Naha-Te und Shuri-Te [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Naha-Te und Shuri-Te



Bessa-Wissa
09-06-2009, 10:29
Moin,

in letzter Zeit beschäftigte ich mich des öfteren mit der Entstehungsgeschichte von verschiedenen KKs.

Jetzt bin ich beim Karate auf Naha-Te und Shurit-Te gestoßen und werde net ganz daraus schlau auf Wiki und co.

Meine Fragen:

Haben sich beide Stile durch chinesische Einflüsse entwickelt, oder gilt dies primär nur für das Naha-Te?

Ich habe gehört das Naha-Te basiert eher auf Kraft, während des Shuri-Te eher auf Geschwindigkeit basiert?

Wie kann ich mir das anhand von Angriffstechniken vorstellen? Mehr Körperspannung beim Naha-Te?

Huangshan
09-06-2009, 11:02
Hi

Okinawa,Ryu Kyu Inseln:Naha-Te, Shuri-Te,Tomari-Te , Motobu-ryu Udundi(Kampfkunst des Koeningshauses),Nanpa Shorin Ken(Quan Fa)

Auf dieser Seite aus Okinawa wird alles erklaert!

Karate and Martial Arts with Weaponry (http://www.wonder-okinawa.jp/023/eng/)

janfoo
09-06-2009, 12:14
Einige Technische differenzen sind mir mal aufgefallen:
Shuri -Te scheint Techniken zu betonen, bei denen eine Abwehr schnell einem Angriff mit derselben Hand werden kann.
Beispiel: Shuto-Uke aus den Pinan/Heian/Bassai-Dai Kata (http://www.youtube.com/watch?v=5KuDNJN74gY)

Ausserdem scheint der weg "in" den Gegner wesentlich direkter und mehr "nach vorne" zu sein. Beispiel: Pinan Bunkai mit Iain Abernethy (http://blog.iainabernethy.com/wp-content/uploads/2007/12/iain-in-munich-nov-07.wmv) (wmv)

Naha-Te arbeitet wesentlich mehr mit runden Techniken, die die Kraft des Gegners aufnehmen oder umleiten (video 1 (http://www.youtube.com/watch?v=Gpdp7bE8J2Y) (ist zwar pan-gai-noon ryu, nur entfernt mit naha-te verwandt) sollte das ausreichend demonstrieren, Video 2 (http://www.youtube.com/watch?v=NCoIyNi0Xq4) behandelt das Thema indirekt, ist aber interessant anzusehen.

Samurai85
09-06-2009, 12:35
das Naha-Te unterliegt noch mehr den chinesischen KK-Einfluss (bsp. Mawashi-Uke)

shorinryuchemnitz
28-07-2009, 13:33
Einige Technische differenzen sind mir mal aufgefallen:
Shuri -Te scheint Techniken zu betonen, bei denen eine Abwehr schnell einem Angriff mit derselben Hand werden kann.
Beispiel: Shuto-Uke aus den Pinan/Heian/Bassai-Dai Kata (http://www.youtube.com/watch?v=5KuDNJN74gY)

Ausserdem scheint der weg "in" den Gegner wesentlich direkter und mehr "nach vorne" zu sein. Beispiel: Pinan Bunkai mit Iain Abernethy (http://blog.iainabernethy.com/wp-content/uploads/2007/12/iain-in-munich-nov-07.wmv) (wmv)

Naha-Te arbeitet wesentlich mehr mit runden Techniken, die die Kraft des Gegners aufnehmen oder umleiten (video 1 (http://www.youtube.com/watch?v=Gpdp7bE8J2Y) (ist zwar pan-gai-noon ryu, nur entfernt mit naha-te verwandt) sollte das ausreichend demonstrieren, Video 2 (http://www.youtube.com/watch?v=NCoIyNi0Xq4) behandelt das Thema indirekt, ist aber interessant anzusehen.

Hallo Bessa-Wissa,
wie Huangshan schon geschrieben hat...
ich hab es mal rausgesucht...

