"Gymnastik" ? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Kityun
02-06-2003, 22:07
Hallo,

ist Taijiquan nur eine Art Aerobic um fit zu bleiben, lernt man auch was für SV Situationen und allgemein kämpfen ?

Xiaoshi
02-06-2003, 22:13
Kommt darauf an bei wem du lernst und wie du lernst!

Kityun
02-06-2003, 22:13
Wie is es bei dir ? Bin ja auch aus München...

Xiaoshi
03-06-2003, 07:33
In unserer Schule wird Taiji als Kampfkunst unterrichtet, ursprünglich der Fu-stil, dessen lange Form wir immer noch als Basis lernen, danach Chen Taijiquan nach Adam Hsu, was anders als die modernen Versionen (zu denen auch Fu Taiji gehört) stärker kampforientiert ist.

Wie viele anderen Kungfu-stile auch ist Taijiquan sehr langwierig, und nur wenn man einiges an Aufwand investiert kommen brauchbare Fähigkeiten heraus. Um etwas davon zu haben, auch wenn man es als Zusatz machen würde, muss man schon mit einer gewissen Ernsthaftigkeit herangehen, auch wenn es am Anfang recht langweilig erscheinen mag.

Verity
03-06-2003, 09:11
Ich versuche den Yang- Stil zu erlernen, jedoch gibt es dabei die Schwierigkeit, daß Taiji nur nebenbei für eine halbe Stunde die Woche unterrichtet wird.
Allerdings werden viele der Bewegungen auch als Partnerübungen gezeigt, so daß man einen Eindruck von der Nützlichkeit dieser Bewegungen erhält.

Kityun
03-06-2003, 14:12
@xiaoshi

könntest du mir mal die Addresse und Kontaktmöglichkeiten (Tele/Email) mitteilen ? Möcht mir die Schule mal ansehen :)

weil ich war bei kung fu muc, aber das war nich wirklich gut da find ich...

@all

meint ihr das was xiaoshi gesagt hat wäre für einen anfänger geeignet ? ich bin sehr an tai chi interressiert und möchte es allein schon aus gesundheitlichen und philosophischen gründen machen, aber ich möchte auch lernen mich verteidigen zu können...
meint ihr ich sollte dann erstmal was anderes machen und später zusätzlich tai chi, oder "reicht" tai chi ?

Xiaoshi
03-06-2003, 14:43
Die Seite ist www.fongs-kungfu.de
Da findest du auch Kontaktmöglichkeiten. Bei kung-fu-muc wird Taichi eben nur nebenbei unterrichtet, als "Ausgleich" zum Hunggar.

Wenn ich nochmal was zu Taiji und SV sagen darf: Es ist eine Kampfkunst, und zwar eine sehr komplexe und wirkungsvolle, aber man muss wissen, worauf man sich einlässt. Viele Taiji-meister haben von Kindesbeinen an gelernt, also keine anderen Stile zuvor, und sind sehr gut geworden, aber wie Klaus schon mal sehr treffend bemerkt hat, haben die Chinesen eine andere Vorstellung von Training. Der Spruch "Drei Tage fischen, zwei Tage das Netz trocknen lassen" ist sinnbildlich für eine FALSCHE Einstellung. Hierzulande gilt dreimal Training die Woche ja bereits als gutes Pensum...

Andererseits behaupte ich einfach mal dass du, wenn du die KK Taijiquan erlernen willst, es entweder richtig machen musst oder gar nicht. In dem Punkt musst du dich einfach entscheiden, wobei ich mir vorher auch mal Probetraining antun würde (kannst du bei uns zweimal pro Stil) und mit dem Sifu reden oder so was...

Kityun
03-06-2003, 14:47
Ach das is dieses Fongs Kung Fu wo du bist. Die Seite geht bei mir leider nich, ich weiss nich warum, aber der läd und läd und läd, ohne Ende :( Wollte da schön öfters drauf. Kannst mir die Daten ja vielleicht mal per Email schicken wenn du Zeit hast. imathief@web.de :)

Klaus
03-06-2003, 14:51
Es schadet nie, Taiji täglich ein bischen zu _machen_, gesundheitlich und körperlich. Die Kraft die man später einsetzt, baut sich nur langsam auf. Auch wenn sich das nicht fürhzeitig oder nie wirklich bemerkbar macht, gesund ist es immer.

