Vollständige Version anzeigen : Das ist Aikido
NunchakuFreak
13-03-2009, 19:33
ACHTUNG: Dieser Thread richtet sich in erster Linie an Leute die kein Aikido betreiben aber ich bin auch froh wenn Aikidoka hier posten!
Auf euch warten keine Videos mit Würfen über die wieder ewig disskutiert wird ob sie effektiv sind oder ähnliches! Ich wollte nur mal sagen was Aikido wirklich ist. Das tönt jetzt sehr übergeblich oder besser gesagt so alls meinte ich zB. das ich ein Meister sei oder ähnlich! DAS SOLL NICHT SO VERSTANDEN WERDEN! Ich weiss, dass einige Dinge schon mal gesagt wurden. Aber ich möchte diese Dinge zusammenfassen und meine Ansicht darstellen.
Also dann fang ich mal an.
Viele Streiten immer darüber ob die Aikidotechniken effektiv sind doch das ist nicht der Punkt über den ich hier schreiben will, denn die Wirkung einer Technik hat unabhängig der KK mit dem Ort, Zeit, Situation und der Person zu tun in der sie benutzt wird.
Aikido ist kein Self Defens System! Dass war nie die Absicht des Gründers Morihei Ueshiba. Und ich hoffe es wird nie zu einem solchen werden.
Aikido ist eine Lebensphilosophie ein Weg der wenn man ihn konsequent verfolgt nie ein Ende hat.
Disskusionen darüber ob eine Technik effizient ist erüberigen sich, wenn man den Gedanken hinter den Techniken verstanden hat.
Wer den Weg des Aikido ernsthaft betritt der steht einer grossen Herausforderung bevor. Leute die Aikido als die überlegenste aller KK ansehen haben etwas grundsätzliches nicht begriffen was mit Aikido zu tun hat.
Allgemein sind Disskussionen darüber welche KK besser ist unsinn.
Denn in jeder KK ist der Grundgedanke ehrenhaft. Das einzige was an einer KK zählt ist, dass der der sie ausübt etw. damit anfangen kann!
So meine ansicht.
NunchakuFreak
NunchakuFreak
13-03-2009, 19:36
Ich füge hier noch ein Wikipedia! Artikel über Morihei Ueshiba an.
Morihei Ueshiba ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Morihei_Ueshiba)
FireFlea
13-03-2009, 20:40
Aikido ist kein Self Defens System! Dass war nie die Absicht des Gründers Morihei Ueshiba. Und ich hoffe es wird nie zu einem solchen werden.
Aikido ist eine Lebensphilosophie ein Weg der wenn man ihn konsequent verfolgt nie ein Ende hat.
Nun sollte Aikido nicht aber AUCH ein SV System sein? Hat Ueshiba nicht seinen Schülern auch aufgetragen jede Herausforderung anzunehmen und diese gewinnen zu müssen? Weg, Lebensphilosophie, alles schön und gut. Aber Kampfkunst sollte doch auch SV sein, auch wenn es vielleicht nicht das hauptsächliche Ziel ist.
NunchakuFreak
13-03-2009, 20:47
Nun sollte Aikido nicht aber AUCH ein SV System sein? Hat Ueshiba nicht seinen Schülern auch aufgetragen jede Herausforderung anzunehmen und diese gewinnen zu müssen? Weg, Lebensphilosophie, alles schön und gut. Aber Kampfkunst sollte doch auch SV sein, auch wenn es vielleicht nicht das hauptsächliche Ziel ist.
Natürlich sollte es auch SV tauglich sein. Ich meinte nur, dass es kein SV SYSTEM ist. Aber ich finde der Hauptaspekt ist nicht die SV.
Trisomie78
13-03-2009, 22:48
Nun sollte Aikido nicht aber AUCH ein SV System sein? Hat Ueshiba nicht seinen Schülern auch aufgetragen jede Herausforderung anzunehmen und diese gewinnen zu müssen? Weg, Lebensphilosophie, alles schön und gut. Aber Kampfkunst sollte doch auch SV sein, auch wenn es vielleicht nicht das hauptsächliche Ziel ist.
wenn ich bedenke was bei uns im TKD als selbstverteidigung bezeichnet wird...
denke die ganze zeit das ist nur die hälfte, weil im aikido meist noch ein wurf folgt.
wenn ich also nen halben aikido"trick" anwende, wär das beim TKD schon limit.
soll heissen:
beim handgemenge mach ich keine faxen, sondern werde ihn möglichst einfach z.b. mit nem kote gaeshi zu fall bringen.
würd sagen, der kickboxer geht z.b. ganz anders in die situation wie ein aikidoka.
was wieder auf den "spirit" hinweist.
nämlich nicht an zu greifen, sondern sich zu verteidigen.
Nun sollte Aikido nicht aber AUCH ein SV System sein? Hat Ueshiba nicht seinen Schülern auch aufgetragen jede Herausforderung anzunehmen und diese gewinnen zu müssen? Weg, Lebensphilosophie, alles schön und gut. Aber Kampfkunst sollte doch auch SV sein, auch wenn es vielleicht nicht das hauptsächliche Ziel ist.
Aus welcher Quelle kann ich das finden? (aus ehrlichem Interesse heraus)
Ich hab das nun schon ein paar mal hier gelesen, auch das Ueshiba in jungen Jahren ein Schläger gewesen sein soll...aber ich habe das noch nirgends so von ihm gelesen.
Er soll ein schwieriger Mensch gewesen sein (gerade im späteren Leben), soviel weiss ich. Und das er ein reges Interesse an den KKs entwickelt hat.
Aber ich habe sowas noch nicht von ihm gelesen. Gibt es da irgendwelche Quellen? Da bin ich echt neugierig drauf! :cool:
FireFlea
13-03-2009, 23:50
Aus welcher Quelle kann ich das finden? (aus ehrlichem Interesse heraus)
Ich hab das nun schon ein paar mal hier gelesen, auch das Ueshiba in jungen Jahren ein Schläger gewesen sein soll...aber ich habe das noch nirgends so von ihm gelesen.
Er soll ein schwieriger Mensch gewesen sein (gerade im späteren Leben), soviel weiss ich. Und das er ein reges Interesse an den KKs entwickelt hat.
