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Vollständige Version anzeigen : Ausrüstung: Fechten mit dem Rapier?



nito
09-02-2009, 15:43
Hallo,

Ich möchte mir ein Rapier zulegen; habe mich auch schon ein wenig umgesehen, aber ich blicke leider noch nicht wirklich durch, was es hier alles gibt: Historisches Fechten, Schaukampf, Stagefight, Replikas etc. ist alles sehr verwirrend.

Ich bin totaler Anfänger im Schwertfechten und möchte ein Rapier, dass

1. Gut und realistisch aussieht (also Stahl)

2. Mit dem man Sparring machen kann. Sparring heißt für mich freier Kampf mit Schutzausrüstung (Fechtmaske, Handschuhe, Tiefschutz, etc.) und dem Ziel den Gegner auch wirklich zu treffen. Ich möchte hier einfach mal ein paar Sachen probieren und habe erstmal keinen Anspruch, den anderen historisch korrekt aufzuspießen. :)

Habe mir jetzt div. Internet-Seiten angesehen (Del Tin, Darkwood, Hanwei, ...):

Sind die angebotenen Rapiere dafür geeignet ernsthaft zu fechten (also nicht choreografiert)?
Sind die irgendwie biegsam, um Verletzungen beim Stoß zu vermeiden?
Zersplittern die Kanten dieser Waffen nicht wenn mit voller Wucht Klinge auf Klinge trifft?

Ich bin für jeden Hinweise dankbar. (Auch wenn es heißt, dass ich mir das aus dem Kopf schlagen soll :))

lg,
nito

gast
09-02-2009, 15:53
Warum gehst du nicht wo hin wo man dir erklärt wie man mit den Dingern umgeht?

Jörg B.
09-02-2009, 16:29
Die Frage ist, wieviel Geld Du ausgeben kannst oder willst. Ein gutes Übungsrapier kostet schon ein paar Hundert Euro, Quellen hierfür wären z.B. Darkwood Armory oder Arms&Armor, beide in den Staaten.
Die 'Practical'-Serie von CAS Iberia/ Hanwei ist zwar günstig (siehe z.B. Swords&More), es gibt aber gelegentlich Probleme mit der Qualität.

Egal welche Du nimmst, das Allererste, was Du Dir kaufen solltest, ist eine gute, stabile Fechtmaske. Ohne Fechtmaske kein Partnertraining.

Es wurde schon gesagt, daß Du Dir am besten eine Gruppe in Deiner Nähe suchst. Und das stimmt. Wenn Du allein trainieren musst, brauchst Du neben der 'Hardware' noch einiges mehr an Material, bei Bedarf kann ich Dir sagen was.

Und dann steht noch die Frage im Raum, ob Du schon Erfahrungen in Sachen europäisches Fechten gemacht hast, oder nicht. Falls nicht, würde ich Dich nämlich zuallererst mal dort hin schicken.


Hallo,

Ich möchte mir ein Rapier zulegen; habe mich auch schon ein wenig umgesehen, aber ich blicke leider noch nicht wirklich durch, was es hier alles gibt: Historisches Fechten, Schaukampf, Stagefight, Replikas etc. ist alles sehr verwirrend.

Ich bin totaler Anfänger im Schwertfechten und möchte ein Rapier, dass

1. Gut und realistisch aussieht (also Stahl)

2. Mit dem man Sparring machen kann. Sparring heißt für mich freier Kampf mit Schutzausrüstung (Fechtmaske, Handschuhe, Tiefschutz, etc.) und dem Ziel den Gegner auch wirklich zu treffen. Ich möchte hier einfach mal ein paar Sachen probieren und habe erstmal keinen Anspruch, den anderen historisch korrekt aufzuspießen. :)

Habe mir jetzt div. Internet-Seiten angesehen (Del Tin, Darkwood, Hanwei, ...):

Sind die angebotenen Rapiere dafür geeignet ernsthaft zu fechten (also nicht choreografiert)?
Sind die irgendwie biegsam, um Verletzungen beim Stoß zu vermeiden?
Zersplittern die Kanten dieser Waffen nicht wenn mit voller Wucht Klinge auf Klinge trifft?

Ich bin für jeden Hinweise dankbar. (Auch wenn es heißt, dass ich mir das aus dem Kopf schlagen soll :))

lg,
nito

Klaus
09-02-2009, 17:30
WAS für ein Rapier ? Da gibt es durchaus arg unterschiedliche Varianten mit verschiedenen Griffen, Körben, Gewichten.

Tatsächlich gibt es auch in Deutschland Waffenschmiede, die verkaufen sowas sogar, so viele haben die davon. Einer zum Beispiel in Wermelskirchen, der ehemals letzte Inhaber des entsprechenden Prädikats der Solinger Waffenschmiedetradition (durch den Verjagetrick erloschen, darum kann man jetzt jeden Dreck aus Indien oder China als "Solinger Klinge" verkaufen, praktisch für die Leute die in China fertigen lassen).