Für kurzfristiges "sich verteidigen" lernen ist es nicht das richtige. Allerdings behaupten soviele daß man sich bei ihnen in einem halben Jahr verteidigen kann, die es nicht halten können sondern einen nur verarschen und indoktrinieren mit Mist der wirklich nie funktioniert, daß Du es vielleicht einfach mal in der Schule von Xiaoshi bei Michael Punschke versuchst und den fragst was er meint. Meistens ist es leichter, sich emotional richtig zu verhalten, um nicht angegriffen zu werden, oder frühzeitig abzuhauen, als sich verteidigen zu lernen komme was wolle. Es ist nicht einfach, sich richtig zu verteidigen, ohne sich in Gefahr zu bringen.

Kityun
03-06-2003, 15:34
Werde mir mal Shaolin und Tai Chi bei Fongs anschaun. Die haben ja beides.

Xiaoshi
03-06-2003, 16:10
Aus Gründen der Kraftentwicklung und Gesundheit wäre aber doch Zhan Zhuang Gong sinnvoller (und langweiliger ;) ), oder?

Kityun
03-06-2003, 16:13
Hm..
wenn du das sagst. Ich möchte halt schon gerne kämpfen... Gibt es den im Tai Chi Training bei euch auch sowas wie Sparring ?

Klaus
03-06-2003, 20:24
Zhan Zhuang (Stehende Säule=unbewegliches Stehen und nix machen im Gelände) ist ursprünglich ein Bestandteil und eine der "Quellen" von Taijiquan ("Taiji comes from Wuji"). Im Chen-Stil sollte eigentlich jeder damit anfangen.

"Sparring" gibt's auch, es heisst Pushing Hands, und ist der Versuch rumzuschubsen, oder es zu verhindern.

Eigentlich dachte ich eher an einen Versuch mit Baji, und den Baji-Partnerübungen als Anfang. Oberstes Gebot als SV ist erstmal, eine gewisse Härte zu erzeugen, und eine Schlagkraft die es überhaupt möglich macht jemanden damit zu beeindrucken. Ansonsten ist es der Versuch, jemanden mit Rumschubsen dazu zu bewegen Dich nicht weiter zu belästigen. Eher aussichtslos.
Schnell zu sein, und sei es um sich aus dem Staub zu machen, ist auch ein gutes Hilfsmittel. Auch das erreicht man mit solchen Mitteln. Wing Chun ist eigentlich keine ungeeignete Alternative dazu, aber da ist die Gefahr, es mit Scharlatanen und Schlangenölverkäufern zu tun zu bekommen viel grösser. Sprich einfach mal mit Michael Punschke, der sollte etwas sinnvolles vorschlagen können.

Kityun
03-06-2003, 20:28
Weisst du was Bajiquan ist ?

Und auf welchen Distanzen spielt sich ein Taiji Kampf ab ?

mart
03-06-2003, 21:14
hallo VeryApe,

du hast mich doch mal wegen der Schule von Serge gefragt... falls dich das noch interessiert: Bei uns kannst du auch Chen Taijiquan lernen. Allerdings geht´s da zumindet bei uns weniger um Partnerübungen und Sparring, denn diese Dinge machen wir dann eher in den anderen Stilen (du erinnerst dich). Man kann aber sowohl Taiji als auch die anderen Sachen machen bei uns, wie man will, das eine schließt das andere nicht aus, im Gegenteil, Taiji ergänzt sich wunderbar mit WKK und Sparring.

Xiaoshi
03-06-2003, 21:49
Ja prinzipiell gibt´s auch im Taiji Freikampf, aber der kommt erst später. Gleiches gilt für Baji.

Im Bajiquan fangen wir erstmal mit der Linking Fist Form an, einer kurzen Changquan Form für die Grundlagen. Dann kommen die Einzelübungen, die man lange und intensiv übt. Dann kommt die Xiao Bajiquan, die erste Form, die wird auch lange und intensiv geübt. Dann noch Pfostentraining und Partnerübungen, aber das dauert schon eine ganze Weile bis man da ist. Leider gibt es ja nur zweimal die Woche Baji, wenn man da weiterkommen will muss man schon ein wenig auf Eigenverantwortung arbeiten. Vor allem tägliches Zhan Zhuang ist ein Muss!

Mit Choy Lay Fut kenn ich mich nicht so gut aus, aber ich würde nicht der Idee verfallen, dass man dort so viel schneller zum "Kämpfen" kommt. Partnerübungen gibt´s aber von Anfang an.

