Vollständige Version anzeigen : Was bringen Übungen mit einem Gleichgewichtskreisel?
Hallo
was bringt es einem wenn man sich zb. einfach auf so einen Kreisel stellt ?
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Was trainiert das ?
Was kann man noch damit machen ? Habe mal gesehen wo welche Kicks auf so einem Kreisel ausgeführt haben.
eigene erfahrungen dazu kann ich nicht beisteuern, ebenso wenig etwas das unsere speziellen disziplinen betrifft, aber ich habe mal einen bericht über michael schumacher und seinem physioterapheuten gesehen. er hat einige übungen wie z.b. liegestütze, kniebeugen usw. auf so etwas wie diesem kreisel bzw. einer sehr weichen unebenen fläche gemacht. balbir singh meinte damals das hierdurch die ausgleichenden muskulaturen mit angesprochen werden können, und die an der übung beteiligten gelenke und sehnen etwas stabiler und belastbarer werden. ich weiß auch das ergänzende übungen dieser art vor einigen jahren bei profisportlern nicht unüblich waren.
variable
07-03-2009, 09:10
Hallo D. B.,
ich bin Sportphysiotherapeut und arbeite seit vielen Jahren mit sogenannten "Stabilisationsgeräten". Lange Zeit habe ich verschiedene Sportler nicht nur rehabilitativ sondern auch leistungsfördernd betreut, darunter auch zahlreiche Kampfsportler - insbesondere auch einen Boxer des National-B-Kaders. Im Hochleistungssport hat sich diese Art von Training inzwischen fest etabliert.
Zunächst: Absolut jede Sportart (Kampfsportart / Kampfkunst) kann von einen solchen Training nur profitieren!
Aber ich will auch speziell auf Dich als Kickboxer eingehen.
Um das Training zu verstehen, brauchst etwas Hintergrundwissen, desshalb erst mal ein bisschen "Background":
Ich versuche es möglichst allgemeinverständlich zu beschreiben und werde deshalb den ganzen Vorgang etwas "vereinfacht" schildern.
Es gibt einen Fachbegriff für diese Art von Training: Propriozeptives Training! Der Begriff leitet sich von den sogenannten "Propriozeptoren" ab. Überall im menschlichen Körper finden sich Rezeptoren, das sind Sinnesfühler oder ich nenne sie vereinfacht "Melder". Diese "Melder" melden dem Zentralnervensystem (ZNS) sämtliche Sinneswahrnehmungen. So gibt es z. b. Rezeptoren (Melder) welche Druck, Zug usw. auf unseren Körper melden, diese wären z. B. wichtig für taktiles Kämpfen (wie z. B. im WT). Andere Rezeptoren melden z. B. die Temperatur, also heiß oder kalt - wie gesagt, es gibt zahlreiche Rezeptoren.
Uns interessieren jetzt im Zusammenhang mit Deiner Frage die Propriozeptoren. Diese Art von Rezeptoren gehören zu den Mechanorezeptoren, also Sensoren (Melder) der Motorik. Die Propriozeptoren melden dem ZNS Informationen über die Muskellänge, Sehnendehnung, Gelenkstellung und andere Parameter der Lage und Bewegung unseres Körpers. Das Vestibularorgan als Gleichgewichtsorgan im Innenohr wird übrigens auch dieser Gruppe von Rezeptoren zugeordnet. Es geht also um eine besondere Art von Koordinationstraining.
Wichtig! Propriozeptives Training ist weit mehr, als nur auf einen Kreisel stehen. Es handelt sich dabei vielmehr um ganze sportartspezifische Trainingsprogamme! Je nach Zielsetzung mit einem Zeitaufwand von 15 bis 45 Minuten. Außerdem gibt es wesentlich mehr "Stabilisationsgeräte" als nur Kreisel.
Aber über dieses Thema könnte man locker ein Wochenendseminar halten, ich lass es mit dem Hintergrund an dieser Stelle erst mal gut sein.
Was hast Du jetzt als Kickboxer von einem solchen Training:
1. Dieses Training verbessert Deine Koordination, d. h. ganz allgemein wird sich Deine Technikausführung verbessern. Du trainierts schließlich damit ganz gezielt das System, welches zur Bewegungsausführung gebraucht wird.
2. Du erhöhst durch dieses Training deine Schlag- und Trittkraft! Durch dieses Training werden alle Deine Gelenke wesentlich besser geführt und gehalten. Man spricht hier von Stabilität! Dein Körper steht bei jeder Art von "Punch" oder "Kick" ganz anders, die Kraftübertragung wird wesentlich effektiver, das hat z. B. auch das Training mit Kugelstoßern gezeigt, welche alle durchwegs ihre Leistung nach Einführung des propriozeptiven Trainings verbessern konnten.
