Bob Dubljanin
13-06-2003, 00:55
Hi Board,
hier folgt ein weiterer kleiner Beitrag für das Forum. Viel Spass beim Lesen und solltet ihr Fragen haben - keep them coming,
Grüsse,
Bob Dubljanin
www.soai.de
____________________________________________
Mein erstes Seminar mit Guro Dan Inosanto
Bob Dubljanin © 2002
Daniel Arca Inosanto, geboren 1936 in Stockton, Kalifornien ist einer der größten Kampf-kunst Exponenten, Lehrer und Botschafter der heutigen Zeit.
In dieser Kolumne möchte mein erstes Trainingserlebnis mit Guro Inosanto beschreiben, eine Erfahrung die für mich unvergessen bleibt.
1985, als sehr junger Kung Fu Schüler war ich voller Erwartungen auf meine erste Gelegenheit mit dem Schüler und Freund des berühmten Bruce Lee zu trainieren. Ich hatte bereits Bücher und Artikel über ihn gelesen und wusste bereits, dass er eine Schule hat, in der neben Bruce Lees Methode noch andere Kampfkünste unterrichtet werden und war hocherfreut zu erfahren, dass er neben dem Unterricht an seiner Academy in Los Angeles, regelmäßig on Tour ist um in Europa Seminare zu unterrichten.
Hier war ich nun an einem ungemütlichen Wintermorgen in Lille, Nordfrankreich und wartete mit ca. 20 weiteren Seminarbesuchern auf den Anfang meines ersten Dan Inosanto Seminars.
Er kam mit seinem Assistenten Cass Magda in die Sporthalle, zwei Stocktaschen über seinen Schultern und mir gefiel sofort ihre offene Art und Zuvorkommenheit den Teilnehmern gegenüber. Trotz des offensichtlichen Respekts und der Erwartungen der Schüler waren Inosanto und Magda sehr freundlich und zugänglich allen Anwesenden gegenüber. Dies empfand ich als angenehm und hilfreich für das spätere Training.
Was mich aber wirklich sehr beeindruckte war der gewaltige Inhalt, das pfeilschnelle Tempo und die weitgefächerten Unterrichtsfähigkeiten die Guro Dan auf dem Seminar präsentierte. Von Kali leere Hand Techniken über JKD Energieübungen zu Escrima Stockverteidigungen zurück zu Kali Handpratzendrills, das alles mit Lichtgeschwindigkeit innerhalb weniger Stunden zu erleben war für mich sehr erstaunlich, interessant und anstrengend zugleich. Er unterrichtet anstatt einzelner Techniken oftmals mehrteilige Bewegungsserien die als Trainingsbausteine dienen können und sich mit anderen Seminarinhalten zusammenführen lassen. Guro Dan ist ein bemerkenswerter Seminarleiter der seinen praktischen Unterricht stets mit begleitenden Fotos, historischen Dokumenten und übersichtlichen Diagrammen unterstützt. Binnen weniger Stunden hatte ich eine komplette Einführung und Übersicht in alle drei Kampfdistanzen erhalten, mit einer ganzen Palette von Technik- und Trainingsbeispielen und einem umfassenden Vortrag zu dem jeweiligen geschichtlichen Hintergrund der Kampfkünste. Bis dato hatte ich so etwas nicht gesehen gehabt (oder für möglich gehalten) aber das sollte nicht das Ende meines Staunens an diesem Wochenende sein.
Am zweiten Tag hatte ich weiterhin das Glück einen fortgeschrittenen Trainingspartner zugewiesen zu bekommen, der mich coachte und mir half mehr mitnehmen zu können von dem was unterrichtet wurde.
Guro Dan erklärt die Prinzipien und Gebrauchsanweisungen der verschiedenen Kampfkünste oftmals mit vergleichenden Techniken und Bewegungen, dies ist sehr interessant da es die Verbindung und den Kontrast über das Technikmaterial bietet aber noch viel wichtiger der eigentliche Hintergrund, das Gerüst hinter den vielen Techniken dabei sichtbar wird. Man versteht warum bestimmte Theorien funktionieren. Nun, ich kann nur wiederholen, dies was sehr spannend und gleichzeitig mühsam für mich zu begreifen, weil all dies so neu erschien. Es war wie von der Schule zur Universität zu kommen und am ersten Tag deine Vorlesung zu besuchen.
