apachee
15-11-2008, 23:02
Auslandsjournal > Bassidschi - Die Miliz Ahmadinedschads
Bassidschi - Die Miliz Ahmadinedschads (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/581484?inPopup=true)
Basitschi-e Mostasafan
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Bassidschi)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Basitschi-e Mostasafan (dt. "die Mobilisierten der Unterdrückten", auch Basij, Bassiji, Bassidji, Bassidschi), sind eine paramilitärische Miliz des Iran, die sich aus Freiwilligen rekrutiert. Organisatorisch sind sie eine Abteilung der Iranischen Revolutionsgarde. Gegründet wurden die Basitschi von Khomeini. Im 1. Golfkrieg mit dem Irak fanden zehntausende Basitschi in teils jugendlichem Alter bei Himmelfahrtskommandos den Tod. Derzeitiger Kommandeur der Basij ist Generalmajor Mohammad Hejazi.
Rekrutierung
Ab dem achten Schuljahr erhielten alle Schüler eine militärische Ausbildung. Die geeignetsten Schüler bzw. Freiwillige wurden von der Organisation der Bassidji übernommen und kamen erstmals 1982 bei der iranischen Gegenoffensive zum Einsatz. [1]. Die Basitschi wurden systematisch in Schulen angeworben und durften ohne Erlaubnis der Eltern nach Erreichen der Volljährigkeit in den Krieg ziehen. Die Volljährigkeit wurde 1980 vom Wächterrat auf 15 Jahre festgelegt. Die Aufgabe der Unausgebildeten bestand darin, vor den regulären Truppen und Panzern als eine Art lebender Minenräumer über das Kampfgebiet zu gehen. [2] Drögemüller beschreibt arbeitslose Jugendliche aus der Provinz, meist ohne Waffen, mit einer weißen oder roten Stirnbinde (Allah-u Akbar) die über die Minenfelder gegen die Stellungen der Iraker anrennen. [3]
Minenräumer
Bahman Nirumand [4] zitiert eine Ausgabe der Zeitung Ettelaat aus dem Jahre 1984:
Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-, fünfzehn-, sechzehn- und zwanzigjährige wie Knospen auf Wiesenfeldern, die in der Morgendämmerung zur Blüte gelangt waren. Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Und wenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Dieser Zustand habe sich - so Ettelaat - verbessert, denn vor dem Betreten der Minenfelder hüllen sich die Kinder in Decken ein und rollen auf dem Boden, damit ihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinanderfallen ...
Den Eltern der Kinder, die als "Märtyrer" starben, wurden Prämien versprochen. Den Kindern hatte man dabei Plastikschlüssel um den Hals gehängt, die die Pforte zum Paradies aufschließen sollten. Eine halbe Million Plastikschlüssel habe man aus Taiwan importiert. [5]
Bevor man Kinder dazu benutzte, soll man Esel und Maultiere verwendet haben, diese flüchteten jedoch in Panik, sobald die ersten Tiere von den Explosionen auseinandergerissen wurden.
Sichtweise der Pasdaran
In einem Interview mit Ali Sadrzadeh beschrieb der Pasdar Ahmad seine Sichtweise für den Einsatz militärisch unerfahrener Jugendlicher:
Die Provinz Chusistan war in Gefahr, ohne deren Erdöl der Iran ein Armenhaus wäre, und damit war auch die Revolution in Gefahr, die von 90 Prozent der Bevölkerung getragen wurde. In so einer Situation kommt einem vieles nebensächlich vor. Den Einsatz der jugendlichen Freiwilligen muss man begrüßen, zumal die Armee damals sehr verunsichert war ... (...) bei den Offensiven im Jahre 1984 mussten wir ein breites Minenfeld durchqueren, und da sind die Freiwilligen ebenso dabeigewesen wie die Pasdaran.[6]
Lage von Mandali im Ostirak
Menschliche Welle
Die Kampftaktik der "menschliche Welle", mit kaum oder nicht ausgebildeten Zivilisten als Vorhut für die paramilitärischen Pasdaran, trat erstmals am 30. September 1982 am Frontabschnitt bei Mandali auf. In einer Einzelaktion starben dabei mindestens 4.000 Iraner, dagegen 300 der verteidigenden Iraker. [7]
Die Bassidjis wurden zum Vorbild für die ersten Hisbollah Attentäter bei klassischen Selbstmordattentaten, wie sie 1982/1983 im Libanon entwickelt wurden.