<Zitat>
Today's concept of ryu was developed at the start of the 20th Century. Before that, the styles were divided into Shuri-te (later Shorinji-ryu, Shorin-ryu, etc.), Naha-te (later Goju-ryu, etc.) and Tomari-te (later Matsubayashi-ryu, etc.) They were all named after the features of their kata, traditional place-names, and so on. There were also the Ryuei-ryu and Pangainun-ryu (later Uechi-ryu) schools, which originated in Nanpa Shorin Ken from China.<Zitat Ende>
Quelle: http://www.wonder-okinawa.jp (http://www.wonder-okinawa.jp/023/eng/003/001/index.html)

Zu beachten das beim Goju-ryu nicht die japanische Variante gemeint ist.

Etwas verallgemeinert kann man aber sagen das beim Shorin-ryu dynamische direkte Techniken unter der Verwendung von Atemi relativ natürliche Stände und eine Gleichzeitigkeit von Ausweichen, Abwehr und Angriff in einer Zeit zur Anwendung kommen.

Im Goju-ryu stabile starke Stände (was nicht heißt das dies im Shorin-ryu nicht der Fall ist) und daraus resultierend die Notwendigkeit die Kraft aus den Angriffen zu nehmen in dem man diese am eigenen Körper vorbei leitet.
Ich übe selber kein Goju-ryu vielleicht kann dir dahingehend noch jemand anderes mehr zu sagen. Also meine Aussagen bezüglich Goju-ryu unter vorbehalt.

Die Stärkung des Tanden (Hara) wird in allen Methoden des Okinawa Karate durch Atem- und Kraftübungen angestrebt.

Da aber auch in den Okinawanischen Karatestilen Abhärtungsübungen des gesamten Körpers (z.B. Kata Kitae oder Kote Kitae) geübt werden gehört das Annehmen von Trefferwirkung oder durch Abwehrbewegungen abgeschwächte Trefferwirkung mit dazu.

Gruß

chrisdz
28-07-2009, 15:25
Meine derzeitige Lektüre geht auf dieses Thema mit viel Hintergrundwissen ein:

Kenei Mabuni
Leere Hand - Vom Wesen des Budo-Karate
hg. von Carlos Molina
Palisander-Verlag, Chemnitz, 2007

Der Autor geht sehr detailliert auf die Beziehung zw. Jigen-Schwerttechnik und Shuri-Te ein und betont, daß Shuri-Te ausschl. darauf ausgerichtet ist, einen Satsuma-Samurai, der dieser Schwertkunst mächtig war, mit einem einzigen Schlag zu stoppen und zu töten.

Und während das Naha-Te eher Nahkampftechniken vermittelt, ist Shuri-Te eher ein Kampf auf Distanz.

Das Tomari-Te hast Du außen vor gelassen.

shorinryuchemnitz
28-07-2009, 16:16
Das Tomari-Te hast Du außen vor gelassen.

War das an mich gerichtet?

Tomari-Te, Shuri-Te, Naha-Te bezeichnen eigentlich die Orte (Städte) auf Okinawa an denen diese Art von Okinawa Karate geübt wurden. So ist z.B. das Shorin-ryu in seinen unterschiedlichen Stilrichtungen eine Mischung aus Tomari-Te, Shuri-Te.

Unter http://www.budokan-ev.net (http://www.budokan-ev.net/karate/karate-geschichte/65-shuri-te-tomari-te.html) gibt es auch noch einen kleinen Überblick.

Grüße

Holzkeule
29-07-2009, 12:33
...betont, daß Shuri-Te ausschl. darauf ausgerichtet ist, einen Satsuma-Samurai, der dieser Schwertkunst mächtig war, mit einem einzigen Schlag zu stoppen und zu töten... ist Shuri-Te eher ein Kampf auf Distanz.

Könnte man dann sagen daß diese " Sicherheitsdistanz " bei vielen Karaterichtungen nur ein Überleibsel aus den Zeiten ist wo man außer Reichweite des Schwertes bleiben wollte ?

shorinryuchemnitz
31-07-2009, 15:22
Könnte man dann sagen daß diese " Sicherheitsdistanz " bei vielen Karaterichtungen nur ein Überleibsel aus den Zeiten ist wo man außer Reichweite des Schwertes bleiben wollte ?

