Vollständige Version anzeigen : SV-relevante Attribute und wie man diese trainiert!
Fit & Fight Sports Club
24-02-2009, 10:02
Angeregt durch die Diskussion, ob Thaiboxsparring SV-fähig macht und die teilweise kontroversen Beiträge, stellt sich vielleicht mal die Frage, was überhaupt notwendig ist
1.) zu trainieren (Atrribute, Themen etc.)
2.) wieviel Trainingszeit prozentual darauf verbracht werden sollte
3.) wie es am besten trainiert werden kann/sollte
um schnellstmöglich ein "hohes" SV-Level zu erreichen.
Also, haut mal rein, ich würde gerne, muss jetzt aber wech ...:o
Sry aber hatten wir nicht schon zich Threads dieser Art im SV-Forum?
Keine Ahnung, ob wir schon viele dieser Threads hatten, ich mache mal ein Brainstorming:
Schlagkraft (KO-Power, ganz nach G. Thopmpson: "Learn to hit fucking hard")
Offensives Agieren unter Stress/Schlageinwirkung
Einfache, grobmotorische Angriffsbewegungen (lieber eine Technik sehr gut können als fünf Techniken mittelmäßig können --> die Geschichte vom Fuchs und der Katze, als die Hunde kamen bzw. Hick's Law)
Einfache, grobmotorische Deckungsarbeit (Flinch Response sowie Cover-Crash-Counter)
Das wären Punkte, die könnte man sicher an wenigen Tagen eintrainieren.
Dann die Feinheiten:
Frühzeitiges Erkennen von Gefahrensituationen
Verbales und nonverbales Deeskalieeren, um sich der Gefahrensituation zu entziehen bzw. um einen Preemptive Strike ansetzen zu können
Fortführende Angriffssequenzen, wenn der Preemptive Strike nicht gefruchtet hat
Einsatz improvisierter Waffen
Kombination von Waffen und waffenlos (damit nie wieder jemand sagen muss "Was machst Du denn mit Deinem Pfefferspray, wenn der Wind ungünstig weht?")
Da bräuchte man mehr Zeit dafür.
Alles sollte nach Möglichkeit die Situation, für die man trainiert, so gut es geht abbilden, d.h. kein Barfußtraining in der hell erleuchteten Klasse mit kooperativen Trainignspartner.
Das war's auf die Schnelle, vielleicht kriegen wir das alles noch ein wenig strukturiert ;)
Gruß
Stoiker
Also, ich glaube, ein funktionierender Außenrotator ist recht hilfriech:) (insider)
Topic:
Attributes:
Ergänzend zu dem, was Stoiker genannt hat:
Eier und die Entschlossenheit, an dem Punkt, wo die Deeskalation versagt hat, mit allen zur Verfügung stehend Mitteln und aller erforderlichen Brutalität und Härte anzugreifen. Sei es Präventiv oder als Gegen- bzw. Konterangriff.
Vamacara
24-02-2009, 12:30
Eier und die Entschlossenheit, an dem Punkt, wo die Deeskalation versagt hat, mit allen zur Verfügung stehend Mitteln und aller erforderlichen Brutalität und Härte anzugreifen. Sei es Präventiv oder als Gegen- bzw. Konterangriff.
Was habt Ihr eigentlich alle immer mit Euren Eiern ? :D
Die Eier braucht man schon, wenn's um Deeskalation geht. Daran scheitert's doch schon bei den meisten. Ohne Eier steht keiner in der Bahn auf und der potentielle Aggressor lacht einen aus.
Ich behaupte sogar ganz dreist, dass loszukloppen ein Indiz dafür ist, dass man keine Eier hat, man einfach das tut, was einem die Gesellschaft vorgibt (Mann muss hauen, sonst Weichei) :D
Was habt Ihr eigentlich alle immer mit Euren Eiern ? :D
Das ist wohl eher ein psychologisches Problem ;)
Aber wie trainiert Ihr Mut/ vertrauen in die eigene Kraft? Und wie viel Zeit braucht man für das?
Ach ja - persönlich bin ich Vamacaras Meinung - man braucht zur Deeskalation deutlich mehr Mut.
Aber wie trainiert Ihr Mut/ vertrauen in die eigene Kraft?
Da würde ich erst einmal fragen, woher denn der fehlende Mut (=Angst) kommt.
Meiner Meinung nach ist es im SV-Bereich hauptsächlich die fehlende Erfahrung mit der eigentlichen SV-Situation (die dann u.a. durch Rollenspiele und Szenariotraining herbeigeführt werden kann/soll) sowie die Unkenntnis der eigenen Möglichkeiten.
Zum letzen Punkt: mit "Unkenntnis" meine ich nicht, dass ich nicht weiß, wie eine Hammerfist geschlagen werden soll, sondern eher dass ich nicht verinnerlicht habe, welche Auswirkungen ein derartiger Schlag hat.
Oft höre ich "Aber wenn ich mich verteidige, könnte der gegner doch erst recht aggressiv werden". Wie kommt es, dass jemand nach einem KK/KS/SV-Training immer noch glauben kann, seine Schläge würden keine Wirkung zeigen?
Ich denke (um meine Frage selber zu beantworten), es liegt u.a. daran, dass der übliche Unterricht einen sehr defizitären Fokus hat. Meistens erklärt mir der Trainer, was ich alles falsch gemacht habe, was hätte besser sein müssen, wo der Winkel nicht gestimmt hat usw. Ich gehe also aus so einem Training mit dem Gefühl heraus, dass ich nicht gut genug war.
Zielorientiertes Training sollte also den Schüler in erster Linie in den Dingen stärken, die er gut gemacht hat und ihm nicht zu Beginn einreden, er wäre nicht gut genug.
Die Feinarbeit kann immer noch später kommen.
Gruß
Stoiker
Ich behaupte sogar ganz dreist, dass loszukloppen ein Indiz dafür ist, dass man keine Eier hat, man einfach das tut, was einem die Gesellschaft vorgibt (Mann muss hauen, sonst Weichei) :D
Willkommen im Club ! :D weise Worte
Aber wie trainiert Ihr Mut/ vertrauen in die eigene Kraft? Und wie viel Zeit braucht man für das?
Eine Meinung:
Es ist ein Unterschied, ob man Mut hat und Vertrauen in das eigene Können, oder ob man wirklich jemanden so leicht umhaut, wie man selbst glaubt. Der Glaube alleine kann schon bewirken, dass die eigene Ausstrahlung durch das im Training verbesserte Selbstbewusstsein soweit geht, dass man weniger Ärger bekommt.
Zum Schlagtraining: Ehrliche Schlaghärte durch gutes Sandsack-Training 7x die Woche. Bringt nach ein paar Jahren genug Vertrauen. Ist aber sehr steinig und dauert zu lange für den Otto-Normal-Bürger, der schnellen Erfolg und mehr Abwechslung will.
Da empfiehlt es sich, dass er leichter erlernbare Knie, Ellenbogen und Eiergriffe im Partnertraining verwendet und dabei der Trainingspartner durch entsprechendes Feedback mitspielt (z.B. sich beugen bei Eiergriff / tiefem Knie). Durch das positive Feedback (Partner liegt am Boden, Trainer lobt) im Training wird das Selbstvertrauen aufgebaut und er bekommt vielleicht weniger Ärger im Alltag, weil er mehr Mut ausstrahlt. Das üben von konkreten Lösungen für bestimmte Situationen (Szenariotraining) schafft ebenfalls mehr Selbstvertrauen und Mut.
@Vam und alle die ihm zugestimmt haben:
Einverstanden! Wenn ich irgendwo deeskalierend und friedlich dazwischen gehen, obwohl ich als unbeteiligter auch einfach hätte weiter gehen können, erfordert das riesige EIER! Aber erstens ändert das nix daran, das man die braucht, zweitens setzt Erics Frage zu einem späteren Zeitpunkt an. Dann nähmlich, wenn die friedliche Variante der Konfliktbeendigung erfolglos im Sande verlaufen ist.
Genau genommen ist das ja nur ein Teil der Frage. Der nächste Teil ist ja noch, wie man die Attribute trainiert und wieviel Zeit man darauf verwenden sollte. Also Jungs, habt Euer und gebt Eure geheimsten Trainingsmethoden preis. Auch die, die nur in der Familie vom Vater an den erstgeborenen weiter gegeben werden dürfen:).
Trinculo
24-02-2009, 14:19
Zum Schlagtraining: Ehrliche Schlaghärte durch gutes Sandsack-Training 7x die Woche. Bringt nach ein paar Jahren genug Vertrauen. Ist aber sehr steinig und dauert zu lange für den Otto-Normal-Bürger, der schnellen Erfolg und mehr Abwechslung will.
Prinzipiell stimme ich zu, aber ich halte Sandsack-Training für notwendig, aber nicht hinreichend. Man muss schon lernen, wie die Schlaghärte entsteht, am Sandsack kann man sie dann verfeinern. Dazu zählen am Anfang auch viele Korrekturen von außen.
Zu wissen, was man mit seinen Fäusten für einen Schaden anrichten kann, kann dem Selbstvertrauen nicht schaden ;) Allerdings kann man die Schlaghärte am Sandsack nicht unbedingt immer "in echt" abrufen ... Stress, Angst und Verkrampfung fordern ihren Tribut. Irgendein Jungsteinzeitler, der aufgrund mangelnder Körpermechanik vielleicht nur 50% Schlagwirkung erzielt, behält dann immer noch 40%, wenn es heiß her geht. Der Sportstudent aus gutem Hause, der ständig an seinen Schlägen gefeilt hat und am Sandsack 88% herausholt, leistet mit dem ***** auf Grundeis vielleicht nur noch 30%.
Aber das ist natürlich kein Argument gegen Sandsacktraining ... denn wer am Sandsack null bringt, kann sowieso gleich zuhause bleiben :)
variable
24-02-2009, 14:21
Topic:
Attributes:
Ergänzend zu dem, was Stoiker genannt hat:
Eier und die Entschlossenheit, an dem Punkt, wo die Deeskalation versagt hat, mit allen zur Verfügung stehend Mitteln und aller erforderlichen Brutalität und Härte anzugreifen. Sei es Präventiv oder als Gegen- bzw. Konterangriff.[/QUOTE]
Bruce Lee wurde einmal gefragt, welchen Kampfstiel er für den Effektivsten halte. Darauf antwortete Bruce Lee: Den Entschlossenen. Wenn ein wirklich entschlossener Kämpfer sich dazu entschlossen hat, dir ein Ohr abzubeißen, dann wirst du vielleicht diesen Kämpfer töten, aber zuvor beißt er dir ein Ohr ab!
@ all
Ich stimme allen bisherigen Aussagen zu und ich glaube die Diskussion läuft auch in die richtige Richtung (Mut, Entschlossenheit, usw.)
Wir versagen immer und wirklich immer zuerst mental! Die wichtigsten Attributes, die es zu entwickeln gilt, sind die Mentalen! Und in der "Hierachie" der mentalen Attributes stehen die Angstbewältigung und der uneingeschränkte Überlebenswille an erster Stelle.
Wenn Sicherheit einigermaßen funktionieren soll, dann muß man das sogenannte "Worst-Case-Thinking" anwenden, d. h. konktret, ich gehe vom schlimmsten aller möglichen Gegener aus! Was dieser Gegner wahrscheinlich uns allen voraus hat - und im realen Kampf ist dies ein Vorteil - ist seine hemmungslose (grenzenlose) Bereitschaft zur Gewalt ohne irgendwelche Konsequenzen zu berücksichtigen!
Was setzt man einer solchen Gewaltbereitschaft als "zivilisierter Mensch" entgegen? Überlebenswille!
In unserer Terminologie (vds) verwenden wir als Oberbegriff für alle mentalen / geistigen Eigenschaften die "innere Stärke". Ohne diese innere Stärke ist jede Technik, ist jedes System unwirksam! Im Gegenzug: Mit dieser inneren Stärke potenziert sich jede Technik und jedes System!
Menschen mit einer sogeannten "Siegermentalität" (innere Stärke) bewältigen nicht nur Krisen- und Notsituationen, sie wachsen im Extrembereich sogar über sich selbst hinaus (dazu hätte ich übrigens einen guten Buchtipp: Titel: "Überleben in der Todeszone" von Kenneth Kamler im Lübbe-Verlag erschienen).
Klaus
VDS | Startseite (http://www.vds-germany.de)
PS: Zum Thema "Eier". Mal ehrlich Jungs, sozusagen unter uns - zu einem nicht unerheblichen Teil sind wir Männer immer noch (enthaarte) Affen, oder?
Wir versagen immer und wirklich immer zuerst mental!
Ja, sehe ich genauso!
Wenn Sicherheit einigermaßen funktionieren soll, dann muß man das sogenannte "Worst-Case-Thinking" anwenden, d. h. konktret, ich gehe vom schlimmsten aller möglichen Gegener aus!
Meinst Du, dass man dann auch hauptsächlich für den Worst-Case trainieren sollte?
Das würde ich insofern problematisch sehen, denn bei diesem Super-Gau setze ich ebenfalls meinen Over-Kill ein.
Steht mir dann aber in der Realität (was immer das sein mag :D) nicht mein schlimmster Alptraum gegenüber, sondern "nur" der durchschnittliche Pöpler und Stänkerer, dann könnte ich mich schnell überfordert fühlen (ähnlich dem Fahrschüler, der immer nur trainiert hat, bei Schneesturm und Glatteis in der Nacht auf der Autobahn gefährliche Überholmanöver zu bestehen und dann beim rückwärts Einparken auf dem ADAC-Platz durchfällt).
Gruß
Stoiker
Prinzipiell stimme ich zu, aber ich halte Sandsack-Training für notwendig, aber nicht hinreichend. Man muss schon lernen, wie die Schlaghärte entsteht, am Sandsack kann man sie dann verfeinern. Dazu zählen am Anfang auch viele Korrekturen von außen.
Zu wissen, was man mit seinen Fäusten für einen Schaden anrichten kann, kann dem Selbstvertrauen nicht schaden ;) Allerdings kann man die Schlaghärte am Sandsack nicht unbedingt immer "in echt" abrufen ... Stress, Angst und Verkrampfung fordern ihren Tribut. Irgendein Jungsteinzeitler, der aufgrund mangelnder Körpermechanik vielleicht nur 50% Schlagwirkung erzielt, behält dann immer noch 40%, wenn es heiß her geht. Der Sportstudent aus gutem Hause, der ständig an seinen Schlägen gefeilt hat und am Sandsack 88% herausholt, leistet mit dem ***** auf Grundeis vielleicht nur noch 30%.
Aber das ist natürlich kein Argument gegen Sandsacktraining ... denn wer am Sandsack null bringt, kann sowieso gleich zuhause bleiben :)
Letzendlich nähern wir uns in unserer Diskussion auch dem Cross-Training: Szenario-Training, Stress-Drills, Sparring, Sandsacktraining, Pratzentraining, Rollenspiele, Techniktraining, usw.
Ich denke, u.a. die Vielfalt der Methoden ist wichtig. Die Konzentration auf eine oder wenige Methoden halte ich nicht für zielführend.
Zum Thema "Sparring": ich habe es mehrfach erlebt, dass Trainierende der Ansicht waren, eine "echte" SV-Situation würde exakt so ablaufen wie Sparrings-Training (beide Gegner umkreisen sich, testen sich langsam mit Jabs ab, gehen in den Clinch und trennen sich wieder, usw.). Hier war meiner Meinung nach der Fokus im Training so stark auf Sparring gelegt, dass vergessen wurde, dass Sparring bestimmte Attribute trainieren soll und keine 1-zu-1 Simulation der Wirklichkeit darstellt.
Gruß
Stoiker
PS: Zum Thema "Eier". Mal ehrlich Jungs, sozusagen unter uns - zu einem nicht unerheblichen Teil sind wir Männer immer noch (enthaarte) Affen, oder?
:beer:
variable
24-02-2009, 15:29
@ Stoiker
Hallo Stoiker,
gibt es den "durchschnittlichen Pöpler / Stenkerer" überhaupt?
Ein Typ, den ich vielleicht noch nie gesehen habe, steht mir gegenüber und beginnt mit mir, aus welchem Grund auch immer, einen Ärger. Woher weiß ich, daß mir jetzt ein "relativ ungefährlicher Maulheld" gegenüber steht?
Vor zwei Jahren gab es in der Nähe meines Wohnorts wegen eines Streits um einen Restaurant-Tisch eine tötliche Messerstecherei!
Vor vielen Jahren (ja die Zeit vergeht) war ich im Vollkontakt-Kickboxen sowohl als Kämpfer als auch als Trainer aktiv. Einer meiner Kämpfer war so ein richtiger "Pit-Bull", der sogar mit gebrochener Nase weiterkämpfte. Eines Tages im Ring: Der Gegner für meinen "Pit-Bull" betritt den Ring und ich und mein Kämpfer müssen uns das Lachen verkneifen - "wir" hatten einen "Gartenzwerg" als Gegner. Der Typ war mindestens einen Kopf kleiner, hatte so einen richtigen "Bierbauch" und einen wirklich lustigen Bart. Was nicht so lustig war: Er schlug meinen "Pit-Bull" in der ersten Runde so K.O., daß dieser selbst 10 Minuten nach Kampfende immer noch nicht wußte was passiert war!
Jeder Gegner ist potentiell gefährlich und jede Konfliktsituation ist potentiell gefährlich.
Als Sportphysiotherapeut hatte ich einmal einen Patienten, der nach einem harmlosen Sturtz rückwärts - so wie er beispielsweise nur von einem Schubser passieren könnte - ein schweres Schädel-Hirntrauma davontrug. Das Sprach- und das Motorikzentrum waren betroffen, der damals 35jährige Familienvater musste sowohl das Sprechen als auch grundlegende Bewegungsabläufe wie beispielsweise das Gehen wiedererlernen. Der Unfall passierte beim Tennisspielen.
Woher weiß ich im voraus, wie eine Konfliktsituation endet? Situationen mit Menschen sind immer komplex und nie - wirklich nie - zu 100% berechenbar.
Ich zumindest traue mich nicht, einen Gegner oder eine Situation als "relativ harmlos" zu beurteilen und halte mich bei aller Liebe zu Friedlichkeit und Menschlichkeit (ehrlich!) lieber an die Aussage von Oliver Pierfederici (Ausbilder der französichen Streitkräfte):
"Lieber vor sechs Richtern stehn, als von sechs Sargträgern getragen zu werden!"
Von daher: Ja, ich meine man sollte hauptsächlich den Worst-Case trainieren!
Wenn wir Deeskalation trainieren, bauen wir immer auch den Worst-Case ein, d. h. wir lassen immer auch (nicht nur) Situationen extrem eskalieren.
Gruss
Klaus
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variable
24-02-2009, 15:53
@ mario63
"Männer sind primitiv, aber glücklich" Mario Barth
Gruss
Klaus
Fit & Fight Sports Club
24-02-2009, 16:24
@ Stoiker
Hallo Stoiker,
gibt es den "durchschnittlichen Pöpler / Stenkerer" überhaupt?
Ein Typ, den ich vielleicht noch nie gesehen habe, steht mir gegenüber und beginnt mit mir, aus welchem Grund auch immer, einen Ärger. Woher weiß ich, daß mir jetzt ein "relativ ungefährlicher Maulheld" gegenüber steht?
Vor zwei Jahren gab es in der Nähe meines Wohnorts wegen eines Streits um einen Restaurant-Tisch eine tötliche Messerstecherei!
Vor vielen Jahren (ja die Zeit vergeht) war ich im Vollkontakt-Kickboxen sowohl als Kämpfer als auch als Trainer aktiv. Einer meiner Kämpfer war so ein richtiger "Pit-Bull", der sogar mit gebrochener Nase weiterkämpfte. Eines Tages im Ring: Der Gegner für meinen "Pit-Bull" betritt den Ring und ich und mein Kämpfer müssen uns das Lachen verkneifen - "wir" hatten einen "Gartenzwerg" als Gegner. Der Typ war mindestens einen Kopf kleiner, hatte so einen richtigen "Bierbauch" und einen wirklich lustigen Bart. Was nicht so lustig war: Er schlug meinen "Pit-Bull" in der ersten Runde so K.O., daß dieser selbst 10 Minuten nach Kampfende immer noch nicht wußte was passiert war!
Jeder Gegner ist potentiell gefährlich und jede Konfliktsituation ist potentiell gefährlich.
Als Sportphysiotherapeut hatte ich einmal einen Patienten, der nach einem harmlosen Sturtz rückwärts - so wie er beispielsweise nur von einem Schubser passieren könnte - ein schweres Schädel-Hirntrauma davontrug. Das Sprach- und das Motorikzentrum waren betroffen, der damals 35jährige Familienvater musste sowohl das Sprechen als auch grundlegende Bewegungsabläufe wie beispielsweise das Gehen wiedererlernen. Der Unfall passierte beim Tennisspielen.
Woher weiß ich im voraus, wie eine Konfliktsituation endet? Situationen mit Menschen sind immer komplex und nie - wirklich nie - zu 100% berechenbar.
Ich zumindest traue mich nicht, einen Gegner oder eine Situation als "relativ harmlos" zu beurteilen und halte mich bei aller Liebe zu Friedlichkeit und Menschlichkeit (ehrlich!) lieber an die Aussage von Oliver Pierfederici (Ausbilder der französichen Streitkräfte):
"Lieber vor sechs Richtern stehn, als von sechs Sargträgern getragen zu werden!"
Von daher: Ja, ich meine man sollte hauptsächlich den Worst-Case trainieren!
Wenn wir Deeskalation trainieren, bauen wir immer auch den Worst-Case ein, d. h. wir lassen immer auch (nicht nur) Situationen extrem eskalieren.
Gruss
Klaus
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Hi Klaus,
sehr gute Beiträge, die ich 1:1 unterschreibe. Danke dafür!:)
Gruß,
Eric
@ Stoiker
Hallo Stoiker,
gibt es den "durchschnittlichen Pöpler / Stenkerer" überhaupt?
Ein Typ, den ich vielleicht noch nie gesehen habe, steht mir gegenüber und beginnt mit mir, aus welchem Grund auch immer, einen Ärger. Woher weiß ich, daß mir jetzt ein "relativ ungefährlicher Maulheld" gegenüber steht?