Internationaler Protest
Am 19. August 1983 wurden mehr als 200 Kinder und Jugendliche von irakischen Truppen gefangen genommen. Das Hilfswerk Terre des Hommes nahm die Kinder auf. Am 9. September 1983 richtete der UN-Ausschuss für Menschenrechte den dringenden Appell an den Iran, auf die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldaten zu verzichten.
Heutige Propaganda
Heute dienen die Basitschi dem iranischen Regime zur Unterdrückung der Opposition. In Teilen der Bevölkerung sind sie jedoch populär; der iranische Präsident Ahmadinedschad erscheint zu einigen offiziellen Veranstaltungen in Basitschi-Uniform, und auch andere hohe Politiker erklären die Basitischi zu nationalen Vorbildern. Mohsen Rezai der damalige Kommandeur der Pasdaran und somit auch der Bassidji wurde von der 'Vereinigung der Mütter der Kindersoldaten' beschuldigt, für den Tod Tausender verantwortlich zu sein. Eine Anklage vor Gericht wurde abgewiesen, auch weil der heutige Revolutionsführer Chamenei damals Oberkommandierender der Streitkräfte war.
Der heutige Kommandeur der Basitschi, Mohammad Hejazi, gab an, dass die Zahl der Mitglieder im März 2005 bei 11 Millionen lag.
Verfolgung religiöser Minderheiten
Die Basitschi-e werden von der Regierung gegen religiöse Minderheiten, darunter die Sufi-Derwische, in Stellung gebracht. Am 13. Februar 2006 setzte die Miliz das Gebetshaus der Derwische in der Stadt Qom in Brand. Dabei wurden 1.200 Mitglieder des Nematollah Sufi Ordens festgenommen. [8] Die Derwische sehen im Dschihad allein einen Kampf eines jeden Einzelnen um sein eigenes Seelenheil und keine Aufforderung zum Krieg.[9] Am 10. und 11. Oktober 2007 räumte die Basiji Sufi-Gotteshäuser in der südwestiranischen Stadt Borujerd, Provinz Lorestan. Dabei wurden 80 Personen verletzt. Bei der Räumung kamen Molotov-Cocktails und Bulldozer zum Einsatz. Nach Meinung des Sufi-Meisters Sayed Mustafa Azmayesh gehe es darum, die Derwisch-Bewegung auszulöschen.[9] Seit Monaten sei eine Kampagne in Zeitungen und von Predigern in Moscheen im Gange. Azmayesh befürchtet eine Wiederholung der Boroujerd-Vorfälle in der Stadt Karadsch. Obwohl der Nematollah-Derwisch-Orden zur Schia zählt, wird die Religionsgemeinschaft im Iran als unislamisch verfolgt.[9] Kommentatoren sehen als Grund die Furcht des iranischen Ajatollah-Regimes um seinen Anspruch auf Meinungsführerschaft in der Umma. Die weltoffene Auslegung des Korans durch die Derwische verbunden mit Tanz und Musik läßt die Bewegung unter jungen Leuten im Iran zunehmend Anhänger finden.[9]
Quellen
1. ↑ Ali Sadrzadeh: Der Pasdar. 1987. Seite 155
2. ↑ Sepehr Sepahrom: Mit fünfzehn in die Minen. In: Iran, Wieser Verlag 2003. Seite 90
3. ↑ Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. 1983, Hamburg : Libertäre Assoziation, ISBN 3-922611-51-6 Seite 301
4. ↑ Bahman Nirumand: Krieg, Krieg, bis zum Sieg. In: Iran-Irak. 1987. Seite 95
5. ↑ Bahman Nirumand: Krieg, Krieg, bis zum Sieg. In: Iran-Irak. 1987. Seite 95
6. ↑ Ali Sadrzadeh: Der Pasdar. In: Iran-Irak, bis die Gottlosen vernichtet sind. 1987. Seite 156/158
7. ↑ Economist, 16.10.1982
8. ↑ TP: Der iranische Mythos (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22413/1.html)
9. ↑ a b c d Michael Hanfeld in der FAZ von 14.11.2007, S.35 unten: Die Derwische auslöschen. In Iran wird die religiöse Minderheit der Sufis verfolgt.
