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Vollständige Version anzeigen : Pushhands mit geschlossenen Augen (?)



pilger
25-02-2009, 11:48
Guten Morgen,

mich interessiert mal, wer von Euch Pushhands-Übungen auch immer mal mit geschlossenen Augen macht. Für mich persönlich eine schöne Übung, um das "Hören" / Fühlen der Energie zu entwickeln.

Zwar mache ich i.d.R. die Übung mit offenen Augen, gerade, wenn´s anfängt etwas mehr zur Sache zu gehen, also wenn´s nicht nur langsam und sanft geübt wird. Aber um einfach nur das Spüren zu entwickeln, ist es für mich eine tolle Sache! Sich mal eben nicht auf sein Hauptsinnesorgan Auge verlassen, sondern hören/fühlen, was da gerade auf mich zukommt.

Habt ihr das schon probiert bzw. übt dies auch öfter?

Auf die Frage gebracht hat mich eine Rauferei gestern mit meinem 9-jährigen Sohnemann. Der glaubte auf mir rumhüpfen zu müssen, obwohl ich eigentlich meine dicke Backe vom Zahnarzt ausliegen wollte :) Also blieb ich liegen, er auf mich drauf und probiert seine seit zwei Jahren fleißig geübten Karate-Fauststöße. Ich dachte mir, och nee, ließ die Augen zu und versuchte schön relaxed seine Patschehändchen zu erspüren. Was auch supergut gelang. Er war daraufhin ganz verwundert, wie das denn funktioniere. Und ich dachte mir, ist ja nett, gegen nen 9-Jährigen kann ich mich wehren ;) Und da sagen die harten Jungs immer, Tai Chi sei keine Kampfkunst :p

Grüße
Pilger

Hongmen
25-02-2009, 11:53
Guten Morgen,



Zwar mache ich i.d.R. die Übung mit offenen Augen, gerade, wenn´s anfängt etwas mehr zur Sache zu gehen, also wenn´s nicht nur langsam und sanft geübt wird. Aber um einfach nur das Spüren zu entwickeln, ist es für mich eine tolle Sache! Sich mal eben nicht auf sein Hauptsinnesorgan Auge verlassen, sondern hören/fühlen, was da gerade auf mich zukommt.


Grüße
Pilger

da machst du genau das richtige!:)

gruß
hongmen

pilger
25-02-2009, 13:06
Hallo Hongmen,

naja, ich hoffe doch, dass da einiges Richtiges bei ist ;) Zumindest hab ich bei mir festgestellt, dass es eine sehr gute Übung zur Schulung des Gefühls und für die Absicht des Partners ist.

Ist bei uns im Stil recht weit verbreitet. Von ein paar Yanglern hab ich´s auch schon mitgekriegt, dass die die Augen immer mal schließen.

Wie so oft, ist das Üben mit offenen Augen nur die eine Seite der Medaille :) so seh ich das zumindest.

Grüße
Pilger

T. Stoeppler
25-02-2009, 13:47
Ist eine hervorragende Übung, nicht nur im reinen Pushhands sondern auch um Eingänge und Angriffsfolgen zu trainieren.

Gruss, Thomas

pilger
25-02-2009, 13:58
Ist eine hervorragende Übung, nicht nur im reinen Pushhands sondern auch um Eingänge und Angriffsfolgen zu trainieren.

Gruss, Thomas


Genau so sehe ich´s auch, wenn auch ich die Sachen, die übers reine Pushhands hinausgehen, bei geschlossenen Augen etwas langsamer übe als mit offenen. Obwohl es manchmal schon recht schnell ist.
Wie sieht´s da bei Dir aus? Gleiche Geschwindigkeit oder auch etwas angebremst??

Ist schon komisch, man bekommt mit der Zeit das Gefühl, trotz geschlossener Augen "zu sehen". Bitte die " " beachten!! Natürlich bilde ich mir nicht ein, wirklich zu sehen ;)

Grüße, Pilger

T. Stoeppler
25-02-2009, 14:05
Also ich mache das ungebremst; der Trick ist ja genau der, dass man lernt, wie unwichtig die Augen sind, wenn man erst eine bestimmte Position erreicht hat. Es empfielt sich allerdings, einen leichten Schutz, zumindest für die Augen und fürs Gemächt zu tragen, denn man trifft doch überraschend gut.

