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Vollständige Version anzeigen : Yi



Freier Geist
12-12-2008, 22:38
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Trinculo
12-12-2008, 23:00
Ich denke über Yi im Training nicht nach ... ebensowenig wie über Acetylcholin oder Membranpotentiale. Ich könnte höchstens auf diese Begriffe zurückgreifen, wenn mich jemand nach einer komplizierten Erklärung fragt ... aber weshalb sollte das jemand tun ;)?

Yi taucht (bei uns ...) wenn überhaupt nur in Erklärungen auf, nicht in Anweisungen :)

Freier Geist
12-12-2008, 23:07
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nagual
12-12-2008, 23:41
Aus diesem Vergleich heraus, frage ich mich, ob hinter Yi letzten Endes vielleicht nur hohe Aufmerksamkeit steht

Man muss unterscheiden, was man wissen will:
Geht es darum, rauszufinden, wie man richtig trainiert, oder was irgendwelche Anleitungstexte wie z.B. irgendwelche Klassiker bedeuten.
Beides erfordert eigene Regeln, und wenn man sich für Texte und Begriffe interessiert, dann muss sich zuerst um die Regeln der Sprache kümmern, weil es sonst passiert, dass man die Lehrinhalte unkontrolliert in die unverstandenen Begriffe reinprojiziert. Dann findet man in den Texten auch nichts, was man nicht ohnehin schon weiß oder glaubt, und wundert sich, warum nicht alle das glauben, was man selbst dabei "versteht".

Nicht alles, was im Training wichtig und richtig ist, steckt in den Begriffen drin.

Was die Konzentration betrifft, ist es so, dass Konzentration nunmal einfach Konzentration ist. Leider kann die Konzentrationsfähigkeit des Menschen fast nur in inhaltlicher Hinsicht geschult werden, aber nicht wirklich quantitativ verbessert werden. D.h. man kann lediglich lernen, dass man sich in möglichst geschickter und effektiver Art auf die richtigen Dinge konzentriert, und dieses auch intensiv übt. Man kann sich dadurch aber nachher nicht wirklich "besser" im Sinne von "mehr" oder "stärker" konzentrieren, es sei denn, man war vorher irgendwie beeinträchtigt durch ungesunde Lebensführung o.ä..
Dementsprechend gibt es auch kein "Yi", was gestärkt oder "angesammelt" werden könnte, sondern Yi ist einfach Yi, d.h. das Bewusstsein, wie es eben ist.

bluemonkey
13-12-2008, 04:15
Man muss unterscheiden, was man wissen will:
Geht es darum, rauszufinden, wie man richtig trainiert, oder was irgendwelche Anleitungstexte wie z.B. irgendwelche Klassiker bedeuten.
Beides erfordert eigene Regeln, und wenn man sich für Texte und Begriffe interessiert, dann muss sich zuerst um die Regeln der Sprache kümmern, weil es sonst passiert, dass man die Lehrinhalte unkontrolliert in die unverstandenen Begriffe reinprojiziert. Dann findet man in den Texten auch nichts, was man nicht ohnehin schon weiß oder glaubt, und wundert sich, warum nicht alle das glauben, was man selbst dabei "versteht".

Nicht alles, was im Training wichtig und richtig ist, steckt in den Begriffen drin.

Klassische Anweisungstexte sind nicht die heilige Schrift, können aber die Erläuterungen des Lehrers ergänzen, falls er sich nicht ohnehin darauf bezieht.
Wichtig ist aber die direkte Unterweisung, die praktische Erfahrung in den richtigen Kontext mit den Begriffen stellt. So ändert sich mit dem Fortschreiten das Verständnis der Begrifflichkeiten.
Fehlt der praktische Bezug, kommt es zu den bekannten Stilblüten, wie Schüler die tatsächlich denken, sie könnten sich ohne Muskelkraft bewegen.


D.h. man kann lediglich lernen, dass man sich in möglichst geschickter und effektiver Art auf die richtigen Dinge konzentriert, und dieses auch intensiv übt. Man kann sich dadurch aber nachher nicht wirklich "besser" im Sinne von "mehr" oder "stärker" konzentrieren, es sei denn, man war vorher irgendwie beeinträchtigt durch ungesunde Lebensführung o.ä..


Eine gewisse Geistesschulung oder besser Geistesberuhigung ist schon, zumindest im klassisch trainierten Chenstil, vorhanden.
Dadurch erreicht man (allerdings sehr allmählich:p) eine größere geistige Klarheit.
Du kannst jetzt natürlich die Geistestrübung oder die starke sprunghafte Gedankenaktivität unter Beeinträchtigung durch ungesunde Lebensführung einordnen. Allerdings könnte man dann auch Fehlhaltungen und energetische Blockaden (Verspannungen), die das Jin schwächen, so sehen;).
Tatsache ist, das der durchschnittliche Mensch diese Qualitäten durch Training steigern kann.





Dementsprechend gibt es auch kein "Yi", was gestärkt oder "angesammelt" werden könnte, sondern Yi ist einfach Yi, d.h. das Bewusstsein, wie es eben ist.


Für mich ist der Hauptzugang zu den Begrifflichkeiten Yi, Xin, Qi, Jin, Li die inneren drei Zusammenschlüsse (Nei San He) die als Bestandteil der sechs Harmonien ja in den meisten CMA vorkommen.
Die Chen-Version:

Xin Yu Yi He - Das Herz verbindet sich mit der Aufmerksamkeit - Geist
Qi Yu Li He - Die Energie verbindet sich mit der Kraft - Energie
Jin Yu Gu He - Die Sehnen verbinden sich mit den Knochen - Körper

Hier ist auch die Antwort enthalten, ob man mit Yi, Qi, Jin oder Li agiert: Ja, alles arbeitet zusammen!

Nun gibt es durchaus verschiedene Ansichten darüber, ob das Nei San He einfach eine Beschreibung darstellt, wie die Aussteuerung von Bewegung durch den Geist funktioniert, oder ob es eine Trainingsanweisung /-Ziel darstellt.
Für den Blick auf Yi ist die erste, geistige Ebene interessant.
Es gibt mindestens zwei Interpretationsmöglichkeiten:

die profane Beschreibungs-Interpretation:

Emotionen/Triebe (Xin) werden zu Handlungsabsichten (Yi)

Das würde mit der modernen Sicht der Dinge übereinstimmen, dass unsere Handlungen zwar mit dem Verstand oder zumindest motorischen Hirnstrukturen ausgeführt werden, ihre Ursache, ihren Antrieb aber in Emotionen oder eben "Trieben" haben (von Reflexen mal abgesehen).


die Version, wie sie in der WCTAG (als Lernziel) vermittelt wird:

Xin wird ebenfalls als Trieb, Emotion (oder freudsches "ES") gedeutet.
Yi als (kontrollierendes?) Bewusstsein oder auch Handlungsabsicht.
Zwischen dem Herzen und dem "Verstand" kann es zu Konflikten kommen:
Ich werde wütend, möchte jemanden schlagen, aber mein Verstand weiß um die Konsequenzen und ich beherrsche mich.
Oder ich habe die Ansicht, dass ich meine Meinung vertreten sollte, tue es aus Angst aber nicht.
Solche inneren Konflikte sind natürlich dem Kampferfolg abträglich, daher lautet das Ziel:
"Wenn Du handelst (kämpfst), dann mit dem ganzen Herzen, ohne Zweifel (oder Skrupel)!"
Eine Zielsetzung, die auch anderen Methoden der Geistesschulung (z.B. Zen) nicht fremd ist.


Darüberhinaus gibt es die Anweisung, das Yi sollte nicht (zu sehr) auf das Qi gerichtet sein, sonst wird sich das Qi zerstreuen (was man bei manchen esoterischen Sumpfblüten beobachten kann :rolleyes:).

Wie gesagt ergibt sich die (persönliche) Interpretation der Begriffe durch den Praxisbezug und den Austausch mit entsprechenden Lehrern.
Die chinesischen inneren Künste sind angewandte Künste mit einer großen subjektiven Komponente.
Daher sollte man IMO die Begriffe oder Texte nicht als objektive Gebrauchsanweisung oder Fachbegriffe/-Literatur verstehen, die ohne weitere persönliche Unterweisung die Kunst erklären.

Edit: Vielleicht sollt man die Beiträge ab Nr. 12 in ein separates Thema ausgliedern

T. Stoeppler
13-12-2008, 09:14
Edit: Vielleicht sollt man die Beiträge ab Nr. 12 in ein separates Thema ausgliedern

Dem kommen wir doch sogleich nach...

Gruss, Thomas

Jochen Wolfgramm
13-12-2008, 09:49
Ich denke über Yi im Training nicht nach ... ebensowenig wie über Acetylcholin oder Membranpotentiale. Ich könnte höchstens auf diese Begriffe zurückgreifen, wenn mich jemand nach einer komplizierten Erklärung fragt ... aber weshalb sollte das jemand tun ;)?

Yi taucht (bei uns ...) wenn überhaupt nur in Erklärungen auf, nicht in Anweisungen :)

In vielen Situationen gebe ich Dir da recht, oft wird zu sehr "gewollt" und nachgedacht und man hindert sich so daran, Dinge im Training wirklich zu erfahren.
Jedoch gerade was Yi angeht, bin ich anderer Ansicht. Für mich steht Yi für Intention. Und auf Intention muss ich mich, gerade als Anfänger, konzentrieren. Fehlende Intention ist bei vielen als Ursache für die schlechte Ausführung von Techniken oder schlechte Kampfesfähigkeit zu sehen. Dem Praktizierenden mal zu erklären was Yi also ist und wie man es entwickeln und nutzen kann, ist mehr als sinnvoll. Dafür gibt es auch schöne Qi Gong Übungen ... ;)

Trinculo
13-12-2008, 09:50
Yi als (kontrollierendes?) Bewusstsein oder auch Handlungsabsicht.

So würde ich das auch sehen, und zwar auch als unbewusste Handlungsabsicht. Die Leute haben auch früher schon gemerkt, dass man sich eher weniger bewegt, wenn man schläft oder tot ist, und daraus haben sie wohl geschlossen, dass das Bewusstsein was mit den Bewegungen zu tun hat. Der Geist alleine kann es nicht sein, denn ich kann mir eine Bewegung vorstellen, ohne sie auszuführen. Da fehlt also noch ein Bindeglied. Nennen wir es doch Yi :p

Natürlich erfährt ein derartiger Begriff, ist er erst einmal etabliert, zahlreiche Veränderungen, Verfeinerungen und Korruptionen. Genauso wie Qi, das von einem nahrhaften Luftbestandteil zu einer Art Universalnahrung aufgestiegen ist. Man muss sich also nicht mehr wundern, dass nach mehreren Jahrhunderten vielleicht nicht mehr alle irgendwo auftauchenden Yi-Erwähnungen unter der gleichen Hut zu bringen sind.

Grüße,

Trinculo

Trinculo
13-12-2008, 09:53
Für mich steht Yi für Intention. Und auf Intention muss ich mich, gerade als Anfänger, konzentrieren. Fehlende Intention ist bei vielen als Ursache für die schlechte Ausführung von Techniken oder schlechte Kampfesfähigkeit zu sehen.

Mir ist kein Fall bekannt, wo ein Schüler eine Bewegung besser ausführt, wenn er es mehr "will". Eher im Gegenteil ;)

Jochen Wolfgramm
13-12-2008, 09:56
Mir ist kein Fall bekannt, wo ein Schüler eine Bewegung besser ausführt, wenn er es mehr "will". Eher im Gegenteil ;)

Von "Wollen" war nicht die Rede, sondern von Intention.

Trinculo
13-12-2008, 10:01
Und wie erklärst Du Deinen Schülern den Unterschied zwischen "Wollen" und "Absicht"? Ich will keinen Fauststoß ausführen, aber ich habe die Absicht, es zu tun :)?

Jochen Wolfgramm
13-12-2008, 10:44
Ich verstehe Intention als weiter gefasst als nur Wollen oder Absicht.
Intention ist auch die Einstellung, der Focus, die Konzentration bei einer Aktion.
Ohne Wollen und Absicht geht natürlich auch nichts, zuviel ist aber schlecht. Da sind wir wohl einer Meinung.
Bei vielen Taiji übenden ist es gerade die fehlende Intention (Focus etc) die das ganze "nur" nach Gymnastik aussehen läßt.
Bei richtig guten Leuten (Wang Chieh, Mike Martello, Zhang Xin Bin) fehlt das Yi nie. Wenn Zhang YiQuan demonstriert, ist es natürlich, weich aber it Intention. Und die Intention liegt deutlich im Martial Arts Bereich ....

Trinculo
13-12-2008, 10:54
Intention ist auch die Einstellung, der Focus, die Konzentration bei einer Aktion.

Einstellung ist doch etwas sehr allgemeines. Welche unterschiedlichen Einstellungen könntest Du Dir denn bei einer bestimmten Bewegung vorstellen?

Konzentration ... auf was konzentrierst Du Dich genau ;)?

