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Vollständige Version anzeigen : Stellung des Lehrers im Kampftraining



Jochen Wolfgramm
17-09-2008, 08:13
Nachdem ich mit einigen Leuten in der Vergangenheit gesprochen habe und unser eigenes Kampftraining nochmal kritisch betrachtet habe, kam mir folgende Problematik in den Sinn:
Ist es nicht logisch, das ein Trainer/Lehrer, sein Wissen durch Zeigen und Vormachen weitergebend, auch beim KAmpftraining vormachen sollte? Also eben auch in Sparringskämpfen und Freikampf mitmachen sollte?

Was meint ihr? Wie ist es in eurem Training? Macht der Lehrer mit, oder gibt er nur Tipps und Anweisungen vom Rand aus? Wer hat seinen Lehrer schonmal kämpfen sehen und kann daraus lehrreiches ziehen?

re:torte
17-09-2008, 08:22
Mein Trainer macht im Sparring mit. Deshalb hab ich auch immer blaue Flecken und Kopfweh :D

und es ist wirklich Hilfreich. Das zurufen von: " mach die Deckung hoch" ist nicht so lehrreich wie einfach mal eine auf die Fresse zu bekommen.

Tshingis
17-09-2008, 08:38
auf jeden fall. da unsere sparrings gruppe recht überschaubar ist, wird sogar regelmäßig mit dem lehrer gesparrt. und man lernt am meisten, wenn man sich gegen einen weitaus besseren behaupten muss und nach der session tips bekommt.

sota
17-09-2008, 08:39
ich kann mich re:torte nur anschließen. ....nach "Randbemerkungen" folgen Taten. Auch beim Sparring wird bei uns sehr auf die Umsetzung von "sauberen" Techniken geachtet.
Wenn der Trainer einspringt, folgt nach dem Aua das Aha ! :D

Huangshan
17-09-2008, 09:04
Hy mantis

Dies sollte jeder Laoshi selber entscheiden!
Wenn er mithalten kann?(Alter,Gesundheit usw.)

Im Sanda,Muay Thai,Boxen,Kickboxen..... Kampftraining, z.B. sparrt der Lehrer, Trainer meist nicht mit seinen Kämpfern,Schülern sondern fungiert als Beobachter der Anweisungen gibt,korrigiert usw.!
Er ist z.B. aktiv beim Pratzentraning dabei und gibt dem Schüler Aufgaben auf um Kombinationen,Reflexe usw. zu üben.......

Gong Fu
17-09-2008, 09:07
Natürlich mache ich beim Kampftraining mit :D

Gruss,
Gong Fu

Chau321
17-09-2008, 09:28
Hy,

beide Varianten haben ihre Vor und Nachteile.

Ich persönlich bin es gewohnt dass der Trainer nicht aktiv ist. Ich halte es auch für besser. Stell dir einmal vor du bist als Trainer 50 und hast einen 20 – 25 jährigen kampfstarken und erprobten Schüler der auch noch schwerer ist. Mit ziemlicher Sicherheit bekommst du als Trainer eine auf die Schnauze. Und stell dir einmal vor ein Anfänger sieht das ganze, das erste Mal in der Gruppe dabei. Macht ein gutes Bild.

Bei uns kämpft der Trainer nie, bis ganz selten mit. Tipps habe ich in meiner aktiven Zeit trotzdem viele bekommen. Um eines vorweg zunehmen mein Trainer ist sich keiner der sich hinter der Graduierung versteckt, war selbst Olympiadritter (Judo) in Los Angeles.

Wie gesagt ist meine Meinung, würde mich über jede konstruktive Kritik.

Jochen Wolfgramm
17-09-2008, 10:40
Sicher ist das keine Frage, die mit einem klaren Ja oder Nein beantwortet werden kann.

Das Alter zB ist in jedem Fall ein Faktor, den man nicht aussen vor lassen kann oder darf.
Ich selber bin ebenfalls nicht mehr so aktiv beim Sparring wie vor 5-6 Jahren, als ich jedesmal mitgesparrt habe.

Dennoch: zB Retortes Antwort stimmt, man lernt am besten, wenn man es praktisch gezeigt bekommt und wenn es auch mal weh tut! :)
Wie soll man auch als Lehrer wissen, was wirklich anwendbar oder effektiv ist, wenn man es selber nie im Sparring versucht hat?
Deshalb denke ich ist es unabläßlich, dass auch Lehrer regelmäßig mit den Schülern sparren. Und wenn man als Lehrer mal einen auf den Deckel bekommt, von einem Schüler der jahrelang gut trainiert hat in im Saft steht, ist es doch nur ein Zeichen dafür, dass man ihn gut trainiert hat, oder?

Verity
17-09-2008, 13:55
Kann mir jemand kurz sagen, was alles zum Kampftraining gehört?

