Fragen an Bob bezgl. JKD [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Fragen an Bob bezgl. JKD



A.M.
07-01-2002, 12:49
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jkdberlin
07-01-2002, 13:04
Tja, Bob, dann man ran an den Speck. Du Armer ;)
Kaum hier, schon die ewig gleichen Fragen...;)
Ich geh wieder trainieren...

Grüsse

A.M.
07-01-2002, 13:41
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jkdberlin
07-01-2002, 14:03
Hi Andreas

Lies doch mal: "ewig gleiche Fragen"
Heisst das, das die Fragen von dir sein müssen? Oder an Bob gerichtet sein müssen? Nicht? Okay ;) Wir haben uns verstanden :D :D :D

Grüsse

A.M.
07-01-2002, 14:08
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jkdberlin
07-01-2002, 14:25
Bevor ich los gehe:
Andreas, willst du mir etwa sagen, was ich kommentieren darf auf diesem Board und was nicht? "Ich glaube nicht, Tim..." :D
Manchmal frage ich mich nur, welches Interesse hinter den Fragen steht. Anyway, ich weiss: du wolltest ja Bobs Antwort und nicht meine Kommentare. :D
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf die Diskussion darüber...

Grüsse

A.M.
07-01-2002, 14:31
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jkdberlin
07-01-2002, 14:57
Leider nicht immer, aber bestimmt bei dir :D

Grüsse

A.M.
07-01-2002, 15:19
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Bob Dubljanin
08-01-2002, 00:12
Hallo Andreas,

erst mal danke sehr für Deine interessanten Fragen. Mal schauen, jede einzelne verdient einen 1000 Worte Artikel, werde versuchen mich kurz zu fassen.

Q: Was ist Deiner Meinung nach das größte Mißverständnis des JKD?

A: Das JKD eine Zusammenstellung von 26 verschiedenen Kampfkünsten sei. Dieses Gerücht entstammt einem Arbeitsblatt, auf denen 26 verschiedene Systeme und Stilrichtungen aufgelistet waren mit den Lee sich beschäftigt hat. Sprich, darüber gelesen, Infos gesammelt, Bücher kaufte usw. Nun bedeutet dies keineswegs, dass er ALLE diese 26 Sachen aktiv trainiert oder in seine Methode integriert hat. Vieles von Bruce Lee´s Notizen sind kopierte Passagen aus Büchern und Zeitschriften die ihn interessiert haben. (Bitte nicht vergessen, Kopiermaschinen waren in den 1960er nicht wirklich vorhanden), d. h. er hat Zeug, was er cool fand sich notiert und manchmal sogar Zeichnungen abgepaust. Die Muay Thai Skizzen im Tao of JKD, stammen z. B. aus dem Buch „Comprehensive Asian Fighting Arts“, von Donn F. Draeger.


Q: Ich meine gelesen zu haben, daß in der Inosanto Academy zwischen Jun Fan Gung Fu und JKD (oder den "JKD Concepts") unterschieden wird. Bei den von Dir genannten Leuten wie Chris Kent, Tim Tackett und Ted Wong ist das wohl nicht der Fall. Tim Tackett meinte in einem Posting, er wüßte nicht, was "JKD concepts" ist. Kannst Du mir helfen, da angesichts der Namens/ Begriffsunterschiede (Jun Fan Gung Fu, JKD, JKD Concepts, Jun Fan JKD) ein wenig klarer zu blicken?

A: Dem Kind einen Namen zu geben war schon immer ein Problem. Um dies zu verstehen, muß man die Geschichte kennen und wie die Begriffe benutzt wurden.

Bruce zog als Teenager von Hong Kong nach Seattle und nannte seine Kampfkunst: Chinese Gung Fu. Später eröffnete er Schulen und betitelte diese als: Jun Fan Gung Fu Institute. Lee Jun Fan war sein chinesischer Name, also quasi Bruce Lee Gung Fu Schule. Spätestens seit dem Sommer 1967 hatte er einen neuen Begriff für seine Methode: Jeet Kune Do (Stopping Fist Way oder The Way of the Intercepting Fist). Jetzt trainierten die Schüler also JKD im Jun Fan Gung Fu Institute, LA Chinatown Branch.

