Undeutscher Boxstil [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Andreas
10-06-2009, 13:08
Vor dem Portal der Roten Flora in Hamburg erinnert seit dem vorletzten Wochenende ein Stolperstein an den von den Nazis ermordeten Profiboxer Johann »Rukeli« Trollmann: (http://jungle-world.com/artikel/2009/23/35222.html)

Was haltet ihr davon? Ich finde es ein sehr schönes Zeichen, dass sich dich Boxwelt - auch wenn sowas natürlich nicht gutzumachen ist, sich beim quasi "entschuldigt".

MatzeH
10-06-2009, 13:16
Fand die "Stolpersteine" schon immer ein gutes Konzept um unaufdringlich zu erinnern.

Dr. Fighter
10-06-2009, 13:31
Trollmanns innovative, den Boxstil Muhammed Alis vorwegnehmende Art zu kämpfen brachte ihm viele Anfeindungen ein, sein Boxstil wurde als »undeutsch« denunziert.
Unfassbar. :ups:

Früher war alles besser.

Lars´n Roll
10-06-2009, 13:40
Fand die "Stolpersteine" immer schon immer ein gutes Konzept um unaufdringlich zu erinnern.

Stimme zu! Habe kürzlich in nem Hotel übernachtet, vor dem diese "Stolpersteine" daran erinnerten, dass dort einmal eine jüdische Familie lebte, die in´s KZ verschleppt und ermordert wurde.
Das bringt die Sache vor allen Dingen auf ne viel menschlichere Ebene als z.B. das Berliner Holocaust Mahnmal, das mich eher an diesen "viele Tote = nur ne Statistik" Spruch denken lässt, der Stalin zugeschrieben wird.

fallobst
30-06-2010, 21:47
Das blieb hier irgendwie wenig beachtet, deshalb ein schon älterer, aber ganz guter Artikel zum Thema:
das Netzbuch: Späte Gerechtigkeit: Der Fall Johann Wilhelm Trollmann (http://www.das-netzbuch.de/article/1200/spte-gerechtigkeit-der-fall-johann-wilhelm-trollmann)

Der Mann in schwarz
05-07-2010, 10:08
In der Gedenkstätte Neuengamme wurden 2008 auf Tafeln exemplarisch Häftlinge und ihre Lebensläufe vorgestellt. Unter ihnen auch Trollmann.
In einem später folgenden Reflektionsgespräch mit Schülern nach Besuch der Ausstellung wurde von der Museumspädagogin u.a. auch nach Trollmann gefragt.

Gruß,

Schwarz

Klaus
05-07-2010, 16:25
Die Geschichte macht einen einfach nur wütend.

chrizs
14-07-2010, 18:46
Er wurde von nem Mithäftling erschlagen!
Trotzdem schöne Erinnerung!

Qidun
18-07-2010, 10:01
Vor dem Portal der Roten Flora in Hamburg erinnert seit dem vorletzten Wochenende ein Stolperstein an den von den Nazis ermordeten Profiboxer Johann »Rukeli« Trollmann: (http://jungle-world.com/artikel/2009/23/35222.html)

Hallo Andreas!

Danke für diese Information. Demnach war also Johann Trollmann der Erfinder des "Peek-a-boo-"-Boxstils und NICHT Cus D'Amato?!



Was haltet ihr davon?

Den Stolperstein und die nachträgliche Anerkennung finde ich gut.



Ich finde es ein sehr schönes Zeichen, dass sich dich Boxwelt - auch wenn sowas natürlich nicht gutzumachen ist, sich beim quasi "entschuldigt".

Ja.

Ich werde auf eines meiner Boxhemden hinten die Aufschrift "Rukeli" mit Applikationsbuchstaben aufnähen.

Viele Grüsse, Qidun.

Balado
03-08-2010, 21:04
Würde eher sagen, dass sich der peek a boo Stil einfach mit der Zeit entwickelt hat und Amato, der erste war, der diesen Begriff gebrauchte und genauer beschrieb. Schon bei Jack Dempsey oder phillipinischen Boxern, die den pinoy-Boxstil pflegten, war peek a boo ansatzweise zu erkennen.

By the way: habe hier noch einen Artikel über Trollmann gefunden als Ergänzung

Boxer Johann Trollmann wurde Opfer der Nazis: Porträt ? Sinto kämpft im Konzentrationslager ums Überleben (http://boxen.suite101.de/article.cfm/boxportraet_johann_trollmann_opfer_der_nazis)

Leider gab es noch mehr Boxer, die den Nazis im KZ zum Opfer fielen:

Holocaust - die Schicksale verfolgter KZ-Boxer: Viele Sportler fielen im Konzentrationslager den Nazis zum Opfer (http://boxen.suite101.de/article.cfm/holocaust_die_schicksale_verfolgter_kzboxer)

Саша
03-08-2010, 21:10
der erste boxer der was mit peek-a-boo zutun hatte war Floyd Patterson !!

Cornholio
03-08-2010, 23:07
Das Klima im Nachkriegsdeutschland ist noch immer ressentimentgeladen. Es gibt weder eine Entschädigung noch eine Anerkennung für die erlittene Verfolgung. Im Gegenteil, die Deportationen in Konzentrationslager werden immer wieder als überwiegend kriminalpolizeilich Präventionsmaßnahme bezeichnet.
1956 urteilte der Bundesgerichtshof (BGH) noch, dass »Zigeuner« zu Kriminalität, Diebstählen und Betrügereien neigten. Mit dieser Begründung wurde die Klage auf Entschädigung einer 1940 in das so genannte Generalgouvernement deportierten Frau abgewiesen.

Jakob Bamberger war 49 Monate in KZ-Haft. Seine Frau und die meisten seiner Angehörigen wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Nach dem Krieg musste Jakob Bamberger jahrelang prozessieren, um 1969 eine kleine „Wiedergutmachung“ und eine Mindestrente zu bekommen. Ein Nierenschaden, der durch die Meerwasserversuche verursacht war, wurde jahrelang von den Ämtern als Sportverletzung eingestuft.

"Das Klima im Nachkriegsdeutschland ist noch immer ressentimentgeladen."
ist ein widerlicher Euphemismus für "die selben Arschlöcher saßen zum Großteil immer noch in ihren Ämtern".
Evtl. auch für "Fairness können wir uns nicht mehr leisten".

Raging Bull
04-08-2010, 22:30
"Das Klima im Nachkriegsdeutschland ist noch immer ressentimentgeladen."
ist ein widerlicher Euphemismus für "die selben Arschlöcher saßen zum Großteil immer noch in ihren Ämtern".
Evtl. auch für "Fairness können wir uns nicht mehr leisten".

Da hat sich net soo wahnsinnig viel geändert.

Die Justiz war und ist voller Vorurteile.

Btw: Man benutzt nach wie vor den Begriff "Landfahrer" für Sinti und Roma in der Justiz. Eine Erfindung der Nazis. Wobei ich mich immer frage, wofür derartige "Identitätsbegriffe" eigentlich benutzt werden. Entweder hat einer ne Straftat begangen oder nicht. Die ethnische Gruppe spielt dabei imo keine Rolle.

Gibts da net irgend so ein unbedeutendes, kleines Gesetz welches besagt, das alle Menschen vor dem Gesetz gleich seien?