Aber ich habe sowas noch nicht von ihm gelesen. Gibt es da irgendwelche Quellen? Da bin ich echt neugierig drauf! :cool:
Also das wo er seinen Schülern verboten hat Herausforderungen zu verlieren etc. weiß ich jetzt nicht mehr. Muss ich mal suchen, ich meine irgendwo in einem Interview. Wer weiß ob ichs noch wiederfinde. :o
Zu seinen jungen Jahren hab ich hier was gefunden:
Master Morihei Ueshiba and the Origins of Aikido (http://www.geocities.com/HotSprings/6550/fred.html)
Das ist schonmal sehr nett. :)
Wobei ich erstmal doch etwas skeptisch bin, in wiefern eine Geocities Homepage verlässlich ist.
Aber zu einem großen Teil deckt sich das in dem Text mit dem was ich auch aus anderen Quellen kenne.
Wobei ich nicht finde, dass er da nun als der Schläger herauskommt.
Aber nichtsdestotrotz eine sehr interessante Lektüre.
Ich werd mal schauen, ob ich nicht an ein paar der unter dem Artikel verwiesenen Bücher ran komme. :D
@FireFlea: Wenn du dieses Interview noch findest, immer her damit! :cool:
Aus welcher Quelle kann ich das finden? (aus ehrlichem Interesse heraus)
Stanley Pranin: Aikido Masters – Vol 1: Prewar Students of Morihei Ueshiba
Oder die Interviews in Aikido Journal.
Es geht dabei schlicht und einfach darum, daß in jener Zeit niemand eine Philosophie lernen wollte und auch das Oomotokyo hat O Sensei nicht weiter gegeben.
Sondern er hat ein Budo unterrichtet. Und das mußte eben funktionieren, wenn jemand ins Dojo kam und sehen wollte, ob das was taugt.
Er hat schlicht von den Schülern des Kobukan erwartet, daß sie solche Herausforderungen gewinnen.
Und etliche der alten Schüler sind seine Schüler geworden, weil sie ihn herausgefordert und verloren haben.
So war einfach das System damals.
Das Verbot von Zweikämpfen stammt erst aus der Mitte der 50er Jahre etwa. Und es ist nicht philosophisch begründet (Friede, Harmonie, Liebe ...), sondern weil sich bei einer Herausforderung an O Sensei dessen Gegner so schwer verletzt hat, daß er kein budo mehr üben konnte.
Daraufhin hat O Sensei Zweikämpfe untersagt
Ein recht banaler Grund verglichen mit den philosophischen Gebäuden, die später darauf aufgebaut wurden.
... auch das Ueshiba in jungen Jahren ein Schläger gewesen sein soll...Das nun wieder verwechslt wohl ihn mit einigen seiner Schüler.
Carsten
Moin
Entschuldige, daß ich mich als Aikidoka doch zu Wort melde. Aber es ist einfach so, daß deine Aussagen darüber, was Aikido sei, sich nur zu einem Teil mit meinen Auffassungen decken.
Aikido ist kein Self Defens System! Dass war nie die Absicht des Gründers Morihei Ueshiba.Nein, keine Selbstverteidigung, sondern ein kriegerischer(bu) Weg (do).
Der SV Gedanke liegt keiner jap. KK zugrunde.
Aber es ging Ueshiba durchaus darum, etwas zu entwickeln, bei dem am Ende der ander unten liegt und man selbst noch steht.
Er hat dem Sicherheitsdienst des Oomotokyo angehört und das war keine Spaßtruppe.
Aikido ist eine Lebensphilosophie ein Weg der wenn man ihn konsequent verfolgt nie ein Ende hat.In der Tat.
Disskusionen darüber ob eine Technik effizient ist erüberigen sich, wenn man den Gedanken hinter den Techniken verstanden hat.Die Techniken sind ein Handwerkszeug, das zu beherrschen man erlernen muß. Sie müssen schlicht funktionieren.
Der Gedanke hinter einer Technik ersetzt nicht die praktische Fähigkeit, sie ausführen zu können.
Es wird bei dir sicher anders sein, aber ich habe so häufig schon Leute erlebt, die mich nicht werfen konnten, aber sehr viel über den Gedanken hinter der Technik zu sagen wußten.
Nähmlich jedes Lebewesen vor allem jeden Menschen nicht zu verletzen und zu respektieren.Aikido Techniken verletzen Menschen, wenn man sie anwendet.
O Sensei spricht von Harmonie des Universums, nicht von der zwischen zwei Individuen.
Die Harmonie des Universums kann durchaus dadurch hergestellt werden, daß ein Individuum nicht mehr in der Lage ist, sie zu stören.
Es ist eine andere Begrifflichkeit, als wir sie heute benutzen.
Er geht nicht den Weg des Kampfes, sonder der Weg der Liebe der Harmonie und des vollständigen inneren Friedens. aikido ist bu do. Es ist keine Religion und kein Weg zur Erleuchtung oder dergleichen.
All das sind westlich Fehlinterpretationen, die die tatsächliche Geschichte des Aikido nicht berückstichtigen.
Leute die Aikido als die überlegenste aller KK ansehen haben etwas grundsätzliches nicht begriffen was mit Aikido zu tun hat.
Wenn ich eine andere KK für effektiver hielte, würde ich eine andere KK üben. (Was nicht heißt, daß ich Aikido als die überlegendste aller KK ansehe. Aber für mich persönlich ist sie halt genau richtig.)
Ich habe allerdings dennoch den Eindruck, das eine oder andere ganz gut begriffen zu haben.
Allgemein sind Disskussionen darüber welche KK besser ist unsinn.Das ist richtig. Aber jede/r muß entscheiden, welche KK für ihn/sie persönlich die beste oder eben richtige ist.
derjenige der sie erlernen will spass hat Einen Weg zu gehen hat sehr oft überhaupt nichts mit Spaß zu tun. Gerade die schmerzhaften und traurigen Ereignisse oder Phasen sind oft die Lehrreichen.
Aber ich finde der Hauptaspekt ist nicht die SV.
Was denn aber ist dann der Hauptaspekt in Eurem Aikido?
Was übt ihr denn im Training auf der Matte? Harmonisch sein mit dem Universum? Wie macht ihr das?
Wir tun es, indem wir Techniken üben. Und Kriterium des Übens ist, das sie funktionieren.
Nicht mehr - nicht weniger üben wir.
Was und wie übt ihr konkret?
Carsten
NunchakuFreak
14-03-2009, 11:18
Natürlich ging es Ueshiba darum etwas zu entwickeln wo der Gegner nacher "am Boden" liegt doch sollte dies nicht mit möglichst Brutalen Techniken geschehen wie zB. einem tritt in die E*er oder einem Ko Tritt.
Er sagte ja auch selbst: "Wahres Budo ist nicht den Gegner zu zersören, sondern ihn geistig zu besiegen indem man ihn die Torheit seines Handelns erkennen lässt."
