Vollständige Version anzeigen : Editorial von Keith R. Kernspecht - Nichts tun, damit alles getan wird
Nichts tun, damit alles getan wird (http://www.wingtsunwelt.com/news.php?id=1611)
Der am schwersten zu verstehende und deshalb am häufigsten missverstandene Teil der taoistischen Strategie der Nichtstrategie ist das „Nicht-Handeln“.
Viele meinen, dass es sich dabei um eine Art des Sichergebens in sein Schicksal handelt. Diese Ansicht ist falsch!
Das, was sonst aufgrund unserer Vorbereitungen und vorherigen Einschätzungen im Vorfeld, von selbst geschehen würde, nicht zu behindern, darum geht es.
Statt durch blinden Aktionismus das Erwartete zu stören, gilt es, möglichst wenig zu tun und immer weniger.
„Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon.
Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich. Es deutet darauf hin, dass die zwei scheinbaren Gegensätze „nichts tun“ und „alles tun“ im Taoismus aufgehoben sind. Nichthandeln und sein Gegenteil, das Handeln, sind beide möglich. Nur möglichst wenig zu tun bewirkt das beste Resultat. Dann kann man, wie man im Angelsächsischen sagt, „seinen Kuchen behalten und ihn essen“.
Um jemand zu schlagen, muss ich zuerst den Arm des anderen loslassen, so dass er den losgelassenen Arm benutzen kann, um meinen Angriff zu verhindern.
Wer hält, wird gehalten. Das erfährt der WT-Anfänger schon früh. Wer den anderen (zu sehr) kontrollieren will, wird dadurch auch vom anderen kontrolliert.
Sobald man nämlich etwas tut, betritt auch sofort das die Bühne, was man nicht getan, was man unterlassen hat.
Schließt man im WT eine der beiden gegenüberliegenden Türen, öffnet man damit automatisch die andere. Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Um etwas festzuhalten, muss man zunächst etwas anderes loslassen. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
Nur indem man buchstäblich nichts tut, gibt es – nach paradoxer chinesischer Kampfkunst-Philosophie – nichts Ungetanes und nichts, was das Beabsichtigte vereitelt.
Das Nicht-Tun tun, das ist es, was uns die Nicht-Strategie des WT lehrt.
Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. Dies ist es, was man im WT „Handeln ohne Handlung“ nennen könnte: Wir strömen wie Wasser auf ihn herab, weil er einfach unter unserem Niveau ist. Ohne Tun zu tun, das heißt den natürlichen Prozess zu begleiten und wenn nötig, zu unterstützen, indem man störende Hindernisse aus dem Weg räumt, indem man dem Werden beim Wachsen nachhilft wie dem Schwung einer Schaukel. Je früher wir den Prozess unmerklich begleiten, desto besser können wir ihm an den richtigen Stellen unter die Arme greifen, wenn das Tempo erlahmt. Deshalb müssen unsere Bewegungen weich und rund sein, nicht hart und kantig.
So rund und weich wie die einer Schlange oder wie die eines chinesischen (!) Drachen. Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
Man muss eins werden mit dem unberechenbaren Lauf des Geschehens, man muss sich der ständigen Veränderung der Situation durch eigene Veränderung immer wieder anpassen. Was nicht nur geistige, sondern im WT auch körperliche Flexibilität erfordert. Wer hier eine feste Form mit Ecken und Kanten hat, wer mit einer vorgefertigten Meinung oder einem Plan antritt, hat ebenso wenig Chancen wie einer, der selbst agieren will. Wer sich frei von Absicht mit dem Geschehen verbinden (ChiSao) will, muss jeden Gedanken an Aktion (Yang) zugunsten der Reaktion (Yin) aufgeben.
Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
Der Angreifer muss sich einen Plan machen, eine Absicht fassen und sie dann durchsetzen, was zwangsläufig nicht nur zur Verhärtung führt, sondern auch viel Energie und Vorbereitungszeit (wenn auch unbewusste) erfordert. Der Verteidigende ist immer schneller in seiner sich anpassenden Reaktion, denn er braucht keinen Plan zu fassen, er reagiert einfach auf das, was kommt und sich ihm „eröffnet“. Aufgrund seiner geistigen und körperlichen Vorbereitung ist der Reagierende sensitiv genug, mit allen Manifestationen, die sich ergeben, fertig zu werden.
Dagegen spricht man in der Strategie des Managements vom „First Mover Advantage“, also vom Vorteil für den, der sich zuerst bewegt und hat damit – auch – Recht; denn zweifellos hat der, der sich als Erster einen Markt erschließt, einen schwer einholbaren Vorteil. Der Internet-Buchversand Amazon war der erste Anbieter auf seinem Gebiet. Obwohl es inzwischen andere tüchtige Mitbewerber gibt, kommen diese über eine Nebenrolle als „Me-Toos“ („Ich auchs“), also Nachahmer, kaum hinaus.
Im WT verstehen wir unter Verteidigung und Reagieren aber kein „Hinterher gegen“, sondern ein „Gleichzeitig mit“, aber angeschoben vom „First Mover“, dessen Energie wir gerne ausnutzen.
Keith R. Kernspecht
ElCativo
01-12-2008, 07:58
Das ist do die Phlisophie des Wu-Wei!
"Mit dem nichts-tun ist alles getan".
Ein Freund von mir hat darüber seine Studienarbeit geschrieben.
Ich werd ihn mal fragen, ob ich davon was hier posten darf.
Gruß
El
Das ist do die Phlisophie des Wu-Wei!
"Mit dem nichts-tun ist alles getan".