Ich habe gemeint, dass jemand, der sowohl für die Gesundheit was machen will als auch eine Kraftübung braucht mit täglich 20 Minuten Zhan Zhuang wahrscheinlich besser dran wäre als mit einmal täglich eine Taiji-form, oder seh ich das falsch?

P.S. Der bei uns unterrichtete Chen-stil hat viel Gemeinsamkeit mit Baji (in der Kraftfreisetzung).

Kityun
03-06-2003, 22:06
Hab auf jedenfall ne Email an Fongs geschrieben, wegen CLF Probetraining..
werde mir das mal ansehen.

für zhan zhuang brauch man ja nicht unbedingt einen trainer oder ? wenn das das is was ich meine. ich muss nur einmal wissen wie ich stehen muss, und dann stell ich mich halt bei mir im garten so hin oder so :) (vereinfacht dargestellt :D )

Klaus
03-06-2003, 22:13
So isses.

Allerdings, es ist wirklich besser, die Zeit mit einer extrem langsamen Kurzform zu nutzen, und erst später mit Zhan Zhuang weiterzumachen.

Xiaoshi
03-06-2003, 22:14
Prinzipiell ja. Jemand der deine Haltung korrigiert ist natürlich besser, aber das geht halt nur wenn man zufällig als Stilerbe gebohren ist bzw. in einem Kungfu-dorf aufwächst. Umsomehr muss man selbst auf korrekte Haltung achten, denn das ist schließlich die Grundlage der gesamten Übung.

Aber wieso fängt man dann häufig mit Zhan Zhuang an (wenn man Taiji hauptsächlich lernt)?

Dao
04-06-2003, 12:41
Original geschrieben von Very Ape
Hallo,
ist Taijiquan nur eine Art Aerobic um fit zu bleiben, lernt man auch was für SV Situationen und allgemein kämpfen ?
Taijiquan ist kein Aerobic, fit bleiben kannst du dabei ganz sicher.
Um dich mit Taiji gegen Angreifer zur Wehr zu setzen, mußt du bereits sehr gut sein. Und das braucht Jahre eher Jahrzehnte.
Wenn du also den Geist von Bruce Lee oder Jet Li im Nacken spürst, würde ich mir da was anderes suchen.
Wenn du Taiji als KK einsetzen kannst ist es von der Wirkung her verheerend für deinen Gegner. Also nix mit soft und smooth.
Bis du das kannst wird noch viel Wasser die Isar hinunterfließen.

Renner
05-06-2003, 00:12
Hallo @ll


Original geschrieben von Dao

Wenn du Taiji als KK einsetzen kannst ist es von der Wirkung her verheerend für deinen Gegner. Also nix mit soft und smooth.

Wie meinst du das Dao? Was sagen die anderen dazu?
Es heisst doch im TaiChi wird niemand verletzt, es ist eine sanfte Kampfkunst!
Was ist mit "chin"(wesentlicheKraft, innere Kraft) die zum Beispiel einen gegnerischen Angriff "abprallen" lassen kann? Je länger die Praxis ist desto mehr chin entsteht ja angeblich, vorausgesetzt das chi fließt ungehindert.

@Xiaoshi

Wie unterrichtet ihr in eurer Schule TaiChi, als äussere KK? Was ist mit den inneren Aspekten?

Xiaoshi
05-06-2003, 08:22
Wie äussere KK? Entweder man unterrichtet Kungfu als KK oder nicht, das hat nichts mit innen und außen zu tun! Es läuft doch immer von extern nach intern, bei allen Stilen. Bei Taiji und Baji kommen natürlich von Anfang an Entspannung, Körperstruktur und Sinken eine große Bedeutung zu, aber bevor man diese "externen" Anforderungen nicht erfüllt kann man auch nicht mit Neigong anfangen (man kann vielleicht schon, aber ob das sinnvoll ist).

Dao
05-06-2003, 12:37
Original geschrieben von Renner
Hallo @ll
Wie meinst du das Dao? Was sagen die anderen dazu?
Es heisst doch im TaiChi wird niemand verletzt, es ist eine sanfte Kampfkunst!
Was ist mit "chin"(wesentlicheKraft, innere Kraft) die zum Beispiel einen gegnerischen Angriff "abprallen" lassen kann? Je länger die Praxis ist desto mehr chin entsteht ja angeblich, vorausgesetzt das chi fließt ungehindert.