Wenn man einen Gegner vor sich hat:
-Kurz anschauen, Vorgehensweise und Trefferzone festlegen, Augen schliessen.
-Ausführen und kurz und knackig durchziehen.

Ich mache das sowohl waffenlos als auch mit Langschwertern.

Gruss, Thomas

pilger
26-02-2009, 08:25
...

Wenn man einen Gegner vor sich hat:
-Kurz anschauen, Vorgehensweise und Trefferzone festlegen, Augen schliessen.
-Ausführen und kurz und knackig durchziehen.

Ich mache das sowohl waffenlos als auch mit Langschwertern.

Gruss, Thomas

Hi Thomas,

ok, das ist aber für mich jetzt etwas anders, als z.B. beim Pushhands die Augen über einen längeren Zeitraum geschlossen ZU HALTEN. Nicht Öffnen, schauen, schließen und angreifen. Das meinte ich nicht.

Obwohl das sicherlich auch eine recht interessante Alternative ist!

Diesbezüglich alle Achtung für die Sache mit den Langschwertern bei geschlossenen Augen. Hat der defensive die Augen dann auch geschlossen??

Grüße
Pilger

T. Stoeppler
26-02-2009, 20:53
Hallo Pilger,

Ist schon klar, ich habe das ja auch genauso verstanden und übe gelegentlich auch so.

Das Angriffstraining ist nur eine zusätzliche Spielerei, die ich persönlich als sehr lehrreich empfinde.

Der Verteidiger hat seine Augen offen und das Spiel geht auf eine oder zwei Folgeaktionen. Manchmal haben beide die Augen geschlossen und versuchen, sich gegenseitig zu treffen.

Gruss, Thomas

pilger
27-02-2009, 06:51
Hallo Pilger,

Ist schon klar, ich habe das ja auch genauso verstanden und übe gelegentlich auch so.

Das Angriffstraining ist nur eine zusätzliche Spielerei, die ich persönlich als sehr lehrreich empfinde.

Der Verteidiger hat seine Augen offen und das Spiel geht auf eine oder zwei Folgeaktionen. Manchmal haben beide die Augen geschlossen und versuchen, sich gegenseitig zu treffen.

Gruss, Thomas


Na das werd ich demnächst auch mal testen, danke für den neuen Anstoß :)

Ist hier sonst niemand, der auch mal die Äuglein schließt? ;)

Grüße
Pilger

Karl-Heinz
27-02-2009, 08:35
Hallo,

ich habe festgestellt, das Trainingspartner, die mit offenen Augen relativ hart sind, mit geschlossenen Augen beim Pushhands sofort weicher werden und besser folgen können.

Nochwas. Man hält sich ja mit den Augen auch an Fixpunkten im Raum fest und stabilisiert sich, was man ganz besonders merkt, wenn man auf einem Bein steht und dann mal die Augen schließt. Ist interessant mit geschlossenen Augen mal die Form zu laufen. Das Gleichgewicht verbessert sich dadurch.

Grüße,
Karl-Heinz

Hongmen
27-02-2009, 08:40
stellt euch einfach mal vor (oder macht es mal ), dass ihr durch eine lichtlose rumpelkammer geht. wie würde ihr das wohl machen?

push hands sollte imo gerade so geübt werden!


hongmen

Trinculo
27-02-2009, 08:48
stellt euch einfach mal vor (oder macht es mal ), dass ihr durch eine lichtlose rumpelkammer geht. wie würde ihr das wohl machen? Rumpelkammer? Wie Boris Becker :D


push hands sollte imo gerade so geübt werden!So kann man es AUCH üben ;)

pilger
27-02-2009, 10:38
Hallo,

ich habe festgestellt, das Trainingspartner, die mit offenen Augen relativ hart sind, mit geschlossenen Augen beim Pushhands sofort weicher werden und besser folgen können.

