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Vollständige Version anzeigen : Das grosse Wort - "Budo"



jkdberlin
01-07-2003, 17:42
Anlässlich der aktuellen Diskussionen hier am Board, aber auch anlässlichen der vergangenen Diskussionen zu diesem Thema und der daraus immer noch unbefriedigten Neugier von mir:

- Was ist Budo?

- Was gehört da rein, was nicht?

- Was bedeutet es? Was nicht?

- Wie beeinflusst es Leben, Kampfkunst, Umwelt?


Bitte in allgemein-verständlichen Worten, nachvollziehbar und ohne bedeutungslose Plattitüden.
Danke ;)

Grüsse

Dao
01-07-2003, 18:42
Hi Frank,

Budo ist für mich Kunst des Lebens (Lebenskunst schöner ausgedrückt) und zielt in erster Linie darauf mich selbst und meine Stärken und Schwächen zu finden. Die Überwindung der elementaren Angst (vor dem Tod) durch Selbstdisziplin, Training, Grenzerfahrungen,... lassen mich eine innere Haltung finden und helfen mir bei der Formung meiner Persönlichkeit.
Budo ist ein universeller Begriff (Körper, Geist und Seele), der es gar nicht zuläßt ein- und auszuschließen (kognitive Wertung). Ein Gleichgewicht stellt sich erst dann ein, wenn die drei Bereiche als Einheit erlebt werden. Eine Trennung in mir, in Du, Ich Umwelt, ... wird nicht mehr gesucht.
Ein Weg zum Budo wird für mich erst sichtbar, wenn ich bereit bin den "Peaceful Mind" in mir zu entwickeln. Zen ist ein Methode der Generierung hin zu diesem PM. Der Kampf gegen den Gegner wird beendet, richten ihn vielmehr gegen sich. Das nicht haben wollen, nicht bewerten wollen, so stehen lassen können, als das was die Realität ist, zeigt den Menschen mit großer Ausstrahlung.
Und diese ist spürbar. Die Befreiung des Ichs (Zazen) aus der Gefangenschaft gibt mir die klare Sicht, einen Weg aus den Vorurteilen.
Qigong, als Methode, ist ein Weg der mir meine inneren Kräfte spüren und daran arbeiten läßt. Also innere Arbeit!
Mein Leben ist in seiner ganzen Qualität von dieser Einstellung geprägt. Die Suche und hoffentlich das Finden des PM ist Aufgabe genug, der mein Leben, die KK und damit auch die Umwelt mitformt.
Aufrichtigkeit, Achtsamkeit, ... sind Teil des PM.
Wenn ich es noch einmal lese, merke ich schon das es sehr schwierig ist darüber zu schreiben, es zu begreifen.
Hoffe es wirkt nicht zu platt, da es ein so großes, breites und universelles Thema ist!
Mach mal den Anfang.

Thorre
01-07-2003, 20:12
Hallo Frank und Peter,

das was Du geschrieben hast, Peter, entspricht ziemlich genau meinem Gefühl.

Ich will es aber noch allgemeiner formulieren: Budo hat für mich etwas mit der inneren Form zu tun. Kampfsport hingegen hat etwas mit der äußeren Form zu tun. Ich glaube, man kann über den Sport zum Budo kommen, allerdings erst, wenn das Innere ebenso wichtig geworden ist, wie das Äußere.

Mit besten Grüßen
Thorre

Jibaku
01-07-2003, 20:18
Hm, ich benutze Budo als einen Überbegriff, eigentlich "Gendai Budo" für diejenigen Japanischen Kampfsysteme die sich in Abgrenzung vom "Koryo Bujutsu" bei dem eine evtl. Wegschule nicht Systemimanent war und vornehmliches Ziel die Efektivität im kampf war, im letzten drittel des 19. Jahrhunderts bis ca. 1950 im Hinblick auf eine, wie auch immer geartete Charakterschulung entwickelt haben.
Sportlichkeit muß dieser Sicht nicht entgegenstehen, denn auch Sport kann durchaus unter diesem Gesichtspunkt betrieben werden. Auch muß ein System nicht orginär Japanisch sein, wohl aber durch die erkenntnisidee des "Dogedankens" und die Bujutsutradition beeinflusst sein (Z.B. Karate).

Schwierigkeiten ergeben sich durch dieses "Definition" bei allen aus den Ursprungssystemen später nicht mehr in Japan entstandenen Systemen, ich neige dazu diese eher als Budobeeinflusst denn als Budo selbst zu bezeichnen.
Versportlichung sehe ich eigentlich nicht als Ausschlußkriterium per se.

Die westliche Lexikondefinition versteht unter Budo schlicht einen Überbegriff über alle Japanischen Kampfsysteme mit Wertebildendem Charakter.

Letztlich definiert sich Budo für mich auf Basis einer gewissen Traditionslastigkeit im Hinblick auf Do und Bujutsu durch eine geographische Einschränkung (Japan), durch eine temporale (Ca. 1870-1950) und durch eine doppelte inhaltliche Bestimmtheit (Kampf und Charakter).
was sicherlich aber nicht vollkommen abschließend ist und jeden Einzelfall mit erfasst.

Das zu den ersten drei Fragen von Frank, die dritte kann ich nicht beantworten .

Franz
01-07-2003, 20:41
Budo und das chinesische WU Shu sind die gleichen Zeichen
und stehen für Kriegskunst.

Eine Interpretation wäre diese:
Budo sind die Künste der früheren Krieger = Samurai die dem Bushido gefolgt sind dem Weg der der Krieger

Das schließt zum einen die Sportarten aus zum anderen engt es auch die Künste schon mal ein!

So und nun schreit auf :D

jkdberlin
01-07-2003, 21:33
Hmmhmm, also doch schon so viele unterschiedliche Interpretationen...

Auf der einen Seite die Suche nach einer "inneren Einstellung" die scheinbar nix mehr mit Kampfkunst zu tun hat.

Auf der anderen Seite ein Oberbegriff für japanische Kriegskünste.

Wie "integriert" man Gedanken und Werte, die unserer Kultur doch scheinbar so fremd sind? Verfälscht man sie nicht dadurch? Wie will mand eren Sinngehalt erkennen und deutenm, wenn die sozialen, kulturellen, religiösen und historischen Grundlagen fehlen oder grundverschieden sind?

Grüsse

Jibaku
01-07-2003, 21:45
Hmmhmm, also doch schon so viele unterschiedliche Interpretationen...

Na ja, in dieser Bandbreite nur Vordergründig, denn eigentlich wurden hier zwei verschiedene Fragen beantwortet, indem einmal versucht wurde eine Begriffsdefinition zu finden und auf der anderen Seite die Frage nach der persönlichen Bedeutung Gegenstand der Ausführungen war.
So muß man Denknotwendig zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Nicht nur bei Budo, genauso auch bei scheinbar einfachen Begriffen (Sport, Fußball, Literatur etc.).

jkdberlin
01-07-2003, 21:52
Hmm, okay, für die einen ist der Begriff also nur der Sammelbegriff für japanische Kriegskünste. Für die anderen ist es ihr Leben, eine Bedeutung in jeder Facette des täglichen Seins.
Ein Konglomerat aus Rekigion und sozial-kulturellem Verhalten.

Aber passt das? Wie macht man das passend?

Grüsse

Franz
01-07-2003, 21:52
vielleicht in dem man zur Rechersche nach Japan geht und
versucht den Ursprung zu finden sowie die Bedeutung in Japan ?

Back to the roots :)

Dao
01-07-2003, 23:19
Original geschrieben von jkdberlin
Wie "integriert" man Gedanken und Werte, die unserer Kultur doch scheinbar so fremd sind? Verfälscht man sie nicht dadurch? Wie will mand eren Sinngehalt erkennen und deutenm, wenn die sozialen, kulturellen, religiösen und historischen Grundlagen fehlen oder grundverschieden sind?
Grüsse
gute Frage?, wie lernst du "Feuer machen mit Naturmaterialien", "Fährtenlesen",... obwohl du es gar nicht mehr brauchst, oder nie kennengelernt hast, oder nie in deinem Kulturgut beheimatet war.
Kannst du es jemals ausfüllen?
Die Frage nehme ich mit in meinen Schlaf.

Dao
01-07-2003, 23:21
die Wurzeln und ihre Bedeutung ändern sich nicht, aus den verschiedenen Interpretationen, eher das was wir daraus machen!

Thorre
02-07-2003, 00:53
Ich sehe nicht, wieso dieses Thema in Europa generell so schwer verstanden wird. Scheinbar ist dem Menschen des westlichen Kulturkreises die Vorstellung fremd, eine Kunst - die allein technisch so schwierig wie die Kampfkunst ist - zu üben, um damit eigentlich etwas ganz anderes bewirken zu wollen.

Ich glaube darin liegt ein grundsätzlicher Unterschied: In Asien gilt der Körper und dessen Schulung als Brücke zum Geist...

jkdberlin
02-07-2003, 07:46
Original geschrieben von Dao
gute Frage?, wie lernst du "Feuer machen mit Naturmaterialien", "Fährtenlesen",... obwohl du es gar nicht mehr brauchst, oder nie kennengelernt hast, oder nie in deinem Kulturgut beheimatet war.
Kannst du es jemals ausfüllen?
Die Frage nehme ich mit in meinen Schlaf.

