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Vollständige Version anzeigen : Kampfsport Dojo - WEG zum DO ?



soto-deshi
10-02-2009, 13:56
Hallo,
finde ich in einem Kampfsport Dojo, neben dem Training auch Hinweise zum Do?
Sicher nicht in einem Verein, der seine Schüler nur für den sportlichen Wettkampf vorbereitet.
Findet Ihr es wichtig, dass in einem Dojo auch die Etikette, die geistigen Hintergründe, ZEN, usw. angesprochen werden?
Muss alles nicht einen klaren Unterrichtsablauf haben?
Der Sensei mehr als nur der " Trainer " sein?
Die Frage beantwortet werden, dass immer der Geist über Sieg oder Niederlage entscheidet.
" Wenn du meditieren lernst, dann gibt es kein du, kein ZEN und keine Meditation" ( Tausend Wege zum Zen) David Baird.
Jetzt bin ich auf Euere Antworten gespannt. soto-deshi

Michael1
10-02-2009, 14:12
Finde an der Stelle den Hinweis immer angebracht das man eine Tätigkeit beginnt und daraus (unter Umständen) ein Weg wird, nicht umgekehrt.

Man fängt mit xy an und vielleicht wirkt sich dies irgendwann auf das gesamte Verhalten, die Einstellung und die Persönlichkeit (positiv) aus. Das ganze anders herum aufzuziehen - also mit der Vorstellung "Persönlichkeitsentwicklung" zu beginnen - passt da imho nur bedingt, auch weil es anders funktioniert.

Deshalb ist für mich auch nicht automatisch klar das ein Wettkampforientiertes Dojo kein Ort der Weglehre sein kann. Fleiß, Disziplin, Einhalten von Regeln, Umgang mit eigenen Stärken und Schwächen, mit Sieg und Niederlage, ... alles Dinge die auch für die Persönlichkeitsentwicklung relevant sein können.

LoneWolf
10-02-2009, 15:54
finde ich in einem Kampfsport Dojo, neben dem Training auch Hinweise zum Do?
Sicher nicht in einem Verein, der seine Schüler nur für den sportlichen Wettkampf vorbereitet.

Sehe das ganze realistisch! Für die meisten ist die Beschäftigung mit einer KK nichts anderes als eine Tätigkeit die in der Freizeit stattfindet. Was glaubst Du wie viele Mitglieder in einem Verein daran interessiert sind zu meditieren? Wenn das ein Karate- Verein ist dann wollen die Leute Kampfsport machen!


Findet Ihr es wichtig, dass in einem Dojo auch die Etikette, die geistigen Hintergründe, ZEN, usw. angesprochen werden?

In einem Dojo… Das ist wohl meisten eine Turnhalle denn kaum ein verein kann sich eine eigene Lokalität leisten welches den Namen Dojo verdient hätte.


Der Sensei mehr als nur der " Trainer " sein?

Welcher Sensei? Meinst Du den, der in seiner Freizeit Sport macht? Das ist nichts anderes als ein Fußballtrainer den man in der Regel auch mit Du anspricht. Ich persönlich habe einen solchen Sensei noch nicht getroffen. Das was ich gesehen habe waren ganz normale Menschen die sich in ihrer Freizeit sportlich betätigen. ZEN, Meditation oder Philosophie- Fehlanzeige!

Das geht auch gar nicht wenn man sich 2 oder 3 x die Woche in einer Turnhalle trifft! Die Zeit ist zu knapp und jene die sich wirklich für die Tiefgehenden Elemente der Kampfkunst interessieren kannste kaum finden und wenn der Trainer damit anfängt die kostbare Zeit der Meditation zu opfern dann wird er bald alleine in seiner Turnhalle stehen. ;)

Ich glaube man muss sich eben selbst kümmern. Bücher lesen, selbst Meditieren oder vielleicht nebenbei eine innere Kampfkunst ausüben und dort hoffen das zu finden wonach man sucht!

Oder man sucht sich direkt eine Gruppe die ZEN praktiziert.

Ich glaube das ganze in einem Paket zu bekommen so wie Du es vielleicht gerne möchtest scheint schwierig zu sein. Macht man eine KK dann muss man sich auch erst mal auf deren rein Technischen Aspekte konzentrieren. Nebenbei kann man immer noch für sich meditieren aber die Technik steht da erst mal im Vordergrund und erst wenn Du die gemeistert hast dann kannst Du auch das geistige nach und nach mit einfließen lassen.