Neben Bruce Lee´s Kampfkunst demonstrierte Inosanto die Grundlagen, Techniken, Trainingsroutinen und Drills aus dem filipino Kali, indonesischen Silat, Muay Thai, burmesischem Bando und französischen Savate. Soweit hatte ich nicht einmal gewusst, dass einige dieser Länder eine einheimische Kampfkunst besitzen, geschweige denn geahnt welches Potential sie zu bieten haben.
Guro Inosanto brachte mir bei, dass man nichts beurteilen oder einstufen sollte ohne eine qualifizierte Trainingszeit in dem Sachgebiet absolviert zu haben. Er lehrt den „offenen Geist“ gegenüber neuen Dingen zu besitzen, zu verstehen das alle Kampfkünste etwas zu bieten haben und die Fähigkeit zu entwickeln letztendlich Systeme und Stilarten hinter sich zu lassen um zum eigentlichen Kern der Kampfkunst zu gelangen: Die Essenz und Anwendung.
In diesem Sinne hört der Lernprozess im Kampfkunstleben nie auf, sondern du erreichst lediglich je nach Dauer, Lebensalter und Erfahrung ein neues Lernplateau. Ein ganze Reihe von aufschlussreichen Ideen wurden mir an diesem Wochenende vorgestellt, die von diesem Tage an mein Training, meinen Unterricht und meine Kampfkunst Ansichten beeinflusst haben.
Mir ist bewusst dass sehr viel über Guro Dan Inosanto geschrieben und gesagt worden ist, ich denke einer meiner Freunde hat den Besten Satz verfasst um ihn kurz zu beschreiben: Er ist der Schüler den sich jeder Meister wünscht und der Meister den jeder Schüler haben möchte.
hier folgt ein weiterer kleiner Beitrag für das Forum. Viel Spass beim Lesen und solltet ihr Fragen haben - keep them coming,
Grüsse,
Bob Dubljanin
www.soai.de
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Mein erstes Seminar mit Guro Dan Inosanto
Bob Dubljanin © 2002
Daniel Arca Inosanto, geboren 1936 in Stockton, Kalifornien ist einer der größten Kampf-kunst Exponenten, Lehrer und Botschafter der heutigen Zeit.
In dieser Kolumne möchte mein erstes Trainingserlebnis mit Guro Inosanto beschreiben, eine Erfahrung die für mich unvergessen bleibt.
1985, als sehr junger Kung Fu Schüler war ich voller Erwartungen auf meine erste Gelegenheit mit dem Schüler und Freund des berühmten Bruce Lee zu trainieren. Ich hatte bereits Bücher und Artikel über ihn gelesen und wusste bereits, dass er eine Schule hat, in der neben Bruce Lees Methode noch andere Kampfkünste unterrichtet werden und war hocherfreut zu erfahren, dass er neben dem Unterricht an seiner Academy in Los Angeles, regelmäßig on Tour ist um in Europa Seminare zu unterrichten.
Hier war ich nun an einem ungemütlichen Wintermorgen in Lille, Nordfrankreich und wartete mit ca. 20 weiteren Seminarbesuchern auf den Anfang meines ersten Dan Inosanto Seminars.
Er kam mit seinem Assistenten Cass Magda in die Sporthalle, zwei Stocktaschen über seinen Schultern und mir gefiel sofort ihre offene Art und Zuvorkommenheit den Teilnehmern gegenüber. Trotz des offensichtlichen Respekts und der Erwartungen der Schüler waren Inosanto und Magda sehr freundlich und zugänglich allen Anwesenden gegenüber. Dies empfand ich als angenehm und hilfreich für das spätere Training.