Hi Dao

Äpfel und Birnen. Das, was du beschreibst mit deiner Budo Erklärung, sind innere Vorgänge, deren Grundlage eine andere soziale und kulturelle Erziehung sind.
Das ist beim Fährtenlesen oder Feuermachen mit Naturmaterialien nicht der Fall. Das kann man, wenn man möchte, in jedem Survivalkurs lernen.

Grüsse

Guido Reimann
02-07-2003, 08:10
Original geschrieben von jkdberlin
Hmmhmm, also doch schon so viele unterschiedliche Interpretationen...

Auf der einen Seite die Suche nach einer "inneren Einstellung" die scheinbar nix mehr mit Kampfkunst zu tun hat.

Auf der anderen Seite ein Oberbegriff für japanische Kriegskünste.

Wie "integriert" man Gedanken und Werte, die unserer Kultur doch scheinbar so fremd sind? Verfälscht man sie nicht dadurch? Wie will mand eren Sinngehalt erkennen und deutenm, wenn die sozialen, kulturellen, religiösen und historischen Grundlagen fehlen oder grundverschieden sind?

Grüsse

Hey Frank,

mir ist der Begriff BUDO auch eigentlich nur in Richtung jap. Kriegskünste bekannt.

Du hast es doch in einem Satz schon klar gesagt:

"Auf der anderen Seite ein Oberbegriff für japanische Kriegskünste."


So verstehe ich BUDO auch.

Ich komme ja aus dem thailändischen KK Bereich, und dort wird der Begriff BUDO überhaupt nicht eingesetzt.

OK mag sein, daß es dort einen entprechenden ähnlichen Begriff gibt.

GIBT es auch!

PAHUYUTH!!

Fazit: Somit hat doch jedes Land, welches KK´s sein "Eigen" nennt, einen entsprechenden Oberbegriff für die landestypischen Kampfkünste!

Gruß
Guido

jkdberlin
02-07-2003, 08:20
Hi Guido

Mit der Erklärung hätte ich ja gar kein problem. Aber dnn kommen immer noch so Dinge wie "der geist des Budo", die Vermischung von kulturellem und religiösen, aufgepflanzte Ritten und Mythen, die meiner Meinung nach schwerlich passen, Regeln und Rituale, die kaum einer erklären kann und die noch viel weniger mit "Kämpfen" zu tun haben. Kein problem damit, wenn sich jemand dafür entscheidet, sein ganzes Leben in allen Bereichen damit auszufüllen, das ist sein gutes Recht. Nur bin ich überzeugt davon, dass viele gar nicht wissen, was sie da tun, warum sie es tun, woher das stammt und ob das überhaupt so passt.

Grüsse

Mars
02-07-2003, 09:06
Hallo,

machen wir es doch einmal so:

allgemeine Bedeutung für den Kkler (für mich jedenfalls die sinnvollste Sichtweise):

Bu-Jutsu als "Handwerk" (sprich Schläge, Tritte, Greifen, etc.) und Bu-Do als die dazu notwendige Einstellung, das entsprechende Verhalten, die richtige Lebensweise (u.a. auch Gesundheit, Fitness, Gesellschaft), etc.

"allgemeiner" Sprachgebrauch:

Überbegriff für Kampfkunst/ Kampfsport, etc. (undefinierbarer Brei, aus dem jeder das rausnimmt, was er will und reininterpretiert) Ein echtes Spekulationsobjekt.

speziell japanisch:

generell als Oberbegriff für japanische Kampfkünste (v.a. alles , was mit "Do" endet.)

historisch gibt es ein klassisches Budo und ein modernes Budo:

klassisch: entstand in nach der Bürgerkriegszeit, als man begann, die "echten" Kriegskünste in eine "gesellschaftlich verträgliche" Form zu bringen (Ich sage immer gerne "Beschäftigungstherapie" für die ganzen auf einmal arbeitslosen Krieger oder auch "Erziehung zum Friedlichsein" dazu.). Der Wert wurde verstärkt auf mentales, emotionales und charakterliches Training gelegt.

modern: die sportliche (wettkämpferische) Komponente kommt in die klassischen Budo-Künste: Von Judo-Wettkämpfen, über Sumo hin zu Kata-Wettbewerben


Es gibt allerdings Leute, die "Budo" auch auf die "echten" Kampfkünste Japans beziehen, obwohl es hier korrekter "Bugei" heißen müsste.

Hoffe, das hilft

Mars

Dao
02-07-2003, 10:54
Original geschrieben von jkdberlin
Äpfel und Birnen. Das, was du beschreibst mit deiner Budo Erklärung, sind innere Vorgänge, deren Grundlage eine andere soziale und kulturelle Erziehung sind.
Das ist beim Fährtenlesen oder Feuermachen mit Naturmaterialien nicht der Fall. Das kann man, wenn man möchte, in jedem Survivalkurs lernen.
war das bereits eine Antwort auf deine Frage (Wie "integriert" man Gedanken und Werte, die unserer Kultur doch scheinbar so fremd sind? Verfälscht man sie nicht dadurch? Wie will mand eren Sinngehalt erkennen und deutenm, wenn die sozialen, kulturellen, religiösen und historischen Grundlagen fehlen oder grundverschieden sind?).
Meine Antwort war eher als Frage gedacht (gute Frage?, wie lernst du "Feuer machen mit Naturmaterialien", "Fährtenlesen",... obwohl du es gar nicht mehr brauchst, oder nie kennengelernt hast, oder nie in deinem Kulturgut beheimatet war. Kannst du es jemals ausfüllen?) und sollte deinen Gedankengang weiterführen.
Also noch keine Antwort in die Region eine Steige Äpfel und eine Steige Birnen.
Meine Frage zielte darauf, (mich zu fragen), wenn mir der kulturell /soziale Hintergrund für die Notwendigkeit des Fährtenlesens fehlt (21 Jahrhundert), werde ich das Kulturgut das in anderen Jahrhunderten eine große Kunst war wirklich lernen können. Ähnlich wie KK heute im Westen.
Das kannst du in einem Survivalkurs lernen, genau so wie du heute KK in jeder KK-Schule lernen kannst.
Die Frage des Wie ist dabei entscheidend.
Lassen wir das Beispiel, da es und ja um den Begriff Budo geht.

Jibaku
02-07-2003, 10:55
Hallo Frank,

Hmm, okay, für die einen ist der Begriff also nur der Sammelbegriff für japanische Kriegskünste. Für die anderen ist es ihr Leben, eine Bedeutung
Nein! Diese Betrachtung muß nicht alternativ sein, diese Bedeutungen können im Gegenteil durchaus kumulativ nebeneinander stehen.
Wenn Du eine allgemein technische Erklärung zu JKD abgeben sollst kommt ja auch etwas anderes heraus, als wenn Du gefragt wirst welche Bedeutung es in deinem Leben hat, allein der Zeit wegen die Du damit verbringst!
Die Bedeutung bzw. die Entwicklung vom Koryo Bujutsu hin zum Gendai Budo lässt sich historisch und in Ihrer Ausprägung in den einzelnen Ryu relativ klar aufzeigen, wie der Einzelne soetwas mit Leben füllt natürlich nicht, das geht aber für keinen Begriff.


Wie "integriert" man Gedanken und Werte, die unserer Kultur doch scheinbar so fremd sind? Verfälscht man sie nicht dadurch? Wie will mand eren Sinngehalt erkennen und deutenm, wenn die sozialen, kulturellen, religiösen und historischen Grundlagen fehlen oder grundverschieden sind?


Ich sehe nicht, wieso dieses Thema in Europa generell so schwer verstanden wird. Scheinbar ist dem Menschen des westlichen Kulturkreises die Vorstellung fremd, eine Kunst - die allein technisch so schwierig wie die Kampfkunst ist - zu üben, um damit eigentlich etwas ganz anderes bewirken zu wollen.

