Interview with Zhao Daoxin [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Interview with Zhao Daoxin



Trinculo
11-08-2008, 14:26
Andrzej Kalisz freundlicherweise hat ein Interview mit Zhao Daoxin, einem Schüler Wang Xiangzhais, teilweise übersetzt und auf seiner Homepage zur Verfügung gestellt:

YIQUAN ACADEMY INTERNATIONAL COURSES (http://www.yiquan-academy.eu/readarticle.php?article_id=22)

Der alte Mann hat durchaus interessante Ansichten ;)


Huang:
First tell us, what you think about the internal and external division, and division based on territory.

Zhao:
If we want Chinese martial arts develop, we must reject such divisions. It doesn't mean that there is no meaning in them at all. But they only partially describe way of demonstration, and they don't really say anything about way of fighting. Divisions in martial art should be based on effect in fighting, and not the way of practice, and they should not be effect of swindle. They should express human body and developing technique, and not sect-like customs nourished for hundreds and thousands years. The division for Shaolin, Wudang, Emei and Zhongnan arts is only expressing fact, that communication was difficult in old times. But it is past. And the internal-external division was made up by literatti fascinated by the style which they practiced, so they started calling it internal family art – skillfull writers created flowery descriptions. But in fact nobody would talk about himself being representative of external family art. In fact, in real fighting there are no styles.


There is also taboo of falling down. In challenges there was an unwritten rule, that touching ground with part of body different than feet meant defeat. So in the south they stress „ma”, and in the north „zhuang”. In many styles long, low postures and centered torso are stressed. But what is real value of those stable techniques? The principle „when leg is raised, half body is empty” results in loosing opportunity of efficient kicks and hitting with knee. And the force which can be generated from non-balance is not used conciously yet. Constant talking about „not loosing center” disturbs developing agile body work and fast footwork. What is rejected in Chinese martial arts, is exactly what is most valuable on the international martial arts stage. Traditional Chinese martial arts are old men arts. Old is seen as equal to saint, authority, deep knowledge. But for old man it's hard to raise leg for kick, and each falling down can be dangerous. So this hidden weakness of old master, in teaching process becomes taboo of „not loosing balance”. But fighting is not limited to shuaijiao competitions. In many cases loosing balance or even falling down is not big price for getting opportunity of executing efficient action.


Our martial arts teachers like to seek for differences in techniques and to hide „secrets” in techniques. But in fact, where can be real differences, and where could be secrets is training methods. Combat efficiency is decided by way of training. And methods of traditional training have low efficiency. You need a lot of time, and even after long time you are not sure if you will be able to use your skills in fighting. Training is a complex science – on border of many disciplines. Just repeating some exercises for dozens of years is not enough. I will not talk much, I will only mention several discrepancies.


Next is discrepancy between fatigue and intensity of training. Traditional teachers talk about practicing many hours a day. This is long time training but with low intensity. Muscles and nervous system are not activated in a way which is necessary for fighting. Those teacher hate using modern training equipment, and will not ask other person to train together. They prefer to hide in dark place, keep repeating some movements and pondering over theory.

Nur so als Beispiele ;)

Klaus
11-08-2008, 15:49
Vielleicht sollte ihm mal jemand erklären dass tiefe Stände erstens Trainingscharakter haben, und dass zweitens auch Mike Tyson in seiner besten Zeit ultrachinesische supertiefe Stände eingenommen hat, während seines Peek-a-boo. Gibt's hier sogar ein Video in dem Thread "aktuelle Kämpfer unterschätzt".

Ausserdem wird man nicht langsam davon, das bischen was ich letzten Endes trainiert habe hat dafür gesorgt dass ich erheblich schneller mit 35 war als ein 24jähriger toptrainierter Sportstudent. Da würde ich mir mehr Gedanken über halbgare krumme Haltungen machen die man bei manchen Yiquan-Videos beim Sandsacktraining sieht, da fehlt es an Grundlagentraining für Beine, Hüftgelenke, eben das was tiefe Stände wenn man sie richtig macht bringen. Aber Hauptsache die können behaupten dass sie krass für richtiges Kämpfen trainieren. Und wer ein paar Masseeffekte von Off-Balance-Aktionen (sprich reinlehnen) braucht hat nicht genug Jin. Fertig. "Alte-Männer-Training", Bullcrap. Soll sich mal eine von Sam Chin verpassen lassen, dann reden wir über alte Männer. Ich frage mich ob der Mann mal mit 35jährigen geboxt hat die 6 Stunden täglich diese niedrigen Intensitäten trainieren. Ich sehe auch nichts niedrig-intensives daran, wenn man z.B. eine Baji-Form explosiv und schnell macht, und das eine halbe Stunde am Stück. Ein Typ den ich mal kennengelernt habe bei einem Squash-Turnier der kaum Squash konnte, aber täglich ein paar Stunden im Wald stand mit diesen doofen tiefen Ständen, hat Verbandsligaspieler nur mit seiner Athletik platt gemacht. Der hat schlicht jeden Ball solange zurückgebracht bis die aufgegeben haben, dabei konnte er nicht einen einzigen Winner spielen oder Druck machen.