Ich finde das ist dann schon ein hartes Stück Arbeit für einen Normalo der nebenbei auch noch andere Verpflichtungen in seinem Alltag zu meistern hat! ;)

Sportler
10-02-2009, 16:12
Hallo,
finde ich in einem Kampfsport Dojo, neben dem Training auch Hinweise zum Do?
Sicher nicht in einem Verein, der seine Schüler nur für den sportlichen Wettkampf vorbereitet.
Findet Ihr es wichtig, dass in einem Dojo auch die Etikette, die geistigen Hintergründe, ZEN, usw. angesprochen werden?
Muss alles nicht einen klaren Unterrichtsablauf haben?
Der Sensei mehr als nur der " Trainer " sein?
Die Frage beantwortet werden, dass immer der Geist über Sieg oder Niederlage entscheidet.
" Wenn du meditieren lernst, dann gibt es kein du, kein ZEN und keine Meditation" ( Tausend Wege zum Zen) David Baird.
Jetzt bin ich auf Euere Antworten gespannt. soto-deshi

Fändest du es richtig, wenn der "Sensei" euch seine Weisheiten über das Christentum/Judentum, den Islam oder Politik aufdrängt? Wer sich dafür interessiert kann ja fragen, weil sich der Trainer evtl. mit Zen beschäftigt. Aber warum sollte das Platz im Training finden?
Die Verbindung von Karate und Zen ist imho so ähnlich wie "schreiben" und "christliche Klöster". Die Umstände waren im Mittelalter so, dass man eben hauptsächlich im Kloster schreiben gelernt hat - und dort waren es christliche Texte. Das heißt aber nicht, dass beides irgendwie zusammengehört oder "richtiges Schreiben" immer christlich angehaucht sein muss. Nicht jeder Japaner ist Buddhist - im Gegenteil, die interessieren sich ziemlich für uns Europäer. Warum sollte sich also jeder Karateka mit Zen-Buddhismus befassen?

Heros
10-02-2009, 17:28
Warum sollte sich also jeder Karateka mit Zen-Buddhismus befassen?

Naja zumindest Meditation, Katas und Atemübungen sind nunmal Aspekte des Karate, oder anderer fern-östlicher Künste. Vieles leitet sich vom Zen-Buddhismus ab...

Die Entwicklung des Geistes und die Wichtigkeit wird ja immer wieder betont.
Vondaher kann man auch net sagen Karate ist wie westliches Boxen.

LoneWolf
10-02-2009, 18:27
Die Entwicklung des Geistes und die Wichtigkeit wird ja immer wieder betont.
Vondaher kann man auch net sagen Karate ist wie westliches Boxen.

Nun, es ist schon unweigerlich so, dass die körperliche Technik ihre Grenzen hat und es ist sicherlich richtig, dass gewisse Atemübungen etc. die Technik erst perfekt machen. Andererseits stößt man mit solchen Meditationsübungen auch Tore auf die eigentlich nichts mehr mit dem Aspekt des Kämpfens zu tun haben.

Ich glaube man sollte nicht vergessen, dass es bei vielen Meditationspraktiken schon um eine Religiöse Erfahrung geht die das gesamte Weltbild auf den Kopf stellen können. Denn funktionieren tun sie wenn man es richtig macht und dabei wollte der Sohn oder die Tochter doch nur Karate lernen und stellt sich nun die Frage was da gerade mit seinem Geist passiert! *g*

Ich finde diesen Ansatz hier von sportler schon nicht schlecht:


Fändest du es richtig, wenn der "Sensei" euch seine Weisheiten über das Christentum/Judentum, den Islam oder Politik aufdrängt? Wer sich dafür interessiert kann ja fragen, weil sich der Trainer evtl. mit Zen beschäftigt.

Heros
10-02-2009, 18:52
Nun, es ist schon unweigerlich so, dass die körperliche Technik ihre Grenzen hat und es ist sicherlich richtig, dass gewisse Atemübungen etc. die Technik erst perfekt machen. Andererseits stößt man mit solchen Meditationsübungen auch Tore auf die eigentlich nichts mehr mit dem Aspekt des Kämpfens zu tun haben.



Also für mich ist Meditieren ne reine Entspannungs/Konzentrations Übung. Nur halt was inneres und nix Äußeres...

