Artikel: FQS auf Seminaren [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Bob Dubljanin
28-05-2003, 00:56
Hi Board,


viel Spass beim Lesen und wie immer falls Ihr Fragen haben solltet, keep them coming.


Grüsse,

Bob Dubljanin
www.soai.de


Frequently asked Questions on Seminars

Seit Anfang der 90er unterrichte ich Seminare und Workshops in Deutschland und im Ausland. Hier folgt eine kleine Zusammenstellung von Fragen die mir immer wieder gestellt werden:

1. Wie lange brauche ich um alles zu lernen?
Dies ist die häufigste Frage und die die am schwierigsten zu beantworten ist. Wie lange braucht man um Basketball spielen oder Auto fahren zu lernen? Es hängt sehr von der Vorbildung, Anlagen und dem Fassungsvermögen des jeweiligen Schülers ab. Falls eine ernsthafte Verpflichtung seinem eigenen Lernfortschritt gegenüber vorhanden ist, kann man unter der regelmäßiger Anleitung eines erfahrenen Lehrers schon in einigen Monaten erste Fortschritte erzielen.

2. Ist es nicht schwierig verschiedene Kampfkunst Disziplinen gleichzeitig zu lernen?
Nein, nicht wirklich. In der Magda Institute Association erlernen die Schüler ein zusammenhängendes, progressives Trainingsprogramm, welches sich aus verschiedenen Aspekten, Techniken, Drills und Theorien des filipino Kali, indonesischen Silat und Bruce Lee´s Jeet Kune Do zusammenstellt. Alle gewählten Komponenten verfolgen die gleiche Lernrichtung und gleichen Trainingsziele. Insofern fördert Crosstraining das Kampfkunstlernen und dient tatsächlich der besseren Ausbildung der Schüler.

3. Ist X (Technik, Lehrer, Theorie, Drill, Stil) besser als Y?
Ist die Sonne schöner als der Mond oder die Berge prächtiger als das Meer? Vieles im Lernprozess der Kampfkünste ist abhängig von der gegenwärtigen Konditionierungs- und Ausbildungsstufe des Schülers. Die Informationen, Techniken und Aussagen von verschiedenen Lehrern mögen sich zu einem oder dem anderen Trainingszeitpunkt widersprechen. (z.B. Kickboxing gegen Grappling) Wichtiger als diese Gegensätze zu klassifizieren ist es für die lange Sicht das größere Bild im Kopf zu behalten. Die gemeinsamen Nenner, die Leitgedanken hinter dem Unterricht und der Einstellung der diversen Lehrer, Theorien, Stilen usw. zu kennen und verstehen zu lernen ist der Schlüssel zur Vereinigung und Internalisierung scheinbar entgegengesetzter Trainingsinhalte.

4. Wie viele Seminare sollte ich im Jahr besuchen?
Meine Erfahrung hier ist: mindestens 2 mit einer nach oben offenen Grenze. Seminare sind sehr interessante Trainingmöglichkeiten, da sie in sehr kurzer Zeit (1-2 Tagen) ein hoch komprimiertes Maß von technischen und theoretischen Know-how den Besuchern anbieten. Nichtsdestotrotz sind Seminare kein Substitut für hunderte von regelmäßigen Trainingsstunden, die notwendig sind um die technischen Details, Routine, Reife und das Verständnis hinter dem Offensichtlichen zu gewährleisten. Seminare können jedoch ungewöhnliche Einsichten vermitteln, Einstellungen korrigieren, neue Prinzipien und Techniken vorstellen und für eine nur 2 Tage lange Lernerfahrung ist dies schon eine ganze Menge.

5. Was sind die Unterschiede zwischen Kali, Escrima und Arnis?
Die Kampfkünste der Filipinos sind so verschieden wie die 7000 Inseln der Philippinen selbst. In diesem monumentalem Archipel werden über 87 Sprachen von jeweils verschiedenen ethnischen Gruppen gesprochen. Aus diesem Grunde existieren viele verschiedene Begriffe für die nationale Kampfkunst, und jede Region hat ihre eigenen Kampfmethoden und Stilarten. (z. B. Kali - Escrima - Arnis - Silat - Kuntaw - Estoque - Fraile – Baston usw.) Als Übergriff nutzen wir Kali stellvertretend für die antike Kampfkunst, die bereits auf den Inseln existierte bevor fremde Einflüsse auf die Philippinen gelangten. Kali wurde im 16 Jhr. durch den spanischen König verboten, der befürchtete, dass es gegen das spanische Regime eingesetzt würde, welches damals die Inseln besetzt hielt. Ein weiterer Unterschied liegt in der Klassifizierung der Waffenkategorien: Escrima und Arnis spezialisieren sich meist auf den Gebrauch und Einsatz von Einzelstock, Messer und/oder Stock und Messer. Das Kategorierungssystem des Lacoste-Inosanto Kali besteht aus 12 verschiedenen Komponenten. Die Idee hinter Kali ist ein komplettes sowie praktikables Bewegungsverständnis hinter den verschiedenen Waffenkategorien zu erhalten und nicht „nur“ ein Stock- oder Messerkämpfer zu sein.

