Trainingsintensität und -art abhängig von den Jahreszeiten? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Trainingsintensität und -art abhängig von den Jahreszeiten?



pilger
04-01-2009, 16:46
Hallo liebe IMA Betreibende,

ich möchte meine Überschrift etwas erläutern.

Ich persönlich habe für mich schon öfter festgestellt, dass sich bestimmte (Qigong-) Übungen zu bestimmten (Jahres-)zeiten besser und andere schlechter ausführen lassen. Manche bekommen einem im Sommer einfach besser als im Winter. Genauso verhält es sich bei mit anderen Teilen des Trainings z.B. den Formen. Im Frühling und Sommer "powere" ich oft mehr, mache mehr schnelle Sachen und mehr kräftigenderes und gehe auch bei Partnerübungen stärker zur Sache. Im Herbst und Winter fahre ich etwas ruhiger, vor allem im Winter kommen die meditativen Sachen stärker dran. Das ganze war immer recht intuitiv gehandhabt.

Heute las ich ein wenig im Buch "Der Gelbe Kaiser", ein Grundlagenwerk der chinesischen Medizin, welches um 2600 v.Chr. entstanden sein soll. Ich kaufte es erst kürzlich und bin noch am Anfang. In Kapitel 2 ("Die Kunst, in Einklang mit den Jahreszeiten zu leben") las ich dann heute folgendes:

"Die Transformation von Yin und Yang während der vier Jahreszeiten bildet die Grundlage für Wachstum und Zerstörung von Leben. Die Weisen waren imstande, im Frühling und Sommer die Yang-Energie zu pflegen und im Herbst und Winter die Yin Energie zu bewahren. Folgt ihr dieser universellen Ordnung, kann natürliches Wachstum stattfinden. Verstoßt ihr gegen diese universelle Ordnung, wird die Wurzel eures Lebens geschädigt und eure wahre Energie wird schwinden." Zitatende

Das Ganze wird auch noch näher erläutert, eben genauer auf jede Jahreszeit bezogen:
-Für den Frühling werden z.B. Dehnungsübungen empfohlen.
-Im Sommer z.B. darf das Se.ualleben etwas intensiver sein. (Ok hat jetzt nichts direkt mit dem Training zu tun:cool: )
-Für den Herbst wird beispielsweise gesagt, viele Atemübungen zu machen, um das Lungen-Qi zu stärken.
-Im Winter wird empfohlen, schwitzen zu vermeiden. Man soll speichern und bewahren. Ansonsten wird die Nierenenergie in Mitleidenschaft gezogen.

Das ganze ist natürlich viel ausführlicher beschrieben.

Da ist es für mich interessant gewesen, festzustellen, dass ich intuitiv schon einige Sachen mache, wie es dort beschrieben ist, aber viele andere Sachen noch nicht beachte.

Mich jedenfalls regt dieses Buch an, mich noch mehr mit der Thematik Training/Jahreszeiten zu beschäftigen.

Wer von Euch macht denn z.B. spezielle Qigong Übungen während der einzelnen Jahreszeiten? Oder ist Euch das eher egal? Wie sieht´s mit anstrengeden Übungen aus (Yang-lastig)? Eher im Frühling/Sommer oder powert ihr auch im Winter durch? Schon mal drauf geachtet, ob sich das auf Euer Wohlbefinden irgendwie auswirkt?

Interessierte Grüße
Pilger

T. Stoeppler
04-01-2009, 17:49
Tatsächlich richtet sich mein Training ähnlich aus - ich mache im Winter tatsächlich mehr Neigong, als im Sommer, und weniger Schnellkraft. Also, nicht unbedingt langsamer, aber eben doch zeitanteilig weniger.

Im Winter kann man aufbauendes Training besser üben, also Gewichtstraining, mit schweren Waffen und recht langsam.

Von Qigong Programm - also der Zusammenstellung her ändere ich aber nichts, das ist bei mir ziemlich gleich.

Im Frühling/Sommer kann MANN etwas mehr Muskelkaterlastig trainieren, da ist der Hormonhaushalt etwas leistungsbetonter. Im Winter ist der Stoffwechsel etwas langsamer, da macht es nicht viel Sinn, sich auszupowern, aber Ausdauerleistung bei moderater Belastung ist besser.