Religiöse Gefühl kommen da bei mir nicht auf... Eher besseres Körperbewusstsein. Die ganze Sache ist für mich einfach nen interner Aspekt, der dazu gehört, fernab von Glaubensbekenntnissen und Esotherik-Zeugs.

kanou65
10-02-2009, 20:49
Finde an der Stelle den Hinweis immer angebracht das man eine Tätigkeit beginnt und daraus (unter Umständen) ein Weg wird, nicht umgekehrt.

Man fängt mit xy an und vielleicht wirkt sich dies irgendwann auf das gesamte Verhalten, die Einstellung und die Persönlichkeit (positiv) aus. Das ganze anders herum aufzuziehen - also mit der Vorstellung "Persönlichkeitsentwicklung" zu beginnen - passt da imho nur bedingt, auch weil es anders funktioniert.

Deshalb ist für mich auch nicht automatisch klar das ein Wettkampforientiertes Dojo kein Ort der Weglehre sein kann. Fleiß, Disziplin, Einhalten von Regeln, Umgang mit eigenen Stärken und Schwächen, mit Sieg und Niederlage, ... alles Dinge die auch für die Persönlichkeitsentwicklung relevant sein können.

moin micha,
ein guter standpunkt,mit dem ich leben kann.
aber:wenn mich ein junger mensch in unserem dojo nach der bedeutung von "do" fragen würde, hätte ich größte schwierigkeiten ihm eine befriedigende antwort zu geben.:(

wir schmücken unsere dojos gern mit begriffen wie "bu-do",hängen asiatische kalligrafien auf usw.
alles nur dekoration?
und:ist das schlimm?:engelteuf

Yasha Speed
12-02-2009, 18:49
wer kämpfen lernen will, soll karate machen.
wer erleuchtet werden will, soll mönch werden.

soto-deshi
14-02-2009, 12:13
Hallo,
warum üben wir eine japanische Kampfkunst aus? Wenn ich mich nur sportlich betätigen will, so könnte ich mich auch für kick-boxen, Boxen oder eine Wettkampfsportart entscheiden.

Do bedeutet im Japanischen WEG.
Denn im Budo geht es nicht allein um Wettstreit, sondern viel mehr darum, Frieden und die Meisterschaft über sich selbst zu finden. Do ist der Weg, die Methode die Lehre, durch die man das Wesen seines Geistes und seines Ichs vollkommen verstehen kann.
(aus dem Buch:Zen in den kampfkünsten Japans, Taisen deshimaru-roshi)

Daher gehört in ein " japanisches Kampfsport- Dojo neben dem Training der Technik einfach etwas mehr.
Denn wir üben eine Kampfkunst - keine Techniken nur für einen sportlichen Wettkampf.
Was denkt Ihr darüber, soto-deshi

Häretiker
16-02-2009, 10:10
Vorneweg: Ich mach so mehr was Chinesisches.


Findet Ihr es wichtig, dass in einem Dojo auch die Etikette, die geistigen Hintergründe, ZEN, usw. angesprochen werden?

Suum cuique. Ich kann darauf gerne verzichten.


Muss alles nicht einen klaren Unterrichtsablauf haben?

Nicht zwangsläufig. Kommt auf Unterrichtssituation, Gruppengröße, KK an und noch hängt noch vielen anderen Dingen ab. Wenn wir Formen machen, mache wir sie meistens am Anfang. Wenn wir noch Liegestütz, Wandsack o.Ä. machen, dann am Schluss. Dazwischenmache wir: je nach Bedarf!


Der Sensei mehr als nur der " Trainer " sein?

Soll ich dieselbe Partei wählen?
Dieselbe Musik hören?
Dasselbe Essen mögen?
Nein, als sportliches Vorbild kann er gerne genommen werden. Ansonsten suche ich keinen Übervater. Siehe Kant "Was ist Aufklärung".


Die Frage beantwortet werden, dass immer der Geist über Sieg oder Niederlage entscheidet.

Wenn ein 150kg-Soziopath mir ans Leder will, kann ich als 50kg-Hänfling soviele Zen-Sentenzen verinnerlicht haben, wie ich will: wenn ich nicht rechtzeitig Fersengld gebe, werde ich geklatscht.

Grüße
Häretiker

LoneWolf
16-02-2009, 12:30
Also ich muss soto deshi schon in einem Punkt zustimmen. Für mich persönlich ist Kampfsport ohne Philosophie schon eine äußerst materialistische Angelegenheit die selten zu etwas konstruktivem oder positivem führt.

