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Vollständige Version anzeigen : Karate: Entwicklung von eine Kampfkunst zu einem Kampfsport



Oli4
05-02-2009, 19:03
Hallo,
zu dem genannten Thema muss ich bzw. will ich im Abi eine Präsentationsprüfung ablegen, konnte aber im Internet nicht wirklich brauchbare Artikel finden...
Unsere Fragestellung lautet wiefolgt:
Weshalb hat sich karate von einer Kampfkunst zu einem Kampfsport entwickelt?
(mag sein, dass man das nicht so allgemein sagen kann,vllt. ist es ja auch garnicht so, aber wir haben das einfach mal so behauptet und müssen jetzt recherchieren - falls wir darauf stoßen, dass es nicht so ist, ist das auch kein problem meinte unser lehrer)
Jedenfalls denke ich schon, dass da heutzutage eher ein Trend zum Kampfsport(Wettkämpfe..) ist und alte Traditionen oder die alte Philosophie des karates vernachlässigt wird und die meißten nur darauf aus sind höhere Graduierungen zu bekommen oder für Wettkämpfe zu trainieren.

was haltet ihr davon? welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
danke schon mal im vorraus für eure Beiträge

Dr. Fighter
05-02-2009, 19:25
Ich würde eher sagen, die Kampfkunst wurde um ein sportliches Element bereichert. In den meisten Karatevereinen wird ja immernoch Kata und Kihon trainiert.

Auf jeden Fall würde ich mich auch mit der Verbreitung des Karates befassen. Vermutlich ist das moderne Sportkarate eher eine westliche Erfindung.

caligo
05-02-2009, 20:28
Einen wunderschönen guten Morgen :D


Oli4 nur als persönlichen Tipp: Seit vorsichtig mit der Philisophie und den Gürteln. Guckt mindestens mal ins 18/Anfang 19. Jahrhundert zurück und nicht nach dem angeblich traditionellen Karate von 1950.
Evtl. kann man die Frage erweitern: Weshalb hat sich Karate von KAMPFkunst zu KampfSPORT und "Philosophieintegrierten" KampfKUNST gewandelt?

Dann würd ich mir weiter die Frage stellen: Warum tritt die Philosophie, Traditionspflege und das Graduierungssystem in den Vordergrund, während der Kampf selbst in den Hintergrund tritt? (Das mein ich ganz wertneutral und nicht negativ! Ist auch nicht überall so, aber oft...)

Und als dritter Punkt: Ist die Konzentration auf Tradition und Philosophie im Karate sowie auf den sportlichen Aspekt evtl. durch die Abkehr von den "alten" Moral- und Wertvorstellungen (christlicher Glaube etc.) der Europäer sowie der allgemeinen "höher, schneller, weiter" Mentalität hervorgerufen?
(Auch das meine ich wieder ganz wertneutral)

Außerdem könnte man sich noch fragen, ob die Europäer die Traditionen wichtiger nehmen als die Japaner und die Leute auf Okinawa selbst?

Gruss

caliga

hashime
06-02-2009, 07:10
Einen wunderschönen guten Morgen :D

Dann würd ich mir weiter die Frage stellen: Warum tritt die Philosophie, Traditionspflege und das Graduierungssystem in den Vordergrund, während der Kampf selbst in den Hintergrund tritt? (Das mein ich ganz wertneutral und nicht negativ! Ist auch nicht überall so, aber oft...)

Und als dritter Punkt: Ist die Konzentration auf Tradition und Philosophie im Karate sowie auf den sportlichen Aspekt evtl. durch die Abkehr von den "alten" Moral- und Wertvorstellungen (christlicher Glaube etc.) der Europäer sowie der allgemeinen "höher, schneller, weiter" Mentalität hervorgerufen?
(Auch das meine ich wieder ganz wertneutral)

caliga

Also ersteres würd ich eher umgekehrt sehen, die Traditionspflege tritt in den Hintergrund....und macht einem wettkampforientieren System Platz.....früher gab es ja auch keine Farbgurte z. B.

Zweiteres kann man so auch nicht wirklich stehen lassen....Mas Oyama war Asiate, Koreaner und hat Kyokushin Karate entwickelt, das eindeutig weg von den traditionellen Wurzeln hin zum Vollkontakt-Wettkampf geht....da hatten keine Europäer ihre Hände mit im Spiel vorerst...

Überhaupt sollte sich der TE mal fragen, um welches Karate es ihm überhaupt geht.....Shotokan, Goju Ryu, Kyokushin, sonstige Ableger??? Da liegen teilweise Welten dazwischen und es gibt nicht "das Karate"

Liebe Grüße
Hashime

FireFlea
06-02-2009, 08:25
Ich würde das nicht so sehr auf Westler/Europäer beziehen. Ich denke man kann den Beginn der weltweiten Verbreitung von Karate als Sport im großen Stil auf die Bemühungen der JKA (Nakayama&Co.) zurückführen.