Ab 1970 trainierte Sifu Dan Inosanto privat eine Gruppe von Chinatown Schülern (Bustillo, Bremer, Luna, Harber Brüder u. a.) in seinem Garten. Zu dieser Backyard Gruppe stießen später Chris Kent, Teddy Lucaylucay, Tim Tackett u.a. Immer noch wurde JKD im Jun Fan Gung Fu Institute trainiert. Nach Bruce´s Tod eröffneten Inosanto mit Bustillo 1974 die heute schon legendäre Filipino Kali Academy. Wie der Name der Schule besagt, wurden die phil. Kampfkünste gefördert aber gleichzeitig ein Forum für JKD beibehalten. Die Backyardklasse trainierte Die. / Do. hinter „closed doors“ und wurde zur JKD-Klasse.

Ende der 70er, Anfang der 80er startete Sifu Dan seine ersten Seminar Tourneen. Die Seminar Veranstalter bewarben Dan oft als JKD Meister und die Veranstaltungen als JKD Seminare, was ihm Bauchschmerzen verursachte, da er mehr an der Bekanntmachung der phil. Kampfkünste interessiert war und darüber hinaus Bruce Lee versprochen hatte sein JKD nicht zu „kommerzialisieren“ und „to keep the quality high and the numbers low“ wie mir erklärt wurde. Demnach brachte Dan seine Schüler wie z. B. Tackett oder Hartsell zu diesen Camps und Seminaren um JKD zu unterrichten da diese keine Versprechen an BL gaben.
Für didaktische Zwecke und dem Ausbeuten des JKD Begriffs von Scharlatanen ein Ende zu bereiten, trennten sie JKD Mitte der 80er in das Jun Fan Gung Fu a.k.a Jun Fan Martial Arts a.k.a. Jun Fan Kickboxing / Jun Fan Wing Chun und die JKD „Konzepte“. Sprich Jun Fan ist die körperliche Kampfkunst mit Techniken, Progressionen, Kontern usw. und JKD ist die befreiende Philosophie und Einstellung dahinter.

Anfang der 90er fingen weitere Lehrer wie Ted Wong, Bob Bremer u.a. öffentlich zu unterrichten was sie von Bruce Lee gelernt haben und schon bald gab es wieder einen neuen Begriff; das sogenannte Original JKD. Die amerikanische Kampfkunstpresse und halb-informierte, übereifrige Schüler führten alsbald eine Debatte über „Original gegen Konzepte“. Da jetzt anscheinend zwei entgegengesetzte Richtungen des JKD bestünden, die sich widersprechen würden. Was schlichtweg falsch ist da sie tatsächlich 2 Seiten der selben Münze sind.
(@Frank Yin und Yaaaaaaang againJ)

1996 wurde die heutige Bruce Lee Educational Foundation gegründet und alle anwesenden BL Schüler einigten sich auf den Namen: Jun Fan Jeet Kune Do. Sprich Bruce Lee´s Jeet Kune Do Version und keine andere. Demnach benutzen viele Nucleus Mitglieder heute den Begriff JF JKD.

Ich habe Tims posting nicht gelesen, aber ich vermute mal er bezieht sich auf das Verwenden des „JKD concepts“ als Oberbegriff für ich-tu-mein-eigenes-Ding-und-das-ist-gut-so Leute die alle Bruce Lee Bücher gelesen haben und wie ein guter Freund es nennt: “selber schlau sind.“ Fragt man diese Eleven die Konzepte aufzuzählen kommen nur Namen für Drills, Technikbeschreibungen usw.(siehe auch Franks Antwort dazu)

Soviel zu den ganzen Namen, Begriffen und deren Hintergründe. Meiner Meinung ist JKD einfach JKD. Sowie Boxen – Boxen bleibt, und Judo – Judo ist. Nicht „Judo Konzepte“ oder „Original Judo“.


Hoffe von Diensten gewesen zu sein. Morgen mehr.


Keep Blasting


Bob Dubljanin


„I don´t know what you want to do but whatever you do – do it quick”
Bruce Lee

A.M.
08-01-2002, 05:55
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Bob Dubljanin
08-01-2002, 14:24
Hallo Andreas,

freut mich, dass Du was lernen und mit dem langen Posting was anfangen konntest. Bevor ich zu den nächsten Fragen komme, ein paar Antworten auf deine Fragen zum ersten Posting.