Gruss, Thomas

nagual
04-01-2009, 18:01
Das praktische ist ja, dass man im Winter schon deswegen weniger schwitzt, weil es kälter ist. Zumindest wenn man mit der gleichen Kleidung trainiert wie im Sommer.
Man kann dann also doch genauso reinhauen.

pilger
04-01-2009, 18:54
Hallo Thomas,

ja das hört sich ziemlich ähnlich an. Ist das bei Dir einfach auch intuitiv oder hast Du dich mit dem Thema schon mal theoretisch beschäftigt?

Was das IMA Kräftigungstraining angeht, verzichte ich im Winter auch nicht gänzlich drauf, aber ich mache es längst nicht mit der gleichen Inentsität wie im Frühling.

Grüße
Pilger




Das praktische ist ja, dass man im Winter schon deswegen weniger schwitzt, weil es kälter ist. Zumindest wenn man mit der gleichen Kleidung trainiert wie im Sommer.
Man kann dann also doch genauso reinhauen.

Hi Nagual!

:D Auch ne Argumentation. Aber nicht meine. Wenn man das Buch weiter liest, sieht man, dass es im Winter eben verstärkt um das Aufbewahren geht. Auch wenn man beim Powern vielleicht nicht schwitzt, so verbraucht man doch sehr viel, und dadurch kann man sich -zumindest nach diesem Klassiker- im kommenden Frühling sehr schwach und ausgezehrt fühlen.

Grüße
Pilger

T. Stoeppler
04-01-2009, 20:11
Also bei mir ist das rein intuitiv.

Gruss, Thomas

pilger
04-01-2009, 20:32
Also ich werd in Zukunft jedenfalls noch mehr auf diese Sachen achten. von den Qi Gong Übungen, die ich regelmäßig praktiziere, gibt es sowohl welche, die die Dehnung und das Öffnen hervorheben. Bei uns im Stil das Kai Men. Diese eignen sich dann besonders gut für den Frühling.

Andere, die die Atmung betonen, kann ich dann besonders ausgeprägt im Herbst machen, um die Speicher für den bevorstehenden Winter zu füllen, sozusagen.

Wie sieht´s denn mit anderen aus. Hat sich noch jemand mal damit beschäftigt? Erfahrungen? Vielleicht ist´s ja alles Humbug und es ist scheißegal, was man wann macht? :rolleyes:

Winterliche Grüße
Pilger

Klaus
12-01-2009, 15:32
Ich habe eine Qigong-Sammlung, in der tatsächlich jahreszeitabhängig andere Übungen trainiert werden. Die sind so in etwa quartalsweise angelegt.

pilger
13-01-2009, 08:52
Ich habe eine Qigong-Sammlung, in der tatsächlich jahreszeitabhängig andere Übungen trainiert werden. Die sind so in etwa quartalsweise angelegt.


Moin Klaus,

interessant.

Sind die Übungen da auch in einer Weise angelegt, dass man z.B. im Frühling viele Dehnungsübungen aus dem Qi Gong, im Sommer stimulierende Übungen, im Herbst z.B. verstärkt Atemübungen für das Lungenqi und im Winter Übungen der inneren Sammlung macht?
Falls Deine Sammlung eine allgemein zugängliche ist, würde sie mich sehr interessieren.
Wenn es etwas "privates" was Du von nem Lehrer bekommen hast, ... , vielleicht ist es dann trotzdem möglich, ein wenig Grundsätzliches davon zu schreiben.
Bin derzeit sehr an dem Thema interessiert.
Ich habe aus meinem Fundus auch einige passende Übungen für jede Jahreszeit, aber es ist auf jeden Fall interessant zu sehen, inwiefern sich solche Theorien oder gar Erfahrungen mit denen von anderen Praktizierenden decken.

Grüße
Pilger

Martin N.
13-01-2009, 09:52
Wenn ich etwas genauer nachden, trinke ich im Winter eher Rotwein und im Sommer eher Weißwein;)

pilger
13-01-2009, 11:09
Wenn ich etwas genauer nachden, trinke ich im Winter eher Rotwein und im Sommer eher Weißwein;)

Hmm..., die kleine Denksportaufgabe versteh ich nicht ;-) Was trinkt man denn dann im Frühling und im Herbst?

Aber vielen Dank für diese feucht-fröhliche Antwort. Und wenn der Rotwein aus dem Kopf wieder draußen ist, fällt Dir vielleicht ja auch was zum Thema ein.