Ein Freund von mir hat darüber seine Studienarbeit geschrieben.
Ich werd ihn mal fragen, ob ich davon was hier posten darf.
Gruß
El
Sehr gut!:) Das würde mich interessieren!:)
Keith Kernspecht ist zu Recht einer der letzten grossen Philosophen unserer Zeit ! :respekt:
Roeschti
01-12-2008, 08:17
"Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt."
Ist das nicht sein Motto für das Unterrichten?
Würde sich so, als ehrliche Ansage, aber wohl nicht so gut machen als Werbung.
henry tschinewski
01-12-2008, 09:14
Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
Wow ! Leider hat das bei mir mit dem zurücklenken der Energie nie so richtig funktioniert.Auch mehrere Std. " Sparring " auf versuchte WT Basis haben uns Schwierigkeiten bereitet. Vielleicht sind 8 Jahre einfach zu wenig . Vorab Talentfrei war ich auch nicht.
Was meinst du Sun Tsu wie lange muss mann ungefähr beanschlagen um so übermächtig mit jeglichem Gegner (Grösse,Gewicht,KK) fertig zu werden ?
6. PG ??? Nach der Anfänger Strategie hatte mann zumindest meist den einen oder anderen Treffer landen können.
ChrisR42
01-12-2008, 10:01
ich dacht eigentlich immer wt waere agressiv im vorgehen gegen einen gegner...
teh_dude
01-12-2008, 10:57
naja, ne - die vielen tödlichen techniken sind zu gefährlich ;)
hm seltsamer text. ich persönlich halt's mit dem kämpfen weniger philosophisch und mehr realistisch ;)
Erstens, ich finde es schade, dass er seien Worte in so viel Pseudophilosophie kleiden muss. Zweitens, scheitert die Theorie an der Tatsache, dass Menschen natürliche körperliche Grenzen haben. Wenn der Gegner ebenfalls darin trainiert ist keine Impulse zu geben (und das ist letzendlich das Ziel aller Kampfkünste!) und entscheidend schnell vorstösst, kann man nicht so reagieren wie KRK vorschlägt – dazu fehlt ihm einfach die Zeit! Ich halte es für strategisch unklug den Gegner agieren zu lassen uns sich dem anzupassen – viel besser wäre dem Gegner den Aktionsraum vorweg zu nehmen!
Das ist so in etwa wie ich zur Zeit Wing Chun verstehe: wenn der Kampf ein Gleichungssystem ist, so reduziere ich im Wing Chun die Komplexität der Lösung, indem ich dem Gegner die Möglichkeiten wegnehme. WT (laut KRK) versucht aber die Gleichung in ihrer ganzen Komplexität zu lösen.
Nichts tun, damit alles getan wird (http://www.wingtsunwelt.com/news.php?id=1611)
Der am schwersten zu verstehende und deshalb am häufigsten missverstandene Teil der taoistischen Strategie der Nichtstrategie ist das „Nicht-Handeln“.
Viele meinen, dass es sich dabei um eine Art des Sichergebens in sein Schicksal handelt. Diese Ansicht ist falsch!
Das, was sonst aufgrund unserer Vorbereitungen und vorherigen Einschätzungen im Vorfeld, von selbst geschehen würde, nicht zu behindern, darum geht es.
Statt durch blinden Aktionismus das Erwartete zu stören, gilt es, möglichst wenig zu tun und immer weniger.
„Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon.
Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich. Es deutet darauf hin, dass die zwei scheinbaren Gegensätze „nichts tun“ und „alles tun“ im Taoismus aufgehoben sind. Nichthandeln und sein Gegenteil, das Handeln, sind beide möglich. Nur möglichst wenig zu tun bewirkt das beste Resultat. Dann kann man, wie man im Angelsächsischen sagt, „seinen Kuchen behalten und ihn essen“.
Um jemand zu schlagen, muss ich zuerst den Arm des anderen loslassen, so dass er den losgelassenen Arm benutzen kann, um meinen Angriff zu verhindern.
Wer hält, wird gehalten. Das erfährt der WT-Anfänger schon früh. Wer den anderen (zu sehr) kontrollieren will, wird dadurch auch vom anderen kontrolliert.
Sobald man nämlich etwas tut, betritt auch sofort das die Bühne, was man nicht getan, was man unterlassen hat.
Schließt man im WT eine der beiden gegenüberliegenden Türen, öffnet man damit automatisch die andere. Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Um etwas festzuhalten, muss man zunächst etwas anderes loslassen. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
Nur indem man buchstäblich nichts tut, gibt es – nach paradoxer chinesischer Kampfkunst-Philosophie – nichts Ungetanes und nichts, was das Beabsichtigte vereitelt.
Das Nicht-Tun tun, das ist es, was uns die Nicht-Strategie des WT lehrt.
Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. Dies ist es, was man im WT „Handeln ohne Handlung“ nennen könnte: Wir strömen wie Wasser auf ihn herab, weil er einfach unter unserem Niveau ist. Ohne Tun zu tun, das heißt den natürlichen Prozess zu begleiten und wenn nötig, zu unterstützen, indem man störende Hindernisse aus dem Weg räumt, indem man dem Werden beim Wachsen nachhilft wie dem Schwung einer Schaukel. Je früher wir den Prozess unmerklich begleiten, desto besser können wir ihm an den richtigen Stellen unter die Arme greifen, wenn das Tempo erlahmt. Deshalb müssen unsere Bewegungen weich und rund sein, nicht hart und kantig.