Diese große Unterschiedlichkeit ist eigentlich nur vordergründig, denn der Kerngedanke, also das wachsen an einer Herausforderung ist uns so fremd nicht.
Der Zusammenhang zwischen einer körperlichen Ausbildung die nicht Selbstzweck ist, sondern eigentlich als Voraussetzung zur geistigen Ausbildung gesehen wird schlägt sich schon bei den Pythagoreern (Ca. 580 v. Chr.) nieder ebenso Juvenals "mens sana in corpore sano" geht in diese Richtung.
Obwohl in beiden Fällen der Erkenntnisprozeß über einen intellektuellen Zugang gesucht wird.
Aber z.B. das mittelalterliche "ora et labora" entspricht exakt der Entwicklung wie sie Wegschulen anstreben. Die vordergründig intensive Beschäftigung mit einer Sache im Zen wie auch in indischen Mantras entspricht exakt dem christlichen Rosenkranz beten.
Über die Art der Erkenntnisgewinnung hinaus lassen sich aber durchaus auch viele Parallelen in den Grundwerten finden. Bushido z.B. als wichtiger Einflußfaktor entspricht fast bis ins I Tüpfelchen der ritterlichen Tugendlehre und wer einmal die Bergpredigt mit Funakoshis "Shotonijukun" vergleicht wird erstaunliche Übereinstimmungen feststellen.
Warum nun immer diese Überladung des Budo mit bedeutungstiefe und die Verleugnung von Parallelen?
Zum einen denke ich weil die beiden oben genannten fragen verwechselt werden, zum anderen weil viele westliche Budoka von der eigenen Kultur schlicht keine Ahnung haben, weil es einfacher ist und man sich erhabener fühlt wenn man sich abgrenzen kann, vom profanen Sport billiger Schläger und man sich darin überschlägt japanischer zu sein als die Japaner, weil wenn alle Argumente nicht mehr ziehen man sich auf seine erhabene Budoposition zurückziehen kann die der andere sowieso nicht versteht. Auch ist die japanische Literatur dazu oft gut geeignet mißverstanden zu werden, da die Sprache oft sehr blumig ist, obwohl der Inhalt vielleicht sehr sachlich ist. Das Buch der fünf Ringe z.B. wird oft im Zusammenhang mit Bushido genannt, ungeachtet der Tatsache, daß es vor dem Aufkommen dieses Codex geschrieben wurde und sein Inhalt weniger eine philosophische Abhandlung als vielmehr eine recht konkrete Anleitung zum töten ist. Ebenso wie z.B. das Hagakure weniger eine tatsächliche Darstellung des Wertekonsenses der Samuraikultur und des Bushido ist als vielmehr das Wunschdenken eines Verwaltungsbeamten....

So fern ist uns der Weg der Doschulen nicht, erst wenn Budo nur praktiziert werden kann, wenn man möglichst viele Drachenbilder, Schwerter und Schriftzeichen an der Wand hat und alles und jeder mit angeblich philosophischem Tiefgang zugeschüttet wird wirkt das doch etwas befremdlich.
Auch denke ich, daß viele Ausdauersportler mehr "Do" machen als so mancher Budoka.

Und, natürlich ist Budo ein Überbegriff, denn es konkretisiert sich ja erst in der eigentlichen "Kunst" die ich betreibe (Judo, Aikido, Karatedo etc.) und selbstverständlich kann man diesen Begriff auch individuell, von mir aus mit mythischen Inhalten füllen, das bleibt dann aber eine individuelle Interpretation, die vielleicht -auch- Do ist.
Eine Besonderheit des Budo in Abgrenzung zu anderen Wegschule sehe ich allerdings, oder besser in den meisten sogar zwei.
Zum einen der Betrachtungsgegenstandt ist nicht vollkommen nebensächlich und wird durchaus noch an seiner Praktikabilität gemessen und zum zweiten ich trainiere genau das was ich beim Fortschreiten auf dem Weg eigentlich verhindern will. Eigentlich eine Dualismus von Widersprüchen und ein elementarer Unterschied z.B. zum Chado.

Dao
02-07-2003, 10:59
Original geschrieben von jkdberlin
Hmmhmm, also doch schon so viele unterschiedliche Interpretationen...

Auf der einen Seite die Suche nach einer "inneren Einstellung" die scheinbar nix mehr mit Kampfkunst zu tun hat.

Auf der anderen Seite ein Oberbegriff für japanische Kriegskünste.

Hi Frank,
da ist deine Interpretation aus den Texten, so wie ich sie verstanden habe, eine ganz andere.
Für meinen Teil sehe ich eine innere Einstellung sehr wohl in innigster Verbindung mit der Kampfkunst. Das ist ja der Nährboden und kann dann nicht einfach gentechnisch verändert werden:D .
Natürlich ein Oberbegriff für japanische KK.
Diese Oberbegriffe gibt es in jedem anderen KK-Volk (China, Thai, Philip, Indien, ...) genauso.

Bokuto
02-07-2003, 12:22
Ich finde, bei wörtlicher Übersetzung ist BUDO ein äusserst negatives Wort. Ich möchte mich nicht mit einem Weg des KRIEGES identifizieren. Auch bin ich als Budoka ganz sicher kein Soldat. Nicht umsonst habe ich meinen Wehrdienst verweigert und meinem Unmut über diverse Kriege (die meisten davon aus den USA angezettelt - aber das spielt keine Rolle) publik gemacht.

Ich glaube zwar, dass der Sinn des Wortes sich vom Ursprung entfernt hat, aber politisch unkorrekt ist er trotzdem.

Gruß
Dirk

Thorre
02-07-2003, 12:42
Hallo Jibaku,
ich kenne diese Art von Argumenten und stehe ihnen irgendwie ambivalent gegenüber:

Zum einen scheint es logisch und auch beruhigend, daß uns Abendländer mehr mit den Asiaten verbinden als trennen sollte. Schließlich kommen „die“ ja nicht vom Mars. Außerdem stimmt es wohl auch, daß einige westliche und auch asiatische Ideologen, auf die legendäre Weisheit des Orients verweisen, um sich egomäßig über andere zu erheben. Ich gehe auch in der Auffassung einer rudimentären Ähnlichkeit in gewissen Urgedanken von beispielsweise Christentum und Buddhismus bzw. Samurai- und Ritterkodex mit.

Insgesamt erscheint mir die Behauptung, asiatische und europäische Traditionen der Erkenntnisgewinnung wären eigentlich eng verwandt, jedoch sehr vereinfacht. Die Schule der Pythagoreer hat in ihrer kopflastigen Zahlenspielerei mit asiatischer Philosophie soviel zu tun, wie ein Fisch mit einem Fahrrad. Alle klassischen Schulen Europas vor dem Auftauchen des körperfeindlichen Dogmas der christlichen Kirche haben einem gesunden Körpertraining charakterbildende Eigenschaften zugesprochen. Trotzdem sind sie beispielsweise Meilen von den differenzierten Strategien des Qigong entfernt.

Weiterhin ist Juvenal´s „mens sana in corpore sano“ ein Fehlzitat, das in der Bedeutung urpsrünglich ganz anders ausfiel. Juvenal war ein Satiriker, er sagte eigentlich „Orandum est ut sit mens sana in corpore sano“, und dies bedeutet: „Es wäre zu wünschen, daß in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist stecken möge.“ Das war ätzend gemeint und ging in die Richtung der Brain-Zero Athleten, die sich seiner Meinung nach ruhig auch mal mit Mathematik beschäftigen sollten.

Jetzt mal zu "Ora et Labora“. Dieser Ausspruch („Bete und Arbeite“) könnte zwar dem Sinn nach als Empfehlung eines Ausgleichs zwischen geistiger und körperlicher Arbeit / Bemühung verstanden werden., von einer „exakten“ Entsprechung hinsichtlichen der Wegschulen kann aber überhaupt keine Rede sein: Das Beten zu Gott im christlichen Sinne hat überhaupt nichts mit der Meditation des Zen-Kriegers zu tun. Im Gegenteil, Zen strebt die vollständige Auflösung aller vorgefaßten Meinungen an – und dazu gehört auch der Glauben an Gott.

Die Ähnlichkeiten zwischen Rosenkranz-Beten und Mantra-Mediation sind rein äußerlicher Natur. Genauso könntest Du behaupten, daß Go und Schach im Grunde gleich sind, weil die Spieler ein Brett vor der Nase haben und abwechselnd setzen. Wärend es beim RK-Beten darum geht, sich mental – und das heißt hier auch intellektuell - in die christliche Vorstellungswelt (der Erlösung) zu versetzen, um die persönliche Identifikation mit dem Glaubenssystem zu vertiefen, arbeitet Mantra-Meditation ganz anti-intellektuell mit der tranceinduzierenden Wirkung bestimmter Laute. Die intensive Beschäftigung mit einer Sache innerhalb des Zen hat mit dem RK-Beten Null zu tun. Klassisches Zen lehnt jede Art von Glauben ab.

Fazit: Ich kann verstehen, wenn jemand das ganze esoterische Gesabbel von den elitären Unterschieden satt hat, aber das sollte in meinen Augen nicht dazu führen, daß wir am Schluß behaupten, Äpfel und Birnen wären im Grunde doch sowieso dasselbe.


Hallo Bokuto,
manchmal glaube ich, daß wir bei diesem Thema immer wieder von vorn anfangen werden. Der Krieger des Budo ist eine Metapher. Sicher, es gab da mal eine Zeit, als diese Krieger gegen äußere Gegner kämpften. Aber diese Zeiten sind vorbei. Trotzdem haben sich die geistigen Methoden der Selbstvervollkommnung und Selbstkontrolle, eben der geistigen und körperlichen Kultivierung erhalten. Und da weise Menschen vor langer Zeit erkannt haben, daß der Kampf gegen innere Gegner genauso absichtslos, konsequent und präzise geführt werden muß, wie der Kampf gegen äußere Gegner, macht es Sinn die Methoden des Budo zu bewahren.

Oxford
02-07-2003, 13:25
Hier (http://www.typeforum.de/zenforum/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=113) ein Artikel zum Thema Bushido/Budo dessen Quelle das Lexikon der Kampfkünste von Werner Lind ist.

Für mich ist Budo Kriegskunst, bei der der geistige Aspekt auf gleicher Stufe, wie die physikalischen Aspekte (=Kampf, Techniken etc.) steht.