Hi Renner,
das sind doch die netten Vorstellungen über Taijiquan. Eine KK die niemanden weh tut und eins mit dem Kosmos ist!
Schön wäre es.
Du versucht im Taiji immer die Verhältnismäßigkeit zu wahren und wenn du dich mit ein paar Gramm hinter 25 kg anklebst, bist du nach wie vor im Vorteil. Das dies schwierig zu bewerkstelligen ist keine Frage.
Wer viel Kraft einsetzt und entsprechend neutralisiert wird, kann sich dabei trotzdem ganz schön verletzen (Schulter, Ellbogen, ...).
Bitte schau dir noch einmal dein Bild des "abprallens" an. Das ist leider nicht internal strength und auch kein Taijiquan.

Xiaoshi
05-06-2003, 13:35
Du kannst dir ja auch mal die Paochui-form des Chenjiagou-stils anschauen, oder Zhaobaojia oder Huleijia... in all diesen Formen findet man ein ausgewogenes Verhältnis von weicher Chan-si-kraft und hartem, schnellem Fa-jing - und wer von letzterem getroffen wird, der wird das mit Sicherheit nicht als "weiches Abprallen" bezeichnen...

Nur das ein Meister diese Kräfte relativ genau dosieren kann, also nur soviel anwendet um den Gegner zu besiegen... gegen einen fähigen Gegner sieht das dann schon anders aus.

Renner
05-06-2003, 15:24
Hi @ll

Mir ist schon klar das, das "abprallen" so wie es teilweise beschrieben wird, recht utopisch ist.
Und je härter man angegriffen wird, desto härter wird die Reaktion darauf, weil man ja die Kraft des Angreifers benutzt und sie zurückgibt, das wird dann natürlich vom Gegner (achso im TaiChi gibts ja keine Gegner :) ), also Angreifer nicht mehr als weich empfunden, es geht auch vielmehr darum, das der Verteidigende es immer noch als mehr oder weniger weich empfindet und sich nicht verletzt. (wie z.B. wenn man mit der Faust das Kinn trifft, kann diese schon mal ein wenig weh tun, kommt mir jetzt nicht mit Abhärtung :D )

@Xiaoshi

wegen dem, wie mans lehrt
Es leutet mir ein und ich erlebe es ja auch nicht anders, dass man am Anfang natürlich äusserlich übt.
Wenn man aber nur die Form vom Ablauf her lehrt und nicht darauf eingeht was innerlich ablaufen sollte, dann versteh ich das als äussere KK und das hat für mich nichts mit TaiChi im eigendlichen sinne zu tun, da es ja eine innere KK ist.
Ich denke das sollte man berücksichtigen und schon von Anfang an auf inneren Aspekte eingehen und Neigong oder eben Chikung und auch die Philosophie ins Training integrieren.

PS: ich hab noch nicht viel Erfahrung und das sind teils meine Ansichten und teils Sachen die ich gelesen, gehört habe, ich will lernen, diskutieren und mir eine Meinung bilden können, deshalb bitte nicht sauer sein wenn einiges naiv erscheint! Danke :)

Dao
05-06-2003, 16:31
Hi Renner,

@renner
PS: ich hab noch nicht viel Erfahrung und das sind teils meine Ansichten und teils Sachen die ich gelesen, gehört habe, ich will lernen, diskutieren und mir eine Meinung bilden können, deshalb bitte nicht sauer sein wenn einiges naiv erscheint! Danke
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iiiiiiiiiii-wo

Xiaoshi
05-06-2003, 17:23
Genau das ist ja das Problem... die Einteilung in Neijia/Waijia führt nur dazu, dass die Leute meinen, Taiji wäre nur Qigong, und alle anderen KK wären nur Muskeln - aber beides funktioniert im Prinzip gleich, nur die Relationen sind eben ein wenig anders. Im Taiji hast du halt mehr Qigong, aber der externe Aspekt ist genauso wichtig! Wenn du den nicht gemeistert hast, kannst du dir dein Qigong in die Haare schmieren...

Karl-Heinz
05-06-2003, 19:27
@Renner

>Mir ist schon klar das, das "abprallen" so wie es teilweise >beschrieben wird, recht utopisch ist.

Hi Renner, dass ist nicht utopisch, sondern reine Körpermechanik.