Welche Sicherheitsdistanz?:ups:

Es gibt min. 3 Kampfdistanzen in einer KK die auch die Beine mit einsetzt vielleicht sogar 4 oder 5, wenn man die Distanz in der man garnicht mit seinem Übungspartner/Gegner interagiert und den Bodenkampf/Haltegriffe Würfe und Würgen dazu zählt.

Distanz 0 - keine Kampfdistanz oder Ausweichdistanz
Der Übungspartner/Gegner hat keine Chance mich zu berühen oder zu verletzen

Kampfdistanz 1 - weite Kampfdistanz
der Abstand zwischen den Übungspartner/Gegner ist so das sie sich mit Fußtritten/blöcken attackieren können.

Kampfdistanz 2 - mttlere Kampfdistanz
der Abstand zwischen den Übungspartner/Gegner ist so das sie sich mit Fauststößen/Schlägen, Armblöcken attackieren können.

Kampfdistanz 3 - nahe/kurze Kampfdistanz
der Abstand zwischen den Übungspartner/Gegner ist so das sie sich mit Ellenbogenschlägen/blöcken und Knietritten attackieren können.

Kampfdistanz 4 - sehr nahe Kampfdistanz
der Abstand zwischen den Übungspartner/Gegner ist kaum vorhanden,
es wird mit Würfen, Hebeln, Umklammerungen/Festhalten und Würgen gearbeitet und gerungen.

Diese Distanzen sind fließend in den Übergängen und je Art der KK (Karate, WT, MT, etc.) und nach eingesetzter Technik (bewaffneter oder unbewaffneter Kampf) unterschiedlich da zur Reichweite der Gliedmaßen noch die Reichweite einer möglichen Waffe hinzukommt.

Gut beobachten kann man aber das bei den KK die Vollkontakt üben, die Distanzen eher kürzer sind, also mehr am Mann und die KK mit Null- oder Semikontakt riesige Distanzen von 2m und mehr bei einem Angriff überbrücken. Dies hat aber nichts mit einer "Sicherheitsdistanz" als "Überbleibsel" aus den alten Zeiten zu tun in denen der Kampf gegen einen schwer bewaffneten Samurai ohne Waffen geübt wurde, sondern liegt in der Natur des Wettkampfsports.

Außerdem hat man gegen einen Gegner mit Schwert nur einen einzigen Angriff, wozu also eine Sicherheitsdistanz?
Wenn der erste Angriff scheitert ist der Kampf vorbei und man ist tot, hat er geklappt ist der andere tot.

In den traditionellen okinawanischen Karatestilen hat man es auch eher mit den kürzeren Kampfdistanzen des Vollkontaktes zu tun (es wird ja auch oft Vollkontakt geübt nur nicht als Wettkampfsport).:)

Gruß

Holzkeule
02-08-2009, 11:48
Außerdem hat man gegen einen Gegner mit Schwert nur einen einzigen Angriff, wozu also eine Sicherheitsdistanz?

Hm na vielleicht will man erst ein bischen um ihn rumhopsen daß er in die Luft schlägt und startet dann in einer Lücke schnell seinen Ikken Hisatsu. ?

Mit Sicherheitsdistanz mein ich so die Sachen 0 und 1. Also daß er zumindest nen Schritt machen muß um den Übungspartner zu erreichen.Machen keinen Wettkampf und eigentlich auch eher Okinawastyle.Aber vielleicht schwappt das so von den Mainstreamrichtungen immer ein bischen rüber..
Find ich manchmal ein bischen irritierend.

janfoo
03-08-2009, 01:05
Warum bei Distanz 0 nicht einfach wegrennen? Der Samurai ist warscheinlich schwerer gekleidet und hat noch sein Schwert dabei. Für Präventivschläge könnte ich mir die längeren, dynamischen Stände allerdings ganz gut Vorstellen.

Die Theorie, dass das Japanische "lange" Karate nach Okinawa zurückgeschwappt ist, wird übrigens auch von McCarthy vertreten... scheint also was dran zu sein.