Vollständige Version anzeigen : Die psychische Einstellung im "Ernstfall" - wie trainieren?
interception
14-03-2009, 11:51
Angeregt durch diesen Thread: 
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f16/schl-ger-vs-ks-kkler-91429/
habe ich mir die Frage gestellt, wie man sich psychologisch auf den "Ernstfall Strassenkampf" vorbereiten kann. 
Ich habe nämlich ganz ähnliche Erfahrungen, wie in den Thread beschrieben, gemacht:
Ich habe zwei Kollegen, die ich weder von der Statur noch von der Körpersprache zu "Opfertypen" zählen würde, aber ständig in verbale und körperliche Auseinandersetzungen geraten oder zumindest oft kurz davor sind(nein, keine "Asis", Männer mitte Zwanzig, solide Jobs, gutes soziales Umfeld).
Ich dagegen gerate ganz selten in solche Situation und wenn, dann versuche ich ruhig, selbstbewusst und "deeskalierend" zu wirken, auch wenn mir innerlich die Pumpe geht. Denn auf der einen Seite habe ich -  auch durch die Beschäftigung mit KS/KK einen Heiden Respekt vor Straßenkämpfen. Gerade durch das Sparring weiss ich, dass es meistens keinen "Win-Win-Situation2 wird. Auf der anderen Seite bin ich beruflich ausgelastet und durch 2-3 mal die Woche Training (idR 1 mal Boxen/1-2 mal JJ bzw. BJJ ) ausgeglichen und null Aggresiv, wenn ich Weg gehe... 
 
Meine Frage: Welche Trainingskonzepte gibt es Abseits von Sparring und Randori, die natürlich aus verschiedenen Gründen unerlässlich sind (Techniken unter Stress und Schmerz am sich bewegenden und unkooperativen Objekt anwenden) den "Ernstfall Straßenkampf" psychologisch zu trainieren??
Gab es nicht !zum Beispiel! mal von Paul Vunak so ein "Killer instinkt" Programm?
wenn ja, was sind die Inhalte, sind diese verwertbar und wo kann ich das Bekommen?
FitnessMarket
14-03-2009, 12:36
hi,
frag doch mal den eric (elitecombat) oder einen der anderen ep-instructoren hier on board nach deren art das "on sein" zu trainieren.
Yasha Speed
14-03-2009, 12:58
meditation und/oder visualisierung. hat zumindest bei mir geklappt.
interception
14-03-2009, 13:52
@ Fitness-Market: Danke! Wäre schön, wenn ein ECP Experte vllt. was in dem Thread dazu schreiben könnte (muss ja nicht das ganze Konzept preisgeben;) )
@Yasha-Speed: Wie übst du die "Visualisierung"? Beim Schattenboxen?
Yasha Speed
14-03-2009, 15:23
@Yasha-Speed: Wie übst du die "Visualisierung"? Beim Schattenboxen?
auch. aber das dient dann eher dazu, mit dem stress des angriffs fetrig zu werden. das ist auch wichtig, aber nicht das selbe wie killer instinkt.
das problem an diesem ist, daß er sich nicht mit "zivilisiertem" denken wie wir es kennen vereinbaren lässt ("nature, red in tooth and claw" wie tennyson es ausdrückte), d.h. man muss sich entscheiden ob man an der maxime "gewalt ist schlecht und böse, bloß keinem weh tun, ein vermiedener kampf ist ein gewonnener kampf" festhält, oder ob man ein effektiver kämpfer seien will!
daran werden hier viele sehr lange zu knabbern haben.
wie im anderen thread schon erwähnt, friedfertigkeit sollte aus kraft entstehen, nicht aus angst. raubtiere gehen einander aus dem weg, und so bleibt im dschungel alles im gleichgewicht. der mensch hat eben die wahl, ob er beutetier oder raubtier sein will.
"Every normal man must be tempted at times to spit on his hands, hoist the black flag, and begin to slit throats. "
denkt mal drüber nach.
interception
15-03-2009, 01:35
wie im anderen thread schon erwähnt, friedfertigkeit sollte aus kraft entstehen, nicht aus angst. raubtiere gehen einander aus dem weg, und so bleibt im dschungel alles im gleichgewicht. der mensch hat eben die wahl, ob er beutetier oder raubtier sein will.
denkt mal drüber nach.
