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Vollständige Version anzeigen : Der Sun Stil des Bagua



Eskrima-Düsseldorf
08-01-2009, 10:02
Hallo,

auf Kampfkunst-ezine ist ein neuer Artikel zum Thema: Die Formen des Sun Shi Bagua - Kampfkunst eZine (http://www.kampfkunst-ezine.de/2009/01/die-formen-des-sun-shi-bagua/) veröffentlicht worden.

Grüße
Christian

nagual
08-01-2009, 10:55
Schöner Artikel, noch ein paar Anmerkungen:

Hat man die Formen gemeistert, geht man schon zur freien Improvisation mit den Bewegungen über. Richtige choreographierte Formen wie in anderen Bagua Stilen gibt es nicht. Ich halte das für einen genialen Schachzug von Sun Lutang, weil der Schüler sich relativ früh von festen Abläufen lösen muss.Längere Formen wie in "anderen Bagua-Stilen" gibt es auch in diesen "anderen" Stilen erst seit späterer Zeit. Ebenso ist der Sun-Stil einfach nur eine Variante des Cheng- bzw. Südstadt-Stils, und bei seiner Entstehung gab es lediglich den Südstadt- = Cheng-Stil und den Oststadt- = Yin-Stil. Das waren zwei verfehdete oder in Konkurrenz befindende Clans oder lose Gruppen, die aber in ihrem Sinne das gleiche praktizierte. Also es gab damals kein Bewusstsein für differenzierte Unterstile oder großartige Absichten, einen wirklichen anderen Unterstil zu praktizieren.
Bagua bestand in dieser Zeit ausschließlich aus der Idee, mit verschiedenen Handhaltungen im Kreis zu gehen, und ansonsten beliebiges KK-Zeugs dazu machen zu können, oder als Richtungswechsel in das Kreislaufen einzubauen. Die Idee längerer Formen war also gar nicht vorhanden, demensprechend ging es auch nicht darum, sich davon zu lösen.

Zum Sperber:

Sie erjagen ihre Beutetiere überwiegend aus dem bodennahen Flug oder vom Ansitz aus in einem kurzen, schnellen Verfolgungsflug im bodennahen Luftraum, aber auch in allen Schichten der Vegetation bis in die Baumkronen. Dabei werden natürliche Strukturen wie Hecken, Bäume, im Siedlungsraum auch Häuser sehr geschickt für einen gedeckten Anflug genutzt.Der Sperber ist hier das alternative Tier für den Hahn, dem hinsichtlich Schnelligkeit, überraschende Richtungswechsel und "Tiefflug", also beim Hahn überraschendes Wegducken und Unten-durch-Tauchen, die gleichen Eigenschaften zugeschrieben werden. Dieses schnelle bodennahe Agieren ist der entscheidende Punkt: Wer mal versucht hat, Hühner zu fangen, wird wissen, was gemeint ist. Sie rennen so schnell, dass man sie als Mensch nicht fangen kann, ohne sie in eine Ecke zu drängen. Wenn sie wegrennen, rennen sie gerne in einem großen Kreisbogen weg. Wenn man sie greifen will, ducken sie sich und wechseln blitzschnell die Laufrichtung, meistens schneller als ein Mensch reagieren kann.
Die Idee des Sperbers wird vermutlich dazu gekommen sein, weil es Bagua-Figuren gibt, in denen beim Ducken und Wegtauchen die Arme seitlich oder nach hinten ausgestreckt werden, und dieses mit Flügeln assoziiert ist. Hühner nutzen ihre Flügel aber nicht, deswegen ist der Sperber ein Tier, bei dem dieses Durchtauchen im Tiefflug UND die ausgestreckten Arme als Flügel gleichzeitig vorhanden sind.
Die Eigenschaften der Krallen können sowohl auf Hände (Fingerstiche, Greifen) wie auch auf Tritte angewendet werden.

Die Sache des Improvisierens muss man nicht zwangsläufig auf spontane und intuitive Bewegungen münzen, es können auch immer neue Entwicklungen und Erfindungen von Abläufen gemeint sein, die dann zeitweise wie eine etablierte Form (d.h. täglich wiederholt) geübt werden.


Es gibt zwei Palmchanges und acht Tierformen. Das Wort Form bezieht sich hier auf das Gehen im Kreis und die Wendungen. Es sind keine Formen im Sinne einer Taijiquan Form.Man kann wohl davon ausgehen, dass sich die Sache mit den "Formen" auf den chin. Begriff "xing" (wie in "Xingyiquan") bezieht, und nicht auf "taolu" (was z.B. eine Taiji-oder Shaolin-Form wäre). Gemeint ist also, sich zu bewegen in der Art="Form" des Tieres. Man versucht also, die Eigenschaften des Tieres zu imitieren oder zu nutzen, außerdem kann man auf die bekannten und kulturell etablierten Methoden der Tierimitation zurückgreifen, die ja in China seit hinderten oder tausenden von Jahren bekannt und verbreitet sind.


Das Bagua der Sun Familie ist sehr einfach aufgebaut
Der Ausgangspunkt, d.h. das Kreislaufen und die paar Armhaltungen und die grundlegende Idee der Tierimitationen ist "einfach". Durch die möglichen Varianten kann die Sache extrem komplex werden, was Sun Lutang wusste und wohl auch in seinem Buch beschrieben hat. Es ist ein Fehler, die Sache auf den simplen Ausgangspunkt zu reduzieren. Der eigentliche Inhalt liegt dort begraben, wie man sich von dem Ausgangspunkt wegbewegt, aber diese Ausgangspunkte immer wieder als Angelpunkte nutzt, für die ganzen möglichen Variationen.

Alpensahne
13-01-2009, 19:09
mal ganz nebenbei:

Sun Taiji Familienstil in Deutschland nach Sun Jian Yn (http://www.sunstil-deutschland.de/)

"GZA"
13-01-2009, 20:11
Das ist ja direkt bei mir um die Ecke.
Lohnt es sich da vorbei zu schauen ??