Nochwas. Man hält sich ja mit den Augen auch an Fixpunkten im Raum fest und stabilisiert sich, was man ganz besonders merkt, wenn man auf einem Bein steht und dann mal die Augen schließt. Ist interessant mit geschlossenen Augen mal die Form zu laufen. Das Gleichgewicht verbessert sich dadurch.

Grüße,
Karl-Heinz


Hallo Karl-Heinz,

Die Form mit geschlossenen Augen oder alternativ im Dunkeln laufen ist in der Tat interessant. Ich habe oft erst spät abends, so ab 22.00 h, Zeit, die Formen zu laufen. Da ich ein "Draußen-Über" bin, ist´s dann bei mir im Garten natürlich immer sehr dunkel, da kaum Licht von der Straße rein scheint. Allerdings merke ich den Unterschied nicht sooo deutlich, da ich die Form idR. sowieso laufe, ohne mir Fixpunkte zu suchen, sondern die Augen zumeißt auf "Weitblick" stelle, auch wenn es hell ist.
Aber die Augen geschlossen zu halten ist nochmal eine Nummer schwerer, finde ich. Gerade auch weil dann die Stellungen/Winkel im Verhältnis zum Raum recht schwer zu halten sind. Man steht dann am Ende oft nicht ganz in dem Winkel zum Raum, wie man die Form normalerweise abschließen hätte müssen.

Grüße
Pilger

pilger
27-02-2009, 10:39
stellt euch einfach mal vor (oder macht es mal ), dass ihr durch eine lichtlose rumpelkammer geht. wie würde ihr das wohl machen?

push hands sollte imo gerade so geübt werden!


hongmen

EBEN DRUM, immer schön fühlen, wo die Lücke ist und wo´s Widerstand gibt. Aber wie oben schon gesagt, funktioniert auch mit der Form recht gut.

Grüße
Pilger

Klaus
27-02-2009, 11:24
Ich rate davon ab sich "vorzunehmen" was man macht. Wer schon mal Ballsportarten gespielt hat weiss dass es erstens selten klappt und zweitens die Gegenspieler das erkennen. Man muss so früh wie irgendmöglich anfangen zu üben intuitiv und spontan zu agieren, aus dem Gefühl, weil sich die Situationen in Millisekunden verändern und kein Fenster so lange auf ist. KEINE "Intention", die Intention ist entweder "ich hindere einen daran mich oder jemand anders anzugreifen" oder "ich haue den Typen sowas von durch die Wand damit er auch morgen noch weiss wie sich das anfühlt". Das hat zwar einerseits dazu geführt dass Leute die mich unvorsichtig beim PH mit irgendwas "überraschen" wollen (reinrennen im Fixed-Step, schlagen usw.) mit dem Gesicht in irgendwas reingelaufen sind, andererseits sind das genau die Reflexe die einem den ***** retten wenn es mal wirklich wichtig ist. Das Schliessen der Augen macht ein bischen Sinn weil man mehr "hört", andererseits kann man da auch lernen Fallen zu stellen indem man Kontakt wegnimmt, das macht Ma Jiangbao ständig wenn man mal genau hinsieht. Man übt sich auf Reflexe zu verlassen und aus dem Inneren hören zu können.

Andererseits sind die Augen eine Waffe. Ich habe das jemandem mal gezeigt, erst irgendwohin sehen wie "man" das "lernt" (Brust etc.), und dann habe ich ihm direkt in die Augen gesehen. Ergebnis - in dem Fall konnte ich ihm langsam einfach die Hand auf die Stirn legen ohne dass er sich wehren konnte weil er erstarrt ist. Mehr als extremes Augenzwinkern kam da nicht. Ein Fingerzeig darauf welche emotionalen Abläufe da vorkommen, denen man sich einfach mal stellen muss, um eine emotionale Stärke zu erwerben.

T. Stoeppler
27-02-2009, 12:37
Ich rate davon ab sich "vorzunehmen" was man macht. Wer schon mal Ballsportarten gespielt hat weiss dass es erstens selten klappt und zweitens die Gegenspieler das erkennen.