“Kannst Du's für Interessenten am JKD dennoch empfehlen, oder ist das mehr was für Liebhaber der philippinischen Kampkünste? „

Ich kann JEDEM nur empfehlen die Gelegenheit zu ergreifen mit Dan Inosanto zu trainieren. Wenn ich jemals einen „Meister“ der Kampfkünste getroffen habe, dann ist er einer von 2-3, und ich habe mit sehr viel Leuten trainiert. Die Qualität eines Lehrers sieht man an den Fähigkeiten seiner Schüler. Die Tatsache, dass er neben JKD noch andere Kampfkünste (Silat, Kali, Muay Thai, Shooto, Jiu Jitsu) unterrichtet, irritiert viele Schüler und Bruce Lee Fans, jedoch ist dieser Zweifel völlig unbegründet, wenn man seinen Unterricht und seine Philosophie tatsächlich erlebt hat. Seine Seminare sind etwas für Liebhaber der Kampfkünste allgemein nicht nur für JKD Anhänger.

„Angesichts des Sachverhalts, daß Jun Fan Gung fu bzw. JKD eine eigenständige Kampfkunst zu sein scheint, sind Redewendungen wie "Dan Inosanto hat die Kampfkünste XY in die JKD Konzepte integriert", (die er so selbst nicht formuliert hat ??), aber z.B. zur Beschreibung seiner Videos dienen, für mich nur schwer verständlich. Vielleicht kannst Du mir da weiterhelfen... „

Viele Jungs und Zeitschriften die so Zeug drucken, haben noch NIE mit Dan oder irgendeinem anderen JKD Lehrer trainiert. Manche wie Paul Bax haben außer einem Seminar und vielen (sehr interessanten) Phone Interviews keine wirkliche Erfahrung mit JKD. Das Integrieren von anderen Kampfkünste mit Hilfe der Arbeitsmethoden des JKD ist ein fortgeschrittenes Thema, ein Aufbaustudium was meiner Meinung nur Sinn macht wenn man die Basics hat und ein paar Jahre lang trainiert hat. Sehr kompliziert für mich mit der Tastatur zu erklären.


quote:

"Für didaktische Zwecke und dem Ausbeuten des JKD Begriffs von Scharlatanen ein Ende zu bereiten, trennten sie JKD Mitte der 80er in das Jun Fan Gung Fu a.k.a Jun Fan Martial Arts a.k.a. Jun Fan Kickboxing / Jun Fan Wing Chun und die JKD „Konzepte“."



“Und wieder was dazugelernt... Ich sehe jetzt aber nicht auf Anhieb, wie das gegen Scharlatane helfen könnte, die ihr Ding weiterhin fröhlich und frei "JKD" nennen. Das mit der Begriffstrennung zu didaktischen Zwecken interessiert mich. Kannst Du das bitte etwas näher erläutern? „


Ganz einfach. Die authentischen Lineage Schüler benutzten Mitte der 80er den Namen: Jun Fan. Die Joe Blows: JKD. Sprich die Schüler die das echte Ding lernen wollten, würden also nach Jun Fan suchen, dass war damals ihre Idee dahinter. Die didaktischen Dinge erklären sich am besten im Training, komm einfach zu einem Seminar mit einem qualifizierten Lehrer.






„Ich spielte hier auf die Theorie von Leuten wie Pat Strong an, zwischen dem offiziell unterrichteten JKD, und dem PERSÖNLICHEN Kampfstil Bruce Lees zu unterscheiden. Bei Lees persönlichen Kampfstil scheint es ja zwei Lager der Betrachtung zu geben, die einen, die seine genetischen Grundlagen, sprich Begabung und die auf dieser Basis entwickelten Fähigkeiten (Reflexe, Wahrnehmungsfertigkeiten, Kraft, Schnelligkeit, usw.) als vorrangig ansehen, die anderen, die speziell das Wing Chun-Training als ausschlaggebend für seine Entwicklung betrachten...aber warum nicht beide Komponenten in Erwägung ziehen? „

Yep. Das ist auch meine Meinung. Hier ist zu sehen was wir in JKD mit „Stil“ bezeichnen, nämlich den persönlichen Einsatz von bestimmten Elementen. Im Boxen z. B. lernt jeder den Jab, Cross, Haken usw. Aber der Mike Tyson Stil sieht anders aus als der von Ali oder Sugar Ray Leonard. Genau so im JKD. In diesem Kontext ist das Zitat „JKD is not a style“ zu verstehen, da in den 60er und 70er Jahren einen bestimmten „Stil“ zu haben, dem alle folgen müssen sehr wichtig war in der amerikanischen Kampfkunstwelt.


War mir ein Fest, muß jetzt los in die Schule.