........
Jupp, sehe ich auch so. Vor ein paar Jahren war ich in eine Schlägerei mit einem jungen Mann Anfang 20 verwickelt. Ich dachte eigentlich, es wär nur ein halbstarker, der ein bißchen Frust hatte.
Nach die Polizei den Kollegen mitgenommen hatte, bin ich ins Krankenhaus, um mir meine Hand verarzten zu lassen (spricht übrigens definitiv gegen Faustschläge zum Kopf). Da habe ich dann 2 Typen getroffen, die der Kollege vorher zusammengeschlagen hatte. Mein Nachbar, der am nächsten Tag von der Polizei als Zeuge vernommen wurde, hat mir erzählt, das die wohl schon den ganzen Tag nach dem Jungen gefahndet hatten, weil er mehre Leute überfallen und verprügelt hat.
Die Nummer war übrigens der Grund, mich nach langer Kampfsportabstinenz nochmal mit KK/SV zu beschäftigen. Ich bin zwar ganz gut aus der Nummer rausgekommen, aber es fehlten im Grunde die Ideen, das Ding schnell zu beenden. Hätte durchaus auch böse ausgehen können.
Gruß
Mario
variable
24-02-2009, 18:47
Zitat:
Da würde ich erst einmal fragen, woher denn der fehlende Mut (=Angst) kommt.[QUOTE]
Mut und Angst gehören zusammen. Mut bedeutet, die Angst zu überwinden bzw. die Angst zu kontrollieren. Ohne Angst auch kein Mut!
Angst ist eine der stärksten Emotionen überhaupt. Ich glaube viele Menschen hatten noch nie so richtig - wirklich richtig - Angst.
Das Problem ist, dass es einen fließenden Übergang von der Angst zur Panik gibt und dass dieser Übergang schneller erreicht ist als man denkt. Unter Panik haben wir keine prozentualen Einschränkungen der Technikkoordination oder der Schlagkraft - unter Panik versagt einfach alles! Wir verfallen entweder in eine Art "Schockstarre" (motorischer Blockierungseffekt) oder stürzen uns in eine panische Flucht, wobei wir alles andere (Personen, die mit uns sind, Gefahrenquellen wie z. B. Straßenverkehr, usw.) nicht mehr wahrnehmen. Neurologisch gesehen ist in diesem Zustand unser Großhirn (rationales Denken) völlig blockiert. Ein schrecklicher Zustand! Ich habe ihn schon erlebt!
Es tut mir Leid, aber auch in diesem Forum treffe ich in weiten Bereichen auf das gleiche Problem, das ich schon seit Jahren mit unserer "Szene" habe:
Es werden Techniken und Systeme verglichen, welche Trainingsmethodik ist besser als die Andere, usw..
Bin ich denn allein mit der Ansicht, dass all dies zwar durchaus wichtig ist, aber auf keinen Fall der Kern der Sache darstellt? Ob Kampfsport, Kampfkunst, Selbstverteidigung oder "schlicht" das tägliche Leben - es beginnt und endet alles in unserem Kopf!!!
Ich finde, wenn man dass begriffen und verinnerlicht hat, wird einem erst wirklich klar, dass wir alle doch im gleichen Boot sitzen! Dann ist es doch völlig unwichtig welches System der andere betreibt, das System ist nur ein "Tool", ein Werkzeug.
Ich liebe - und das meine ich so - die Kampfkunst (jetzt einfach als Oberbegriff) seit 29 Jahren so sehr, weil sie mich als Mensch im positiven Sinne verändert hat - und das lag nicht an einem bestimmten System.
@ Elite Combat / Eric
Eric, ich finde das Thema Attributes super! (Und Danke für Deine Zustimmung - ein Krieger erkennt einen Krieger wenn er auf ihn trifft)
Lasst uns doch einmal in diesem Zusammenhang (Attributes) über den Kern sprechen, über unseren Kopf, über die mentalen Attributes, ohne die nichts läuft, wenns ernst wird!
Hier können wir alle Grenzen, die vielleicht durch unsere Systeme entstehen beiseite lassen und alle profitieren. Ich wär da sofort dabei!
Also wie wärs?
Klaus
Fit & Fight Sports Club
24-02-2009, 20:48
Zitat:
[QUOTE=Stoiker;1680683]
@ Elite Combat / Eric
Eric, ich finde das Thema Attributes super! (Und Danke für Deine Zustimmung - ein Krieger erkennt einen Krieger wenn er auf ihn trifft)
Lasst uns doch einmal in diesem Zusammenhang (Attributes) über den Kern sprechen, über unseren Kopf, über die mentalen Attributes, ohne die nichts läuft, wenns ernst wird!
Hier können wir alle Grenzen, die vielleicht durch unsere Systeme entstehen beiseite lassen und alle profitieren. Ich wär da sofort dabei!
Also wie wärs?
Klaus
Hi Klaus, ich denke wir sollten die "attributes" in physische und psychische unterteilen.
Also zu den physischen zähle ich:
Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Kraftausdauer, Beweglichkeit, Distanzgefühl, Timing, Anpassungsfähigkeit, Rhythmisierungsgefühl, Koordination etc.
Zu den psychischen zähle ich:
Überlebenswille, Jagdinstinkt, Durchhaltevermögen, Adrenalienmanagement, Demütigungstoleranz, Hemmungsfreiheit, Entscheidungsfreudigkeit, Kampf- oder Fluchtanalyse, Umgebungsübersicht, Einschätzungsfähigkeit etc.
Sicher nicht vollständig, aber diese sind mir gerade so aus den Fingern gelaufen:D
Gruß,
Eric
variable
25-02-2009, 21:16
[QUOTE=variable;1681288]Zitat:
Hi Klaus, ich denke wir sollten die "attributes" in physische und psychische unterteilen.
Also zu den physischen zähle ich:
Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Kraftausdauer, Beweglichkeit, Distanzgefühl, Timing, Anpassungsfähigkeit, Rhythmisierungsgefühl, Koordination etc.
Zu den psychischen zähle ich:
Überlebenswille, Jagdinstinkt, Durchhaltevermögen, Adrenalienmanagement, Demütigungstoleranz, Hemmungsfreiheit, Entscheidungsfreudigkeit, Kampf- oder Fluchtanalyse, Umgebungsübersicht, Einschätzungsfähigkeit etc.
Sicher nicht vollständig, aber diese sind mir gerade so aus den Fingern gelaufen:D
Gruß,
Eric
Hallo Eric,
ja, ist o.k. - unterteilen wir die Attributes.
Ich beginne vielleicht sogar noch etwas grundlegender, mit der Frage nach dem Stellenwert der Attributes. Paul Vunak (PFS) sagt ja, dass nicht derjenige einen Kampf gewinnt, der die schönere (perfektere) Technik beherrscht, sondern derjenige, der die besseren Eigenschaften besitzt.
So auf den "ersten Blick" könnte man dem wohl zustimmen. Was nützt z. B. die schönste Führhandgerade, wenn diese langsam, ohne Power und ohne Entschlossenheit geschlagen wird.
In diesem Zusammenhang fällt mir ein Kampf von Trevor Burback (amerikanischer Schwergewichtsboxer) ein, den ich mal gesehen habe. In diesem Kampf schlägt Trevor seinen Gegener durch dessen Doppeldeckung K. O. - der Mann fällt buchstäblich mit beiden Händen vor dem Kopf um! Angewendete physische Eigenschaft: Kraft bzw. Schlagkraft! Angewendete psychische Eigenschaft: In diesem Fall ein "enger Verwandter" zum Überlebenswillen, den Siegeswillen.
Kann man sagen, dass die Entwicklung von Eigenschaften wichtiger ist, als das Erlernen einer gewissen Technik?
Kann man mit Technik ein mögliches Defizit an Eigenschaften ausgleichen? Wo stehen die Eigenschaften, welchen Stellenwert haben sie in der Selbstverteidigung? Wie kann man sie einordnen?
Deine Meinung / bzw. natürlich Eure Meinung würde mich da interessieren.
Gruss
Klaus
VDS | Startseite (http://www.vds-germany.de)
Ne "schöne" Führhand wird aber nicht langsam ohne Entschlossenheit und Power geschlagen !
:D
Yogafrog
25-02-2009, 22:12
[QUOTE=variable;1681288]Zitat:
Zu den psychischen zähle ich:
Demütigungstoleranz
Finde ich gut, dass Du das auch erwähnst, kommt meiner Meinung nach oft zu kurz.
[QUOTE=Elite Combat;1681497]
Finde ich gut, dass Du das auch erwähnst, kommt meiner Meinung nach oft zu kurz.
Dem kann ich nur zustimmen. Hab schon die eine oder andere Schlaegerei vermieden indem ich mir das aggressive Gelalle von so ein par Idioten angetan habe ohne auszurasten. Die wollten ihr Ego aufbauen und ich wollte meine Ruhe, ich kenne genug Leute die bei sowas dann die Nerven verlieren und zulangen.
Kann man sagen, dass die Entwicklung von Eigenschaften wichtiger ist, als das Erlernen einer gewissen Technik?
Kann man mit Technik ein mögliches Defizit an Eigenschaften ausgleichen? Wo stehen die Eigenschaften, welchen Stellenwert haben sie in der Selbstverteidigung? Wie kann man sie einordnen?
Deine Meinung / bzw. natürlich Eure Meinung würde mich da interessieren.
hmmmm, ich denke das es schwer ist zu sagen was wichtiger ist.
Imho im Rahmen SV evtl. VK kann man mit den richtigen Eigenschaften ein Technikdefizit eher ausgleichen als umgekehrt.
Nichts desto trotz denke ich das Beide nicht alleine existieren können, es aber Sinn macht für den Bereich SV den Punkt Eigenschaften in den Vordergrund zu rücken, natürlich ohne die Technik zu vernachlässigen.
Gerade bei den Eigenschaften ist ja das Individuum gefragt und dort sollte sich doch dann bei diesem Training herauskristallisieren, welche Techniken/Taktiken die richtige Ergänzung sind?!?!?!?
Also bei einem 1,90 -2,00 m muskelbepacktem Kampfkoloß der nach einmal Luftholen 2 Gegner quer unter der Nase hängen hat sind mit Sicherheit andere Prioritäten im Training der Attribute notwendig als bei der sportlichen 1,54m 45kg Dame!!!
Ich denke in der Priorisierung sollten die psychischen vor den physischen Attributes angesiedelt sein wobei ich den letzteren Punkt in Kombination mit Techniken sehe und den ersteren mit Taktiken...
Auf jeden Fall ist ein kritischer (auch selbstkritisch) Trainer gefragt, der den Schülern immer den Ernstfall und die Realität vor Augen hält.
Dies sinnvollerweise mit der Möglichkeit die Attributes des Schülers zu prüfen, weniger für den Trainer oder Gürtel/Graduierungen, mehr für Schüler damit dieser weiß wo er steht...
Im Rahmen dessen was im Training möglich ist ohne 90% zu vergraulen.
Alles rein auf SV bezogen.
Also flexibel sein oder wars variable???;)
Nööö es war universell :D:cool:
Ich sehe das so wie der Klaus. Hierzu ein kleines Gedankenspiel.
Angenommen, es gäbe den komplett reinen Kämpfertypen (den es natürlich so in der Realität nicht gibt):
Kämpfer Nr. 1 ist körperlich topfit, aber ein Schaf ohne jegliche Kampferfahrung und Technik
Kämpfer Nr. 2 ist körperlich ne Lusche, hat auch keine Technik, aber das Herz einer Löwin, die Ihre Kinder beschützt und alle anderen mentalen Skills, die hier schon erwähnt wurden.
Kämpfer Nr. 3 trainiert jeden Tag fleißig Armschach oder sonst was, ist aber körperlich so drauf wie Nr. 2 und ist genauso ein Schaf wie Kämpfer Nr. 1
Wer besiegt hier wohl wen? Mein Meinung: Nr. 2 haut beide weg und Nr. 1 die Nr. 3 (wobei, warum sollten die sich prügeln?)
Für mich sieht die Prioritätenliste der Attributes/Skills daher so aus:
Mentale Skills
Körperliche Skills
Techniken
Jetzt ist die Frage, wie trainiere ich die einzelnen Teilbereiche. Hierbei ist ja auch nicht ganz unerheblich, welchen Zeitaufwand der trainierende betreiben will/kann. Jemand der z.B. 4 Trainingseinheiten oder mehr pro Woche absolviert, kann durchaus an zwei Tagen nur die Fitness-Komponente bedienen. Wer aber nur auf zwei Einheiten pro Woche kommt, muss die Fitness im Rahmen des KK-Trainings mitbedienen.
Gruß
Mario
Mirco W.
26-02-2009, 21:54
Ich sehe das so wie der Klaus. Hierzu ein kleines Gedankenspiel.
Angenommen, es gäbe den komplett reinen Kämpfertypen (den es natürlich so in der Realität nicht gibt):
Kämpfer Nr. 1 ist körperlich topfit, aber ein Schaf ohne jegliche Kampferfahrung und Technik
Kämpfer Nr. 2 ist körperlich ne Lusche, hat auch keine Technik, aber das Herz einer Löwin, die Ihre Kinder beschützt und alle anderen mentalen Skills, die hier schon erwähnt wurden.
Kämpfer Nr. 3 trainiert jeden Tag fleißig Armschach oder sonst was, ist aber körperlich so drauf wie Nr. 2 und ist genauso ein Schaf wie Kämpfer Nr. 1
Wer besiegt hier wohl wen? Mein Meinung: Nr. 2 haut beide weg und Nr. 1 die Nr. 3 (wobei, warum sollten die sich prügeln?)
Für mich sieht die Prioritätenliste der Attributes/Skills daher so aus:
Mentale Skills
Körperliche Skills
Techniken
Jetzt ist die Frage, wie trainiere ich die einzelnen Teilbereiche. Hierbei ist ja auch nicht ganz unerheblich, welchen Zeitaufwand der trainierende betreiben will/kann. Jemand der z.B. 4 Trainingseinheiten oder mehr pro Woche absolviert, kann durchaus an zwei Tagen nur die Fitness-Komponente bedienen. Wer aber nur auf zwei Einheiten pro Woche kommt, muss die Fitness im Rahmen des KK-Trainings mitbedienen.
Gruß
Mario
Hallo Mario, grüß dich!
Wong Shun Leung soll mal gesagt haben: "Courage first, strength second, gung fu third".......das kommt deiner These sehr nahe, wie ich finde. (Quelle: Look beyond the pointing finger von David Peterson).
Gruß, Mirco
Fit & Fight Sports Club
26-02-2009, 22:06
Gut sortiert Mario, man könnte fast denken wir teilen uns ein Hirn!:D
Busfahrer
26-02-2009, 22:56
Hallo erstmal - melde mich nach langer Abstinenz in's KKB zurück. Zum Zweiten möchte ich sagen, dass ich diesen Beitrag sehr gut finde, denn dieses Thema wird gerne "unterschlagen".
Wenn es im Sport (egal welcher) heiß man gewinnt zu 90% mit dem Kopf ist reines Technik Training "nur" 10%.
Der Gründer eines bekannten SV System aus Israel soll einmal gesagt haben: "To educate and build people mentally, spiritually and physicall, so that in a time of need one will be able to defend and attack with maximum speed and efficiency."
Als zweites Zitat möchte ich jemanden zitieren der mir während der FÜL C Ausbildung im Ju-Jutsu begegnet ist: "Für die SV (er meinte die körperliche nach Versagen der Vermeidungsstrategie) braucht man den absoluten Willen zu zerstören."
Im Grunde ist dies alles hier bereits gesagt worden. Auch ich denke, dass die mentalen "Skills" - man könnte fast sagen "soft skills" :D die Voraussetzung sind um überhaupt aus einer Keilerei rauszukommen. Was nützt das beste Werkzeug wenn ich es nicht einsetzen möchte?
Wie trainieren - das ist die Frage! Denn im Grunde sind wir uns ja einig was die Unterteilung und den Stellenwert angeht. Wie bringe ich das nette Mädel von nebenan dazu im Ernstfall ihre Daumen bis zum Anschlag in die Augen des Angreifers zu stecken und ihm gleichzeitig die Halsschlagader mit den Zähnen zu zerlegen? Nur um das Ganze mal etwas überzogen bildlich darzustellen...
Die Amis sprechen sogar manchmal von dem !Achtung böses Wort! killswitch. Wie trainiere ich das so, dass ich im Ernstfall dieses Skill in der notwendigen Dosis abrufen kann? Des Weiteren sollte man dann noch erkennen, wem man das zeigt und wem nicht!!!
variable
27-02-2009, 22:08
@ all
Ich kann Euren Beiträgen ebenfalls nur zustimmen.
@ Busfahrer
Genau diese Frage, wie man aus dem netten Mädel von nebenan eine "Kampfmaschine" macht, habe ich einmal Amnon Maor (Krav Maga / hat auch irgendetwas mit israelischen Spezialeinheiten zu tun) auf einem Seminar in Basel gestellt. Ich muss kurz dazusagen, dass Amnon Maor nur Hebräisch spricht und dass alles von einem Übersetzer ins Englische übersetzt wurde, wobei die englische Version immer nur maximal halb so lange dauerte, wie die original hebräische Ansprache von Amnon Maor - wäre also möglich, dass der Übersetzer stark zusammengefaßt hat. Aber egal, die Antwort damals war auf jeden Fall folgende:
Anscheinend gibt es dieses Problem auch bei den Spezialeinheiten. Ein junger Soldar, sehr intelligent, überdurchschnittliche körperliche Verfassung, Super-Schütze, usw. aber "Tötungshemmung" (oder so ähnlich, den genauen Begriff, der verwendet wurde weiß ich nicht mehr). Die israelische Armee geht ein solches "Problem" angeblich mit zwei Strategien an:
1. Schaffung eines ideologischen Feindbildes & 2. Drilling. Unter Drilling verstand Amnon Maor einfach nur, dass Techniken und Taktiken solange "eingeschliffen" werden, bis sie selbst unter extremsten Stress automatisch abgerufen werden.
Die Antwort erschien mir logisch. Jetzt hatte ich nur das "kleine Problem", dass ich keine Soldaten ausbilde, sondern Hausfrauen, Schüler, Banker, usw. Das "Drilling" war schon vorher klar, aber ein "ideologisches Feindbild" schaffen? Ich habe dann später bei Amnon Maor noch einmal nachgehakt (es war beim Mittagessen) und ihn gefragt, wie man denn ein ideologisches Feindbild schafft? Die Antwort kam deutlich zögerlicher und war auch auf hebräisch ziemlich kurz: "Z. B. durch Videos und Photos von getöteten jüdischen Frauen und Kindern durch palästinensische Selbstmordattentäter."
Das half mir zunächst auch nicht weiter - aber es beschäftigte mich doch intensiv und manchmal hilft einem der Zufall. Mein Geschäftspartner Marcus und ich arbeiteten zu dieser Zeit gerade an einem Vortrag über Aggression & Gewalt. Bei unseren Recherchen stießen wir im Internet auf eine Seite, die von Gewaltopfern gestaltet wird (Opfer gegen Gewalt (http://www.opfer-gegen-gewalt.de)). Dort finden sich im Opferforum zwei Rubriken: 1. "Wir gedenken der Mordopfer" und 2. "Opfer schreiben". Die Veröffentlichungen auf diesen Seiten (oft auch Schilderung von Tathergängen) haben uns zum Teil tief berührt.
Mit diesen Schilderungen haben wir begonnen. Wir haben die Geschichten und die Plädoyers dieser Seite im Training vorgelesen und mit unseren Schülern besprochen und diskutiert. Bei unserem Klientel geht es ja noch einige Stufen niedriger los, als bei dem Soldaten mit "Tötungshemmung". Unseren Leuten müssen wir ja erst einmal klar machen, dass sie ihr natürliches und vom Gesetzgeber zugesichertes Recht auf Notwehr behaupten. Und das hat doch tatsächlich funktioniert. Es entstand natürlich kein Feindbild, aber die Einstellung der Kursteilnehmer hat sich dadurch definitiv verändert. Heute erstellen wir für unser Training sogenannte "Medienmappen", wir sammeln Zeitungsberichte, Studien, Fallgeschichten, usw. - möglichst sehr "emotionales" Material und arbeiten damit im Training.
Der kleine "psychologische Trick" dabei ist der, dass zwischen Schüler und "Medienbericht" eine Art "Verbindung" aufgebaut werden muss, was übrigens relativ leicht ist. Es ist traurig, aber wahr, da draussen passiert soviel, da ist für jeden SV-Schüler mehr als eine "Geschichte" vorhanden, bei der er (mit etwas Hilfe des Trainers) soetwas wie Empathie entwickelt und sich selbst in der Situation sieht. Diese Art von "geistiger" Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt erzeugt (zumindest nach unserer Erfahrung) tatsächlich Wirkung. Übrigens: Auch Marcus und mich haben diese "Stories" ganz klar mental beeinflusst.
Dieses Konzept allein reicht zwar noch nicht aus, um aus dem netten Mädel eine "Kampfmaschine" zu machen, aber es ist ein erster - nicht unerheblicher - Schritt in diese Richtung.
Für Heut lass ichs gut sein, ich meld mich wieder. Ich hoffe jemand kann damit was anfangen.
Gruss
Klaus (VDS | Startseite (http://www.vds-germany.de))
"Der Mensch für sich allein vermag gar wenig und ist ein verlassener Robinson; nur in der Gemeinschaft mit den anderen ist und vermag
er viel." Arthur Schopenhauer
Hi Klaus,
super guter Beitrag. Ich glaube auch, das es beim mentalen Training darauf ankommt, das der SVler erstmal erkennt, das es in einer potentiellen SV-Situation nicht um Eitelkeiten oder pubertäre *******längenvergleiche geht, sondern im Zweifelsfall immer um Leben und Gesundheit. Dies muß er unbedingt verstehen, damit klar wird, das Aufgeben und Demutshaltung definitiv keine Optionen sind. Hierzu finde ich die Sache mit der Medienmappe genial.
