Verschiedene 38er Chen-Formen...?! [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Verschiedene 38er Chen-Formen...?!



scarabe
01-05-2009, 14:41
Hier mal bewußt Unterschiedliches, es geht mir nicht um be- oder abwerten, sondern mehr darum, zu erfahren, wieviele verschiedene 38er es gibt, von wem und wie entstanden usw. würde mich über Euer feedback und euer Wissen darüber freuen:

GM CXW:
YouTube - 3366?? ???? ??? ?? (????38?) (http://www.youtube.com/watch?v=foN6wCL3zUU&feature=channel_page)

eine Wettkampfform:
YouTube - Chen Style Taiji Quan 38 form ?????38? (http://www.youtube.com/watch?v=6E6XPwRkQ3Q&feature=related)

auch interessant und ähnlich:
YouTube - Chen Style Taiji Quan 38 Form?????38? (http://www.youtube.com/watch?v=kSR21Zk25wE&feature=channel_page)

viel Spaß!

qinghuajia
01-05-2009, 16:00
Prinzipiell kannst Du soviele verschiedene Taijiquan-Formen entwickeln, wie Du lustig bist und es ist auch nicht auf 38er-Formen begrenzt.
Die Bewegungen, die Du neu hinzufügst, müssen halt Yin-Yang-Komponenten enthalten und der durch die Bewegungen erzielte "Qi-Fluß" muss in das Gesamtbild der Form passen.
Bei Meistern, die neben Taijiquan noch Meister eines anderen Gong-Fu-Stils sind, kann man das sehr häufig beobachten, dass sie Elemente aus ihrer anderen Kunst in ihr Taijiquan mit aufnehmen.

Ein großer Teil der Taijiquan-Community runzelt darüber zwar die Stirn und wertet solche Formen als "schlechtes Taijiquan" ab, aber eigentlich ist meist genau das Gegenteil der Fall. Jedoch sollten die hinzugefügten oder geänderten Elemente auch einen Sinn haben.

Von den Formen, die Du gepostet hast, finde ich die zweite sehr schön.

scarabe
01-05-2009, 20:55
ich fand das insofern interessant, als mir mal ein Lehrer, der die Meister der Chen-Familie auch persönlich kennt, erzählte, daß CXW u.a. deshalb nach Australien auswanderte, weil sich die chin. Regierung in seine Entwicklung der 38er einmischen wollte.
Um seine Form nicht anders gestalten zu müssen, als er geplant hatte, soll er sich ins Ausland zurückgezogen haben. Andere sagten, dies wäre ein Gerücht und die 38er Form in china wäre immer dieselbe. Interessant hier finde ich, daß es sich ausgerechnet um verschiedene 38er Formen handelt, es hätte ja auch eine 36er oder 40er Form werden können.

Neben den Taiji-Prinzipien sollte (wie von Dir schon erwähnt) bei der Entwicklung einer Form auch auf guten Bewegungsfluß geachtet werden, ebenso, wie darauf, daß Taiji eine Innere KK ist und dementsprechend auch Aspekte des inneren Energieflusses eine gute Form ausmachen- das geht meiner Meinung nach über das reine Einhalten des Yin Yang Prinzips hinaus.
Dieser Aspekt wird leider in einigen Formenkreationen, wie auch in vielen Schulen sträflich vernachlässigt. Bei vielen Meistern, die meinen, eine Form entwickeln zu müssen, ist die Triebfeder auch einfach nur das Ego, während das, was an Formen herauskommt, von der Gesamtharmonie und dem Inneren Aspekt nur selten wirklich eine Bereicherung ist. Wohin führt das? zu irgendwann ein paar hundert verschiedenen Chen-Formen?

Beispiel die etablierte 56er Retortenform: Entwickelt vornehmlich aus den Xinjias sieht man doch selbst in den Wettkämpfen seltenst wirklich gutes Fajin und dementsprechend oft wird auch sonst die Form rein äußerlich und sozusagen "leer" gelaufen- von Leuten, die damit eigentlich überfordert sind, ohne daß sie sich dessen bewußt sind.
Statt Dan Tien power gibt es dann ein extra an "knee-shaking" und allein schon das wiederholte "Abreißen des Seidenfadens" bei sehr vielen Wettkämpfern, deren Entwicklung noch nicht fortgeschritten genug für die teils sehr "manirierte" Bewegungsausführung, ist für gutes Taiji eher contraproduktiv.

Ich habe in einem meiner posts mal geschrieben, daß sich bei mir trotz 56er und zweier Schwertformen, die teils auch schnell gelaufen werden, energiemäßig immer dann am meisten tut, wenn ich die gute alte Laojia gemütlich (oder auch mal schneller) vor mich hin laufe, oder selbst bei CXWs "einfacher" 19er tut sich mehr, als bei den "spektakulären" anderen Formen... Das zeigt natürlich, daß ich von der inneren Entwicklung eigentlich noch nicht weit genug bin, um aus der 56er wirklich den Wert, den man aus Taiji ziehen kann, herauszuholen (sofern das bei dieser Form überhaupt jemand kann).

Ich denke, so wäre das bei sehr vielen Taiji-Spielern, wenn sie ehrlich in sich hineinfühlen. Natürlich diejenigen ausgenommen, deren innere Entwicklung so weit fortgeschritten ist, daß sie eigentlich kaum noch Bewegungen brauchen, um den enttsprechenden inneren Energiefluß zu erreichen.