Insgesamt fände ich es verwirrend, all die oben genannten Begriffe unter "Intention" zu subsummieren. Intention ist nun mal Absicht, das würde ich schon von Konzentration (die mit Fokus wohl weitgehend identisch ist) abgrenzen. In jedem Fall sind Konzentration und Fokus sehr "bewusste" Komponenten ;)

Und es ist klar, dass sie bestenfalls im Training, aber sicherlich nicht in einer Selbstverteidigungssituation auftauchen :)

nagual
13-12-2008, 11:10
Was mantis schreibt, finde ich sehr richtig. Ich sehe das so, dass sich diese Sauberkeit, Präzision und auch mentale Klarheit, die man dann in den Bewegungen sieht, vor allem daraus ergibt, dass diese Leute ein sehr sauber ausgewogenes Konzept der Bewegungen und aller nötigen Qualitätsmerkmale und Anforderungen haben. Dadurch können sich die Praktiker geistig auf alle Aspekte konzentrieren, und alle Ideen und Intentionen werden auch umgesetzt, und bleiben nicht nur theoretische Wunschträume, wie es irgendwann mal sein soll. Gleichzeitig ist der Weg der Konzentration durch die Übung zusammen mit den Bewegungen eingeschliffen, so dass sich der Geist in Harmonie mit dem Körper im Einklag mitbewegt, weil eben beides und alles zusammengehört. Dsa entsteht natürlich nur durch Übung und immer feineres Basteln an den Bewegungen.

Wo ich aber drauf hinweisen möchte, ist, dass "Yi" nicht erst dann vorliegt, wenn so eine Abstimmung von Geist und Bewegung durch viel Übung erworben wurde, und durch das Üben und Verbessern dieser Abstimmung sich das "Yi" im eigentlichen Sinne auch nicht verbessert, oder "mehr" davon entstehen würde, sondern das Yi ist von Anfang an vorhanden, wird aber durch Übung in die ganzen Zusammenwirkungen mehr und mehr eingebunden.

Yi hat jeder Ungeübte, genauso wie jeder Ungeübte die gleichen Beine oder Arme hat, wie jeder Geübte auch. So wie man durch Üben nicht wirklich bessere oder "mehr" Arme oder Beine bekommt, bekommt man durch Üben nicht mehr oder besseres Yi, sondern man muss mit dem Leben, was man hat.
Aber ebenso wie man lernen kann, seine Arme und Beine besser zu steuern, kann man lernen, sein Yi besser zu kontrollieren.
Deswegen braucht man sich aber auch nicht großartig um ein Verständnis bemühen, was "Yi" denn nun wirklich ist, oder ob es sich von "Absicht", "Konzentration" usw. nun irgendwie unterscheiden würde (was es nicht tut).
Man braucht sich ja auch nicht darum kümmern, wie man "Bein" und "Arm" genau definiert, oder ob das chinesische Wort "tui" für "Bein" was leicht anderes bedeutet als das deutsche Wort. Es reicht, wenn man seine Beine beim Üben richtig bewegt oder stillhält, je nach dem.
Dementsprechend braucht man ein Konzept, man braucht die Absicht (=Yi), dieses Konzept in jeder Sekunde umzusetzen, und man braucht die Konzentration (=Yi), dass das ganze nicht nur Absicht bleibt, sondern tatsächlich geschieht. Das Werkzeug dafür ist das Yi, nicht das Ergebnis.

Klaus
13-12-2008, 12:22
Yi wird notorisch ungeeignet übersetzt, damit es für manche Leute immer was mit Wollen und total konzentrieren zu tun hat. Eigentlich ist etwas gemeint, das zwar eine geradezu unheimliche Aufmerksamkeit schafft, aber eben dadurch dass man das "Merken" von Gefahren einem tieferen Bewusstsein überlässt. Das greift dann obwohl man rumdöst ruckartig und heftig, mit überragender Präzision ein.

Das beste Beispiel hat FG schon genannt, AUTO FAHREN. Man stiert nicht wie bekloppt auf die Strasse und konzentriert sich unheimlich, sondern man fährt sogar entspannt und lässt sich mehr oder weniger treiben, nur ohne die Augen von der Umgebung zu nehmen. Die Konzentration ist nach genügend Erfahrung einfach da, und stellt sich auch von alleine beim Einsteigen ein. Und wenn dann was kommt, fahren solche Autofahrer wie von selbst aus der Gefahr.

Das gleiche gilt für Selbstverteidigung. Wenn man ausreichend viel seine Partnerübungen macht, wo man längere Zeit immer wieder die penetrant kommenden Hände ableitet, dann geht das irgendwann von alleine. Auch wenn man Zeitung liest, oder gerade die Treppe putzt. Voraussetzung ist allerdings, dass man das Gefühl sich auch wehren zu wollen zugelassen hat, sonst kommt es immer zu Konflikten zwischen dem was der abwehrende Geist machen will, und was andere Gefühle wollen die sich lieber verstecken oder unterwerfen. Letzteres führt immer dazu dass man in die Fresse bekommt. Auf solche Gefühle wirken Standübungen übrigens ebenfalls, weil das Unterbewusstsein dabei Zeit hat sich darum zu kümmern. Das blosse Vorhaben DASS man die Zeit nimmt mit der losen Intention sich um seine Verteidigungsfähigkeit, Gesundheit und Unversehrtheit zu kümmern führt zu solchen Prozessen.

Wenn man unbedingt wollte, liesse sich, über geeignete Methoden der Hirnforschung, sicher feststellen welcher Teil der normalerweise "schlummert" da plötzlich aktiv wird. Wer das nie erlebt hat, mag jetzt glauben dass er das auch hat, oder vehement streiten es gäbe sowas nicht, letzten Endes kann es einem völlig egal sein was so jemand meint. Wer das mal erlebt hat weiss dass es das gibt, Punkt.

Freier Geist
13-12-2008, 13:02
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Beißer
13-12-2008, 13:23
Meine Vorstellung und Erfahrung von Yi ist folgende.
Ich finde den Begriff Fokus ganz gut, wenn er sicherlich auch nicht alles abdeckt.
Also nehmen wir an ich stehe und bewege meine Arme langsam nach vorne.
Denke ich dabei daran was ich gestern gegessen habe, arbeite ich ohne Yi.
Bin ich aber mit meiner Aufmerksamkeit in den Armen und benutze z.B, Visualisierungen wie das ziehen von Fäden, arbeite ich mit Yi.
Bewege ich meine Arme und bin mit der Aufmerksamkeit in den Beinen(also wirklich in den Beinen und nicht wie ich mir meine Beine vorstelle) dann bin ich auch mit dem Yi in den Beinen.
Ich habe mal den Spruch gehört eine Bewegung ohne Yi ist eine tote Bewegung.
Meiner Erfahrung nach bekommt man mit dem Training mit Yi einen sehr starken Fokus. Also auch bei anderen Aktivitäten, wenn ich mich auf den Punkt konzentriere habe ich automatisch einen wesentlich klareren und stärkeren Fokus als früher.

Gruß Beißer

Trinculo
13-12-2008, 13:28
Ich habe mal den Spruch gehört eine Bewegung ohne Yi ist eine tote Bewegung. Dann wären fast alle natürlichen Bewegungen "tot". Man stellt sich nichts vor, man reagiert einfach.

Diese Vorstellungen sind lediglich Krücken, ein bestimmtes Bewegungsgefühl zu erzeigen. Hat man das Gefühl selbst, sollte man den Ballast loswerden. Es sollte nichts zwischen den Grund für die Bewegung und die Bewegung selbst treten. Wenn ich das Wort tausendmal verwendet habe und es in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann ich die Eselsbrücke vergessen. Je eher, desto besser, was für das Kämpfen noch in stärkerem Maße gilt. Im Gespräch ist es nicht tragisch, wenn ich eine halbe Sekunde benötige, um ein Wort "nachzuschlagen" ... im Kampf schlägt der Gegner in der Zeit nach mir :D

Jochen Wolfgramm
13-12-2008, 13:49
Trinculo: ernste Frage, unterrichtest Du selber? Es scheint mir, als wenn Du vieles als selbstverständlich annimmst und danach Begriffe definierst.
Zuerst einmal ist aber nichts selbstverständlich und muss sich entwickeln. Ich erinnere mich an einen Flapsigen Spruch von Dir, das es im YiQuan keine Techniken gäbe, die auf Seminaren, im Training etc unterrichtet werden können. Wenn doch ist es eben kein YiQuan. QUATSCH! Auch im YiQuan stehen Techniken am Anfang und erst später löst man sich mehr und mehr davon. Genauso bei der Arbeit mit Yi. Die Art wie sie Beißer geschildert hat, ist dabei eine von vielen guten Möglichkeiten und eine der möglichen Erklärungen. Schüler die mit CMA beginnen haben aber erstmal keine Ahnung von irgendwas und müssen auf das Verwenden und Übben von und mit Yi gebracht werden. Erst nach laaaanger Zeit wird es zur Selbstverständlichkeit und ist natürlich vorhanden, wie es sein sollte.

Das soll hier kein Angriff sein, nur eine Überlegung.

nagual
13-12-2008, 14:02
Es gibt durchaus verschiedene Methoden, das Yi (geist, Konzentration, Absicht) einzusetzen. Das beinhaltet sowohl manchmal sehr starke Fokussierungen, sagen wir mal ähnlich wie beim Jonglieren, Seiltanzen, Skifahren o.ä., wo ein winziges Abweichen von der Aufgabe sofort zum Unfall führt, und man wieder von vorne anfangen kann. Es gbt auch lockerere Formen, seine Aufmerksamkeit (Yi) einzusetzen, dann z.B. ähnlich wie beim Autofahren, wo man zwar einerseits auch ein gewisses Mindestmaß an Konzentration aufbringen muss, aber seine Konzentrationsleistung nicht die ganze Zeit am Maximum halten muss.
Man kann hier nicht sagen, dass eine wäre Yi und das andere nicht, oder das eine wäre "das wahre Yi" und das andere schlechteres Yi, o.ä..
Beides ist Yi, und in gewissem Sinne gleichwertig, abgesehen davon, dass Seiltanzen evtl. schwieriger ist als Autofahren.
Beide Formen, sich zu konzentrieren, können in KKs von Bedeutung sein, und beide (oder noch andere) können verschiedenartig in Übungen eingebettet sein.

Das Problem ist, dass bei vielen Übungen (z.B. Formen) der Zwang, sich richtig zu konzentrieren, von den Umständen nicht so gegeben ist, wie z.B. beim Seiltanzen, wo man ggf. runterfällt, oder beim Autofahren, wo man evtl. einen Crash verursacht. Das muss man beim Formlaufen schon selbst machen. Oder man muss z.B. beim Tuishou ein kleines unkooperatives Element einbauen, dann merkt man, wenn der Partner einen aus der Balance bringen kann.

Meiner Meinung nach hängt das ganze auch mit irgendwelchen neu wachsenden neuronalen Verbindungen zusammen, die sich mit der Zeit beim Üben bilden, und erst wenn man diese neuen Verbindungen durch viel Üben herausgebildet hat, kann die die Übungen wirklich korrekt machen. Das Problem ist, dass man dann, wenn man die Übungen nicht korrekt macht, und insbesonders zu wenig oder die falsche Art der Konzentration einsetzt, dann bilden sich diese neuen Hirnstrukturen nicht heraus, und die Übungen gehen teilweise massiv ins Leere. Meiner Meinung nach muss man deswegen schon "Gas geben" im Gehirn, und die Sache mit der Konzentration nicht auf die leichte Schulter nehmen. Man sollte schon ungefähr so konzentriert üben wie ein Jonglierer, wenn auch ein bisschen anders. Nur Autofahren ist meiner Meinung nach zu luschig.

Dass sich solche neuen neuronalen Verbindungen bilden, ist inzwischen ja auch für Meditationsmethoden, und für andere Tätigkeiten wie Musizieren und Sprachenlernen wissenschaftlich erwiesen. Es gibt insofern wohl keinen Grund, zu bezweifeln, dass das in den IMA nicht auch so sein sollte. Bei den IMA dürfte insbesondere das Zusammenspiel der "energetischen Erwärmung" durch das Üben in Zusammenhang mit der intensivierten Konzentration auf den gegenwärtigen Moment plus die konkrete Aufgabe diese Neubildung von Hirnverdindungen stimulieren.

Was Yi betrifft, ist Yi aber sowohl beim Autofahren, wie auch beim Jonglieren, beim Schreiben, beim Formlaufen usw. vom Wesen das gleiche. Nicht etwa: Autofahrer benutzen das wahre Yi, und Klavierspieler nicht, o.ä.. Das ist Unsinn.

Trinculo
13-12-2008, 14:22
Trinculo: ernste Frage, unterrichtest Du selber? Es scheint mir, als wenn Du vieles als selbstverständlich annimmst und danach Begriffe definierst. Im Gegenteil: ich sage, diese ganzen Begriffe sind nur für theoretische Diskussionen gut. Ich kann ganz toll Yiquan unterrichten, ohne jemals "Yi", "Qi", "Jin" etc. in den Mund zu nehmen.


