Chen TaiChi [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Chen TaiChi



va+an
05-11-2008, 12:13
Hallo!

Habe das Glück, das bei mir um die Ecke (endlich) jemand Chen TaiChi anbietet, was ich mir heute anschauen bzw mittrainieren werde.

Ich habe mal in das Yang TC rein geschnuppert, welches mir aber nicht zugesagt hat, weil es (aus meiner Sicht) so gut wie gar keine kämpferischen Aspekte bietet, sondern fast ausschließlich auf Gesundheit ausgerichtet ist. (Ist nicht immer verkehrt)

Wie sieht es mit Chen TC aus?
Welche "großen" Unterschiede existieren zw. den beiden Ausrichtungen?

Danke vorab!

Gruß


(Kein Glaubenskrieg hier starten!)

Andreas23
05-11-2008, 14:26
Nun, daß der Yang-Stil keine kämpferischen Aspekte beinhaltet, würde ich so pauschal für falsch halten. Allerdings ist es schon so, daß in der 2. und 3. Generation Yang die Lehrer davon lebten, den Söhnen reicher Leute "was gesundes und nützliches" beizubringen, und denen nur die Form, nicht aber das Gong vermittelt haben. Es gab in dieser Zeit nur wenige "innere" Schüler, die das gesamte Curriculum vermittelt bekommen haben. Die große Zahl westlicher Praktizierender, die nur an den gesundheitlichen und meditativen Aspekten interessiert sind, kommt hier erschwerend hinzu. Aber auch Yang kennt Fajin, man sollte sich nicht davon täuschen lassen, daß es in der Form nicht vorkommt.

Der Chen-Stil, mit seinen Kanonenfaustformen, läßt den Kampfkunstcharakter offensichtlicher werden. Auch ist in der Regel die Tradierung leichter auf Personen zurückzuführen, die ihre Kampfkunst ausreichend unter Beweis gestellt haben. Meiner bescheidenen Meinung nach ist einfach die Wahrscheinlichkeit bei Chen größer, auf jemanden zu treffen, der weiß, was er tut.

Eine pauschale Antwort auf deine Frage gibt es dennoch nicht, du mußt dir da schon konkret den Lehrer anschauen.

Stilistische Unterschiede liegen in der Betonung des Chansi Jin im Chen, also spiraliger Bewegungen, und dem doch eher ausgeprägten Auftreten schneller Bewegungen und explosiver Kraftentwicklung in den späteren Formen.

va+an
05-11-2008, 14:51
Nun, daß der Yang-Stil keine kämpferischen Aspekte beinhaltet, würde ich so pauschal für falsch halten. Allerdings ist es schon so, daß in der 2. und 3. Generation Yang die Lehrer davon lebten, den Söhnen reicher Leute "was gesundes und nützliches" beizubringen, und denen nur die Form, nicht aber das Gong vermittelt haben. Es gab in dieser Zeit nur wenige "innere" Schüler, die das gesamte Curriculum vermittelt bekommen haben. Die große Zahl westlicher Praktizierender, die nur an den gesundheitlichen und meditativen Aspekten interessiert sind, kommt hier erschwerend hinzu. Aber auch Yang kennt Fajin, man sollte sich nicht davon täuschen lassen, daß es in der Form nicht vorkommt.

Der Chen-Stil, mit seinen Kanonenfaustformen, läßt den Kampfkunstcharakter offensichtlicher werden. Auch ist in der Regel die Tradierung leichter auf Personen zurückzuführen, die ihre Kampfkunst ausreichend unter Beweis gestellt haben. Meiner bescheidenen Meinung nach ist einfach die Wahrscheinlichkeit bei Chen größer, auf jemanden zu treffen, der weiß, was er tut.

Eine pauschale Antwort auf deine Frage gibt es dennoch nicht, du mußt dir da schon konkret den Lehrer anschauen.

Stilistische Unterschiede liegen in der Betonung des Chansi Jin im Chen, also spiraliger Bewegungen, und dem doch eher ausgeprägten Auftreten schneller Bewegungen und explosiver Kraftentwicklung in den späteren Formen.

