Vollständige Version anzeigen : Karate
The Tank
11-10-2008, 21:53
Hallo,
ich hab mal ne dumme Frage ;-):
Hab keine Ahnung von Karate und hab mir mal nen paar Videos angeguckt,
die alle sehr verschieden waren.
Ich wollte euch deshalb mal fragen:
Was macht Karate eigentlich am meisten aus? (Welche Distanz?Würfe,Hebel,Kicks,Schläge?)
Und: Ist es dem Tae kwon do ähnlich? (Da ich in nächster Zeit mit Tae Kwon do anfangen möchte wärs interessant zu wissen ;-) )
Grüsse
The Tank
Ich mache zwar kein Karate, aber wenn wir das ganze Philosophiezeugs etc weglassen würde ich sagen, dass der Gedanke des Ikken hissatsu sprich mit einem Schlag töten ziemlich gut den kämpferischen Aspekt des Karate wiederspiegelt.
Man geht rein und fegt den Gegner direckt mit 1-2 Techniken um. Es gibt keinen längeren Kampf mit großem hin und her.
Dementsprechend sind die Techniken sehr kraftvoll und überwiegend Stoßtechniken, die idealerweise an gezielten anatomischen Stellen platziert werden.
Dieses Prinzip gefällt mir am besten, aber die Karatepraktizierenden hier am Board werden dir sicherlich noch mehr und vorallem präziseres Wissen vermitteln :)
Tkd ist meines Erachtens mehr Trittbetonter als Karate, wobei das wohl auch stark von Stil zu Stil variieren kann... Ich habs auch schon des öfteren unter dem Begriff koreanisches Karate gehört, weil sich die Techniken wohl doch stark ähneln?
Aber da haben andere Leute ebenfalls mehr Ahnung als ich :)
dominik777
11-10-2008, 22:12
Was macht Karate aus? Gute Frage. Wie du bereits selber herausgefunden hast, gibt es sehr viele unterschiedliche Ausrichtungen im Karate. So findest du je nach Stil:
- Leichtkontakt bis Vollkontakt als Kampfsystem
- Komplette SV-Ippons (Techniken/Technikabläufe für die Selbstverteidigung)
- Kata (Formen), zu Dutzenden.
- Würfe, Hebel, Bodenkampf (in einigen Stilen)
- Tameshiwari (Bruchtests)
- Techniken mit Waffen (Kobudo)
- Wettkämpfe in Kumite (Kampf) und Kata (Formen)
Den meisten Stilen ist eigen, dass sie
- Kata aufweisen, die trainiert werden und für Prüfungen wichtig sind
- ein sehr breites Spektrum an Schlag-, Tritt- und Abwehr-/Blocktechniken beeinhalten.
- ein Graduierungssystem haben (Gurte, Obi auf japanisch)
- das Training aus den Teilen Kihon (Grundschule, Techniken), Kata und Kumite aufbauen.
- einen weissen Gi als Trainingsgewand benutzen. Weiss ist in Japan die Farbe der Trauer, des Todes (soweit ich weiss).
Karate ist sicher mit dem Taekwondo verwandt, wobei im Taekwondo mehr Wert auf Kicks gelegt wird.
Weiter ist anzumerken:
- Obwohl im Karate teilweise auch Würfe, Hebel und Bodenkampf trainiert wird, ist Karate doch in erster Linie eine Stand Up Kampfkunst.
- Kampfdistanz: Mit den Karatetechniken werden alle Distanzen abgedeckt. Im Wettkampf unterscheiden sich dann die Stile. Während das WKF Semi-Kontakt-Kumite fast 100% auf Weitdistanz basiert, ist das Kyoksuhin Vollkontakt eher auf Mittel- und Nahdistanz ausgelegt.
So, ich hoffe, ich habe jetzt keinen Brunz geschrieben und konnte mit den Angaben dienen. Ansonsten hilft Wikipedia auch weiter.