@ Yasha Speed: Danke für den Ansatz, ich hab darüber nach gedacht und verstehe, was du meinst. Ist - grob gesagt - ne Frage der sozialen Konditionierung.
Ich werde versuchen, dass durch verschiedene Konzepte zu verinnerlichen. Fürs erste werde ich verstärkte Visualiesierungen beim Schattenboxen einbauen. Das habe ich zwar schon immer gemacht, aber i.d.R. dort mehr Wert auf korrekte Techniken, Stellung, Beinarbeit, Schnelligkeit gelegt...
ich denke auch, dass ich durch das Training vom Boxen und BJJ als kampfbetonte Kampfsportarten auch wichtige (natürlich nicht umfassende) Aspekte der Selbstverteidigung abdecke. 
@ alle: hat noch jemand weitere konkreteTipps und  Anregung zur psychologischen Übung von Selbstverteidigungssituationen? Kann man diesen "switch" gezielt(er) trainieren
markus87
15-03-2009, 02:39
auch. aber das dient dann eher dazu, mit dem stress des angriffs fetrig zu werden. das ist auch wichtig, aber nicht das selbe wie killer instinkt.
das problem an diesem ist, daß er sich nicht mit "zivilisiertem" denken wie wir es kennen vereinbaren lässt ("nature, red in tooth and claw" wie tennyson es ausdrückte), d.h. man muss sich entscheiden ob man an der maxime "gewalt ist schlecht und böse, bloß keinem weh tun, ein vermiedener kampf ist ein gewonnener kampf" festhält, oder ob man ein effektiver kämpfer seien will!
daran werden hier viele sehr lange zu knabbern haben.
wie im anderen thread schon erwähnt, friedfertigkeit sollte aus kraft entstehen, nicht aus angst. raubtiere gehen einander aus dem weg, und so bleibt im dschungel alles im gleichgewicht. der mensch hat eben die wahl, ob er beutetier oder raubtier sein will.
"Every normal man must be tempted at times to spit on his hands, hoist the black flag, and begin to slit throats. "
denkt mal drüber nach.
@Yasha Speed: Ich finde deine Posts (auch in dem Thread "KK gegen Schläger" oder so) echt gut. 
Ich persönlich hatte noch nie eine Schlägerei, abgesehen von kleinen Rauferein als Kind/Jugendlicher bzw. als Security. Wobei ich hier von Rauferei rede und nicht von richtigen aufeinander Einschlagen bis einer halb tod da liegt. Ich denke vielen ist nicht bewusst dass die KK/KS alleine keinen "Straßenkämpfer" ausmacht. Der beste Kampfsportler kann auf der Straße verlieren, wenn er keinen Killerinstinkt hat oder sich Gedanken macht, welche Verletzungen er dem Gegner zufügt. Ich weiß nicht warum, aber selbst als ich noch 70kg (bei 1.78m) hatte und nicht gerade muskulös war, wurde ich nie angegriffen und wenn ein Freund Stress hatte und ich bin hingegangen, sind fast alle Angreifer freiwillig gegangen. Ich denke dass hat auch daran gelegen dass ich die Leute immer beobachtet haben und teilweise auch so dass sie es gemerkt haben, sprich wenn ich fortgegangen bin habe ich fast alle die mir entgegengekommen sind von oben bis unten angesehen und in die Augen geschaut. Wenn dann irgendetwas war bin ich immer ruhig geblieben, hab dem anderen in die Augen gesehen und ganz ruhig und leise so Sachen gesagt wie "überleg dir gut was du machst, selbst wenn deine Freunde dir helfen könnte es schlecht für dich ausgehn" und es hat fast immer dazu geführt dass die Leute weggegangen sind (hätte auch anders ausgehn können :D). Die Hemmungen fallen aber mMn nach nur wenn du dich oft genug in solche Situationen begiebst. Ich persönlich rate dir davon aber ab, du wirst v.a. am Anfang sehr sehr viel einstecken (was wichtig dabei ist einen Killerinstinkt zu bekommen). Wenn du deinen Körper an den Stress "gewöhnen" willst könntest du z.B. mit deinen Freunden zelten und ihnen