Anders gesagt: Es geht nicht darum den Gegner zu verletzen sondern ihn in eine Situation zu bringen aus der er nicht mehr heraus kommt und aufgibt!
Natürlich muss die Technik funktionieren doch sollte nicht zum zerstören genutzt werden. Und genauso muss man sich mit dieser Technik verteidigen können. Aber der "Gedanke" von dem ich sprach ist den Gegner nicht zu verletzen. Wie du ja sicher weisst ist es möglich die Technik so auszuführen, dass sie zwar schmerzt nicht aber Verletzt.
Ich habe durchaus kenntnisse der japanischen Sprache und ich weiss auch was Bu-Do bedeutet. Doch man beachten den Satz oben.
Du hast recht, dass mit dem inneren Frieden stimmt teilweise nicht und ist (von mir) auch falsch geschrieben worden. Ich meinte damit, dass Aikido ein Weg ist, ein besserer Mensch zu werden.
Ich habe mich mit der Geschichte des Aikido befasst und darum war das keine Fehlinterpretation sondern ein Schreibfehler.
Mit dem Satz: Die KK muss spass machen hatte ich echt Probleme. Ich wusste nicht wie ich es anders ausdrücken sollte. Ich meinte damit: Jeder sollte sich die KK aussuchen die ihm als die richtige erscheint. Was du ja auch schon geschrieben hast:D
Richtig! Bei uns im Aikido ist der Hauptaspekt die SV. Doch Ich wollte damit nur sagen Ueshiba wollte kein SV System erschaffen sondern eine KK!
Danke das du dich so mit meinen Post befasst hast und so viel geantwortet hast.
Nunchaku Freak
Kreuzkuemmel
14-03-2009, 12:18
Moin
aikido ist bu do. Es ist keine Religion und kein Weg zur Erleuchtung oder dergleichen.
All das sind westlich Fehlinterpretationen, die die tatsächliche Geschichte des Aikido nicht berückstichtigen.
Aber hat O-Sensei nicht die Aikido-Praxis (mit zunehmendem Alter?) immer mehr (auch?) als Misogi verstanden, also als spirituelle Praxis? Was ist das Ziel des Misogi?
Aber hat O-Sensei nicht die Aikido-Praxis (mit zunehmendem Alter?) immer mehr (auch?) als Misogi verstanden, also als spirituelle Praxis? Was ist das Ziel des Misogi?
Kann gut sein. Aber ich glaube wir "Westener" belegen so etwas wie eine "spirituelle Praxis" immer mit etwas, das mehr eine Spinnerei ist und keinen "realen" Nutzen beinhaltet, sondern eher geistiger Natur ist.
Wenn man sich die ganzen Geschichten von den berühmten Samurai anschaut, dann hört man auch das ihnen ein Kami erschien/sie erleuchtet wurden, während sie hart trainierten. Und sie trainierten eben ihre normalen Techniken, die eben zum töten und überleben gedacht waren.
Also seh ich da keinen Widerspruch in dem was O-Sensei später gesagt haben soll, dass es auch Misogi ist.
Ich denke wir sollten uns von unseren westlichen "Beigeschmäcker" der Worte trennen, wenn wir über etwas reden, das aus einem anderen Kulturkreis kommt. (Thema Fehlinterpretationen)
Moin
... doch sollte dies nicht mit möglichst Brutalen Techniken geschehen wie zB. einem tritt in die E*er oder einem Ko Tritt.
Nein, ein Aikidoka tritt nicht. Aber was meinst du denn, was ein atemi zum Kehlkopf oder zu den Nieren anrichten kann?
Übt ihr kein atemi zu den E*rn? Warum nicht?
Ist dir nicht bewußt, daß iriminage auf das Genick arbeitet, sokumen irimi nage, die Wirbelsäule bricht?
Glaubst du, jemand der keine Fallschule übt, kann bei Shiho nage oder kote gaeshi sein Hangelenk, Ellenbogen, Schulter retten?
Anders gesagt: Es geht nicht darum den Gegner zu verletzen sondern ihn in eine Situation zu bringen aus der er nicht mehr heraus kommt und aufgibt!Ja!
Aber der "Gedanke" von dem ich sprach ist den Gegner nicht zu verletzen. Wie du ja sicher weisst ist es möglich die Technik so auszuführen, dass sie zwar schmerzt nicht aber Verletzt.Nein, das weiß ich nicht. Ich weiß vielmehr, daß dieser Gedanke eine Illusion ist und ich kenne ihn nur aus Foren. Ich habe das noch von keinem Lehrer gehört und auch in der Literatur findet er sich in dieser Form nicht.
Ich mach vielmehr gegenteilige Erfahrungen:
1. Wir üben Techniken so aus, daß möglichst keine Schmerzen entstehen, da wir - von Yamaguchi herkommend - der Meinung sind, daß es nicht sinnvoll ist, den Gegner über Schmerz zu kontrollieren. Das funktioniert nur bedingt und läßt dem Gegner zuviel Handlungsspielraum.
Wir versuchen stattdessen, das Zentrum des Gegners zu kontrollieren und das funktioniert je besser, je weniger Reibung es gibt, also z.B. Schmerz.
2. Ich unterricht Angstestellte, die mit geistig Behinderten arbeiten. Manchmal kommt es halt zu körperlicher Aggression und diese Konflikte müssen kontrolliert und bewältigt werden, möglichst ohne daß der behinderte Mensch irgendwie zu schaden kommt und am allerbesten noch ohne daß er größere Schmerzen erduldet. Schließlich will man, wenn sich alle beruhigt habe, wieder gemeinsam am Abendbrotstisch sitzen oder so.
Es hat sich herausgestellt, daß keine einzige Aikido-Technik einfach so übernommen werden kann. Jeder Mensch, der unvorbereitet mit ikkyo zu Boden gebracht wird, verletzt sich an Knie und/oder Gesicht.
Der Kollege, der bei diesen Fortbildungen den psycho-sozialen Teil gestaltet, hat bei der Konzeption unseres Kurses die scheinbar harmlosesten Techniken aus dem Aikido als potentiell zu gefährlich eingestuft. Ich mußte die Techniken riesig abspecken.
Die gleiche Erfahrung habe ich bei einem Israeli gemacht, der solche Kurse schon seit vielen Jahren auf der Basis von Ju Jutsu gibt. Als ich seinen Kurs besucht habe ist mir - wieder einmal - deutlich geworden, welches Potential in Aikido steckt.