Gruss Oxford

mizato
02-07-2003, 13:34
DIE BUDO-CHARTA (BUDO KENSHO)niedergelegt am 23. April 1987 durch die Japanische Budo-Vereinigung (Nippon Budo Shingikai),definiert den Begriff "Budo" und den Sinn der "Budo- Ausbildung".Dem zu diesem Zwecke gegründeten "Budo-Charta-Aussehuss" gehörten nam-hafte und offizielleVertreter aus den folgenden Budo-Disziplinen an:Judo, Kendo, Kyude, Sumo, Karatedu, Aikido, Shorinji Kempo, Naginata und Jukendo(Bajonettfechten).DIE BUDO-CHARTABudo, verwurzelt im Geist der Krieger des alten Japan, ist ein Aspekt seiner traditionellenKultur, in der sich in einer über Jahrhunderte dauernden historischen und sozialen Entwicklung dieKriegskünste vom jutsu zum do entwickelt haben.Der Grundidee folgend, nach der Geist und Technik eine Einheit sind, wurde Budo zu einer Formentwickelt und verfeinert, in der durch Disziplin, Ernsthaftigkeit, Etikette, Training von Technik undKörperkraft die Einheit von Geist und Körper angestrebt wird.Das moderne Japan hat diese Werte geerbt und sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Bildung desjapanischen Persönlichkeitscharakters. Im modernen Japan ist der Budo-Geist eine Quelle mächtigerEnergie und trägt zur Befriedigung des Einzelnen bei.Heute ist Budo in der ganzen Weit verbreitet und genießt internationales Interesse. Verriarrtheit in eineausschließlich technisch orientierte Ausbildung und ein Gewinnenwollen urn jeden Preis" sind jedochBeispiele dafür, dass die Essenz von Budo bedroht ist.Um eine Pervertierung der Kunst zu verhindern, sind wir aufgefordert, uns fortwährend zu prüfen unduns zu bemühen, dieses nationale Erbe zu bewahren und zu vervollkommnen. In der Hoffnung, dassdie grundlegenden Prinzipien des traditionellen Budo erhalten blei- ben, wurde diese Budo-Chartaverfasst.ARTIKEL 1: ZWECKDer Zweck von Budo besteht darin, den Charakter zu kultivieren, die Fähigkeiten zur Beurteilung undEntscheidung zu erweitern und an der physischen und geistigen Ausbildung durch dieKampftechniken teilzunehmen.ARTIKEL 2: KEIKOIn der täglichen Übung muss man beständig den Regeln des Anstandes folgen, rnuss den Grundlagentreu bleiben und der Versuchung widerstehen, ein aus- schließlich an technischen Fähigkeitenorientiertes Training zu betreiben, an- statt die Einheit von Geist und Technik anzustreben.ARTIKEL 3: SHIAIIn einem Wettkampf und bei der Ausführung von Kata rnuss sich der Budo-Geist offenbaren. StrengenSie sich auf das Äußerste an! Siegen Sie mit Bescheidenheit, nehmen Sie Niederlagen bereitwillig anund zeigen Sie stets eine angemessene Haltung!ARTIKEL 4: DOJODas Dojo ist ein geheiligter Ort für die Ausbildung unseres Geistes und Körpers. Hier müssenDisziplin, richtige Etikette und Förmlichkeit herrschend Der Übungsort muss eine ruhige, reine,sichere und ernsthafte Atmosphäre bieten.ARTIKEL 5: UNTERRICHTENUm beim Unterrichten ein wirksamer Lehrer zu sein, rnuss ein Budo-Meister stets danach streben, denCharakter und die Fähigkeiten seiner Schülerinnen zu kulttivieren und die Beherrschung von Geistund Körper zu fördern.Er/ Sie sollte durch Gewinnen oder Verlieren nicht wankelmütig werden, keine Arroganz beiüberlegener Fähigkeit zeigen, sondern stets eine Haltung zeigen, die als Vorbild geeignet ist.ARTIKEL 6: VERBREITUNGBeim Verbreiten von Budo soll man den traditionellen Werten und dem Wesentlichen des Trainingsfolgen sowie das Äußerste dazu beitragen, um diese traditionellen Künste zu erforschen und zuerhalten, mit einem Verständnis für internationale Sichtweisen.

ZUR ENTSTEHUNG DER BUDO-CHARTA1. ALLGEMEINESUm das Jahr 1981 konnte ein deutlich zunehmendes internationales Interesse an Budo registriertwerden, das u.a. zur Gründung der "internationalen Budo-Universität" führte, um Menschen aus allerWeit die Gelegenheit zu bieten, Budo studieren zu können. Als eine Folge des internationalenEinflusses begann Budo wie ein Sport zu werden. Schul- Budo wurde durch Meisterschaften und ihreFörderung populärer. In dieser Zeit wertete die Japanische Budo-Vereinigung das wachsende nationalewie internationale Interesse an Budo als einen Ausdruck von traditioneller japanischer Kultur.Als Antwort auf diese Trends präsentierte Goro Yamanaka, ein Vertrauensmann der JapanischenBudo-Vereinigung, dem Vertrauensleute-Kornitee einen Vorschlag zur Gründung eines Ausschussesmit dem Arbeitstitel "Zur Begründung der Bedeutung von Budo". Dem Vorschlag wurde am 16. April1981 zugestimmt.Der Auftrag des Ausschusses bestand darin, die Frage "Was ist Budo?" zu untersuchen und zubeantworten. Man stimmte darin überein zu klären, weiches die geistigen Eigenschaften sind, diedurch Budo im Individuum entwickelt werden können und jedem der do innewohnen. Im nächstenSchritt sollte dann der Vergleich dieser grundsätzlichen Budo-Prinzipien mit anderen (internationalen)Sportarten geführt werden.2. VERFAHRENDer Budo-Charta-Atisschuss wurde von dem Vertrauensleute-Komitee der Japanischen Budo-Vereinigung gegründet. Er traf sich zu mehr als zwanzig Diskussionssitzungen in der Zeit zwischenJuli 1981 und März 1984 mit den Vertretern der verschiedenen do. Jeder dieser Delegierten sprachseine Grundsätze und Ansichten zur Fragestellung aus. Während dieses Vorgehens wurden sowohlInformationen über die Budoprinzipien gesammelt als auch gleichzeitig die Übereinstimmungen inden do festgestellt.Vier Budo-Gelehrte unterstützten während dieser Treffen das Komitee durch Fachvorträge:Eiichi Eriguchi hielt einen Vortrag über"Die Internationalisierung von Budo und daraus erwachsende Probleme",Dr. Yoshio Irnamuta sprach über die"Veränderungen in der Bedeutung von Budo",Katsumi Nishimura über"Veränderungen des Budo in der Schul-Erziehung"und Shinichi Oimatsti über"Die grundlegende Bedeutung von Jigoro Kanos Judo (der Gründer des kodo-kan-Judo) und derZweck eines ernsthaften Trainings".Im März 1983 veröffentlichte das Komitee eine zusätzliche Ausgabe des Journals "Berichte übermodernes Budo", das den Stand der geleisteten Arbeit zusammenfasste. Währenddessen, man warbereits in der Vorbereitung zur Abfassung der Budo-Charta, arbeiteten die Mitglieder des Ausschussesmit Vertretern eines jeden do, um die Übereinstimmungen unter den do festzustellen.Anfang Mai 1982 wurde eine Serie von Artikeln unter dem Titel "Eine umfassende Erklärung zummodernen Budo" durch das Nippon Budokan" in seinem monatlichen Journal "Budo" veröffentlicht.Zusätzlich wurden drei Unterausschüsse zu folgenden Thernenkreisen gegründet:1. Der Ursprung und die Geschichte von Budo (Vorsitz Tatsuo Sairnura)2. Der Ausblick, Budo zu vereinen (Vorsitz Shinichi Oimatsu)3. Das Image des idealen Menschen (Vorsitz Kisshornaru Ueshiba)Im Juni 1983 übernahm Hiroichi Tsujihara das Amt von Goro Yamanaka und damit dieVerantwortung für das Forschungsprojekt "Budo-Charta".Später kam noch Hiroichi Tsuiihara zu diesem Aussehuss hinzu. Dieser Vorstand stimmte überein,dass der Inhalt der Charta eindeutige Aussagen enthalten und als zusammenfassende Richtlinie fürseriöse Trainer dienen sollte.Im Oktober 1984 wurde der "Sonderausschuss zur Entwicklung der Budo-Charta" gebildet undHiroichi Tsujihara wurde als Vorsitzender gewählt. Kihei Kijima übernahrn irn Juli 1986 das Amt.Dem Ausschuss gehörten an: Dr. Yuzo Kishino, Katsumi Nishimura, Goro Haga- wa und Shinji Naka-bayashi. Der Ausschuss traf sich sechzehnmal.Um Übereinkommen über die Prinzipien von Budo zu erreichen, studierte der Ausschuss dieVeröffentlichungen der Konferenzen der "Japanischen Budo-Akademie" und die anderer Symposien.