Hallo!

Danke für deine Erläuterungen.
Gut.. bzgl Yang kann ich meine Erfahrung natürlich nur auf 2 Lehrer berufen. War halt wirklich nur auf Gesundheit ausgelegt. Kampf etc haben die beiden nichts mit am Hut gehabt.

bzgl Chen.. gibt es ebenfalls unterschiede bei den Waffen/Seidenübungen etc?
Mit Kanonenfaust und anderen chin. Begriffen kann ich leider wenig was mit anfangen.

Grüsse

Andreas23
05-11-2008, 15:27
bzgl Chen.. gibt es ebenfalls unterschiede bei den Waffen/Seidenübungen etc?
Mit Kanonenfaust und anderen chin. Begriffen kann ich leider wenig was mit anfangen.


Chansi Jin ist genau das, was man bei den Seidenübungen trainiert. Es gibt da noch mehr Detailunterschiede in den Prinzipien, z.B. vermeidet Chen das gleichzeitige Drehen und Verlagern, sondern unterscheidet diese Bewegungsphasen präzise. Das zieht sich dann natürlich auch durch alle Waffenformen, in den Formen werden ja Bewegungsprinzipien geübt.

Als "Kanonenfaust" wird die 2. Form im Chen TJQ bezeichnet, die man nach der 1. erlernt. Sie ist geprägt durch einen Wechsel von langsamen und sehr explosiven schnellen Bewegungen (dem erwähnten Fajin). Suche einfach mal nach "cannon fist" auf youtube, und gucke dir das an, es sollte schnell klar werden.

va+an
05-11-2008, 15:56
Chansi Jin ist genau das, was man bei den Seidenübungen trainiert. Es gibt da noch mehr Detailunterschiede in den Prinzipien, z.B. vermeidet Chen das gleichzeitige Drehen und Verlagern, sondern unterscheidet diese Bewegungsphasen präzise. Das zieht sich dann natürlich auch durch alle Waffenformen, in den Formen werden ja Bewegungsprinzipien geübt.

Als "Kanonenfaust" wird die 2. Form im Chen TJQ bezeichnet, die man nach der 1. erlernt. Sie ist geprägt durch einen Wechsel von langsamen und sehr explosiven schnellen Bewegungen (dem erwähnten Fajin). Suche einfach mal nach "cannon fist" auf youtube, und gucke dir das an, es sollte schnell klar werden.

aah.. ok.
Danke! Werde heute Abend dann eh nochmal face2face mehr erfahren bei dem Training.

Gruß
vatan

va+an
05-11-2008, 22:31
Hallo!

ich war nun beim Training.
Die erste Überraschung war,das der Lehrer ein Bekannter noch aus alten WT Zeiten war.

Unterricht begann mit nem "Warmup": Arme,Beine, Hüfte kreisen. Stehende Säule. Anschließend Seidenübungen. gerade Ausrichtung mit und ohne Schritte. Dann die erste Form. Ich hab nur einen kleinen gezeigt bekommen (auf Wunsch, damit ich diese direkt üben kann.
Hat mir kurz was aus Kanonenfaustform gezeigt, Speer, Tuishou.

Was mir gefallen hat?
Genaues ganzheitliches Arbeiten mit dem Körper. Gutes arbeiten mit dem Gleichgewicht. Gebühr ist angemessen. Lehrer ist Bodenständig und weiß einiges und erzählt kein Müll, auch will er sich nicht profilieren.
Werde kommende Woche nochmal hin und dann in Ruhe nochmal mit trainieren.

Ich denke es wird mir mit der Zeit einen anderen vielleicht auch tieferen Einblick in die IMA geben.

Grüsse

Trinculo
06-11-2008, 11:03
Hört sich gut an ... halte uns auf dem Laufenden :)

bluemonkey
06-11-2008, 17:23
Was mir gefallen hat?
Genaues ganzheitliches Arbeiten mit dem Körper. Gutes arbeiten mit dem Gleichgewicht. Gebühr ist angemessen. Lehrer ist Bodenständig und weiß einiges und erzählt kein Müll, auch will er sich nicht profilieren.


so kenne und liebe ich das auch:)

va+an
13-11-2008, 10:12
So..