3. Du verbesserst damit Deine muskuläre Reaktionsfähigkeit! Dieses Training fördert das reaktive Verhalten Deiner Muskeln, d. h. wenn eine Meldung vom Gehirn kommt, reagieren Deine Muskeln viel schneller. Allerdings trainiertst Du mit diesem Training nicht Dein "Auge". Das musst Du weiterhin durch Dein Kickoxtraining fördern. Aber wenn Du ein gutes "Auge" hast und in diesem Zusammenhang z. B. im Kampf beim Gegner eine Deckungslücke entdeckst, dann wird Deine Muskulatur viel schneller reagieren. Übrigens genau aus diesem Grunde (schnellere Muskelreaktionen) arbeiten auch Sportler wie Michael Schumacher mit propriozeptivem Training.
4. Last but not least: Das Training stellt eine optimale Verletzungsvorbeugung dar! Einfach ausgedrückt wird Dein ganzer Körper viel besser "gehalten und geführt", was wiederum Muskel-, Sehnen- und Bänderverletzungen vorbeugt.
Leider ist es sehr schwer, auf diesem Wege (KKB) ein Trainingsprogramm zu vermitteln, aber ich glaube da gibt es inzwischen auch schon DVDs. Einfach ausgedrückt, kannst Du auf den Stabilistionsgeräten alles machen. Du kannst beispielsweise auf zwei Kreiseln stehen und dann (vielleicht sogar noch mit Handgewichten) sämtliche Schlagtechniken (Hacken, Gerade, usw.), so im Sinne von "Schattenboxen" evtl. sogar noch vor einem Spiegel trainieren. Aber auch das Training von Kicks ist selbstverständlich möglich. Wie secu sehr richtig erkannt hat, kannst du aber auch auf (zwei) Kreiseln Kniebeugen oder Liegestütz machen - wie gesagt, es gibt richtige Trainingsprogramme.
Ich lass es jetzt mal gut sein und hoffe meine Antwort kann Dir etwas weiterhelfen.
Gruss
Klaus
wobei man bei den Übungen mit Kreisl, Bällen oä. wirklich das Ziel im Auge behalten muss.
Propriozeptiv verbessert man sich, bei der reinen Kraftleistung wird man hinter seinen Möglichkeiten bleiben, da die Ausgleichsaktionen hier eine Verminderung bewirken.
Im Rehabereich ist das Gerät sicherlich gut aufgehoben, auch die Anpassung bzgl. Gleichgewichtssinn werden sich wohl verbessern.
Bananenesser
07-03-2009, 10:06
hiho!
bei mir im training haben wir so ein "wackelbrett". ein brett das an 4 ketten in einen gestell aufgehängt ist. wenn man sich drauf stellt wackelt das mehr oder weniger.
jetzt meine frage: gleichgewichtskreisel und wackelbrett beides für das dieses von variable beschriebene training geeignet? praktisch gleiches ziel aber anderes werkzeug?
bananenesser
variable
07-03-2009, 10:25
wobei man bei den Übungen mit Kreisl, Bällen oä. wirklich das Ziel im Auge behalten muss.
Propriozeptiv verbessert man sich, bei der reinen Kraftleistung wird man hinter seinen Möglichkeiten bleiben, da die Ausgleichsaktionen hier eine Verminderung bewirken.
Im Rehabereich ist das Gerät sicherlich gut aufgehoben, auch die Anpassung bzgl. Gleichgewichtssinn werden sich wohl verbessern.
Hallo Franz,
ich wollte nicht so verstanden werden, als dass propriozeptives Training "Maximalkrafttraining" ersetzen kann - aber unterstützen kann es dieses definitiv. Die Erhöhung der Schlag- und Trittkraft durch propriozeptives Training entsteht nicht dadurch, dass sich die Maximalkraft des Trainierenden erhöht, sondern im wesentlichen durch
- eine verbesserte intermuskuläre Koordination
(d. h. die Abstimmung der Aktivitäten von Agonisten und Antagonisten und von mehreren synergistisch arbeitenden Muskeln innerhalb eines Bewegungsablaufes wird wesentlich verbessert - man spricht hier auch von einem ökonomischen Krafteinsatz),
- verbesserte Gesamt-Haltungsstabilität
(der gesamte Körper mit allen seinen Gelenken - auch die Wirbelsäule - wird wesentlich stabiler, was eine Grundvoraussetzung für optimale sportartspezifische Kraftübertragung darstellt - es geht mir jetzt nicht um Übungen wie beispielsweise das Bankdrücken, sondern um die Kraftübertragung während eines hochkomplexen Motorikvorgangs wie dies z. B. ein Kickboxkampf darstellt)
Das Gerät (Kreisel und wohlgemerkt auch andere wie z. B. Stabilisationspads) ist sowohl im Rehabereich als auch im "Leistungsbereich" gut aufgehoben.