Das wird übrigens auch bei crossover Lehrgängen immer wieder deutlich.
Ich habe durchaus kenntnisse der japanischen Sprache und ich weiss auch was Bu-Do bedeutet. Doch man beachten den Satz oben.Cool: Da hast du mir was voraus, ich kann leider kein Japanisch und hab wohl auch in absehbarer Zeit nicht die Möglichkeit es zu lernen.
Was den Satz von Ueshiba angeht:
Man muß seeeeehr genau hinschauen, um seine Aussagen zu verstehen. Sehr genau in die Zeit, in seine Gedankenwelt und auch in die Phase seines Lebens.
So hat er manche Sätze über Budo der Liebe und Harmonie etc. eben gesagt, während er gleichzeitig auf der Matte Dinge unterrichtet hat, die nach westlichem Verständnis damit gar nicht zusammenpassen.
Ich meinte damit, dass Aikido ein Weg ist, ein besserer Mensch zu werden.Ja.
Versteh mich nicht falsch: Ich finde, daß so eine Auseinandersetzung darüber, was Aikido ist und was nicht und was du darunter verstehst und ich aber anders, zu diesem Werden dazu gehört.
Um sich klar zu werden, was man erwartet oder sucht. Und auch darüber wo man steht und was man hat.
Und spannend ist es, zu registrieren, wie man sich verändert im Laufe der Jahre des Übens.
Und ich kann deine Aussagen über Aikido sehr gut nachvollziehen. Sie sind mir gar nicht so fremd, wie es wohl scheint.
Mit dem Satz: Die KK muss spass machen hatte ich echt Probleme. Ich wusste nicht wie ich es anders ausdrücken sollte. Ich meinte damit: Jeder sollte sich die KK aussuchen die ihm als die richtige erscheint. Was du ja auch schon geschrieben hast:DIch kann für mich sagen, daß es einfach "richtig" ist, Aikido zu üben. Daß es sich einfach "richtig" anfühlt, wenn ich auf die Matte gehe, grüße, Technik arbeite.
Es fühlt sich so an, als wären mein Körper, meine Seele, mein Geist genau dafür gemacht worden.
Wie atmen oder essen oder dergleichen.
Und "richtig" fühlt es sich an, egal, ob es gerade Spaß macht (tut es seit drei Jahren wieder sehr) oder eben auch nicht. Einfach richig.
Carsten
Kreuzkuemmel
14-03-2009, 17:10
Kann gut sein. Aber ich glaube wir "Westener" belegen so etwas wie eine "spirituelle Praxis" immer mit etwas, das mehr eine Spinnerei ist und keinen "realen" Nutzen beinhaltet, sondern eher geistiger Natur ist.
In der Tat, viele Westler haben da abstruse Vorstellungen.
Wenn man sich die ganzen Geschichten von den berühmten Samurai anschaut, dann hört man auch das ihnen ein Kami erschien/sie erleuchtet wurden, während sie hart trainierten. Und sie trainierten eben ihre normalen Techniken, die eben zum töten und überleben gedacht waren.
Ja, ich finde diese 'Ich muss nicht hart trainieren, mir geht es ums Spirituelle'-Einstellung ganz furchtbar. Das harte, intensive, oft schmerzhafte Training ist der spirituelle Weg.
Also seh ich da keinen Widerspruch in dem was O-Sensei später gesagt haben soll, dass es auch Misogi ist.
Ich denke wir sollten uns von unseren westlichen "Beigeschmäcker" der Worte trennen, wenn wir über etwas reden, das aus einem anderen Kulturkreis kommt. (Thema Fehlinterpretationen)
Ganz deiner Meinung. Also kann es sehr wohl ein Weg zur 'Erleuchtung' im weitesten Sinne sein. Auch, wenn ich das Wort ungern schreibe, weil auch damit viel Schindluder getrieben wird.
soto-deshi
14-03-2009, 17:53
[QUOTE=pilgrim;1703100]Moin
Nein, ein Aikidoka tritt nicht. Aber was meinst du denn, was ein atemi zum Kehlkopf oder zu den Nieren anrichten kann?
Übt ihr kein atemi zu den E*rn? Warum nicht?
Ist dir nicht bewußt, daß iriminage auf das Genick arbeitet, sokumen irimi nage, die Wirbelsäule bricht?
Glaubst du, jemand der keine Fallschule übt, kann bei Shiho nage oder kote gaeshi sein Hangelenk, Ellenbogen, Schulter retten?
Ja
Hallo, lieber pilgrim
ich finde es immer wieder super, wenn Aikido-ka ihre Kampfkunst, so überlegen vorstellen. Wer sich mit den Bücher: Budo - das Lehrbuch des Gründers des Aikido, Takemusu Aikido ( Morihiro Saito), Aikido und die dynamische Sphäre, A.Westbrook etwas beschäftigt, wird vieles über das Aikido erfahren, dort werden auch einige Angriffsarten vom Gegner vorgestell, wie sie unterrichtet werden. Kein Aikido-ka ist in der Bodenlage, kein Aikido-ka im Festhaltegriff, usw.
Aus meiner Erfahrung - habe versucht Aikido - als SV zu lernen, war vieles was mich leider nicht beeindruckt hat. Haltetechnik - ikkyo - super, wenn ich die Hand des Gegners auch so erwische. Klappt im Training immer, da kein Aikido-ka ( wenn er nicht aus einer anderen Kampfsportart kommt) weiß wie er richtig angreifen muß. Da stimmt von der Angriffhaltung, der Übertragung der Kraft bei einem Fauststoß oder einer Beintechnik einfach nichts.
Wir üben mit einem willigen Partner, Techniken z.B.:shio-nage, die wirklich erst nach sehr langer Übungszeit klappen.
Ich glaube kein Aikido-ka hat je darüber nachgedacht, wie ein Straßenkampf eigentlich abläuft. Ein Straßenschläger mag dich plump angreifen( keine Karatetechniken) aber seine Schläge kommen überraschend und auf unvorhersehbaren Bahnen. Aber sie sind wirksam.
Ich möchte auf den Artikel von Tom Herold hinweisen: Kampfkunst und Selbstverteidigung, ( Judo-Preetz (http://www.judo-preetz.de))
Aikido ist eine schöne Kampfkunst, bei der ich mit einem willigen Partner verschiedene Techniken übe. Aber bestimmt nicht eine SV die ich schnell erlernen und auch außerhalb des Dojo einsetzen kann.
