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Vollständige Version anzeigen : Blogeintrag: Gedanken zu den CMA



Jochen Wolfgramm
16-11-2008, 08:10
Hier soll die Diskussion zu folgendem Blogeintrag stattfinden: Artikel (http://www.kampfkunst-board.info/forum/blog.php?b=2)

Aber erst lesen, dann diskutieren! ;)

Dang Fong Hung Kuen
16-11-2008, 08:13
Hmmmmm, der Link geht nicht.

jkdberlin
16-11-2008, 08:20
Hmmmmm, der Link geht nicht.

Hast du das Design "---roland!" eingestellt?

Dang Fong Hung Kuen
16-11-2008, 08:53
Danke, jetzt geht es.

Ich denke, dies ist Verbunden mit unserer Mentalität. Egal, ob es Shifu, Doktor, Dipl.Ing. ist, der Titel an sich wird als etwas erhabenes angesehen. In meinem Beruf ist das ebenso ganz änlich.

In China zählt der Stammbaum recht wenig, dort ist ausschlaggebend, wie gut das "Kung Fu" ist.(ebenfalss westlich geprägter Begriff).

Die Lehrer, die ich kennengelernt habe, reden nicht schlecht über andere, sie lächeln annerkennend. Sie stellen den Schüler andere befreundete Lehrer vor und ermutigen diese sogar, sich etwas zeigen zu lassen. Es gibt wenig Geheimniskrämerei. In Hongkong sind auch nicht alle Meister so verbohrt, wie uns im Ausland von den"einheimischen Lehrern" glauben gemacht wird.

Eigentlich wollte ich damit sagen, das ich die Meinung von Mantis teile.

Bescheidenheit und Höfflichkeit sind ausschlaggebende Tugenden, die man sich gerne wünschen würde, Hierzulande öfters zu sehen.

Michael

Tshingis
16-11-2008, 09:03
Sie zeigen auf Seminaren offen und frei ihr Wissen und dies ohne Rückhalte.
Ich denke nicht, dass ein Lehrer auf einem Seminar sein Wissen ohne Rückhalte zeigt. Das wäre eigentlich verantwortungslos. Viele der Leute, die auf solchen Seminaren sind haben erst einmal garnicht die Erfahrung und das Wissen und auch die körperliche Fitness, tiefgreifende Sachen der angebotenen Stile aufzunehmen, geschweige denn zu verarbeiten.
Ich denke, dass ein Lehrer im Seminar nur grundlegende Sachen anbieten wird für die breite Masse, die nicht in den Stil eindringen (die dargebotenen Sachen).
Beim Einzelunterricht mit irgendwelchen langjährigen Schülern mag das dann anders aussehen.

Dang Fong Hung Kuen
16-11-2008, 09:12
@ Tshingis

ich denke, es geht hierbei um Seminare, die innerhalb eines Stil gehalten werden, also für Fachkundiges Publikum. Für offen Seminare trifft das zu, was du sagst.

Gezeigte Techniken stellen in meinen Augen nie ein Lösung dar. Vielmehr stellt sie eine Frage dar, deren Antwort der Schüler selber zu erarbeiten hat.

bluemonkey
16-11-2008, 09:50
Die Lehrer, bei denen ich lerne (bin kein persönlicher Schüler!;)) nenne ich trotz Meistertitels, traditioneller Ausbildung und Ansehens in der Szene einfach beim Vornamen.
Wenn ich über sie spreche, verwende ich manchmal den Zusatz Meister, um auf eben diese Leistung hinzuweisen.
Eine Ausnahme bildet Chen Xiaowang. Den nenne ich, wie die meisten anderen auch, in der Anrede "Großmeister", weil es bei uns so üblich ist und er auch ziemlich respektabel rüberkommt (ob er es verlangt weiß ich nicht).
(War mal lustig bei einem Geburtstagsständchen auf einem Seminar).
Grundsätzlich nenne ich die Leute, wie es üblich ist, oder ich meine, dass sie es mögen, das ist meine Auffassung von Höflichkeit.
Die Anrede sagt aber noch nichts über Bescheidenheit an sich aus.
CXW weiß zwar seine Rollen auszufüllen, kommt bei mir aber höchst bescheiden und höflich rüber.
Wie wichtig sich jemand selbst nimmt, merkt man an anderen Dingen.
In der Kung-Fu-Szene scheinen solche formalen Dinge allerdings meinem Eindruck nach wichtiger genommen zu werden, als in der TQJ-Szene.
Bei mir persönlich zählt einerseits das jeweilige Können/Wissen, oder erbrachte Leistung andererseits der Charakter. Beides ist nicht immer im gleichen Maß entwickelt und Menschen sind die alle, auch wenn vielleicht der eine oder andere in der Szene ob der Verehrung durch seine Schüler die Bodenhaftung verliert.