So rund und weich wie die einer Schlange oder wie die eines chinesischen (!) Drachen. Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
Man muss eins werden mit dem unberechenbaren Lauf des Geschehens, man muss sich der ständigen Veränderung der Situation durch eigene Veränderung immer wieder anpassen. Was nicht nur geistige, sondern im WT auch körperliche Flexibilität erfordert. Wer hier eine feste Form mit Ecken und Kanten hat, wer mit einer vorgefertigten Meinung oder einem Plan antritt, hat ebenso wenig Chancen wie einer, der selbst agieren will. Wer sich frei von Absicht mit dem Geschehen verbinden (ChiSao) will, muss jeden Gedanken an Aktion (Yang) zugunsten der Reaktion (Yin) aufgeben.
Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
Der Angreifer muss sich einen Plan machen, eine Absicht fassen und sie dann durchsetzen, was zwangsläufig nicht nur zur Verhärtung führt, sondern auch viel Energie und Vorbereitungszeit (wenn auch unbewusste) erfordert. Der Verteidigende ist immer schneller in seiner sich anpassenden Reaktion, denn er braucht keinen Plan zu fassen, er reagiert einfach auf das, was kommt und sich ihm „eröffnet“. Aufgrund seiner geistigen und körperlichen Vorbereitung ist der Reagierende sensitiv genug, mit allen Manifestationen, die sich ergeben, fertig zu werden.
Dagegen spricht man in der Strategie des Managements vom „First Mover Advantage“, also vom Vorteil für den, der sich zuerst bewegt und hat damit – auch – Recht; denn zweifellos hat der, der sich als Erster einen Markt erschließt, einen schwer einholbaren Vorteil. Der Internet-Buchversand Amazon war der erste Anbieter auf seinem Gebiet. Obwohl es inzwischen andere tüchtige Mitbewerber gibt, kommen diese über eine Nebenrolle als „Me-Toos“ („Ich auchs“), also Nachahmer, kaum hinaus.
Im WT verstehen wir unter Verteidigung und Reagieren aber kein „Hinterher gegen“, sondern ein „Gleichzeitig mit“, aber angeschoben vom „First Mover“, dessen Energie wir gerne ausnutzen.
Keith R. Kernspecht
Also entweder kann ers nicht erklären womit er sich selber als Anfänger tetulieren würde oder will es nicht richtig erklären, aber so wies da steht und vor allem mit dem typischen WT verglichen wie es zb von Ting ,VG etc gezeigt wird lacht ihn jeder IMAler mit einigermaßen Ahnung für den Text aus...
Viele grüße,
iron
Glückskind
01-12-2008, 13:08
Erstens, ich finde es schade, dass er seien Worte in so viel Pseudophilosophie kleiden muss.
keule aka Jackson1 hat da so ein schönes kompliziertes Wort für: cerebal-mast... mastu... ;)
Ich halte es für strategisch unklug den Gegner agieren zu lassen uns sich dem anzupassen – viel besser wäre dem Gegner den Aktionsraum vorweg zu nehmen!
Man sollte mal lesen was die alten Meister der Kriegskunst dazu schrieben. Sicher sehen diese es ähnlich, KRK las diese, will uns jedoch das Gegenteil weismachen.
Das ist so in etwa wie ich zur Zeit Wing Chun verstehe: wenn der Kampf ein Gleichungssystem ist, so reduziere ich im Wing Chun die Komplexität der Lösung, indem ich dem Gegner die Möglichkeiten wegnehme. WT (laut KRK) versucht aber die Gleichung in ihrer ganzen Komplexität zu lösen.
Deine kurze, prägnante Analyse finde ich Spitze! Willkommen :)
Tja, KRK verordnet seinen Anhängern, den gordischen Knoten mühsam aufzudröseln. Aus monetärer Sicht auf jeden Fall eine sinnvolle Sache. Aus lösungsorientierter Sicht halte ich die überlieferte Lösung des Problems jedoch für zweckmässiger.
Schöne Grüße
Glückskind
DerGroßer
01-12-2008, 14:15
Nichts tun, damit alles getan wird (http://www.wingtsunwelt.com/news.php?id=1611)
Der am schwersten zu verstehende und deshalb am häufigsten missverstandene Teil der taoistischen Strategie der Nichtstrategie ist das „Nicht-Handeln“.
Viele meinen, dass es sich dabei um eine Art des Sichergebens in sein Schicksal handelt. Diese Ansicht ist falsch!
Das, was sonst aufgrund unserer Vorbereitungen und vorherigen Einschätzungen im Vorfeld, von selbst geschehen würde, nicht zu behindern, darum geht es.
Statt durch blinden Aktionismus das Erwartete zu stören, gilt es, möglichst wenig zu tun und immer weniger.
„Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon.
Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich. Es deutet darauf hin, dass die zwei scheinbaren Gegensätze „nichts tun“ und „alles tun“ im Taoismus aufgehoben sind. Nichthandeln und sein Gegenteil, das Handeln, sind beide möglich. Nur möglichst wenig zu tun bewirkt das beste Resultat. Dann kann man, wie man im Angelsächsischen sagt, „seinen Kuchen behalten und ihn essen“.
Um jemand zu schlagen, muss ich zuerst den Arm des anderen loslassen, so dass er den losgelassenen Arm benutzen kann, um meinen Angriff zu verhindern.
Wer hält, wird gehalten. Das erfährt der WT-Anfänger schon früh. Wer den anderen (zu sehr) kontrollieren will, wird dadurch auch vom anderen kontrolliert.
Sobald man nämlich etwas tut, betritt auch sofort das die Bühne, was man nicht getan, was man unterlassen hat.