Killer Joghurt
11-10-2008, 22:57
im weitesten sinne ist tkd der kleine bruder des karate ( historisch gesehen ).
der schon genannte grundgedanke des "one hit kill" des karate gibt es im TKD eigentlich so nicht mehr. Man richtet sich nach verschiedenen Verbänden auf, also das olympische TKD , das ITF und diversen anderen eher traditionelleren Stilen. Was das technische Repertoire aber angeht sind die grundlegenden Grundschultechnicken fast identisch.
Flying Samurai
14-10-2008, 08:35
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Taekwondo ist mehr auf Tritte spezialisiert und erst nachrangig wird mit Fäusten gearbeitet (hab ich zumindest von jemandem, der TKD trainiert hat).
Bei uns im Training wird auch unterteilt in Kihon, Kata und Kumite. Das wird beim TKD auch so sein.
Wobei zu 40 % lockeres Randori bzw. Kumite gemacht wird um das schnelle Reagieren zu trainieren und das Denken "auszuschalten". Oftmals überlegt man noch, welche Technik könnte ich machen, wenn der andere mit der Technik angreift. Und genau das wird trainiert: Nicht denken, sondern schnell reagieren, egal mit was.
Mir gefällt ebenfalls das Kraftvolle an Shotokan-Katas. In anderen Stilen wird teilweise ruhiger und langsamer agiert.
Würfe und Hebel machen wir auch, aber die müssen sich aus der Situation heraus ergeben. Wir versuchen jetzt nicht auf Biegen und Brechen einen Hebel zu kreieren. Wenns nicht passt, gibts "nur" 'nen Schlag oder Tritt. :) "Jeder Schritt ein Tritt" wie mein Trainer gerne sagt.
Und dann kommt es vielleicht auch noch ein bisschen auf den Stil an. Shotokan ist ein relativ "harter" Stil, d. h. immer direkte Techniken. Andere Stile sind "weich" oder beides. (Verbessert mich, wenn ich Stuss erzähle. :o)
LordPork
16-10-2008, 19:18
Sagt doch alleine der Name von zB Goju Ryu (Go=hart jo=weich, ryu=stil ).
Wobei dir härte natürlich auch auf die trainingsmethode ankommt. Showkampf ist ja eher bei uns im Shotokan verbreitet (oder?) - also von den techniken her zwar hart, aber die ausführung ist quasi "nicht existend".
Wobei, wenn ich mir so wettkämpfe angucke .. gibts irgendjemanden der da stile raus erkennen kann? ich seh da (öfters!) nur ein heilloses durcheinander. ^_^
SKA-Student
16-10-2008, 20:01
Wobei, wenn ich mir so wettkämpfe angucke .. gibts irgendjemanden der da stile raus erkennen kann? ich seh da (öfters!) nur ein heilloses durcheinander. ^_^
je mehr ich mir den ganzen kampfsport krams ankucke, so muss ich feststellen,
dass sich die verschiedenen stile im (relativ) freien kampf (MMA, K-1, etc)
doch der realität anpassen, die eigenheiten auflösen, und scheinbar universal effektive formen annehmen.
allein schon beim JKA shotokan liegen welten zwischen kihon/kata und dem freikampf. welten!
irgendwie müssen sie dann viele mechanische und unnatürliche bewegungen weglassen,
um schnell und effektiv zu sein.
Flying Samurai
16-10-2008, 20:08
Ich war jetzt am Wochenende auf einem Wettkampf. Und da waren die Stile vertreten, also Wado-Ryu, Goju-Ryu, Shito-Ryu und Shotokan. Bei Katas sieht man den Unterschied, die sehen irgendwie schöner aus als im Shotokan :o, aber im Freikampf sieht man keinen Unterschied. Ziel ist es nur noch Treffer zu landen und das geschieht immer auf dem direkten Weg.
Killer Joghurt
18-10-2008, 22:48
die regeln bestimmen auch zum großen teil, wie der kampf aussieht...
find aber gute karate wettkampfvideos immer wieder sehr schön.
sei es shotokan oder vollkonktakt.