Im nächsten Step muss dann vermittelt werden, das der Kampf sich manchmal nicht mehr vermeiden lässt und das an diesem Punkt Angriff die beste Verteidigung ist.
Und last but not least muss dem SVler klar werden, das wenn er einmal losgelegt hat, nicht eher aufhört, bis der Gegner keine Gefahr mehr darstellt oder sich eine Möglichkeit zur Flucht eröffnet.
Soweit der Trockenteil. Jetzt können wir uns um Trainingsmethodik etc. kümmern, oder?
Gruß
Mario
Fit & Fight Sports Club
28-02-2009, 15:37
Sehr gut Junx, es geht in die richtige Richtung!
@Klaus
Sehr interessant, über diesen Ansatz habe ich schon häufig nachgedacht, also quasi auch mit Bildern von Opfern schocken, es mich aber noch nicht getraut im Unterricht umzusetzen. Nur bei Messer-Seminaren nutzen wir gerne mal die bekannten Bilder der Schnitt- und Stichverletzungen.
Ich werde nachher bei Takkos & mexikanischem Bier das mal mit ein paar Mädels erörtern.:)
Gruß,
Eric
Sehr gut Junx, es geht in die richtige Richtung!
@Klaus
Sehr interessant, über diesen Ansatz habe ich schon häufig nachgedacht, also quasi auch mit Bildern von Opfern schocken, es mich aber noch nicht getraut im Unterricht umzusetzen. Nur bei Messer-Seminaren nutzen wir gerne mal die bekannten Bilder der Schnitt- und Stichverletzungen.
:ups:
Ich denke das Problem ist nur den Schock in die richtige Richtung zu kanalisieren ansonsten glaube ich aber eher nicht das uns sowas nachhaltig um den Schönheitschlaf bringt...;):cool:
F-factory
02-03-2009, 08:45
Sehr interessant, über diesen Ansatz habe ich schon häufig nachgedacht, also quasi auch mit Bildern von Opfern schocken, es mich aber noch nicht getraut im Unterricht umzusetzen.
Hallo Eric,
ich würde es mit Bildern alleine auf jeden Fall nicht angehen. Das erzeugt eine sehr einseitig ausgerichtete Aggressorenwahrnehmung. Besser, aber zeitraubender, ist die es dann wirklich mit Zeitungsberichten zu arbeiten. Aber auch da habe ich meine Probleme mit, da Zeitungsberichte oft auch "eingefärbt" sind und mit der Emotionalität spielen.
Was wir immer wieder mal als Analogien im Training einfliessen lassen, sind Opfergeschichten, die uns persönlich zugetragen werden (ohne Nennung der Personen natürlich!). Gerade das "wo" und "wie" verdeutlicht für viele wie leicht es sein kann Opfer von Gewalt zu werden und zeichnet ein mentales Bild. Wenn man selbst etwas erzählt, kann man besser kontrollieren was gesagt wird und was man, um eine Wertung zu vermeiden, eher verschweigt.
Zum Glück ist es nicht so, daß wir jeden Tag neue Opfergeschichten zugetragen bekommen...
Gruß
John
Fit & Fight Sports Club
02-03-2009, 08:55
Hallo Eric,
ich würde es mit Bildern alleine auf jeden Fall nicht angehen. Das erzeugt eine sehr einseitig ausgerichtete Aggressorenwahrnehmung. Besser, aber zeitraubender, ist die es dann wirklich mit Zeitungsberichten zu arbeiten. Aber auch da habe ich meine Probleme mit, da Zeitungsberichte oft auch "eingefärbt" sind und mit der Emotionalität spielen.
Gruß
John
Sehe ich auch so John.
@Chari
na da bin aber beruhigt!
Schwede1968
04-03-2009, 10:19
Push :klatsch:
Halte etliches was hier geäußert wird für äußerst fragwürdig aber vielleicht verstehe ich als SV Laie ja nur einiges miss.
Von daher: Ja, ich meine man sollte hauptsächlich den Worst-Case trainieren!
Wenn wir Deeskalation trainieren, bauen wir immer auch den Worst-Case ein, d. h. wir lassen immer auch (nicht nur) Situationen extrem eskalieren.
Wozu? Dieses (fast) egal was du tust es kommt immer zum worst case habe ich bei der BW kennen gelernt und ich empfand es als äußerst unsinnig und extrem unrealistisch.
Natürlich muss der worst case ausgiebig trainiert werden aber das ist in der SV der Kampf und den trainiert ihr doch welchen Zweck soll das ein unrealistisches Deeskaltionstraining bieten? Auf plötzliche Gewalt kann es ja schlecht vorbereiten wenn die Teilnehmer überzeugt sind das es ja eh zur Eskalation kommt.
Die israelische Armee geht ein solches "Problem" angeblich mit zwei Strategien an:
1. Schaffung eines ideologischen Feindbildes
Halte ich für äußerst Problematisch und nicht gerade nachamenswert. Über Masaker an Zivilisten muß und Kriegsverbrechen muß mann sich dann nicht mehr wundern, erschreken das eine Armee mit solchen Methoden arbeitet:mad:
Hi Klaus,
super guter Beitrag. Ich glaube auch, das es beim mentalen Training darauf ankommt, das der SVler erstmal erkennt, das es in einer potentiellen SV-Situation nicht um Eitelkeiten oder pubertäre *******längenvergleiche geht, sondern im Zweifelsfall immer um Leben und Gesundheit.
Dann ist SV etwas was 99% von uns niemals erleben werden
Im nächsten Step muss dann vermittelt werden, das der Kampf sich manchmal nicht mehr vermeiden lässt und das an diesem Punkt Angriff die beste Verteidigung ist.
Wer angreift kann wohl schlecht von SV sprechen
Und last but not least muss dem SVler klar werden, das wenn er einmal losgelegt hat, nicht eher aufhört, bis der Gegner keine Gefahr mehr darstellt oder sich eine Möglichkeit zur Flucht eröffnet.Über dramatisiert und unrealistisch es reicht dem Gegner die eigene Wehrheftigkeit demonstriert zu haben.
Kann es seine das SV-Anbieter die Angst ihrer Kunden (die ihre Geschäftsgrundlage bildet ) bewusst oder unbewusst schüren?
Verstehe ich euch falsch?
Wer angreift kann wohl schlecht von SV sprechen
Sehe ich anders. Wenn eine Bedrohung imminent ist, ist es wohl besser einem Angriff zuvorzukommen als diesen abzuwarten und eventuell schwerere Verletzungen davonzutragen bzw. zu verursachen.
Über dramatisiert und unrealistisch es reicht dem Gegner die eigene Wehrheftigkeit demonstriert zu haben.
Das ist wohl situationsabhaengig meinst du nicht? Gibt sicher genug Faelle wo das den Gegner anspornt. Glaube nicht das sich das so leicht ueber einen Kamm scheren laesst.
TK
P.S. Das mit der Armee und Kriegsverbrechen lassen wir mal am besten aus diesem Forum raus.
BenitoB.
04-03-2009, 13:26
würde ich auch mal vorschlagen.naja,ich vermute da gewisse ethnisch abstammungsbegründete vorurteile,die hier in scheisshausparolen enden.
@krake,man kann auch alles missverstehen und überintrepretieren.solltest du dich jemals mit einem sv system ernsthaft auseinander gesetzt haben wüßtest du,dass dort keine killer herangezüchtet werden,oder gedanken und verantwortungslose menschen.
variable
04-03-2009, 16:40
@krake,man kann auch alles missverstehen und überintrepretieren.solltest du dich jemals mit einem sv system ernsthaft auseinander gesetzt haben wüßtest du,dass dort keine killer herangezüchtet werden,oder gedanken und verantwortungslose menschen.
@ BenitoB - Danke Benito! Sehr gut geschrieben!
@krake
Hallo krake,
ja, Du hast mich gründlich falsch verstanden! Kann natürlich auch an meiner Ausdrucksweise liegen.
Zum "worst case":
Stell Dir mal vor, Du wärst für die Sicherheit von Barack Obama zuständig. Es ist ein Besuch in Berlin geplant, wobei Obama eine Wegstrecke von Ort A nach Ort B im PKW zurücklegen muss. Da ja in der Vergangenheit immer alles ohne besondere Vorkommnisse war, beschließt Du diesesmal die Straßenkanäle nicht zu kontrollieren, Kanaldeckel werden dann ja auch nicht mehr versiegelt, Scharfschützen reichen auch die Hälfte, Absperrungsmaßnahmen können auch deutlich reduziert werden, usw.
Glaubst Du, dass so Sicherheit funktionieren würde? Ich bin zwar nicht für die Sicherheit von Barack Obama verantwortlich, aber für die Sicherheit meiner Schüler! Einen Kampf / eine Eskalation zu vermeiden gehört zu den obersten Grundsätzen innerhalb unseres und auch vieler (wahrscheinlich der meisten) anderen Selbstverteidigungstrainings! Aber leider muss die Eskalation auch beim besten Deeskalationskonzept immer in Betracht gezogen werden - ansonsten bin ich nicht bereit / vorbereitet, wenns plötzlich losgeht! Das hat nichts damit zu tun, dass man hinter jeder Strassenecke den "Kettensägenmann" vermutet - es hat vielmehr mit einer Art "natürlicher Wachsamkeit" (so drückt sich Jim Wagner aus) zu tun.
Zu "Feindbilder":
Ich dachte ich hätte geschrieben, dass ich selbst nichts damit anzufangen wusste. Ich hätte jetzt keinen Plan, wie ich bei meinen Hausfrauen, Schülern oder Bankern in irgendeiner Form ein Feindbild aufbauen sollte.
Obwohl, die meisten haben wahrscheinlich schon eins: die Hausfrauen ihre Männer, die Schüler ihre Lehrer und die Banker ihre Kunden :D. O.K., O. K. darüber sollte man keine Späße machen.
Es geht elementar darum - wie ich geschrieben habe - den SV-Schülern klar zu machen, dass sie sich wehren dürfen und sollen! Die meisten sind (zumindest am Anfanf) so nett, dass sie sich am liebsten entschuldigen würden, wenn sie im Sparring doch tatsächlich mal den Partner treffen.
Zu "militärischem Wissen":
Mit militärischem Wissen verhält es sich wie mit Feuer. Feuer für sich allein ist völlig neutral - weder gut noch schlecht. Erst in der Hand des Menschen wird es zu etwas Positiven (Wärme) oder Negativen (Haus niederbrennen oder schlimmeres). Wie gesagt, wir bilden keine Soldaten aus! Wir wollen Vergewaltigungen, schwere Körperverletzungen oder schlimmeres eigentlich verhindern.
Gruss
Klaus
Busfahrer
08-03-2009, 23:19
@ Krake- Es geht ja nicht darum gewissenlose Killermaschinen abzurichten.
Sondern es geht darum den normalen - evtl. etwas sehr zurückhaltenden Bürger dazu zu bringen, im Ernstfall alles zu tun was notwendig ist um dem Angreifer Einhalt zu gebieten. Das muss durch ein Werkzeug geschehen, welches sehr unanfällig gegen Fehler ist. Und jeder der sich mal ernsthaft Gedanken über die Auswirkungen gemacht hat, welche seine Werkzeuge verursachen, weis das das kein Spaß ist. Im Gegenzug ist das was der Angreifer macht u. U. auch kein Spaß und im Worst Case sogar schlimmer als das was wir machen würden. - Hier gehe ich bewust davon aus, dass der SVler schnell versucht sich zu lösen und abzuhauen statt bis zum geht-nicht-mehr weiterzutreten...
Angriff ist die beste Verteidigung - und SV beginnt nach dem Papier dort, wo der gegwärtige bla bla bla unmittelbar bevorstehend bla bla
Warum also warten anstatt selbst die Initiative zu ergreifen?
Zurück zum Thema - wollten wir nicht anfangen über die Didaktik zu sprechen?
Das mit der Schaffung eines Feindbildes halte ich von dem Begriff her unglücklich - da stürzen sich schnell die Geier drauf. Aber generell halte ich das für eine interessante Idee. Nur über die Dosis und die Art bin ich mir recht unklar. Erfahrungsberichte oder Zeugenaussagen, welche mir zugetragen werden, gebe ich auch des Öfteren anonym im Training weiter und die bekannten Fotos werden auch teilweise verwendet. Wichtig finde ich allerdings, dass man dabei behutsam umgeht, um nicht die Angst zu steigern.
Schaffung einer gewissen Grundaufmerksamkeit und der absolute Wille sich selbst zu verteidigen ist schließlich das Ziel. Dabei ist es mit Sicherheit nicht verkehrt, wenn man dem Schüler klarmacht, dass seine eigene Gesundheit deutlich wichtiger ist, als die des Angreifers. Dafür ist es evtl. notwendig im Kopf des Schülers eine Art "SV - 2 - Klassengesellschaft" zu bilden (ich und Andere, ... ne weile gar nix... der Angreifer). Das dürfte dann sowas wie die abgespeckte Version des "Feindbildes" (ein echt fieses Wort oder? :D) sein.
Durch ständiges runterbeten der wichtigen Punkte einer Technik und Schaffung von Erfolgserlebnissen im Mugging, trichtern wir den Schülern doch auch unsere Techniken (Werkzeuge) ein. Sollte das Gleiche nicht auch u.U. mit der Geisteshaltung funktionieren?
Ich betone nochmals ausdrücklich! Wir bilden keine Killer, Spinner, Faschos, Arnarchos oder sonstiges Pack aus! Es geht hier nur darum den normalen Menschen zu befähigen sich im Notfall (nach Versagen der Deeskalation) zu retten. - Nur zu Sicherheit bevor das Geschrei losgeht... ;)
DieKlette
09-03-2009, 13:45
Ich find' die Antwort auf den Thread recht einfach: Boxen und Ringen bis zum Kotzen mit viel Sparring.
Busfahrer
16-04-2009, 17:06
Gibts da nicht auch so eine Sache mit Hundewelpen? :D
Ich sehe das so wie der Klaus. Hierzu ein kleines Gedankenspiel.
Angenommen, es gäbe den komplett reinen Kämpfertypen (den es natürlich so in der Realität nicht gibt):
Kämpfer Nr. 1 ist körperlich topfit, aber ein Schaf ohne jegliche Kampferfahrung und Technik
Kämpfer Nr. 2 ist körperlich ne Lusche, hat auch keine Technik, aber das Herz einer Löwin, die Ihre Kinder beschützt und alle anderen mentalen Skills, die hier schon erwähnt wurden.
Kämpfer Nr. 3 trainiert jeden Tag fleißig Armschach oder sonst was, ist aber körperlich so drauf wie Nr. 2 und ist genauso ein Schaf wie Kämpfer Nr. 1
Wer besiegt hier wohl wen? Mein Meinung: Nr. 2 haut beide weg und Nr. 1 die Nr. 3 (wobei, warum sollten die sich prügeln?)
Für mich sieht die Prioritätenliste der Attributes/Skills daher so aus:
Mentale Skills
Körperliche Skills
Techniken
Jetzt ist die Frage, wie trainiere ich die einzelnen Teilbereiche. Hierbei ist ja auch nicht ganz unerheblich, welchen Zeitaufwand der trainierende betreiben will/kann. Jemand der z.B. 4 Trainingseinheiten oder mehr pro Woche absolviert, kann durchaus an zwei Tagen nur die Fitness-Komponente bedienen. Wer aber nur auf zwei Einheiten pro Woche kommt, muss die Fitness im Rahmen des KK-Trainings mitbedienen.
Gruß
Mario
Hi
ich finde auch das man den Gegner zuerst im Kopf besiegen muss bevor man es auf der "Strasse" schaft. Aber ich bin der Meinung das Technik oft wichtiger ist als Kraft, sieht man ja oft bei KK/KS, ein seht guter Techniker macht mich sehr wahrscheinlich platt auch wenn ich mehr Muskelmasse habe.
Ich würde diese 2 Sachen deshalb auf die gleiche Stufe stellen.
Fliegendes Schwert
20-04-2009, 09:28
Wow, ich hab mich zwar schon länger nicht mehr hier im Forum zu Wort gemeldet und ich muss sagen, dass das hier definitiv einer der interessantesten Threads ist, die ich je im KKB gelesen habe. Super Jungs:halbyeaha
@Topic: Das mit dieser "mentalen Sperre" hab ich auch schon ein paar mal erleben müssen, z.B. wurden wir mal von diesen typischen betrunkenen Assis angemacht. Natürlich haben wir versucht die Situation zu deeskalieren, was auch scheinbar erst mal geklappt hat, aber dann ist es doch ausgeartet und ehe ich mich versah lag ein Freund von mir am Boden und einer der Angreifer war über ihm. Zum Glück konnte der Freund selbst ziemlich gut austeilen und die Situation hat sich dann auch recht schnell aufgelöst, aber ich was im Momtent des Angriffs so "gelähmt", dass ich nicht im Stande gewesen wäre jemandem zu helfen oder mich selbst zu wehren falls ich das Ziel gewesen wäre. Und ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass ich von der Fitness den meisten der Assis überlegen war.
Also ich würde da den meisten meiner Vorreder zustimmen, dass mentales Training für Stresssituationen sehr wichtig ist, sogar wichtiger als die körperlichen Eigenschaften und Techniken.
, aber ich was im Momtent des Angriffs so "gelähmt", dass ich nicht im Stande gewesen wäre jemandem zu helfen oder mich selbst zu wehren falls ich das Ziel gewesen wäre. Und ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass ich von der Fitness den meisten der Assis überlegen war.
Das ist, glaube ich, eine ziemlich ehrliche und realistische Beschreibung dessen, was vielen Kampfkünstlern (insbesondere aus den klassischen Stilen, die wenig VK-Training machen) passiert, wenn sie das erste Mal in so eine Situation kommen.
variable
20-04-2009, 20:55
@ Krake- Es geht ja nicht darum gewissenlose Killermaschinen abzurichten.
Sondern es geht darum den normalen - evtl. etwas sehr zurückhaltenden Bürger dazu zu bringen, im Ernstfall alles zu tun was notwendig ist um dem Angreifer Einhalt zu gebieten. Das muss durch ein Werkzeug geschehen, welches sehr unanfällig gegen Fehler ist. Und jeder der sich mal ernsthaft Gedanken über die Auswirkungen gemacht hat, welche seine Werkzeuge verursachen, weis das das kein Spaß ist. Im Gegenzug ist das was der Angreifer macht u. U. auch kein Spaß und im Worst Case sogar schlimmer als das was wir machen würden. - Hier gehe ich bewust davon aus, dass der SVler schnell versucht sich zu lösen und abzuhauen statt bis zum geht-nicht-mehr weiterzutreten...
Angriff ist die beste Verteidigung - und SV beginnt nach dem Papier dort, wo der gegwärtige bla bla bla unmittelbar bevorstehend bla bla
Warum also warten anstatt selbst die Initiative zu ergreifen?
Zurück zum Thema - wollten wir nicht anfangen über die Didaktik zu sprechen?
Das mit der Schaffung eines Feindbildes halte ich von dem Begriff her unglücklich - da stürzen sich schnell die Geier drauf. Aber generell halte ich das für eine interessante Idee. Nur über die Dosis und die Art bin ich mir recht unklar. Erfahrungsberichte oder Zeugenaussagen, welche mir zugetragen werden, gebe ich auch des Öfteren anonym im Training weiter und die bekannten Fotos werden auch teilweise verwendet. Wichtig finde ich allerdings, dass man dabei behutsam umgeht, um nicht die Angst zu steigern.
Schaffung einer gewissen Grundaufmerksamkeit und der absolute Wille sich selbst zu verteidigen ist schließlich das Ziel. Dabei ist es mit Sicherheit nicht verkehrt, wenn man dem Schüler klarmacht, dass seine eigene Gesundheit deutlich wichtiger ist, als die des Angreifers. Dafür ist es evtl. notwendig im Kopf des Schülers eine Art "SV - 2 - Klassengesellschaft" zu bilden (ich und Andere, ... ne weile gar nix... der Angreifer). Das dürfte dann sowas wie die abgespeckte Version des "Feindbildes" (ein echt fieses Wort oder? :D) sein.
Durch ständiges runterbeten der wichtigen Punkte einer Technik und Schaffung von Erfolgserlebnissen im Mugging, trichtern wir den Schülern doch auch unsere Techniken (Werkzeuge) ein. Sollte das Gleiche nicht auch u.U. mit der Geisteshaltung funktionieren?
Ich betone nochmals ausdrücklich! Wir bilden keine Killer, Spinner, Faschos, Arnarchos oder sonstiges Pack aus! Es geht hier nur darum den normalen Menschen zu befähigen sich im Notfall (nach Versagen der Deeskalation) zu retten. - Nur zu Sicherheit bevor das Geschrei losgeht... ;)
Hallo Busfahrer,
Super Beitrag, kann ich absolut unterschreiben :halbyeaha
Gruss
Klaus
variable
20-04-2009, 21:40
Das ist, glaube ich, eine ziemlich ehrliche und realistische Beschreibung dessen, was vielen Kampfkünstlern (insbesondere aus den klassischen Stilen, die wenig VK-Training machen) passiert, wenn sie das erste Mal in so eine Situation kommen.
Hallo mario,
also "mentale Sperren" habe ich natürlich auch schon (leider mehrfach) selbst erlebt.
Eine relativ allgemeine Strategie von Gewaltverbrechern ist: Zuerst schlagen, hart schlagen, weiter schlagen bis der andere "fertig" ist! (und leider manchmal sogar noch weiter, auch wenn vom Opfer schon keine Regung mehr ausgeht :mad:)
Die wesentlichen Punkte, die hier - ich sag jetzt mal - bei einer "nicht vorbereiteten Person" zu einer "mentalen Sperre" führen sind (so glaube ich):
1. Der Überraschungseffekt, der auf Seiten des Aggressors ist ("Surprise is a weapon" Paul Vunak) - wenn dieser vom Täter gut genutzt wurde, ist eh schon alles gelaufen!
2. Der Grad der Brutalität, der für friedliche, "zivilisierte" Menschen regelrecht ein "Schockerlebnis" darstellt (die meisten Opfer sind hinterher stark traumatisiert).
3. Der hohe Grad an Angst(des Opfers / Verteidigers), der mit der Tatbegehung (und manchmal auch schon davor) einhergeht.