Auch im YiQuan stehen Techniken am Anfang und erst später löst man sich mehr und mehr davon. Nein, bei uns nicht. Es gibt nur: Körper bewegt Teil X von A nach B.

Ich will überhaupt nicht mit dem "Yi" arbeiten, von dem hier dauernd gesprochen wird. Ich will keine Konzentration, ich will Loslassen und Natürlichkeit. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meine Umgebung, anstatt Bilder in meinem Kopf zu produzieren. Das ist das genaue Gegenteil. Wie man übt, erzeugt Gewohnheiten.

Ich will keinen Fokus auf meinen Händen, Armen, Beinen, oder auf irgendein Kribbeln in meinem Körper. Ich richte meine Aufmerksamkeit darauf, WAS ich tue, nicht WIE ich es tue.

Auch ich will niemanden angreifen, ich will nur sagen, was ich mache ;) Aber ich bin wohl nicht besonders klar :)

nagual
13-12-2008, 14:25
Ich will überhaupt nicht mit dem "Yi" arbeiten, von dem hier dauernd gesprochen wird. Ich will keine Konzentration, ich will Loslassen und Natürlichkeit. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meine Umgebung, anstatt Bilder in meinem Kopf zu produzieren. Das ist das genaue Gegenteil. Wie man übt, erzeugt Gewohnheiten.

Ich will keinen Fokus auf meinen Händen, Armen, Beinen, oder auf irgendein Kribbeln in meinem Körper.

Auch ich will niemanden angreifen, ich will nur sagen, was ich mache ;)

Das ganze ist aber dann doch eine Idee, die du hast, und anhand der du deine allgemeine Konzentrationsfähigkeit sich orientieren lässt. Das ist dann eine Methode, mit Yi zu arbeiten, d.h. es ist eine Form der Konzentration, wenn auch eben keine zwanghaft fixierte Form. Die Art der Reglementierung ist auf subtile Art aber vielleicht konkreter und disziplinierter als es oberflächlich betrachtet vielleicht den Anschein haben könnte!?!

Trinculo
13-12-2008, 14:36
Ich bin einfach ignorant. Ich könnte mit einer Anweisung wie "Streck Deinen Arm mit mehr Yi!" einfach nix anfangen :p

Karl-Heinz
13-12-2008, 16:25
Was kann man denn mit Intent noch anfangen ausser dem was hier schon genannt wurde. Hat jemand sonstige Erfahrungen gemacht?

nagual
13-12-2008, 17:12
Ich bin einfach ignorant. Ich könnte mit einer Anweisung wie "Streck Deinen Arm mit mehr Yi!" einfach nix anfangen :p

Das ist meiner Meinung nach eines der großen Probleme in der westlichen IMA-Szene. Sätze wie "Streck deinen Arm mit mehr Absicht" oder "...mehr Konzentration", oder "...mehr Aufmerksamkeit" würde kaum einer wagen zu sagen, weil es in dieser Form einfach zu blöd klingt. Legitim sind natürlich konkrete Angaben, worauf man sich konzentrieren sollte, z.B. auf die Fingerspitzen, oder dass der Ellbogen nach unten zeigt, oder was auch immer.
Aber diese fremdwortmäßigen Phrasen suggerieren dann eine Bedeutung oder ein Spezialwissen, das es in China in diesem speziellen Sinne gar nicht gibt, bzw. niemals so kultiviert werden würde.
So ein Lehrer spielt sich als Kenner auf, und ein Schüler bekommt den Eindruck, keine Ahnung zu haben. Das Ergebnis ist dann die endlose und sinnlose Sucherei nach Definitionen und Übersetzungen, und weil hier nichts zu finden ist, wird die Sache immer mysteriöser.
Dabei ist das alles nur aufgeblasenes Nicht-Wissen, was dahinter steckt.

nagual
13-12-2008, 17:20
Was kann man denn mit Intent noch anfangen ausser dem was hier schon genannt wurde. Hat jemand sonstige Erfahrungen gemacht?

Ich finde, dass es die Hauptaufgabe der Aufmerksamkeit und Lenkung der Konzentration ist, in der Balance zu bleiben und die Struktur zu bewahren, es sei denn, man will was anderes. Außerdem sollte man flexibel bleiben, und sich seine Aufmerksamkeit nicht von Handlungen des Gegners fixieren und manipulieren lassen, d.h. man sollte immer sein eigenes Konzept im Auge behalten, und sich daran entlang hangeln. Zu diesem Zweck sollte man fähig sein, seine Konzentration die ganze Zeit auf sehr feine Unterschiede gerichtet zu halten, und keine Lücken in der Konzentration aufkommen zu lassen.

Alles, was Leute hier und da an "spektakulären" Skills vorführen können, basiert fast immer auf diesen Grundlagen. Deswegen bin ich auch dafür, sich im Training auf diese Grundlagen zu konzentrieren, und sich nicht zu viel mit bestimmten Vorführ-Skills zu beschäftigen, die manche Leute entwickelt haben.

Jochen Wolfgramm
13-12-2008, 21:29
I

Alles, was Leute hier und da an "spektakulären" Skills vorführen können, basiert fast immer auf diesen Grundlagen. Deswegen bin ich auch dafür, sich im Training auf diese Grundlagen zu konzentrieren, und sich nicht zu viel mit bestimmten Vorführ-Skills zu beschäftigen, die manche Leute entwickelt haben.

Absolut richtig!

Klaus
13-12-2008, 21:30
Yi auch noch mit Visualisierungen zu erklären ist die Krönung, das ist so ziemlich das komplette Gegenteil. In der englischen Übersetzung von Ma Yueliangs Buch wird erklärt dass es was mit WAHRNEHMUNG zu tun hat. Der Körper (und der Geist ebenso) nimmt etwas wahr, und reagiert. Ich denke mal dass der Geist verantwortlich zeichnet wenn komplexe Aktionen kommen.

Ist eigentlich irgendjemandem mal der Gedanke gekommen, dass dieses Wuwei, "Zen" und so weiter WICHTIG ist ? Dass das eine Ebene eröffnet in der später ALLES als Reflex kommt, ohne Überlegen ?

Karl-Heinz kann ja mal was dazu sagen, als er mir erklären wollte wie das mit dem Schlagen in der bruchlosen Schiene funktioniert. Er konnte mir hundertmal sagen "ich zeige nur was, nicht abwehren", aber meine Hand hat immer abgewehrt, auch wenn ich versucht habe nicht abzuwehren.

Karl-Heinz
14-12-2008, 14:12
Karl-Heinz kann ja mal was dazu sagen, als er mir erklären wollte wie das mit dem Schlagen in der bruchlosen Schiene funktioniert. Er konnte mir hundertmal sagen "ich zeige nur was, nicht abwehren", aber meine Hand hat immer abgewehrt, auch wenn ich versucht habe nicht abzuwehren.

Das war ein Schlag mit einer besonderen Mechanik, aber nicht brucharm. Sonst hätte ich nicht sagen brauchen Du sollst die Hände unten lassen. Aber es stimmt, Du hast starke Schutzreflexe.

BanYan
14-12-2008, 20:23
Hallo,


Ich bin einfach ignorant. Ich könnte mit einer Anweisung wie "Streck Deinen Arm mit mehr Yi!" einfach nix anfangen :p

klar, jeder kann den Arm strecken.


Aber zwischen

"ich streck' mal gerade eben den Arm" und
"ich zeige auf etwas, ich will, daß Du dahinguckst oder dahingehst, wohin ich zeige"
ist ein himmelweiter Unterschied.

Genauso ist es mit allen Bewegungen, die ich "ohne" Objekt übe, so wie es z.B. in der Taiji-Handform üblich ist.

Ich kann die Hände übereinander halten, oder ich kann einen Ball oder eine Kugel halten. Ich kann beide Hände mit den Handkanten nach vorne bewegen, oder ich halte einen Klotz fest und bewege ihn gegen irgendwas.

Man kann den Unterschied förmlich sehen.

Yang Cheng Fu soll mal zu jemandem, der völlig "lasch" mit ihm Pushhands gemacht hat, gesagt haben: "Lehn Dein totes Fleisch nicht an mich".

Genauso ist es. Wenn man bloß denkt: 'Ich hebe mal gerade die Hände hoch' ist es irgendwie ohne Leben. Wenn jemand denkt: 'Ich halte ein Instrument' dann kriegt das Ganze Form und Struktur.

Ob dann später in der Richtung noch ein Gegner oder Partner im Wege steht, wird für die geübte Techik immer unwichtiger.

Gruß
BanYan

Trinculo
14-12-2008, 20:47
Schon, aber für das alles brauche ich kein "Yi" und auch sonst kein mysteriöses Vokabular. Schon gar nicht, wenn dieses Vokabular auch noch völlig mehrdeutig ist. Oder ;)?

Da gibt es auch keinen Platz für "mehr" oder "weniger" Yi. Ich halte meine Hand hin, und sage dem Schüler, er soll seinen Körper danach ausstrecken. Entweder tut er es, oder nicht. Wie sollte er es mit mehr oder weniger Yi tun?

Jeder Lehrer benutzt hin und wieder solche Bilder, selbst Ski- oder Golflehrer. Muss man darum so ein großes Brimborium machen?

bluemonkey
14-12-2008, 20:59
Ich halte meine Hand hin, und sage dem Schüler, er soll seinen Körper danach ausstrecken. Entweder tut er es, oder nicht. Wie sollte er es mit mehr oder weniger Yi tun?


Den Unterschied merkst Du, wie von BanYan schon erwähnt, wenn auf dem Weg ein Hindernis auftaucht.
Wie man es nennt, ist egal.

Trinculo
14-12-2008, 21:11
Was ich meine, ist: man kann am Anfang mit einem Bild, oder ohne ein Bild arbeiten. Aber wie soll man mit 30%, 50% oder 80% Bild arbeiten? Es gibt kein "viel Yi" oder "wenig Yi", wenn ich alleine bildliche Vorstellungen als Yi ausgebe.

bluemonkey
14-12-2008, 21:22
Was ich meine, ist: man kann am Anfang mit einem Bild, oder ohne ein Bild arbeiten. Aber wie soll man mit 30%, 50% oder 80% Bild arbeiten? Es gibt kein "viel Yi" oder "wenig Yi", wenn ich alleine bildliche Vorstellungen als Yi ausgebe.

Verschiedene Bilder erzeugen verschieden große Bewegungsaufmerksamkeit.
Das Bild kann mir helfen, mehr von dem zu tun, was nötig ist, weil es meine Aufmerksamkeit in die richtige Richtung lenkt.
Wenn jemand Pushhandsroutinen macht und sich dabei mit dem Partner unterhält, hat das sicherlich eine andere Qualität, als wenn er dabei versucht, das Zentrum des Partners zu spüren, sein eigenes zu verbergen, und beim Vordringen oder Zurückweichen auf die Kraftpfade und die Grenzen seiner Struktur achtet.
In der Anwendung muss dieses Können dann natürlich im Unterbewusstsein installiert sein.
Dann würde das Yi ein Grobziel (z.B. nicht umgehauen zu werden:D) darstellen innerhalb dessen Rahmens absichtslos und situationsgerecht agiert werden kann. Diese Reaktionen sind aber wiederum konsequent und nicht halbarschig.

Trinculo
14-12-2008, 21:28
Ich glaube nicht, dass das viel mit Aufmerksamkeit zu tun hat. Viele Kampfkunstbewegungen sind ungewohnt, und man hilft dem Körper einfach, wenn man mittels Bildern auf Bewegungen zurückgreift, die er schon kennt. Jedes Kind kann seine Hand nach einem Apfel strecken. Der Körper "kann" die Bewegung schon ... man muss ihm nur verständlich sagen, welche ;)

bluemonkey
14-12-2008, 21:37
Ich glaube nicht, dass das viel mit Aufmerksamkeit zu tun hat. Viele Kampfkunstbewegungen sind ungewohnt, und man hilft dem Körper einfach, wenn man mittels Bildern auf Bewegungen zurückgreift, die er schon kennt. Jedes Kind kann seine Hand nach einem Apfel strecken. Der Körper "kann" die Bewegung schon ... man muss ihm nur verständlich sagen, welche ;)

Es hilft auch sich von anderen Umständen zu lösen:

Wenn man sich nach einem tatsächlichen Apfel streckt, und jemand hält den Arm fest, dann wird das schwierig, weil man im Moment des Festgehaltenwerdes sich mit der Aufmerksamkeit vom Apfel löst und sich dem Festgehaltenwerden zuwendet.

Wenn jemand den Arm fest hält, und man löst sich von der Vorstellung, dass jemand den Arm festhält und streckt stattdessen den Arm, als würde man einen Apfel pflücken, kann das plötzlich sehr leicht sein.

Gleiche Umstände, gleiche Bewegung, aber die Art, wie der Geist mit der Situation umgeht, macht den Unterschied.

