Vollständige Version anzeigen : Religion
jkdberlin
10-06-2003, 08:16
In den Filipinischen Kampfkünsten fällt auf, das eine nicht unbeachtliche Anzahl der diversen Stile religiöse Inhalte, Konzepte oder Praktiken beinhaltet. Wie ist das in eurem Training, in eurem Stil? Wie ist das eurer Erfahrung nach in Europa? Ist es anders als auf den Filipinen? Warum beinhalten Kampfkünste religiöse Muster?
Grüsse
Gerade bei den Filipinischen konnte ich das nicht feststellen,
habe das bei den japanischen sehr stark gemerkt,
da ist es teilweise eine Mischung aus Ahnenkult und Shinto mit ein bischen Zen Buddhismus gewesen.
Grundsätzlich ist es so : Ist eine Gesellschaft stark durch Religion beeinflusst bzw-. lebt darin fliesst das natürlich auch in den Sport
siehe Zeremonial beim Sumo. die Beschwörung beim Thaiboxen am Anfang, das Beten der Boxer aus unserem Kulturkreis,
1) Übernahme der traditionellen Werte in den Sport
2) Bitte um Unterstützung durch ein höheres Wesen (Gott / Allah / Geister der Ahnen / Schutzheilge usw.)
Gruss
Franz
Die Filipinos sind ein sehr läubiges Volk. Im norden ind in der Mitte katholisch, im Süden islamisch.
In sehr familiär geprägten Stilen könnte ich mir diesen Anspektvorstellen.
Ich hatte nur eine Lehrer, der in diese Richtung sehr gläubig war und das war Vic Sanchez.
Sehr viele Filipinos glauben an Anting-Anting, Unverletzlichkeit und so. Meinst Du das?
Ist aber nicht religös bedingt in meinen Augen.
Gruß
Dieter
Ich glaube die wenigsten europäischen FMA-Lehrer bringen ihren Schülern die religiösen Aspekte und Hintergründe näher. Und das ist auch gut so.Zumal diese meist auch nur kulturelle Untermalung und philosohischer Hintergrund der Techniken sind. Westentaschen-Buddhisten (wie leider öfter im Budo-Bereich zu erleben)gibts schon genug. Ich glaube diese Mystik macht nur dann Sinn und ist mehr als bloßer Karneval, wenn der Betreffende auch lange im entsprechenden Kulturkreis gelebt und die Mystik erlebt hat.
Ein bloßes Nachahmen macht den Protagonisten dieses Mummenschanzes einfach nur lächerlich.
Anting-Anting bezeichnet einen Talisman bzw. ein Amulett. Da diese zu den verschiedensten Zwecken getragen werden, kann man wohl nicht festlegen ob es Unverletzlichkeit bedeutet.
Bislang wurde ich noch nie mit den Religionen der philippinischen Kampfkünste innerhalb des Trainings konfrontiert. Lag vielleicht zum einen an den Stilen oder aber daran das die jeweiligen Lehrer dies eben nicht in ihren Unterricht einbezogen.
Viel wichtiger finde ich es in seinem Unterricht zwei nicht unwesentliche Sinnes- bzw. Lebensarten der Filipinos zu schulen:
Hiya
Der bedeutsamste soziale Aspekt, das Herzstück der philippinischen Gesellschaft, ist hiya. Sie behütet das Gemeinwohl gleichermaßen, wie daß des Einzelnen, ist aber, bei genauem Hinsehen, eine Ananke, die zuweilen zerstörerische Kräfte im Schlepptau mit sich zieht.
Das Wort lässt sich mit Scham übersetzen, besitzt jedoch eine weitaus tiefere Bedeutung. Es ist das Gefühl der Scham, der Schande, des in der Seele erzeugten Versagens. Für einen Filipino ist es eine kaum wiederherstellbare soziale Verfehlung, hiya nich tzu besitzen. Ihn kann nichts schlimmer beleidigen, als ihn walang hiya bzw. walay ulaw (Du bist ohne Scham) zu beschimpfen.
Es handelt sich hier um einen Tagalongbegriff der bei den Visayan ulaw genannt wird.
