden , schreit wahrscheinlich irgendwann jeder mit.
Andere Möglichkeit wäre , auf Pratzen schlagen lassen und dazu provozieren bis etwas die Wut hoch kommt.
Grüße martin s.
Ich kenne das Problem genau. Ich habe auch eine solche Frau im Training gehabt. Mit Druck im Sinne von 'Du musst, sonst wird das nie was' ging da gar nichts. Aber dass sie kein Kime gehabt hätte, kann man nicht behaupten. Ich habe es mit starker Atmung, Übungen im Kreis und noch anderen Sachen probiert - keine Chance. Je mehr 'Zwang', nicht so sehr von mir, sondern von ihr selbst im Sinne von 'Ich muss, ich muss', desto weniger ging. Vielleicht funktionieren manche dieser Übungen besser, wenn man 20 Leute im Training hat, mit 6 funktioniert es nicht. Aber auch alleine ging nichts. Die Laune war weg und weil sie nicht zur Prüfung durfte, aber alles besser machte als andere, hat sie das Karate erstmal hingeschmissen.
Ich kann dazu sagen, dass ich Angst davor hatte, sie im Training in eine kritische Situation zu bringen. Ich wusste, womit die Hemmung zu tun haben könnte und was dabei rauskommen könnte, wenn ich versuche, sie anzutreiben. Ich glaube, selbstzerstörerische Tendenzen sind in solchen Fällen nicht ungewöhnlich, wo dann der Hass auf sich selbst geschürt wird, da die Person unfähig ist etwas zu tun, das sie aber von sich erwartet - nichts, was ich verantworten könnte. Ich bin kein ausgebildeter Psychotherapeut und lasse mich nicht darauf ein, psychische Krisen zu provozieren. Ich habe als Karate-Do-Ka noch andere Verpflichtungen als nur Techniken zu vermitteln.
Nun, die Geschichte hat sich gut weiterentwickelt. Sie ist in ein anderes Training (kein Budo) gegangen, wo sie niemanden so gut kannte, wie bei uns im Dojo, wo es anders zuging, anders geübt wurde. Nach einigen Monaten ist sie jetzt wieder im Training erschienen. Sie kann zwar immer noch nicht über sich bringen, ein lautes Kiai zu probieren, aber sie kann laut Atmen und hat mittlerweile mehr Kime als mancher Braungurt - auch ohne lautes Kiai.
Den Rest, ist sie überzeugt, schafft sie auch noch. Und das glaube ich auch.
Was es ausgemacht hat, weiss ich nicht, aber mögliche Elemente kann ich anführen:
- möglichst keine persönliche Beziehung zum Trainer (wenn man zusammen woanders trainiert, zwischendurch zusammen was trinken geht, passt es nicht)
- körperliche Verausgabung zum Beispiel bei Pratzentraining; kein technischer Anspruch, nur prügeln
- Partner, die sich wie Ar......... benehmen, die einem nicht wichtig sind; wenn sie nicht aufpassen können, dann ist es auch nicht so schlimm, wenn sie selber mal kassieren müssen
- parallel therapeutische Betreuung, um die Dinge zu verarbeiten, die im Laufe der Zeit auftauchen
Vielen Dank für Eure regen Antworten. Ich habe sie alle gelesen und wirklich darüber nachgedacht.
Alles sehr interessant und ich überlege ob bzw. wie ich das einbaue bzw. in Betracht ziehe.
Ich kann dazu sagen, dass ich Angst davor hatte, sie im Training in eine kritische Situation zu bringen. Ich wusste, womit die Hemmung zu tun haben könnte und was dabei rauskommen könnte, wenn ich versuche, sie anzutreiben. Ich glaube, selbstzerstörerische Tendenzen sind in solchen Fällen nicht ungewöhnlich, wo dann der Hass auf sich selbst geschürt wird, da die Person unfähig ist etwas zu tun, das sie aber von sich erwartet - nichts, was ich verantworten könnte. Ich bin kein ausgebildeter Psychotherapeut und lasse mich nicht darauf ein, psychische Krisen zu provozieren. Ich habe als Karate-Do-Ka noch andere Verpflichtungen als nur Techniken zu vermitteln.
sehr gut geschrieben ja. Genauso verstehe ich es auch und auch deshalb komme ich mit dem Gedanken "Nein - ich sagte mit Kiai - einen Schritt zurück und Ichi" nicht klar. Ich denke man muss da wirklich vorsichtig sein von Fall zu Fall - ein Arschtritt kann auch mal nach hinten losgehen...
aiki-no-michi
15-07-2008, 11:24
Hallo,
Ich denke man muss da wirklich vorsichtig sein von Fall zu Fall - ein Arschtritt kann auch mal nach hinten losgehen...