Merkwürdigerweise sind es genau jene Menschen die sich für fernöstliche Kampfkünste interessieren und gleichzeitig aber deren Philosophien tonnen möchten. Frage ich mich weshalb man dann nicht gleich zum Boxen oder Ringen geht. Ich persönlich finde es schon etwas bedauerlich, dass viele Kampfkünste hier im Westen unserer Weltanschauung angepasst werden und der Geistige und Philosophische Aspekt einfach ausgeklammert wird.

Das wiederum könnte automatisch zu einem völlig falschen Bild vieler Kampfkünste und auch beispielsweise der Frage nach ihrer Effektivität führen. Ein Karateka ohne Hara beraubt sich selbst der Grundlage! Am ende kommt dann meistens die irrtümliche Erkenntnis, dass dieser oder jener stil nix taugt und Muay Thai je eh das Maß aller Dinge ist… blablabla… kann man hier im KKB immer oft genug nachlesen!

Das ist zwar praktisch kaum zu ändern aber es obliegt doch jedem selbst ob er sich damit dann trotzdem beschäftigt oder nicht. Vorsicht… es könnte sich vielleicht sogar lohnen!

LoneWolf
16-02-2009, 12:35
Wenn ein 150kg-Soziopath mir ans Leder will, kann ich als 50kg-Hänfling soviele Zen-Sentenzen verinnerlicht haben, wie ich will: wenn ich nicht rechtzeitig Fersengld gebe, werde ich geklatscht.

Du glaubst gar nicht was man für Kräfte entwickelt wenn man muss! ;) Ich würde zwar auch immer das Fersengeld bevorzugen (auch gegen einen anderen 50kg Hänfling) aber wenn es nicht mehr anders geht ist auch ein 150kg Koloss verwundbar und besiegbar!

Aber das ist der falsche Ansatz: Vermutlich würde man durch Zen weder weglaufen müssen, noch in eine Situation gelangen wo man kämpfen muss! ;)

Häretiker
16-02-2009, 13:07
Wenn ich mit ZEN nicht in die Situation komme kämpfen zu müssen ... wozu dann kämpfen lernen!?

Gürße
Häretiker

Häretiker
16-02-2009, 13:23
Für mich persönlich ist Kampfsport ohne Philosophie schon eine äußerst materialistische Angelegenheit die selten zu etwas konstruktivem oder positivem führt.

Das darfst Du gerne so sehen.
ich seh' das anders. :D

Ich merke das positive Feedback zwischen meinem Tun und meinem Kopp. Durch die koordinative Tätigkeit wird z.B. meine Kreativität angetriggert. Ich fühle mich körperlich besser und damit auch wieder geistig besser.

Mit Do/Tao kann ich persönlich nicht viel anfangen.


Merkwürdigerweise sind es genau jene Menschen die sich für fernöstliche Kampfkünste interessieren und gleichzeitig aber deren Philosophien tonnen möchten. Frage ich mich weshalb man dann nicht gleich zum Boxen oder Ringen geht.

Boxen und Ringen interessieren mich nicht so wie das, was ich betreibe: chinesisches Boxen in der Infight-Distanz. Mit entsprechender Didaktik und Struktur: klebende Händchen, hölzerne Puppe, Waffen. Finde ich abstrakter, aber auch interessanter als Boxen.


Ich persönlich finde es schon etwas bedauerlich, dass viele Kampfkünste hier im Westen unserer Weltanschauung angepasst werden und der Geistige und Philosophische Aspekt einfach ausgeklammert wird.

Wieso, jeder kann bei dem breit gefächerten Angebot das finden, was er sucht.
Du suchst etwas Traditionelles mit viel Do. Und bist sicher fündig geworden.
Ich suche etwas Traditionelles (im Sinne von überlieferter Didaktik, Struktur, nicht die neuste Sau, die durchs Dorf getrieben wird), aber ohne Do/Tao. Und bin fündig geworden.

Jedem das Seine!

Grüße
Häretiker

LoneWolf
16-02-2009, 16:00
Wenn ich mit ZEN nicht in die Situation komme kämpfen zu müssen ... wozu dann kämpfen lernen!?

Ich würde hier auf den Artikel von Björn Friedrich verweisen!

Vom Wolf zum Flow - Kampfkunst eZine (http://www.kampfkunst-ezine.de/2009/02/vom-wolf-zum-flow/)



Das darfst Du gerne so sehen.
ich seh' das anders.