"Duck und weg"
Pilger

kacki
13-01-2009, 14:02
Die Heizungen damals waren sicher selten so gut wie heute. Wenn das Auskühlen verhindert wird, sehe ich keinen Grund warum man im Winter so einseitig üben sollte.

christoph
13-01-2009, 14:32
Hmm..., die kleine Denksportaufgabe versteh ich nicht ;-) Was trinkt man denn dann im Frühling und im Herbst?


Rose (mit acent)? :gruebel:

pilger
13-01-2009, 18:27
Die Heizungen damals waren sicher selten so gut wie heute. Wenn das Auskühlen verhindert wird, sehe ich keinen Grund warum man im Winter so einseitig üben sollte.

Naja, ich übe zu 80-90% im Freien, auch im Winter. Wenn ich dann erst mal auf Betriebstemperatur bin, kühle ich auch so schnell nicht aus. So kanpp anderthalb Stündchen geht dann schon. Allerdings muss ich, um auf Betriebstemperatur zu kommen, nach dem Aufwärmen schon mal ein paar mal Schwert und Stock machen. Aber dann hält sich die Wärme, auch bei den wirklich langsamen Teilen wieQigong Übngen und Handform usw.

Ich denke aber, dass es insgesamt mehr darauf abzielt, dass der Mensch als Teil der Natur sich auch so verhalten sollte, wie der Rest der Natur. Also sozusagen im Frühling richtig aufwachen, im Sommer Gas geben, im Herbst alles ernten und im Winter eben "ruhen". So hab ich das in dem Buch zumindest verstanden.

Von daher ist es glaub ich nicht ganz so abhängig davon, wie oft man sich in beheizten Räumen aufhält.

Grüße
Pilger

Martin N.
13-01-2009, 19:33
und im Spätsommer bis Früherbst eher Bier zur Stärkung der Mitte;)

Jetzt aber mal im ERNST!!!

Zur Auflösung des Weingleichnisses: Rotwein wirkt wärmend und Weißwein kühlend auf den Organismus.

Das Qi kann ich durch Ernährung und durch Atmung nähren. So lassen sich zumindest auch einige Essgewohnheiten (abgesehen von Erdbeeren im Winter) erklären: wie z.B. Zimt oder Ingwer im Winter...

Gleiches gilt auch für Qigong (Atmung). So gibt es durch den im vergangenen Jahr verstorbenen Zheng Yi ein den Jahreszeiten abgestimmtes Qigong ([url=http://www.zhengyi-dao.de]).

Was das TaijiQuan anbetrifft (hier bin ich eher zu Hause) kann ich für mich sagen, dass sich mein Übungsprogramm jahreszeitlich kaum unterscheidet. Hier achte ich nicht so sehr auf die jeweilige Jahreszeit als auf aktuelle Lernthemen und jahreszeitlich unabhängigere Bedürfnisse.

Anders ist es bei den abschließenden Übungen (Shou Gong). Hier achte ich z.B. im Moment besonders auf die Stärkung der Nieren.

scarabe
13-01-2009, 21:09
Das Ganze kenne ich aus der Anwendung chinesischer Heiltees, bestimmte Tees werden vor allem im Herbst und winter getrunken, andere eher im Frühjahr oder Sommer.
Beim Training vermeidet man im Winter im Freien ja sowieso, zu sehr ins Schwitzen zu kommen, weil man sonst danach zu schnell auskühlt. In der Halle habe ich bisher nicht darauf geachtet, hatte aber die Tendenz, im winter eher länger und gemäßigter zu trainieren und im Sommer mehr zu "powern".

Nich würden die speziellen Qi Gong Übungen für die bestimmten Jahreszeiten (Klaus?) näher interessieren, gibt es viell. einen link?

Miyamoto_Musashi
13-01-2009, 23:40
Bisher habe ich mich nicht nach so einem Jahreszeitensystem gerichtet. Wenn ich genauer darüber nachdenke dann beschäftigt mich aber ein ähnlicher Gedanke schon länger nur, dass es bei mir eher auf die Nahrung ausgerichtet war. Zu einem vernünftigen Ergebnis bin ich aber bisher noch nicht gekommen :D

Ein Buchtip würde mich unter Umständen sehr erfreuen auch wenn die Anschaffung wohl erstmal noch warten muss :D

pilger
14-01-2009, 08:49
und im Spätsommer bis Früherbst eher Bier zur Stärkung der Mitte;)

Jetzt aber mal im ERNST!!!