Trinculo
14-12-2008, 21:49
Die Aufmerksamkeit alleine wird das Problem nicht lösen. Angenommen, Du hättest jemanden, der nicht in der Lage ist, die Arme richtig zum Punch zu strecken. Sperr ihn in einen weißen Raum mit weißen Wänden und male einen leuchtend roten Punkt auf den gepolsterten Wandsack. Glaubst Du, dann könnte er wegen mangelnder Aufmerksamkeit den Punkt immer noch nicht schlagen, oder wegen etwas anderem ;)?

bluemonkey
14-12-2008, 22:03
Die Aufmerksamkeit alleine wird das Problem nicht lösen. Angenommen, Du hättest jemanden, der nicht in der Lage ist, die Arme richtig zum Punch zu strecken. Sperr ihn in einen weißen Raum mit weißen Wänden und male einen leuchtend roten Punkt auf den gepolsterten Wandsack. Glaubst Du, dann könnte er wegen mangelnder Aufmerksamkeit den Punkt immer noch nicht schlagen, oder wegen etwas anderem ;)?

Wenn er nicht blind ist, würde ich nach einer anderen Ursache suchen:)
Die richtige geistige Ausrichtung kann nicht alles lösen, aber manches.
Wenn einer in der Lage ist, normal zu sprechen, aber wenn er eine Rede halten soll, kein Wort mehr herausbringt, könnte es an der Bewertung der Situation liegen.
Wenn er stumm ist, dann bringt es nichts, ihm zu sagen, "stell Dir vor, Du könntest sprechen"

Allheilmittel gibt's nicht, aber hilfreiche Konzepte.

Trinculo
14-12-2008, 22:09
Wie sind wir jetzt eigentlich von "Yi" darauf gekommen :)? Yi war doch nicht Aufmerksamkeit ...

Yi als "Imagination" zur Erzeugung von Aufmerksamkeit?

bluemonkey
14-12-2008, 22:30
Wie sind wir jetzt eigentlich von "Yi" darauf gekommen :)? Yi war doch nicht Aufmerksamkeit ...

Yi als "Imagination" zur Erzeugung von Aufmerksamkeit?

Nö, Imagination zur Erzeugung von Yi, was immer das ist:D

Yi ist ein Teilaspekt des Geistes, der wahrscheinlich unterschiedlich, eventuell gegensätzlich gebraucht wird.
Daher sollte man ihn immer im Kontext sehen, bzw. wer ihn benutzt.
Energie ist ja auch nicht Energie.
Oder allein der Begriff Geist, wer weiß schon, was das ist?

Hier eine lustige Darstellung der Dreinheit:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Trinity.png

Jochen Wolfgramm
15-12-2008, 08:12
Hallo,



klar, jeder kann den Arm strecken.


Aber zwischen

"ich streck' mal gerade eben den Arm" und
"ich zeige auf etwas, ich will, daß Du dahinguckst oder dahingehst, wohin ich zeige"
ist ein himmelweiter Unterschied.

Genauso ist es mit allen Bewegungen, die ich "ohne" Objekt übe, so wie es z.B. in der Taiji-Handform üblich ist.

Ich kann die Hände übereinander halten, oder ich kann einen Ball oder eine Kugel halten. Ich kann beide Hände mit den Handkanten nach vorne bewegen, oder ich halte einen Klotz fest und bewege ihn gegen irgendwas.

Man kann den Unterschied förmlich sehen.

Yang Cheng Fu soll mal zu jemandem, der völlig "lasch" mit ihm Pushhands gemacht hat, gesagt haben: "Lehn Dein totes Fleisch nicht an mich".

Genauso ist es. Wenn man bloß denkt: 'Ich hebe mal gerade die Hände hoch' ist es irgendwie ohne Leben. Wenn jemand denkt: 'Ich halte ein Instrument' dann kriegt das Ganze Form und Struktur.

Ob dann später in der Richtung noch ein Gegner oder Partner im Wege steht, wird für die geübte Techik immer unwichtiger.

Gruß
BanYan

Guter Ansatz. Hier mal ein Clip von Mike der später im Clip eben darauf auch zu sprechen kommt:

M6zKXUChm-E

Primo
15-12-2008, 08:32
Zitat Trinculo

"Jeder Lehrer benutzt hin und wieder solche Bilder, selbst Ski- oder Golflehrer. Muss man darum so ein großes Brimborium machen?"[/quote]



Kampfkunstphilosophen stehen halt drauf und es verkauft sich besser !;)

Trinculo
15-12-2008, 08:48
Yi ist ein Teilaspekt des Geistes, der wahrscheinlich unterschiedlich, eventuell gegensätzlich gebraucht wird. Soweit sind wir uns völlig einig ;)

Aber was es GENAU sein soll, scheint keiner zu wissen, aber jeder macht sich Sorgen, er könnte nicht genug davon im Training benutzen :p Da wird dann auf Teufel komm raus bei jeder im Training stattfindenden EEG-Aktivität nach Yi gesucht :D


Hier eine lustige Darstellung der Dreinheit:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Trinity.png

Diese Dreiheit ist unschlagbar. Das Aufrichten der Körperhaare, wie es schon in den Taijiklassikern beschrieben ist, beweist, dass Du auf der richtigen Spur bist :p

laoshu
15-12-2008, 11:05
Irgendwer hat mir mal gesagt, das yi gehe dem qi voran und sei soetwas wie geleitete oder gelenkte Absicht.
Was immer es ist, es funktioniert. Einfaches Beispiel. Sandsack, weißer oder roter Punkt drauf (oder Fadenkreuz für die Call of duty-Spieler oder Gesicht des Chefs, der Ex etc.). So, jetzt Faust bilden und mächtig draufhaun. Klasse, megawumms. Schnell zu Seite springen wegen der Retourkutsche des bösen Feindes. Oder seine Energie aufsaugen, umfließen etc. für die fortgeschrittenen IMAler.
Jetzt das Gleiche noch einmal, aber nicht der Punkt auf dem Sandsack, das Fadenkreuz oder die fiesen Feindgesichter sind der Endpunkt meines Schlages, sondern der liegt irgendwo in der Ferne hinter dem Sandsack. Ich schlage quasi in die Unendlichkeit. Oder bis zum Sternsystem der Klingonen. Reicht vielleicht auch schon aus. Wer da einen Unterschied in der Art des Schlages feststellt, hat eine Spur von diesem Yi-Ding körperlich erfahren. Muss man es auch unbedingt verstehen?
Alles Liebe,
laoshu

Trinculo
15-12-2008, 11:13
Ja ja, die Unendlichkeit ...

Auch Boxer schlagen durch das Ziel hindurch, und nicht auf die Oberfläche. Lernt jeder Anfänger. Aber mehr als 20cm sind eher kontraproduktiv, da stimmt die Distanz nicht mehr, und auch das Gleichgewicht geht meist flöten.

Nur leider finden die tumben Boxer nicht so schöne, blumige Worte ...

nagual
15-12-2008, 11:15
Muss man es auch unbedingt verstehen?

Wenn man drüber redet, sollte man es besser verstehen. Wenn man nicht drüber reden will, muss man mit sich selbst ab machen, ob man es trotzdem verstehen will oder nicht.

Vor allem wo es ja EXTREM einfach ist, das zu verstehen, weil es einfach ein Wort ist, welches keine spezielle Bedeutung hat, sondern lediglich Aufmerksamkeit, Konzentration, Absicht bedeutet. Wer diese drei deutschen Wörter kapiert, kapiert auch Yi, und wer sich mit diesen Übersetzungen Probleme macht, ist selbst schuld.

Klaus
15-12-2008, 11:51
Es ist nicht geleitete Absicht, sondern LEITENDE. Die Absicht leitet, sie wird nicht geleitet, insbesondere nicht durch konzentriertes Stieren auf einen Punkt. Damit sind Leute so derartig ausrechenbar dass es nicht mehr feierlich ist, das ist das Gegenteil einer intuitiven Kampfführung und derartig ineffektiv dass mir die Worte fehlen.

Aus Ma Yueliangs Buch: "There is a saying ... that qi is directed by yi. The word Yi in chinese denotes sensing. Although sensing is closely related to the mind, there are differences between XIN and yi, the former orders and the latter implements."

Xin bedeutet Herz, Geist, Gefühle. NICHT Absicht. Das Gefühl dass es mir nicht gut tut eine Faust abzubekommen leitet ein, dass der Körper sich wehrt.

Sensing bedeutet WAHRNEHMUNG, und directing bedeutet dass diese Wahrnehmung direkt das Qi dahin leitet wo es etwas WAHRNIMMT, nähmlich die Notwendigkeit, Kraft in bestimmten Gelenken zur Verfügung zu stellen. Aktiv, passiv, reaktiv, je nach Notwendigkeit. Da kommen auch Karl-Heinz' Rezeptoren ins Spiel die etwas schneller agieren. Ggf. kann man yi da sogar DIREKT mit den Propriorezeptoren und deren hartkodierte Verdrahtung assoziieren, die FAKTISCH existieren und nicht nur in Wunschvorstellungen. Nur werden die ganz sicher nicht vom Geist, Wunschvorstellungen oder Überlegungen gesteuert, sondern steuern selbst.

Faktisch kann man aber auch, um der Verwirrung, Fehlinterpretation, Übernahme falscher nicht funktionierender Konzepte vorzubeugen, sich einfach KEINE Gedanken machen wie das Gehirn funktioniert, und es einfach BENUTZEN. Zum Beispiel indem man seine stinknormalen PH-Übungen einfach ein bischen öfter macht. Da merkt man schnell dass wenn keine Reaktion kommt ein Typ der einen schubst Erfolg hat. Und mit der Zeit, insbesondere wenn sich beide bemühen, entstehen auch diese schönen Konstrukte von Qi, Yi, Xin, und weiss der Geier was noch alles. Ganz von alleine, ohne auf irgendwas zu stieren, oder sich besonders viel vorzunehmen. Das geht nämlich grundsätzlich und immer in die Hose wenn es nicht eine Aktion wird, sondern fünf, zehn, fünfzehn weil der Partner reagiert. Das braucht man nur einmal zu machen, und dann sollte man das kapiert haben, dass jemand der sich eine Aktion "vornimmt" sofort den Kürzeren zieht, wenn der Partner ein bischen kann. Das weiss jeder der mal Wettkampfsport macht.

Trinculo
15-12-2008, 11:53
Das weiss jeder der mal Wettkampfsport macht.

Eben, fast niemand :p

nagual
15-12-2008, 13:25
Die Sache ist nur wieder die, dass man glauben kann, unglaublich viel über Kampfkunst und die Nutzung der Aufmerksamkeit bei Kampfkunst wissen. Die Bedeutung des Wortes Aufmerksamkeit hat aber mit dem Wissen über Kampfkunst und darüber, WIE man seine Aufmerksamkeit warum wann einsetzt und wie nicht, nicht viel zu tun. Hier fangen Leute immer wieder an, Bullshit zu reden, im Sinne, Aufmerksamkeit wäre es nur, wenn man Auto fährt, aber nicht wenn man jongliert, oder umgekehrt, oder Aufmerksamkeit ist es nur, wenn man es so und so richtig macht, und nicht wenn man es falsch macht. Was richtig und falsch ist, steckt im Wort Aufmerksamkeit NICHT DRIN.

So und jetzt teilübersetzt:
Die Sache ist nur wieder die, dass man glauben kann, unglaublich viel über Kampfkunst und die Nutzung von Yi bei Kampfkunst wissen. Die Bedeutung des Wortes Yi hat aber mit dem Wissen über Kampfkunst und darüber, WIE man sein Yi warum wann einsetzt und wie nicht, nicht viel zu tun. Hier fangen Leute immer wieder an, Bullshit zu reden, im Sinne, Yi wäre es nur, wenn man Auto fährt, aber nicht wenn man jongliert, oder umgekehrt, oder Yi ist es nur, wenn man es so und so richtig macht, und nicht wenn man es falsch macht. Was richtig und falsch ist, steckt im Wort Yi NICHT DRIN.

So funktioniert das. Jeder kann jetzt auch noch "yi" durh Absicht oder Geist ersetzen, und es kommt immer noch das gleiche raus.
Mehr sagen die Chinesen nicht, und wer glaubt, dass da mehr ist, projiziert das da rein, und das verursacht immer die ganzen Verwirrungen.

laoshu
15-12-2008, 14:39
Es ist nicht geleitete Absicht, sondern LEITENDE. Die Absicht leitet, sie wird nicht geleitet, insbesondere nicht durch konzentriertes Stieren auf einen Punkt. Damit sind Leute so derartig ausrechenbar dass es nicht mehr feierlich ist, das ist das Gegenteil einer intuitiven Kampfführung und derartig ineffektiv dass mir die Worte fehlen.