4. Der Schmerz, den die Aktionen des Täters verursachen.
Der Überraschungseffekt kann - so glaube ich - eh nur bedingt / eingeschränkt im Training trainiert werden z. B. durch "freies" Szenariotraining, in dem der Verteidiger weder weiß, ob der Trainingspartner angreift oder nicht, noch die Art und Weise des Angriffs kennt.
Umgang mit so einer Art "Brutalität" (ich hoffe ich werde nicht missverstanden), Umgang mit der eigenen Angst und eine gewisse Schmerztoleranz kann meiner Meinung nach sehr gut durch ein Vollkontakttraining trainiert werden. Und da bin ich Deiner Meinung, SVler, KKler ohne VK-Erfahrung haben hier mit Sicherheit Nachteile.
Was mich da mal interessieren würde ist, wie Vollkontakt-Training in Deinem / Eurem SV-Training aussieht?
Gruss
Klaus
Der Überraschungseffekt kann - so glaube ich - eh nur bedingt / eingeschränkt im Training trainiert werden z. B. durch "freies" Szenariotraining, in dem der Verteidiger weder weiß, ob der Trainingspartner angreift oder nicht, noch die Art und Weise des Angriffs kennt.
Ja, sehe ich auch so. Hier hilft glaube ich mehr, ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und eine gewisse mentale Grundhaltung zu entwicklen.
Hast ne PN.
gruß
Mario
hi, ich als neuling hier im kkb und noch ohne SV und mit lange zurückliegender kk erfahrung wollte mich mal eben einmischen und nochmal auf die problematik mit den bildern und erfahrungsberichten eingehen. durch meine erfahrungen im dlrg mit erste hilfe ausbildung und sanitätsdiensten, rettungsschwimeinsätzen etc. kann ich dazu was sagen. denn in erste hilfe kursen sitzen oft relativ unbelastete junge leute denen ich als ausbilder klar machen muss, dass sie helfen müssen. und zwar auch ab davon, dass der gesetzesgeber einen sonst bestraft usw. sondern, dass sie wirklich im innern begreifen, dass es wichtig ist und absolut notwendig in einer notfallsituation zu handeln. und dafür muss man eine emotionale bindung der teilnehmer zu der wichtigkeit des helfens herstellen, so dass sie am ende wirklich daran glauben, dass sie 1. in der lage sind zu helfen und 2. auch überzeugte helfer sind.
so jetzt wirds langsam zeit die brücke zu SV zu schlagen und zwar kam es zu bildern und berichten und hier auch @elite combat ist es extrem wichtig, dass diese inhalte so dargebracht werden, dass die teilnehmer eben NICHT hinter jeder ecke den kettensägenmörder erwarten und paranoid werden aber trotzdem gefahrnesituationen erkennen und emotional so darauf vorbereitet sind, dass sie wissen sie können, dürfen und WERDEN entsprechend handeln. ich glaube bevor man gewalttatenberichte ins training einbaut (jetzt in umfassender form, vor allem mit visuellem material) ist große vorsicht geboten in der auswahl dieser materialien und der einrbingung ins training. ich denke intensiver austausch mit denen die sowas schon erfolgreich eingebracht haben ist da angebracht.
als beispiel aus der ersten hilfe sind die realistischen unfall und notfalldartsellungen, die man sher gut in kurse einbauen kann aber darauf achten sollte, dass man nicht mit der unterarm amputation anfängt sondern den akuten bauch, schock oder schnittwunden nimmt.... übertragbar bestimmt auf szenario trainings
dabei will ich mich aber nicht gegen worst case szenario-training aussprechen, sondern es ging lediglich um den emotionalisierungsprozess gegenüber den notwendigkeit des wehrens.
ich hoffe das ganze war nciht zu sehr am thema vorbei und nicht zu fachfremd, ich wollte nur mal meinen senf beisteuern, weil ich grade bemerkt hab, dass SV und EH garnciht soviel voneinander unterscheidet... zumindest im didaktischen ansatz :)
lg
hi, ich als neuling hier im kkb und noch ohne SV und mit lange zurückliegender kk erfahrung wollte mich mal eben einmischen und nochmal auf die problematik mit den bildern und erfahrungsberichten eingehen. durch meine erfahrungen im dlrg mit erste hilfe ausbildung und sanitätsdiensten, rettungsschwimeinsätzen etc. kann ich dazu was sagen. denn in erste hilfe kursen sitzen oft relativ unbelastete junge leute denen ich als ausbilder klar machen muss, dass sie helfen müssen. und zwar auch ab davon, dass der gesetzesgeber einen sonst bestraft usw. sondern, dass sie wirklich im innern begreifen, dass es wichtig ist und absolut notwendig in einer notfallsituation zu handeln. und dafür muss man eine emotionale bindung der teilnehmer zu der wichtigkeit des helfens herstellen, so dass sie am ende wirklich daran glauben, dass sie 1. in der lage sind zu helfen und 2. auch überzeugte helfer sind.
so jetzt wirds langsam zeit die brücke zu SV zu schlagen und zwar kam es zu bildern und berichten und hier auch @elite combat ist es extrem wichtig, dass diese inhalte so dargebracht werden, dass die teilnehmer eben NICHT hinter jeder ecke den kettensägenmörder erwarten und paranoid werden aber trotzdem gefahrnesituationen erkennen und emotional so darauf vorbereitet sind, dass sie wissen sie können, dürfen und WERDEN entsprechend handeln. ich glaube bevor man gewalttatenberichte ins training einbaut (jetzt in umfassender form, vor allem mit visuellem material) ist große vorsicht geboten in der auswahl dieser materialien und der einrbingung ins training. ich denke intensiver austausch mit denen die sowas schon erfolgreich eingebracht haben ist da angebracht.
als beispiel aus der ersten hilfe sind die realistischen unfall und notfalldartsellungen, die man sher gut in kurse einbauen kann aber darauf achten sollte, dass man nicht mit der unterarm amputation anfängt sondern den akuten bauch, schock oder schnittwunden nimmt.... übertragbar bestimmt auf szenario trainings
dabei will ich mich aber nicht gegen worst case szenario-training aussprechen, sondern es ging lediglich um den emotionalisierungsprozess gegenüber den notwendigkeit des wehrens.
ich hoffe das ganze war nciht zu sehr am thema vorbei und nicht zu fachfremd, ich wollte nur mal meinen senf beisteuern, weil ich grade bemerkt hab, dass SV und EH garnciht soviel voneinander unterscheidet... zumindest im didaktischen ansatz :)
lg
Im Gegenteil! Es trifft genau das Thema. Ich finde es prima, wenn erfahrene Leute (und als EH-Ausbilder sehe ich Dich al erfahren an) hier mitteilen, welche Erfahrungen sie in der Ausbildung von Menschen gemacht haben (gleich welcher Thematik). Es geht ja bei der EH auch darum, in relativ kurzer Zeit Leuite so fit zu machen, dass sie in der Lage sind, in den "normalen Extremsituationen" situationsgerecht zu handeln. Und das will ja auch SV-Training.
Gruß
Stoiker
variable
21-04-2009, 22:42
sondern, dass sie wirklich im innern begreifen, dass es wichtig ist und absolut notwendig in einer notfallsituation zu handeln. und dafür muss man eine emotionale bindung der teilnehmer zu der wichtigkeit des helfens herstellen, so dass sie am ende wirklich daran glauben, dass sie 1. in der lage sind zu helfen und 2. auch überzeugte helfer sind.
Hallo Bjarne,
ich schließe mich voll und ganz Stoiker an, Klasse Beitrag von Dir! :halbyeaha
Ich will mal ein konkretes Beispiel aus unserem Training bringen:
Wir verwenden eine Übung aus dem Systema um unsere Fäuste auf das Schlagen vorzubereiten - die Übung dient gleichzeitig als Kampfgeistübung! Dabei "steht" man einfach nur in der Liegestützposition auf der Faust, auf hartem Boden (in unserem Fall ein alter Parkett). Anfänger beginnen mit einer Minute und das wird dann langsam gesteigert. Neben der muskulären Anstrengung - der Körper muss gerade stabilisiert werden - schmerzen natürlich nach geraumer Zeit die Fäuste, was dann eben Kampfgeist erfordert weiterzumachen und durchzuhalten.
Eine Kursteilnehmerin brachte mich dazu, darüber nachzudenken, wie ich speziell für sie eine emotionale Bindung zum Kampfgeisttraining herstellen könnte. Obwohl sie Fortgeschrittene war, gab sie beim "Stehen auf der Faust" spätestens nach einer Minute auf, während alle anderen mindestens drei Minuten durchhielten - wobei das schnelle Aufgeben generell ein Problem von ihr war.
Ihr Sohn - und gleichzeitig ihr "ein und alles" - trainierte ebenfalls bei mir im Kinder- und Jugendtraining. Von daher wußte ich, wie wichtig für sie der eigene Sohn ist. Ich fand einen Zeitungsartikel, in dem folgender Sachverhalt (hier jetzt in stark gekürzter Form) geschildert wurde:
Eine Mutter mit zwei Kindern (1 und 3 Jahre alt) kam bei regennasser Fahrbahn mit ihrem PKW von der Strasse ab. Der PKW stürzte in einen alten Löschweiher, der allerdings "nur" 2,50 m tief war. Das Auto versank sofort.
Die Frau konnte zunächst sich selbst aus dem Auto befreien, die beiden Kinder, eines im Babysafe, das andere in einem Kindersitz jedoch nicht. Die Frau versuchte zwar wiederholt zum Auto zu tauchen, schaffte es aber nicht.
Erst ein Pasant, der dann von der Frau in völliger Panik angehalten wurde, konnte die beiden Kinder aus dem Auto retten. Beide Kinder überlebten zwar, hatten aber auf Grund des langen Sauerstoffmangels schwere Hirnschädigungen.
Schon während ich den Artikel vorlas, kamen meiner Kursteilnehmerin die Tränen. Im Anschluss an den Bericht sagte ich meiner Gruppe, dass es überhaupt nicht um diesen speziellen Fall ginge. Es ginge vielmehr darum, dass unser Körper weit aus mehr leisten könnte, wenn da nicht diese unglaublich starken Grenzen in unseren Köpfen wären! Ich gab der Gruppe die Anweisung, sie solle jetzt vor unserer Kampfgeistübung an einen Menschen denken, der ihnen sehr wichtig ist und sich gleichzeitig vorstellen, das Leben dieses Menschen hinge davon ab, wie lange sie auf der Faust stehen können. Meine Kursteilnehmerin stand zum ersten Mal die vollen drei Minuten auf der Faust! Mit diesem Zeitungsartikel hatte ich sie "genau getroffen".
Keine Frage, diese Methode kann durchaus kontrovers gesehen werden - wir verzeichnen damit allerdings immer wieder gute Erfolge.
Gruss
Klaus
@Klaus, super Beiträge von Dir!!! :)
@Bjarne, Ich finde es interessant zu hören dass sich in diesem Segment auch mal die Leute Gedanken über eine sinnvolle zielgerichtete Vorbereitung machen, meine Erfahrung hier war zwar eine umfangreiche theoretische und praktische Ausbildung, bzgl. Konfrontation mit der Realität aber eher ein ins kalte Wasser schmeißen... :o OK ist bei mir gut gegangen :rolleyes: nichts desto trotz ist es in diesem Bereich wie auch in der SV in meinen Augen sehr fahrlässig da es um Leib,Leben und Gesundheit geht...
Meine Erfahrung in ganz anderen Bereichen und meine aufmerksamen Beobachtungen bei Trainern,Training,Schulungen,Seminaren zeigt mir dass es keine pauschale Universallösung für Kampfgeist(Ehrgeiz) / Durchhaltevermögen bzw. Kontrolle des Geistes gibt...
Es gibt halt ein paar Schüler denen sagt man mach und die machen und et lüppt und eher viele die Ihren eigenen persönlichen Einstiegspunkt brauchen um richtig loszulegen...
Da in der logischen Konsequenz hier der Trainer gefragt ist, finde ich es immer schön zu sehen und zu lesen dass es doch noch gute Leute da draussen gibt die sich einen Kopp um Ihre Arbeit und Ihre Verantwortung machen, so schwer es auch teilweise sein mag...
Also weiter so Jungs und Mädels!!!:)
Eine Kursteilnehmerin brachte mich dazu, darüber nachzudenken, wie ich speziell für sie eine emotionale Bindung zum Kampfgeisttraining herstellen könnte. Obwohl sie Fortgeschrittene war, gab sie beim "Stehen auf der Faust" spätestens nach einer Minute auf, während alle anderen mindestens drei Minuten durchhielten - wobei das schnelle Aufgeben generell ein Problem von ihr war.
Ihr Sohn - und gleichzeitig ihr "ein und alles" - trainierte ebenfalls bei mir im Kinder- und Jugendtraining. Von daher wußte ich, wie wichtig für sie der eigene Sohn ist. Ich fand einen Zeitungsartikel, in dem folgender Sachverhalt (hier jetzt in stark gekürzter Form) geschildert wurde:
Eine Mutter mit zwei Kindern (1 und 3 Jahre alt) kam bei regennasser Fahrbahn mit ihrem PKW von der Strasse ab. Der PKW stürzte in einen alten Löschweiher, der allerdings "nur" 2,50 m tief war. Das Auto versank sofort.
Die Frau konnte zunächst sich selbst aus dem Auto befreien, die beiden Kinder, eines im Babysafe, das andere in einem Kindersitz jedoch nicht. Die Frau versuchte zwar wiederholt zum Auto zu tauchen, schaffte es aber nicht.
Erst ein Pasant, der dann von der Frau in völliger Panik angehalten wurde, konnte die beiden Kinder aus dem Auto retten. Beide Kinder überlebten zwar, hatten aber auf Grund des langen Sauerstoffmangels schwere Hirnschädigungen.
Schon während ich den Artikel vorlas, kamen meiner Kursteilnehmerin die Tränen. Im Anschluss an den Bericht sagte ich meiner Gruppe, dass es überhaupt nicht um diesen speziellen Fall ginge. Es ginge vielmehr darum, dass unser Körper weit aus mehr leisten könnte, wenn da nicht diese unglaublich starken Grenzen in unseren Köpfen wären! Ich gab der Gruppe die Anweisung, sie solle jetzt vor unserer Kampfgeistübung an einen Menschen denken, der ihnen sehr wichtig ist und sich gleichzeitig vorstellen, das Leben dieses Menschen hinge davon ab, wie lange sie auf der Faust stehen können. Meine Kursteilnehmerin stand zum ersten Mal die vollen drei Minuten auf der Faust! Mit diesem Zeitungsartikel hatte ich sie "genau getroffen".
Keine Frage, diese Methode kann durchaus kontrovers gesehen werden - wir verzeichnen damit allerdings immer wieder gute Erfolge.
Gruss
Klaus
Ich muss dir ehrlich sagen, ich würde wegen dieser Geschichte sicher nicht weinen, weil das einfach Schicksal ist und nicht beeinflussbar.
Ich wüsste jetzt auch nicht, warum ich auch deswegen länger durchhalten sollte. Ich finde den milit.Drill vom Trainer besser geeignet um einen
Teilnehmer zu motivieren, dann sind aber viele beleidigt , wenn man
sie zu" hart anfasst".
Schwede1968
22-04-2009, 12:01
Ich muss dir ehrlich sagen, ich würde wegen dieser Geschichte sicher nicht weinen, weil das einfach Schicksal ist und nicht beeinflussbar.
Ich wüsste jetzt auch nicht, warum ich auch deswegen länger durchhalten sollte. Ich finde den milit.Drill vom Trainer besser geeignet um einen
Teilnehmer zu motivieren, dann sind aber viele beleidigt , wenn man
sie zu" hart anfasst".
@ Klaus: Wieder mal ein super Beitrag
@Octagon: Was bei dieser Frau funktioniert hat, wird bei anderen nicht funktionieren - so ist das Leben! Es ist doch super, daß Klaus speziell für diese Frau etwas gefunden hat, was ihr geholfen hat und das ist für einen Trainer nicht leicht! Respekt!
kingoffools
22-04-2009, 12:32
Jepp, jeder Mensch ist anders, und reagiert somit auch unterschiedlich.
Ich für meinen Teil hätte auf die Geschichte genauso reagiert bzw. werde versuchen im morgigen Training mich daran zu erinnern, wenn es wieder mal weh tut und der innere Schweinehund mich zu überzeugen versucht, doch einfach aufzuhören :)
Schön, wenn ein Trainer sich so bemüht, und nicht nur nach universellen Lösungen sucht, sondern auch ganz individuell auf die Schüler eingeht !
Jepp, jeder Mensch ist anders, und reagiert somit auch unterschiedlich.
Ich für meinen Teil hätte auf die Geschichte genauso reagiert bzw. werde versuchen im morgigen Training mich daran zu erinnern, wenn es wieder mal weh tut und der innere Schweinehund mich zu überzeugen versucht, doch einfach aufzuhören :)
Das ist doch der Sinn und Weg der KK. Das man seine Grenzen erweitert.
In einer Extremsituation sagt Du auch nicht, ich höre jetzt auf weil es weh tut! Das muss auf das Training projezieren und schon ist man auf einer anderen gestigen Ebene der KK.
Das ist doch der Sinn und Weg der KK. Das man seine Grenzen erweitert.
In einer Extremsituation sagt Du auch nicht, ich höre jetzt auf weil es weh tut! Das muss auf das Training projezieren und schon ist man auf einer anderen gestigen Ebene der KK.
Das ist den meisten Leuten auch bewußt die sich nicht nur mit KK sondern auch mit SV auseinandersetzen...
Jedoch ging es bei den letzten Posts eigentlich mehr um die Sicht eines Trainers oder Lehrers, also wie schaffe ich es bzw. welche Hilfestellung braucht jemand, für den ich Verantwortung trage, um seine individuelle Grenze stück für stück zu verschieben... :)
Man munkelt ja das es Menschen gibt die noch nicht SV fähig sind wenn sie das erste mal zum training kommen ;):rolleyes:
Das ist den meisten Leuten auch bewußt die sich nicht nur mit KK sondern auch mit SV auseinandersetzen...
Jedoch ging es bei den letzten Posts eigentlich mehr um die Sicht eines Trainers oder Lehrers, also wie schaffe ich es bzw. welche Hilfestellung braucht jemand, für den ich Verantwortung trage, um seine individuelle Grenze stück für stück zu verschieben... :)
Man munkelt ja das es Menschen gibt die noch nicht SV fähig sind wenn sie das erste mal zum training kommen ;):rolleyes:
Es war ja auch nicht vom Anfänger die Rede, sondern von einer Fortgeschrittenen.;):ups:
Wer lesen kann ist klar im Vorteil und bei einem Anfänger sieht die
Sache noch ganz anders aus.:p
variable
22-04-2009, 20:15
Ich muss dir ehrlich sagen, ich würde wegen dieser Geschichte sicher nicht weinen, weil das einfach Schicksal ist und nicht beeinflussbar.
Ich wüsste jetzt auch nicht, warum ich auch deswegen länger durchhalten sollte. Ich finde den milit.Drill vom Trainer besser geeignet um einen
Teilnehmer zu motivieren, dann sind aber viele beleidigt , wenn man
sie zu" hart anfasst".
Zunächst @ ShantiX, Schwede1968 und Kingoffools: Danke für die Blumen, Jungs!
Hallo Octagon,
ich glaube jeder von uns macht sich automatisch von den Leuten, von denen man hier im KKB immer wieder mal was liest, ein bestimmtes Bild. Da man die Leute ja nicht persönlich kennt, ist dieses Bild wahrscheinlich häufig falsch.
Vielleicht mache ich mir ja auch ein falsches Bild von Dir, aber Du kommst zumindest für mich schon sehr "tough" rüber. Ich denke Du könntest einer von diesen "natural-born-killers (wie sie hier im KKB oft genannt werden) sein.
Einer von den (eher seltenen) Menschen, die sozusagen von Natur aus eine gewisse "Robustheit", Widerstansfähigkeit, Kampfgeist schon mitbringen. Wenn ich recht habe, dann kannst Du Dich glücklich schätzen, denn die meisten unserer Mitmenschen sind dies leider nicht! Schon klar, dass Jungs wie Du solche Storys nicht brauchen (geschweige denn, das Heulen im Training anfangen).
An einer anderen Stelle hier im KKB habe ich schon einmal einen wirklich guten Buchtip abgegeben. Es handelt sich um das Buch "Überleben in der Todeszone" von dem Expeditionsarzt und NASA-Berater Kenneth Kamler.
In diesem Buch beschreibt Kamler fast unglaubliche Überlebensgeschichten von Menschen, die in extremste Notfälle gerieten, dabei ihre Grenzen in einem unvorstellbaren Maße gesprengt haben und somit überlebten. (Wir verwenden diese "Überlebensgeschichten" ebenfalls in unserem Training).
Das letzte Kapitel in diesem Buch lautet: Der Wille zu Überleben! (Das Buch lohnt sich schon alleine wegen dieses Kapitels). Ich zitiere daraus:
"Von den gut sechs Milliarden Menschen, die heute leben, gehören die wenigsten einer Elitetruppe an. Die Weltbevölkerung wächst exponentiell an, seit die Menschen sich in Zivilisationen zusammenfanden. Ohne diese Entwicklung läge unsere Zahl wahrscheinlich immer noch unterhalb der Milliardengrenze! Vermutlich sind inzwischen mindestens fünf von sechs Menschen von der Unterstützung und dem Schutz der Gesellschaft abhängig!"
Nochmals: Fünf von sechs! Fünf von sechs Menschen hätten in Extremsituationen, auf sich alleine gestellt, keine Chance!
Ich bin kein Expeditionsarzt, aber dennoch habe ich ähnliche Erfahrungen mit Menschen gemacht wie Kamler: Fünf von sechs Teilnehmern eines SV-Anfängerkurses sind klassische Opfertypen!
Wenn nun der Trainer ein "natural-born-killer" ist, wird er - und das ist nicht böse gemeint, aber eine Tatsache - diese "Opfertypen" nie wirklich verstehen können!