Wirklich? Denn Du schreibst dann folgendes…


Ich merke das positive Feedback zwischen meinem Tun und meinem Kopp. Durch die koordinative Tätigkeit wird z.B. meine Kreativität angetriggert. Ich fühle mich körperlich besser und damit auch wieder geistig besser.

Ich stelle mir gerade die Frage wie gut man sich fühlen würde wenn man auch die innere Arbeit praktizieren würde. Hat man einmal den Schlüssel gefunden dann sieht man viele Techniken in einem anderen Licht. Sie fallen einem leichter und das beschränkt sich nicht nur auf das Kämpfen. Es betrifft auch die Alltäglichen Vorgänge die oft simpel sind aber oft auch lästig erscheinen.

Ich meine es kann nicht verkehrt sein wenn man versucht herauszufinden wie Körper und Geist funktionieren. Hierzu muss man jetzt auch nicht den großen Weg suchen denn der eröffnet sich einem meistens von selbst.



Boxen und Ringen interessieren mich nicht so wie das, was ich betreibe: chinesisches Boxen in der Infight-Distanz. Mit entsprechender Didaktik und Struktur: klebende Händchen, hölzerne Puppe, Waffen. Finde ich abstrakter, aber auch interessanter als Boxen.

Ich glaube einfach, dass viele Techniken und Stile nur dann perfekt funktionieren können wenn man sich eben auch mit den Philosophien auseinandersetzt! Man kann sicherlich einfach hingehen und sich der rein Technischen Seite der Kampfkünste zuwenden aber selbst dabei wird man sich immer wieder die Frage stellen warum ich einen Kampfsport praktiziere.

Ich kaufe es den wenigsten Leuten ab wenn sie sagen, dass sie das nur aus Spaß tun und weil sie Fitt bleiben wollen. Die meisten wollen schon effektiv kämpfen lernen. Konzentriert man sich dabei nur auf die rein technische Seite dann muss man schon Acht geben, dass man nicht zum wüsten Schläger erzogen wird dessen Ego sich nur auf die kämpferischen Aspekte reduziert.

Gerade solche aggressiven Sportarten wie Boxen oder Thaiboxen bilden dafür eine vorzügliche Voraussetzung. Ich habe das selber mal eine Zeitlang bei mir beobachtet. Man lernt im Training zuzuschlagen, verliert die Hemmungen dabei und dann muss man aufpassen, dass das einem im Alltag nicht auch mal passiert.

Ich finde es von daher schon wichtig, dass man beim Training richtig erzogen wird aber das ist auch nicht so einfach…


Wieso, jeder kann bei dem breit gefächerten Angebot das finden, was er sucht.
Du suchst etwas Traditionelles mit viel Do. Und bist sicher fündig geworden.

Nö… manchmal muss man improvisieren. Ich mache Thai Boxen und Bodybuilding und das mische ich dann z.Zt. mit meiner inneren Arbeit! ;) Ich werde aber irgendwann was klassisches und traditionelles versuchen.


Ich suche etwas Traditionelles (im Sinne von überlieferter Didaktik, Struktur, nicht die neuste Sau, die durchs Dorf getrieben wird), aber ohne Do/Tao. Und bin fündig geworden. Jedem das Seine!

Logisch! Aber man kann ja auch trotzdem mal gucken ob es nicht noch was gibt was einem behilflich sein kann. Das muss auch nicht ZEN, oder ein vorgegebener Weg sein. Ich würde mich auch nicht gerne in ein Schema einer bestimmten Philosophischen Richtung pressen lassen ohne es zu hinterfragen. Aber Energiearbeit mit Chi/Ki finde ich sehr nützlich…

kanou65
17-02-2009, 07:43
Moin LoneWolf,
danke für den Link-dort hat Björn sehr schön geschrieben.

Ich glaube, man benötigt einige Orientierungshilfen auf dem Weg.
Allein ist der Weg nämlich sehr schwer zu finden,man verläuft sich leicht.
Ein guter Meister kann sehr hilfreich sein.
Das Wissen,dass man sich kontinuierlich auch um die Verbesserung seiner technischen Fähigkeiten bemüht.
Ohne Fleiß kein Preis.
Vom Einfach zum Schweren und wieder zurück.
Und dann dürfen wir aufhören zu kämpfen und nur noch sein.:rolleyes:

pilger
17-02-2009, 08:41
Guten Morgen zusammen,

hallo LoneWolf, der Artikel von B.F. ist sehr weise geschrieben. Und ich glaube, dass viele die Kampfsport/Kampfkunst machen, irgendwann an den Punkt kommen, wo man vom Wolf in Richtung Flow mutiert.