Habe mittlerweile 3 Trainingseinheiten hinter mir, und es gefällt mir immer noch.
Durch die intensive Körperarbeit stellt sich auch schon ne leichte Besserung bei mir ein.
Das durchlaufen der YiLu-Form bringt mich schon ordentlich ins schwitzen. :)

Habe für mich auch den Entschluß gefaßt, weiter zu machen.

Gruß

bluemonkey
13-11-2008, 17:40
Nach drei Trainingseinheiten kannst Du die Yilu durchlaufen?:ups:

:respekt:

bei wem trainierst Du denn?

va+an
14-11-2008, 15:59
Nach drei Trainingseinheiten kannst Du die Yilu durchlaufen?:ups:

:respekt:

bei wem trainierst Du denn?

Bin halt ein Talent ;)
Nein.. natürlich nicht die komplette. Den Anfang.. frag mich jetzt nicht, welche Bewegung das ist.

ach ja.. Um z.B. bei der WCTAG diverse Prüfungen abzulegen, muß man gewisse "Wartezeiten" einhalten.
Womit sind diese Wartezeiten begründet? (Klar.. am Anfang muß nat die Basis sitzen und Verständnis aufkommen, aber später??)

GRuß

bluemonkey
14-11-2008, 16:53
Bin halt ein Talent ;)
Nein.. natürlich nicht die komplette. Den Anfang.. frag mich jetzt nicht, welche Bewegung das ist.

ach ja.. Um z.B. bei der WCTAG diverse Prüfungen abzulegen, muß man gewisse "Wartezeiten" einhalten.
Womit sind diese Wartezeiten begründet?


Drei Einheiten dabei und schon unterrichten wollen?:rolleyes:

Ich tippe mal auf Qualitätssicherung.

Das sind ja keine "Gürtelprüfungen", sondern eigentlich Unterrichtsbefähigungsnachweise. Ein entsprechendendes Stufensystem Übungsleiter-Kursleiter-Lehrer-Ausbilder haben ja auch Taiji-/Qigong-Dachverbände.
Immerhin kannst Du es ja theoretisch in zehn Jahren (nebenberuflich!) formal zum Ausbilder bringen und das komplette System (6 Hand- und 9 Geräteformen, Basis, Pushands und Anwendungen) in überregionalen Lehrgängen unterrichten.




(Klar.. am Anfang muß nat die Basis sitzen und Verständnis aufkommen, aber später??)


:p

Geigenschüler nach der dritten Stunde zum Lehrer:
"Warum muss ich solange warten, bis ich auf großen Konzerten auftreten darf?- Klar am Anfang muss ich lernen, wie ich einen sauberen Ton aus der Violine bekomme, und die Tonleiter lernen, aber später??"

Die Basis wird lange nicht sitzen. Das Verständis muss immer tiefer werden.
Die fortgeschrittenen Übungen müssen auch gemeistert werden...

guckst Du hier (Achtung, die Zeitangaben sind auf tägliches Training (so ca. 6h) in direkter Unterweisung bezogen ;)):
5 Stufen (http://web.utanet.at/eckerbar/5%20Stufen.htm)

"GZA"
14-11-2008, 17:25
Hey Bluemonkey
ich les mir den Text gerade durch und entdecke sehr viel mir bekanntes.
Vor allendingen schaffe ich es die Spiralen(chansijing) in einzelnen Körperbereichen zu benutzen, aber das Verbinden fällt mir noch schwer.Obwohl mir das auch seit einiger Zeit sporadisch gelingt

anyaway


Danke für den Text

Grüße

va+an
14-11-2008, 22:53
Drei Einheiten dabei und schon unterrichten wollen?:rolleyes:

Ich tippe mal auf Qualitätssicherung.

Das sind ja keine "Gürtelprüfungen", sondern eigentlich Unterrichtsbefähigungsnachweise. Ein entsprechendendes Stufensystem Übungsleiter-Kursleiter-Lehrer-Ausbilder haben ja auch Taiji-/Qigong-Dachverbände.
Immerhin kannst Du es ja theoretisch in zehn Jahren (nebenberuflich!) formal zum Ausbilder bringen und das komplette System (6 Hand- und 9 Geräteformen, Basis, Pushands und Anwendungen) in überregionalen Lehrgängen unterrichten.