Wenn jemand Dich z.B. puscht oder sonstwie Druck ausübt, nimmst Du im gleichen Verhältnis kontinuierlich den Widerstand weg, indem Du Deinen Schwerpunkt nach hinten/unten verlagerst. Es ist ja so, dass Derjenige, der Druck auf Dich ausübt, sich gleichzeitig auch an Dir festhält und so bewusst oder unbewusst seinen Stand sichern will. Wichtig ist zu wissen, das gehen und stehen nichts Anderes als ständig modifiziertes Fallen ist. Wenn Du Deinen Körper in gleichemn Maße, wie er drückt zurücknimmst, spürt er Dich im optimalen Fall garnicht. Er stösst also ins Leere, was beim Angreifer eine recht heftige Gegenreaktion nach hinten, also in die Richtung aus der er kam provoziert.

Wenn der Angreifer nun keinen Schritt zum Ausgleich nach vorne macht, bekommt er das Gefühl nach vorne zu fallen. Um das Fallen zu verhindern, spannt er die Muskulatur der Körperrückseite um seinen Körper mit Gewalt zurückzuziehen.

Das gehört zu den normalen Regelmechanismen, gegen die man sich nur schwer wehren kann.

Die Kunst besteht darin, ihm nun ein bischen mehr Energie mitzugeben, als sein Regelmechanismus verkraften kann.

Da das zurückreissen des Körpers um das Fallen zu verhindern schon eine grosse Power freisetzt, genügt ein leichter Pusch des Verteidigers um den Angreifer "fliegen" zu lassen.

Das ist dann der berühmte Pusch, wo der Angreifen abhebt und relativ weit zurückgeworfen wird und anschliessend berichtet, er hätte kaum Druck des Verteidigers gespürt, was kein Wunder ist, denn fast alle Kraft kam ja von ihm selbst.

Das Timing ist der entscheidende Punkt.

Es gibt allerdings auch andere Methoden zu puschen bzw zu schlagen in den "weichen" Kampfkünsten. Das hat dann mit optimaler Anordnung der Gelenke und "schliessen" und dann "öffnen" der Gelenke zu tun. Wenn man das entspannt, explosiv und als Ganzkörperbewegung auf ein Ziel gerichtet kann, wird eine enorme Power generiert. Dann ist es eigentlich egal ob der Angreifen wie im obigen Fall die Energie liefert.

Der Unterschied zu den meisten "externen" Kampfkünsten liegt in der anderen Art Kraft zu generieren. Man muss lernen die bei den "inneren" Kampfkünsten verwendete Körpermechanik zu verstehen.

Das Bild von Chi als irgendwas, was nach langer Übung plötzlich zur Verfügung steht, hilf da nicht weiter, Physik schon ;-)

Die Beispiele beziehen sich nicht auf sportliches Tui Shou wo man meist mit lokaler Kraft der Schultern und Arme jemanden herumschubst. Das ist kein Tai Chi.

Grüße,
Karl-Heinz

Renner
05-06-2003, 20:34
Hi Renner, dass ist nicht utopisch, sondern reine Körpermechanik.

Ich meinte auch so manche Legenden wie zum Beispiel:
"Yang Pan-Hou, Sohn des Yang Lu-Chan saß einmal am Fluss und angelte. Ein Meister der äusseren KK der von Yangs Kräften gehört hatte, wollte ihn überrumpel. Er schlich sich von hinten an ihn heran. Yang saß völlig ruhig und angelte, der Angreifer sprang ihn heftig an um ihn ins Wasser zu stoßen. Aber wie von einem Gummiband prallte er ab und flog im hohen Bogen über Yang hinweg und landete im Wasser....

Zu der Körpermechanik, das ist auch das wo ich mich im Moment mit beschäftige, genau das meinte ich, TaiChi hat halt weiche Techniken z.B. weichen anhaften, man gibt der Angriffskraft nach statt sich ihr in den Weg zu stellen, haftet am Gegner an usw. die "Acht Trigramme" halt.

Ich denke es ist aber auch viel Neigong wodurch man ja das Waigong beherrschen lernt.

Karl-Heinz
05-06-2003, 21:15
Hallo Renner,

>Yang saß völlig ruhig und angelte, der Angreifer sprang ihn heftig an um ihn ins Wasser zu stoßen. Aber wie von einem Gummiband prallte er ab und flog im hohen Bogen über Yang hinweg und landete im Wasser....

die Chinesen benutzen gerne Bilder um Dinge zu beschreiben. Du kannst diese Story auch als "Lehrbild" sehen.