Wer mir nicht glaubt, lese die oben angeführten Bücher, gehe in ein Aikido-Training und dann besuche verschiedene andere Kampfsportvereine, sehe sich eine Aikido-Vorführung und dann eine z.B.: im Vollkontakt-kickboxen an.
Aikido hat einen anderen Stellenwert ,hat sogar der höchste Trainer des Aikikai in einem Bericht geschrieben, die SV ist es nicht.
Nicht böse sein, ich sehe nicht alles durch die Brille des Aikido.
Jetzt kommen die SV- 'Experten zu wort. Noch viel Spaß soto-deshi
shenmen2
14-03-2009, 18:00
Übt ihr kein atemi zu den E*rn? Warum nicht?
Ich glaube, sowas macht man im Kindertraining nicht ;).
Trisomie78
14-03-2009, 18:38
[QUOTE=pilgrim;1703100]Moin
Nein, ein Aikidoka tritt nicht. Aber was meinst du denn, was ein atemi zum Kehlkopf oder zu den Nieren anrichten kann?
Übt ihr kein atemi zu den E*rn? Warum nicht?
Ist dir nicht bewußt, daß iriminage auf das Genick arbeitet, sokumen irimi nage, die Wirbelsäule bricht?
Glaubst du, jemand der keine Fallschule übt, kann bei Shiho nage oder kote gaeshi sein Hangelenk, Ellenbogen, Schulter retten?
Ja
Hallo, lieber pilgrim
ich finde es immer wieder super, wenn Aikido-ka ihre Kampfkunst, so überlegen vorstellen. Wer sich mit den Bücher: Budo - das Lehrbuch des Gründers des Aikido, Takemusu Aikido ( Morihiro Saito), Aikido und die dynamische Sphäre, A.Westbrook etwas beschäftigt, wird vieles über das Aikido erfahren, dort werden auch einige Angriffsarten vom Gegner vorgestell, wie sie unterrichtet werden. Kein Aikido-ka ist in der Bodenlage, kein Aikido-ka im Festhaltegriff, usw.
Aus meiner Erfahrung - habe versucht Aikido - als SV zu lernen, war vieles was mich leider nicht beeindruckt hat. Haltetechnik - ikkyo - super, wenn ich die Hand des Gegners auch so erwische. Klappt im Training immer, da kein Aikido-ka ( wenn er nicht aus einer anderen Kampfsportart kommt) weiß wie er richtig angreifen muß. Da stimmt von der Angriffhaltung, der Übertragung der Kraft bei einem Fauststoß oder einer Beintechnik einfach nichts.
Wir üben mit einem willigen Partner, Techniken z.B.:shio-nage, die wirklich erst nach sehr langer Übungszeit klappen.
Ich glaube kein Aikido-ka hat je darüber nachgedacht, wie ein Straßenkampf eigentlich abläuft. Ein Straßenschläger mag dich plump angreifen( keine Karatetechniken) aber seine Schläge kommen überraschend und auf unvorhersehbaren Bahnen. Aber sie sind wirksam.
Ich möchte auf den Artikel von Tom Herold hinweisen: Kampfkunst und Selbstverteidigung, ( Judo-Preetz (http://www.judo-preetz.de))
Aikido ist eine schöne Kampfkunst, bei der ich mit einem willigen Partner verschiedene Techniken übe. Aber bestimmt nicht eine SV die ich schnell erlernen und auch außerhalb des Dojo einsetzen kann.
Wer mir nicht glaubt, lese die oben angeführten Bücher, gehe in ein Aikido-Training und dann besuche verschiedene andere Kampfsportvereine, sehe sich eine Aikido-Vorführung und dann eine z.B.: im Vollkontakt-kickboxen an.
Aikido hat einen anderen Stellenwert ,hat sogar der höchste Trainer des Aikikai in einem Bericht geschrieben, die SV ist es nicht.
Nicht böse sein, ich sehe nicht alles durch die Brille des Aikido.
Jetzt kommen die SV- 'Experten zu wort. Noch viel Spaß soto-deshi
hat mich echt angesprochen.
zugegeben:
wenn man mit dieser KK auf der strasse bestehen will, muss man verdammt schnell sein.
+ nicht nur das...
nur was ist denn gegen einen überraschenden kote gaeshi zu machen?
wie ich schon mal irgendwo erwähnt habe, ist es die taktik.
wenn ein kickboxer seine fäuste hebt + sagt komm, dann unterstüzt das seine bevorzugte taktik (reichweite).
ein aikidoka ist nunmal auf "handgemenge" ausgerichtet + dessen sollte er sich bewusst sein.
das heisst, wenn er seine hände zu fäusten ballt, wird der gegner sich genötigt fühlen + "seine" kampfstellung einnehmen.
was demm sinn im aikido widerspricht, da er aus der überraschung handelt.
bei schlägen jedoch wirds natürlich schwieriger.
achtung alle diese aussagen sind rein menschlicher natur
Kreuzkuemmel
14-03-2009, 18:45
Aus meiner Erfahrung - habe versucht Aikido - als SV zu lernen,...
So, wie lange hast du es denn versucht?
Haltetechnik - ikkyo - super, wenn ich die Hand des Gegners auch so erwische.
Wenn ich sie nicht so erwische, mache ich halt was anderes.
Ich glaube kein Aikido-ka hat je darüber nachgedacht, wie ein Straßenkampf eigentlich abläuft.
Soso, meinst du... Ernsthaft?
Aber bestimmt nicht eine SV die ich schnell erlernen und auch außerhalb des Dojo einsetzen kann.
Ich glaube nicht, dass hier irgendwer behauptet hat, Aikido sei schnell zu erlernen.
NunchakuFreak
14-03-2009, 19:23
Moin
Nein, ein Aikidoka tritt nicht. Aber was meinst du denn, was ein atemi zum Kehlkopf oder zu den Nieren anrichten kann?
Übt ihr kein atemi zu den E*rn? Warum nicht?
Ist dir nicht bewußt, daß iriminage auf das Genick arbeitet, sokumen irimi nage, die Wirbelsäule bricht?
Glaubst du, jemand der keine Fallschule übt, kann bei Shiho nage oder kote gaeshi sein Hangelenk, Ellenbogen, Schulter retten?
Ja!
Nein, das weiß ich nicht. Ich weiß vielmehr, daß dieser Gedanke eine Illusion ist und ich kenne ihn nur aus Foren. Ich habe das noch von keinem Lehrer gehört und auch in der Literatur findet er sich in dieser Form nicht.