Schließt man im WT eine der beiden gegenüberliegenden Türen, öffnet man damit automatisch die andere. Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Um etwas festzuhalten, muss man zunächst etwas anderes loslassen. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
Nur indem man buchstäblich nichts tut, gibt es – nach paradoxer chinesischer Kampfkunst-Philosophie – nichts Ungetanes und nichts, was das Beabsichtigte vereitelt.
Das Nicht-Tun tun, das ist es, was uns die Nicht-Strategie des WT lehrt.
Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. Dies ist es, was man im WT „Handeln ohne Handlung“ nennen könnte: Wir strömen wie Wasser auf ihn herab, weil er einfach unter unserem Niveau ist. Ohne Tun zu tun, das heißt den natürlichen Prozess zu begleiten und wenn nötig, zu unterstützen, indem man störende Hindernisse aus dem Weg räumt, indem man dem Werden beim Wachsen nachhilft wie dem Schwung einer Schaukel. Je früher wir den Prozess unmerklich begleiten, desto besser können wir ihm an den richtigen Stellen unter die Arme greifen, wenn das Tempo erlahmt. Deshalb müssen unsere Bewegungen weich und rund sein, nicht hart und kantig.
So rund und weich wie die einer Schlange oder wie die eines chinesischen (!) Drachen. Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
Man muss eins werden mit dem unberechenbaren Lauf des Geschehens, man muss sich der ständigen Veränderung der Situation durch eigene Veränderung immer wieder anpassen. Was nicht nur geistige, sondern im WT auch körperliche Flexibilität erfordert. Wer hier eine feste Form mit Ecken und Kanten hat, wer mit einer vorgefertigten Meinung oder einem Plan antritt, hat ebenso wenig Chancen wie einer, der selbst agieren will. Wer sich frei von Absicht mit dem Geschehen verbinden (ChiSao) will, muss jeden Gedanken an Aktion (Yang) zugunsten der Reaktion (Yin) aufgeben.
Agieren (Anfangen) ist nur unter Anfängern die beste Strategie! Für Fortgeschrittene und für den Nahkampf – bei vorherigem Kontakt – gilt, dass derjenige, der sich zuerst bewegen will, ein Risiko eingeht. Er muss sich outen, indem er eine feste Form einnimmt und mehr oder weniger deutlich eine Tendenz angibt, der wir folgen und die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Während er sich verausgabt, um die Veränderung gewaltmäßig in Gang zu bringen, begleiten wir nur den von ihm eingeleiteten Prozess, was kaum Energie erfordert.
Der Agierende muss eine Menge Energie in seine Angriffseröffnung investieren. Diese Energie hilft dem Reagierenden aber noch viel mehr und er kann sie ohne Reibungsverluste auf den Agierenden zurücklenken, der sich kaum davor schützen kann, da es sich ja um seine eigene Aktion handelt!
Der Angreifer muss sich einen Plan machen, eine Absicht fassen und sie dann durchsetzen, was zwangsläufig nicht nur zur Verhärtung führt, sondern auch viel Energie und Vorbereitungszeit (wenn auch unbewusste) erfordert. Der Verteidigende ist immer schneller in seiner sich anpassenden Reaktion, denn er braucht keinen Plan zu fassen, er reagiert einfach auf das, was kommt und sich ihm „eröffnet“. Aufgrund seiner geistigen und körperlichen Vorbereitung ist der Reagierende sensitiv genug, mit allen Manifestationen, die sich ergeben, fertig zu werden.
Dagegen spricht man in der Strategie des Managements vom „First Mover Advantage“, also vom Vorteil für den, der sich zuerst bewegt und hat damit – auch – Recht; denn zweifellos hat der, der sich als Erster einen Markt erschließt, einen schwer einholbaren Vorteil. Der Internet-Buchversand Amazon war der erste Anbieter auf seinem Gebiet. Obwohl es inzwischen andere tüchtige Mitbewerber gibt, kommen diese über eine Nebenrolle als „Me-Toos“ („Ich auchs“), also Nachahmer, kaum hinaus.
Im WT verstehen wir unter Verteidigung und Reagieren aber kein „Hinterher gegen“, sondern ein „Gleichzeitig mit“, aber angeschoben vom „First Mover“, dessen Energie wir gerne ausnutzen.
Keith R. Kernspecht
Schön...warum einfach wenns auch WT geht? Kernige Aussage ist doch: Analysiere einen Kampf zu tode, vielleicht schläft dein gegner ein, bevor er zuschlägt. Mit solchen Pseudo Philosophischen Gewäsch kann ich nichts anfangen. Er will sich damit nur einmal mehr profilieren und als alten,weisen Meister darstellen. WingChun soll einfach und direkt sein, eine Philosophie, womit Herr Kernspecht scheinbar nichts anzufangen weis...
Catastrophulos
01-12-2008, 14:18
Ein Bekannter von mir wird sich dieses Editorial hinter den Spiegel stecken, als Anleitung zum "Bloß-nicht-bewegen"-Do. Seine Philosophie lautet: Sich im WT mit den Krumen zufrieden geben, die Kernspecht vom Tisch fallen und wegen nichts aufbegehren. Darin wird er nun auch noch bestärkt.
Ich bewundere Sifu Kernspecht. Er schafft es immer wieder ein aufgewärmtes Thema als frisch gekocht zu servieren :respekt:
Asspirin
01-12-2008, 16:37
Meine Damen und Herren, willkommen bei "Der Brei ist heiß"!
Letztlich sagt diese riesige Wörteransammlung doch nichts neues. Das, was man in jeder zweiten WT-Trainingsstunde erklärt bekommt, mal wieder in neue Worte gefasst. Danke, mein Kung Fu hat sich dadurch wieder extrem verbessert.