Bob Dubljanin

A.M.
08-01-2002, 18:32
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Bob Dubljanin
08-01-2002, 23:09
Hallo Andreas,

hier die restlichen Antworten auf Deine Fragen.


Q: Kannst Du mir die Beziehung einer Technik und einem dahinter liegenden Prinzip/Konzept anhand eines konkreten Beispiels näher erläutern?

A: Gerne. Die Reihenfolge ist im JKD umgekehrt. Die Technik folgt stets dem Prinzip oder Form folgt der Funktion sagen wir gerne dazu. Eines der Prinzipien des JKD ist die Wirtschaftlichkeit der Bewegung (Economy of Motion oder Bruce nannte es manchmal auch Economy of Form). Die Trainingsreihenfolge um wirtschaftlicher in allem zu werden (Fußarbeit, Schläge, Kicks, Trapping usw.) lautet:

1) synchron mit sich selbst
2) synchron mit seinem Trainingspartner
3) synchron mit jeder Art Gegner zu werden.

Dies wäre dann die Trainingsprogression alle möglichen Techniken (z. B. den Biu Jee) zu verbessern. Vieles im JKD Training sind kleine, unspektakuläre Dinge wie zu lernen seinen Bewegungsapperat auf ein bewegliches Ziel auszurichten, um schneller, trügerischer und direkter zu werden.

Q: Welche Eigenschaften sollte ein guter Kämpfer haben, und wen würdest Du als sehr guten JKD-Kämpfer der 1., 2. oder dritten Generation, bezeichnen?

A: Der JKD Mann sollte die selben Eigenschaften besitzen wie jeder andere hervorragende Athlet. Timing, Gleichgewicht, Schnelligkeit, Distanzgefühl usw. Die guten „Kämpfer“ meiner Generation mit denen ich persönlich trainieren durfte sind keine bekannten Namen, sie stehen nicht in den Zeitungen und viele sind auch keine Instruktoren sondern einfach nur fortgeschrittene Mitschüler die sehr gut sind. Ohne deren Hilfe wäre ich sicherlich nicht heute wo ich bin, da diese Jungs ihre Zeit und Energie mit mir zusammen verbracht haben. Was die 1. oder 2. Generation angeht. Nun, ich habe mit den wenigsten von denen wirklich gespart wie mit meinen Mitschülern, nur rumgespielt. Ted Wong ist unheimlich. Weil er mit seinen 50+ Jahren schneller auf den Beinen ist als jeder junge Tiger bei uns in der Schule. Zudem bewegt er sich wie Bruce Lee und hat das selbe Timing. Mir ist gesagt worden, dass Bob Bremer und Dan Lee mit die besten im Sparring in der Chinatown Schule und Inosantos Backyard waren. Harte Jungs wie Paul Vunak, Alfonso Tamez, Moses Torres oder Del Pollard waren respektierte fighter später in der Kali Academy.


Q: Falls das im Rahmen eines Postings kurz zu erläutern ist: Was macht für Dich Definition und Sinn des JKD aus, was ist für Dich das Besondere daran?

A: Für mich ist der Sinn und das Besondere im JKD einfach im tun und es zu genießen. Ich meine ich kann lauter technisches Zeug oder BL seine Ideen dazu aufzählen, aber ich denke viele von euch haben so was schon mal gelesen und ich will niemanden langweilen, noch denke ich das es hilft wirklich zu verstehen.
Es ist ganz einfach: Sucht euch ein Seminar, Schule, Trainingsmöglichkeit und tut es einfach, habt Spaß dabei und ihr werdet sehen wie glasklar der Sinn und das Besondere für euch sichtbar wird. Ohne das Training bleibt es nämlich immer jemanden anderen seine Erfahrung, Bewegungen, Theorien usw. Die Einstellung sollte aber sein: YOU are JKD.


Wünsche viel Spaß beim Trainieren.


Bob Dubljanin
„JKD is simple, direct and non-classical“
Bruce Lee

A.M.
10-01-2002, 07:19
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Bob Dubljanin
10-01-2002, 23:25
Hallo Andreas,

bevor ich verschwinde (bin ab morgen in LA zum Training) möchte ich Deine Fragen zu Ende beantworten bzw. kommentieren.