da wäre ein antiker römischer Brauch nicht schlecht, aber der hat wohl auch nicht bei allen was genutzt:rolleyes:;):


Hinter einem siegreichen Feldherrn im alten Rom, dem ein Triumphzug gewährt worden war, stand ein Sklave, hielt ihm einen Lorbeerkranz oder die Jupiter-Tempel-Krone über den Kopf und mahnte den Triumphator ununterbrochen mit den Worten:

* Memento mori

Bedenke, dass du sterben musst.

* Memento te hominem esse

Bedenke, dass du ein Mensch bist.

* Respice post te, hominem te esse memento

Sieh dich um; denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist.



@Mantis:
Wenn Du einen derartigen Artikel verfasst, würde es mich schon mal interessieren, warum Du in eurem Vereinsblog nicht unter Deinem Namen, sondern unter der Bezeichnung "Sifu" schreibst und Deine Schüler auch so von Dir reden? ;)

Jochen Wolfgramm
16-11-2008, 16:12
@Mantis:
Wenn Du einen derartigen Artikel verfasst, würde es mich schon mal interessieren, warum Du in eurem Vereinsblog nicht unter Deinem Namen, sondern unter der Bezeichnung "Sifu" schreibst und Deine Schüler auch so von Dir reden? ;)

Sehr gute Frage! Hmm, warum eigentich?
Einige meiner Schüler nennen mich hin und wieder Sifu. Gerade die schon länger dabei sind und wirklich mit mir zusammen arbeiten und lernen. Die meisten anderen nennen mich einfach Jochen. Einige schauen es sich dann bei den Fortgeschritteneren ab. So entwickelt es sich dann.
Im Blog hatte ich mich Anfang 2007 so be"tittelt", da ich als einfacher empfand. Größerer Wiedererkennungswert für die Schüler, da der Blog erst nur als Schulintern geplant war.
Jetzt gebe ich Dir recht, sollte ich es ändern .. mals sehen ob das geht.

Grüße von Sifu Jochen :ups::p;)

Lindo
16-11-2008, 16:27
Mich freut´s das diese Sache mal Thema wird.
Der Titel Sifu wird glaube ich nur so inflationär benutzt weil dem Westler sonst etwas in der Anrede fehlt. Herr Professor ist an einer Uni ja auch gang und gebe.
Mich stört vielmehr das viele Leute bei öffentlichen Seminaren in der Kleidung ihrer Schule auflaufen. Wenn ich zu einem öffentlichen Seminar gehe trage ich schwarze Hose, weisses shirt. Das ist meine Form der Höflichkeit. Ich möchte damit zeigen das ich Schüler bin in diesem Augenblick. Und das werde ich wohl auch noch sehr sehr lange tun.

Ahoi

bluemonkey
16-11-2008, 17:40
Im Blog hatte ich mich Anfang 2007 so be"tittelt", da ich als einfacher empfand. Größerer Wiedererkennungswert für die Schüler, da der Blog erst nur als Schulintern geplant war.

Das ist ein gutes Beispiel, das die gleiche Bezeichnung mit unterschiedlichen Intentionen verstanden werden kann.
Intern ist das einfach nur eine Bezeichnung, die je nach tatsächlicher Beziehung verschieden empfunden wird, wenn man das von außerhalb ohne weitere Info und ohne persönliche Kenntnis der bezeichneten Person sieht (wie in einem öffentlichen Internet-Blog), dann kann es ganz anders interpretiert werden.
Ähnlich kann ich mir vorstellen, dass die Tatsache, dass bei "uns" CXW mit Großmeister angesprochen wird von außen, ohne die genaue Kenntnis der Verhältnisse und Bedeutung für einen Deutschen vielleicht seltsam rüberkommt.
Letztendlich kommt es immer auf die konkrete Person an.

Wenn jemand KK kommerziell betreibt und eventuell sogar hauptberuflich davon lebt, dann ist verständlich, dass er seine Titel auch nennt.
Schließlich würden viele Deutsche wahrscheinlich auch nicht zu einem Arzt gehen, der keinen Doktortitel hat, obwohl der eigentlich wenig aussagt.
Bescheidenheit ist eine schöne Tugend, aber wenn die Guten zu bescheiden sind, bekommen die Schlechten, die lauter trommeln (zunächst) die Schüler.