Treffer, versenkt! Leitende Absicht. Natürlich, Klaus. Mein Fehler, nicht dessen, der es mir gesagt hat. Ich hoffe doch sehr, du meinst nicht mich mit diesem konzentrierten Stieren auf einen Punkt. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, die Empfehlung ausgesprochen zu haben, das Ziel anzustarren. Obwohl, so ein richtig fieser Blick in die Pupillen des "Gegners" ist sicherlich auch etwas wert.
Wenn ich erst alles zu bedingten Reflexen unter Umgehung des Großhirns ummodelliert habe, melde ich mich wieder.
Liebe Grüße,
laoshu

BanYan
15-12-2008, 14:42
Hallo,

mir hat man 'Yi' mit Absicht, Intention bzw. Wollen erklärt


Es hilft auch sich von anderen Umständen zu lösen:

Wenn man sich nach einem tatsächlichen Apfel streckt, und jemand hält den Arm fest, dann wird das schwierig, weil man im Moment des Festgehaltenwerdes sich mit der Aufmerksamkeit vom Apfel löst und sich dem Festgehaltenwerden zuwendet.

Wenn jemand den Arm fest hält, und man löst sich von der Vorstellung, dass jemand den Arm festhält und streckt stattdessen den Arm, als würde man einen Apfel pflücken, kann das plötzlich sehr leicht sein.

Gleiche Umstände, gleiche Bewegung, aber die Art, wie der Geist mit der Situation umgeht, macht den Unterschied.

Wenn ich mit der Hand an den Apfel will, mache ich eine Bewegung in Richtung Apfel.

Wenn ich zufällig den Arm in Richtung Apfel halte, aber versuche, mich auf die übliche Weise aus der Umklammerung zu lösen, dann mache ich andere Bewegungen.

Wenn ich mir in der Umklammerung vorstelle, jetzt eine Bewegung in Richtung Apfel zu machen, bin ich, ohne etwas zu merken, völlig anstrengungslos aus der Umklammerung heraus.

Die ganze Taiji-Selbstverteidigung beruht darauf, daß ich "andere" Bewegungen mache, als diejenigen, die der Angreifer erwarten würde.
Ich kann seinem "Druck" standhalten, mich aber innerlich neu ausrichten, ohne daß er etwas merkt. Wenn ich soweit bin, mache ich eine Bewegung in eine von ihm unerwartete Richtung. Sein Körper ist dann so sehr damit beschäftigt, sein Gleichgewicht zu halten bzw. nicht zu stürzen, daß er loslassen muß, und vielleicht sogar meterweit weghüpft.

Das geht aber nur mit meinen "Yi" mit der Absicht, mit der Intention eine Bewegung bewußt anders zu machen, als sie erwartet wird.

Nicht umsonst heißt es: Yi führt, Qi folgt, dann entsteht Chin, die wesentliche Kraft! (Und wenn man Kraft durch Effekt ersetzt, kommt man der Sache noch näher ...)

Es geht nicht, viel oder wenig Yi einzusetzen. Wichtig ist, daß das Yi richtig eingesetzt wird. Will ich bloß aus der Umklammerung raus, geht es nicht, denke ich in Richtung Apfel, wird es funktionieren.

Gruß
BanYan

Trinculo
15-12-2008, 14:46
Die ganze Taiji-Selbstverteidigung beruht darauf, daß ich "andere" Bewegungen mache, als diejenigen, die der Angreifer erwarten würde.

Woher weißt Du denn, was der Angreifer erwartet?

Klaus
15-12-2008, 19:28
Das liegt daran dass die Leute immer gerne die Begriffe durcheinander schmeissen. Aber vielleicht hat sich der olle Ma auch geirrt und Yi heisst nicht "sensing". Gut dass der tot ist, nachher würde er sich noch umbringen wenn er erfährt auf welchem Irrweg er gewesen ist.

nagual
15-12-2008, 20:07
Nicht umsonst heißt es: Yi führt, Qi folgt, dann entsteht Chin, die wesentliche Kraft! (Und wenn man Kraft durch Effekt ersetzt, kommt man der Sache noch näher ...)Nein, man kommt der Sache nicht näher, sondern sie wird deutlich verfälscht.

Die Sache, dass man durch Absicht/Konzentration/Aufmerksamkeit eine energetische Harmonisierung erreicht, bezieht sich auf den motorisch-koordinativen Aspekt von Jin=Stärke, nämlich dass die Stärke (=Jin), also das motorische Kraftpotenzial (Jin), eben durch die Koordination von Aufmerksamkeit, energetischer Harmonisierung und motorische Koordination entfaltet werden kann.

Mit "Effekt" kann man den Kram bezeichnen, der auch ohne Kraft gemacht werden kann, also z.B. nur aus Struktur oder Tricks besteht.

Das Problem sind Leute, die die IMAs im Sinne des Effektkrams "verstehen".

Der eigentliche Kern ist die Erhöhung des Kraftpotenzials (Jin) durch den muskulären Anteil und durch motorische Kontrolle, die eben von feinsinniger Koordination abhängt, die nur durch Konzentration+Absicht (Yi) möglich wird. Das Ergebnis ist physikalische Kraft (li), nicht Effekt.

Trinculo
15-12-2008, 20:15
Habe eben auf der chinesischen Wikipedia unter "意" nachgeschlagen: 意 ist einfach die chinesische Abkürzung für "Italien" :D

? - ???????????? (http://zh.wikipedia.org/wiki/%E6%84%8F)

Jochen Wolfgramm
15-12-2008, 20:42
Schau lieber bei vernünftigen Wörterbüchern nach:
Mandarintools (http://www.mandarintools.com/cgi-bin/charlook.pl)
yi4: thought, idea, opinion; think
oder hier
http://zhongwen.com/d/183/d78.gif

Trinculo
15-12-2008, 20:48
Habe ich schon lange, keine Angst ;) Aber diese Übersetzungen sind trügerisch, denn sie suggerieren, "yi" hieße im Chinesischen einfach Gedanke, Idee, Bewusstsein, Absicht, Vorstellung etc. Aber gib mal Gedanke, Idee, Bewusstsein, Absicht, Vorstellung etc. ein, und lass es auf Chinesisch übersetzen ... da steht dann nicht "yi" :)

Ich hatte bei Wikipedia nachgesehen, weil sie kein Wörterbuch ist, sondern Erklärungen liefert. In diesem Falle leider nicht ;)

Jochen Wolfgramm
16-12-2008, 09:21
Bei Mandarintools ist gleich der erste Eintrag für Thought Yi. :p

Ich weiss auch nicht, warum ein Begriff der fundiert in der CMA und dort vor allem in der Neijia Sektion, benutzt wird, hier in Frage gestellt werden muss. Wie und in welchen Nuancen jeder den Begriff verstehen will, darüber läßt sich diskutieren, nicht jedoch, dass er eine Rolle spielt.
Wer Yi in seinem Verständnis der CMA nicht nutzt bzw. nicht vorhanden sehen will, der hat etwas sehr wichtiges nicht verstanden.

QiGong, Baduan Jin: Clenching the Fist with Angry Eyes -> Einsatz von Yi!
Taiji: Grasping the Birds Tail -> Einsatz von Yi!
YiQuan: Grundübungen wie ZhanZhuang oder Twirling Dragon -> Einsatz von Yi!
Xing Yi: SanTi, Pi Quan -> Einsatz von Yi!
BaGua: siehe Mikes Clip ....
Tang Lang Quan: Tang Lang Bu Chan (Mantis catches the Cicada) -> Einsatz von Yi!
Alles nur wenige Beispiele aus einer unerschöpflichen Reihe und soll nur zur Verdeutlichung dienen ...

Trinculo
16-12-2008, 09:46
Wer Yi in seinem Verständnis der CMA nicht nutzt bzw. nicht vorhanden sehen will, der hat etwas sehr wichtiges nicht verstanden.

Niemand bestreitet das Vorhandensein des Yi, aber es ist bei weitem nicht auf die CMA beschränkt. Und wie in diesem Thread klar geworden ist, bezeichnet es ein Spektrum an geistigen Komponenten, daher würde ich um der Klarheit willen im konkreten Fall "Absicht", "Vorstellung" etc. vorziehen, da sie eindeutiger sind.

Jochen Wolfgramm
16-12-2008, 10:50
Wenn ich eine chinesische Kunst praktiziere und unterrichte, versuche ich auch in deren Termini zu bleiben. Also sag ich Yi und nicht Absicht etc.
Schülern die neu sind wird erklärt, was es alles heissen kann und evtl. was es in einer Übung bedeuten soll.
Wir zählen auch in Mandarin ;)

Trinculo
16-12-2008, 10:53
Wenn ich eine chinesische Kunst praktiziere und unterrichte, versuche ich auch in deren Termini zu bleiben. Also sag ich Yi und nicht Absicht etc.
Schülern die neu sind wird erklärt, was es alles heissen kann und evtl. was es in einer Übung bedeuten soll.
Wir zählen auch in Mandarin ;)

Yi heißt also "Absicht" ;)?

Wir verwenden keine chinesischen Ausdrücke im Training, da wir uns nicht als chinesischen Stil betrachten ... wir betrachten uns überhaupt nicht als Stil ;) Wang Xiangzhai wollte zur Essenz des Kämpfens vordringen, nicht eine neue nationale Eigenart schaffen :)

Jochen Wolfgramm
16-12-2008, 10:59
Da habe ich dich doch zitiert! Lesen, lieber Trinculo!

Darüber hinaus: was willst Du mit Deinen manchmal kurzen, nur provokanten Fragen bezwecken? Ich finde die sehr Kontraproduktiv, da sie oft aus dem Zusammenhang gerissen oder Sinnverändernd von Dir genutzt werden.

In meinen Terminus heisst Yi hauptsächlich "Intention". Kann aber auch mit einigen anderen Begriffen übersetzt werden. Wie immer ist es das Problem der Deutschen Sprache, da sie zu viele Begriffe für das gleiche Phänomen bereit hält. Zufrieden?

Trinculo
16-12-2008, 11:06
Nicht böse werden :) Ich habe nur deshalb so provozierend gefragt, weil die Meinungen bezüglich der Bedeutung von Yi weit auseinander gehen: Gedanke, Idee, Absicht, Imagination etc. Du hattest selbst gesagt, "Gedanke" würde mit Yi übersetzt. Beim Kämpfen will ich aber gerade NICHT denken.

Daher denke ich, dass man die Schüler auf viele falsche Fährten lockt, wenn man nicht sehr Vorsichtig mit diesen Konzepten ist. Schlechte Gewohnheiten lassen sich oft nur sehr schwer wieder loswerden. Es ist einfacher, zu lernen, als zu "entlernen".

P.S.: Wenn ich sage "wir machen es so und so", meine ich nicht, alle anderen machen es falsch :)

nagual
16-12-2008, 12:23
"Yi" ist im Chinesischen KEIN Konzept, sondern ein Allerweltswort. Eine der besten Übersetzungen ist das englische "Mind", das ja z.B. auch Martello in dem Video benutzt. Daraus, WIE er darüber redet, kann man erkennen, dass er "Yi=Mind" NICHT als Konzept versteht, sondern als simples Wort, dass keine präzisen Anleitungen vermittelt, sondern mittels des gesamten Verständnisses für die Kunst aktiv in Zusammenhang gebracht werden muss.
"yong yi", was die Chinesen häufig sagen, bedeutet wirklich nicht mehr als "use your mind" oder "pay attention" oder ähnliches.

Wenn man anfängt, "yi" als Konzept verstehen zu wollen, beginnen die Missverständnisse und Fehler und sinnlosen Diskussionen, wieviel % Absicht und wieviel % Attention usw. dabei ist, und ob Vidualisierung auch "Yi" sein kann.

Kann "use your mind" die Anwendung einer Visualisierung bedeuten?
Wenn man eine Visualisierung benutzt, bedeutet das dann, dass man also definitv sein "mind" nicht benutzt?
Bedeutet die Aufforderung "use your mind", dass man auf keinen Fall dabei visualisieren darf?
Bedeutet "use your mind", dass man eher seine Absicht oder eher seine Konzentration einsetzen soll?

Diese Fragen und jegliche Antworten darauf sind jedesmal blödsinnig, und rufen die Vorstellung eines "mind"-Konzeptes hervor, dass es einfach NICHT GIBT.

Im gleichen Sinne git es kein Konzept von "Yi". Man kann auch für "mind" keine perfekte Übersetzung ins Deutsche finden, die nicht irgendwie einen leicht anderen Assoziationshorizont hat (z.B. "Geist", "Verstand", "Bewusstsein" etc. ist immer ein bisschen was anderes). Trotzdem verstehen wir mit dem in der Schule gelernten Englisch das Wort "mind" so gut, dass wir kapieren können, dass es KEIN Konzept ist.

Wenn man aber in deutschen Sätzen ständig von "Yi" redet, dann kann schon eine ungünstige Grammatik suggerieren, als würde es so ein Konzept geben, und man würde mit der Nutzung des Wortes "Yi" dieses Konzept vermitteln wollen. Dann beginnt schnell wieder die krampfhafte und von Anfang an fehlgeleitete Suche nach der "richtigen" Übersetzung.

Deswegen sollte man meiner Meinung nach besser auf diese fremdwortmäßige Benutzung des Wortes "Yi" verzichten, weil sich "Yi" eben als Fremdwort nicht eignet. Man kann es so verwenden wie Martello, wo klar wird, dass es ein simpler Begriff ist, der keinen fremdwortmäßigen Ballast vermittelt, sondern irgendwelche Zusammenhänge nur ganz allgemein andeutet.
Es ist halt nur schlecht, wenn man sich in diesen fremdwortmäßigen Blödsinn mal verrannt hat, weil man seine irregeleitete Vorstellung, dann erstmal zur Müllhalde bringen muss. Unangenehme Arbeit, um die man nicht drumrum kommt, es sei denn, man will weiter in der Welt der selbstgebastelten Illusionen leben.