Und Octagon - diese Menschen sind nicht beleidigt, wenn das Training "etwas schärfer läuft" oder wenn man sie vielleicht etwas "zu sehr motiviert", sie sind schlicht und ergreifend einfach überfordert! (Was, wie gesagt, ein natural-born-killer nicht verstehen kann).
"Natural-born-killers" zu trainieren macht einfach Spaß. Hier muss nicht viel "gelabert" werden, hier kann man das Training gleich richtig "fetzen" lassen.
Wirkliche Opfertypen zu trainieren ist dagegen eine echte Herausforderung für jeden Trainer, der realistische SV unterrichten möchte. Eine Herausforderung, die es aber lohnt anzunehmen, denn der Trainer wächst, wie alle anderen Menschen auch, am Bewältigen von Herausforderungen (Extremsituationen). ;)
Gruss
Klaus
@variable
:yeaha::verbeug:
@variable
Das was Du zitierst ist schon richtig und ich bin sicher nicht "tough",
aber jemand der weiss wo die Grenzen sind.
Ich mache jetzt seit 20 Jahren KS/KK und ich bin sicher nicht der Beste
oder der Härteste, aber jemand der viel gemacht und erlebt hat.
Dank der richtigen Leute weiss ich zum Glück, was als effektiv und gut
gilt und was eher als Freizeitsport! Die Problematik in der SV ist halt,
dass nicht jeder Mensch dafür geschaffen ist. So wie nicht jeder
Fussballprofi werden kann. Manche sind geeignet für die SV und manche
weniger, was nicht heissen soll das man es nicht lernen kann.
Man sollte nur sich nix vormachen und andere beurteilen,
weil Sie andere Erfahrungen gemacht haben. Was ich für mich normal
ansehe, ist für andere übertrieben und brutal.
Schwede1968
23-04-2009, 06:30
@variable
Die Problematik in der SV ist halt,
dass nicht jeder Mensch dafür geschaffen ist. So wie nicht jeder
Fussballprofi werden kann. Manche sind geeignet für die SV und manche
weniger, was nicht heissen soll das man es nicht lernen kann.
.
Was ist denn das Resultat Deiner Überlegungen? :D Das sich diese Leute nicht wehren sollen? Einmal Opfer immer Opfer? Pech gehabt, bist eben als Schwächling gebohren?
Ich möchte es mal mit den Worten von Paul Soos sagen: Ich kann aus einem Schaf keinen Wolf machen - aber ein Kampfschaf!
Hat das Kampfschaf nicht wesentlich bessere Chancen eine Gewaltsituation zu "überleben"?
Um zu Deinem Bild zu kommen, kann der Amateur nicht auch Fussball spielen?
VG
Schwede
Odysseus22
23-04-2009, 07:09
An einer anderen Stelle hier im KKB habe ich schon einmal einen wirklich guten Buchtip abgegeben. Es handelt sich um das Buch "Überleben in der Todeszone" von dem Expeditionsarzt und NASA-Berater Kenneth Kamler.
In diesem Buch beschreibt Kamler fast unglaubliche Überlebensgeschichten von Menschen, die in extremste Notfälle gerieten, dabei ihre Grenzen in einem unvorstellbaren Maße gesprengt haben und somit überlebten. (Wir verwenden diese "Überlebensgeschichten" ebenfalls in unserem Training).
Das letzte Kapitel in diesem Buch lautet: Der Wille zu Überleben! (Das Buch lohnt sich schon alleine wegen dieses Kapitels). Ich zitiere daraus:
"Von den gut sechs Milliarden Menschen, die heute leben, gehören die wenigsten einer Elitetruppe an. Die Weltbevölkerung wächst exponentiell an, seit die Menschen sich in Zivilisationen zusammenfanden. Ohne diese Entwicklung läge unsere Zahl wahrscheinlich immer noch unterhalb der Milliardengrenze! Vermutlich sind inzwischen mindestens fünf von sechs Menschen von der Unterstützung und dem Schutz der Gesellschaft abhängig!"
Nochmals: Fünf von sechs! Fünf von sechs Menschen hätten in Extremsituationen, auf sich alleine gestellt, keine Chance!
Ich bin kein Expeditionsarzt, aber dennoch habe ich ähnliche Erfahrungen mit Menschen gemacht wie Kamler: Fünf von sechs Teilnehmern eines SV-Anfängerkurses sind klassische Opfertypen!
Ich behaupte mal, man sollte noch zwischen dem Wohlstandsniveau der Länder unterscheiden. Im reichen Westen, wo die Leute oft spezialisierte Bürojobs ausüben, können sich die wenigsten einen Hosenknopf annähen. In Entwicklungsländern sieht dein Schnitt 1:6 sicher anders aus, dort kämpfen fast alle ums Überleben.
Einerseits ist es sicher gut, deine Leute zu motivieren, indem man solche Geschichten erzählt, können schließlich auch Lösungswege beinhalten.
Nur glaube ich- ganz allgemein, nicht auf dich bezogen- dass ein krampfhaftes Klammern an verschiedenen Dingen die Sache nur noch schwerer macht.
Ich möchte nicht extra weltfremd und abgehoben erscheinen oder so tun, als hätte ich diese Dinge gemeistert, aber es ist nunmal so, dass wir auf lange Sicht alle tot sein werden. Nicht umsonst ist ein Ziel der Samurai, lernen zu sterben, also eine mögliche Niederlage nicht zu verdrängen, das würde eben noch mehr Streß erzeugen und dann die tatsächliche Niederlage womöglich herbeiführen.
Ich möchte nicht extra weltfremd und abgehoben erscheinen oder so tun, als hätte ich diese Dinge gemeistert, aber es ist nunmal so, dass wir auf lange Sicht alle tot sein werden. Nicht umsonst ist ein Ziel der Samurai, lernen zu sterben, also eine mögliche Niederlage nicht zu verdrängen, das würde eben noch mehr Streß erzeugen und dann die tatsächliche Niederlage womöglich herbeiführen.
Wie meinst Du das genau?
Odysseus22
23-04-2009, 08:06
Wie meinst Du das genau?
Jeglicher Versuch, locker zu bleiben, ist letztlich ein Selbstbetrug. Ich lese gerne japanische und chinesische Klassiker und ich finde, man kann aus ihnen sehr viel lernen (obwohl ich natürlich bei weitem nicht alles verstehe, den meisten wird es nicht anders gehen). Ich mag generell diese "Ich wehr mich jetzt mit aller Kraft, hau den anderen nieder und dann läuft wieder alles normal- SV erfolgreich"- Mentalität nicht. Ich meine nur, jeglicher Sieg oder die Abwehr einer Bedrohung ist nicht endgültig. Wenn ich nicht als Mensch versuche, wichtige Dinge zu verinnerlichen, dann ist es egal, ob ich mit 20,40 oder 100 ins Gras beiße. Die innere Arbeit ist das entscheidende, die Ruhe ist verbunden mit loslassen. Ich kenne niemanden, der sich sehr stark an irgendwelche (materiellen oder auch sonstige) Dinge klammert und den ich als ruhig und ausgeglichen bezeichnen würde. Hoffnung ist letztlich negative Angst, so wie Abneigung negative Gier ist. Sinngemäß von den Stoikern, aber natürlich auch so ähnlich im Buddhismus zu finden.
Jeglicher Versuch, locker zu bleiben, ist letztlich ein Selbstbetrug. Ich lese gerne japanische und chinesische Klassiker und ich finde, man kann aus ihnen sehr viel lernen (obwohl ich natürlich bei weitem nicht alles verstehe, den meisten wird es nicht anders gehen). Ich mag generell diese "Ich wehr mich jetzt mit aller Kraft, hau den anderen nieder und dann läuft wieder alles normal- SV erfolgreich"- Mentalität nicht. Ich meine nur, jeglicher Sieg oder die Abwehr einer Bedrohung ist nicht endgültig. Wenn ich nicht als Mensch versuche, wichtige Dinge zu verinnerlichen, dann ist es egal, ob ich mit 20,40 oder 100 ins Gras beiße. Die innere Arbeit ist das entscheidende, die Ruhe ist verbunden mit loslassen. Ich kenne niemanden, der sich sehr stark an irgendwelche (materiellen oder auch sonstige) Dinge klammert und den ich als ruhig und ausgeglichen bezeichnen würde. Hoffnung ist letztlich negative Angst, so wie Abneigung negative Gier ist. Sinngemäß von den Stoikern, aber natürlich auch so ähnlich im Buddhismus zu finden.
Na ja, die hier angesprochenen Systeme KM,EP und VDS sind schon was komplexer als Hau Drauf und weg...
Grundsätzlich ist es mir aber mit oberster Prio Wurscht obs von den Stoikern oder den Schweitzern erfunden wurde...
Egoistisch gesehen erwarte ich primär von SV dass meine Frau und meine Tochter einen Weg finden/lernen einer androhenden oder gegenwärtigen Gefahr zu entkommen und nicht ihr inneres Gleichgewicht finden wenn so ein Dr*cks**** ****#****+ von **** versucht sie zu Boden zu drücken....
Und Punkt!!!
Die philosophische Auseinandersetzung mit der Thematik sehe ich ganz weit hinten sofern es benötigt wird...
kingoffools
23-04-2009, 09:26
...Egoistisch gesehen erwarte ich primär von SV dass meine Frau und meine Tochter einen Weg finden/lernen einer androhenden oder gegenwärtigen Gefahr zu entkommen und nicht ihr inneres Gleichgewicht finden wenn so ein Dr*cks**** ****#****+ von **** versucht sie zu Boden zu drücken....
Und Punkt!!!
Die philosophische Auseinandersetzung mit der Thematik sehe ich ganz weit hinten sofern es benötigt wird...
:halbyeaha
Odysseus22
23-04-2009, 10:10
Die philosophische Auseinandersetzung mit der Thematik sehe ich ganz weit hinten sofern es benötigt wird...
Ich weiß, es ist mir nicht gelungen, zu verdeutlichen, was ich meine. Es ging mir nicht um Philosophiezeugs an sich sondern den praktischen Nutzen, den man daraus ziehen könnte. Marc Aurel hat jahrelang gegen die Germanen gekämpft, Tag für Tag war er im Feldlager, trotzdem oder gerade deshalb hat er seine "Selbstbetrachtungen" verfaßt, wie er schreibt, hat er sich die Zeit dafür vom Schlaf abgespart. Das heißt ja nicht, dass man das Üben von Techniken vernachlässigen sollte. Es haben sich aber viele große Kämpfer mit Philosophie beschäftigt, was ihnen offenbar nicht geschadet hat. Aus deren Erfahrung kann man, wenn man will, sicher auch so einiges gewinnen.
Schwede1968
23-04-2009, 10:35
Ich weiß, es ist mir nicht gelungen, zu verdeutlichen, was ich meine. Es ging mir nicht um Philosophiezeugs an sich sondern den praktischen Nutzen, den man daraus ziehen könnte. Marc Aurel hat jahrelang gegen die Germanen gekämpft, Tag für Tag war er im Feldlager, trotzdem oder gerade deshalb hat er seine "Selbstbetrachtungen" verfaßt, wie er schreibt, hat er sich die Zeit dafür vom Schlaf abgespart. Das heißt ja nicht, dass man das Üben von Techniken vernachlässigen sollte. Es haben sich aber viele große Kämpfer mit Philosophie beschäftigt, was ihnen offenbar nicht geschadet hat. Aus deren Erfahrung kann man, wenn man will, sicher auch so einiges gewinnen.
Mir ist der Weg des Samurai oder Erfahrungen anderer Philosophen völlig egal. Eine SV muß für mich ein Ergebnis bringen, nämlich mich in Gefahrensituationen wehren zu können. :fight:
Alles andere ist mir persönlich egal. Wer aber Bock auf Philosophie hat, der soll sich damit beschäftigen - warum denn auch nicht. Meines Erachtens hat das aber mit der reinen SV nichts zu tun. Und mal ehrlich, ich kenne keinen Mitmenschen, der täglich Opfer von Gewalt wird - wie vielleicht Marc Aurel.
ich denke wer sich wirklich tief mit krieger-philosophie beschäftigen will ist in einer kk besser aufgehoben als in bei der sv aber ich finde solche überlegungen durchaus spannend und sie können einem auch viel bringen, nur ob man diese als trainer in seinen kurs einbringen sollte halte ich für fragwürdig, zumindest bei anfängern... ist denke ich aber vom klientel abhängig das man grade hat ;)
Was ist denn das Resultat Deiner Überlegungen? :D Das sich diese Leute nicht wehren sollen? Einmal Opfer immer Opfer? Pech gehabt, bist eben als Schwächling gebohren?
Ich möchte es mal mit den Worten von Paul Soos sagen: Ich kann aus einem Schaf keinen Wolf machen - aber ein Kampfschaf!
Hat das Kampfschaf nicht wesentlich bessere Chancen eine Gewaltsituation zu "überleben"?
Um zu Deinem Bild zu kommen, kann der Amateur nicht auch Fussball spielen?
VG
Schwede
Nicht Werbung mit der Realität verwechseln!;)
Jeder Mensch kann bis zu einem bestimmten Grad SV lernen,
aber man muss bereit sein jemanden verletzen zu können,
d.h. Ihm weh zu tun und dazu ist nicht jeder Mensch geeignet
der SV trainiert, da die Meisten in einer Extremsituation einfach
nervlich versagen und die meisten Systeme die Leute zu wenig
darauf vorbereiten.
Stevederkrueger
23-04-2009, 12:27
Es kommt halt viel auf die Spyche drauf an.
Aber das kann man nicht richtig trainieren.
Gruß Steve
Es kommt halt viel auf die Spyche drauf an.
Aber das kann man nicht richtig trainieren.
Gruß Steve
Das geht in meinen Augen nur durch VK-Kampftraining bis zum K.O.
Was sicher nicht jedermans Sache ist.
Stevederkrueger
23-04-2009, 12:42
Naja die Frage würde dann aber lauten, welches Kampftraining soll das sein?
Man kann sich im Sparring auch die Lichter ausschalten.Und das geht auch schneller als man es glauben mag.
Man stellt sich aber dann auch von vornherein auf Kampf ein und wird ja in der regel nicht davon überrascht.
Es ist verdammt schwer sowas zu trainieren.
Grüße
F-factory
23-04-2009, 12:50
Das geht in meinen Augen nur durch VK-Kampftraining bis zum K.O.
Damit sprichst Du dem Großteil der Bevölkerung ab sich effektiv verteidigen zu können. Selbst Regina Halmich hat es nicht fertig gebracht Stefan Raab K.O. zu hauen, obwohl sie ihm technisch haushoch überlegen war und darauf trainiert jemanden K.O. zu schlagen.
Was sollen dann die Leute machen, die "nur" zweimal die Woche (wenn überhaupt) zum Training gehen, leicht gebaut und/oder unsportlichen Typs sind? Die sollen es dann wohl gleich ganz lassen, oder habe ich Dich da falsch verstanden?
Gruß
John.
Pumuggel
23-04-2009, 12:57
man kann menschen ein schätzen und in eine situation in der man gewalt anweden muss kommt meist auch nicht aus heiteren himmel.
was man trainren ist die angst in solch einer situation zu kontrollieren
und die hemmung ,bestimmte dinge nicht zu tun, zu senken.
Mir ist der Weg des Samurai oder Erfahrungen anderer Philosophen völlig egal. Eine SV muß für mich ein Ergebnis bringen, nämlich mich in Gefahrensituationen wehren zu können. :fight:
Alles andere ist mir persönlich egal. Wer aber Bock auf Philosophie hat, der soll sich damit beschäftigen - warum denn auch nicht. Meines Erachtens hat das aber mit der reinen SV nichts zu tun. Und mal ehrlich, ich kenne keinen Mitmenschen, der täglich Opfer von Gewalt wird - wie vielleicht Marc Aurel.
100% aggree
:beer:
Klar bringt mich die Selbstbetrachtung eines Kämpfers sofern es was sinnvolles ist in irgendeiner Richtung geistig weiter und hilft mir vielleicht auch den Kampf oder die SV Situation mit anderen Augen zu sehen...
Diese Situation unter Stress und Adrenalin zu bewältigen aber bestimmt nicht... Hier sind imho andere Skills und eigene Erfahrungen ausschlaggebend...
Odysseus22
23-04-2009, 16:39
ich finde solche überlegungen durchaus spannend und sie können einem auch viel bringen, nur ob man diese als trainer in seinen kurs einbringen sollte halte ich für fragwürdig, zumindest bei anfängern... ist denke ich aber vom klientel abhängig das man grade hat ;)
Es steht ja jedem frei, sinnvolle Bücher zu lesen, das muß nicht unbedingt der Trainer für die anderen machen. :rolleyes:
Stimmt, ist nicht unmittelbar SV (oder doch?). In den meisten Dingen im Leben ist es gut, wenn man Ruhe bewahrt, weil es in einer SV- Situation viel schwerer als sonst sein mag, ist es meiner Meinung nach umso notwendiger, sich damit zu beschäftigen.
Aber deshalb darf man das Techniktraining natürlich nicht vernachlässigen.
Schwede1968
23-04-2009, 17:03
Es steht ja jedem frei, sinnvolle Bücher zu lesen, das muß nicht unbedingt der Trainer für die anderen machen. :rolleyes:
Stimmt, ist nicht unmittelbar SV (oder doch?). In den meisten Dingen im Leben ist es gut, wenn man Ruhe bewahrt, weil es in einer SV- Situation viel schwerer als sonst sein mag, ist es meiner Meinung nach umso notwendiger, sich damit zu beschäftigen.
Aber deshalb darf man das Techniktraining natürlich nicht vernachlässigen.
Ja und Nein, aber wie lange muß man sich mit Philosophie beschäftigen und das dann auch im Alltag leben, um in Hochstresssituationen ruhig zu reagieren? Wir leben in einer Industriegesellschaft und nicht in einem tibetanischen Kloster. Das das grundsätzlich nicht schadet finde ich auch - trotzdem liegen meine Interessen woanders.
Ich bin davon überzeugt, daß es notwendig ist die Trainierenden soweit wie möglich auf den Ernstfall vorzubereiten - ganz gelingt das natürlich nie. Und dann müssen einfache und wenige Techniken eingeschleift werden, die dann auch abgerufen werden können. Wie diese Vorbereitung aussieht und wie einzelne Studenten eine Stufe höher gebracht werden ist eben teilweise höchst individuell.
variable
23-04-2009, 19:35
@variable
Das was Du zitierst ist schon richtig und ich bin sicher nicht "tough",
aber jemand der weiss wo die Grenzen sind.
Ich mache jetzt seit 20 Jahren KS/KK und ich bin sicher nicht der Beste
oder der Härteste, aber jemand der viel gemacht und erlebt hat.
Dank der richtigen Leute weiss ich zum Glück, was als effektiv und gut
gilt und was eher als Freizeitsport! Die Problematik in der SV ist halt,
dass nicht jeder Mensch dafür geschaffen ist. So wie nicht jeder
Fussballprofi werden kann. Manche sind geeignet für die SV und manche
weniger, was nicht heissen soll das man es nicht lernen kann.
Man sollte nur sich nix vormachen und andere beurteilen,
weil Sie andere Erfahrungen gemacht haben. Was ich für mich normal
ansehe, ist für andere übertrieben und brutal.
Hallo Octagon,
also wenn ich Dich falsch eingeschätzt habe, so tut es mir leid. Ich hab ja geschrieben, dass man dabei wahrscheinlich falsch liegt. Hey, aus meiner Sicht bist Du einfach wie Du bist (wie wir alle) und das ist ok. so! ;)
Du glaubst, nicht jeder Mensch sei für die SV geschaffen. Ich glaube genau das Gegenteil! Aber ich glaube nicht jedes SV-System / KK ist für jeden Menschen geschaffen!
Ich bleib mal bei Deiner Metapher mit dem Fußball. Ein Fußballtrainer hat 20 neue Jungs in seinem Training. Als erfahrener und guter Trainer wird er sehr bald erkennen, wer von den neuen Jungs talentiert ist, und wer nicht. Seine Beurteilung begrenzt sich allerdings auf das Fußballtalent! Ob einer der Jungs vielleicht viel besser beim Volleyball, oder Handball, oder vielleicht bei einer Ballsportart mit Schläger, wie beispielsweise Tennis oder Squasch aufgehoben wäre, kann er als reiner Fußballtrainer gar nicht beurteilen. Wäre er jetzt einfach mal "global" gesehen ein "Ballsportarten-Trainer, so könnte er den Jungs verschiedene Ballsportarten anbieten und die Jungs würden vielleicht sogar selber spüren, wo sie besser aufgehoben sind. Außerdem müsste man die Jungs auf verschiedenen Positionen spielen lassen, während der eine ein guter Stürmer (eher offensiv) wäre, hätte ein anderer vielleicht seine Stärke als Torwart (eher defensiv).
Natürlich gäbe es den einen oder anderen, der vielleicht generell kein besonderes Talent für Ballsportarten hätte, dafür könnte er aber ein "echt harter Brocken" oder "schnell wie der Blitz" oder "ein Konditionswunder" (oder sonstige "Attributes") sein. Grundkenntnisse einer Ballsportart kann definitiv jeder lernen und dieser "harte Kamerad" könnte dann technische Mängel mit seiner harten, sehr "körperbetonten" Spielweise ausgleichen.
Eines bräuchten sie aber alle bzw. müssten sie alle entwickeln: den Siegeswillen! Mit dem steht und fällt am Schluss alles. Jetzt könnte man wieder sagen, den hat einer, oder er hat ihn nicht! Ich frage Dich: Gab es in der Geschichte sämtlicher Ballsportarten immer wieder Trainer, die aus Mannschaften, die alle anderen schon längst aufgegeben hatten, Sieger machten?
Die Ballsportarten könnten für das Kämpfen bzw. Verteidigen insgesamt stehen. Fußball könnte für das "Treten und Kicken" mit dem Bein stehen, Handball könnte für das Schlagen mit der Faust, Handballen, Handkandte usw. stehen, American Football könnte für das Ringen und Bodenkampf stehen, Tennis könnte für das Kämpfen mit Hiebwaffen stehen, Squash könnte für Messerkampf stehen, usw.. Ich hoffe Du verstehst wie ich das meine.