Siehe auch
* Streitkräfte des Iran
* Ashura-Einheit
* Iranische Hezbollah
Weblinks
* Wahied Wahdat-Hagh: Bassiji: die revolutionäre Volksmiliz des Iran (MEMRI)
* Matthias Küntzel: Ahmadinejads Welt (matthiaskuentzel.de)
Bassidschi - Die Miliz Ahmadinedschads (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/581484?inPopup=true)
Basitschi-e Mostasafan
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Bassidschi)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Basitschi-e Mostasafan (dt. "die Mobilisierten der Unterdrückten", auch Basij, Bassiji, Bassidji, Bassidschi), sind eine paramilitärische Miliz des Iran, die sich aus Freiwilligen rekrutiert. Organisatorisch sind sie eine Abteilung der Iranischen Revolutionsgarde. Gegründet wurden die Basitschi von Khomeini. Im 1. Golfkrieg mit dem Irak fanden zehntausende Basitschi in teils jugendlichem Alter bei Himmelfahrtskommandos den Tod. Derzeitiger Kommandeur der Basij ist Generalmajor Mohammad Hejazi.
Rekrutierung
Ab dem achten Schuljahr erhielten alle Schüler eine militärische Ausbildung. Die geeignetsten Schüler bzw. Freiwillige wurden von der Organisation der Bassidji übernommen und kamen erstmals 1982 bei der iranischen Gegenoffensive zum Einsatz. [1]. Die Basitschi wurden systematisch in Schulen angeworben und durften ohne Erlaubnis der Eltern nach Erreichen der Volljährigkeit in den Krieg ziehen. Die Volljährigkeit wurde 1980 vom Wächterrat auf 15 Jahre festgelegt. Die Aufgabe der Unausgebildeten bestand darin, vor den regulären Truppen und Panzern als eine Art lebender Minenräumer über das Kampfgebiet zu gehen. [2] Drögemüller beschreibt arbeitslose Jugendliche aus der Provinz, meist ohne Waffen, mit einer weißen oder roten Stirnbinde (Allah-u Akbar) die über die Minenfelder gegen die Stellungen der Iraker anrennen. [3]
Minenräumer
Bahman Nirumand [4] zitiert eine Ausgabe der Zeitung Ettelaat aus dem Jahre 1984:
Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-, fünfzehn-, sechzehn- und zwanzigjährige wie Knospen auf Wiesenfeldern, die in der Morgendämmerung zur Blüte gelangt waren. Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Und wenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Dieser Zustand habe sich - so Ettelaat - verbessert, denn vor dem Betreten der Minenfelder hüllen sich die Kinder in Decken ein und rollen auf dem Boden, damit ihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinanderfallen ...
Den Eltern der Kinder, die als "Märtyrer" starben, wurden Prämien versprochen. Den Kindern hatte man dabei Plastikschlüssel um den Hals gehängt, die die Pforte zum Paradies aufschließen sollten. Eine halbe Million Plastikschlüssel habe man aus Taiwan importiert. [5]
Bevor man Kinder dazu benutzte, soll man Esel und Maultiere verwendet haben, diese flüchteten jedoch in Panik, sobald die ersten Tiere von den Explosionen auseinandergerissen wurden.
Sichtweise der Pasdaran
In einem Interview mit Ali Sadrzadeh beschrieb der Pasdar Ahmad seine Sichtweise für den Einsatz militärisch unerfahrener Jugendlicher:
Die Provinz Chusistan war in Gefahr, ohne deren Erdöl der Iran ein Armenhaus wäre, und damit war auch die Revolution in Gefahr, die von 90 Prozent der Bevölkerung getragen wurde. In so einer Situation kommt einem vieles nebensächlich vor. Den Einsatz der jugendlichen Freiwilligen muss man begrüßen, zumal die Armee damals sehr verunsichert war ... (...) bei den Offensiven im Jahre 1984 mussten wir ein breites Minenfeld durchqueren, und da sind die Freiwilligen ebenso dabeigewesen wie die Pasdaran.[6]
Lage von Mandali im Ostirak
Menschliche Welle
Die Kampftaktik der "menschliche Welle", mit kaum oder nicht ausgebildeten Zivilisten als Vorhut für die paramilitärischen Pasdaran, trat erstmals am 30. September 1982 am Frontabschnitt bei Mandali auf. In einer Einzelaktion starben dabei mindestens 4.000 Iraner, dagegen 300 der verteidigenden Iraker. [7]
Die Bassidjis wurden zum Vorbild für die ersten Hisbollah Attentäter bei klassischen Selbstmordattentaten, wie sie 1982/1983 im Libanon entwickelt wurden.