Wow ! Leider hat das bei mir mit dem zurücklenken der Energie nie so richtig funktioniert.
Schade, mit dem "Reborn Force"-Konzept kriegen das Leute bei mir nach ein paar Trainingseinheiten hin. Zwar nicht immer und nicht perfekt, aber der Ansatz dafür ist wirklich schnell, einfach und zuverlässig herzustellen. Es nicht verzögert wie bei "Reborn Force", sondern unmittelbar zu tun, ist natürlich sehr viel schwerer. Bei eher unerfahrenen Leuten kann ich es, und mein Taijiquan-Lehrer kann es auch im Sparring gegen mich. Geht also. ;)
Gruß,
Wolfgang
Meine Damen und Herren, willkommen bei "Der Brei ist heiß"!
Letztlich sagt diese riesige Wörteransammlung doch nichts neues. Das, was man in jeder zweiten WT-Trainingsstunde erklärt bekommt, mal wieder in neue Worte gefasst. Danke, mein Kung Fu hat sich dadurch wieder extrem verbessert.
Moment ! Der Brei wird nicht so heiss gegessen , wie er gekocht wird !
Lese es Dir noch mal in aller Ruhe durch ! So 200-300 mal oder mehr ! Irgendwann wird Dir dann vielleicht plötzlich die Erkenntnis des Textes, wie ein Blitz in den Frontallappen fahren und deine Kampfkunst von Grund auf verändern !
Gruss :)
Vamacara
01-12-2008, 19:45
Was für ein pseudophilosophischer Schmarrn.... sorry.
Manches davon mag ja abgehoben sein, aber ich finde schon, dass da auch praktisches Gedankengut dabei ist.
Sobald man das eine tut, ruft man das andere, das man nicht tut, auf den Plan. Indem man etwas gewinnt, verliert man etwas anderes. Alles was man aktiv tut, arbeitet durch Erzeugen seines Gegenteils dem entgegen, das man beabsichtigt.
Typischer Anfängerfehler: Man lehnt sich im Clinch auf den Gegner. Man sichert sich damit zwar (halbwegs) dagegen ab, geschoben zu werden, aber ein Zug ist dann um so wirkungsvoller und man braucht mehr Zeit, sein Gleichgewicht wieder zu erlangen und sich zu fangen (was dem Gegner ein Zeitfenster für seine Aktion gibt). Wenn man aus diesem Blickwinkel die obigen Sätze liest, machen sie doch Sinn und sind praktisch relevant.
Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten.
Ob das so ist, kann man testen; schon deshalb kann hierfür der Vorwurf gar nicht zutreffen, dass es nur pseudophilosophische Theorie sei.
Ich finde den Text nicht grundsätzlich schlecht. Je mehr ich mich mit WT beschäftige, desto klarer scheint es mir, dass es im WT eigentlich darum geht, scheinbare Widersprüche aufzulösen. Dabei kann man aber trotzdem ganz bodenständig bleiben und muss nicht sowas schreiben, was vermutlich keinem Inspiration bietet:
Der anpassungsfähige, geschmeidige, schlangenähnliche Körper des chinesischen Drachen hat keine feste Form. Er beinhaltet alle Richtungen. Er zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Er geht vor und zurück, er verbindet sich mit den Wolken und ist kaum zu erkennen. Sich wie der grenzenlos wendige Drache zu bewegen, heißt für die Strategie, seine Energie nicht auf einzelne bestimmte Aktionen zu verschwenden, sondern das Werden der Dinge zu begleiten und sich der Erneuerung, der Veränderung, des Umkippens zu bedienen und sich dadurch ständig zu entwickeln.
Gruß,
Wolfgang
Also wenn ich meine Leute wirklich sowas lehren wollte würde ich Massenweise kostenlose Seminare geben wo ich mir jeden Schnappe und in ihm die Grundlagen dafür zeige.Ist sogar in relativ großen Gruppen möglich. Da setzt man gewaltig was in Gang, weil da eine Lawine losgeht wenn mans kapiert hat, die einen die weniger Zeit haben werden Stück für Stück damit sehr gut vorran kommen, die die mehr Zeit haben werden zb gewaltig voran kommen.
Schreib ich aber nur tolle Texte wo ich mit großen Worten um mich rum werfe. Zeige ich Juwelen die so nicht erreicht werden können und das ist in meinen Augen Betrug,weil die Leute denken das das was er sagt durch das bisher erklärte gezeigt wird aber sie selber machen keine wirklichen Fortschritte und nehmen ihn dann als auf einem ganz anderen Level war. Im Grunde aber ist das Falsch rum, sein Level ist nicht so hoch , sondern ihres einfach so verdammt niedrig!!!!
Viele grüße,
iron
Massenweise kostenlose Seminare geben
(...)
Schreib ich aber nur tolle Texte (...) ist in meinen Augen Betrug
Hast du so hohe Ansprüche nur an deine Mitmenschen oder auch an dich selbst? :p
Gruß,
Wolfgang
Sun Wu-Kung
02-12-2008, 00:17
Schade, mit dem "Reborn Force"-Konzept kriegen das Leute bei mir nach ein paar Trainingseinheiten hin. Zwar nicht immer und nicht perfekt, aber der Ansatz dafür ist wirklich schnell, einfach und zuverlässig herzustellen. Es nicht verzögert wie bei "Reborn Force", sondern unmittelbar zu tun, ist natürlich sehr viel schwerer. Bei eher unerfahrenen Leuten kann ich es, und mein Taijiquan-Lehrer kann es auch im Sparring gegen mich. Geht also. ;)
Gruß,
Wolfgang
Es ist auch bald wieder Weihnachten...:D
Sun
.