Klaus
16-12-2008, 13:25
Hier wird aber immer gerne mit Absicht (was ein korrekter Ansatz ist) was verkehrtes assoziiert.

Bei Absicht geht es um die Absicht WAS ich möchte. Ein Torhüter möchte nicht sein Qi im Winkel von 47° durch das Kua linksgedreht in den Ball rotieren, er will einfach nur den Ball halten, das Tor verhindern. In dem Moment wo die Harmonie zwischen Xin und Yi existiert, reagiert der Körper lange bevor man bewusst wahrnimmt wo der Ball hingeht. Das Xin macht den Ansatz, Freude am Ball halten zu erzeugen. Das Yi, was eben auch THOUGHT ist, leitet daraus ab dass es günstig wäre, irgendein Körperteil in den Weg des Balles zu bekommen, und sei es der *****. Im Gegensatz zu "geschulten" Aktionen wo "immer" eine "Technik" genommen wird. Solche Torhüter sind schlecht und werden von jedem besseren Spieler nach Strich und Faden verarscht. Ein guter Torhüter der es dem Yi überlässt mit was für einer Bewegung oder Aktion man den Ball hält ist mehrere Klassen besser. Intuition wäre daher ein besserer Begriff, das improvisierende, "geniale" Denken. Geistesblitz.

Im Kampf ist es genau das gleiche. Ein Artur Abraham zum Beispiel bringt fast immer irgendein Körperteil dazwischen wenn er in der eigenen Aktion gekontert wird, und wenn es illegalerweise das Knie ist was er dazwischenhält um den Abstand zu vergrössern. Das ist getriggert von der Absicht, sich keine verplätten zu lassen, und offenbar ist er da gut harmonisiert. Für "Wollen", huch da kommt ein Konter, jetzt muss ich aber meine Hand in den Arm reinhauen, ist in der Zehntel die man hat kein Fenster. Wenn das nicht als Reflex kommt, von der Absicht sich nicht verhauen zu lassen getriggert, kriegt man in die Fresse. Genau das was den Gedankenakrobaten in echten Kämpfen passiert.

Trinculo
16-12-2008, 13:38
Wie gesagt, ich denke es ist ganz einfach, nachzuvollziehen, wie die Idee von einem "Yi" entstanden ist, und zwar in einer Zeit vor der Neurophysiologie.

Man wusste, dass es so etwas wie einen Geist gibt. Nennen wir ihn einmal "Shen". Man wusste auch, dass der Geist etwas mit der Bewegung zu tun hat, denn offensichtlich korrelieren geistige Aktivitäten mit der Bewegung. Wenn man schläft, denkt man weniger, und bewegt sich auch weniger. Genauso z.B. im Zustand der Trunkenheit. Allerdings reicht der Geist wohl alleine nicht aus, um etwas zu bewegen. Ich kann mir vorstellen, ich würde meinen Arm heben, und er bleibt trotzdem unten. Also fehlt etwas. Irgendein "Agens", das meine Gedanken in die Tat umsetzt. Voilà: enter the "Yi" :p

Wie die Schnittstellen im Einzelnen aussehen, wie die Natur des Yi exakt beschaffen ist etc. ist wieder ein anderes Thema. Und wenn man einen Terminus erst eingeführt hat, unterliegt er natürlich auch der Veränderung. "Mind" hieß ursprünglich auch nur Erinnerung.

Freier Geist
16-12-2008, 13:59
-

Trinculo
16-12-2008, 14:01
Nehmen wir z. B. mal das Wort "jin" ... oh, :ups: sorry, das hatten wir schon :biglaugh:


Sogar in anatomischen Varianten, wie "chin" :p

Freier Geist
16-12-2008, 14:14
-

Klaus
16-12-2008, 14:14
Erinnerung passt aber ziemlich gut. Nennt man auch "Erfahrung". Wenn ich zig mal auf's Tor werfe, und der Sack hält alles bis ich bestimmte "Tricks" einbaue, dann verselbständigen sich die Tricks, und man macht immer neue Variationen ohne sie sich konkret auszudenken. Sie "kommen" einfach. Und das macht mit ganz grosser Sicherheit irgendein improvisierender Teil des Bewusstseins. Am Ende vergisst man mit welchen Tricks man überhaupt wirft, es passiert einfach. Erklären kann man es dann schwierig.

Meine Erfahrung ist, dass im Endstadium "etwas" das "Qi"/Jin autonom im Körper verteilt. Wenn ich eine Aktion gemacht habe und gleichzeitig kam ein Stoss in den Rücken, dann ging das Jin in den Rücken und von der Hand weg. Ganz einfach weil Absicherung gegen Verletzung höhere Wichtigkeit hat als Tor werfen. Leute bei denen die Wichtung anders ist, emotional, werfen tatsächlich auf Teufel komm raus ins Tor und bleiben dann mit Verletzung liegen. Oder wenn es zu keiner Verletzung kommt weil der Stoss leicht ist habe ich den Wurf einfach durchgezogen. Das spielt sich aber in unter einer Zehntel Sekunde ab, und ich "merke" nur was passiert, beteiligt wie normal wenn man sich überlegt man müsste jetzt mal jemanden anrufen ist man da nicht. Das ist eher so wie Niessen. Das macht auch ein Teil seines Bewusstseins, aus einem konkreten Grund. Aber einer der tiefer liegt und einfacher ist. Ich habe jetzt Probleme, weil ich die holzschnittartigen Reaktionen emotional nicht immer richtig fand. In dem Sinne ist meine Absicht zwiespältig, und tatsächlich klappt es dann mit der Jin-Automatisierung nicht, bei mir ist dann mittendrin der Jin-Fluss abgebrochen und meine Finger, oder der Arm, sind abgeknickt. Diese Automatismen die mir beim Sport richtig klasse geholfen haben kamen eben nicht vom Sport, sondern aus dem Kampf. Und manchmal bekam der Kampf die Oberhand, und ich habe eben eine Reaktion aus dem Kampf bekommen statt vom "Spielen".

nagual
16-12-2008, 14:18
Hier wird aber immer gerne mit Absicht (was ein korrekter Ansatz ist) was verkehrtes assoziiert.

Bei Absicht geht es um die Absicht WAS ich möchte. Ein Torhüter möchte nicht sein Qi im Winkel von 47° durch das Kua linksgedreht in den Ball rotieren, er will einfach nur den Ball halten, das Tor verhindern. In dem Moment wo die Harmonie zwischen Xin und Yi existiert, reagiert der Körper lange bevor man bewusst wahrnimmt wo der Ball hingeht. Das Xin macht den Ansatz, Freude am Ball halten zu erzeugen. Das Yi, was eben auch THOUGHT ist, leitet daraus ab dass es günstig wäre, irgendein Körperteil in den Weg des Balles zu bekommen, und sei es der *****.Ja, das ist auch ein Problem, dass man dann, wenn man zwar "Absicht" als korrekte Übersetzung gefunden hat, nicht alles, was man mit dem deutschen Wort "Absicht" verbindet, als also richtige Interpretation der KK-Lehre oder der Übersetzung ansehen darf.
Das wird aber für das chinesische Wort "Yi" genauso gelten. Auch hier gibt es Bedeutungen, die total daneben gehen können. Auch Chinesen können den Hinweis "yong yi" irgendwie falsch verstehen, ebenso wie Deutsche bei "Benutze deine Aufmerksamkeit" oder "Benutze deine Absicht".

Die Regeln, WIE man seine Absicht oder Aufmerksamkeit einsetzt, muss man immer extra erklären, sowohl im Deutschen wie auch im Chinesischen.

Der Irrtum liegt ggf. darin, dass eine korrekte Übersetzung diese Sache klären könnte. Das kann sie definitiv nicht.
Deswegen hat Martello z.B. in dem Video erklärt, was es bedeutet, dass man sein "mind" einsetzen soll. Er hat das, was mit "yi" und "mind" gemeint (nicht "gesagt"!!!) wird, nocheinmal erklärt, weil es in der Bedeutung der Worte nicht drin ist.

Trinculo
16-12-2008, 14:23
Erinnerung passt aber ziemlich gut. Nennt man auch "Erfahrung".

Alles, was im Bewusstsein ist, muss schließlich irgendwie hineingekommen sein ... entweder durch uns, oder unsere Vorfahren ;)

Freier Geist
16-12-2008, 14:25
-

john_doe
16-12-2008, 17:14
Hallo zusammen!



Der Irrtum liegt ggf. darin, dass eine korrekte Übersetzung diese Sache klären könnte. Das kann sie definitiv nicht.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht folgender Link interessant:
Tai Chi Finder (http://www.wu-taichi.de/cms/taichi-finder/index.php?idcatside=99&sid=ca91d08e2d7b4fe1d101a544b6991b02)


Schöne Grüße,
john_doe

Eskrima-Düsseldorf
16-12-2008, 17:24
Wir zählen auch in Mandarin ;)

also:

1 - yi
2 - er
3 - san

usw. :) ?

Sorry, der mußte sein :)

Grüße
Christian

bluemonkey
16-12-2008, 18:13
Ich hab mich heute mal hingestellt, und die Arme gaaanz laangsam gestreckt.
Dann hab ich's noch langsamer gemacht, um den Moment kurz vor dem Bewegungsbeginn zu spüren (macht man das nicht im Yiquan?).
Da war mir doch tatsächlich so, als ob zunächst eine Art gefühltes Feld sich in den Raum um meine Hände ausdehnt, das eine entsprechende "Energiefülle" in den Händen nach sich zog, diese "Energiefülle" leitete die körperliche Bewegung ein. :p

GilesTCC
16-12-2008, 19:52
"Semantik gut, Praxis besser" :D

Den Begriff "Mind" kann man meines Erachtens auch benutzen, wenn es nützlich ist, aber auch "mind" ist nicht wirklich mit Yi kongruent. Wenn man sich alle von Mantis aufgeführten Definitionen anschaut (bei #56), haben sie alle etwas von "Bewegung", "Agieren", etwas Bewirken" an sich. "Mind" dagegen kann man so benutzen, aber ebenfalls für einen in-sich-ruhenden, eher kontemplativen Zustand. (Vielleicht wäre in solchen Fällen mehr wie "shen", aber das überlassen ich den Fachleuten...). "Mind" kann auch ein "Rahmen" oder "Gerüst" oder "Feld" sein, Yi dagegen will anscheinend immer etwas "tun" oder sich irgendwie, irgendwohin "bewegen".

Wie verschiedene Leute schon sagen, und John Doe mit seinem Verweis auf die Seiten von Martin Bödicker zeigt, sind solche Begriffe einfach nicht 1:1 zu übersetzen. Das heisst nicht, daß man nicht über die Bedeutung diskutieren darf, aber man soll eben akzeptieren, daß diese Bedeutung immer kontext- und methodenbedingte Verhandlungssache ist.
Schliesslich ist auch die primäre Bedeutung von "Abreibung" unterschiedlich für einen Maschinenbauer, einen Bademeister und einen Hooligan...;)

schöne Grüsse,

Giles

Drachin
16-12-2008, 20:52
Um das Thema noch verwirrender zu gestalten:

es gibt 'mind', der denkt, visualisiert, verbalisiert, Absichten hat usw.,

und 'Mind', der all das nicht tut und nur reflektierendes Bewußtsein, und somit reine wahrnehmende Intelligenz ist und somit die Basis für spontanes, ganz unvorhersehbares(gesehenes) und eben situationsbezogen intelligentes Handeln darstellt.

Und meines Erachtens wird im Zusammenhang mit zumindest im Tai Chi Chuan und ich denke doch mal auch in Yi-Qan mit 'yi' auf 'Mind' verwiesen, nicht auf 'mind'.

laoshu
17-12-2008, 09:08
Und wenn wir das Ganze nun bi4 nennen würden, um in Klaus Bild vom sich dazwischendrängenden Körperteil zu bleiben. Würde das im praktischen Einsatz einen Unterschied machen? Würde es jetzt plötzlich nicht mehr funktionieren, weil das yi sprachlich aus den höheren Sphären der Großhirnrinde in die Niederungen profaner Körperteile hinabgezogen wurde?
Sprache ist ein wundervolles Medium, aber leider auch begrenzt. Z.B. auf 160 Zeichen bei SMS, aber das ist off-topic.
Erklären wir doch mal jemanden den Begriff "Intuition". Äh, Bauchgefühl, oder das, was Frauen immer so sagen, wenn sie keine logischen Erklärungen für ihr Handeln abgeben können... Aber diese "Intuition" gibt es schon, oder? Und erfreulicherweise auch bei Männern. Nur eine Anleitung "How to use your intention (yi)" gestaltet sich eben als schwierig.
Alles Liebe,
laoshu

Jochen Wolfgramm
17-12-2008, 09:59
Intention -> Intention im Deutschen, nicht Intuition. Großer Unterschied.