Würde zum Beispiel Patzen und Sandsacktraining dazu gehören oder nur der Sparringskampf?

higher
17-09-2008, 14:03
auf jeden fall. da unsere sparrings gruppe recht überschaubar ist, wird sogar regelmäßig mit dem lehrer gesparrt. und man lernt am meisten, wenn man sich gegen einen weitaus besseren behaupten muss und nach der session tips bekommt.

war in dem letzten verein wo ich war genauso, kann ich nur bestätigen !

dominik777
17-09-2008, 14:22
Bei uns kenne ich beides. Je nach Zustand, Anzahl Sparring-Teilnehmer und Training macht der Trainer mit oder steht daneben, beobachtet, motiviert, kommentiert.

Beides ist gut und nützlich. :)

Toky
17-09-2008, 14:35
Ich kenne auch beides.

Beim WT hat sich der Lehrer immer schön rausgehalten, er könnte ja aus Versehen getroffen werden.

Beim Kickboxen hat der Trainer alle Übungen mitgemacht und war auch alles anderes als bös, wenn er mal getroffen wurde. Gehört nunmal zum Sparring dazu.

Jochen Wolfgramm
17-09-2008, 15:11
Sicher gehören Pratzentraining und Sandsacktraining mit zum Workout. In der Fragestellung geht es aber ums Sparring selbst!

Verity
17-09-2008, 15:22
Die körperlichen Voraussetzungen, wie Gewicht und Größe spielen meiner Erfahrung nach eine Rolle beim Sparringskampf.

Es ist einfacher mit jemanden zu kämpfen, der die gleiche Größe und das gleiche Gewicht hat.

Aber ich finde es auch wichtig, dass der Lehrer auch mal kämpft und zeigt, wo man etwas verbessern kann. Es ist aber nicht notwendig, dass er sich gegen jeden und alles verteidigen soll.....:)

besnick
17-09-2008, 16:35
Mein Trainer macht kein Sparring mit. Sparring an sich machen wir shcon recht selten. ;)

Liegt es vielleicht u.a. daran, dass viele Trainer das Training eher passiv betreiben, also nur mahnen, erklären und vormachen, nicht aber aktiv mitmischen wollen, sondern sich in ihrer beobachtenden, lehrenden Rolle genügen?
Lehrreich wäre es auf jeden Fall - mehr als gegen Leute auf seinem eigenen Level zu kämpfen.

Klaus
17-09-2008, 21:37
Ich bin der Meinung dass ein richtiger "Meister", so schimpfen sich ja alle, so es die Gesundheit noch erlaubt (bei mir z.B. nicht so richtig) mitsparren können sollte. Die echten Meister die ich kenne waren allerdings so überlegen dass die nur mitspielen können, also bewusst Schülern Fehler austreiben indem sie sie ausnutzen, und die Grundprinzipien eben durch TUN demonstrieren, richtig drauf geht da nicht. Wenn es die Fitness nicht mehr erlaubt sollte der Trainer, erst Recht wenn er sich Meister nennt, zumindest in Grundzügen noch demonstrieren können, als Anleitung, auch wenn er das nicht mehr in Echtzeit und gegen Widerstand kann. Und das sollte er auch tun, neben korrigieren wenn da zwei einfach blind aufeinander dreschen ohne Sinn, Verstand und taktische Grundlagen. Ein 50jähriger japanischer 5. Dan Judo, Schwiegervater eines Bekannten von mir, hat auf dessen Hochzeit noch alle möglichen Leute in die Ecke gestellt, bei dem war Fitness nicht so ein Thema. Und der konnte eben auch gut Sachen vormachen und erklären.

HungKuenPH
18-09-2008, 07:27
Hallo,

also ich bin 38,habe ein schule fuer Hung Gar Kuen in Manila,Philippinen.Ich bin 1,87 gross und wiege ca. 90 KG. Meine schueler sind Filipinos und Chinesen und zu 95% kleiner und leichter daher lass ich sie unter sich kaempfen allerdings mache ich eine art "spielerisches Light sparring" mit denen ohne boxhandschuhe etc. und ich gebe immer nur "etwas" mehr als meine Schueler und kaempfe eher defensiv so das sie ihre techniken an mir ausprobieren koennen..in jungen Jahren habe ich immer gegen die aelteren und staerkeren gesparrt und fand dies sehr nuetzlich...also wenn ich das light sparring mit meinen schuelern mache demonstriere ich nicht meine absolute Ueberlegenheit sondern lasse sie ihr ding machen..allerdings nutze ich ihre fehler aus was meistens in ein take down oder so resultiert...
Ich habe aber zB nie gegen mein Sifu gesparrt ...in 30 jahren kampfkunst habe ich nur einmal gegen meinen ersten Hung Gar Lehrer gesparrt,das war 1990 und er war ein Kopf kleiner als ich und hat mich platt gemacht...:D

christoph
18-09-2008, 08:39
Ich mache jede Woche mind. einmal mit meinem Lehrer (über 50) Roushou. Das heisst spielerisches "Rangeln" aus der Nahdistanz mit mehr oder weniger gelegentlichen Schlägen. Meist fangen wir langsam an um Shenfa, Tingjin und Weichheit zu üben. Nach ein paar Minuten wird das automatisch etwas schneller und härter.