Sie präsentierten dann der Japanischen Budo-Vereinigung sowie den Vertretern der do einenVorschlag für eine Budo-Charta.Nach Revision wurde dann am 19. Januar 1987 durch das Vertrauensleute-Kornitee der JapanischenBudo-Vereinigung der vorliegenden Budo-Charia die Zustimmung erteilt.3. WIDMUNGDie Budo-Charta wurde in gemeinsamer Absicht durch die Mitgliedsverbände der Japanischen Budo-Vereinigung geschaffen, urn zu einer angemessenen Entwicklung des Budo zu ermutigen.Jeder der do hat die Budo-Charta bestätigt und wird diese Richtlinien subjektiv, gernäß seinen eigenenNotwendigkeiten, zur Anwendung bringen.ANMERKUNGEN:1. Das chinesische Schriftzeichen (kanii) für jutsu besteht aus den Zeichen:"gyo" (Straße oder Weg) und"shutsu' (am Stamm festhalten).Jutsu ist die Weisung zu einem Weg, dem die Menschen lange folgen. Als eine Deutung bedeutet jutsudie Methode oder den Weg, dem die Menschen seit alter Zeit folgten, sinngemäß: ein traditionellerWeg.Jutsu hat die folgenden Bedeutungen:1. Kunst, Fähigkeit2. traditionelle Disziplin3. unterrichten oder lehren, wie man es selbst erfahren hat.2. Das Schriftzeichen (kanii) für do (oder michi) ist zusammengesetzt aus den Zeichen"shinnyu" (Fußbewegung) und "shu" (Kopf).Der Kopf zeigt in die Richtung, in die zu gehen man beabsichtigt. Es sollte der Weg oder Pfad sein,den zu gehen man in der Lage ist. Das Schriftzeichen do bedeutet1. Denkweise2. Disziplin3. die Methode, der man folgen muss.(Namen der Ausschuss-Mitglieder (hier weggelassen))Übersetzung: F. Hoff, Hamburg 1997

Franz
02-07-2003, 14:05
ich sehe das mal als Ansatzpunkt für den Weg von mir , dass wir erstmal sehen sollten wie das in Japan als Ursprungsland betrachtet und bewertet wird, interessante Grundlage für die weitere Diskussion

Dao
02-07-2003, 14:59
Hi Bokuto,
deinen Ansatz mit Krieger und Soldat kann ich aus der Sicht eines Kriegsdienstverweigerers, der ich selbst bin, sehr gut verstehen.
Der Begriff wird hier im Budo (so wie bereits Thorre schreibt) als Metapher benützt.

Ortega
02-07-2003, 17:37
@ Jibaku


Sehe ich genau so!!


....its a part of my personal bushido.....!

Rickson _G

arnisador
02-07-2003, 20:31
Ich kann mich auch am ehesten mit dem Post von Jibaku identifizieren.
Budo ist ein Weg wie jeder andere. Ziel ist die Erreichung von innerer Zufriedenheit. Das kann man aber auch mit Straßenfegen schaffen (das meine ich Ernst!).
Im übrigen sind es die Leute, die am meisten über "Budo" reden und sich darauf berufen, die oft am wenigsten verstanden haben, wobei es im Endeffekt geht. Ich denke ein echter Meister des Budo muß nicht darüber reden oder sich darauf berufen, geschweige denn, andere Ermahnen oder beurteilen. Er lebt einfach seinen Weg und dient als stilles Vorbild!
Gruß
Martin

Dao
02-07-2003, 22:27
Hi Jibaku,
@
Über die Art der Erkenntnisgewinnung hinaus lassen sich aber durchaus auch viele Parallelen in den Grundwerten finden. Bushido z.B. als wichtiger Einflußfaktor entspricht fast bis ins I Tüpfelchen der ritterlichen Tugendlehre und wer einmal die Bergpredigt mit Funakoshis "Shotonijukun" vergleicht wird erstaunliche Übereinstimmungen feststellen.
-------------
welche Parallelen (in den Grundwerten) denn, um da mal etwas in die Tiefe zu gehen?

Michael Kann
03-07-2003, 09:46
Ich habe mal vor einiger Zeit beim stöbern folgende Erklärung gefunden, die mir persönlich am besten gefallen hat:

Was ist Budô?
Wie beginnt man damit, zu erklären, was Budô eigentlich ist?

Ich weiß es nicht, aber ich glaube, es wäre zunächst Ratsam, dass wir uns von unten nach oben durcharbeiten. Deshalb möchte ich zunächst mit den Schriftzeichen, aus denen Budô besteht, beginnen und diese erklären.

Bu http://www.diezone2000.de/grundw/budo/bu.gif

Wie immer, in der japanischen Sprache, kann ein Schriftzeichen sehr viele Bedeutungen haben, was auch oft für eine Problematik in der Übersetzung und somit der Deutung sorgt.

Das Schriftzeichen Bu besteht aus zwei anderen Schriftzeichen. Das erste bedeutet soviel wie "mit dem Fuß voranschreiten", wobei das zweite als Helebarde (auch Kampf) übersetzt werden kann und auf "töten" oder "vorstechen" hindeutet.

Es ergeben sich nun mehrere Deutungen zu diesem Schriftzeichen. So können die beiden Schriftzeichen eben als ein "Vorschreiten und zustechen" gedeutet werden, was uns zu einem Krieger führt, der jemanden töten möchte. Nach einer Erweiterung kommen wir zum Militär, womit es auch häufig übersetzt wird. Es war und ist ein Hinweis auf militärische Absichten und trat und tritt somit auch in vielen weiteren Formen auf, so bspw. auch in Bugei, Bujutsu oder Bushi.

Weiterhin kann das erste Schriftzeichen aber auch "anhalten" oder "stoppen" bedeuten. Damit ist auch eine zweite und häufig anzutreffende Übersetzung, dass man die Helebarde stoppen soll. Hiermit ergibt sich nun die Deutung des "Zurückhaltens" und des "Konfliktvermeidens". Hiermit hätten wir auch die weit verbreitete Meinung, dass man Budô mit innerem und äußerem Frieden lehren und üben sollte, unterstützt.

Dô http://www.diezone2000.de/grundw/budo/do.gif

Das zweite Schriftzeichen ist Dô und besteht ebenso aus zwei anderen Schriftzeichen. Das erste Schriftzeichen kann man gemeinhin mit "Bewegung" übersetzen, das Zweite bedeutet soviel wie "Anführer". Werden beide Schriftzeichen kombiniert, so ergibt sich die Deutung der "führenden Bewegungen" oder der "Hauptstraße". Dieses Zeichen wird benutzt, um den "(wahren) Weg" zu beschreiben.

Im reinjapanischen wird dieses Schriftzeichen als "Michi" ausgesprochen. Im chinesischen ist der Begriff "Tao" hier zu finden.

Egal wie Sie den Weg interpretieren, egal was für Sie der Weg ist, Sie werden die richtige Entscheidung treffen. Dô bzw. der Weg kann nicht allgemeingültig interpretiert werden. Es gibt nur eine Interpretation und das ist Ihre eigene....

Als Zusammenfassung kann gesagt werden, dass man heute mit dem Begriff "Budô" sämtliche Weg-Künste zusammenfasst, so auch Kendô, Jûdô oder eben auch Karate dô. Somit wird dieser Begriff häufig als "Kampfkunst" übersetzt.

Gefunden hier http://www.diezone2000.de/grundw/budo/index.htm

Gruß
Mike

Michael Kann
03-07-2003, 09:53
Von der "Budo - Charta" wurde ja in einem anderen Zusammenhang auch schon einmal gesprochen. Daher hier mal die Übersetzung von F. Hoff, Hamburg 1997 der Budo Kensho

DIE BUDO-CHARTA (BUDO KENSHO)
niedergelegt am 23. April 1987 durch die Japanische Budo-Vereinigung (Nippon Budo Shingikai), definiert den Begriff "Budo" und den Sinn der "Budo- Ausbildung".

Dem zu diesem Zwecke gegründeten "Budo-Charta-Aussehuss" gehörten nam-hafte und offizielle Vertreter aus den folgenden Budo-Disziplinen an: Judo, Kendo, Kyude, Sumo, Karatedu, Aikido, Shorinji Kempo, Naginata und Jukendo (Bajonettfechten).

DIE BUDO-CHARTA
Budo, verwurzelt im Geist der Krieger des alten Japan, ist ein Aspekt seiner traditionellen Kultur, in der sich in einer über Jahrhunderte dauernden historischen und sozialen Entwicklung die Kriegskünste vom jutsu zum do entwickelt haben.
Der Grundidee folgend, nach der Geist und Technik eine Einheit sind, wurde Budo zu einer Form entwickelt und verfeinert, in der durch Disziplin, Ernsthaftigkeit, Etikette, Training von Technik und
Körperkraft die Einheit von Geist und Körper angestrebt wird.
Das moderne Japan hat diese Werte geerbt und sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Bildung des japanischen Persönlichkeitscharakters. Im modernen Japan ist der Budo-Geist eine Quelle mächtiger Energie und trägt zur Befriedigung des Einzelnen bei.

Heute ist Budo in der ganzen Weit verbreitet und genießt internationales Interesse. Verriarrtheit in eine ausschließlich technisch orientierte Ausbildung und ein Gewinnenwollen urn jeden Preis" sind jedoch Beispiele dafür, dass die Essenz von Budo bedroht ist.

Um eine Pervertierung der Kunst zu verhindern, sind wir aufgefordert, uns fortwährend zu prüfen und uns zu bemühen, dieses nationale Erbe zu bewahren und zu vervollkommnen. In der Hoffnung, dass die grundlegenden Prinzipien des traditionellen Budo erhalten blei- ben, wurde diese Budo-Charta
verfasst.