Roeschti
02-12-2008, 00:26
Hast du so hohe Ansprüche nur an deine Mitmenschen oder auch an dich selbst? :p
Ist es denn ein hoher Anspruch wenn man erwartet was versprochen wurde und wofür man kräftig geblecht hat?
Sportler
02-12-2008, 00:27
Manches davon mag ja abgehoben sein, aber ich finde schon, dass da auch praktisches Gedankengut dabei ist.
Typischer Anfängerfehler: Man lehnt sich im Clinch auf den Gegner. Man sichert sich damit zwar (halbwegs) dagegen ab, geschoben zu werden, aber ein Zug ist dann um so wirkungsvoller und man braucht mehr Zeit, sein Gleichgewicht wieder zu erlangen und sich zu fangen (was dem Gegner ein Zeitfenster für seine Aktion gibt). Wenn man aus diesem Blickwinkel die obigen Sätze liest, machen sie doch Sinn und sind praktisch relevant.
Das Gelaber vom Kernspecht lässt oft Interpretationsspielraum. Ist dann ähnlich wie bei Horoskopen: "Heute wird Ihnen auf der Arbeit etwas Gutes widerfahren". Wer dran glaubt, sieht dieses Gute schon im Kaffee, den die Kollegin mitbringt - auch wenn sie das jeden zweiten Tag macht.
Die Frage ist doch eher: Hatte der Kernspecht auch sowas im Sinn, als er geschrieben hat? Oder weiß er, dass es 10000 Möglichkeiten gibt, sein Geschreibse zu deuten, so dass er IMMER Recht hat, je nachdem wie man interpretiert...
Ist es denn ein hoher Anspruch wenn man erwartet was versprochen wurde und wofür man kräftig geblecht hat?
Ich finde es unrealistisch, von einem über-60-jährigen Verbandsleiter zu erwarten, dass er (noch mehr als er es eh schon macht) durch die Gegend reist und dann noch kostenlose Seminare hält, statt gemütlich zuhause mit dem Laptop auf dem Sofa zu sitzen, Tee zu trinken und seine Gedanken niederzuschreiben. :)
Gruß,
Wolfgang
Roeschti
02-12-2008, 02:08
Ich finde es unrealistisch, von einem über-60-jährigen Verbandsleiter zu erwarten, dass er (noch mehr als er es eh schon macht) durch die Gegend reist und dann noch kostenlose Seminare hält, statt gemütlich zuhause mit dem Laptop auf dem Sofa zu sitzen, Tee zu trinken und seine Gedanken niederzuschreiben. :)
Wäre da nicht der Smiley am Schluss könnte man doch glatt meinen du hättest den Faden verloren.
Iron hat beschrieben wie er das unterrichten würde.
Sein Punkt aber war; Wenn man so grosse Worte findet um WT zu beschreiben, dann die Leute aber nicht auf dieses Niveau bringt, hat man was versprochen was nicht eingehalten wurde. Dass das in der EWTO nicht kostenlos ist dürfte bekannt sein.
Sorry, dass ich mich hier selbst zitiere. Kann die Frage leider nicht besser stellen und sie geht diesmal an dich, Wolfgang:
"Kannst du mir aber erklären wieso er es in 30 Jahren nicht fertiggebracht hat auch nur einen Schüler auf ein mit ihm wenigstens halbwegs vergleichbares Niveau zu bringen?
Hast du so hohe Ansprüche nur an deine Mitmenschen oder auch an dich selbst? :p
Gruß,
Wolfgang
Bin nicht der Typ der anderen erzähl wie cool ich doch mit meinem WT bin aber anderen nicht erzähle wie sies auch sind...
Das ist meiner Meinung nach nicht Entwicklung stressen/herausfordern sondern sie blockieren. Um so mehr sich meine Schüler entwickeln um so mehr muss ich mich entwickeln wenn ich meinen Schülern immer zwei drei Schritte vorraus sein will.
Viele grüße,
iron
mykatharsis
02-12-2008, 07:42
Mein Kommentar zu dem Editoral:
Mit nicht Lesen ist alles gelesen.
Schönen Tag noch.
:cool:
Trinculo
02-12-2008, 08:18
Die Frage ist doch eher: Hatte der Kernspecht auch sowas im Sinn, als er geschrieben hat? Oder weiß er, dass es 10000 Möglichkeiten gibt, sein Geschreibse zu deuten, so dass er IMMER Recht hat, je nachdem wie man interpretiert...
Na ja, als Unterrichtsanleitung ist es sicherlich nicht gedacht ;)
Glückskind
02-12-2008, 09:12
Ich finde es unrealistisch, von einem über-60-jährigen Verbandsleiter zu erwarten, dass er (noch mehr als er es eh schon macht) durch die Gegend reist und dann noch kostenlose Seminare hält, statt gemütlich zuhause mit dem Laptop auf dem Sofa zu sitzen, Tee zu trinken und seine Gedanken niederzuschreiben. :)
Das etwas ruhigere Leben sei ihm gegönnt. Nur: war in diesem speziellen Fall früher alles besser? Kostenlos waren die Seminare früher nicht und leider waren sie dennoch oft umsonst. Und philosophisch-schwülstig sind seine Editorials etc. auch schon eine ganze Weile.
"Kannst du mir aber erklären wieso er es in 30 Jahren nicht fertiggebracht hat auch nur einen Schüler auf ein mit ihm wenigstens halbwegs vergleichbares Niveau zu bringen?