Gruss
Klaus
variable
07-03-2009, 10:36
hiho!
jetzt meine frage: gleichgewichtskreisel und wackelbrett beides für das dieses von variable beschriebene training geeignet? praktisch gleiches ziel aber anderes werkzeug?
bananenesser
Hallo Bananenesser,
im grunde genommen ja. Wenn wir das gleiche Gerät (Wackelbrett) meinen, dann hängt das Brett ja an so einer Art "Gestell". Dieses Gestell schränkt den Trainierenden in seinen Bewegungsmöglichkeiten ein. Mit einem Kreisel oder einem Stabilisationspad ist man da "freier".
Aber ja, das Prinzip ist das Gleiche.
Gruss
Klaus
aber eine leistungssteigerung wird nur durch spezielle übungen, die auf den sport abgestimmt sind erreicht. allgemeine übungen wie im reha bereich nützen nicht viel..
variable
07-03-2009, 12:12
aber eine leistungssteigerung wird nur durch spezielle übungen, die auf den sport abgestimmt sind erreicht. allgemeine übungen wie im reha bereich nützen nicht viel..
Hallo marq,
ich stimme Dir zu, denn ich glaube wir meinen das Gleiche.:) Ich wills mal so formulieren:
Für einen Boxer / Kickboxer / Thaiboxer / MMA ist z.B. die Grundlagenausdauer eine wichtige Größe. Grundlagenausdauer trainieren sogut wie alle Sportler über Aktivitäten wie z. B. Joggen, Radfahren (evtl. Ergometer), usw.
Die spezielle Aktivität des Radfahrens als Beispiel - also ich meine jetzt das Treten in die Pedale - birngt einem Kickboxer jetzt im Ring nicht so viel, aber die dadurch entwickelte Grundlagenausdauer schon. Allerdings die Grundlagenausdauer alleine wäre auch zu wenig. Der Kampfsportler (wie jeder andere Sportler auch) braucht auch seine spezifische Ausdauer, welche auf seine Wettkampfbedingungen (Rundenzeit, Rundenzahl, usw.) abgestimmt ist.
Das Grundlagenausdauertraining ist auch "nur" ein begleitendes Training, das Haupttraining für einen Kickboxer sollte das Kickboxen sein.
Also im Grunde genommen würde ein "allgemeines" Training auf dem Stabilisationsmaterial schon auch was bringen aber auch hier kommt der Faktor "Zeit" ins Spiel. Stabilisationstraining kann natürlich für einen Kampfsportler nur ein begleitendes Training sein und selbst als begleitendes Training sollte es nur sportartspezifisch betrieben werden. Das machen übrigens die meisten Leistungssportler anderer Sportarten genauso. Ich habe mehrere Fortbildungen bei Klaus Eder (Physiotherapeut unserer Fußballnationalmannschaft) absolviert - die trainieren auch sportartspezifisch auf dem Stabilisationsmaterial (als kleines Beispiel: Die stehen mit einem Bein auf dem Kreisel, das andere in der Luft, dann wird ihnen ein Ball zugeworfen, den sie mit dem freien Bein in der Luft "zurückpassen" müssen).
By the way: Ich würde das unterstützende, kampfsportspezifische Stabilisationstraining natürlich nicht mit einem Anfänger durchführen. Dieser hat erst einmal mit der Erlernen der kampfsport- / kampfkunstspezifischen Grundlagen genug zu tun. Aber wie bereits erwähnt: Jeder Fortgeschrittene kann von diesem Training nur profitieren.
Das Rehatraining ist eh ein ganz anderes Thema.
Gruss
Klaus
Hier habe ich das Video:
YouTube - WTF Taekwondo Training Balance and Speed (http://www.youtube.com/watch?v=LG8J8I0Pvd8)
Was würde mir das bringen wenn ich ab und zu Kicks darauf üben würde?
Hi,
ist zwar ein altes Thema, aber ich frag mal hiert trotzdem: welche Kreisel kann man denn empfehlen? Es gibt ja solche wie im ersten Post und solche (http://www.movit-fitness.de/wellness/therapie_kreisel.html) zum Beispiel. Es gibt aber auch so richtig teure Teile. Gibt es da überhaupt irgendwelche Unterschiede beim Training, als ist es egal wie diese Kugel unten gebaut ist für die Ausführung?
MfG
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