“1. Jeet Kune Do, wie es von Bruce Lee und seinem stellvertretenden Lehrer Dan Inosanto in der Los Angeles- Schule und im "Backyard" unterrichtet wurde (lassen wir jetzt einmal außen vor, ob sich Bruce Lees persönlicher Kampfstil davon unterschied), ist ähnlich wie Boxen ein eigenständiger Kampfkunst-"Stil" mit einer technischen Basis (Stand, Fußarbeit, Hand- und Fußtechniken), Prinzipien und Trainingsmethoden. Die Entwicklung von Individualität ist hierbei besonders wichtig, nachdem die Basis ausreichend beherrscht wird. (Hierzu würde mich noch das Verhältnis des JKD zum Begriff "Stil" interessieren, sowohl auf die 60er Jahre, als auch auf heute bezogen - siehe mein letztes Posting ). Begriffe wie "Stil" und "Prozeß" stellen eine semantisch nicht unproblematische Angelegenheit im Jeet Kune Do da und sollten dem nach Verständnis Suchenden erklärt werden. „

JKD hat seine eigene „inside lingo“ ähnlich derer von zwei Formel 1 oder Fußball Profis wenn diese sich unterhalten. Mit Begriffen und Sätzen wie: no way as way, not a product but a process, system-style-method, crispy/uncrispy, oppenents aura etc. Das bedeutet es ist eine Sprache und Begriffswelt die den Trainingsfortschritt, die Hürden darin, wichtige Eckpunkte, potentielle Stolperfallen usw. im JKD Trainingsalltag beschreiben soll. Vieles von dieser Insider Terminologie ist durch schlechte Artikel und auf Seminaren in die breite Öffentlichkeit (auch ins internet) gelangt und stiftet Verwirrung und Rätselraterei unter „Suchenden“. Wie Du den Begriff „Stil“ in Deiner Zusammenfassung benutzt, dazu würden JKD Leute „System“ sagen, Dein Stil ist persönlicher Ausdruck des Systems. Dieses Analyse Hilfsmittel, ist übrigens eines der Werkzeuge der ominösen „JKD concepts“, da diese Betrachtung sich nicht „nur“ auf das JKD anwenden lässt, sondern auf alle martial arts Systeme.


„3. Bruce Lees Notizen enthalten Aufzeichnungen über viele verschiedene Kampfkünste, sind sogar zum Teil aus anderen Büchern über Kampfsport abgezeichnet, z.B. stammen die Muay Thai-Skizzen in dem Buch "Tao of JKD" (deutscher Titel: "Bruce Lees Jeet Kune Do") - wie Du hier erwähnt hast - aus dem Buch „Comprehensive Asian Fighting Arts“, von Donn F. Draeger . Bruce Lees hinterlassene Notizen und Aufzeichnungen sind demnach in keinem 1:1-Verhältnis für seinen Kampfstil repräsentativ.“

Ja und Nein. Ja, da tatsächlich vieles in Bruces Unterlagen aus anderen Büchern und Quellen kommt. Nein, da Bruce zu fast allen diesen Sachen, seine eigenen Kommentare, Hypothesen, Erfahrungen, Fortschritte und Beobachtungen aufgeschrieben hat. Das Tao of JKD Buch ist nur eine komprimierter Auszug aus 6 Bänden die Bruce hatte, die er „Commentaries on the Martial Way“ nannte.



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Vier weitere Fragen zur Thematik:


1. Welche definitiven Gründe lassen sich für Bruce Lees Verlassen des traditionellen Wing Chu-Systems und das Entwickeln seines eigenen Kampfstils Jeet Kune Do nennen, die über den spekulativen Bereich hinausgehen?

Gute Frage. Ich kann nur spekulieren und meine Meinung Dir dazu anbieten. Ich denke einer der Gründe ist schlichtweg das Wegziehen von Hong Kong und damit aus seinem gewohnten Trainingsumfeld. So dass er neue Eindrücke, neue Erfahrungen, neue Ideen in USA gesehen und erlebt hat, die im Laufe der Zeit bestimmte Formen annahmen. Ob dies ausdrücklich als „Verlassen“ des Wing Chun angesehen werden sollte, bezweifle ich. Bruce hatte keine Probleme damit heilige Kühe zu schlachten und glaubte das jedes festgeschriebene, starre System, egal ob es chinesischen, koreanischen, japanischen oder europäischen Ursprungs ist, eine Kristallisierung sei, sprich ein Einfrieren und Konservieren von etwas was ursprünglich intuitiv und flüssig sein sollte. Also mehr was grundsätzliches. Inosanto hat oftmals in der Schule erwähnt, das Bruce stets in den höchsten Tönen über sein altes Training geredet hat, auch nach 1967. Ich glaube auch das es hilft wenn man Wing Chun Erfahrung hat um JKD gewisser trainieren zu können und auch manche Taktiken und Strategien leichter zu verstehen. Deshalb würde ich die Frage nicht so stellen, sondern: Inwiefern versteht man JKD besser wenn man einen Wing Chun Background hat? Wieder mal schwierig für mich mit Worten zu erklären, im Training erklärt sich so was leichter.