Jochen Wolfgramm
16-11-2008, 17:50
Bescheidenheit ist eine schöne Tugend, aber wenn die Guten zu bescheiden sind, bekommen die Schlechten, die lauter trommeln (zunächst) die Schüler.

Jupp, da sagst Du etwas sehr Gescheites. Ich denke den rechten Mittelweg zu finden, wäre schön ...

bluemonkey
19-11-2008, 16:35
hier ein Link zu einem Artikel von Gerhard, der IMHO zum Thema passt:

http://***.dan-gong.de/artikel/tradition.html

Jochen Wolfgramm
19-11-2008, 19:33
jau, der ist gut. Deckt sich weitgehend mit dem, was ich die letzten Jahre so für mich als richtig herausgefunden habe. :halbyeaha

besnick
19-11-2008, 21:25
Gut geschrieben Mantis. ;)

In einer besagter Geldinstitute habe ich ein Jahr trainiert. Es ist wirklich blöd und was da getrieben wird, ist teilweise eine Frechheit. Der Titel meines "Meisters" war jedoch schlicht und ergreifend Trainer. Obgleich er mit dem 7.Dan wohl einer der höchstgraduierten der Schule war.

BakMee
25-12-2008, 12:18
Hallo Mantis, ich muß auch sagen das du wirklich sehr gut geschrieben hast.
ICh hatte 1994 meine Schule gegründet, mich als Bruno Dorp vorgestellt. Die Schule wuchs in wenigen JAhren zu einer relativ großen Schule. Ich hatte auch recht viele Asiaten trainiert die mich irgendwann mal gefragt hatten ob sie mich auch "SiFu" nennen dürfen. Damals hatte ich ein großes Problem damit, weil für mich "SiFu" nur mein Lehrer war und in meinen Augen war ich einfach nicht so gut wie mein Lehrer und ich denke das bin ich heute auch nicht. Das sagte ich meinen Schülern genauso, doch irgendwann nach einiger ZEit nannten sie mich SiFu und es wurden immer mehr die mich so nannten. Wahrscheinlich weil es die Asiaten taten und ich denke das die Westler einfach so sein wollten wie sie. Ein paar meiner Schüler schlugen vor für unsere Schule eine Homepage zu machen und so stellten Sie mich hier auch als SiFu Bruno Dorp vor womit ich auch ein echtes Problem hatte da es nun öffentlich getan wurde. Viele erklärten mir daß es einfach heute so gemacht wird und es sind genug LEute auf den MArkt die sich so bezeichnen die selber sich den NAmen "SiFu" einfach verliehen hatten. Ich stelle mich den NEuschülern immer als Bruno vor, die mich nachher allerdings irgendwann auch SiFu nennen. Doch ich denke das liegt daran weil die anderen SChüler als Vorbildfunktion dienen. Alle meine Schüler wissen daß SiFu kein "Titel" ist sondern eine Bezeichnung für eine Art "väterlicher Lehrer ". Mittlerweile hat es sich wohl ziemlich eingebürgert wenn man ca 200 Schüler hat daß fast alle einen "SiFu" nennnen, obwohl ich persönlich absolut keinen Wert lege.
Worauf ich selber eher Wert lege ist daß ein Schüler das irgendwann mal weiterlehrt was ich ihm einst beigebracht habe, denn das ist das worauf ein LEhrer stolz sein kann. Bei uns ist es die Bezeichnung "Lou Si" für LEhrer, also die kantonesische Bezeichnung für das hochchinesische LAo Shi. Dieses ist mir persönlich auch lieber. Doch ich denke, in der heutige ZEit des Internets und der Welt in der sich schon mittlerweile fast jeder als SiFu/Shifu bezeichnet der ein paar JAhre KK auf dem Buckel hat finden die westlichen Laien keine andere Möglichkeit sich zu informieren wie man einen Kung Fu LEhrer anspricht und so wollen Sie sich einfach "anpassen" , höflichst und zeigen das sie etwas "wissen". Ich persönlich lege keinen Wert auf eine Bezeichnung. Nur wenige meinen es als tatsächliche Wertschätzung gegenüber dem LEhrer.
Heute ist der NAme SiFu/Shifu einfach zu sehr vermarktet worden.
Jeder heutige gute LEhrer sollte eher stolz auf die Schüler sein die seine KK vertreten (können) und dabeibleiben.
So gibt es auch einige Schüler die mich bei meinem Vornamen ansprechen, was für mich völlig in ORdnung ist. Doch vielmehr ist mir der gegenseitige Respekt sehr wichtig und ich denke nur auf diese Ebene ist ein gutes Unterrichten möglich - egal ob "SiFu" oder Bruno...
In diesem Sinne, allerbeste GRüße,
BakMee