Obwohl alle drei 38er Formen interessant sind, gefällt mir dann doch die schlichte Version von GM CXW am besten, wohl auch wegen des Hintergrundwissens, daß keiner der anderen Spieler auch nur entfernt an dessen innere Entwicklung heranreicht... Wobei für Edward Mak natürlich die obige Kritik nicht gilt, er kann seine Formen durchaus elegant und ohne og Probleme performen... und sein Schüler zeigt meiner Meinung nach deutliche Unterschiede, d.h., öfters mal leere Bewegungen...

shi-jen-bo
10-05-2009, 14:15
Der erste Film zeigt die 38er Form.

Film 2 zeigt eine andere: de 75er.

Film 3 hat den Anfang der 75 - ist vielleicht mit der Kanonenfaust-Form kombiniert...

Es kann hier also nur die Art der Ausführung verglichen werden. Diese ist wirklich sehr unterschiedlich. Gerade das finde ich selber immer sehr spannend.

Heping
10-05-2009, 20:52
@ Shi-jen-bo:
Das ist nicht die 75er (wäre ja Lao Jia). Die Bewegungen sind aber vor Allem dem Xin Jia zuzuordnen (was dann der 83er entsprechen würde). Es handelt sich aber um eine Vorführ- oder selbst zusammen gestellte Kurzform.

@ Scarabe:
Ich glaube Dir bereits auf Deinen früheren Post geantwortet zu haben, dass das Gerücht mit der 38er nicht stimmen kann und dies auch begründet. Nachweislich wurde die 38er in den frühen 80er Jahren zusammengestellt, CXW hat aber China erst 1990 verlassen. Wenn Du's immer noch nicht glauben willst: Das Buch heisst Chen Style Taijiquan (Mit einem 1. Teil von Feng Zhiqiang und einem 2. Teil von CXW), erschien 1984 bei der Hai Feng Publishing Co. und hat die ISBN 962-238-016-6. Ich hab's auch schon bei Amazon gesehen.

Das mit der Zahl 38 kann daran liegen, dass 3, 6 und 8 Glückszahlen in China sind und deshalb oft für Formen benutzt wird. Es gibt z.B. auch eine 36er Chen-Form und würde den Glückszahlen wiederum entsprechen.

scarabe
10-05-2009, 22:57
Es erstaunt mich ein wenig, wie man die 75er oder auch Laojia Yilu - DIE ALTE BASISFORM, die im Chen Taiji eigentlich jedermann als erstes lernen und kennen sollte- mit der oben gezeigten 38er verwechseln kann, das sind ja nun wirklich gewaltige Unterschiede.
Den ersten Teil der Laoja kannst du übrigens in meinem Thema "Taiji-Trainingsvideo" sehen- zwar etwas langsamer, als ich sie gerne laufe, aber eben doch in korrektem Tempo, denn diese Form wird zunächst mal langsam und gleichmäßig ausgeführt, nur mit schnellen Punches oder Kicks, im Gegensatz zu z.B. den Xinjias, die in flotterem Tempo und mit mehr Tempounterschieden gelaufen werden. (nach entsprechender äußerer und innerer Entwicklung des Spielers, Fajin... einer der Chen-Großmeister soll mal gesagt haben, wenn die Laojias vergleichbar sind mit Pistolenschüssen, sind die xinjias Maschinengewehrsalven). Ist natürlich schade, daß gewisse Schulsysteme Taiji fast rein äußerlich unterrichten und ihren Schülern weis machen, ein wiederholtes, schnelles Formenrennen und Sammeln möglichst vieler Formen brächte auch die angestrebte Entwicklung in dieser KK...
da kommt es dann zu speltakulär tiefen Ständen mit überbogenen Knien und verdrehten Oberkörpern, unkontrolliert hohem Tempo, keiner weiß, wo eine Bewegung beginnt und wo die nächste, geschweige denn, wie die Bewegungen heißen und worauf es in ihren Anwendungen ankommt.... und bei jeder zweiten Bewegung reißt sowieso der Seidenfaden ab (aber das macht nichts, denn die Schüler wissen sowieso nicht, was das ist, geschweige denn, daß sie es fühlen können) -und ahnungslose Zuschauer finden es auch noch toll, weil es interessant und schwungvoll aussieht- während das ruhigere, gehaltvolle und vor allem korrekte Taiji wirklich großer Meister (was man fühlen kann, sobald man den Raum betritt und nach dem Üben auch intensiv im eigenen Körper, beim Üben von Anwendungen sowieso), oftmals von denselben Leuten und Schülern als fad und langweilig abgetan wird ... Schade um den Zeit- und oft auch Knochenaufwand der so Lernenden...

Die obige Form erinnert auch mich mehr an die Xinjia (und vgl. 56er, also eine Retortenform, die wie beschrieben aus möglichst "spektakulären" Elementen hauptsächlich der Xinjia zusammengestellt wurde, um vor allem optisch zu beeindrucken.) Was oftmals eben auch bedeutet, daß dieses Taiji auf sein rein äußeres Formenlaufen reduziert wird und die inneren Aspekte vernachlässigt werden.
Die dritte Form wird übrigens von einem Schüler des Meisters, der die zweite 38er zeigt, gelaufen, nur eben etwas "individuell-schlechter", finde ich.

Wenn man bedenkt, daß bei einer innerern KK wie dem Chen Taiji das äußere Formenlaufen ja eher sowas wie die Spitze des "Eisberges" ist, also das wirklich Wesentliche im Körperinneren geschieht, ist das natürlich eine bedauerliche Beschneidung dieser Kampfkunst, die neben dem sanften "Wolkenhände-Wellness-Mythos" oder der Idee, bei Taiji müßte man nicht hart punchen oder kicken können und SV oder Qinna gäbe es da sowieso nicht, weiteren Mißverständnissen über Taiji Tür und Tor öffnet. (da könnte man statt IMA ja gleich bei äußerem Wushu, Akrobatik oder Gymnastik bleiben)

@ Heping: Hab dir eine pn geschrieben