“2. Glaubst Du, und hier sei eine Hypothese durchaus erlaubt und auch nötig, Bruce Lee wäre heute glücklich mit der Vielzahl an Jeet Kune Do-Schulen weltweit, und einer fehlenden übergeordneten Kontrollinstanz, was einen allgemeinen, verbindlichen Qualitätsstandard (wie das Prüfungswesen in den Vereinssportarten) und das Vergeben von Instructor-Zertifikaten angeht? Oder gäbe es das im Falle von Bruce Lees Weiterleben alles nicht?“

Was er getan oder nicht getan hätte ist schwierig zu sagen. Von meinem Eindruck her und den Erzählungen und Berichten seiner Freunde und Schüler, denke ich dass er definitiv im Filmbusiness geblieben wäre, vielleicht später eher als Produzent oder Regisseur. Das JKD Training wäre wahrscheinlich stets ein „Backyard“ System geblieben und nicht für die Massen zugänglich.



“3. Für was würdest Du dich als Beginner entscheiden, wenn Du dich in relativ kurzer Zeit - z.B. einem halben Jahr - relativ "kampffit" (der Gebrauch von Waffen ausgenommen) machen müßtest, ohne in dieser Zeit Deine Gesundheit bereits beim Training zu riskieren? --> Deine gesamte Energie und Trainingszeit in ein paar Bewegungen zu investieren (der Fauststoß hier natürlich allem voran), darin Schnelligkeit und Kraft zu maximieren, sowie eine schnelle Überbrückung (Closing), ansatzloses Zuschlagen und eine gute körperliche Kondition zu entwickeln, oder im gleichen Zeitraum verschiedene Kampfstile, und deren Drills und Prinzipien zu studieren?“

Kampffit? Fit für was? Selbstverteidigung? NHB? Sparringsrunden? Schwierig zu spezifizieren ohne den Hintergrund, das Potential und die Trainingsdetails (Gruppentraining 2 x die Woche, tägliche Privatstunden, 1 x Monat ein Seminar) des jeweiligen Schülers zu kennen. Ich meine ich kenne Lehrer die machen in 6 Monaten eine lean, mean fighting machine aus Dir und auch das Gegenteil, Jungs die 6 Jahre trainiert haben und nicht unbedingt sehr „combativ“ sind noch es sein wollen. Zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle und verändern das Spiel, so dass ich Dir leider keine „allgemeine“ Antwort hierzu geben kann.


“4. Ist Jeet Kune Do für Dich eine vollständige Kampfkunst (daß es eine eigenständige ist, geht aus Deinen Ausführungen hervor)? Wenn ja, warum muß man überhaupt noch andere Kampfkünste studieren? Wenn nein, was fehlt?“

:-) Heavy, heavy Frage. Werde vielleicht einen neuen Thread darüber wenn ich zurückkomme aufmachen, weil ich die jetzt nicht in 5 Minuten beantworten kann.



Keep Blasting,


Bob Dubljanin
“when in doubt – straight blast”
Bruce Lee

jkdberlin
11-01-2002, 07:17
Hi Bob

Viel Spass in L.A. :D

Grüsse

A.M.
11-01-2002, 08:01
...

Lino
06-12-2003, 01:59
...

Und zum Schluss möcht ich gerne im Namen aller Boardees mich bei Andreas für seine Ausführlichen und sehr informativen Kommentare zwischen den Postings von Bob.

Und übrigens, Andreas: Es gibt eine gute chance, dass wir wieder Jesse nach Hamburg holen - so etwa Februar-März.

Dann gibt es garantiert auch einen Flens zusammen mit ihm auf dem Hans Albers Platz. Hast du überhaupt das Bild von da vom letzten Mal bekommen?

A.M.
06-12-2003, 14:05
Hast du überhaupt das Bild von da vom letzten Mal bekommen?

Hi Lino!

Nope, leider nicht...

Grüße