Er macht das auch mit jedem der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Insofern sehe ich gegen ihn auch wenig Land. Zahlt sich aber aus, wenn man mal wieder mit Leuten mit etwas weniger Erfahrung spielt.

Jochen Wolfgramm
18-09-2008, 09:07
Viele Antworten zeigen doch deutlich: ohne das man Sparring übt, kann man nicht besser werden. Wie will ich als Lehrer (und auch als Meister!) etwas unterrichten, von dem ich keine praktische Erfahrung habe?

Mich beschleicht das Gefühl, das es einige Lehrer/ Meister gibt, die nie Erfahrung in dem Bereich gesammelt haben und dennoch den Schein bewahren und Kampftraining vom Rand aus leiten.
Wie hier schon in irgend einer Antwort angeklungen ist (kein gutes Bild wenn er auf die Mütze bekommt), sollte es doch nicht um das Ego gehen sondern um die realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten. Dazu gehört auch mit schwächeren/technisch noch nicht so guten Schülern so zu sparren, dass sie einen Gewinn daraus erhalten. Es geht nicht um die Überlegenheit sondern darum im Sparring selbst Lücken und Fehler aufzuweisen.

T. Stoeppler
18-09-2008, 21:19
Also ich denke auch, dass der Lehrer auf jeden Fall mitmachen sollte - wenn nicht beim freiem Sparring, dann doch wenigstens bei limitierten Übungen - und dabei gut genug sein, seine Qualität dem Schüler nach Belieben anzupassen.

Blöderweise liegt da der Knackpunkt - manche Lehrer wissen, dass sie einigen Schülern im Freikampf nichts Besonderes entgegenzusetzen hätten, und drehen dafür in limitierten Übungen tierisch auf (man denke an gewisse *ing*ung Darbietungen ) - so als Kompensation. Das ist, wie ich finde, nicht nur ein Charakterfehler sondern hilft den Schülern auch genau gar nichts.

Mir persönlich ist es wesentlich lieber, wenn man als Lehrer ungezwungen mit den Schülern kloppen kann, dabei auch gelegentlich mal kassiert und trotzdem ganz klar der Lehrer bleibt. Ich handhabe das so beim Fechttraining - der Illusion, der Lehrer sei "unbesiegbar" sollte man sich gar nicht erst hingeben. Erfahrener sein sollte man als Lehrer schon, und damit das auch so bleibt, sollte man, zumindest gelegentlich, mitsparren.

Gruss, Thomas

Jochen Wolfgramm
18-09-2008, 22:33
... der Illusion, der Lehrer sei "unbesiegbar" sollte man sich gar nicht erst hingeben. Erfahrener sein sollte man als Lehrer schon, und damit das auch so bleibt, sollte man, zumindest gelegentlich, mitsparren.

Gruss, Thomas

Sehr gut auf den Punkt gebracht! :klatsch:

Killer Joghurt
20-09-2008, 18:55
habs mal bei ner Kickboxschule mitbekommen, dass man dort beim Sparring nicht den Lehrer sozusagen treffen durfte.
aus Respekt sozusagen.
dabei war der Kerl noch recht fit und keine Frage, gut auch noch
fands dann aber einfach nur sinnfrei als ich mal dort war und sehe, dass die schüler ihre angriffe nur vortäuschen und der lehrer durchzieht.

also ein guter lehrer zeichnet sich dadurch aus, dass seine schüler kämpferisch auch stark sind und dafür muss der lehrer auch selber kämpfen können, im kampf zeigen können was sache ist und keine scheu davor haben sich selber treffen zu lassen. diese autorität respekts schiene ist eine große blockade.

wenn der lehrer alt ist oder anders gehandicapped, dann keine frage aber solange er munter gesund ist...

Pu Bär
20-09-2008, 20:27
Dann übt man als Lehrer halt Schläge absorbieren ;) .

Mitsparren ist Pflicht. In meinen Kinderkursen halt ich mich allerdings raus: Zwölfjährige verprügeln fand ich noch nie toll.

Bei gleicher Gewichts- / Altersklasse mach ich gern mit und habe auch kein Problem damit, als Lehrer was abzubekommen. Hab ich halt nen Fehler gemacht: Daraus kann ich selbst viel lernen, mehr als wenn ich einfach gewinne.

Wenn der Lehrer nicht mitsparrt, verliert er noch den Draht zur Realität.