Der Mensch ist und bleibt ein Individium und hier muss ich leider gerade den traditionellen KK (bei aller Liebe) ein "Minus" geben, denn dort wird dies so gut wie gar nicht berücksichtigt. Es gibt ein festgelegtes Ausbildungsprogramm und da passt man entweder rein oder eben nicht. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Ich bleibe dabei: Jeder Mensch ist auf seine Art zur SV geschaffen. :)
Gruss
Klaus
Nicht Werbung mit der Realität verwechseln!;)
Hat er nicht, denn genau darum geht es im EP!
aber man muss bereit sein jemanden verletzen zu können,
d.h. Ihm weh zu tun und dazu ist nicht jeder Mensch geeignet
der SV trainiert, da die Meisten in einer Extremsituation einfach
nervlich versagen und die meisten Systeme die Leute zu wenig
darauf vorbereiten.
Das ist der Punkt (soweit es das EP betrifft). Wir trainieren nicht Techniken, bis der Arzt kommt, sondern versuchen (in der Grundausbildung) die mentalen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Selbsverteidung zu schaffen. In Verbindungen mit einfachen, stressresistenten Techniken und einer klaren Taktik kann hier auch bei "not-natural-born-killers" eine erhebliche Steigerung der Verteidigungsfähigkeit (-bereitschaft) erzielt werden. Man züchtet quasi "Kampfschafe". Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
variable
23-04-2009, 20:23
Ich behaupte mal, man sollte noch zwischen dem Wohlstandsniveau der Länder unterscheiden. Im reichen Westen, wo die Leute oft spezialisierte Bürojobs ausüben, können sich die wenigsten einen Hosenknopf annähen. In Entwicklungsländern sieht dein Schnitt 1:6 sicher anders aus, dort kämpfen fast alle ums Überleben.
Einerseits ist es sicher gut, deine Leute zu motivieren, indem man solche Geschichten erzählt, können schließlich auch Lösungswege beinhalten.
Nur glaube ich- ganz allgemein, nicht auf dich bezogen- dass ein krampfhaftes Klammern an verschiedenen Dingen die Sache nur noch schwerer macht.
Ich möchte nicht extra weltfremd und abgehoben erscheinen oder so tun, als hätte ich diese Dinge gemeistert, aber es ist nunmal so, dass wir auf lange Sicht alle tot sein werden. Nicht umsonst ist ein Ziel der Samurai, lernen zu sterben, also eine mögliche Niederlage nicht zu verdrängen, das würde eben noch mehr Streß erzeugen und dann die tatsächliche Niederlage womöglich herbeiführen.
Hallo Odysseus,
mag sein, dass der Schnitt in Entwicklungsländern etwas anders ausfallen würde, allerdings, wer kämpft denn dort zur Zeit ums überleben? Ich habe die richtige Zahl jetzt nicht im Kopf (vielleicht weiß sie ja einer von euch), aber stirbt in den Entwicklungsländern nicht alle 30 Sekunden (oder so) ein Mensch? Dort kämpfen doch schon im Moment hauptsächlich die "Starken" ums überleben, während die anderen wirklich sterben (!!!) - im Gegensatz zu uns im reichen Westen.
Wie wird man ein Samurai? Ich bin kein Samurai-Fachmann, aber hat nicht selbst der größte Samurai irgenwann einmal klein angefangen. Wenn ich die Jungs (Samurais) richtig verstanden habe, dann arbeiteten sie doch ihr ganzes Leben an ihrer eigenen Weiterentwicklung, oder?
Die geistig / mentale Entwicklung eines Menschen ist kein plötzlicher Akt, sondern ein stetiger Prozess!
Da steht er nun also vor dem SV-Trainer, der neue Anfängerkurs! Gemischtes Alter - von 18 bis 48 ist alles vertreten, etwas mehr Männer als Frauen, sämtliche Berufssparten. Aber ein paar Eigenschaften haben die meisten gemeinsam (auch wenn sie diese zunächst sehr gut verbergen):
- Relativ viel Ängste,
- relativ wenig Selbstvertrauen,
- relativ wenig Selbstwertgefühl,
- relativ schlechte körperliche Fitness.
Im Laufe einer modernen SV-Ausbildung
werden sie sich vielen ihrer Ängste stellen müssen, aber dadurch werden diese Ängste auch an Schrecken für sie verlieren, sie werden erfahren und lernen, dass man Ängst beherrschen kann, sie werden immer wieder an ihre mentalen und psychischen Grenzen und manchmal sogar darüber hinaus stossen, aber daran werden sie auch wachsen, sie werden dabei sich selbst besser kennen- und einschätzen lernen, sie werden lernen mit ihren Schwächen umzugehen und ihre Stärken zu nutzen, sie werden lernen sich dem Schmerz zu stellen, sie werden die Kraft ihres Willens entdecken, wenn sie lange genug dabeibleiben, werden sie ganz automatisch ihr bisheriges Bild vom Leben und auch vom Tod überdenken, sie werden mehr zu sich selbst finden und in sich selbst ruhen!
Und jetzt frage ich Dich:
1. Ist das keine Philosophie?
2. Welche gravierenden anderen Ausbildungsinhalte hatte noch die Samuraiausbildung?
Was war denn ursprünglich einmal der eigentliche Zweck einer Kampfkunst? War das nicht auch die SV! :rolleyes:
Gruss
Klaus
variable
23-04-2009, 20:28
Wir trainieren nicht Techniken, bis der Arzt kommt, sondern versuchen (in der Grundausbildung) die mentalen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Selbsverteidung zu schaffen. In Verbindungen mit einfachen, stressresistenten Techniken und einer klaren Taktik kann hier auch bei "not-natural-born-killers" eine erhebliche Steigerung der Verteidigungsfähigkeit (-bereitschaft) erzielt werden. Man züchtet quasi "Kampfschafe". Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
:halbyeaha So isses!
Im Laufe einer modernen SV-Ausbildung
werden sie sich vielen ihrer Ängste stellen müssen, aber dadurch werden diese Ängste auch an Schrecken für sie verlieren, sie werden erfahren und lernen, dass man Ängst beherrschen kann, sie werden immer wieder an ihre mentalen und psychischen Grenzen und manchmal sogar darüber hinaus stossen, aber daran werden sie auch wachsen, sie werden dabei sich selbst besser kennen- und einschätzen lernen, sie werden lernen mit ihren Schwächen umzugehen und ihre Stärken zu nutzen, sie werden lernen sich dem Schmerz zu stellen, sie werden die Kraft ihres Willens entdecken, wenn sie lange genug dabeibleiben, werden sie ganz automatisch ihr bisheriges Bild vom Leben und auch vom Tod überdenken, sie werden mehr zu sich selbst finden und in sich selbst ruhen!
Und jetzt frage ich Dich:
1. Ist das keine Philosophie?
2. Welche gravierenden anderen Ausbildungsinhalte hatte noch die Samuraiausbildung?
Was war denn ursprünglich einmal der eigentliche Zweck einer Kampfkunst? War das nicht auch die SV! :rolleyes:
Gruss
Klaus
Hallo Klaus,
also ich bin ja nicht wirklich ein Philosoph, aber wenn man Menschen auf diese Art helfen kann, sich selbst zu erkennen und zu wachsen, dann hat man deutlich mehr geschafft, als sie für ne Hauerei vorzubereiten.
Finde ich auf jeden Fall sehr, sehr erstrebenswert.
gruß
Mario
Odysseus22
23-04-2009, 21:42
Ja und Nein, aber wie lange muß man sich mit Philosophie beschäftigen und das dann auch im Alltag leben, um in Hochstresssituationen ruhig zu reagieren? Wir leben in einer Industriegesellschaft und nicht in einem tibetanischen Kloster. Das das grundsätzlich nicht schadet finde ich auch - trotzdem liegen meine Interessen woanders.
Ich kann nur für mich sprechen, dass die Techniken besser funktionieren, wenn ich entspannt bin, mal ganz unabhängig, was der Gegner macht und wie hoch seine Aggression ist.
Odysseus22
23-04-2009, 21:58
Wie wird man ein Samurai? Ich bin kein Samurai-Fachmann
Ich übrigens auch nicht. ;)
aber hat nicht selbst der größte Samurai irgenwann einmal klein angefangen. Wenn ich die Jungs (Samurais) richtig verstanden habe, dann arbeiteten sie doch ihr ganzes Leben an ihrer eigenen Weiterentwicklung, oder? Von nichts anderem habe ich gesprochen. Nur damit ich Fortschritte mache, wie klein sie auch sein mögen, muß ich mich erst mit einer Sache beschäftigen. Das kann im Training sein und auch zuhause, warum nicht?
Die geistig / mentale Entwicklung eines Menschen ist kein plötzlicher Akt, sondern ein stetiger Prozess!
Weil wir gerade bei den Japanern waren: im Zenbuddhismus gibt es die plötzliche Erleuchtung (satori). Satori ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Satori)
Und jetzt frage ich Dich:
1. Ist das keine Philosophie?
2. Welche gravierenden anderen Ausbildungsinhalte hatte noch die Samuraiausbildung?
Was war denn ursprünglich einmal der eigentliche Zweck einer Kampfkunst? War das nicht auch die SV! :rolleyes:
Nochmals, ich habe nichts gegen das Training an sich gesagt, ich weiß es aber vom Krav Maga, das ich eine Zeit trainiert habe, dass dort die Atmosphäre für meinen Geschmack etwas zu verbissen war. Z.B. harte Folgetechniken, anstatt den Eingang gut zu trainieren, was meiner Ansicht nach wichtiger gewesen wäre. Aber das hat mit dem Thema nichts zu tun.
Ich bin kein Samurai:rolleyes: und hab auch nicht vor, einer zu werden, nur was erfahrene Leute geschrieben haben, kann auch für uns von Nutzen sein.
Ich glaube, dass man mit reinen Haudrauftechniken sehr bald am Zenit angelangt ist. Komplexere Geschichten dauern seine Zeit und man sollte wissen, ob und wie man sie einsetzen kann. Nur werden die wenigsten mit 70 noch MT betreiben können, ein 70jähriger Aikidomeister wäre da meiner Ansicht nach weit gefährlicher.
Killer Joghurt
24-04-2009, 15:14
Damit sprichst Du dem Großteil der Bevölkerung ab sich effektiv verteidigen zu können. Selbst Regina Halmich hat es nicht fertig gebracht Stefan Raab K.O. zu hauen, obwohl sie ihm technisch haushoch überlegen war und darauf trainiert jemanden K.O. zu schlagen.
Was sollen dann die Leute machen, die "nur" zweimal die Woche (wenn überhaupt) zum Training gehen, leicht gebaut und/oder unsportlichen Typs sind? Die sollen es dann wohl gleich ganz lassen, oder habe ich Dich da falsch verstanden?
Gruß
John.
find ich ganz wichtig was du ansprichst.
was macht man mit der stinknormalen hausfrau oder dem teenage girl was sich iwie sicher fühlen möchte und in der lage sein, sich zu verteidigen?
denke sv training muss da viel viel tiefer und inhaltlicher angehen als "nur" vollkontakt training - was ohnehin nur bei nem relativ kleinen anteil der menschen funktionieren würde.
Odysseus22
24-04-2009, 20:43
find ich ganz wichtig was du ansprichst.
was macht man mit der stinknormalen hausfrau oder dem teenage girl was sich iwie sicher fühlen möchte und in der lage sein, sich zu verteidigen?
Also die Dame hat keinen SV-Kurs mehr nötig:
Kellnerin prügelt Räuber mit Wischmopp aus Lokal - krone.at - Top-Nachrichten (http://www.krone.at/krone/S25/object_id__142422/hxcms/index.html)
Unbestätigten Gerüchten zufolge möchte sie nun Leung Ting zu einem Langstockduell herausfordern und mit ihm den Boden wischen.
Das geht in meinen Augen nur durch VK-Kampftraining bis zum K.O.
Was sicher nicht jedermans Sache ist.
VK bis zum K.O. ?
und das 2-3 mal die Woche ?
Wenn dabei nicht immer der Sieger ist,
erklärt das so einiges.
Brummschädlige Grüße
Bodo
Ups,
hab das "man" vergessen
variable
24-04-2009, 21:42
Weil wir gerade bei den Japanern waren: im Zenbuddhismus gibt es die plötzliche Erleuchtung (satori). Satori ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Satori)
Nochmals, ich habe nichts gegen das Training an sich gesagt, ich weiß es aber vom Krav Maga, das ich eine Zeit trainiert habe, dass dort die Atmosphäre für meinen Geschmack etwas zu verbissen war. Z.B. harte Folgetechniken, anstatt den Eingang gut zu trainieren, was meiner Ansicht nach wichtiger gewesen wäre. Aber das hat mit dem Thema nichts zu tun.
Ich bin kein Samurai:rolleyes: und hab auch nicht vor, einer zu werden, nur was erfahrene Leute geschrieben haben, kann auch für uns von Nutzen sein.
Ich glaube, dass man mit reinen Haudrauftechniken sehr bald am Zenit angelangt ist. Komplexere Geschichten dauern seine Zeit und man sollte wissen, ob und wie man sie einsetzen kann. Nur werden die wenigsten mit 70 noch MT betreiben können, ein 70jähriger Aikidomeister wäre da meiner Ansicht nach weit gefährlicher.
Hallo Odysseus,
Zu "Satori": Wieviel Jahre intensive Meditation und "innere Einkehr" stehen vor dieser plötzlichen Erleuchtung? Vielleicht doch ein stetiger Prozess? :rolleyes: Oder kann diese Erleuchtung auch einfach nur so "Otto Normalverbraucher" z. B. plötzlich beim "Konsum" von DSDS "treffen"?
Dass man von dem Wissen erfahrener Leute (auch z. B. von den Samurai) profitieren kann, steht sicherlich außer Frage.
Krav Maga als Beispiel, wird auch nicht überall gleich trainiert. Die "individuelle Note" eines Trainings gibt schlussendlich immer der ausführende Trainer.
Vielleicht habe ich Dich falsch interpretiert, aber ich hatte eben den Eindruck, dass für Dich sämtliche SV-Trainings reine "Haudrauf-Trainings" sind und dem ist eben nicht so!
Gruss
Klaus
Odysseus22
24-04-2009, 22:05
Zu "Satori": Wieviel Jahre intensive Meditation und "innere Einkehr" stehen vor dieser plötzlichen Erleuchtung? Vielleicht doch ein stetiger Prozess? :rolleyes: Oder kann diese Erleuchtung auch einfach nur so "Otto Normalverbraucher" z. B. plötzlich beim "Konsum" von DSDS "treffen"?
Wird vermutlich bei jedem anders sein. Eine plötzliche Erkenntnis beim Konsum von DSDS wäre vielleicht, den Sender zu wechseln.
Vielleicht habe ich Dich falsch interpretiert, aber ich hatte eben den Eindruck, dass für Dich sämtliche SV-Trainings reine "Haudrauf-Trainings" sind und dem ist eben nicht so!
Nein, eine solche Aussage könnte ich nicht machen, alleine deshalb, weil ich nicht alle SV-Kurse etc. kenne. Es ging mir nur um den Unterschied zwischen komplexeren und einfacheren, härteren Techniken, die beide Vor- und Nachteile haben.
variable
24-04-2009, 22:44
Das geht in meinen Augen nur durch VK-Kampftraining bis zum K.O.
Was sicher nicht jedermans Sache ist.
Das Heranführen des SV-Schülers an den Vollkontakt ist eines der "heikelsten" und gleichzeitig wichtigsten Themen im SV-Training!
Ja, hier treffen die Meisten auf "meterhohe" Grenzen in ihrem Kopf!
Im Messerkampftraining heißt es: "Rechne damit geschnitten zu werden" im waffenlosen Kampf muss es heißen: "Rechne damit geschlagen, getreten, gewürgt, usw. zu werden"! Und zwar "volle Kanne"!!!
Als friedliebender Mensch, der in eine gewaltsame Konfliktsituation gerät, habe ich zunächst alle Nachteile auf meiner Seite, während der Aggressor sämtliche Vorteile auf seiner Seite hat:
- Er bestimmt den Zeitpunkt des Angriffs!
- Er bestimmt den Ort des Angriffs!
- Er bestimmt die Art und Weise des Angriffs!
- Er wird nicht fair sein!
- Er wird sich nicht um juristische Folgen oder um meine Gesundheit kümmern!
- Er wird alles tun, um den Kampf für sich zu entscheiden!
- Und vielleicht, wenn ich richtig Pech habe, macht er das Ganze nicht zum ersten Mal, sondern ist ein "erfahrener" Gewalttäter!
Wer von uns will angesichts dieser "Nachteile" auf unserer Seite mit absoluter Sicherheit ausschließen, dass er sich nicht mindestens "Eine" einfängt?
Wer schon einmal in eine richtig derbe "Hauerei" verwickelt war oder solche beobachtet hat wird mir rechtgeben: Die Sache läuft "blitzschnell", fast in Bruchteilen von Sekunden, ab u n d leider "gewinnt" meistens der, der zuerst zugeschlagen hat!
Ohne Vollkontakterfahrung ist ein SV-Training nicht wirklich komplett.
Gruss
Klaus
variable
24-04-2009, 22:54
Eine plötzliche Erkenntnis beim Konsum von DSDS wäre vielleicht, den Sender zu wechseln.
:D Ja, da hast du recht.
Gruss
Klaus
Freier Geist
24-04-2009, 23:23
-
VK bis zum K.O. ?
und das 2-3 mal die Woche ?
Wenn dabei nicht immer der Sieger ist,
erklärt das so einiges.
Brummschädlige Grüße
Bodo
Es treten ja keine Anfänger gegeneinander an.;)
Kopfschutz und 10 Oz. Handschuhe sind auch dabei.
Das ganze ohne Regeln also auch Tiefschläge sind erlaubt.
Also bis zum T.K.O.,
dann bin ich ja beruhigt
variable
25-04-2009, 20:42
Die entscheidende Frage ist aber nicht, ob das SV-Training durch ein bisschen Vollkontakterfahrung "wirklich komplett" wird, sondern ob es dadurch dann wirklich mehr bringt! Gegen den von dir geschilderten "Aggressor" gehen 99 % der bürgerlichen SV-Schulungskandidaten so oder so in Sack und Asche - ob mit komplettierendem Vollkontakt oder ohne.
Gruß
Freier Geist
Was ist ein "bisschen" Vollkontakterfahrung?
Du stellst die Frage, ob ein SV-Training wirklich mehr bringt wenn auch (natürlich nicht immer aber immer wieder) mit vollem Kontakt trainiert wird?
Also Freier Geist, sei mir bitte nicht böse, aber entweder Du bist einer von der "harten Sorte", oder Du hast überhaupt keine Vollkontakterfahrung.
Was soll ich den Schülern erzählen, wie ein Gewaltverbrecher vorgehen wird?
"Jungs und Mädels, der Angreifer wird euch wahrscheinlich ein bisschen wehtun wollen, aber so schlimm wirds schon nicht werden?"
Oder soll ich ihnen erzählen, der Gewaltverbrecher wird wahrscheinlich voll einsteigen, er wird mit ganzer Kraft und Brutalität zuschlagen?
Also ich erzähl das mit Kraft und Brutalität.
Und wenn ich dann noch behaupten möchte, wir machen hier (wenigstens einigermaßen) reales SV-Training, dann muss der Schüler wissen, nicht glauben oder vermuten, er muss es wirklich wissen, dass er mit Angriffen, die mit voller Kraft und vielleicht auch ein bisschen Brutalität ausgeführt werden, umgehen kann!
Hast Du schon einmal die Reaktion eines "bürgerlichen SV-Schulungskandidaten" (wie Du sie nennst) gesehen, nachdem er zum ersten Mal einen richtigen "Hammer" kassiert hat?
Ich sag Dir unsere (inzwischen 100fache - ehrlich, keine Übertreibung) Erfahrung: Schock, absoluter Schock!!! Jegliche Verteidigungsbereitschaft bricht augenblicklich zusammen!!! Die machen nichts mehr, an diesem Tag ist das Training gelaufen!
Wo sollte er am besten diese gravierende (erste) Erfahrung machen, auf der "Straße" oder im Training? Ich finde im Training und zwar mit langfristiger und akribischer Vor- und Nachbereitung!
Achso, und zum Thema Aggressor: Gegen welchen Gegner sollte ein SV-Training vorbereiten, als den, den ich beschrieben habe? :confused:
Trainierst Du SV? Und wenn ja, wie beschreibst Du den Gegner, gegen den Du Dich schützen willst?
Gruss
Klaus
Odysseus22
26-04-2009, 09:24
Und mal ehrlich, ich kenne keinen Mitmenschen, der täglich Opfer von Gewalt wird - wie vielleicht Marc Aurel.
Der Gute hat übrigens heute Geburtstag und beschert uns folgende Weisheit:
Das Glück deines Lebens hängt ab von der Beschaffenheit deiner Gedanken. Mark Aurel
Geburtstag hat heute: Mark Aurel
(26.04.121 - 17.03.180)
Funktion: Römischer Kaiser seit 161, Markomannenkriege 166 - 175 und
177 - 180 (Rom/Vindobona, 121 - 180).
von 200.000 Zitate, Sprüche Aphorismen und Autoren (http://www.zitate.at)
@all:
Tag zusammen,
allen Beteiligten dieses Threads möchte ich einmal dickes Lob und meine Anerkennung aussprechen. Dieser Thread ist wirklich deutlich und mit weitem Abstand das beste, was ich bislang hier so lesen durfte.
Das sind Beiträge, wie ich sie mir wünsche.
Vielen Dank dafür!
Greetz
Schorsch
Freier Geist
01-05-2009, 19:20
-
variable
01-05-2009, 20:36
@ variable
So, Variable, da du entweder nicht gelesen hast, was ich geschrieben habe, oder das Geschriebene nicht verstanden hast, hier noch mal 'ne ganz kurze Übersetzung für dich:
Ein "bisschen" Vollkontakterfahrung bei einem Kampf-/SV-Laien bringt gegen einen aggressiven Vollblutschläger so gut wie gar nichts!
Ich hoffe, es war jetzt ein bisschen verständlicher.