Ich mach vielmehr gegenteilige Erfahrungen:
1. Wir üben Techniken so aus, daß möglichst keine Schmerzen entstehen, da wir - von Yamaguchi herkommend - der Meinung sind, daß es nicht sinnvoll ist, den Gegner über Schmerz zu kontrollieren. Das funktioniert nur bedingt und läßt dem Gegner zuviel Handlungsspielraum.
Wir versuchen stattdessen, das Zentrum des Gegners zu kontrollieren und das funktioniert je besser, je weniger Reibung es gibt, also z.B. Schmerz.
2. Ich unterricht Angstestellte, die mit geistig Behinderten arbeiten. Manchmal kommt es halt zu körperlicher Aggression und diese Konflikte müssen kontrolliert und bewältigt werden, möglichst ohne daß der behinderte Mensch irgendwie zu schaden kommt und am allerbesten noch ohne daß er größere Schmerzen erduldet. Schließlich will man, wenn sich alle beruhigt habe, wieder gemeinsam am Abendbrotstisch sitzen oder so.
Es hat sich herausgestellt, daß keine einzige Aikido-Technik einfach so übernommen werden kann. Jeder Mensch, der unvorbereitet mit ikkyo zu Boden gebracht wird, verletzt sich an Knie und/oder Gesicht.
Der Kollege, der bei diesen Fortbildungen den psycho-sozialen Teil gestaltet, hat bei der Konzeption unseres Kurses die scheinbar harmlosesten Techniken aus dem Aikido als potentiell zu gefährlich eingestuft. Ich mußte die Techniken riesig abspecken.
Die gleiche Erfahrung habe ich bei einem Israeli gemacht, der solche Kurse schon seit vielen Jahren auf der Basis von Ju Jutsu gibt. Als ich seinen Kurs besucht habe ist mir - wieder einmal - deutlich geworden, welches Potential in Aikido steckt.
Das wird übrigens auch bei crossover Lehrgängen immer wieder deutlich.
Cool: Da hast du mir was voraus, ich kann leider kein Japanisch und hab wohl auch in absehbarer Zeit nicht die Möglichkeit es zu lernen.
Was den Satz von Ueshiba angeht:
Man muß seeeeehr genau hinschauen, um seine Aussagen zu verstehen. Sehr genau in die Zeit, in seine Gedankenwelt und auch in die Phase seines Lebens.
So hat er manche Sätze über Budo der Liebe und Harmonie etc. eben gesagt, während er gleichzeitig auf der Matte Dinge unterrichtet hat, die nach westlichem Verständnis damit gar nicht zusammenpassen.
Ja.
Versteh mich nicht falsch: Ich finde, daß so eine Auseinandersetzung darüber, was Aikido ist und was nicht und was du darunter verstehst und ich aber anders, zu diesem Werden dazu gehört.
Um sich klar zu werden, was man erwartet oder sucht. Und auch darüber wo man steht und was man hat.
Und spannend ist es, zu registrieren, wie man sich verändert im Laufe der Jahre des Übens.
Und ich kann deine Aussagen über Aikido sehr gut nachvollziehen. Sie sind mir gar nicht so fremd, wie es wohl scheint.
Ich kann für mich sagen, daß es einfach "richtig" ist, Aikido zu üben. Daß es sich einfach "richtig" anfühlt, wenn ich auf die Matte gehe, grüße, Technik arbeite.
Es fühlt sich so an, als wären mein Körper, meine Seele, mein Geist genau dafür gemacht worden.
Wie atmen oder essen oder dergleichen.
Und "richtig" fühlt es sich an, egal, ob es gerade Spaß macht (tut es seit drei Jahren wieder sehr) oder eben auch nicht. Einfach richig.
Carsten
Ich muss sagen jetzt verstehe ich dich! Und was du sagst stimmt! Wirklich wirklich Respekt!!!:verbeug:
Nunchaku Freak
Ein Straßenschläger mag dich plump angreifen( keine Karatetechniken) aber seine Schläge kommen überraschend und auf unvorhersehbaren Bahnen. Aber sie sind wirksam.
Und? Würden sie weniger überraschend/unvorhersehbar kommen, wenn ich jetzt VK-Kickboxen üben würde?
Ich will Aikido gar nicht als das Maß aller SV/KK/whatever darstellen, aber man muss schon ein wenig weiterblicken.
Diese Formen die man im Training übt (Angriff kommt so und so, auf bestimmer Höhe, etc.) dienen eben nur dazu dem Schüler die Techniken und ihren Ablauf und die Prinzipien dahinter beizubringen.
Das hat noch nix mit SV bzw kämpfen zu tun.
Das ist im Grunde alles Grundschule. Viele Leute sehen da eben nicht weiter und meinen immer gleich: "So greift nie einer an! Das ist alles Schwachsinn!"
Klar, gehört da einiges mehr zu, wenn man Aikido "auf die Straße" bringen will. Und vieles was da einen "Kämpfer" ausmacht wird in den meisten Dojos nicht gelehrt. Aber nur weil es hier nicht gemacht wird, heisst es nicht, dass es nicht geht.
Naja, auf jeden Topf passt ein Deckel. Und Aikido ist auch nur ein Deckel, der eben auf bestimmte Töpfe passt. ;)
Moin,
Kein Aikido-ka ist in der Bodenlage, kein Aikido-ka im Festhaltegriff, usw.Daß es in Büchern nicht abgebildet ist, heißt ja noch lange nicht, daß es nicht geübt wird.
In dem Dojo, in dem ich zuvor geübt habe, hat es sehr viele Bodenkampf Situationen gegeben. (Mir zuletzt zu viele, ehrlich gesagt.)
Und die Befreiung aus Festhaltegriffen ist doch normalerweise Bestandteil des Trainings?
Aus meiner Erfahrung - habe versucht Aikido - als SV zu lernen, war vieles was mich leider nicht beeindruckt hat.Das ist eben eine schwierige, aber dennoch wichtige Differenzierung:
Liegt es an mir, meinen Erfahrungen, meinem Lehrer, Dojo ... daß Aikido keine befriedigenden Antworten gibt?
Oder liegt es an dem System als solchem?
Manchmal nicht leicht zu entscheiden.
Haltetechnik - ikkyo - super, wenn ich die Hand des Gegners auch so erwische.Hm, das Handgelenk ist eigentlich meist weniger wichtig, als der Ellenbogen.
Aber wie auch immer: Die Vorstellung, man müsse etwas "erwischen", "fangen", "greifen" ... verwandelt sich im Laufe der Jahre.
Es muß ein irgendwie gearteter Kontakt entstehen. Mehr nicht. Und der entsteht sobald uke angreift.