Aber Yiquan hat ja eine Historie davon, andere schlecht zu machen, die Leute von denen man selbst gelernt hat für unfähig zu erklären, und das was man selbst tut als einzigartig und das einzig Wahre hinzustellen.

Trinculo
11-08-2008, 16:00
Aber Yiquan hat ja eine Historie davon, andere schlecht zu machen, die Leute von denen man selbst gelernt hat für unfähig zu erklären, und das was man selbst tut als einzigartig und das einzig Wahre hinzustellen.
Wo Du Recht hast, hast Du Recht :D

P.S.: Ich würde ihn nicht unbedingt als Yiquan-Mann hinstellen - er hat unter Zhang Zhaodong Xingyi und Bagua gelernt und später seinen eigenen Stil begründet ;)

Lucky 13
12-08-2008, 01:12
Aber Yiquan hat ja eine Historie davon, andere schlecht zu machen, die Leute von denen man selbst gelernt hat für unfähig zu erklären, und das was man selbst tut als einzigartig und das einzig Wahre hinzustellen.

Und ich dachte, das kommt nur mir so vor :D

Trinculo
12-08-2008, 07:47
Wie gesagt, sein Bagua und Xingyi-Anteil war mindestens ebenso hoch wie sein Yiquananteil. Und sein Lehrer war einer DER Baguameister überhaupt ...

GilesTCC
12-08-2008, 10:54
Constant talking about „not loosing center” disturbs developing agile body work and fast footwork. What is rejected in Chinese martial arts, is exactly what is most valuable on the international martial arts stage. Traditional Chinese martial arts are old men arts. Old is seen as equal to saint, authority, deep knowledge. But for old man it's hard to raise leg for kick, and each falling down can be dangerous. So this hidden weakness of old master, in teaching process becomes taboo of „not loosing balance”

Für mich ist (wieder) das ein klassischer Fall von "Kind mit dem Bade ausschütten".

Was schon stimmt: (quasi)traditionelle Trainingsmethoden können mißverstanden sein, können zu leeren Ritualen zerfallen, und ein weisser Bart heißt nicht automatisch, daß ein wahrer Meister dahinter steckt. "Kiai-Meister" lässt grüssen... :o

Aber jeder kann für sich selber überprüfen, wie "keeping center" (und dann auch "letting the body fall through this center") gerade eben zu "agile body work and fast footwork" führt. Ich kenne auch persönlich ein paar nicht mehr ganz so junge Männer, die jeweils mit ihrer eigenen Umsetzung von "keeping (and falling in) center" verdammt schnell und wendig sind. Sogar deutlich schneller (über den kurzen Abstand) als die meisten, die wesentlich jünger sind.

Schöne Grüsse,

Giles

PS. Und zum x.ten Mal ;) : eine traditionelle (chinesiche) Kampfkunst ist sowieso nicht nur dafür da, um die reine Kampfeffizienz zu erhöhen. Körperliche, geistige und seelische Gesundheit und Wachstum sind auch wichtig, neben dem (sehr wichtigen) Aspekt des Kämpfenkönnens. Ansonsten einfach eine Knarre oder Pfefferspray (je nach Land) kaufen - ist eh effizienter. Vielleicht hätte Herr Zhao von ein bisschen "ruhigem Zentrieren" profitieren können, bevor er mit solchen einseitigen Pauschalbehauptungen kommt...

scarabe
14-08-2008, 20:53
@ Klaus

wer sagt denn, daß Schnelligkeit am Alter hängt?