Es gibt im Tai Chi Methoden um Energie zu "speichern". Nimm das "speichern" nicht allzu wörtlich. Vieleicht sollte man es besser sammeln nennen.

Wenn Dich zum Beispiel jemand drückt, anspringt usw, lässt Du den Angreifer "entspannt" Deine Gelenke entlang des Pfades von der Berührung bis dort wo die Deine Füsse den Boden berühren komprimieren, bzw leicht beugen. Vorausetzung ist, das Deine Gelenke optimal angeordnet sind.

Über diesen Pfad leitest Du die eintreffende Energie an den Boden weiter, während gleichzeitig der Angreifer in Deinen Gelenken eine Spannung aufbaut. Im optimalen Fall sind in der Endphase des Angriffes alle Deine Gelenke leicht gebeugt, also die Arme, der Rücken, und vor allem das hintere Bein. Ein gutes Bild zum Verständnis ist das Drücken auf eine Feder. Die Feder ist durch den Angreifer nun quasi gespannt.

Wenn nun enspannt, aber schnell und explosiv die Gelenke gestreckt werden bewirkt das den von Dir beschriebenen Effekt. Das können in Perfektion aber nur Wenige. Natürlich wird bei solchen Erzählungen wie diese Yang Geschichte mitunter heftig übertrieben. Es kommen noch ein paar andere Faktoren dazu wie inverses Atmen, Tantien Rotation usw, aber das würde zu weit führen. Top Leute schaffen es, diese Bewegung innerhalb des Gelenkspielraumes so klein zu machen, dass man kaum noch etwas sieht. Was optisch für den Zuschauer wie Zauberei aussieht. Es ist aber immer noch reine, sehr fein gesteuerte Körpermechanik.

Hier findest Du ein paar Text zum Thema Pfad:

http://www.m.isar.de/denner/neijia/internalStrength/index.html

Interessant sind die Links unter "Training Tips". Da wirst Du einige bekannte Neigong Übungen wiederfinden, aber richtig erklärt ohne Zuhilfenahme von Chi in Form irgendeiner esoterischen, nicht genau definierten Kraft. Wenn man die Texte gelesen und verstanden hat, begeht man nicht den Fehler eine Stehübung zu machen und das Kribbeln in den Fingern als Zugewinn an Chi zu deuten. Wenn man weiss worum es bei den Neigong Übungen wirklich geht, spart man viel Zeit. Diese Artikel oben helfen dabei.

Auch sehr gut ist das hier:

http://www.eurotaichi.de/eurotaichi_deutsch/Eurotaichi_Deutsch_Rundgang.html

Das Studium der Texte dieses Tai Chi Institutes erspart einem womöglich einige Jahre sinnloser esoterischer Übungen.

Grüße,
Karl-Heinz

Renner
06-06-2003, 01:35
@Karl Heinz

Vielen Dank für die Links, werde mich mal intensiv damit auseinandersetzen!!!

Vielleicht finde ich hier ein paar Antworten und komme weiter, wenn du noch mehr so gute Quellen hast nur raus damit :) ...

Zaphod
06-06-2003, 23:11
@Very Ape
Probier mal Systema als SV aus, es besitzt sehr viele Gemeinsamkeiten mit TaiChi (Nachgeben, Anhaften). Lediglich die Vorübungen sind beim Systema sehr viel anstrengender. Aber diese Übungen werden allesamt nach Chi Gung Prinzipien ausgeführt, sehen aber auf den ersten Blick nicht danach aus.
Es werden auch sehr viele Partnerübungen gemacht, die teilweise an Push Hands und Rou Shou erinnern, teilweise auch mit Übungswaffen.
Für mich ist Systema die optimale Ergänzung zum TaiChi. Ich muß keine neuen Bewegungsprinzipien erlernen und kann sehr viele Techniken aus dem TaiChi anwenden.

Grtz.

scientist
07-06-2003, 20:13
du warst also bei sifu baklayan? kann mir nicht vorstellen, dass du das probetraining bei ihm persönlich hattest... am anfang wird sehr viel stehen und formen geübt, aber glaub mir, wenn du die grundstufe hinter dir hast und bei ihm persönlich trainierst, gehts manchmal richtig rund....aber schu dir auch michael punschke an, der ist ohne zweifel auch ein könner...