Als Einzelanfertigung liegt sowas um die 400 Euro (aus Monostahl), dafür kannst Du genau sagen was Du haben willst. Richtig aufwendige Körbe kosten natürlich mehr, sofern man da keine aus China organisieren kann.

Wenn das einer herstellt der weiss was er tut und der ordentliche Rohstähle nimmt zersplittert da auch nichts. Für den Kram der Internetverkäufer kann man die Hand aber nicht ins Feuer legen, ALLE Billighersteller lassen in China fertigen. Wenn ein Schwert 120 Euro kostet wurde das in Billigarbeit in Südostasien gemacht, meistens in China. So ein Schwert kostet dann 10 Euro im Einkauf.

nito
12-02-2009, 13:03
Hallo Jörg,

Danke für deine Antwort. Hat mir schon ein wenig weitergeholfen.

Wenn ich mir z.B. die CAS Iberia Rapiere ansehe gibt's dort:
1. Rapiere wo man eine scharfe (Deko?) Klinge mit einer "Practical Blade" austauschen kann
2. Rapiere die mit einer "Schläger" Klinge oder wahlweise mit einer "double-wide Epee/musketeer" Klinge ausgerüstet werden

Was ist da der Unterschied?
Nach meinem Verständnis ist die "Practical Blade" steifer und schwerer als die anderen Klingen die wohl mehr aus dem Sportfechten kommen, oder?!

Die Practical Blade würde daher wohl eher einem Rapier ähnlich sein im Handling?!

Freue mich über jeden Hinweis,
lg nito

PS: Gibt's jemanden der in Wien mit dem Rapier trainiert - auch Sparring?

Jörg B.
12-02-2009, 13:11
Die Schlägerklinge ist genau das, die Klinge eines Mensurschlägers. Manche Hersteller verbauen Paukklingen, manche ungeschliffene Mensurklingen. Optimal sind beide nicht.
Double-wide epee ist genau das, was der Name sagt, eine extrabreite und manchmal auch etwas längere (moderne) Degenklinge. Ebenfalls nicht optimal.

Die Practical Series ist wie bereits gesagt auch nicht das Gelbe vom Ei, aber sie kosten nicht allzuviel.

Zum Thema Trainingsmöglichkeiten in Wien, guckstu hier (http://www.klingenspiel.at/), da wird Rapier gefochten.

gast
12-02-2009, 13:15
PS: Gibt's jemanden der in Wien mit dem Rapier trainiert - auch Sparring?

Fechtschule_Klingenspiel (http://www.klingenspiel.at/)

Huch, da war der Jörg schneller...

El Loco
14-02-2009, 14:56
Tolle Seite! Da würde ich "nix wie hin!" sagen wenn es sowas bei mir in der Nähe geben würde! Und vor Sparring kommt aber definitiv viel Techniktraining würd ich sagen :-)

Jörg B.
15-02-2009, 13:49
Auf jeden Fall!

Unbedingt lesenswert, sofern das manchmal doch etwas fachspezifische Englisch kein Problem ist, sind auch die Artikel auf der Homepage des Order of the Seven Hearts (http://www.salvatorfabris.com/).

nito
17-02-2009, 12:47
Danke Jörg und alle anderen für die Infos!

lg
nito

Insid
18-02-2009, 12:01
Vieles wurde ja schon gesagt, aber zwei Ratschläge noch:


Was Del Tin produziert gehört zum besten was du für Geld kaufen kannst, dementsprechend sind auch seine Preise (500 Euro startpreis ohne Versand), aber die Qualität stimmt.
Über Hanwei kann ich nichts sagen, Darkwood fertigt aber mittlerweile eigene Klingen die ich auch nicht kenne, ihren guten Ruf für Rapiere haben sie aber durch die Verwendung von Del Tin Klingen gesammelt.

Ganz allgemein sei dir gewünscht erstmal eine Gruppe zum Training zu finden und dort genügend Zeit zu verbringen um dir SICHER zu sein dass du das viele Geld wirklich ausgeben willst. Um das mal kurz vorzurechnen

Fechtmaske, 1600N --> ~120 Euro
Gambeson/Doublet --> ~ 80-100 Euro (günstige stangenware, tuts aber)
Handschuhe --> 5-50 Euro (Mein tip sind Rosenzüchterhandschuhe 25 Euro)
Halssschutz --> 20-80 Euro (Stoff --> Metall + Leder)
Tiefschutz --> 10 Euro
Gelenkschoner --> 20 Euro (nicht unbedingt notwendig)

Gehen wir mal davon aus dass du preiswert einkaufst sind wir also bei ca 260 Euro für Schutzequiptment. Dazu kommt dann dein Wunsch nach einem "guten" Rapier.