sagen dass sie dich mitten in der Nacht aufwecken sollen und dich vl. zu 2. oder 3. angreifen sollen und dich echt hart rannehmen (härter als beim Sparring). Ob du das willst und ob da jemand mitmacht bezweifle ich ;) Ich persönlich denke dass es für einen KKler, der im Grunde einem "Normalsterblichen" wahrscheinlich überlegen ist (wenn er keine Blockade hat), besser (v.a. fürs Ego) ist wenn er einem Kampf aus dem Weg geht und für sich selbst weiß dass er gewonnen hätte. Hemmungen ablegen und zum Schläger werden halte ich nicht für erstrebenswert. V.a. in der Zeit in der man vom friedliebenden Menschen zum Schläger wird (gewollt oder nicht) denkt man oft über die Veränderung nach und ist nicht immer mit sich selbst im Reinen. Ich bin mir sicher dass sich schon jeder einmal so etwas gedacht hat wie "den würd ich gerne niederhaun und dann bin ich der Held und alle sehn was ich für ein guter Kämpfer bin", wenn z.B. 2 streiten oder einer ein Mädl einschreit etc. Wenn man es dann wirklich tut fühlt man sich meistens nicht wirklich als Held.
*StreetA~StyleS*
15-03-2009, 12:49
Der, der am lautesten schreit, und so tut als ob er total aggressiv wäre, wird nicht blöd angemacht. (so wars z.b. bei einigen leuten die ich kenne)
immer breitbeining rumlaufen, bei den kleinsten sachen sich aufregen und Dinge gegen die Wand pfeffern, immer Leute blöd anreden,.....
So schaffen sich einige von denen ein richtiges "alibi" gegenüber anderen, obwohl sie innerlich Schwächlinge sind.
Kreuzigt mich, wenn ich nach euerer meinung falschliege, aber so ca. 70 % von diesen Typ sind so drauf.
Der Rest sind einfach leute die so aufgewachsen sind, und dabei keinerlei Emotionen wahrnehmen. Dass sind "richtige" Strassenkämpfer.
Relativ gut geklappt hat es beim Training immer wieder Gesichtsmasken überzuziehen, um das ganze zu entpersonaliseren. Dazu noch das notwendige Maß an Schutzausrüstung (bis zum Körpervollschutz wenn man in die Vollen gehen will). Dann gehts los. 
Auch schön: Du startest auf dem Boden liegend und wirst von möglichst vielen Leuten umzingelt, die Schutzausrüstung tragen aber nicht zulangen dürfen. Sie blocken den Weg so ab, dass du nur durch Schläge und Tritte rauskommst. Und jetzt los :)
Ansonsten kann man ein Drilltraining mit unerwarteten Angriffen machen. Am besten funktioniert das, wenn man ein leerstehendes Gebäude oder einen Wald zur Verfügung hat, aber auch so bringt es einen weiter, wenn aus allen Richtungen unerwartet Angriffe kommen können. Auch hier ist aber Schutzausrüstung sorgfältig auszuwählen da das Ziel ja gerade ist, die Aggressionen möglichst weit aufzubauen - Da sollte man natürlich damit rechnen, dass mit voller Kraft zugelangt wird...
Gruß,
redrat
Yasha Speed
15-03-2009, 23:23
Ich persönlich denke dass es für einen KKler, der im Grunde einem "Normalsterblichen" wahrscheinlich überlegen ist (wenn er keine Blockade hat), besser (v.a. fürs Ego) ist wenn er einem Kampf aus dem Weg geht und für sich selbst weiß dass er gewonnen hätte. Hemmungen ablegen und zum Schläger werden halte ich nicht für erstrebenswert. V.a. in der Zeit in der man vom friedliebenden Menschen zum Schläger wird (gewollt oder nicht) denkt man oft über die Veränderung nach und ist nicht immer mit sich selbst im Reinen. Ich bin mir sicher dass sich schon jeder einmal so etwas gedacht hat wie "den würd ich gerne niederhaun und dann bin ich der Held und alle sehn was ich für ein guter Kämpfer bin", wenn z.B. 2 streiten oder einer ein Mädl einschreit etc. Wenn man es dann wirklich tut fühlt man sich meistens nicht wirklich als Held.