6. Pentjak Silat ist eine klassische Kampfkunst mit Formen und Mustern. Warum unterrichtet ein JKD Lehrer ein klassisches System?
Die JKD Definition von traditionellen Systemen (feste Muster, starre festgelegte Techniken, Dogmen und Riten gegen die nicht verstoßen werden darf usw.) wurde von Bruce Lee und seinen Schülern basierend auf der sehr jungen Karate//Tae Kwon Do dominierten US amerikanischen Kampfkunstwelt der 1960er Jahre festgestellt. Nun, hat sich wahrhaftig seit diesen Tagen vieles in der internationalen Kampfkunstwelt geändert und auch die Definition von „klassisch“ gewinnt hierzu ebenfalls eine neue Bedeutung.
Silat, die indonesische Kunst der Selbstverteidigung kennzeichnet sich durch seine Betonung auf praktische und kompromisslose Kampfanwendungen für die Nahdistanz. Alle Komponenten (Formen, Übungen, Techniken, Einstellung) dieser Kampfkunst haben Relevanz und Anwendung für diesen speziellen Einsatz. Wäre dies nicht der Fall wären sie wie leere Patronen in einer Kanone und nutzlos, sagen die alten Meister des Pentjak Silat. Insofern wird Silat (neben anderen Kampfmethoden Südostasiens) zu einem echten „Klassiker“ der Kampfkünste. Ähnlich einem Jaguar oder anderen zeitlosen Kunstwerken oder –formen. Ein Klassiker weil bewärt und bekannt für seine Effektivität und Fähigkeit die Aufgabe immer wieder erfolgreich zu lösen.

7. Ist JKD ein System oder eine Mischung von verschiedenen Kampfkünsten?
Nein, jedoch kann bei Schülern die ausschließlich ihr Training durch Seminare erhalten, leicht dieser falsche Eindruck entstehen. Viele Mitglieder der Jeet Kune Do Familie unterrichten auf ihren Seminaren und Workshops neben Jeet Kune Do eine ganze Reihe von anderen Kampfkunst Systemen wie Kali, Escrima, Muay Thai, Shooto, Pentjak Silat, Jiu Jitsu usw. Eine weitverbreitete Fehleinschätzung ist das viele Leute anfangen zu glauben alle diese verschiedenen Kampfkunstarten oder eine bestimmte Mischung davon wären Jeet Kune Do. Die Leute die verstehen sehen diese Kampfkünste als das was sie sind, nämlich als Thai-Boxen, Kali, Pentjak Silat, Shooto usw. und Jeet Kune Do als Jeet Kune Do. JKD hat eine sehr bestimmte technische Form und Struktur die eindeutig als Jeet Kune Do zu identifizieren ist und sich unverkennbar von anderen Kampfkunst Systemen unterscheidet. Der Grund weshalb so viele andere Kampfkunst Systemen neben JKD unterrichtet werden ist häufig um ein besseres Verständnis von JKD oder der Kampfkunst die sie gerade unterrichten in einem vergleichenden Zusammenhang zu schaffen.

Bruce Lee hat eine bestimmte Auswahl von Prinzipien, Techniken und Trainingsmethoden geübt und unterrichtet. Das Meistern dieser Inhalte ist elementar für die Entwicklung eines Gedankengerüsts sowie einer mentalen Einstellung die Lee für sich selbst und einige seiner Schüler einsetzte. Genau diese Grundtechniken und Prinzipien sind der erste Baustein des Fundaments, von dem aus jeder Kampfkünstler fortfährt seinen eigenen Weg zu finden. Also ist JKD keine Salatbar Kampfkunst die man sich selbst zusammenmischt sondern eine intelligente Trainingsmethode mit einem organisierten und progressivem Anfang und einem offenen Ende, da jeder Schüler sich seinen Voraussetzungen nach verbessern und fortentwickeln wird.