ARTIKEL 1: ZWECK
Der Zweck von Budo besteht darin, den Charakter zu kultivieren, die Fähigkeiten zur Beurteilung und Entscheidung zu erweitern und an der physischen und geistigen Ausbildung durch die
Kampftechniken teilzunehmen.

ARTIKEL 2: KEIKO
In der täglichen Übung muss man beständig den Regeln des Anstandes folgen, rnuss den Grundlagen treu bleiben und der Versuchung widerstehen, ein aus- schließlich an technischen Fähigkeiten orientiertes Training zu betreiben, an- statt die Einheit von Geist und Technik anzustreben.

ARTIKEL 3: SHIAI
In einem Wettkampf und bei der Ausführung von Kata rnuss sich der Budo-Geist offenbaren. Strengen Sie sich auf das Äußerste an! Siegen Sie mit Bescheidenheit, nehmen Sie Niederlagen bereitwillig an und zeigen Sie stets eine angemessene Haltung!

ARTIKEL 4: DOJO
Das Dojo ist ein geheiligter Ort für die Ausbildung unseres Geistes und Körpers. Hier müssen Disziplin, richtige Etikette und Förmlichkeit herrschend Der Übungsort muss eine ruhige, reine,
sichere und ernsthafte Atmosphäre bieten.

ARTIKEL 5: UNTERRICHTEN
Um beim Unterrichten ein wirksamer Lehrer zu sein, rnuss ein Budo-Meister stets danach streben, den Charakter und die Fähigkeiten seiner Schülerinnen zu kulttivieren und die Beherrschung von Geist und Körper zu fördern. Er/ Sie sollte durch Gewinnen oder Verlieren nicht wankelmütig werden, keine Arroganz bei überlegener Fähigkeit zeigen, sondern stets eine Haltung zeigen, die als Vorbild geeignet ist.

ARTIKEL 6: VERBREITUNG
Beim Verbreiten von Budo soll man den traditionellen Werten und dem Wesentlichen des Trainings folgen sowie das Äußerste dazu beitragen, um diese traditionellen Künste zu erforschen und zu
erhalten, mit einem Verständnis für internationale Sichtweisen.

ZUR ENTSTEHUNG DER BUDO-CHARTA
1. ALLGEMEINES
Um das Jahr 1981 konnte ein deutlich zunehmendes internationales Interesse an Budo registriert werden, das u.a. zur Gründung der "internationalen Budo-Universität" führte, um Menschen aus aller Weit die Gelegenheit zu bieten, Budo studieren zu können. Als eine Folge des internationalen
Einflusses begann Budo wie ein Sport zu werden. Schul- Budo wurde durch Meisterschaften und ihre Förderung populärer. In dieser Zeit wertete die Japanische Budo-Vereinigung das wachsende nationale wie internationale Interesse an Budo als einen Ausdruck von traditioneller japanischer Kultur. Als Antwort auf diese Trends präsentierte Goro Yamanaka, ein Vertrauensmann der Japanischen Budo-Vereinigung, dem Vertrauensleute-Kornitee einen Vorschlag zur Gründung eines Ausschusses mit dem Arbeitstitel "Zur Begründung der Bedeutung von Budo". Dem Vorschlag wurde am 16. April
1981 zugestimmt.

Der Auftrag des Ausschusses bestand darin, die Frage "Was ist Budo?" zu untersuchen und zu beantworten. Man stimmte darin überein zu klären, weiches die geistigen Eigenschaften sind, die
durch Budo im Individuum entwickelt werden können und jedem der do innewohnen. Im nächsten Schritt sollte dann der Vergleich dieser grundsätzlichen Budo-Prinzipien mit anderen (internationalen) Sportarten geführt werden.

2. VERFAHREN
Der Budo-Charta-Atisschuss wurde von dem Vertrauensleute-Komitee der Japanischen Budo- Vereinigung gegründet. Er traf sich zu mehr als zwanzig Diskussionssitzungen in der Zeit zwischen Juli 1981 und März 1984 mit den Vertretern der verschiedenen do. Jeder dieser Delegierten sprach seine Grundsätze und Ansichten zur Fragestellung aus. Während dieses Vorgehens wurden sowohl Informationen über die Budoprinzipien gesammelt als auch gleichzeitig die Übereinstimmungen in den do festgestellt.

Vier Budo-Gelehrte unterstützten während dieser Treffen das Komitee durch Fachvorträge: Eiichi Eriguchi hielt einen Vortrag über "Die Internationalisierung von Budo und daraus erwachsende Probleme", Dr. Yoshio Irnamuta sprach über die
"Veränderungen in der Bedeutung von Budo", Katsumi Nishimura über "Veränderungen des Budo in der Schul-Erziehung"
und Shinichi Oimatsti über "Die grundlegende Bedeutung von Jigoro Kanos Judo (der Gründer des kodo-kan-Judo) und der
Zweck eines ernsthaften Trainings". Im März 1983 veröffentlichte das Komitee eine zusätzliche Ausgabe des Journals "Berichte über
modernes Budo", das den Stand der geleisteten Arbeit Zusammenfasste. Währenddessen, man war bereits in der Vorbereitung zur Abfassung der Budo-Charta, arbeiteten die Mitglieder des Ausschusses mit Vertretern eines jeden do, um die Übereinstimmungen unter den do festzustellen. Anfang Mai 1982 wurde eine Serie von Artikeln unter dem Titel "Eine umfassende Erklärung zum modernen Budo" durch das Nippon Budokan" in seinem monatlichen Journal "Budo" veröffentlicht. Zusätzlich wurden drei Unterausschüsse zu folgenden Thernenkreisen gegründet:
1. Der Ursprung und die Geschichte von Budo (Vorsitz Tatsuo Sairnura)
2. Der Ausblick, Budo zu vereinen (Vorsitz Shinichi Oimatsu)
3. Das Image des idealen Menschen (Vorsitz Kisshornaru Ueshiba)
Im Juni 1983 übernahm Hiroichi Tsujihara das Amt von Goro Yamanaka und damit die Verantwortung für das Forschungsprojekt "Budo-Charta".

Später kam noch Hiroichi Tsuiihara zu diesem Aussehuss hinzu. Dieser Vorstand stimmte überein, dass der Inhalt der Charta eindeutige Aussagen enthalten und als zusammenfassende Richtlinie für seriöse Trainer dienen sollte. Im Oktober 1984 wurde der "Sonderausschuss zur Entwicklung der Budo-Charta" gebildet und Hiroichi Tsujihara wurde als Vorsitzender gewählt. Kihei Kijima übernahrn irn Juli 1986 das Amt.

Dem Ausschuss gehörten an: Dr. Yuzo Kishino, Katsumi Nishimura, Goro Haga- wa und Shinji Nakabayashi.
Der Ausschuss traf sich sechzehnmal.
Um Übereinkommen über die Prinzipien von Budo zu erreichen, studierte der Ausschuss die Veröffentlichungen der Konferenzen der "Japanischen Budo-Akademie" und die anderer Symposien.
Sie präsentierten dann der Japanischen Budo-Vereinigung sowie den Vertretern der do einen Vorschlag für eine Budo-Charta.
Nach Revision wurde dann am 19. Januar 1987 durch das Vertrauensleute-Kornitee der Japanischen Budo-Vereinigung der vorliegenden Budo-Charia die Zustimmung erteilt.

3. WIDMUNG
Die Budo-Charta wurde in gemeinsamer Absicht durch die Mitgliedsverbände der Japanischen Budo- Vereinigung geschaffen, urn zu einer angemessenen Entwicklung des Budo zu ermutigen. Jeder der do hat die Budo-Charta bestätigt und wird diese Richtlinien subjektiv, gernäß seinen eigenen Notwendigkeiten, zur Anwendung bringen.

ANMERKUNGEN:
1. Das chinesische Schriftzeichen (kanii) für jutsu besteht aus den Zeichen:
"gyo" (Straße oder Weg) und
"shutsu' (am Stamm festhalten).
Jutsu ist die Weisung zu einem Weg, dem die Menschen lange folgen. Als eine Deutung bedeutet jutsu die Methode oder den Weg, dem die Menschen seit alter Zeit folgten, sinngemäß: ein traditioneller Weg.

Jutsu hat die folgenden Bedeutungen:
1. Kunst, Fähigkeit
2. traditionelle Disziplin
3. unterrichten oder lehren, wie man es selbst erfahren hat.
2. Das Schriftzeichen (kanii) für do (oder michi) ist zusammengesetzt aus den Zeichen "shinnyu" (Fußbewegung) und "shu" (Kopf). Der Kopf zeigt in die Richtung, in die zu gehen man beabsichtigt. Es sollte der Weg oder Pfad sein, den zu gehen man in der Lage ist.
Das Schriftzeichen do bedeutet
1. Denkweise
2. Disziplin
3. die Methode, der man folgen muss.
(Namen der Ausschuss-Mitglieder (hier weggelassen))

Gruß
Mike

Michael Kann
03-07-2003, 14:21
Is ja, so denke ich, n Thema das am besten ins Japan-Forum paßt!