Internationaler Protest
Am 19. August 1983 wurden mehr als 200 Kinder und Jugendliche von irakischen Truppen gefangen genommen. Das Hilfswerk Terre des Hommes nahm die Kinder auf. Am 9. September 1983 richtete der UN-Ausschuss für Menschenrechte den dringenden Appell an den Iran, auf die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldaten zu verzichten.
Heutige Propaganda
Heute dienen die Basitschi dem iranischen Regime zur Unterdrückung der Opposition. In Teilen der Bevölkerung sind sie jedoch populär; der iranische Präsident Ahmadinedschad erscheint zu einigen offiziellen Veranstaltungen in Basitschi-Uniform, und auch andere hohe Politiker erklären die Basitischi zu nationalen Vorbildern. Mohsen Rezai der damalige Kommandeur der Pasdaran und somit auch der Bassidji wurde von der 'Vereinigung der Mütter der Kindersoldaten' beschuldigt, für den Tod Tausender verantwortlich zu sein. Eine Anklage vor Gericht wurde abgewiesen, auch weil der heutige Revolutionsführer Chamenei damals Oberkommandierender der Streitkräfte war.
Der heutige Kommandeur der Basitschi, Mohammad Hejazi, gab an, dass die Zahl der Mitglieder im März 2005 bei 11 Millionen lag.
Verfolgung religiöser Minderheiten
Die Basitschi-e werden von der Regierung gegen religiöse Minderheiten, darunter die Sufi-Derwische, in Stellung gebracht. Am 13. Februar 2006 setzte die Miliz das Gebetshaus der Derwische in der Stadt Qom in Brand. Dabei wurden 1.200 Mitglieder des Nematollah Sufi Ordens festgenommen. [8] Die Derwische sehen im Dschihad allein einen Kampf eines jeden Einzelnen um sein eigenes Seelenheil und keine Aufforderung zum Krieg.[9] Am 10. und 11. Oktober 2007 räumte die Basiji Sufi-Gotteshäuser in der südwestiranischen Stadt Borujerd, Provinz Lorestan. Dabei wurden 80 Personen verletzt. Bei der Räumung kamen Molotov-Cocktails und Bulldozer zum Einsatz. Nach Meinung des Sufi-Meisters Sayed Mustafa Azmayesh gehe es darum, die Derwisch-Bewegung auszulöschen.[9] Seit Monaten sei eine Kampagne in Zeitungen und von Predigern in Moscheen im Gange. Azmayesh befürchtet eine Wiederholung der Boroujerd-Vorfälle in der Stadt Karadsch. Obwohl der Nematollah-Derwisch-Orden zur Schia zählt, wird die Religionsgemeinschaft im Iran als unislamisch verfolgt.[9] Kommentatoren sehen als Grund die Furcht des iranischen Ajatollah-Regimes um seinen Anspruch auf Meinungsführerschaft in der Umma. Die weltoffene Auslegung des Korans durch die Derwische verbunden mit Tanz und Musik läßt die Bewegung unter jungen Leuten im Iran zunehmend Anhänger finden.[9]
Quellen
1. ↑ Ali Sadrzadeh: Der Pasdar. 1987. Seite 155
2. ↑ Sepehr Sepahrom: Mit fünfzehn in die Minen. In: Iran, Wieser Verlag 2003. Seite 90
3. ↑ Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. 1983, Hamburg : Libertäre Assoziation, ISBN 3-922611-51-6 Seite 301
4. ↑ Bahman Nirumand: Krieg, Krieg, bis zum Sieg. In: Iran-Irak. 1987. Seite 95
5. ↑ Bahman Nirumand: Krieg, Krieg, bis zum Sieg. In: Iran-Irak. 1987. Seite 95
6. ↑ Ali Sadrzadeh: Der Pasdar. In: Iran-Irak, bis die Gottlosen vernichtet sind. 1987. Seite 156/158
7. ↑ Economist, 16.10.1982
8. ↑ TP: Der iranische Mythos (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22413/1.html)
9. ↑ a b c d Michael Hanfeld in der FAZ von 14.11.2007, S.35 unten: Die Derwische auslöschen. In Iran wird die religiöse Minderheit der Sufis verfolgt.
Siehe auch
* Streitkräfte des Iran
* Ashura-Einheit
* Iranische Hezbollah
Weblinks
* Wahied Wahdat-Hagh: Bassiji: die revolutionäre Volksmiliz des Iran (MEMRI)
* Matthias Küntzel: Ahmadinejads Welt (matthiaskuentzel.de)