Utang na loob
Der Tagalongausdruck utang na loob, Cebuano utang kabutbut-on, bedeutet wörtlich übersetzt Schuld des inneren Selbst. Für Filipinos stellt utang na loob eine tiefgreifende seelische Angelegenheit dar, die sie moralisch verpflichtet, eine persönliche Verbindlichkeit mit "Zinsen" zurückzuerstatten. In der Regel bezieht sich eine solche Schuld auf erwiesene Dienste, auch wenn sie materielle Geschenke nicht immer ausschließt. Entscheidend ist das die ursprünglich erhaltene Leistung übertroffen werden muss. Eine unbeglichene, moralische Verbindlichkeit führt nicht zuletzt zum Verlust von hiya, die Filipinos wie oben beschrieben eine einschneidende soziale Verfehlung bedeutet.
Viele Grüße, Mike
Merhaba,
bei den vom Islam geprägten Turkvölkern gibt es auch eine Art
Amulett - Nuska genannt -. Dies beinhaltet Gebete die den Träger
vor Unheil, Krankheit und Sihir (Beeinflussung des Geistes durch
Menschen die einem Böses wollen) schützen sollen. Es wird sehr
oft von Soldaten getragen. Es gibt aber auch noch andere
Amulettes zum Beispiel einen rufenden grauen Wolfolf, einen
kleinen Beutel mit mystischen Utensilien usw... Sie dienen auch
obigen beschriebenen Zwecken.
Allaha emanet olun,
Murat
P.S.: Falls es turkische Schamanen auf dem Board gibt werden
diese sicher bessere Infos als ich haben.
@ Boozer
Hi,
kann dir nur zustimmen !!!!
Grüße,
Murat
@Murat
Sag mal Murat, könnte es sich bei dem von Dir beschriebenen religiösen Amulett mit dem heulenden grauen Wolf nicht vielleicht eher um das Symbol der faschistischen türkischen Grauen Wölfe handeln??!!
Ansonsten bin ich der Meinung, dass es völlig lächerlich ist, Glaubensvorstellungen einfach so adaptieren zu wollen!- Allerdings wäre es ja nicht das erste, was in der Kampfkunst/-sportszene einfach so übernommen, überspitzt und letztendlich zum eigentlichen Inhalt gemacht wird ....
jay
@jayXXX
"NEIN!"
So wie es bei den Römern eine Mythe und Sage gibt, die
auf eine Abstammung vom Wolf hinweist, gibt es eine
ähnliche auch bei den Türken. Beide Mythen haben sich
meines Wissens nach nichts miteinander zu tun ! Allerdings
gibt es bei uns mehrere Wolfs-Mythen mit verschiedenem Verlauf.
In der schamanischen Religion und der Tradition der Ur-Türken
spielen Ahnentiere eine grosse Rolle. (Wie auch bei deren
Verwandten Nordamerikanischer Eingeborener).
QUOTE
Ansonsten bin ich der Meinung, dass es völlig lächerlich ist, Glaubensvorstellungen einfach so adaptieren zu wollen!-
--> Jep sag ich ja auch. Wäre lustisch einen Ungläubigen mal
das Anting Anting machen zu sehen ;-)))
Viele Grüße,
Murat
P.S.: Das die grauen Wölfe faschistisch stimmt nicht, kann aber
deine Meinung sein ;-)))
AW hierzu per PN oder OT-Bereich
Dieser Verein hat ein kurzes Video von einer rituellen Zeremoni. Ist eine Malayische KK.
http://www.silat.f9.co.uk/mainmenu3.htm
Hier bekommt man auch Infos über den Einfluss alter Naturreligionen und Mythen In eine malayisch islamisch geprägte
KK http://www.extremesilat.com/flashmain.htm
http://www.mubai.cc
à Hussein´s seite gibt Infos über Riten des Kadir Tarikat einer Sekte die dem Heiligen Imam Ali folgt, welcher einer der
grossartigsten Krieger zur Zeit des Propheten war. Hier bekommt
man auch Infos warum sie diese Riten machen.
Auf all den genannten Seiten kann mann antworten auf die Frage
finden, warum es in einigen Kulturkreisen
KK-Stile religiöse Inhalte, Konzepte oder Praktiken beinhaltet.
Meiner Meinung nach hat das ganze mehrere Zwecke. Die Verbundenheit der Stil-Mitglieder fördern, Ihnen geistige Kraft
und Selbstvertrauen geben, Ihnen verdeutlichen das sie ein
Teil der Gesellschaft sind und diese Ihre Regeln für das
Miteinander hat. Dies kann aber nur in Kulturkreisen funktionieren,
die Ihre Religionen und Traditionen pflegen.
Das ganze ist auch nicht mit dem Okultismus und der Esoterik
der europäer zu vergleichen. Da diese keine festen Wurzeln
haben und nur als Wellness-Ersatz dienen.
Viele Grüße,
Murat
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