.....
allein schon beim JKA shotokan liegen welten zwischen kihon/kata und dem freikampf. welten!
irgendwie müssen sie dann viele mechanische und unnatürliche bewegungen weglassen,
um schnell und effektiv zu sein.[/QUOTE]
.....
Das ist doch die crux mit der Wettkämpferei: Keiner will verstehen, daß es zwischen Kihon, Kata und Kumite im Training einerseits und dem Kampf andererseits keinerlei Verbindung gibt.
Warum haben also einige der klassischen Meister überhaupt aufs "Kämpfen" verzichtet? Doch nur deshalb, weil sie wußten, daß das Ziel des Karate (Ikken Hissatsu) in einem (Wett)Kampf wohl nicht erreicht werden sollte, oder?
Und gehe ich heute auf einen LG zum Thema SV, dann höre und sehe ich immer nur: Vergeßt eure Stellungen, vergeßt eure Techniken, es gibt nur eine Chance!
Also ist es in der Konsequenz nur logisch, daß sich die Stile im Wettkampf (auch wenn man da nur nach Punkten gewinnen will) angleichen.
Der Klitschko-Kampf letztes WE war mal eine schöne Ausnahme, stand der Kerl doch so rum, wie unserereiner, die Deckung kplt. unten - ich hab gedacht, der ist jetzt gleich tot, der Schwarze macht ihn von unten kommend mit uppercuts fertig. Weit gefehlt, hat mir gut gefallen (soweit einem seit Cassius Clay überhaupt noch Boxkämpfe gefallen können), war ne Erfahrung.
Häretiker
19-10-2008, 13:07
Das war ja dann die Idee des MSK = "Modernes Sport Karate":
Auf der Matte beim kumite bewegen sich alle mehr oder weniger gleich; warum also nicht direkt so trainieren, dass man sich so bewegt?
Modern Sports Karate ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Modern_Sports_Karate)
Hochschulgruppe Modernes Sport-Karate Aachen - Home (http://www.msk-rwth.de/)
Ich fand's damals (1990?) faszinierend, hab's (nur) ein Jahr trainiert. Interessante Bewegungslehre und - zumindest da, wo ich trainiert habe - ein Trainig, was auspowert, ohne das man nachher Muskelkater hat.
Grüße
Häretiker
SKA-Student
21-10-2008, 09:35
...
Das ist doch die crux mit der Wettkämpferei: Keiner will verstehen, daß es zwischen Kihon, Kata und Kumite im Training einerseits und dem Kampf andererseits keinerlei Verbindung gibt.
Warum haben also einige der klassischen Meister überhaupt aufs "Kämpfen" verzichtet? Doch nur deshalb, weil sie wußten, daß das Ziel des Karate (Ikken Hissatsu) in einem (Wett)Kampf wohl nicht erreicht werden sollte, oder?
hmmm, aber andererseits werden doch vor allem saubere kontrollierte techniken bewertet, die eigentlich der "endschlag" sein sollten?
aber das meinte ich auch nicht.
arg, wie soll ich's sagen...
dieses super-tief und breit-stehen, der "sichelschritt" von zenkutsu zu zenkutsu, einige recht mechanisch anmutenden hüftbewegungen.
das macht doch keiner im freikampf!
The Tank
21-10-2008, 13:40
Dass sind viele Informationen, danke schon mal an alle ;-)
Und viel Spass beim Diskutieren :D :D
naja, dominant sind gerade schläge und verschiedene tritte.
und man lernt halt vieles, wasd ers interpretiert werden muss.
es kommt natürlich auch auf den verein an.
wenn man aber offen für neues ist und die weniger bekannten techniken aus dem karate benutzt (viele würfe, hebel, sogar (wenn auch sehr wenig) bodenkampf), dann ist das doch recht effektiv. natürlich kann man die techniken nicht traditionell ausführen, wenns hart auf hart kommt. ich trainiere aber etwas mehr auf realistische anwendungen und ich muss sagen, ich hab da gute erfahrungen gemacht.
richtig ausgeführt ist karate also recht effektiv.
und man kanns ja auch im vollkontakt ausüben, wenn man möchte.
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