Ansonsten kommt wohl nicht mehr viel neue Erkenntnis zum Thema. Die Standpunkte sind, denke ich klar.

laoshu
17-12-2008, 12:23
Schnell noch, bevor es zu spät ist. Danke, Mantis. Ja, riesengroßer Unterschied:). Aber eher intention und yi als inspiration und yi. Das Durcheinander in meinem How-to-use-Satz war allerdings wirklich eine spontane Eingebung ohne Reflexion und keine Absicht.
Alles Liebe,
laoshu

nagual
17-12-2008, 13:38
Meiner Meinung nach löst sich das Problem auf ziemlich einfache Weise, wenn man die Sache mit der Bedeutung von "Yi" einfach relativ locker, aber nicht völlig beliebig nimmt.
Die Probleme entstehen, wenn man an den krampfhaft versucht, an den Wortbedeutungen zu kleben und/oder Aspekte der Kampfkunstlehre in die Wortbedeutung reinzupacken.
Man wird kein deutsches oder englisches Wort finden, in welchem die Kampfkunstlehre enthalten ist. Der Clou ist einfach, dass im chinesischen Wort "Yi" die Kampfkunstlehre auch nicht enthalten ist.
Wenn man sie nicht darin sucht, wird man auch keine Probleme mit minimal abweichenden Übersetzungen wie Aufmerksamkeit und Absicht haben.

Klaus
17-12-2008, 14:11
Nochmal: die Intention in einem Kampf ist nicht, mit 30% Yi die Oberfläche um 5cm zu komprimieren, am Punkt ST-9. Sondern man steht einem gegenüber der einen verletzen will, das möchte verhindert sein. Mit was anderem gehe ich nicht da rein, aber was passiert ist dass sich spontan Aktionen "lösen" die weh tun, nicht aufhören, und erst enden wenn keine Gefahr mehr von dem Typen ausgeht. Kann man auch "fighting spirit" nennen. Die Intention einen Punkt anzustarren und "mit Intention" da reinzuhauen ist Bullshit, und führt dazu dass Leute mit Fighting Spirit einen böse verprügeln. Oder jeder andere der ein bischen kann. Fighting Spirit entwickelt man indem man ihn a) zulässt, und b) praktiziert. Siehe dazu was Mark Salzman in seinem Buch geschrieben hat, dass ein Lehrer meinte das ist alles leer was er macht. Und dann hat sich der vor ihn gestellt und ihm einfach nur in die Augen gesehen, und so mache ich es auch. Ich habe noch keinen ernsthaften Lehrer getroffen der das mit dem sich unheimlich was dabei vorstellen wenn man auf etwas draufhaut gemacht hat. Die Absicht sich zu wehren hat man, oder man hat sie nicht. Wenn man sich durchringt die zuzulassen, und damit übt, dann kann man auch ganz gelassen auf den Sandsack einprügeln, der Spirit stellt sich trotzdem ein, und man fühlt sich anders. Das ist ein Gefühl in der oberen Brust, von Stärke. Auch etwas das Sportler kennen. Das Besondere an IMAs ist nicht, das zu haben, sondern dass dieser Spirit das Jin steuert, oder von mir aus auch Qi. Das wäre bei meiner Mutter mal fast böse ins Auge gegangen, als ich in Gedanken im Dunklen vom Parkplatz kam und an der Ecke in sie reingelaufen bin. Da ich nur eine Gestalt gesehen habe die auf mich draufläuft gingen meine Arme hoch, wurden zu Beton, und im nächsten Moment lud sich auch schon der Fajin für die Overhand durch den Kopf auf. Zum Glück ist dieser Spirit KLUG, und hat "gesehen" dass es kein Angriff ist oder jemand den ich kenne. Aber in der Haltung mit den aufgeladenen Armen und dem angesetzen rechten Haken stand ich einige Sekunden wie versteinert rum bis sich das gelöst hat und ich wieder denken konnte.

Das Besondere an der Nomenklatur ist, dass, aus intuitivem Verständnis der körperlichen Vorgänge, unterschieden wird zwischen dem was das Herz macht, nämlich "Scheissdreck Dir haue ich auf die Fresse" zu sagen, und etwas anderem das aufgrund der kineästhischen "Zuständigkeit" für den Körper daraus etwas macht, was das umsetzt. Dieses Yi kann auch SPIELEN. Dann macht man die gleichen komplexen und akrobatischen Dinge, aber eben im Sinn des Spiels. Wirft einen Basketball in einen Korb, schlägt einen Squashball ins Nick, oder täuscht einen harten Wurf an und lässt den Ball nur gerade so über den Torhüter rollen. Und dabei denkt man eben nicht Torhüter Dir haue ich in die Eier. Sondern hallo Sportskamerad, ich werfe Dir den Ball ins Tor, und Du versuchst abzuwehren. DAS ist der Part von "Intention". Den Torhüter ramme ich dann auch nicht mit einem Kao ins Tor wenn ich auf ihn pralle, sondern nehme das weg damit sich keiner weh tut. Nicht bewusst, sondern weil das GEFÜHL eben da ist, und das Yi umsetzt was das Gefühl möchte.

Dazu muss man erstmal akzeptieren, dass das Xin Herzgefühle hat und sich weder schikanieren lassen will noch alles kaputt machen was rumsteht. Sondern komplexe Empfindungen hat. Und dass das Yi schlau ist und komplexe, intuitive, GENIALE Dinge machen kann, dem muss man nichts erzählen. Dem muss man sich anvertrauen, spielend, auch wenn das in der Anwendung später mit ernsthaften Gefühlen einhergeht.

nagual
17-12-2008, 16:43
Das Yi ist nicht der Spirit der Kampfkunst. Das chinesische Wort für Spirit ist ein anderes, ich weiß zwar gerade nicht welches, aber wenn Chinesen Spirit meinen, nehmen sie ein anderes Wort, und wenn sie von Yi reden, dann meinen sie nicht, dass der Spirit falsch wäre oder fehlen würde.

Sicherlich ergänzen sich Yi und Spirit in gewisser Weise, dennoch kann man die Sache mit dem Yi auch ohne allzu viel Spirit, nämlich dann ein bisschen stumpf schulbuchmäßig machen. Dumpfer Schulbuch"spirit" passt auch zu dem, was Yi ist.

Klaus
17-12-2008, 16:48
Und noch ein Nachtrag: das Einzige was man mit dem Zerfisseln in kleinste Begrifflichkeiten des Geistes erreicht, ist die Harmonie im Geist zu stören. Und damit genau das Gegenteil von dem was man möchte. Jedesmal wenn ich in mich hineinhorche um das was ich tue zu erklären, geht die Harmonie in die Brüche.

nagual
17-12-2008, 17:09
Deswegen reicht es ja, wenn man Yi ganz simpel als "Aufmerksamkeit" versteht, weil das völlig unkompliziert ist, und mit und ohne Spirit geht, weil es einfach bedeutet, dass man sich auf bestimmte Regeln konzentriert und diese konzentriert umsetzt. Das ist Yi.
Das geht mit aufgedrehtem Spirit und ohne aufgedrehten Spirit und der Spirit kann kommen und gehen wie er will.

Wenn man aber komplett auf einen aufgedrehten Spirit fixiert ist, dann entspricht das meiner Meinung nach sehr klar der Mentalität von sog. äußeren KKs, die insgesamt weniger regelgesteuert, sondern mehr "Effekt"- oder "wirkungsgesteuert" sind, eben von der Mentalität aufs Äußere gerichtet.

laoshu
17-12-2008, 18:00
Dazu muss man erstmal akzeptieren, dass das Xin Herzgefühle hat und sich weder schikanieren lassen will noch alles kaputt machen was rumsteht. Sondern komplexe Empfindungen hat. Und dass das Yi schlau ist und komplexe, intuitive, GENIALE Dinge machen kann, dem muss man nichts erzählen. Dem muss man sich anvertrauen, spielend, auch wenn das in der Anwendung später mit ernsthaften Gefühlen einhergeht.

100% agree, Klaus! Vertrauen in diese Kräfte, Energien, unterbewussten Fähigkeiten - wie auch immer sie heißen und mit welchem Begriff sie auch immer in welcher Sprache bezeichnet werden. Wer dieses Vertrauen nicht hat, der kann zig Abhandlungen schreiben, Begriffsdefinitionen durchführen etc., er oder sie wird niemals mit diesen Kräften "kämpfen" können. Wer es nicht selbst an sich erfahren hat, dem kann man es auch mit hunderttausend Worten nicht begreiflich machen. Das gerade ist für mich der Charme an den IMAs. Das Begreifen wollen steht dem Verständnis eher im Weg.
Alles Liebe,
laoshu

bluemonkey
17-12-2008, 18:02
.
Erklären wir doch mal jemanden den Begriff "Intuition".

Unbewusstes Mustererkennen aufgrund von Erfahrung.

Freier Geist
17-12-2008, 19:48
-

Trinculo
17-12-2008, 21:36
(macht man das nicht im Yiquan?)

Ja, das macht man ;)

BanYan
17-12-2008, 22:21
Hallo,

sorry, das Yi, so wie ich es erlebt habe, ist NICHT Aufmerksamkeit.

Aufmerksamkeit ist eher passiv, schaut zu, nimmt auf, beobachtet, wartet auf was.

Yi hat was von Idee, "Wollen", Absicht.

Und dieses Yi benutzt man beim Taijiquan "um die Ecke".
Ich denke NICHT: "ich will, daß der mich loslässt", "ich will daß er weggeht".

Ich denke, ich bewege meinen Arm geradeaus auf einen Punkt an der Wand. Ob mich dabei einer festhält oder im Wege steht ist egal. Er wird loslassen müssen oder er wird umfallen.

Und das ganze geht Hand in Hand mit dem Begriff WuWei. Ich übersetze es mit: Egal, nichtwollen, absichtslos, nebenbei, mal eben so ...

Da hält mich einer fest. Er, der da hält (soll zwar weg), aber er muß mir egal sein. Also an den Arm denken, und an den Punkt auf der Wand, wo er hinsoll, und irgendwie mal eben "wuweimäßig" dahinbewegen. Solange sich das Yi nur um dem Arm kümmert, funktioniert es.

Gruß
BanYan

Klaus
18-12-2008, 13:54
Stimmt aber nicht. Wenn mich etwas von HINTEN rammt und mein Körper reagiert sofort auf das Eindringen von "etwas" mit komplexen Manövern, dann ist da nichts mit "Intenschön" oder Wollen, sowas kommt viel zu spät, und ist völlig ungeeignet für reflexartige Aktionen, die man überall braucht. Sondern AUFMERKSAMKEIT des Körpers für das was ihm passiert. Willen ist beteiligt, am ganz oberen Ende der Leitung. Man will nicht aufgeben, und will sich nicht verletzen lassen. Darunter passieren taktische Überlegungen, und am unteren Ende spontane Umsetzungen und Bereitstellung von Handlungen. Bis runter zur Körperchemie. Ich hoffe, ihr habt nicht vor eure Körperchemie mit dem Willen zu befummeln. Wichtig ist, dass sich da langsam eine Einheit bildet, in der alles seinen Platz hat, und beteiligt ist. Sowas wie malen, da ist auch alles beteiligt vom Empfinden für Kunst und Gefühl bis zur feinsinnigen Handbewegung.

Trinculo
18-12-2008, 13:55
Themaverfehlung, Klaus. Was fällt Dir ein, hier vom Kämpfen zu reden :p?

nagual
18-12-2008, 14:45
sorry, das Yi, so wie ich es erlebt habe, ist NICHT Aufmerksamkeit.

Aufmerksamkeit ist eher passiv, schaut zu, nimmt auf, beobachtet, wartet auf was.

Yi hat was von Idee, "Wollen", Absicht.Was ich schreibe, betrifft die Sache, was unter dem Begriff "Yi" in China verstanden wird. Das wichtigste ist, dass es KEIN Taiji-Fachbegriff ist, und seine Bedeutung daher völlig unabhängig von der Trainingslehre des Taiji und der IMA überhaupt ist.
Wer glaubt, irgendwelche Dinge, die hinsichtlich der Trainingslehre des Taiji richtig sind, in diesen Begriff reinpacken zu können unterliegt einem Irrtum, und das obige Zitat ist offensichtlich ein Beispiel so eines Versuchs.

Im Grunde ist es schon verkehrt von einem "das Yi" zu sprechen. Man kann auch englische Texte, in denen das Wort "mind" vorkommt, nicht übersetzen, indem man von "das mind" spricht, oder von "das attention" oder "das intention". Und dann darüber diskutieren, ob "das mind" eher Aufmerksamkeit oder eher Konzentration oder eher Absicht wäre.