1. wers richtig macht, merkt nicht nur selber daß er der stärkere ist. man sieht sich in die augen, bellt ein bißchen rum, und der schwächere merkt dann instinktiv, daß er keine chance hat und zieht von hinnen. kämpfen ohne zu kämpfen.
2. bei ungerechtigkeiten MUSS man einschreiten. und notfalls auch zuschlagen, daß es raucht.
man sollte nicht die augen verschließen, nur, um der eigenen gewaltlosigkeit gerecht zu werden. das ist feigheit.
markus87
15-03-2009, 23:27
2. bei ungerechtigkeiten MUSS man einschreiten. und notfalls auch zuschlagen, daß es raucht.
Das sehe ich auch so, ich habe nur gemeint, dass sich viele das schon bei Kleinigkeiten denken (wenn 2 Fremde streitn oder einer ein Mädl anschreit, nicht schlägt).
Angeregt durch diesen Thread: 
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f16/schl-ger-vs-ks-kkler-91429/
habe ich mir die Frage gestellt, wie man sich psychologisch auf den "Ernstfall Strassenkampf" vorbereiten kann. 
Ich habe nämlich ganz ähnliche Erfahrungen, wie in den Thread beschrieben, gemacht:
Ich habe zwei Kollegen, die ich weder von der Statur noch von der Körpersprache zu "Opfertypen" zählen würde, aber ständig in verbale und körperliche Auseinandersetzungen geraten oder zumindest oft kurz davor sind(nein, keine "Asis", Männer mitte Zwanzig, solide Jobs, gutes soziales Umfeld).
Ich dagegen gerate ganz selten in solche Situation und wenn, dann versuche ich ruhig, selbstbewusst und "deeskalierend" zu wirken, auch wenn mir innerlich die Pumpe geht. Denn auf der einen Seite habe ich -  auch durch die Beschäftigung mit KS/KK einen Heiden Respekt vor Straßenkämpfen. Gerade durch das Sparring weiss ich, dass es meistens keinen "Win-Win-Situation2 wird. Auf der anderen Seite bin ich beruflich ausgelastet und durch 2-3 mal die Woche Training (idR 1 mal Boxen/1-2 mal JJ bzw. BJJ ) ausgeglichen und null Aggresiv, wenn ich Weg gehe... 
 
Meine Frage: Welche Trainingskonzepte gibt es Abseits von Sparring und Randori, die natürlich aus verschiedenen Gründen unerlässlich sind (Techniken unter Stress und Schmerz am sich bewegenden und unkooperativen Objekt anwenden) den "Ernstfall Straßenkampf" psychologisch zu trainieren??
Gab es nicht !zum Beispiel! mal von Paul Vunak so ein "Killer instinkt" Programm?
wenn ja, was sind die Inhalte, sind diese verwertbar und wo kann ich das Bekommen?
Ich habe da für mich einen Trick entwickelt psychologisch!
Ich gebe nach dem Gesetz, dass besagt das in Deutschland
das Gewaltmonopol beim Staat liegt. Ergo darf keiner Mensch
gewalt ausüben und sollte das passieren das jemand gewalttätig
wird. Raste ich kontrolliert aus und mache den Gegner alle!
Natürlich Notwehrkonform! Das lief bis jetzt auch ganz gut,
aber ich bin in einem Alter wo man nicht so oft in Schlägereien
verstrickt ist.
Helmut Gensler
22-03-2009, 09:27
Mein Ansatz ist etwas anders: wer nicht kämpfen muss, hat immer gewonnen.
Also vor einem potentiellen Kampf schon der Sieger sein ist das Ziel.
Was können Leute, die unbehelligt durch jede Menschenmenge gehen können?
Nimm doch mal Kontakt mit Leuten aus dem freien Tanz, Schauspiel, Motopädagogik etc auf und besprecht Körpersprache, Körperhaltung und deren "europäische" Bedeutungen... 
Das bringt ganz neue Ideen und verblüffende Ergebnisse.
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