Gruß
Mike

PS. sorry ... hab die Charta noch mal gepostet ... was soll´s ;)

Jibaku
03-07-2003, 17:07
Hallo Thorre,


Ich gehe auch in der Auffassung einer rudimentären Ähnlichkeit in gewissen Urgedanken von beispielsweise Christentum und Buddhismus bzw. Samurai- und Ritterkodex mit. Viel mehr wollte ich auch nicht sagen!

Insgesamt erscheint mir die Behauptung, asiatische und europäische Traditionen der Erkenntnisgewinnung wären eigentlich eng verwandt, jedoch sehr vereinfacht. Das erste habe ich nicht gesagt, und das zweite ist wohl bei einem solch komplexen Thema unabdingbar
Die Schule der Pythagoreer hat in ihrer kopflastigen Zahlenspielerei mit asiatischer Philosophie soviel zu tun, wie ein Fisch mit einem Fahrrad. Man muss ein Argument in seinem Kontext sehen, die Erwähnung der Pythagoreer diente der Verdeutlichung der Tatsache, dass auch in westlichen Philosophien die Körperlichkeit von Bedeutung ist für einen Erkenntnisprozess. Gerade in Bezug auf Budo sind sie sogar ein sehr gutes Beispiel, weil sowohl körperliche Ertüchtigung wie auch Disziplin einen höheren Stellenwert hatten.
Das diese Erkenntnisgewinnung intellektuell erfolgte habe ich sogar geschrieben.
Im gleichen Licht ist übrigens auch das Juvenalzitat zu sehen, was ich auch geschrieben habe.
Alle klassischen Schulen Europas vor dem Auftauchen des körperfeindlichen Dogmas der christlichen Kirche na ja... In diesem Zusammenhang vielleicht eher „Lustfeindlich“ (?)
haben einem gesunden Körpertraining charakterbildende Eigenschaften zugesprochen. Genau darauf wollte ich hinaus.
Trotzdem sind sie beispielsweise Meilen von den differenzierten Strategien des Qigong entfernt. Die bisher genannten sicher, ich habe allerdings von Qigong zu wenig Ahnung um darüber kompetent diskutieren zu können.

Weiterhin ist Juvenal´s „mens sana in corpore sano“ ein Fehlzitat, das in der Bedeutung urpsrünglich ganz anders ausfiel. Juvenal war ein Satiriker, er sagte eigentlich „Orandum est ut sit mens sana in corpore sano“, und dies bedeutet: „Es wäre zu wünschen, daß in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist stecken möge.“ Das war ätzend gemeint und ging in die Richtung der Brain-Zero Athleten, die sich seiner Meinung nach ruhig auch mal mit Mathematik beschäftigen sollten. Nein! Das Wesen des Zitates ist die Verkürzung und es ist genau so ja gefallen.
Das was davon übrig geblieben ist, spiegelt eben die Überzeugung der Gesellschaft wider, die ich ja auch beleuchten wollte. Es wird bis Heute in dieser verkürzten Version gebraucht. Schaut man sich die Antike Kunst an, so wird man nicht ernsthaft widersprechen, dass man in Geist und Körper keinen Widerspruch sondern vielmehr sich auch gegenseitig unterstützende Faktoren sah.
Was richtig ist, Juvenals Intention war nicht die Heute gebräuchliche Bedeutung, das Gegenteil, also eine ironische Anspielung auf antike Bodybuilder, aber auch nicht.
Seine Satire beschäftigt sich mit den unmäßigen Wünschen der Menschen an die Götter und endet, als eine Art „Moral von der Geschicht“ mit Deinem obigen Zitat in der Bedeutung, dass dies das einzige sei was man sich wünschen solle. Es ist also mehr ein Aufruf zur Eigenverantwortung.

Jetzt mal zu "Ora et Labora“. Dieser Ausspruch („Bete und Arbeite“) könnte zwar dem Sinn nach als Empfehlung eines Ausgleichs zwischen geistiger und körperlicher Arbeit / Bemühung verstanden werden. Nein! „Ora et labora“ ist nicht als so eine Art Sportprogramm als Ausgleich zu anstrengender geistiger (Bet)arbeit zu verstehen, sondern als Läuterungsweg durch Hingabe und faustisches „strebendes Bemühen“ (Noch mal westliche Kultur!) Das ist Budo auch!
, von einer „exakten“ Entsprechung hinsichtlichen der Wegschulen kann aber überhaupt keine Rede sein: Das Beten zu Gott im christlichen Sinne hat überhaupt nichts mit der Meditation des Zen-Kriegers zu tun. Selbstverständlich kann beten meditativen oder kontemplativen Charakter haben!
Der gesamte Christliche Mystizismus baut darauf auf und eigentlich alle klösterlichen Gemeinschaften kennen so etwas.
Im übrigen ist Budo zwar stark Zen beeinflusst, aber sicher nicht Deckungsgleich.
Im Gegenteil, Zen strebt die vollständige Auflösung aller vorgefaßten Meinungen an – und dazu gehört auch der Glauben an Gott. So weit mir bekannt ist das der Weg, das Ziel ist der nicht intellektuell gesteuerte „Sprung in die Erkenntnis“ im christlichen Mystizismus ist es die „Einswerdung“ mit Gott (Eckhart spricht z.B. von einer anzustrebenden „Armut des Geistes die nichts will, nichts weiß und nichts hat“, klingt doch sehr ähnlich, wie im übrigen bei Eckhart viele Vokabeln auftauchen die auch in der östlichen Philosophie ihre Entsprechung finden, Leere z.B.)

Die Ähnlichkeiten zwischen Rosenkranz-Beten und Mantra-Mediation sind rein äußerlicher Natur. Genauso könntest Du behaupten, daß Go und Schach im Grunde gleich sind, weil die Spieler ein Brett vor der Nase haben und abwechselnd setzen. Wärend es beim RK-Beten darum geht, sich mental – und das heißt hier auch intellektuell - in die christliche Vorstellungswelt (der Erlösung) zu versetzen, um die persönliche Identifikation mit dem Glaubenssystem zu vertiefen, arbeitet Mantra-Meditation ganz anti-intellektuell mit der tranceinduzierenden Wirkung bestimmter Laute. Die intensive Beschäftigung mit einer Sache innerhalb des Zen hat mit dem RK-Beten Null zu tun. Klassisches Zen lehnt jede Art von Glauben ab. Das Rosenkranz beten als rein intellektueller Zugang zum Glauben mag vielleicht in seiner Funktion als Buße im Rahmen der katholischen Beichte Bedeutung haben im klösterlichen Kontext ist es eine Form von Meditation.
Die 15 „Vater unser“, 10 „Ave Maria“ und 15 „Ehre sei dem Vater“ sind bestimmten Ereignissen aus dem Leben Jesu und Marias zugeordnet und hier kommt wohl eine unterscheidende mentale Komponente hinzu, dennoch wird eigentlich je nach Glaubensgemeinschaft eine intellektuell nicht steuerbare größere Nähe zu Gott bis zu einer „Einswerdung“ angestrebt indem die Leiden Jesus nacherlebt werden.
Die eigentlichen Gebete treten dabei vollkommen in den Hintergrund. Das natürlich zum Zen der Unterschied besteht, daß man von einem höheren wesen ausgeht ist unstritig, aber das ist dem Osten ja nicht per se fremd und ändert an der Methode auxch nichts.
Daß im Tantrismus (Im übrigen die Idee einer Erlösung im Diesseits findet sich auch bei christlichen Mystikern) den mystischen Silben nicht lediglich eine „Krückenfunktion“ für die Meditation zukommt sondern das hier auch über eine tatsächlich technisch phonetischen Wirkkomplex gearbeitet wird war mir unbekannt, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil!

