Was ist Kakie...? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Wingman
08-06-2003, 13:41
Was ist Kakie? Hat sicherlich nichts mit Fäkalien zu tun, aber ich habs noch nie gehört (zumindest nicht im Shotokan). :D :D :D
Nein im ernst. Ist das etwas neueres?

Chris
08-06-2003, 14:25
Sind Kaki(e?) nicht die klebenden Hände ähnlich oder gleich, wie sie in den chinesischen KK´s vorkommen.

Greets

Chrisu

Wingman
08-06-2003, 14:51
Hieß das mit den klebrigen Händen nicht "Chin Sau" und kommt aus dem Wing Chun?

JuMiBa
08-06-2003, 15:00
Kakie - die Technik der klebenden Hände
Kakie ist die Bezeichnung für die okinawanischen Techniken der "klebenden Hand", die ursprünglich im Quanfa geübt und danach hauptsächlich aus dem Baihequan auch in die okinawanischen Richtungen des Karate übernommen wurden. Im Chinesischen nennt man sie Tuishou oder kantonesisch Chisao. Sie bilden den hauptsächlichen Nahkampf des Quanfa.

Alle shaolinischen, außershaolinischen und okinawanischen Stile haben gut fundierte Kakie-Systeme. Sie sind die Grundlage aller Hebel, Würfe, Greiftechniken und Zwingen im Karate. Meist werden sie als Kata mit einem Partner geübt und führen das Ende der Routinebewegung in der freien Improvisation in eine Selbstverteidigungstechnik. Wenn man die Formen von Kakie beherrscht, geht man zu verschiedenen Zieh-, Stoß- und Wurftechniken über. Man kann aus allen Winkeln stoßen, ziehen oder werfen. Die Kakie beinhalten ein komplettes Konzept für den Nahkampf mit vielen variantenreichen Techniken. In den Kata des Karate werden die Nahkampfkonzepte oft symbolisch als Kakiwake uke dargestellt.

Kakiwake uke bezeichnet zunächst ein beidhändiges Auseinanderdrücken eines gegnerischen Greif- oder Umklammerungsangriffs. Doch diese Interpretation ist Teil des elementaren Bunkai in einer Kata. Keilabwehrtechniken in den Kata symbolisieren im komplexen Bunkai den Eintritt in die Techniken der nahen Distanz.

Das Grundprinzip dieser Techniken besteht darin, einen weichen Kontakt zu den Angriffsarmen des Gegners herzustellen und dadurch seine Absichten zu spüren. Die eigenen Hände werden zu Antennen und passen sich den Bewegungen des Gegners perfekt an. Anfangs in Standardbewegungen (Kakie kata), später in freien Bewegungen (Jiyu kakie) "kleben" die eigenen Hände buchstäblich an den Armen des Gegners und verhindern dadurch jede seiner Angriffsabsichten. In vielen Systemen bilden die Kakie die Grundlage des gesamten Stils (z.B. im Wing chun).

Das Folgesystem aus den Kakie ist sehr komplex und umfangreich. Es werden Befreiungen gegen Haltegriffe (Kumi) des Gegners einstudiert, Schlagtechniken (Atemi) auf kurze Distanz werden abgeleitet, Greif- und Drucktechniken (Tuite) werden angewendet, Gelenkhebel (Kansetsu), Vitalpunktstimulationen (Kyushojutsu) und vieles mehr, was die Inhalte der Komplexen Kata-Bunkai ausmacht, gehen daraus hervor. Die Kakie sind das Grundlagensystem der Nahdistanz in den Kampfkünsten, ohne dessen Beherrschung jedes Bunkai an der Oberfläche bleibt.

In manchen okinawanischen Schulen werden die Kakie zusätzlich als Abhärtungs- und Kräftigungstraining gebraucht. Diese Systeme sind sehr beliebt und bilden eine ausgezeichnete Übung zur Beherrschung der nahen Distanz. Auch werden oft, ausgehend von den Kakie, einzelne Passagen der Kataanwendung in hohen Wiederholungsraten (Renzoku waza) durchgeführt. Diese Übungsfolgen dienen der Routine bestimmter Einzelanwendungen aus den Kata

Quelle: www.karate-dojo-speyer.de

Sebastian
08-06-2003, 15:40
habe den "Was ist Kakie?" Teil mal von meinem Thread abgespalten ;)

weudl
08-06-2003, 18:40
@JuMiBa


Alle shaolinischen, außershaolinischen und okinawanischen Stile haben gut fundierte Kakie-Systeme.

Was bedeutet 'shaolinsisch und außershaolinisch'? Somit würde es ja überhaupt keine Stile ohne Kakie geben (das hätte man wohl auch einfacher ausdrücken können...).

Mit Sicherheit weiß ich die Existenz von Kakie auf Okinawa jedenfalls nur von den Goju Stilen. Bei anderen Stilen habe ich Kakie jedenfalls noch nie gesehen (was nicht heißen soll, dass es dort nicht auch existieren kann...). Wohl gibt es in den meisten Stilen aber Kote Kitei Übungen, die bisweilen gewisse Ähnlichkeiten mit Kakie aufweisen, meiner Meinung nach aber doch mit anderen Hintergedanken praktiziert werden.

Ich will gar nicht bestreiten, dass Kakie eine wichtige Bereicherung für alle Stile ist (schließlich praktiziere ich es selber auch) und durchaus auch in den meisten chinesischen Stilen enthalten sein dürfte. Ob aber alle Karatestile Kakie enthalten haben, halte ich doch für zumindest diskussionswürdig.

Von der Existenz des Kakiwake Uke (anstatt dessen in manchen Stilen aber auch Uchi Uke ausgeführt wird) auf die Existenz von Kakie zu schließen, halte ich jedenfalls nicht für zwingend, da diese Interpretation eben nur eine von vielen möglichen Deutung ist.

JuMiBa
08-06-2003, 19:05
@Weudl

hallihallo... das sind nicht meine Worte... siehst Du, daß ich unter den Text eine Quellenangabe verlinkt habe??? ;)

Gruß Micha

weudl
08-06-2003, 19:50
@JuMiBa

:) Natürlich habe ich den Quellenverweis gesehen. Aber deswegen werden wir diese Aussagen doch auch diskutieren dürfen, oder nicht? ;)
Meine Aussagen waren daher auch nicht als Kritik an Deiner Person gedacht sondern galten lediglich den Aussagen an sich.

JuMiBa
09-06-2003, 06:20
@weudl

Ja natürlich darf man darüber diskutieren. ;)
Mich hatte bloß das "@JuMiBa" etwas verunsichert ! http://www.my-smileys.de/eek_2.gif

Übrigens, da Du Kakie-Praktizierender bist empfehle ich Dir auch noch folgenden Thread: http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?s=&threadid=8939

Gruß Micha