Gruß
Freier Geist
Hallo Freier Geist,
also gelesen habe ich was Du geschrieben hast, aber wahrscheinlich habe ich es nicht verstanden - aber keine Sorge, das liegt an mir - vielleicht etwas "zuviel" Vollkontakt. :D
Ich versuchs mal so rum: Wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe, dann wolltest Du mitteilen, dass ein SV- / KK-Anfänger, der - sagen wir mal - ein / zwei mal im Vollkontakt trainiert hat, gegen einen erfahrenen Gewalttäter keine Chance hätte. Habe ich das richtig verstanden?
Wenn Du das sagen wolltest, dann kann ich Dir natürlich nur recht geben.
Mir ging es generell darum, ob man im SV-Training mit Vollkontakt trainieren sollte oder nicht. Da hab ich ja mein persönliches Statement dazu abgegeben.
Jeder, der so wie wir, überwiegend (mind. 80%) "Durchschnittsbürger" ausbildet, weiß, dass es sich um einen Prozess handelt, bis diese Schüler gegen einen "gefährlichen" Gegner eine wirkliche Chance haben.
Dieser Prozess ist individuell! Bei manchem Schüler liegt der "Tiger" gar nicht so weit "begraben", was heißen soll, dass der eine oder andere relativ schnell seine mentale Einstellung ändert, damit auch automatisch seine Art zu trainieren und damit auch automatisch seine Art wie er mit einer "wirklichen" Konfliktsituation umgeht. Andere wiederum brauchen Jahre!
Aber - dabei bleibe ich - es ist absolut möglich "Normalos" auch auf wirklich gefährliche Gegner (erfolgreich) vorzubereiten. Man muss sich halt über sein Training ein "bisschen" Gedanken machen. :rolleyes:
Das Trainingsziel ("Bestehen" gegen den von mir beschriebenen Gegner)
bestimmt das Trainingskonzept!(Die wesentlichen Trainingsinhalte, die vermittelt werden sollen). Das Trainingskonzept wiederum bestimmt den Trainingsplan (Lehrplan, welcher festlegt, wann dem Schüler welche Inhalte wie vermittelt werden). Der Trainingsplan bestimmt schlussendlich die einzelnen Trainings (also die konkrete Umsetzung der ganzen Idee).
Aber Schluss der langen Worte - ich glaube wir verstehen uns. ;)
Gruss
Klaus
Busfahrer
02-05-2009, 10:20
@ variable: Daumen rauf - klasse Beiträge!
Um die Sache evtl. mal wieder in die Grundrichtung zu bekommen... Vollkontakt absolut notwendig - da ist kein Rütteln dran... Nur wie bekommen wir die Leute an den Punkt, von wo aus VK Sparring erst möglich ist?
Wie bereits gesagt, beim 1. Mal der 1. "richtig harte Treffer" (wir verwenden idr 10-12 OZ Handschuhe und Helme mit Visier) und alles ist gelaufen. Wenn man Pech hat - kommt das Mädel (Kerle verpacken das häufig besser) nie wieder. Manch einer macht im Helm schon große Augen sobald mehr Druck von vorne kommt. Auch wenn die Schläge locker sind, brechen viele innerlich zusammen wenn der "Angreifer" mal ne Schlagserie anbringt. Ich hab aber auch schon Damen im Training erlebt, die dann in den offenen Schlagabtausch übegehen und alles plattmachen, was in Reichweite kommt :D. - Zurück zum Thema: die mentale Attribute trainieren / stärken.
VK Sparring sicher ein gutes Werkzeug zur Stärkung - aber (noch) nix für jeden.
"Feindbild" schaffen - in dosierter Form durchaus angebracht.
Szenarien - um das ganze ralitätsnah zu verpacken + Stress des "Unbekannten"
"Opfergeschichten + Fotos" - Nur nicht paranoid machen - wachsamkeit reicht...
Was fällt uns hier noch ein, bzw. welche Übungsformen sind brauchbar? Schließlich sollen unsere Leute irgendwann widerstandsfähig und spannkräftig, entbehrungsbereit und hart gegen sich selbst sein... :D - Kämpfen und Durchkommen - Ebeling und Engelbrecht - 11. Auflage Bernard & Graefe Verlag --- ein Buch aus meinen Jugendtagen ;)
Viele Grüße
Der Busfahrer
variable
02-05-2009, 15:38
@ Busfahrer:
Hallo Busfahrer,
zunächst einmal: wir verwenden auch 12 Oz Handschuhe und Helme mit Visier. Das Buch "Kämpfen und Durchkommen" hab ich auch. ;)
O.K. ich schildere jetzt mal meine Grundüberlegungen zu diesem Thema - könnte jetzt aber evtl. ein etwas längerer Post werden, da ich zum besseren Verständnis auch die Hintergründe (möglichst kurz) beschreiben möchte:
1992 war mein Einstieg in den gewerblichen SV-Unterricht und zwar gleich "volle Kanne"! Ich mietete zunächst 192 qm und ein halbes Jahr später nochmals 200 qm Fläche an - mit Umbau und Equipment eine Investition von über 100.000 DM! (Kredit - Hypothek aufs elterliche Haus!). Die Sache war jetzt "ernst" - jedes einzelne Mitglied war wichtig, ich konnte mir nicht erlauben, Schüler einfach so zu verlieren, wollte aber trotzdem "richtige" SV unterrichten. Hier liegt der Ursprung "meiner Theorie", welche natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss ist, aber nichts desto trotz doch einige Erfolge aufweisen kann.
Beim Training von "Durchschnittsbürgern" - "Durchschnitt" bezogen auf Wehrhaftigkeit und Kampfgeist - treffen wir auf mehrere Probleme.
Problem Nr. 1: Die sowohl körperlichen als auch mentalen, sehr schnell erreichten, Grenzen unserer Schüler!
Ich habe schon einmal an anderer Stelle geschrieben: Die Grenze zwischen "einen Menschen stark machen" und "einen Menschen brechen" ist hauchdünn! Das Thema "Vollkontakt" ist dabei besonders "heikel"!
Vier Punkte haben - nach meiner Überlegung und Erfahrung - hier einen entscheidenden Einfluss:
1. Der Trainer
2. Die Trainingsatmosphäre
3. Step by step & erklären, erklären, erklären
4. Die Anwendung des Superkompensationsprinzips
1. Der Trainer
Wie heißt es so schön: Zeig mir deine Schüler und ich sage dir, was für ein Trainer du bist. Ich glaube viele Trainer sind sich ihrer "Macht", ihrem Einfluss und ihrer Verantwortung gar nicht bewußt. Das ist traurig und schadet gleichzeitig unserer "Branche"! Allein über dieses Thema könnte man ein Buch schreiben (gibts ja auch schon einige). Ich möchte mich aber auf die Rolle des Trainers im Bezug zur Grenzerweiterung des SV-Schüler beschränken.
a) Der Trainer muss einen Blick und ein Gefühl dafür entwickeln, wann ein Schüler seine persönliche Grenze erreicht hat - er muss dies sehen und erkennen, ohne dass sein Schüler etwas sagen muss.
b) Wenn der Schüler diese Grenze erreicht, muss der Trainer dem Schüler die Entscheidung abnehmen, ob er jetzt noch weitergeht oder ob er aufhört. Dieser Punkt ist unglaublich wichtig! Hier entsteht Vertrauen oder aber nicht! Als ich noch als Box- und Kickboxtrainer aktiv war, wußten meine Kämpfer immer, dass ich genau erkennen konnte, wann es reicht - und dann hab ich sie rausgeholt. Im Zweifelsfall habe ich das Handtuch lieber zu früh als zu spät geworfen. Sie mussten nie mit einem "Gesichtsverlust" rechnen, indem sie selbst aufgaben, sie konnten sich immer auf mich verlassen, was zu einem eminent starken Vertrauensverhältnis führte. Dieses führte wiederum dazu, dass sich die Jungs mehr trauten, risikobereiter kämpften und dadurch insgesamt "härter" wurden. Im SV-Training ist es genau gleich! Ohne Vertrauen kann der Trainer die Schüler nicht (oder zumindest nicht oft) in Grenzbereiche führen.
c) Der Trainer muss ehrliches Verständnis für die "Schwäche", "Nicht-Härte" oder wie immer man es auch nennen möchte, haben und auch zeigen. Der Schüler hat selbst damit zu kämpfen, dass er "nicht viel aushalten kann", da braucht er nicht auch noch einen Trainer, der ihn spüren lässt, was für ein "Weichei" er ist.
Tja, das ist unbequem, aber da kann man sich nicht aus der Verantwortung ziehen, dem Trainer kommt die zentrale Rolle zu, auch wenn natürlich sein Einfluss irgendwo endet. Ohne die entsprechende Arbeit des Trainers beginnt erst gar nichts.
Sorry Busfahrer und natürlich auch alle anderen Leser dieses Threads, kleiner Break, muss kurz weg, schreib später zu den anderen Punkten weiter.
Bis dann.
Klaus
b) Wenn der Schüler diese Grenze erreicht, muss der Trainer dem Schüler die Entscheidung abnehmen, ob er jetzt noch weitergeht oder ob er aufhört. Dieser Punkt ist unglaublich wichtig! Hier entsteht Vertrauen oder aber nicht! Als ich noch als Box- und Kickboxtrainer aktiv war, wußten meine Kämpfer immer, dass ich genau erkennen konnte, wann es reicht - und dann hab ich sie rausgeholt. Im Zweifelsfall habe ich das Handtuch lieber zu früh als zu spät geworfen. Sie mussten nie mit einem "Gesichtsverlust" rechnen, indem sie selbst aufgaben, sie konnten sich immer auf mich verlassen, was zu einem eminent starken
frage:
wenn der schüler der meinung ist, er hat noch reserven, aber der trainer das, z.b. aufgrund seiner erfahrung, anders sieht und das handtuch wirft, kommt sich der schüler dann nicht verarscht vor? also würde das nicht als vertrauensbruch gewertet, wenn der schüler 'aufgegeben wird'?
Freier Geist
02-05-2009, 21:12
-
variable
02-05-2009, 22:50
frage:
wenn der schüler der meinung ist, er hat noch reserven, aber der trainer das, z.b. aufgrund seiner erfahrung, anders sieht und das handtuch wirft, kommt sich der schüler dann nicht verarscht vor? also würde das nicht als vertrauensbruch gewertet, wenn der schüler 'aufgegeben wird'?
So, bin wieder da.
Hallo noppel,
sehr gute Frage! Zwei Punkte sind hier wichtig:
1. Man muss mit dem Schüler im Vorfeld über dieses Thema sprechen. Meinen Jungs im Ring war immer klar, wer der Chef ist. Das war immer ich (also der Trainer). :cool: Ich habe nur denjenigen im Ring betreut, der das akzeptieren konnte. Ich habe aber auch genau begründet, warum das so läuft! Es geht um den Schutz des Schülers / Kämpfers und um nichts anderes! Der Kämpfer bzw. der Schüler wußte also schon vorher auf was er sich eingelassen hatte.
2. Wie ich bereits erwähnt habe, muss der Trainer einen Blick, ein Gefühl dafür entwickeln, wenn ein Schüler / Kämpfer seine Grenze erreicht hat! Nobody is perfect! Narürlich gab es das eine oder andere Mal eine unterschiedliche Sichtweise zwischen mir und meinem Kämpfer aber das war die Ausnahme und wurde deshalb auch vom Schüler / Kämpfer akzeptiert! Hätte ich dauernd zu früh meine Kämpfer herausgenommen, wäre genau das eingetreten, was du erwähnt hast: Die Schüler hätten das als Vertrauensbruch gewertet - "der traut mir ja nichts zu!" So aber wußten sie, mein Trainer kennt mich genau, was zu einem wirklich tollen Vertauensverhältnis geführt hatte.
Vertrauen ist einer der Schlüssel! Wenn Dir Deine Schüler vertrauen, dann kannst Du sie fast überall hinführen. Ich habe von der Macht und der Verantwortung des Trainer bereits gesprochen! Vertrauensaufbau sollte nach meiner Meinung ein Ziel mit höchster Priorität für jeden Trainer sein bei gleichzeitigem ständigem Bewußtsein für die moralische Verantwortung, die er dabei trägt.
O.k., soweit zu Deiner Frage noppel, ich hoffe die Antwort hilft Dir weiter.
Ich will noch schnell (schnell ist gut :D) meine Gedanken von vorher weiterführen:
2. Die Trainingsatmosphäre
"Der einzelne Mensch wird in der Gruppe Teil eines neuen Ganzen, dessen Charakter von den Eigenschaften aller Gruppenteilnehmer bestimmt wird. Jedes Ich in der Gruppe nimmt etwas vom anderen und gibt etwas her.
Adolf Friedemann (aus Otto Marmets Einführung in die Sozialpsychologie)
Letzten September haben wir ein Gruppe von einem Trainer übernommen, der leider nicht nach unseren "Vorstellungen" unterrichtet hatte. Bis heute macht sich diese Gruppe das eigene Training selbst schwer, weil sie nach unserer Meinung schlecht aufgebaut wurde!
In jede Gruppe kann ein bestimmter "Geist" getragen werden! Diese Aufgabe obliegt - man ahnt es schon - dem Trainer. Nach meiner Erfahrung sollte dieser "Geist" folgende Inhalte besitzen:
- Respekt, Achtung und Akzeptanz des Anderen (Du bist o.k. für mich und ich akzeptiere und respektiere deine Grenzen)
- Gegenseitiges Verständnis (auch ich habe meine Fehler und Schwächen)
- Gegenseitige Hilfsbereitschaft (Um vorwärts zu kommen brauchen wir uns gegenseitig)
- Kameradschaft (Wir sitzen alle im gleichen Boot und haben alle das gleiche Ziel)
- Teamgeist (auch du gehörst zu uns)
- Angemessene Umgangsformen (ich behandle den anderen, wie ich selbst auch behandelt werden möchte)
Eine solche Trainingsatmosphäre stellt den "Nährboden" dar, auf dem innere Stärke entstehen und wachsen kann. Ein eventueller Gruppenzwang, der für den Einzelnen negativer Druck bedeuten kann, weicht einer Gruppendynamik, welche für den Einzelnen positive Motivation darstellen kann! Der Trainer als "Führungspersönlichkeit" hat die "Macht" eine solche Atmosphäre zu schaffen! Was aber - zugegebenermaßen - nicht immer ganz leicht ist.
3. Step by step & erklären, erklären, erklären
Bruce Lee sagte einmal: "Geduld ist konzentrierte Stärke!" Was das bedeutet, lernt man, wenn man klassische Opfer zu "echten Kämpfern" ausbilden möchte. :D Hier ist der Weg der kleinen Schritte angesagt. Jedes Haupttrainingsziel z. B. Vollkontakt-Sparring muss in fast unzählige kleine "Ausbildungshappen" untergliedert werden. So muss bei diesem Thema beispielsweise häufig erst einmal mit Berührungsängsten - ein Fremder fasst mich an, ich soll einen Fremden anfassen - gearbeitet werden.
Aus Berührungen wird ganz, ganz leichter Kontakt. Aus ganz, ganz leichtem Kontakt wird Leichtkontakt. Aus Leichtkontkat wird ein "mittlerer" Kontakt und auch diesem "mittleren" Kontakt wird irgendwann, früher oder später, wie gesagt, oft mit viel Geduld, dann doch noch Vollkontakt. Dabei definiert jeder Schüler auch noch seinen persönlichen Leichtkontakt anders und es gibt häufig Rückschläge. Einmal etwas zuviel Kontakt und man kann mit diesem Schüler wieder von Neuem ein paar Stufen niedriger beginnen. Geduld ist konzentrierte Stärke! Wie wahr, wie wahr! Aber man hat sich seinen Job ja selbst rausgesucht. :D
Leider reicht das "step by step-Prinzip" noch nicht ganz aus. Man muss dem Schüler ständig und immer wieder erklären, warum eine Übung, ein Trainingsprinzip, eine gewisse Intensität, oder einfach das Training an sich so wichtig ist!
Der Schüler muss sich mit dem ganzen Training und allem drumm und drann identifizieren, er muss in jeder noch so "kleinen" Übung für sich den Sinn erkennen!
Vor vielen Jahren war ich auf einem Vortrag von Arved Fuchs. Das ist der "Kamerad", der unter vielen anderen "haarstäubenden" Aktionen z. B. 1989 sowohl den Nordpol als auch den Südpol zu Fuß :ups: erreicht hat oder z. B. in einem Faltboot bei 8 Meter hohen Wellen :ups: eine Winterumrundung des Kap Hoorns durchgeführt hatte. Was mir bei diesem wirklich fesselnden Vortrag hängenblieb, war seine Aussage, dass er sämtliche Ängste, Strapazen und Entbehrungen deshalb überstehen konnte, weil er sich mit seinen Aktionen zu jeder Sekunde zu 100% identifizieren konnte!
Der 1997 verstorbene Wiener Psychiater Viktor Frankl (Begründer der Logotherapie) hielt den "Willen zum Sinn" für eine der stärksten menschlichen Antriebskräfte. Er hatte diese Kraftquelle in den Konzentrationslagern Ausschwitz und Dachau, wo er selbst Gefangener war, entdeckt. Dort waren, wie er schreibt, jene Menschen am ehesten fähig, "Grenzsituationen zu überleben, die ausgerichtet waren auf die Zukunft, auf eine Aufgabe, auf einen Sinn, den sie erfüllen wollten."
Identifikation und Sinn!
4. Die Anwendung des Superkompensationsprinzips
Die Fähigkeit des Menschen zur biologischen Anpassung (Addaption) ist die Grundlage für jede sportliche Leistungsentwicklung. Jeder, der sich schon einmal mit Trainingslehre befasst hat kennt dieses Prinzip. Ich wills hier trotzdem nochmal kurz erleutern:
Jedes Training stellt zunächst für den Körper (und den Geist) eine Belastung dar. Reserven werden verbraucht, die Leistungsfähigkeit geht erst einmal in den Keller. Jetzt kommt aber die Trainingspause, in welcher sich der Körper (und der Geist) erholen kann. Ist die Pause ausreichend lang, erholt sich der Körper (und der Geist) nicht nur, sondern er baut sogar auf(Anpassungsfähigkeit an einen Reiz). Beim nächsten Training startet man schon aus einem etwas höheren Ausgangsniveau als zuvor.
Trainingsintensität und Trainingspause sind dabei zwei sehr wichtige Faktoren. Ist die Trainingsintensität zu hoch, oder die Pause zu kurz, läuft man Gefahr, ins Übertraining zu kommen und dann passiert genau das Gegenteil von dem, was man sich eigentlich wünscht, man baut nicht auf, sondern ab!
Dass Körper und Geist eine Einheit darstellen ist schon längst kein "bloßer Spruch" mehr, sondern inzwischen vielfach wissenschaftlich bewiesen (ich führ das jetzt nicht näher aus - ist eh schon ein "Mamut-Post" :D).
Man führt den Schüler also an eine Grenzsituation wie z. B. stärkerer Kontakt. Der erste wichtige Parameter ist wie oben beschrieben die Intensität, welche den Schüler zwar schon fordern soll, aber nicht überfordern darf. Und das stellt eine hohe Kunst dar, die auch wir (noch :D) nicht in "Perfektion" beherrschen. Ist die Intensität nämlich (viel) zu hoch, läuft man Gefahr, dass man seinen Schüler nie wieder sieht. Der zweite wichtige Parameter ist dann wie gesagt die Pause. Auf ein Grenzerfahrungstraining müssen mehrere "coole" Trainings folgen, damit der Schüler diese Erfahrung "verdauen" kann. Alle unsere Schüler wissen, dass auf ein "hartes" Training mehrere "coole" folgen - es gibt also für den Schüler keinen Grund, das nächste Training ausfallen zu lassen. Das ist die Anwendung des Superkompensationsprinzips, mit der wir recht gute Erfolge erzielen.
So Freunde, was für ein Mega-Post. Jetzt mach ich erst mal Pause. Ich hoffe einer von Euch kann damit was anfangen.
Gruss
Klaus
variable
02-05-2009, 22:53
Exakt, Variable - jetzt verstehen wir uns. Dem Rest deiner Ausführungen stimme ich ebenfalls zu.
Gruß
Freier Geist
Na dann :beer:
Gruss
Klaus
So, bin wieder da.
Hallo noppel,
sehr gute Frage! Zwei Punkte sind hier wichtig:
1. Man muss mit dem Schüler im Vorfeld über dieses Thema sprechen. Meinen Jungs im Ring war immer klar, wer der Chef ist. Das war immer ich (also der Trainer). :cool: Ich habe nur denjenigen im Ring betreut, der das akzeptieren konnte. Ich habe aber auch genau begründet, warum das so läuft! Es geht um den Schutz des Schülers / Kämpfers und um nichts anderes! Der Kämpfer bzw. der Schüler wußte also schon vorher auf was er sich eingelassen hatte.
2. Wie ich bereits erwähnt habe, muss der Trainer einen Blick, ein Gefühl dafür entwickeln, wenn ein Schüler / Kämpfer seine Grenze erreicht hat! Nobody is perfect! Narürlich gab es das eine oder andere Mal eine unterschiedliche Sichtweise zwischen mir und meinem Kämpfer aber das war die Ausnahme und wurde deshalb auch vom Schüler / Kämpfer akzeptiert! Hätte ich dauernd zu früh meine Kämpfer herausgenommen, wäre genau das eingetreten, was du erwähnt hast: Die Schüler hätten das als Vertrauensbruch gewertet - "der traut mir ja nichts zu!" So aber wußten sie, mein Trainer kennt mich genau, was zu einem wirklich tollen Vertauensverhältnis geführt hatte.
Vertrauen ist einer der Schlüssel! Wenn Dir Deine Schüler vertrauen, dann kannst Du sie fast überall hinführen. Ich habe von der Macht und der Verantwortung des Trainer bereits gesprochen! Vertrauensaufbau sollte nach meiner Meinung ein Ziel mit höchster Priorität für jeden Trainer sein bei gleichzeitigem ständigem Bewußtsein für die moralische Verantwortung, die er dabei trägt.