Manchmal berühren sich einfach nur die beiden Unterarme. Das genügt.
Recht hast du insofern, als es wichtig ist, sich bewußt zu machen, daß kata nur ein Anfang ist und auf einem agreement von Angreifer und Verteidiger beruht. Eben kata.
Klappt im Training immer, da kein Aikido-ka ( wenn er nicht aus einer anderen Kampfsportart kommt) weiß wie er richtig angreifen muß.Nun gibt es doch aber in jedem Dojo Leute, die aus anderen KK kommen. Und sobald einer da ist, verbessert er die Qualität auch der anderen Angreifer.
Hinzu kommt, daß die meisten Aikidoka, die das ein wenig intensiver betreiben, sich auch in anderen Künsten umtun, um gut angreifen zu lernen.
Recht hast du insofern, als das ein ganz wesentlicher Punkt ist, auf den man sorgfältig achten muß.
Wir üben mit einem willigen Partner, Techniken z.B.:shio-nage, die wirklich erst nach sehr langer Übungszeit klappen.Hm, wirklich willig ist der Partner doch nur gegenüber Anfängern. Je weiter er oder sie kommt, desto unwilliger werden doch die Partner.
Meinen Lehrer z.B. kann ich überhaupt nicht bewegen. Er bleibt einfach stehen und murmelt "Ich bin ein Stein. Ich bin ein Stein."
Meinen vorigen Lehrer habe ich - aus vielen anderen Gründen - verlassen, als ich begann, ihn bewegen zu können.
Recht hast du insofern, als man sich bewußt machen muß, daß die Trainingssituation auf Einverständnis beruht und man sorgfältig darauf achten muß, sich davon nicht schließlich täuschen zu lassen.
Ich glaube kein Aikido-ka hat je darüber nachgedacht, wie ein Straßenkampf eigentlich abläuft. Sehr viele Aikidoka, die ich kenne, haben solche Situtationen schon mindestens einmal erlebt. Und denken nicht wenig darüber nach.
Ein interessanter Aspekt ist dabei, daß ein Ergebnis des Trainings zu sein scheint, daß Aikidoka in der Vorkampfphase gut in der Lage sind, deeskalierend zu wirken.
Recht hast du insofern, als es wichtig ist, sich klar zu machen, daß die Situation einer realen Auseinandersetzung sich drastisch von der Situation im Dojo unterscheidet.
Hauptfaktor sind dabei nach meiner Wahrnehmung gar nicht mal die technischen Aspekte, sondern schlicht und einfach Adrenalin und Angst. Wenn man die beiden nicht als gute alte Freund fröhlich begrüßen kann, dann ist Technik eh egal.
Darauf ist in der "Ausbildung" unbedingt zu achten.
Ein Straßenschläger mag dich plump angreifen( keine Karatetechniken) aber seine Schläge kommen überraschend und auf unvorhersehbaren Bahnen. Aber sie sind wirksam.Richtig.
Aber es ist ja ein ganz wichtiger Aspekt von Aikido (jedenfalls wie wir es üben) sich über Positionierung und Distanz klar zu werden. Es wird doch im Training sehr viel Zeit dafür aufgewendet, auszuloten, wie ich mich bewegen muß, damit mich gerade unvorhergesehene Angriffe nicht gefährden.
Und wie ich den ersten Kontakt, die Begegnung mit dem Angreifer (de ai) gestalten muß, damit er das Gleichgewicht verliert und nicht weiter angreifen kann.
Du hast insofern recht, als man sich ganz deutlich klarmachen muß, was geschieht, wenn die erste Aktion keine Früchte trägt. Es ist wichtig, das zu üben. Ebenso wie den Umgang mit Schmerz. Es ist ebenso wichtig, sich klar zu machen und sich vorzubereiten darauf, was geschieht, wenn man - anders als im Training normalerweise - getroffen wird. Vielleicht sogar verletzt.
(Bei uns im Dojo ist es Sitte gewesen, es sich bei kumi tachi oder kumi jo nicht anmerken zu lassen, wenn versehentlich ein Finger getroffen wurde oder dergleichen. Erst die kata zu Ende arbeiten, dann aua denken und Finger verarzten.)
Ich möchte auf den Artikel von Tom Herold hinweisen: Kampfkunst und SelbstverteidigungEin guter und wahrer Artikel.
Er hat vollkommen Recht damit, daß man sich seiner Grenzen bewußt sein muß und je nach Zielsetzung an ihnen arbeiten muß. Ohne Frage.
Aikido ist ... bestimmt nicht eine SV die ich schnell erlernen ... kannDas stimmt.
Aikido ist ... bestimmt nicht eine SV die ich ... auch außerhalb des Dojo einsetzen kann.Doch, nach meiner Erfahrung schon.
dann besuche verschiedene andere Kampfsportvereine, sehe sich eine Aikido-Vorführung und dann eine z.B.: im Vollkontakt-kickboxen an.Die ernsthaften Aikidoka, die ich kennengelernt habe, schauen sich nicht Vorführungen anderer KK an, sondern trainieren mit ihnen.
Ich z.B. hab mit Kickboxern, mit Boxern, Jujutsuka, Karateka, Judoka u.a. geübt, einfach um Erfahrungen zu sammeln.
Einer meiner Mitschüler hat früher Vollkontakt-Karate gekämpft. Der eine unserer shihan hat eine Weile Kickboxen geübt, und so weiter und so fort. So bringt jede und jeder Erfahrungen ein, die uns helfen, nicht im eigenen Saft zu schmoren.
Nicht böse sein, ich sehe nicht alles durch die Brille des Aikido.Kein Grund, böse zu sein! Die Anfragen sind berechtigt und interessant und für mich persönlich sind sie wichtig, um mir der Grenzen meines Trainings bewußt zu werden.
Grüße,
Carsten
captainplanet
15-03-2009, 21:40
Nein, ein Aikidoka tritt nicht.
Also wenn z.B. mein Partner offen steht wo er es nicht tun sollte gebe ich ihm das schon etwa durch einen angedeuteten Eiertritt zu verstehen.
Daß "richtige" Tritte als Angriff des Uke nicht praktiziert werden hat denke ich in erster Linie damit zu tun daß das doch relativ zeitaufwendige Üben der korrekten Ausführung von Tritten eigentlich nichts mit den Ideen auf denen Aikido basiert zu tun hat. Man tritt nicht weil man im Training eben andere Schwerpunkte setzt, aber nicht weil das System auf einen Tritt keine Antwort wüßte. Zumindest vermute ich daß das der Grund ist.