Zwar ist man mit 60 nicht mehr so schnell wie mit 20, aber es gibt genug 60-jährige, die sind einfach schnell, während es auch genug Jüngere gibt, die schon arg ordentlich trainieren müssen, um überhaupt mal ein bißchen reaktions- und bewegungsschneller zu werden.

Ist auch in die Wiege gelegt...

Ansonsten interessante Diskussion;)

Trinculo
14-08-2008, 21:00
Tendenziell lässt die Bewegungsschnelligkeit mit dem Alter schon nach ... bei sportlicher Betätigung ab einem bestimmten Leistungsniveau wird das recht deutlich. Sicherlich kann man das zum Teil z.B. durch Antizipation und Fallenstellen wieder ausgleichen - wie sagt doch das Sprichwort so schön:

“Old age and treachery will overcome youth and skill”

:)

Lucky 13
14-08-2008, 22:51
Tendenziell lässt die Bewegungsschnelligkeit mit dem Alter schon nach ... bei sportlicher Betätigung ab einem bestimmten Leistungsniveau wird das recht deutlich. Sicherlich kann man das zum Teil z.B. durch Antizipation und Fallenstellen wieder ausgleichen - wie sagt doch das Sprichwort so schön:

“Old age and treachery will overcome youth and skill”

:)

Ich dachte "...Youth and speed". Mal abgesehen davon ist nicht Speed das wirklich entscheidende, sondern Timing. Timing ist immer > Geschwindigkeit.

Trinculo
15-08-2008, 07:04
Yep, nicht Geschwindigkeit, sondern 'tempo' ;)

bluemonkey
15-08-2008, 07:07
Timing ist immer > Geschwindigkeit.

Wenn Du Dich schnell bewegen kannst, dann hast Du mehr Freiheitsgrade im Timing.

Trinculo
15-08-2008, 07:12
Manchmal gibt es Situationen, wo man einfach nur so schnell wie möglich so weit wie möglich vom Fleck kommen muss ... da sind schnelle Beine der einzige Weg ;)

(Ich meine jetzt nicht Laufen, sondern eher Springen :))

Pu Bär
15-08-2008, 10:44
Vielleicht meinte der Zhao mit loosing of centre das Laufen im Tuishou / Sanshou.
Gern sieht man ja mal Leute "Tuishou" oder sagen wir mal passenderweise "Pushen" üben, denen es hauptsächlich ums Stehenbleiben geht. Da gibt's dann Taijileute, die miteinander ringen, Kraft gegen Kraft usw., nur um länger stehenzubleiben als der andere. Ein Schritt und man hätte was schönes draus machen können. Stattdessen wird krampfhaft versucht durch die Struktur abzuleiten, was bei den wenigsten funktioniert.
Das Durchfließenlassen in den Boden ist schon wichtig, für peng und was weiß ich. Aber auf Deibel komm raus stehen zu bleiben ist Quatsch. (und liegt natürlich am Übenden selbst :rolleyes: )
So gesehen und erlebt Montag Sommerakademie Taijiquan...

GilesTCC
15-08-2008, 10:57
“Old age and treachery will overcome youth and skill (oder speed)”

:D


Ich bin lang (meine Beine ebenso), relativ leicht, beweglich und wendig. Über 10 bis 100 Metern oder mehr bin ich ziemlich schnell - und mit einer schönen Angstadrenalinspritze sogar verdammt schnell...:D
Mein Lehrer ist relativ alt, dick und hat kurze Beine (möge er mir die Bemerkung verzeihen...;)). Er hasst so etwas wie joggen. Jedoch ist er über die kurzen, kampfentscheidenden Abstände von 1 bis 3 Metern wahnsinnig schnell und wendig, mehr als ich. Das erscheint einem zum Teil auch so, weil sein Timing stimmt. Aber er ist auch in m/sek. total schnell. Gerade wegen des "keeping centre" (das er mit eher "traditionellen" Methoden trainiert). Ohne dessen würde es gar nicht gehen.

Schöne Grüsse,

Giles

Trinculo
15-08-2008, 11:14
Für das Üben ist natürlich beides sinnvoll. Wenn man zu früh einen Schritt macht, neigt man dazu zu mogeln, d.h. Fehler der Struktur zu übertünchen, indem man vor der Kraft flieht, anstatt sie durch Positionierung zu brechen. Im Kampf sollte man natürlich beides einsetzen, daher sollte die Variante mit Schritt auch geübt werden.