Wenn du einfach nur spielen willst dann kannst du natürlich eh ausgeben was du willst, aber ob das Geld "für ein Laune" gut investiert ist, ist ne andere Frage (zum ausprobieren reicht auch ein langes, dünnes kupferohr mit gewicht unten dran :D )

Gruß

Jörg B.
18-02-2009, 12:23
Die Darkwoodklingen aus Eigenproduktion habe ich schon in der Hand gehabt, die Dinger sind über jeden Zweifel erhaben.

Insid
18-02-2009, 13:13
Gut zu hören :)

Wie sieht es bei den DA Klingen mit dem Unterschied zwischen Bated Rapier und Practice Rapier aus, vor allem in puncto (übermäßiger und wenig authentischer) Biegsamkeit aus.
Was mich an deren Seite stört ist, dass die Klingen (wie meistens) mal überhaupt nicht beschrieben werden, nichtmal unter der Kategorie "Blade Information". Insofern wäre ich über infos dankbar wenn du welche für mich hast :)

Gruß

Schwerthase
18-02-2009, 15:23
Klingenspiel ist eine ausgezeichnete Fechtergruppe und sicherlich die Adresse für Rapierfechten in Wien. Ich schau ab und zu zum Sparring vorbei, sind sehr viele gute Fechter dort. Sie machen auch jeden ersten Sonntag im Monat eine Vorführung im HGM. Wer es sich also mal anschaun will, sollte dort vorbeischaun...

Zum Thema Rapier: Kann von Hanwei wirklich nur abraten. Beim Dreynevent vor 2 Wochen sind einige Hanweiklingen wieder mal abgebrochen. Was beim letztjährigen Schwertturnier vom Colin auch passiert ist.

Klaus
18-02-2009, 15:36
Ich werfe mal in den Raum dass es überhaupt kein Problem ist, für 400 Euro ein Übungsrapier mit nach allen Regeln der Kunst geschmiedeter Sicherheitsklinge zu bekommen. Das Problem bei "unserem" Schmied ist, dass der Mann Schmied ist, und kein Historiker. Die korrekte Ausführung des Griffs und des Korbs muss von jemandem kommen der sich damit auskennt, die Teile kommen bei den Militärsäbeln für die er die Klingen macht halt von anderen Leuten. Die "perfekte" Klinge (Länge, Gewicht, Material, Härte, exakte Formung) können wir schlicht zusammen ausbaldowern, die Körbe müsste ich aus China besorgen wenn das billig werden soll. Dafür bräuchte ich nur eine gewisse Stückzahl, sonst macht das keiner gerne. Aber ich denke für 50 Euro plus Versand bekommt man ohne Probleme auch den besten Korb für in China hergestellte Repliken einzeln, und damit ist man preislich im Rahmen. Eventuell kann man die Griffe vom US-Marine-Corps-Säbel nehmen wenn der Mann der sie herstellt die zu einem guten Preis rausrückt.

Das ist alles nur eine Frage der Organisation. Bei genügender Nachfrage bekommt man sicher auch einen guten Preis für einfache Übungsversionen, wenn man die Teile (Griff, Scheide) preiswert genug bekommt. Das ist nämlich das Teuerste an dem ganzen weil man es zukaufen muss, die eigene Arbeit bewerten können der Schmied und die Schleifer halt selbst. Weil ich die Teile inzwischen günstig bekommen kann in einer Ausführung kann ich ein Jian in der einfachsten Version vermutlich auch für um die 330 Euro anbieten, für freifechtfähige Säbel oder Rapiers wird das knapp und wäre vermutlich eine Frage der Stückzahl. Die Militärsäbel werden in Batches von 600 Stück gefertigt, mal zum Vergleich. Da ist der Mann halt von morgens bis abends ein paar Wochen durchgängig am schmieden und arbeiten. Wenn man immer nur einen Säbel macht und den zu den Schleifern fährt, die den bearbeiten, dann wieder zurück, wird das halt etwas teurer.

Wenn wir das organisiert bekommen, würde ich gerne meinen Schmied, der nunmal tatsächlich der letzte Solinger Waffenschmied war und das auch gelernt hat, quasi zum Haus- und Hofanbieter für alle derartigen Klingen machen. Wir müssen das nur selbst anschieben weil halt nicht jeder der geborene Marketingfachmann ist. Mit dem Mann kann man auch über alle Qualitätsprobleme reden, wenn da mal eine Fuhre misslingt wird die halt nochmal gemacht, fertig. Es muss nur sichergestellt sein dass nicht irgendwelche Witzbolde die Klingen mit dem Schraubstock zerstören um das hinterher zu reklamieren und im Internet hausieren "där Betrüga!", weil das so witzig ist.