Zur Auflösung des Weingleichnisses: Rotwein wirkt wärmend und Weißwein kühlend auf den Organismus.

Das Qi kann ich durch Ernährung und durch Atmung nähren. So lassen sich zumindest auch einige Essgewohnheiten (abgesehen von Erdbeeren im Winter) erklären: wie z.B. Zimt oder Ingwer im Winter...

Gleiches gilt auch für Qigong (Atmung). So gibt es durch den im vergangenen Jahr verstorbenen Zheng Yi ein den Jahreszeiten abgestimmtes Qigong ([url=http://www.zhengyi-dao.de]).



Was das TaijiQuan anbetrifft (hier bin ich eher zu Hause) kann ich für mich sagen, dass sich mein Übungsprogramm jahreszeitlich kaum unterscheidet. Hier achte ich nicht so sehr auf die jeweilige Jahreszeit als auf aktuelle Lernthemen und jahreszeitlich unabhängigere Bedürfnisse.

Anders ist es bei den abschließenden Übungen (Shou Gong). Hier achte ich z.B. im Moment besonders auf die Stärkung der Nieren.

Hallo Martin

Danke für die Erklärung mit dem Wein. Man lernt nie aus. Naja, bei mir sind da viele Wissenslücken, weil ich einfach fast keinen Alkohol trinke. Aber ein Gläschen Wein ab und an soll ja sehr gut tun. Naja und wenn man das dann auch noch jahreszeitlich richtig einordnen kann, umso besser :)

Danke für den Link. Schön zu sehen, dass die eigenen Gedanken nicht ganz abwegig sind ;) und es tatsächlich scheinbar von einigen so betrieben wird.

@
Hallo Scarabe und Miyamoto,
hab ein wenig gestöbert, schaut euch doch mal dieses Buch an:

Mit Qigong durch das Jahr von Paul Shoju Schwerdt.

Kann momentan leider keinen Link setzen. Das klingt recht gut, wenn man sich´s bei Amazon durchliest.

Allgemein:
Also ich mache seit einigen Wochen bereits verstärkt stille Übungen im Sitzen, mich hat es da irgendwie hingezogen. Viel viel mehr als noch im Herbst oder gar im Sommer. Überhaupt, je läner ich Taiji und Qigong übe, umso intensiver wird natürlich auch die Wahrnehmung für den eigenen Körper. Das geht bestimmt vielen bei regelmäßiger Übung so! Vermutlich braucht´s dann dafür einfach irgendwann gar kein Nachdenken mehr, sondern Körper und Geist wissen einfach intuitiv, welche Übungen aus dem Fundus den man hat, wann gerade für sie gut sind.

Grüße
Pilger

Martin N.
14-01-2009, 09:08
Bei all dem denke ich, ist es wichtig auf sich zu hören oder dies immer besser zu lernen. Und wenn Du über ein gewisses Potential an Übungen verfügst, finde ich es spannend einfach zu schauen, was gerade die richtig für mich ist. Das ist mE wertvoller als ein Programm einfach nur "abzuspulen" - wobei Kontinuität natürlich im Übungsprozess auch sehr wichtig ist. Eine Verbindung aus Beidem kann ein möglicher Weg sein. Da finde insbesondere für die Abschlußübungen eine intuitive Herangehensweise für angebracht.

pilger
14-01-2009, 09:11
Bei all dem denke ich, ist es wichtig auf sich zu hören oder dies immer besser zu lernen. Und wenn Du über ein gewisses Potential an Übungen verfügst, finde ich es spannend einfach zu schauen, was gerade die richtig für mich ist. Das ist mE wertvoller als ein Programm einfach nur "abzuspulen" - wobei Kontinuität natürlich im Übungsprozess auch sehr wichtig ist. Eine Verbindung aus Beidem kann ein möglicher Weg sein...

100%ige Zustimmung! Das ist das, was ich oben drüber ja auch angedeutet habe.
Viel Spaß beim Üben und (ein wenig) Experimentieren!

Grüße
Pilger

Martin N.
14-01-2009, 09:14
100%ige Zustimmung!

Hallo Pilger!
Na, dann sollten wir doch mal ein Gläschen gemeinsam trinken - Rotwein natürlich;)

Martin