8. Warum gibt es keine JKD Schule in meiner Nähe?
JKD ist eine sehr junge Kampfkunst (1967) und kommt aus einer „Backyard“ Kultur, d. h. Bruce Lee hat stets nur mit sehr wenigen Freunden und Schülern in kleinen Schulen oder oftmals seinem Haus trainiert. Zu Bruces Lebzeiten gab es keine Pläne für ein organisiertes Unterrichten von großen Gruppen und das Verbreiten von JKD für die Massen. Aus diesen Gründen gibt es leider nur eine kleine Anzahl von qualifizierten Lehrern und die Nachfrage nach JKD Training war stets größer als das Angebot. Nichtsdestotrotz helfen gerade in den letzten Jahren die Seminare vorher nicht erreichbare Kampfkünste zu den Schülern zu bringen. Somit wird die Saat gesät aus der in Zukunft gute Trainingsgruppen und schließlich voll ausgebildete Instruktoren für ihre jeweilige Region werden können.

9. Wer hat Dich unterrichtet?
Mein Lehrer heißt Cass Magda und kommt aus Los Angeles, Kalifornien. Von ihm habe ich den Großteil meines technischen und theoretischen Wissens bekommen. Während meiner Lehrzeit unter ihm hatte ich auch Gelegenheit mit vielen seiner Instruktoren und Freunde (Dan Inosanto, Surachai Sirisute, Leo Giron, Paul de Thouars, Chris Kent) zu trainieren und lasse diese Erfahrungen ebenso in den Unterricht an meine Schüler einfließen.

10. Kann ich die letzte Übung noch einmal sehen? Ja, gerne :)

jkdberlin
28-05-2003, 06:33
Cooler Artikel ;)

Grüsse

andreas222
28-05-2003, 07:34
Hi,

super Artikel... prima Infos.


Viele Gruesse
Andreas

munter eingeschenkt
28-05-2003, 07:51
Hey Bob,
wirklich ein interessanter Artikel. Auch, wenn ich dem JKD eher kritisch gegenüberstehe, ich finde es wird zuviel Personenkult um Bruce Lee getrieben, zuviel mit seiner Legende verdient und Werbung gemacht, die Definition von JKD ist zu schwammig (jeder Lehrer interpretiert es für sich und seine Schüler anders) usw., trägt Dein Text doch zu einer Klärung grundsätzlicher Fragen bei. Sicher ist der Text an versch. Stellen angreifbar, aber das ist mit jedem Text so. Schließe mich jkdberlin an: echt cooler Artikel :) !

jkdberlin
28-05-2003, 12:19
Hey, cool, bei den Bemerkungen zu Bruce Lee schliesse ich mich gerne an ;)

Grüsse

munter eingeschenkt
28-05-2003, 12:25
Jau, is echt wahr! Mehr von solchen Artikeln (willste Dich nicht auch mal wieder aufraffen jdkberlin ;) ?). Ich find es total egal, was einer macht. Wenn er relativ vernünftig argumentiert - es bleibt das Hindernis der Internets und somit der praktischen Demo - muss man das auch würdigen, selbst wenn man es ganz anders sieht. Sowas bringt oft spannende Diskussionen und Motivation für andere, selbst mal was zu schreiben. Irgendwas nützliches ist immer dabei :)

jkdberlin
28-05-2003, 13:00
Jau, da kommt bestimmt mal wieder was, vielleicht etwas in der Art "Warum der Hype um Bruce Lee nicht gut für das JKD ist" oder so ;)
Mal sehen, was mir denn so als nächstes über den Tisch läuft, zur Zeit bin ich irgendwie "Forenmüde" :rolleyes: und geh lieber ins Training...

Grüsse

munter eingeschenkt
28-05-2003, 13:07
Verständlich! Irgendwie wir ja doch immer altes neu aufbereitet. Wenn man sich die Anzahl Deiner Beiträge anschaut, würde ich schätzen, dass Du jedes Thema, an dem Du mitgemacht hast, schon mindest 2-3 kommentiert hast. Das ist auf die Dauer einfach ermüdend. Wenn Du mal wieder was hast, werd ich´s lesen ... und meinen (scharfen) Senf dazugeben :D

jkdberlin
28-05-2003, 13:47
Du wirst es nicht glauben, nach all dem Mist der letzten Zeit und der tollen "Abstimmungen" und Diskussionen auf anderen Boards zu diesem Thema würde mich eine sachliche Diskussion mit recheriertem Wissen und Erfahrungen echt sehr freuen, egal wie die Meinung der Teilnehmer zu meinem Standpunkt ist. Sowas fruchtet meistens auf beiden Seiten...mal sehen, was für ein Thema ich finde ;)

Grüsse

munter eingeschenkt
28-05-2003, 13:51
Machet einfach ;) ! Querschläger gibt es überall, die muss man halt ignorieren. Ich bin ja noch nicht so lange hier. Allerdings kann ich Deine leicht gedämpfte Stimmung angesichts des Krachs auf dem Board verstehen. Wäre schade, wenn deswegen Deine kreative Ader zu schreiben versiegen würde :) !