Wenn man persönlich der Meinung ist, dass der Gebrauch von Yi=Aufmerksamkeit eine bedeutende Portion Absicht enthält, so kann das hinsichtlich der eigenen Trainingslehre richtig sein. Durch das Wort Yi wird es NICHT gesagt.
Kein Chinese, der "yong yi" hört, kann aus dieser Aussage ableiten, ob damit jetzt eher "benutze der Aufmerksamkeit" oder "benutze deine Absicht" oder "benutze deine Konzentrations" o.ä. gemeint ist. In manchen Situationen wird es ein Chinese eher so oder eher anders verstehen, manchmal wird es sogar mißverstehen, z.B. wenn er den Bezug zum Kontext nicht richtig herstellen kann.


Na dann hättest du mir ja bereits 84 Postings früher einfach zustimmen können. "Aufmerksamkeit" war und ist nämlich primär mein Verständnis von Yi und Ausgangspunkt dieser ganzen Diskussion. Wär also ganz simpel gewesen ...

Manche Leute glauben, dass "Yi", falls es "Aufmerksamkeit" bedeuten würde, also nicht "Absicht" bedeuten könne, und falls es "Absicht" bedeuten würde, also nicht "Aufmerksamkeit" bedeuten könne. Und das man irgendwie genau herausfinden müsste, was von diesen zwei oder anderen Alternativen es denn jetzt genau wäre. Das ist die falsche Richtung. "Yi" unterscheidet nicht zwischen Aufmerksamkeit und Absicht, sondern beinhaltet beides. Es bedeutet quasi das, was das Gemeinsame an Aufmerksamkeit und Absicht ist.
Ebenso wie "mind" teilweise auch "attention" und "intention" beinhaltet oder mit "use your mind" manchmal "use your attention" oder auch "use your intention" gemeint sein kann.

Klaus
18-12-2008, 14:49
Konzentration beschreibt auch einen ZUSTAND. Ich bin konzentriert, aber "benutze" keine "Konzentration". Spezialeinheiten werden zum Beispiel extra trainiert um auch unter Erschöpfung und Belastung wie in Trance richtig zu arbeiten.

bluemonkey
18-12-2008, 18:27
Interessanterweise bin ich der Ansicht, dass Klaus und Banyan sich gar nicht so sehr widersprechen:

Man kann "Absicht" als Absichtsrahmen verstehen, also eine grobe Zielsetzung. (Banyan: "lauf auf die Wand zu!"; Klaus: "lass Dich nicht verletzen")

Wie diese Zielsetzung zu erreichen ist, bleibt aber dem Körper/Unbewusstsein überlassen, im Vertrauen, dass er sich dann schon optimal organisiert.

Der Unterschied ist, dass bei Klaus die Zielsetzung auch unbewußt ist, bei Banyan bewusst gewählt. Das löst sich aber auf, wenn man bedenkt, dass man im Training bewusst arbeitet, in der Anwendung unbewusst.
Wie im Autofahren auch: bevor man das im Schlaf kann, muss man es bewusst üben. Kein Fahranfänger setzt sich in's Auto, und fährt Wuji-mäßig sicher los, wenn's ihm keiner erklärt und er es nicht angemessen übt.

Wuji bedeutet meiner Info nach: "nicht gegen den natürlichen Lauf der Dinge handeln"
Und das ist wohl genau das, was ich aus Klaus Posts herauslese:)

bluemonkey
18-12-2008, 19:07
Konzentration beschreibt auch einen ZUSTAND. Ich bin konzentriert, aber "benutze" keine "Konzentration". Spezialeinheiten werden zum Beispiel extra trainiert um auch unter Erschöpfung und Belastung wie in Trance richtig zu arbeiten.

Konzentration richtet sich aber auf etwas, auf das Objekt der Konzentration, z.B. die zu erfüllende Aufgabe und die dafür nötigen Informationen. Unwichtiges oder Störendes (Erschöpfung, Schmerzen) wird ausgeblendet.




Da hält mich einer fest. Er, der da hält (soll zwar weg), aber er muß mir egal sein. Also an den Arm denken, und an den Punkt auf der Wand, wo er hinsoll, und irgendwie mal eben "wuweimäßig" dahinbewegen. Solange sich das Yi nur um dem Arm kümmert, funktioniert es.


Ist "an etwas denken", "sich nur um etwas bestimmtes zu kümmern" nicht das gleiche wie gerichtete Aufmerksamkeit?

Klaus
18-12-2008, 23:09
Die Wuji-Methodik unterscheidet sich da aber GRAVIEREND vom üblichen Ansatz. Unruhe, Furcht, Sorgen, werden nicht unterdrückt sondern an sich herangelassen. Solange, bis sie sich gelegt haben. Was dann eintritt ist ein Zustand von sonderbarer Gelassenheit und Ruhe, in der das was nötig ist sich sofort entfaltet.Die Resourcen wie Wahrnehmung, Willen, Wünsche organisieren sich dann so anders, dass ich das nicht beschreiben möchte. Einfach tun, diese Form von Meditieren (nichts wegschieben sondern alles zulassen, egal wie lange es braucht). Kann ich nur empfehlen.

bluemonkey
19-12-2008, 03:41
Ja, das macht man ;)

Und was ist das Lernziel?

Freier Geist
19-12-2008, 09:10
-

nagual
19-12-2008, 12:00
Könntet ihr noch mal eine Abgrenzung zu xin vornehmen. Xin lässt sich ja auch mit mind übersetzen. In dem eingangs geschilderten KK-Zusammenhang hieß es ja über das yi schließlich zum wu xin, so dass man dann schließlich xu sei - der Zustand, in dem man auch vollkommen unerwartet von hinten angegriffen werden könne, und los gehe es. Ich würde ja selbst nicht auf die Idee kommen, solche Phasen aufzudröseln, zumal sie mir auch ziemlich theoretisch vorkommen, aber was da gemeint ist, würde mich halt dennoch interessieren.


Die Übersetzung von "xin" als "mind" ist IMO ziemlich unglücklich. "Xin" bedeutet "Herz" oder "Herz-Geist", gemeint ist aber der Bewusstseinszustand oder mentale Zustand. "Xin" kann auch mit "Psyche" übersetzt werden, es ist z.B. im chinesischen Wort für "Psychologie" enthalten. "Psychologie" wird im Chinesischen so in der Art "Die Lehre/Wissenschaft des Xin" ausgedrückt.

Dass die Nutzung von Yi zu Wu Xin führt, ist ein sehr simpler Ausdruck. Es bedeutet, dass man durch Konzentration zu einem leeren Bewusstseinszustand oder leeren Herzen kommt. Es sagt über die spezielle "Techniken" und anderen mystischen und spirituellen Zinnober nichts aus, und enthält keine Spezialbedeutungen. Wer also den deutschen Satz, dass man durch Konzentration oder Aufmerksamkeit zum leeren Geist/Herzen kommt, nicht versteht, muss sich das von einem Buddhisten o.ä. erklären lassen. In den original chinesischen Worten steht nicht mehr drin.

Trinculo
19-12-2008, 12:07
Und was ist das Lernziel?Das ist kontextabhängig, da gibt es mehrere. Generell kann man damit Fehler ausbügeln, bevor sie entstehen, z.B. den Nicht-Einsatz bestimmter Körperteile bei der Bewegung. Man kann es aber auch benutzen, um Reaktionsgeschwindigkeit und Agilität zu verbessern. Bei der tatsächlichen Bewegung sind die Muskeln der limitierende Faktor. Die träge Masse des Körpers sorgt dafür, dass die tatsächliche Bewegung eine gewisse Zeit benötigt, da erst beschleunigt werden muss. Das reine "Umschalten" auf Nervenebene geht wesentlich schneller. In der reellen Bewegung bringt man die motorischen Zentren also niemals an die Leistungsgrenze. Daher kann man die oben angesprochenen Fähigkeiten im Reich der Nicht-Bewegung auf die Spitze treiben, und mit Gewinn wieder auf die echte Bewegung übertragen.

Klaus
19-12-2008, 13:43
FG: Lass diese Begriffe einfach als diverse Instinkte stehen, die verschieden komplizierte Dinge können.

bluemonkey
19-12-2008, 17:25
Das reine "Umschalten" auf Nervenebene geht wesentlich schneller. In der reellen Bewegung bringt man die motorischen Zentren also niemals an die Leistungsgrenze. Daher kann man die oben angesprochenen Fähigkeiten im Reich der Nicht-Bewegung auf die Spitze treiben, und mit Gewinn wieder auf die echte Bewegung übertragen.

Das heißt man nichtbewegt sich beim Stehen eher in schnellen Wechseln?

Trinculo
19-12-2008, 17:30
Das heißt man nichtbewegt sich beim Stehen eher in schnellen Wechseln?

So schnell wie möglich, in alle möglichen Richtungen. Aber das ist nur eine Form ;)

Man kann das Nicht-Bewegen z.B. auch zum Überprüfen der Vollständigkeit der Bewegung einsetzen. Ist man erst einmal in Fahrt, erfährt das Gehirn soviel propriezeptorische Information, dass man sich kleiner Fehler oft nicht mehr bewusst wird. Man erkennt Details leichter im Standbild, als im Film.

Mehr als das ist es nicht: Zhan Zhuang ist das Standbild, Shili eine bewegte Simulation, Kämpfen die Wirklichkeit ;)

BanYan
20-12-2008, 20:38
Hallo,


Interessanterweise bin ich der Ansicht, dass Klaus und Banyan sich gar nicht so sehr widersprechen:

Man kann "Absicht" als Absichtsrahmen verstehen, also eine grobe Zielsetzung. (Banyan: "lauf auf die Wand zu!"; Klaus: "lass Dich nicht verletzen")

Wie diese Zielsetzung zu erreichen ist, bleibt aber dem Körper/Unbewusstsein überlassen, im Vertrauen, dass er sich dann schon optimal organisiert.

Der Unterschied ist, dass bei Klaus die Zielsetzung auch unbewußt ist, bei Banyan bewusst gewählt. Das löst sich aber auf, wenn man bedenkt, dass man im Training bewusst arbeitet, in der Anwendung unbewusst.
Wie im Autofahren auch: bevor man das im Schlaf kann, muss man es bewusst üben. Kein Fahranfänger setzt sich in's Auto, und fährt Wuji-mäßig sicher los, wenn's ihm keiner erklärt und er es nicht angemessen übt.

Wuji bedeutet meiner Info nach: "nicht gegen den natürlichen Lauf der Dinge handeln"
...

ich sehe das Yi eher pragmatisch praktisch: Ich will dahin, das machen etc. (Nicht so esotherisch abstrakt wie "ich will überleben, ich will glücklich seinm, ich will nicht verletzt werden". Das mag eine Grundeinstellung sei, aber entspricht nicht meinem Gefühl von Yi.

Da wir schon beim Auto waren:

Beim Autofahren kommt es immer wieder zu bösen Unfällen mit Bäumen. Eigentlich sind, auf die Länge des Straßennetzes bezogen, nur wenige Prozent mit Bäumen bewachsen, aber es geschehen überproportional viele Unfälle mit Bäumen.

Dem Geheimnis kommt man auf die Spur, wenn man bedenkt, daß jemand, der irgendwie von der Fahrbahn abkommt, wie gebannt auf den nächsten Baum starrt und denkt "Bloß nicht dahin, bloß nicht, hilfeeee!". Leider fährt sein Unterbewußtsein aber geradewegs dorthin, wohin er schaut (denn es kennt das Wort NICHT nicht!).

Würde er es schaffen, zwischen zwei Bäumen hindurchzschauen, würde er mit großer Wahrscheinlichkeit hindurchfahren.

(Geht auch mit einem Tablett und gefüllten Gläsern und "ich darf jetzt bloß nicht stolpern!" ...)

Genauso ist das mit dem Yi. Ich stelle mir was vor, dann gibt es einen Effekt. Und der ist ganz praktisch selbst zu erfahren.

Gruß
BanYan
P.S. das mit den Bäumen habe ich vom ADAC-Sicherheitstraining. Dort haben wir geübt, bei Hindernissen auf der Fahrbahn NICHT das Hindernis anzuschauen, sondern vorbei oder zwischendurch. Es funkitoniert wirklich!!

Klaus
20-12-2008, 21:53
Ich denke das Problem ist die geistige Ordnung, der Leute die diese Probleme haben. Ich sehe überhaupt nicht mehr auf das was ich "visiere", sondern bin irgendwo auf allem gleichzeitig. Darum beisse ich mir auch schonmal fast die Zunge ab weil mein Körper einem Ast ausweicht in den ich gerade fast gelaufen wäre. Das hat aber was damit zu tun ob man den ganzen "Zen-Quatsch" auch macht oder nicht. Also das was funktionieren täte wenn man es denn tatsächlich auch machen würde. Wenn man den ganzen "IMA-Unsinn" mit Meditieren und so nicht macht, muss man sich nicht wundern wenn auch nichts davon kommt.

Trinculo
21-12-2008, 12:10
FG: Lass diese Begriffe einfach als diverse Instinkte stehen, die verschieden komplizierte Dinge können.

Instinkte finde ich auch gut, vor allem, weil sie unbewusst sind. Und sollten die ollen Chinesen mit Yi keine Instinkte gemeint haben, ist mir das auch wurscht - sie sind trotzdem kampfentscheidend :p