"Arschtritte" würden diese Art von Problem nur verstärken, ich würde eher Bioenergetische Analyse (nach Alexander Lowen) empfehlen. Vielleicht möchte sich die Dame ein paar Stunden nehmen, da bekommt sie auch Übungen für zuhause gezeigt.
Ein paar Infos:
Deutscher Verband für Bioenergetische Analyse DVBA e.V. (http://www.dvba.de/ba.php)
Bioenergetik für Jeden Alexander und Leslie Lowen (http://therapieforschung.eu/spirituelle-Medizin/bioenergetik.html)
Liebe Grüße
aiki-no-michi
Öha - das höre/lese ich jetzt zum ersten mal...danke für den Hinweis. Dazu müsste die person natürlich bereit sein. Danke für den Tip
SKA-Student
15-07-2008, 18:55
Atmet sie denn richtig?
bitte sie doch einfach mal etwas hörbarer zu atmen, vielleicht eher so einen zischlaut machen, vielleicht besser als schreien oder stöhnen.
einfach damit du als trainer diesen teil der technik kontrollieren kannst.
erklär ihr nochmal, dass Atmung und Kime und somit Effektivität der Techniken stark zusammenhängen.
obwohl ich schreifreudiger rocksänger war, habe ich auch nicht immer bock auf einen lauten kiai, die atmung muss trotzdem stimmen.
bei uns wird beim kihon nicht bei der letzten technik einer richtung kiai-t, sondern bei JEDER! banzai! ;)
viel erfolg!
nointerest
17-07-2008, 00:29
Was ich noch einwerfen möchte:
Hält sie "an sich" den Mund oder nur wenn sie alleine schreien soll?
Ich meine in der Menge geht man etwas unter, da traut man sich eher mal zu schreien. Wenn man aber alleine ist - steht man auf dem Präsentierteller und alleine das hemmt vielleicht schon.
Wenn auf Kommando die Techniken kommen dann ist der gemeinsame Kiai ja wirklich ein "Gruppenerlebnis". Vielleicht ihr bei sowas mal auf den Mund schauen?
Wenn es kein Kommando gibt (5x selbständig dies oder das) ist natürlich jeder zu ner anderen Zeit dran mit schreien - und dann wirds auf einmal leise.
Ich kenne das sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen.
Daher finde ich auch den Ochi-Lehrgang nicht schlecht, da geht man ja wirklich in der Menge unter und kann sich so nicht "blamieren".
Man kann diese Übung ja auch im Dojo durchführen (10 Zukis auf Kommando, jeder mit Kiai).
Ich hoffe Du kannst ihr helfen, laut schreien können hat ja (wie bereits mehrfach genannt) durchaus positive Effekte für das Selbst.
Black_Devil_
18-07-2008, 13:54
Hallo,
also ich habe ein ähnliches Problem. Aber das Problem liegt hier bei mir selbst. Ich bekomme einfach keinen Schrei raus. Im besten Fall ist das ein Quitschen.
Weiß jemand wie ich mich da überwinden kann? Ich finde es wirklich schwer.
MfG
Patrick
unproVoked
18-07-2008, 14:00
Hallo,
also ich habe ein ähnliches Problem. Aber das Problem liegt hier bei mir selbst. Ich bekomme einfach keinen Schrei raus. Im besten Fall ist das ein Quitschen.
Weiß jemand wie ich mich da überwinden kann? Ich finde es wirklich schwer.
MfG
Patrick
probier mal lautes atmen, also mach z.b. einen tsuki , atme ruckartig aus und spann dabei die bauchmuskeln an, so dass der atem deutlich hörbar rauskommt.
wenn das gut geht einfach das gleiche machen und dabei sowas wie "HA!" sagen/schreien.
wichtig ist, dass der schrei eher über die atmung zustande kommt als über die stimmbänder - kein normaler schrei.
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