Das ist so gut das ich es einfach nochmal wiederhole :)
Und weil es so schön ist mit dem zitieren:
"Armselig der Schüler, der seinen Meister nicht übertrifft." Leonardo da Vinci
"Armselig der Lehrer der seinen Schüler nicht besser machen will als sich selbst." meine Wenigkeit
Mit nicht Lesen ist alles gelesen.
:megalach:
Steht nicht in irgendeiner taoistischen Schrift das man die Bücher alle vergessen soll? So ganz sicher bin ich mir nicht, ich hab die Sachen ja auch eher ge-nicht-lesen als gelesen :rolleyes:
Schöne Grüße
Glückskind
Die Frage die man sich hierbei Stellen sollte, ist doch: Wann lernt man in diesem Verband eigentlich WingTsun?
Ständig werden Pseudo-Programme kreiert um die Leute bei der Stange zu halten. Zugegeben an Ideen mangelt es denen ja nicht: ReakTsun, aber das erinnert mich immer an :"Aus Raider wird Twix sonst ändert sich nix!"
Wann lernt man dort ein eigenständiger Kampfkünstler zu sein, der nicht ständig von einem Guru/Verband oder sonstwas abhängig ist?
Ist ChingBum wirklich in so kurzer Zeit erlernbar, dass es sich nicht monetär lohnt diesen Stil in seiner traditionellen Fassung zu unterrichten?
Lars´n Roll
02-12-2008, 13:48
Die Leute in Abhängigkeit zu halten ist doch der ganze Sinn bei dem System. Wo sonst ist es möglich, Leuten die zuvor Aushängeschilder waren nach ihrem Austritt vorzuhalten, sie hätten das System nicht begriffen und hätten jetzt, da sie sich von der Quelle abgeschnitten haben, auch nicht mehr die Möglichkeit dazu...
Von daher ist es an sich nichts, was man dem WT vorhalten kann - das ist nunmal WT und für mich ein Grund, sich von der Kiste fernzuhalten (und in Foren darüber zu lästern).
Catastrophulos
02-12-2008, 14:12
Danke für dieses Post. Leider wollen die meisten das nicht akzeptieren.
Leider wollen die meisten das nicht akzeptieren.
Was gibt es da zu akzeptieren? Jeder der zu sich selber ehrlich ist sieht dieses Missverhältnis, aber dazu sind indoktrinierte kaum in der Lage.
ElCativo
02-12-2008, 15:33
Also...
Mein Kumpel hat keine Arbeit darüber geschrieben, sondern Seminare zum Wu Wei
geleitet. Er wird Unterlagen mitbringen, wobei er beim letzten Umzug das meiste weggeschmissen hat. Aber er hat auf jeden Fall noch Büche. Zum Beispiel
das "Dao te kin" (oder ähnlich), Das Wu Wei kommt aus dem Daoismus
und begründet die höchste Form des tuns.
Man sagt, mit dem nicht-tun ist alles getan.
Nicht zuverwechseln mit dem nichts-tun...
Wie ein Bogen den Pfeil loslässt und somit nicht mehr den Pfeil "beachtet",
wird der Pfeil "unweigerlich" sein Ziel erreichen.
Das nicht-tun ergibt bei den Möchen aus der Meditation.
Beim erreichen des Wu Wei sehen die Mönche ihre Gedanken als Wölkchen schweben...
:D
Demnächst mehr.. :)
Gruß
El
Wie ein Bogen den Pfeil loslässt und somit nicht mehr den Pfeil "beachtet",
wird der Pfeil "unweigerlich" sein Ziel erreichen.
Das nicht-tun ergibt bei den Möchen aus der Meditation.
Beim erreichen des Wu Wei sehen die Mönche ihre Gedanken als Wölkchen schweben...
:D
Da fand ich den Text von Herrn Kernspecht aber besser. :p
Gruß,
Wolfgang
Asspirin
02-12-2008, 15:52
Da fand ich den Text von Herrn Kernspecht aber besser. :p
Gruß,
Wolfgang
Wenn du die Sprache der Wölkchen erstmal verstanden hast, siehst du das anders :cool:
Wenn man so grosse Worte findet um WT zu beschreiben, dann die Leute aber nicht auf dieses Niveau bringt, hat man was versprochen was nicht eingehalten wurde.
Denkst du denn, dass jemand ohne eigenständige forschende Tätigkeit jemals auf ein ähnliches Niveau kommen kann? Man ihn also dorthin *bringen* kann, wie gefordert?
Sorry, dass ich mich hier selbst zitiere. Kann die Frage leider nicht besser stellen und sie geht diesmal an dich, Wolfgang:
"Kannst du mir aber erklären wieso er es in 30 Jahren nicht fertiggebracht hat auch nur einen Schüler auf ein mit ihm wenigstens halbwegs vergleichbares Niveau zu bringen?
Victor Gutierrez schrieb mal in der KKI, dass die Fortgeschrittenen irgendwann fast nur noch auf ihre Lehrtätigkeit konzentriert waren und nicht mehr regelmäßig zusammen trainierten. Ich will nicht behaupten, dass dies der einzige Grund wäre, aber sicher spielt der Faktor eine Rolle.
Gruß,
Wolfgang
Roeschti
02-12-2008, 20:39
Denkst du denn, dass jemand ohne eigenständige forschende Tätigkeit jemals auf ein ähnliches Niveau kommen kann? Man ihn also dorthin *bringen* kann, wie gefordert?