O.k., soweit zu Deiner Frage noppel, ich hoffe die Antwort hilft Dir weiter.
find ich gut. danke. :)
2. Die Trainingsatmosphäre
"Der einzelne Mensch wird in der Gruppe Teil eines neuen Ganzen, dessen Charakter von den Eigenschaften aller Gruppenteilnehmer bestimmt wird. Jedes Ich in der Gruppe nimmt etwas vom anderen und gibt etwas her.
Adolf Friedemann (aus Otto Marmets Einführung in die Sozialpsychologie)
Letzten September haben wir ein Gruppe von einem Trainer übernommen, der leider nicht nach unseren "Vorstellungen" unterrichtet hatte. Bis heute macht sich diese Gruppe das eigene Training selbst schwer, weil sie nach unserer Meinung schlecht aufgebaut wurde!
In jede Gruppe kann ein bestimmter "Geist" getragen werden! Diese Aufgabe obliegt - man ahnt es schon - dem Trainer. Nach meiner Erfahrung sollte dieser "Geist" folgende Inhalte besitzen:
- Respekt, Achtung und Akzeptanz des Anderen (Du bist o.k. für mich und ich akzeptiere und respektiere deine Grenzen)
- Gegenseitiges Verständnis (auch ich habe meine Fehler und Schwächen)
- Gegenseitige Hilfsbereitschaft (Um vorwärts zu kommen brauchen wir uns gegenseitig)
- Kameradschaft (Wir sitzen alle im gleichen Boot und haben alle das gleiche Ziel)
- Teamgeist (auch du gehörst zu uns)
- Angemessene Umgangsformen (ich behandle den anderen, wie ich selbst auch behandelt werden möchte)
Eine solche Trainingsatmosphäre stellt den "Nährboden" dar, auf dem innere Stärke entstehen und wachsen kann. Ein eventueller Gruppenzwang, der für den Einzelnen negativer Druck bedeuten kann, weicht einer Gruppendynamik, welche für den Einzelnen positive Motivation darstellen kann! Der Trainer als "Führungspersönlichkeit" hat die "Macht" eine solche Atmosphäre zu schaffen! Was aber - zugegebenermaßen - nicht immer ganz leicht ist.
ich muss sagen, ich trainiere in zahlreichen trainingsgruppen viele unterschiedliche KK und habe eigentlich nirgendwo ein wir-gefühl oder großartig identifikation mit der gruppe entwickelt. es gibt leute, die ich mag, es gibt leute, auf die ich auch gut verzichten könnte. im regelfall bleibt mein kopfkissen aber trocken, wenn mal jemand den verein verlässt.
aus meinem persönlichen werdegang möchte ich fast schlussfolgern, dass sowohl teamgeist, als auch kameradschaft oder wir-gefühl nicht zwingend nötig sind, um sich im kampfsport zu entwickeln.
ich möchte das kurz mit dem berufsleben vergleichen: es gibt seeeehr kollegiale teams und es gibt professionelle truppen voller karrieremenschen.
ob erstere wirklich die besseren leistungen bringen?
grüße
Busfahrer
03-05-2009, 00:26
Ich muss ja zugeben, daß mir die strikte Anwendung des SK Prinzips auf die Mental Ebene noch nie so in den Sinn gekommen ist... Im Grunde wurde es zwar bereits so Praktiziert, aber jetzt weis ich auch warum ;-). Gute Posts.
Grüße auf die Schnelle
Der Busfahrer
variable
05-05-2009, 21:03
ich muss sagen, ich trainiere in zahlreichen trainingsgruppen viele unterschiedliche KK und habe eigentlich nirgendwo ein wir-gefühl oder großartig identifikation mit der gruppe entwickelt. es gibt leute, die ich mag, es gibt leute, auf die ich auch gut verzichten könnte. im regelfall bleibt mein kopfkissen aber trocken, wenn mal jemand den verein verlässt.
aus meinem persönlichen werdegang möchte ich fast schlussfolgern, dass sowohl teamgeist, als auch kameradschaft oder wir-gefühl nicht zwingend nötig sind, um sich im kampfsport zu entwickeln.
ich möchte das kurz mit dem berufsleben vergleichen: es gibt seeeehr kollegiale teams und es gibt professionelle truppen voller karrieremenschen.
ob erstere wirklich die besseren leistungen bringen?
grüße
Hallo noppel,
ich gebe Dir recht, dass Teamgeist, Kameradschaft oder auch ein "Wir-Gefühl" nicht zwingend nötig sind um sich im Kampfsport / KK / SV zu entwickeln, aber es ist extrem förderlich. Man könnte diesen Faktor als "Turbo" für die Arbeit mit Gruppen bezeichnen.
Zu Deinem Vergleich mit dem Berufsleben möchte ich zunächst anmerken, dass sich Kollegialität, Professionalität und Karrierestreben nicht gegenseitig ausschließen. Es ist heute (im Rahmen der Globalisierung) nicht das Problem proffessionelle "Karrieretypen" zu finden, sondern diese (soweit nötig) zu einem harmonischen Team zusammenzuführen. Für die Teambildung geben Firmen heute Millionen von Euros für Incentives, Coaches, Seminare, usw. aus. Und frag mal bei den Navy Seals, GSG 9, usw. nach, wie wichtig dort Teamgeist, Kameradschaft oder ein "Wir-Gefühl" ist. Es steht eigentlich heute außer Frage: Je besser sich ein Team versteht, je stärker der Zusammenhalt des Teams, je stärker die Identifikation jedes einzelnen Teammitglieds mit der Gruppe und dem Gruppenziel, desto besser ist die Leistung dieses Teams! Diese Tatsache können bzw. sollten wir in unserem Training auch nutzen - ist eh schon schwer genung den "Durchschnitts-Kampfgeist-Bürger" bei der Stange zu halten.
Abschließend zu Deinen Schlussfolgerungen aus deinem persönlichen Werdegang möchte ich noch eine meiner Erfahrungen beisteueren:
Die meisten Menschen möchten oder müssen wohl "geführt" werden, was wahrscheinlich irgendwie evolutionär bedingst ist - hätten unsere Vorfahren in der "Savanne" über jeden "Furz" erst einmal diskutiert und anschließend demokratisch abgestimmt, wären wir wahrscheinlich schon längst ausgestorben. Aus der Masse tauchen aber auch immer wieder - ich nenne sie "Selbstentwickler" - auf. Denen zeigt man was und dann arbeiten die völlig selbstständig an der stetigen Verbesserung des Gezeigten. Diese Menschen besitzen Selbstinitiative, kaufen selber Bücher, recherchieren selbst im Internet, besuchen selbst Seminare, schauen sich auch noch andere KK / KS / SV - Systeme an und stellen dem Trainer kritische Fragen, die ihn manchmal ganz schön ins "Schwitzen" bringen können. :D
Ich schätze mal Du bist so ein "Selbstentwickler" ;) und dann sieht die Sache bei Dir natürlich ganz anders aus.
Gruss
Klaus
ich fühl mich geschmeichelt, aber ich bin keine führungspersönlichkeit.
deine ausführungen zum zusammenhalt im team sind gut, aber der punkt, um den es mir geht, ist folgender:
bei teams zählt die gesamtleistung als summe aller teilleistungen + quereffekten
bei individualsportarten, wie z.b. skateboarden oder kampfsport zählt einzig die leistung des einzelnen.
man gewinnt keinen turnierkampf, nur weil alle freunde/vereins-kameraden in ihrer kategorie auch gewonnen haben.
sicher gibt es momente, in denen man von der leistung anderer profitiert: sparring, pratzentraining oder nützliche erklärungen. aber am ende zählt doch wieder die einzelleistung.
auch mit dem besten sparringspartner kann man sich immernoch blöde anstellen.
auch beim besten pratzenhalter kann man trotzdem überfordert sein (je nach definition eines 'guten' pratzenhalters)
und angenommen die technische ausführung ist korrekt, kann man sich nur noch durch übung verbessern.
bei teamsportarten ist das ja anders. wenn ein mittelfeldspieler im fußball einen hänger hat, kann die mannschaft dennoch gewinnen, wenns bei sturm und abwehr gut läuft.
kurzum: ausreißer bei einzelleistungen (positiv wie negativ) werden gewissermaßen durch die teamleistung wegnivelliert.
interessant finde ich dabei, dass negativer einfluss aber dennoch vorhanden ist, selbst, wenns keinen positiven einfluss geben würde...
beispiel: wenn man beim training bei partnerübungen einen partner hat, der nur scheiße macht, kann man sih noch so sehr anstrengen, das endergebnis wird ernüchternd.
Stevederkrueger
06-05-2009, 11:15
Aber liegt es nicht an Dir, ob ich mein Ziel erreiche oder nicht?
Wenn einer im Training mit mir übt und der hat nicht das gleiche Level wie ich, mache ich trotzdem meine sachen richtig auch wenn er mal anders schlägt ,tritt oder was auch immer.
Ich kann Ihm ja dann nur korrigieren wenn er was falsch macht.
Gruß Steve
Ps: Bei uns gibt es eine Art des Wirgefühls.;)
kingoffools
06-05-2009, 13:12
Endlich mal wieder ein gehaltvoller thread.....man kann hier ja wirklich was lernen :D
@Variable: welche Erfahrungen hast Du mit der Selbsteinschätzung Deiner Schüler gemacht ? Häufig realistisch, zu optimistisch oder zu pessimistisch ?
Aber liegt es nicht an Dir, ob ich mein Ziel erreiche oder nicht?
Wenn einer im Training mit mir übt und der hat nicht das gleiche Level wie ich, mache ich trotzdem meine sachen richtig auch wenn er mal anders schlägt ,tritt oder was auch immer.
Ich kann Ihm ja dann nur korrigieren wenn er was falsch macht.
Gruß Steve
Ps: Bei uns gibt es eine Art des Wirgefühls.;)
das kommt darauf an. wenn er für dich die pratzen halten soll und es nicht gebacken bekommt, kannst du nicht auf die pratzen schlagen und hast das übungsziel ohne eigene schuld nicht erreicht.
Stevederkrueger
06-05-2009, 16:43
Wenn Er die Pratzen nicht richtig hält kann man Ihm das sagen oder es wird Ihm weh tun.;)
Lernen durch Schmerz und Motivation durch Entsetzen.Klappt bei uns immer.:D
Aber liegt es nicht an Dir, ob ich mein Ziel erreiche oder nicht?
Wenn einer im Training mit mir übt und der hat nicht das gleiche Level wie ich, mache ich trotzdem meine sachen richtig auch wenn er mal anders schlägt ,tritt oder was auch immer.
Ich kann Ihm ja dann nur korrigieren wenn er was falsch macht.
Gruß Steve
Ps: Bei uns gibt es eine Art des Wirgefühls.;)
Sehe ich anders, ab einem bestimmt Punkt brauchst Du einfach einen Partner der dich auch wirklich fordert, sonst ist dein Training schlicht und erfreifend uneffektiv. Das heißt ja nicht, das der gleichgut oder sogar besser sein muß, aber er muß zumindest seinen Part (Angriffe, Pratzen halten oder was auch immer) vernünftig ausführen können.
Stevederkrueger
06-05-2009, 17:12
Richtig sehe ich ja zum Teil auch so, aber wenn ich mein Ziel immer nur dann erreiche, wenn der Partner alles richtig macht, ist das dann nicht etwas unnormal?
Im Kampf steht der Gegner auch nicht immer so wie man es gerne hätte.
Bei Einzeltechniken und Training dieser muss es natürlich stimmen aber wenn es ein Training mit Pratzen und Bewegung ist, wird man nie genau die Position haben um diese Technik 100%ig zu machen.
Gruß Steve
Klar, im echten Leben steht mein Gegner auch nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber dann entscheide ich halt aufgrund der Situation, was ich tue. Beim Training will ich ja evtl. bestimmt Inhalte abarbeiten (Kombinationen, Verteidigung gegen bestimmte Attacken etc.). Aber bleiben wir bei freien Attacken oder Sparring: Wenn du immer nur mit Leuten trainierst, die gar nicht vernünftig angreifen können (auch das will ja gelernt sein) oder keine Sparringserfahrung haben, wirst Du ab einem bestimmten Punkt keine Fortschritte mehr machen.
Noch wichtiger ist das m.E. beim Training von Anfängern. Gerade hier ist es wichtig, das die Attacken so kommen, das der Lernende auch eine Chance hat, damit zurecht zu kommen. Wie soll er sonst Vertrauen in die eigene Vorgehensweise entwickeln und richtige Bewegungsmuster erlernen?
variable
06-05-2009, 20:46
ich fühl mich geschmeichelt, aber ich bin keine führungspersönlichkeit.
deine ausführungen zum zusammenhalt im team sind gut, aber der punkt, um den es mir geht, ist folgender:
bei teams zählt die gesamtleistung als summe aller teilleistungen + quereffekten
bei individualsportarten, wie z.b. skateboarden oder kampfsport zählt einzig die leistung des einzelnen.
man gewinnt keinen turnierkampf, nur weil alle freunde/vereins-kameraden in ihrer kategorie auch gewonnen haben.
sicher gibt es momente, in denen man von der leistung anderer profitiert: sparring, pratzentraining oder nützliche erklärungen. aber am ende zählt doch wieder die einzelleistung.
auch mit dem besten sparringspartner kann man sich immernoch blöde anstellen.
auch beim besten pratzenhalter kann man trotzdem überfordert sein (je nach definition eines 'guten' pratzenhalters)
und angenommen die technische ausführung ist korrekt, kann man sich nur noch durch übung verbessern.
bei teamsportarten ist das ja anders. wenn ein mittelfeldspieler im fußball einen hänger hat, kann die mannschaft dennoch gewinnen, wenns bei sturm und abwehr gut läuft.
kurzum: ausreißer bei einzelleistungen (positiv wie negativ) werden gewissermaßen durch die teamleistung wegnivelliert.
interessant finde ich dabei, dass negativer einfluss aber dennoch vorhanden ist, selbst, wenns keinen positiven einfluss geben würde...
beispiel: wenn man beim training bei partnerübungen einen partner hat, der nur scheiße macht, kann man sih noch so sehr anstrengen, das endergebnis wird ernüchternd.
Hallo noppel,
ich glaube wir betrachten zwar die gleiche Sache, aber jeweils von einer anderen Seite. Du sprichtst mehr den technischen Aspekt der "Teamarbeit" an, während es mir mehr um den mentalen Bereich geht.
Ausgangspunkt waren SV-Schüler, die man als "Opfertypen" bezeichnen kann. Bei einem Opfertypen reicht es auf keinen Fall aus, wenn man ihn "nur" technisch ausbildet. Technik ohne "innere Stärke" ist nichts! Das primäre Trainingsziel generell in der SV sollte - meiner Meinung nach - die Entwicklung / der Aufbau von innerer Stärke, Kampfgeist, Mut sein! Und zwar nicht nur bei den "Opfertypen". Darum ging es mir.
Mag sein, dass z. B. auf einem Tunier der Sieg oder die Niederlage eines Teamkameraden auf mein Ergebnis keinen Einfluss hat, aber - so meine Erfahrung - ob ein Team hinter mir steht, das mir beim Aufwärmen hilft, das mich zum Ring begleitet, das mit mir "fiebert", das mich ehrlich anfeuert und mir ehrlich den Sieg wünscht und auch zutraut, das hat auf die meisten Menschen einen unglaublich starken, motivierenden Effekt! Dieser Effekt multipliziert sich noch um ein vielfaches, wenn dieses, hinter mir stehende Team auch noch zu mir steht, wenn ich kläglich versage!
Hierzu eine kleine aber wahre Geschichte:
Anfang der 90er Jahre trainierte ich ein Box- und Kickboxteam. In diesem Team gab es einen "Trainingsweltmeister". Unter "Trainingsweltmeister" verstehe ich einen Kämpfer, der im Training alle "in den Sack steckt", aber im Ring - mental - total versagt. Wie gesagt wir hatten so einen im Team. Er hatte drei Vollkontakt-Kämpfe absolviert, soweit man das, was er im Ring zeigte überhaupt als Kampf bezeichnen kann. Eigentlich war er nur auf der Flucht und im letzten Kampf gab er sogar selber auf, obwohl er keinen nenneswerten Treffer kassiert hatte. Danach kam er nicht mehr ins Training! Klar, er schämte sich. Meine Jungs hatten das Thema im Training angesprochen - wir haben ein ganzes Training gelabert - dann fasste das Team einen Entschluss: Freitag 18.30 Uhr war Training. Um 18.00 Uhr holte das gesamte Team - ich (der Trainer) war natürlich auch dabei - unseren Kameraden zu Hause ab. Alle waren dabei, keiner fehlte. Als er dennoch nicht mitkommen wollte, haben wir uns vor seinem Haus auf den Boden gesetzt und im klar gemacht, dass wenn er nicht trainiert, wir auch nicht trainieren. Schlussendlich kam er dann natürlich mit - sichtlich emotional bewegt. Im Training haben wir, also das Team, ihm dann immer und immer wieder klar gemacht, dass er wegen uns nicht in den Ring muss, sondern uns auch einfach nur als Trainingskamerad, ja einfach als Mensch wichtig ist. Sollte er aber doch jemals wieder kämpfen wollen, würden wir immer hinter im stehen, egal wie der Kampf verläuft. Ganz von selbst fasste er dann doch noch den Entschluss, noch einmal in den Ring zu steigen, sozusagen nur für sich selber, die letzte (für ihn) "Schmach" wollte er so nicht stehen lassen.
noppel ich sag Dir, während ich das hier jetzt schreibe und mich zurückerinnere, bekomme ich eine "hammermäßige" Gänsehaut! Er stieg insgesamt noch - ich bin mir nicht mehr ganz sicher - aber so um die 10 Mal in den Ring! Boxen und Kickboxen. Seine Bilanz ab diesem "Neustart":
Alle Kämpfe gewonnen! Die Hälfte davon vorzeitig!:ups: Ich sag Dir, es war der Hammer!!! Für mich war das Teamgeist in Reinkultur! Ohne diese Teamdynamik wäre unser Kamerad sicher nie mehr in den Ring gestiegen und hätte vor allem wahrscheinlich nie seine wahre innere Stärke entdeckt! Um die Geschichte vielleicht abzuschließen: Dieser "mentale Versager" hätte das Zeug für ganz nach oben gehabt, aber sich dann - aus meiner damaligen Sicht als Trainer - "leider" für eine berufliche Karriere entschieden, die ihm nur noch wenig Trainingszeit ließ. Jahre später traf ich ihn dann einmal zufällig wieder und wir tranken einen Kaffee. Er hatte wirklich im Beruf eine steile Karriere hingelegt, die er so, wie er selbst sagte, ohne diese Team- und Ringerfahrung wahrscheinlich nie gemacht hätte. Schöne Geschichte, oder? Sogar mit Happy End!:D Aber wirklich wahr!
Meine Erfahrung - natürlich nicht nur aus obiger Geschichte: Die Dynamik eines ehrlichen und aufrichtigen Teams kann regelrecht kleine Wunder wirken! Sie beeinflußt die Leistung jedes einzelnen Teammitglieds und kann insbesondere den "schwachen" Teammitgliedern helfen, über sich selbst hinauszuwachsen.;)
Gruss
Klaus
variable
06-05-2009, 21:00
Endlich mal wieder ein gehaltvoller thread.....man kann hier ja wirklich was lernen :D
@Variable: welche Erfahrungen hast Du mit der Selbsteinschätzung Deiner Schüler gemacht ? Häufig realistisch, zu optimistisch oder zu pessimistisch ?
Hallo kingoffools,
wie an anderer Stelle schon einmal erwähnt, sind in unseren Kursen überwiegend "Normalbürger", die aber unser Training sehr gut finden und es deshalb anderen "Normalbürgern" weiterempfehlen.
Diese Leute schätzen sich meistens zu pessimistisch ein. Sie trauen sich selbst nicht viel zu, haben viele und starke mentale Grenzen und Ängste. Sie sind sich weder mental noch physisch bewusst, was sie eigentlich leisten könnten.
Einige, wenige gibt es, die schätzen sich dann zu optimistisch ein. Diese werden aber meist relativ bald wieder auf den "Boden der Tatsachen" zurückgeholt. ;)
Wirklich realistisch schätzt sich bei unseren Anfängerkursen eigentlich so gut wie niemand ein. Später, in den Fortgeschrittenenkursen sieht das dann anders aus - die kennen sich selbst dann eigentlich recht gut.
Gruss
Klaus
ich mag geschichten mit happy end, wenn sie noch da sind, wenn die glotze aus ist.
danke!
Schwede1968
06-05-2009, 23:19
Klaus, Du hast Dich selbst übertroffen :D
Sehr guter Thread!:respekt:
Stevederkrueger
07-05-2009, 09:47
@mario
Gebe ich Dir recht mit, mit dem Angriff muss gelernt sein.
Und einen der ein fordert und weiter bringt ist eigentlich immer da( der Trainer)
Bei uns wird es halt so gehandhabt, dass wenn einer nicht richtig gefordert wird, dann der Trainer übernimmt und den Übenden fordert.
Macht auch immer wieder spaß.
kingoffools
07-05-2009, 15:24
Klaus, Du hast Dich selbst übertroffen :D
Sehr guter Thread!:respekt:
Aber der Eric hat ihn gestartet (wollt ich nur mal sagen) :D
variable
07-05-2009, 19:21
Klaus, Du hast Dich selbst übertroffen :D
Sehr guter Thread!:respekt:
Hallo Schwede1968,
danke für das Lob, da fühlt man sich gleich :gewicht::boxing::troete::biggrinan::sport146::ban g::cooolll::horsie::engel_3:
Wir sind hier aber auch ein "geiles" Team in diesem Thread! :D
Gruss
Klaus
variable
07-05-2009, 19:28
Aber der Eric hat ihn gestartet (wollt ich nur mal sagen) :D
Hallo kingoffools,
:halbyeaha ja, da hast Du recht! Schade, dass sich Eric hier im KKB zurückgezogen hat. Vielleicht sollten wir alle gemeinsam mal bei ihm vorbeischauen ....... ;) (Hat ja schließlich schon einmal funktioniert :D)
Gruss
Klaus
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