Kellerstahl
06-02-2009, 09:42
Schau dir mal dieses E-Book von Michael Rosenbaum an, ich denke da werden viele Fragen beantwortet. Ist auch quellenmäßig ganz gut belegt.

Comprehensive_Karate_Michael_Rosenbaum (http://www.iainabernethy.com/Comprehensive_Karate_Michael_Rosenbaum.asp)

Viel Erfolg beim Abi damit. :)

Royce Gracie 2
06-02-2009, 11:25
Hallo,
zu dem genannten Thema muss ich bzw. will ich im Abi eine Präsentationsprüfung ablegen, konnte aber im Internet nicht wirklich brauchbare Artikel finden...
Unsere Fragestellung lautet wiefolgt:
Weshalb hat sich karate von einer Kampfkunst zu einem Kampfsport entwickelt?
(mag sein, dass man das nicht so allgemein sagen kann,vllt. ist es ja auch garnicht so, aber wir haben das einfach mal so behauptet und müssen jetzt recherchieren - falls wir darauf stoßen, dass es nicht so ist, ist das auch kein problem meinte unser lehrer)
Jedenfalls denke ich schon, dass da heutzutage eher ein Trend zum Kampfsport(Wettkämpfe..) ist und alte Traditionen oder die alte Philosophie des karates vernachlässigt wird und die meißten nur darauf aus sind höhere Graduierungen zu bekommen oder für Wettkämpfe zu trainieren.

was haltet ihr davon? welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
danke schon mal im vorraus für eure Beiträge

Ich bin mir bewusst , das die Anforderungen an wissenschaftliche Standarts im ABi noch nicht sehr hoch sind :D
Trotzdem , solltest du das natürlich schon ein bischen ausdifferenzieren , genau definieren was ihr untersucht und warum.
Dabei auch gute Quellen angeben und benutzen.

1.) Welches Karate meintst du ( gibt 100 Stiele)?
2.) Hat es sich wirklich zu einem Kampfsport entwickelt ?
3.) Was genau sind die alten Philosophien und Traditionen ?
Meinst du da etwa die Tradition des Funakoshi Shotokan vor gerademal 70 Jahren

Obelix1977
08-02-2009, 11:50
Servus,

im deutschsprachigen Bereich würde ich auf "Wittwer, Henning", "Shotokan" zurück greifen. Der Autor befasst sich intensiv mit der historischen Entwicklung des Karate (insbesondere des Shôtôkan-ryû Karate).

Karate, insbesondere das Shôtôkan-ryû Karate sollte historisch zum Einen vor der Einführung in Japan betrachtet werden.

Unter welchen Aspekten wurde Karate in Okinawa betrieben, welche Einflüsse auf das Karate gab es?

Erste Entwicklungen in Richtung "Körperertüchtigung" lassen sich bereits in Okinawa unter Itosu (oder war es Azato?) finden, der den Auftrag von seitens der Regierung Okinawas bekam, ein Möglichkeit zu entwickeln um Karate als "Körperertüchtigung" (nicht Sport) an Schulen zu unterrichten.

Dann die Einführung von Karate von Funakoshi in Japan sowie der Entwicklung des Einzelunterrichts hin zum Gruppenunterricht. Dabei war bei den jungen Japanern der Wunsch ausgeprägt sich "vergleichen" zu können, so wie es bereits im Judô (Kano, Jigoro) gemacht wurde.

Entwicklung von Wettkampfmodi erfolgte von Nakayama aber auch Nishiyama(!) und der später resultierenden Gründung der JKA. Die Versportlichung der Kampfkunst Karate nahm hier wesentliche Züge auf, da erstmalig Reglements entwickelt wurden, die "Vergleichskämpfe" möglich machten.

Meiner Meinung nach führen Reglements zu einer Einschränkung des Karate, da auf weniger (regelkomforme und ungefährlichere) Techniken zurück gegriffen wird um so die Gefahr(en) von Verletzung(en) zu vermeiden.

Aufgrund der hierarichen und zentralen Strukturen sowie anderen kulturellen Bedingungen nutzte die JKA Ihre Möglichkeiten, um Karate entsprechend in die Welt zu tragen.

In der westlichen Welt wurde aus dem ursprünglichen "Ikken Hitatsu"-Gedanken schnell eine Mode des "schneller, höher, weiter"-Symbolik, die sich u.a. in unterschiedlichen Wettkampfreglements ausprägt (s. Shobu-Ippon-Systeme oder auch Shobu-Sanbon-Kämpfe).

Das heute vermeintliche betreiben eines Karate-Dô, welches auch häufig fälschlicherweise mit Kampfkunst gleichgesetzt wird, hat nichts mit dem Karate zu tun, was in Naha, Shuri oder Tomari gelehrt wurde (provokante Aussage meinerseits).

Die innere Form des Karate ist heute mehr und mehr der äußeren Form (s. auch Wettkampfkata) gewichen, die teilweise von den eigentlichen Zielsetzung der Verteidigung mehr als abweichen. Heute zählt mehr Eleganz statt Effizienz.

Gruß