Kurz dazu - tatsächlich ist es in meiner Tradition (Liechtenauer) tatsächlich eine Methode, in den Kampf zu kommen. Das ist weder starr noch unwandelbar, allerdings wird der Vorsatz ziemlich klar gefasst. Überraschenderweise funktioniert gerade das bei geschlossenen Augen gut.

Intuitive Reaktionen finden weiterhin statt - die sollen nicht ausgeschaltet, sondern lediglich in eine gewisse Bahn geleitet werden.

Gruss, Thomas

Klaus
27-02-2009, 12:55
Das basiert darauf dass man mit einem so "sichtbaren" Vorhaben das man kompromisslos verfolgt Angst auslöst. Das kann ausreichend lähmen dass man damit Erfolg hat. Bei Leuten die ausreichend trainiert sind auf sowas einfach nur mit Massnahmen zu reagieren begibt man sich auf gefährliches Terrain (telegrafieren).

Allerdings ist das eine Methode um einen Kampf einzuleiten, da man damit die Initiative ergreift und der Angegriffene reagieren muss. Militärisch gesehen ist es immer erfolgreicher die Initiative zu haben (wenn Erfolg möglich ist), als reagieren zu müssen auf etwas dass sich der Aggressor überlegt hat. Wenn man, um im Fechten zu bleiben, mit der logischen Reaktion rechnet und auf diese ebenfalls bereits die Antwort bereit hält, kann man die Initiative so behalten dass man sich in dem Zeitfenster bereits durchgesetzt hat in dem derjenige in die Passivität gepresst ist. Bei Angriffen mit Waffen die in einer einzigen Aktion tödlich enden wenn man trifft ist die Initiative eine wichtige Sache. H2H sieht das schon etwas anders aus, da viel mehr Möglichkeiten bestehen zu reagieren. Man ist wesentlich weniger gefährdet und es gibt wenige Aktionen die man unbedingt vermeiden muss. Bei Klingenwaffen muss man wenn man nicht gepanzert ist jeglichen Kontakt vermeiden, was einen unter einen anderen Druck stellt. Es gibt da eklatante Unterschiede zwischen "taoistischen" Herangehensweisen und anderen. Ein Soldat mit seiner kurzen Ausbildungszeit ist nicht unbedingt der richtige Kandidat für erstere.

Ich sehe allerdings auch wo das nützlich sein kann. Man muss ja erstmal überhaupt irgendwelche Aktionen kennen und damit umgehen lernen. Da bietet es sich sicher an, sich die mal vorher zu überlegen und auszuprobieren. Später geht das einfach in Fleisch und Blut über, ich weiss vorher nicht was ich mache. Jemand kommt auf mich zu und mein Körper reagiert.

Ich sehe aber gerade beim Lernziel des Pushing Hands dass man sich damit eventuell den Erfolg später verbaut, wenn es darum geht intuitiv und reaktiv zu agieren.

T. Stoeppler
27-02-2009, 12:58
Exakt.

Daher sollte man sich eine möglichst untelegraphische Bewegungstechnik antrainieren.

Gruss, Thomas

pilger
27-02-2009, 21:20
...
Ich sehe allerdings auch wo das nützlich sein kann. Man muss ja erstmal überhaupt irgendwelche Aktionen kennen und damit umgehen lernen. Da bietet es sich sicher an, sich die mal vorher zu überlegen und auszuprobieren. Später geht das einfach in Fleisch und Blut über, ich weiss vorher nicht was ich mache. Jemand kommt auf mich zu und mein Körper reagiert.

Ich sehe aber gerade beim Lernziel des Pushing Hands dass man sich damit eventuell den Erfolg später verbaut, wenn es darum geht intuitiv und reaktiv zu agieren.


Hallo Klaus,

auch in meinen Augen ein überaus wichtiger Punkt. Wenn ich plane, was ich im Pushhands machen will, und ich auch nur einen einigermaßen guten Partner habe, geht´s garantiert in die Hose.
Deshalb finde ich auch, dass feste Rutinen im Pushhands nur für den Anfang nützlich sind, sich dann aber recht schnell in freies Üben wandeln sollten, um eben nicht nur "lähmende Techniken", sondern die dahinter liegenden Prinzipien zu erlernen, um so intuitiv agieren zu können.

Grüße
Pilger