Was mich aber wirklich sehr beeindruckte war der gewaltige Inhalt, das pfeilschnelle Tempo und die weitgefächerten Unterrichtsfähigkeiten die Guro Dan auf dem Seminar präsentierte. Von Kali leere Hand Techniken über JKD Energieübungen zu Escrima Stockverteidigungen zurück zu Kali Handpratzendrills, das alles mit Lichtgeschwindigkeit innerhalb weniger Stunden zu erleben war für mich sehr erstaunlich, interessant und anstrengend zugleich. Er unterrichtet anstatt einzelner Techniken oftmals mehrteilige Bewegungsserien die als Trainingsbausteine dienen können und sich mit anderen Seminarinhalten zusammenführen lassen. Guro Dan ist ein bemerkenswerter Seminarleiter der seinen praktischen Unterricht stets mit begleitenden Fotos, historischen Dokumenten und übersichtlichen Diagrammen unterstützt. Binnen weniger Stunden hatte ich eine komplette Einführung und Übersicht in alle drei Kampfdistanzen erhalten, mit einer ganzen Palette von Technik- und Trainingsbeispielen und einem umfassenden Vortrag zu dem jeweiligen geschichtlichen Hintergrund der Kampfkünste. Bis dato hatte ich so etwas nicht gesehen gehabt (oder für möglich gehalten) aber das sollte nicht das Ende meines Staunens an diesem Wochenende sein.
Am zweiten Tag hatte ich weiterhin das Glück einen fortgeschrittenen Trainingspartner zugewiesen zu bekommen, der mich coachte und mir half mehr mitnehmen zu können von dem was unterrichtet wurde.
Guro Dan erklärt die Prinzipien und Gebrauchsanweisungen der verschiedenen Kampfkünste oftmals mit vergleichenden Techniken und Bewegungen, dies ist sehr interessant da es die Verbindung und den Kontrast über das Technikmaterial bietet aber noch viel wichtiger der eigentliche Hintergrund, das Gerüst hinter den vielen Techniken dabei sichtbar wird. Man versteht warum bestimmte Theorien funktionieren. Nun, ich kann nur wiederholen, dies was sehr spannend und gleichzeitig mühsam für mich zu begreifen, weil all dies so neu erschien. Es war wie von der Schule zur Universität zu kommen und am ersten Tag deine Vorlesung zu besuchen.
Neben Bruce Lee´s Kampfkunst demonstrierte Inosanto die Grundlagen, Techniken, Trainingsroutinen und Drills aus dem filipino Kali, indonesischen Silat, Muay Thai, burmesischem Bando und französischen Savate. Soweit hatte ich nicht einmal gewusst, dass einige dieser Länder eine einheimische Kampfkunst besitzen, geschweige denn geahnt welches Potential sie zu bieten haben.
Guro Inosanto brachte mir bei, dass man nichts beurteilen oder einstufen sollte ohne eine qualifizierte Trainingszeit in dem Sachgebiet absolviert zu haben. Er lehrt den „offenen Geist“ gegenüber neuen Dingen zu besitzen, zu verstehen das alle Kampfkünste etwas zu bieten haben und die Fähigkeit zu entwickeln letztendlich Systeme und Stilarten hinter sich zu lassen um zum eigentlichen Kern der Kampfkunst zu gelangen: Die Essenz und Anwendung.
In diesem Sinne hört der Lernprozess im Kampfkunstleben nie auf, sondern du erreichst lediglich je nach Dauer, Lebensalter und Erfahrung ein neues Lernplateau. Ein ganze Reihe von aufschlussreichen Ideen wurden mir an diesem Wochenende vorgestellt, die von diesem Tage an mein Training, meinen Unterricht und meine Kampfkunst Ansichten beeinflusst haben.
Mir ist bewusst dass sehr viel über Guro Dan Inosanto geschrieben und gesagt worden ist, ich denke einer meiner Freunde hat den Besten Satz verfasst um ihn kurz zu beschreiben: Er ist der Schüler den sich jeder Meister wünscht und der Meister den jeder Schüler haben möchte.