Also wenn z.B. mein Partner offen steht wo er es nicht tun sollte gebe ich ihm das schon etwa durch einen angedeuteten Eiertritt zu verstehen.
Daß "richtige" Tritte als Angriff des Uke nicht praktiziert werden hat denke ich in erster Linie damit zu tun daß das doch relativ zeitaufwendige Üben der korrekten Ausführung von Tritten eigentlich nichts mit den Ideen auf denen Aikido basiert zu tun hat. Man tritt nicht weil man im Training eben andere Schwerpunkte setzt, aber nicht weil das System auf einen Tritt keine Antwort wüßte. Zumindest vermute ich daß das der Grund ist.
Ich glaube Pilgrim meinte damit eher, das Nage nicht tritt. Bzw. eben ein Aikidoka, der Aikido anwendet. Da ein Tritt ja nun mal auch eine gewisse Aufgabe der stabilen Position ist. (Man steht nur noch mit einem Bein)
Das ein Uke mal mit einem (einfachen) Tritt angreift im Training, dass ist gut möglich. (Erst recht um anzuzeigen, dass nage da sehr ungünstig steht ;) )
Trisomie78
16-03-2009, 02:14
YouTube - Aikido Vs KickBoxing (http://www.youtube.com/watch?v=Bn59zha-uAQ&NR=1)
Moin,
Also wenn z.B. mein Partner offen steht wo er es nicht tun sollte gebe ich ihm das schon etwa durch einen angedeuteten Eiertritt zu verstehen.
Ich meinte eher im Sinne von "Du du du, das tut man nicht, das gehört sich nicht". Ueshiba hat angebelich mal gesagt, man solle in der Technik nicht treten, da man dadurch den Kontak zur Erde schwäche oder so ähnlich.
Das hält wohl viele ab, die Füße zu gebrauchen. Auf der anderen Seite gibt es ja Übungsformen, bei denen man z.B. ikkyo omote auf einem Bein stehend ausführt.
Die Techniken sind aber wohl auch so angelegt, daß es nicht viele gute Gelegenheiten gibt, Tritte sinnvoll anzubringen. Eine Möglichkeit, die wir ganz manchmal praktizieren ist der Tritt seitlich ins Knie des Angreifers.
Oder zu den Genitalien um z.B. für Kaiten nage uchi durchgehen zu können.
Das sind aber mehr persönliche Liebhabereien als irgendwie systematisch unterrichtete Dinge.
Daß "richtige" Tritte als Angriff des Uke nicht praktiziert werden hat denke ich in erster Linie damit zu tun daß das doch relativ zeitaufwendige Üben der korrekten Ausführung von Tritten eigentlich nichts mit den Ideen auf denen Aikido basiert zu tun hat.Hm, bei uns ist die Abwehr von Tritten im Prinzip fester Bestandteil, wenn auch meist weniger häufig geübt als andere Sachen.
Beispielhaft für den Stellenwert: Zu den beiden DVDs von Tissier, die sein kihon waza darstellen, gibt es eine zusätzliche DVD, die sich entsprechend mit der Abwehr von Tritten beschäftigt.
Auch üben wir auf Tritte hin in unserem Aufwärmen. Wenngleich das natürlich Babykram ist, wenn man es mit Karate oder Taekwondo oder so vergleicht. Das stimmt schon. Will nur sagen: Ist bei uns ein fester Bestandteil, wenn auch nicht der Bestgepflegte.
Man tritt nicht ... , aber nicht weil das System auf einen Tritt keine Antwort wüßte.Wie gesagt: In unserem System sind sie Bestandteil.
Grüße,
Carsten
NunchakuFreak
16-03-2009, 18:50
Ueshiba hat gesagt: "Erst wenn man jede Technik perfekt auf einem Bein kann, dann kann man mit Kicken beginnen!"
Und ausserdem stammen viele Techniken aus dem Ken-Jutsu und wenn man in einem Schwertkampf Kicken will, dann ist das Bein ab.
Nunchaku Freak
soto-deshi
17-03-2009, 12:47
Ueshiba hat gesagt: "Erst wenn man jede Technik perfekt auf einem Bein kann, dann kann man mit Kicken beginnen!"
Und ausserdem stammen viele Techniken aus dem Ken-Jutsu und wenn man in einem Schwertkampf Kicken will, dann ist das Bein ab.
Nunchaku Freak
Lieber NunchakuFreak,
ich muß leider zugeben, ich habe Deine Eingangsfeststellung nicht richtig durchgelesen. Du willst keine besonderen Hinweise zu Aikido!!
Was Du bei einer Kampfkunst wie Aikido suchst, wirst Du auch in anderen Kampfkünsten finden - Do, Meditation, Etikette, usw.
Der Tang Soo Do Meister, Chuck Norris, wird von manchen belächelt aber wer sich mit ihm beschäftigt, seine Bücher, besonders " Zen-Kampfkunst im täglichen Leben, liest, wird überrascht sein.
Auch der Bruchtest im Taekwondo hat einen anderen Stellenwert, wie manche denken. Du lernst Körper, Geist, Atmung aufeinander abzustimmen, zu harmonisieren - dann führst Du eine Technik auf ein Bruchtestmaterial durch - klappt.
Noch einige Zeilen von Chuck Norris: Die Lektion, die einem die Niederlage erteilt, ist von unermeßlichem Wert. Nichts auf der Welt kann mir eine Lücke in meiner Deckung deutlicher zeigen als mein Gegner, der hindurchschlägt. Nichts zeigt mir mein schlechtes Timing besser als meine Tritte, die ins Leere gehen.
Du kannst keinen Wettkampf gewinnen, wenn du die Selbstbeherrschung velierst. Das Gleiche gilt auch sonst im Leben. Wenn du beherrscht auftritts, wird man dich mit Respekt behandeln. Für Konflikte gibt es dann keinen Grund mehr.
In meinen Augen verdient dieser Meister meinen höchsten Respekt.
soto-deshi
NunchakuFreak
17-03-2009, 16:41
Du willst keine besonderen Hinweise zu Aikido!!
Was Du bei einer Kampfkunst wie Aikido suchst, wirst Du auch in anderen Kampfkünsten finden - Do, Meditation, Etikette, usw.
Ich suche nicht wirklich:D
Aber das ziel dieses Thread ist bzw. war nur den Leuten näher zu bringen, was Aikido wirklich ist. Ich habe meine meinung/ansicht gepostet und wurde dann korrigiert bzw. überzeugt dass manche Dinge anders sind alls ich sie zuvor gesehen habe!
Nunchaku Freak
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