Allerdings setzt das voraus, dass man sich vorher eingestanden hat, dass man tatsächlich mal ein Wolf war und sei es ein noch so kleiner (und ängstlicher) Wolf. Aber so lange man sich nicht eingesteht, dass man Kampfsport/Kampfkunst ursprünglich tatsächlich mit der Absicht erlernen wollte/erlernt hat, um eben KÄMPFEN zu lernen, sondern sich in die Tasche lügt, man hätte z.B. rein aus dem Fittnessgedanken heraus damit begonnen, so lange wird es den "Klick" nicht machen können.

Ich behaupte einfach mal, dass JEDER (und diese Absolutheitsworte benutze ich selten!) der mit Kampfsport/Kampfkunst begann, kämpfen lernen und seine Ängste vor Auseinandersetzungen in den Griff kriegen wollte.

Und (erst?) durch die Beschäftigung mit dem Do/Dao/Tao fällt es einem dann wie Schuppen von den Augen, dass es so ist. Und vielleicht irgendwann nur noch war...



Hallo Kanou,

ein guter Meister ist sicher von Vorteil. Aber es muss halt einer sein, der gerade zu einem passt, orientiert am derzeitigen eigenen Entwicklungsstand. Oder der Meister ist SO GUT, dass er sich spielend auf den Stand des Schülers einstellen kann. In der Kampfkunst als auch auf dem Weg/Do/Dao.
Aber einen solchen Meister muss man dann nicht wöchentlich sehen. Es reichen einige Tage/Wochen im Jahr. Die Hausaufgaben, die man dann bekommt, gilt es nämlich alleine zu bewältigen. Und die brauchen ihre Zeit!

Also besser einen guten Meister selten genießen, als einem "Allerwelts"-Meister jede Woche folgen.

So meine kleine bescheidene Meinung.

Grüße
Pilger

LoneWolf
17-02-2009, 13:19
Kanou65




danke für den Link-dort hat Björn sehr schön geschrieben.


Ja, das hat er!



Ich glaube, man benötigt einige Orientierungshilfen auf dem Weg.
Allein ist der Weg nämlich sehr schwer zu finden,man verläuft sich leicht.
Ein guter Meister kann sehr hilfreich sein.

Das kann er aber wer hat schon so einen „Meister“? Wir dürfen glaube ich nicht vergessen, dass wir einfach keine Japaner oder Chinesen sind. Ist der Meister nach dem einige von uns sich so sehnen nicht viel mehr in unseren Breitengraden ein Lehrer oder vielleicht sogar ein guter Freund der uns auf dem Weg unterstützen kann?

Ich wünschte mir natürlich auch, dass ich einen guten Lehrer hätte der mir ein Vorbild sein kann und von dessen Erfahrung ich dann auch schneller profitieren könnte aber gibt es so etwas überhaupt? Schau Dir mal die bekannten Meister in der KK- Szene an. Die haben sicherlich so viele Schüler und Anhänger, dass sie sich nicht um einen persönlich kümmern können. Welchen Meister könntest Du empfehlen?

Ich würde mir weder von einem System… beispielsweise von einer Philosophischen Richtung oder gar einer Religion vorschreiben lassen wir ich mein Leben zu gestalten habe. Erst recht nicht von einem Meister!

Ich glaube man muss auf seinem Lebensweg Erfahrungen sammeln und das kann einem niemand abnehmen. Man muss aufs Maul bekommen, am Boden liegen und dann wieder aufstehen. Nein, nicht von Deinem Meister oder von Deinem Gegner im Ring, sondern vom Leben!

Ich glaube erst dadurch wird man wirklich lernen und sich weiterentwickeln. Um dahin zukommen muss man sich aber auch erstmal dem Leben stellen.

Alle geistigen Lehren wie ZEN sind nur ein Stückwerk wenn man noch nicht bereit ist sich voll uns ganz auf diese einzulassen. Es gibt sicherlich viele Menschen die suchen verzweifelt nach ihrer ersten Qi/Ki/Chi Erfahrung aber das ist nicht das wirklich schwere.

Mir beispielsweise haben Lebenssituationen die Schmerzhaft waren immer mehr geholfen als irgendwelche Meditationsübungen. Diese müssen nämlich erstmal langsam mit den ganz normalen Erfahrungen die man im Leben sammelt mit einfließen.