Meiner Erfahrung nach ist es wie bei jedem anderen Gebiet. Um Auto zu fahren musst du es nicht erst erfinden. Um den PC zu bedienen nicht erst forschen. Wieso? Weil es andere zuvor schon getan haben.
Das Argument Forschung ist eigentlich eher ein Anti-Argument:
Im Extremfall wird Jahrzehnte geforscht um auf etwas zu kommen das Studenten später in wenigen Tagen lernen.
Talent dürfen wir hier aus zwei Gründen erst mal aussen vor lassen:
Erstens weil KRK eben noch keinen einzigen Schüler auf ein einigermassen vergleichbares Niveau trainiert hat. Die sind nicht alle total unbegabt.
Zweitens weil KRK vor/ausserhalb WT noch nie selbst als Ausnahmetalent aufgefallen ist.
Kurzantwort also: Ja, unbedingt. So Gott ähh.. der Lehrer will.
Victor Gutierrez schrieb mal in der KKI, dass die Fortgeschrittenen irgendwann fast nur noch auf ihre Lehrtätigkeit konzentriert waren und nicht mehr regelmäßig zusammen trainierten. Ich will nicht behaupten, dass dies der einzige Grund wäre, aber sicher spielt der Faktor eine Rolle.
Seh ich auch so.
Glückskind
03-12-2008, 08:56
Mein Kumpel hat keine Arbeit darüber geschrieben, sondern Seminare zum Wu Wei geleitet. Er wird Unterlagen mitbringen, wobei er beim letzten Umzug das meiste weggeschmissen hat. Aber er hat auf jeden Fall noch Büche.
Was für ein Experte! Mit Büchern!
Zum Beispiel das "Dao te kin" (oder ähnlich),
Tao te king bzw. Dàodéjīng von Lao Tse (bzw. Laozi)
Das Wu Wei kommt aus dem Daoismus
und begründet die höchste Form des tuns.
Man sagt, mit dem nicht-tun ist alles getan.
Nicht zuverwechseln mit dem nichts-tun...
"Wu-Wei = Entsagung eines gegen die Natur gerichteten Handelns."
Jetzt muss man nur noch erkennen was Natur ist, welches Handeln gegen die Natur ist und dieses dann so gut man kann unterlassen.
Passend dazu:
"Das Wirken der Natur zu erkennen, und zu erkennen, in welcher Beziehung das menschliche Wirken dazu stehen muß: das ist das Ziel."
Dschuang Dsi
Schöne Grüße
Glückskind
ElCativo
03-12-2008, 13:33
Danke für die Korrektur. Hatte ihn nur am Telefon, er saß im ICE.
Und ich denke die meisten wissen wie "toll" da die Verbinungen sind. :)
Und der "Experte" wurde nicht umsonst hochbezahlt, für seine Seminare..
Was für ein Experte! Mit Büchern!
Ich schrieb nur davon, was er mir noch zur Verfügung stellen könnte.
Nicht davon wie er an sien Wissen gelangte..
:rolleyes:
Trinculo
03-12-2008, 14:49
Mal ein ganz anderes Thema:
„Nichts tun und nichts wird nicht getan“, heißt das Paradoxon. Dieses kleine unscheinbare „und“ hat es in sich.
Kommt dieses "und" in der chinesischen Originalfassung überhaupt vor, und in welcher Form?
RearSwing
29-12-2008, 14:57
http://http://www.kunstschlampe.at/wp-content/uploads/Ohne%20Titel-1.gif
Mal ein ganz anderes Thema:
Kommt dieses "und" in der chinesischen Originalfassung überhaupt vor, und in welcher Form?
Also in der Regel wird es ungefähr so übersetzt " Wenn wir nichts tun, bleibt nichts ungetan"
Wenn das da oben Wuwei beschreiben soll, dann sehr "kreativ" interpretiert ...
Viele grüße,
iron
Trinculo
29-12-2008, 15:33
So, hab's gefunden:
無為而無不為
Das "而" ist einfach eine Konjunktion; kann "und" aber auch "aber" heißen, je nach Bedeutung der verbundenen Sätze.
Traumfänger
29-12-2008, 20:39
Nichts tun, damit alles getan wird (http://www.wingtsunwelt.com/news.php?id=1611)
....
Im WingTsun geht es darum, zwar die Impulse des anderen zu erkennen und auszunutzen, aber ihm selbst keine verwertbaren zu geben. Das erreicht man, indem man möglichst keine Informationen, und wenn nur indirekte, übermittelt. Während direkte Impulse durch Armbewegungen, Stoßen oder Ziehen, übertragen werden, geben Ganzkörperbewegungen (wie Sinken) nur indirekte und damit kaum verwertbare Daten. Der Gegner erhält keine irgendwie greifbare Vorlage, auf die er reagieren könnte. Unsere Handlungen sind weniger Handlungen als unterstützte Entwicklungen. ....
:gruebel: Wie kommt er da nur drauf? Wissen aus alten Kontakten oder einfach zu viel Taiji geübt?:cool:
Ich glaube er kann das nur alleine:D
joerchtee
30-12-2008, 17:23
Bei diesen kilometerlangen editoral(en) von herrn k. kriege ich immer migräne, in den wenigsten fällen schaffe ich es sie zu lesen, warum ich sie lese -
ich versuche den sinn in den texten zu begreifen, habe diese texte auch schon anderen zum lesen vorgelegt, die ebenfalls nichts damit anfangen konnten.
Oder muss man(n) akademiker sein um den vollen umfang zu erfassen ?
*kopfkratz*
Catastrophulos
31-12-2008, 14:48
Er hört sich eben gerne reden und liest sich gerne schreiben... :D
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