:p

Geigenschüler nach der dritten Stunde zum Lehrer:
"Warum muss ich solange warten, bis ich auf großen Konzerten auftreten darf?- Klar am Anfang muss ich lernen, wie ich einen sauberen Ton aus der Violine bekomme, und die Tonleiter lernen, aber später??"

Die Basis wird lange nicht sitzen. Das Verständis muss immer tiefer werden.
Die fortgeschrittenen Übungen müssen auch gemeistert werden...

guckst Du hier (Achtung, die Zeitangaben sind auf tägliches Training (so ca. 6h) in direkter Unterweisung bezogen ;)):
5 Stufen (http://web.utanet.at/eckerbar/5%20Stufen.htm)

Hai!

Danke für den Link. Zieh mir das Ding mal rein.

Der Geigenschüler hat sein Ziel, kennt aber nicht den Weg.
Der Lehrer kennt den (steinigen) Weg.
Ziel ohne Weg gibt es nicht ;)

bluemonkey
15-11-2008, 05:52
Hey Bluemonkey
ich les mir den Text gerade durch und entdecke sehr viel mir bekanntes.
Vor allendingen schaffe ich es die Spiralen(chansijing) in einzelnen Körperbereichen zu benutzen, aber das Verbinden fällt mir noch schwer.Obwohl mir das auch seit einiger Zeit sporadisch gelingt


Hallo GZA,

gibt es im Liuhebafa auch Seidenübungen, wo die Spiralkraft direkt trainiert wird, oder steckt das alles in der Form?

bluemonkey
15-11-2008, 06:00
Hai!

Danke für den Link. Zieh mir das Ding mal rein.

Der Geigenschüler hat sein Ziel, kennt aber nicht den Weg.
Der Lehrer kennt den (steinigen) Weg.
Ziel ohne Weg gibt es nicht ;)

Ohne Weg wäre das Ziel unerreichbar (außer man ist schon da;)).
Wenn man allerdings nur auf das Ziel schaut, kann man leicht stolpern.
Manchmal muss man vom geplanten Weg abweichen, weil man erkennt, dass er nicht zum Ziel führt.
Manchmal meint man eine Abkürzung gefunden zu haben, kommt zunächst auch schneller voran, bemerkt dann aber, dass es eine Sackgasse war.
Ein Weg ohne Ziel ist nicht anzuraten, dann hat man keine Orientierung und irrt herum.
Natürlich kann man sich unterwegs für ein anderes Ziel entscheiden;), vielleicht ist das aber nur ein Erkennen, dass man das eigentliche, tief in einem angelegte Ziel falsch gedeutet hat.
Hilfreich ist es, wenn man jemanden kennt, der ähnliche Ziele hat und auf dem Weg schon sehr weit ist, gehen muss man aber selbst.

"GZA"
15-11-2008, 10:22
Bei uns werden bestimmte Übungen gemacht um die Seidenkraft zu erfahren bzw das Gefühl zu entwickeln.Soweit ich weiß handelt es sich dabei aber nicht um die klassischen Chen-Seiden-Übungen.
Dann sollte man das übertragen und in die Form integrieren. Prizipiell steckts aber in der Form(neben zigtausenden anderen Sachen:D)
Es ist nur von aussen im Idealfall nicht erkennbar.

Mache das ganze aber auch erst seit 4 Monaten und meine Sicht auf die Form ändert sich eigentlich ständig. Ist wie eine Entdeckungsreise, man findet immer neues in der Form


Bye

GilesTCC
15-11-2008, 17:36
Hi GZA,

lernst du bei Friedhelm, in der Dr. Tao / Nathan-Linie oder von einer anderen Quelle?

Schöne Grüße,

Giles

"GZA"
16-11-2008, 09:41
bei Friedhelm

GilesTCC
16-11-2008, 10:55
Alles klar, danke :):)