Um sich voll und ganz auf die geistigen Lehren einlassen zu können muss man sich selbst erstmal besiegt haben und das Leben selbst ist hier der Weg! Nicht eine Kampfkunst mit ihren Techniken.

Der Kämpfer in einem selbst ist aus meiner Sicht nur wirklich dann zu erfahren wenn man vom Leben geprügelt wird und zwar ganz real. Ich war zweimal in meinem Leben an einem Punkt wo ich ganz unten war und genau da kam dieser „Fighter“ dann und dann spürte ich die Kraft die von diesem Kampfgeist ausging und sie war stärker als alles andere. Dieser „Kämpfer in uns selbst“ ist es der uns vorantreibt. Es gibt hierbei keine Abkürzung. Es reicht nicht aus seinen Geist mit Erfahrungen wie ZEN oder Energiearbeit zu füttern solange dieser Kämpfer noch kämpfen will… ja kämpfen muss!

Das geht weit über den Sinn einer Kampfkunst hinaus und man brauch auch keine Kampfkunst denn das Leben ist genau dann ein Kampf wenn man das Leben annimmt! Tut man dies nicht und setzt sich irgendwo in die Ecke und fängt an zu meditieren, verlässt sich auf einen Meister der dann vermutlich zu einem Guru wird dann muss man aufpassen, dass man nicht ein Ungleichgewicht schafft oder das Leben selbst verpasst.

Um an den Punkt zu gelangen wo man loslassen kann muss man sich selbst erstmal erkannt haben und man muss seinen eigenen Weg gefunden haben. Ich glaube für viele von uns ist das „Der Weg des Kriegers“ ansonsten wären wir nicht hier in diesem Board, sondern würden uns dem Buddhismus oder sonstigen Religionen zuwenden und Mönch werden. Aber das ist nicht mein Weg!

@pilger


Ich behaupte einfach mal, dass JEDER (und diese Absolutheitsworte benutze ich selten!) der mit Kampfsport/Kampfkunst begann, kämpfen lernen und seine Ängste vor Auseinandersetzungen in den Griff kriegen wollte.

Genau das glaube ich auch! ;)



Und (erst?) durch die Beschäftigung mit dem Do/Dao/Tao fällt es einem dann wie Schuppen von den Augen, dass es so ist. Und vielleicht irgendwann nur noch war...

Ja aber das ist oder kann ein langer Prozess sein!

pilger
17-02-2009, 14:20
@pilger



Genau das glaube ich auch! ;)



Ja aber das ist oder kann ein langer Prozess sein!


Hi LoneWolf,

Zustimmung, aber wer sagt, dass es kurz ist?

Ja ich weiß, heute soll ja alles schnell gehen ... und überall wird die Abkürzung gesucht ... aber in manchen Dingen gibt´s halt keine.

Zum Thema guter Meister:
Für mich zeichnet sich dieser (abgesehen von den Kampfkunstfähigkeiten) z.B. darin aus, dass er mir gar nicht viel über seinen Weg "erzählen" muss, sondern dass er diesen Weg lebt und man das einfach an seiner Art und seinen Handlungen spürt.
WENN ich aber Fragen habe, er dann die richtige Art der Antwort findet. Das muss nicht immer eine verbale Antwort sein. Manchmal erfährt man die Antwort auch in der nächsten Patrtnerübung mit ihm, in einer Kampfkunst-Anwendung oder z.B. in einer Formkorrektur. Auch wenn die Frage sich vielleicht gar nicht direkt auf eine Technik, sondern vielmehr auf eine Lebenssituation bezogen hat, so kann die Antwort doch auf eine solche Weise gegeben werden.
Und diese Art der Antwort überzeugt, ohne dass er überzeugen will. Mehr als 1000 schöne Worte.
Und wenn sie mich doch nicht überzeugt hat oder ich sie nicht verstanden habe, und er mich dann trotzdem einfach "meinen" Weg weiter gehen lässt, ohne weiteren Einfluss in eine Richtung zu nehmen, dann geht es für mich in Richtung "Guter Meister".
Apropos, ist "Guter Meister" eigentlich "Weißer Schimmel"? :)

Grüße
Pilger

kanou65
17-02-2009, 16:01
Das ewigen Kämpfen läßt mit der Zeit einfach nach und das ist auch gut so. Erstmal setzt einem der Körper Grenzen und Zweitens wägt man vorher genau ab, ob es sich lohnt in die Auseinandersetzung zu gehen-egal ob körperlich,verbal oder geistig,bspw. wenn man sich mit Ideen aus Büchern u.ä. auseinandersetzt.
Der Gag ist doch eigentlich,dass ich mich heute oft frage, warum ich mich in der Vergangenheit sooft über etwas/jemanden so aufgeregt habe?

Meister:
mein Meister ist sehr lange verheiratet,Vater und Opa,schätzt gutes Essen,lacht viel und amüsiert sich immer köstlich,wenn ich die Dinge zu ernst sehe.
Alle Budoka im Norden kommen aus "seinem Stall",egal,ob sie ihm jemals begegnet sind. Dann lächelt er immer.
Widerrede duldet er allerding nicht,es sei denn,man zahlt die nächste Runde:)

Leben=Kämpfen
stimmt schon-ist aber auf die Dauer sehr ermüdend-ein Grund warum wir irgendwann mal sterben-die Puste ist aus.
Die Phase des Kämpfens muss irgendwann überwunden sein,sonst hat sich die viele,harte Arbeit nicht gelohnt.

soto-deshi
19-02-2009, 14:50
Hallo,
ich möchte aus zwei Büchern, von bekannten Meistern etwas niederschreiben. Zuerst von Seo Yoon-Nam 9.Dan Taekwondo, München, Buch: Lachend den Berg besteigen,
" Der Mensch als Teil des Universum stellt selbst ein kleines Universum dar. Will er seine Gesundheit erhalten, muß er sich im Einklang mit dem Rhythmus des gesamten Kosmos bewegen. Den Weg dorthin nennt man Do."

Do ist der WEG, die Methode, die Lehre durch die man das Wesen seines Geistes und seines ICH vollkommen verstehen kann. "
Taisen Deshimaru-Roshi, ZEN in den Kampfkünsten Japans,

Oder einfach einen Versuch mit Autogenem Training wagen, ....
denn der größte Feind bei einem Kampf ist in mir selbst, das sind die Angst, die Zweifel an meiner Fähigkeit, die innere Unruhe, usw.
soto-deshi

LoneWolf
20-02-2009, 03:29
Wörtlich „Ein Qi“. Man könnte es auch als „Ein Atem“ übersetzen

Yang Chengfu Tai Chi Chuan Center Köln - Taiji Info - Die 10 essentiellen Prinzipien des Taijiquan (http://www.taichi-chuan.de/10-prinzipien.htm) ;)

soto-deshi
22-02-2009, 19:15
][QUOTE=LoneWolf;1675770][url=http://www.taichi-chuan.de/10-prinzipien.htm]Yang Chengfu Tai Chi Chuan Center Köln - Taiji Info - Die 10 essentiellen Prinzipien des Taijiquan[/ur

Hallo, lieber LoneWolf,
ich bedanke mich für den sehr guten Hinweis zum Artikel " Vom Wolf zum Flow"

Ich habe dieses Thema in den Raum geworfen, da ich leider einige " selbsternannte Meister " hatte, die von dem Kampfsport den sie vermitteln wollten - selbst keine tiefe Erfahrung hatten. Daher habe ich durch Bücher, von wirklichen Meistern, einiges gelernt. Besonders von Chuck Norris, Tang Soo Do, Meister, seinem Buch: Zen-Kampfkunst im täglichen Leben, bin ich immer wieder von Neuem begeistert.
Auch ZEN ist etwas anderes als viele glauben. " Bei der Meditation geht es nicht darum, sich von der Welt abzuschneiden, sondern sich ihr zu öffnen."
David Baird, Tausend Wege zum Zen.
Ich persönlich bevorzuge das Autogenen Training.
Noch einen schönen Abend, soto-deshi

kanken
26-02-2009, 14:45
Ich würde hier auf den Artikel von Björn Friedrich verweisen!

Vom Wolf zum Flow - Kampfkunst eZine (http://www.kampfkunst-ezine.de/2009/02/vom-wolf-zum-flow/)

Vielen Dank für diesen Link. Vielleicht als kleine Ergänzung:

Aussöhnung mit dem Inneren Kind (http://www.amazon.de/Auss%C3%B6hnung-mit-dem-inneren-Kind/dp/3548357318/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1235659349&sr=8-1/)

Ein sehr schönes Buch und Therapiekonzept, gerade für uns "Kämpfer" auf dem Weg.

Grüße

Kanken