Ich kann verstehen, wenn jemand das ganze esoterische Gesabbel von den elitären Unterschieden satt hat, Wohl war!
aber das sollte in meinen Augen nicht dazu führen, daß wir am Schluß behaupten, Äpfel und Birnen wären im Grunde doch sowieso dasselbe. Nein, das tue ich auch nicht! Ich denke nur, dass der Unterschied nicht so groß wäre als das nicht ein Zugang möglich ist und vor allem, dass er nicht so groß ist wie die Behaupten, die sich mit Ihrer eigenen Kultur nicht weiter als bis zu Ihrer Nasenspitze beschäftigt haben!
Eine große Schwierigkeit beim Vergleich stellt schon der Begriff Philosophie dar, den man eigentlich erst definieren müsste, was aber angesichts der Tatsache ,dass das in Form einer allgemeinen Begriffdefinition in mehr als zweieinhalb Jahrtausenden westlicher Philosophie nicht gelungen ist, schwierig werden könnte.
Zumindest im Westen ist eine Tätigkeitsbeschreibung recht anerkannt –philosophieren heißt methodisch fragen- was aber lediglich einen intellektuellen Zugang erfasst.
Nun scheut man sich dennoch nicht abstrakt Zen mit einem konkreten westlichen Philosophen zu vergleichen. Die meisten dieser waren aber Generalisten, sie haben nicht nur nach dem „Sein“ nach dem "Woher" und "Wohin" gefragt sondern waren auch Mathematiker, Baumeister, Generäle, Techniker, Regierende, Staatstheoretiker etc. (Wie im übrigen auch viele östliche Philosophen) hier nun zu dem Ergebnis zu kommen diese Denkungsarten (Beide als Stellvertreter für Ihre Kultur) entspreche dem jeweils anderen nicht ist eigentlich für beide Kulturen eine Beleidigung.
Was den Verstandesmäßigen Zugang angeht so wird doch niemand behaupten wollen so etwas wäre den Asiaten unbekannt.
Die Schubkarre, die Armbrust oder das Schießpulver haben sie sicher nicht herbeimeditiert.
Ich gehe aber noch weiter, jegliche schriftliche Reflexion über ein Thema bedarf der verstandesmäßigen Auseinandersetzung mit der Thematik, sei es Staatstheorie oder Militärstrategie oder eben auch Zen!
Konfuzius als einer DER Vertreter der chinesischen Philosophie war eigentlich sehr Diesseitsgewand („Wen wir noch nicht einmal wissen, wie wir den Menschen dienen sollen, wie können wir wissen, wie wir den Geistern dienen“). Und seine „Philosophie“ ist wohl eher eine Sammlung Ethischer und politischer Grundsätze als eine Versenkungstheorie.
Und der wohl nicht minder berühmte Lao Tse macht genau das was man im Westen „Metaphysik“ nennt ( „Erkennen des Nichterkennens ist das Höchste“ Lao Tse- „Ich weiß das ich nichts weiß“ verkürzt Plato).
Selbst in der Religion kennt der Osten den intellektuellen Zugang, so ist im Buddhismus die Erlangung des Nirwana nicht lediglich über einen meditativen Weg sondern auch in Form eine Stufenfolge logischer Operationen (Dialektik des Nagarjuna z.B.) möglich.
Und umgekehrt eine Alleinvertretungsbefugnis des Ostens für, ich nenne es einmal erfahrende Erkenntnis geht ja auch weit an der Realität vorbei.
Eigentlich in fast allen Religionen (Und diese sind ja auch der Ursprung des Zen) gibt es neben der kollektiv objektiven Theorie und Lehrmethode immer auch individuell subjektive Strömungen die Religion mehr erleben als verstehen wollten (Cognito Die experimentalis).
Ziel war die Nähe zur Gottheit bis hin zur Einswerdung (Unio Mystica).
Gott lässt sich natürlich auch durch Leere, Tao, Universum etc. ersetzen.
Die Methoden hierzu waren Meditation, Kontemplation, Versenkung, Askese etc.. Zen gehört genauso in diese Kategorie wie die christliche Mystik deren Methoden auch Eingang in die Amtskirche fanden.
Auch sind diese Erkenntnisformen im Westen nicht dem Christentum vorbehalten.
Im Judentum Chassidismus und Kabbala im Islam der Sufismus (Woher auch die Idee des Rosenkranzes stammen soll..? Angebliche Einführung durch den Hl. Dominikus, fest durch Papst Leo XIII).
Schaut man sich die bedeutenden mystischen Strömungen im Westen an, wird man nicht umhin kommen ihnen eine Bedeutung für unsere Kultur zuzusprechen: Mysterienkulte in der Spätantike, der Neuplatonismus und im Christentum will man Anklänge schon bei Paulus und Johannes erkannt haben (Ursprünglicher geht’s kaum). Als Persönlichkeiten: Bernhard von Clairvaux, immerhin Mitinitiator der Gründung der größten übernationalen Militärorganisation des Mittelalters und gleichzeitig des größten Bankhauses dieser Zeit des Templerordens, Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Meister Eckhard, J. Tauler und selbst Luther hat Schriften von Eckhart Schülern verlegt. Heute noch die Passionsmystik im Laienbereich, die sicherlich nicht so diffizil ist wie einige Methoden im Osten aber dennoch in die Richtung geht.
Budo stellt uns in meinen Augen sogar vor weniger Probleme, da es nicht die Extreme beinhaltet, es hat durch die Praxisorientierung des Gegenstandes der Beschäftigung mehr Intellektuelle Inhalte als andere Wegschulen und ebenso ist es wohl mit Zen kompatibel, verlangt alleine aber nur Hingabe und Bemühen im rechten Geiste. „Wer immer strebend sich bemüht, den werden wir erlösen“ Goethes Faust...



Hallo Dao,

Übereinstimmungen, gut fangen wir mit dem alten Testament an:

Die Zehn Gebote
1.)Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
2.)Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.
3.)Du sollst den Feiertag heiligen.
4.)Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
5.)Du sollst nicht töten.
6.)Du sollst nicht ehebrechen.
7.)Du sollst nicht stehlen.
8.)Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
9.)Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
10.)Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.
(2. Mose 20 und 5. Mose 5)

Buddhas fünf Gebote:
1.) Töte keine Lebewesen
2.) Nimm nicht, was Dir nicht gegeben
3.) Sprich nicht die Unwahrheit
4.) Trinke keine berauschenden Getränke
5.) Sei nicht unkeusch

Vier von Fünf finden eine zumindest teilweise Entsprechung in meist gleich mehreren westlichen Geboten. Und die in dieser verkürzten Form zu Tage tretenden moralischen Maßstäbe sind nahezu identisch. Bis auf den Zusatz „Du sollst Dir von mir kein Bild machen“ sind diese Gebote auch mit den westlich jüdischen identisch.

Neues Testament/ Buddhismus

Die Gewaltablehnung als einer der wichtigsten Punkte des Buddhismus zeigt sich in den o.g. Geboten zwar nur indirekt, wird aber aber deutlich in der Geschichte des Buddhismus, da hier Vertreibung eher als Alternative gesehen wurde als Widerstand oder Bekehrung. Hierin ist ja überhaupt erst der Grund der Verbreitung z.B. nach China zu sehen.
Hier zeigt sich eine Deutliche Parallele zum Märtyrertum des frühen Christentums
Die neutestamentarischen Kernaussagen des Christentums gehen in Ihrer Gewaltablehnung ja bis zur Selbstaufgabe.
In der Bergpredigt finden sich hierzu einige Stellen:
"Ihr wisst, dass es heißt: -Auge um Auge, Zahn um Zahn. - Ich aber sage euch: Ihr sollt euch überhaupt nicht gegen das Böse wehren. Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die Linke hin....". (Matthäus 5,39)
"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen...." (Matthäus 5,44).
Nun mag das Christentum deutlicher von diesem Weg des Gewaltverzichts abgewichen sein indem der gerechte religiöse Krieg von der Amtskirche etabliert wurde (Wenigstens kam Papst Johannes XXIII. Vor 40 zu der Überzeugung, dass angesichts des modernen. Massenvernichtungspotenzials die klassische Lehre vom „gerechten Krieg“ aufgegeben werden müsse. Das schlug sich dann auch in seiner Friedensenzyklika „Pacem in terris“ nieder). Dies ist aber wohl eher eine Kulturelle als eine rein religiöse Entwicklung wie auch in Asien mancher vom Ideal seiner Handlungsmaximen abgewichen ist.

Neues Testament/ Shotonijukun

Z. B. Nr. 4: "Erkenne dich selbst zuerst, dann den anderen". Im Vergleich zu Matthäus 7,3: "Warum kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders und bemerkst nicht den Balken in deinem eigenen....zieh erst den Balken aus deinem Auge dann wirst du klar sehen..."

Ritterliche Tugendlehre/Bushido

Die Ritterliche Tugendlehre und der Standesethos.
Dies setzte sich aus durchaus dem Bushido vergleichbaren Werten zusammen:
"maze" =Selbstbescheidung, "staete" =Beständigkeit, "milte" =Auf Rache verzichtende Milde/ Menschlichkeit. Demut, Schutz der Schwachen, Mut, Todesverachtung.
Dies ganze im Dienst von Lehnsherren und Kirche. Neben der Waffenausbildung sollte aber auch die geistige und musische Ausbildung nicht vernachlässigt werden, was heute noch seinen Niederschlag im Höfischen Epos und im Minnesang findet.
Im Rahmen des Minnedienstes kam noch als weitere Tugend die "Zuht" =Selbstzucht hinzu. Gerade in diesem Bereich sind die Parallelen besonders bemerkenswert weil eben in beiden Ständen Wert auf eine zusätzliche Ausbildung zum Kriegerischen gelegt wurde. Ebenso die herausragende Stellung des Schwertes, das bei Rittern wie bei den Bushi nur Sekundärwaffe war, verwundert. Allen Kulturen mit einer ausgeprägten Kriegerkaste ist wohl der Versuch gleich diese durch besondere Kodizes zu kontrollieren und auf den Herrscher einzuschwören gleich. In ihrer Restriktivität ist der japanische Weg allerdings herausragend, denn mit Gishi später Giri war eine derart enge Bindung an den Herren gegeben das die Pflicht zur Befolgung von dessen Befehlen, der bedingungslose Gehorsam, alle anderen Tugenden ausschaltete, man also die Verantwortung für die Tugendhaftigkeit des eigenen Tuns auf eine andere Person transferieren konnte wenn man nur der Tugend der (Befehls)Pflichterfüllung folgte. Hier ist auch ein deutlicher Unterschied zur ritterlichen Tugendlehre und wie ich meine auch zur heutigen Vorstellung von Budo.

Letztlich bin ich der Auffassung, dass die Ausprägungen der beiden Kulturen die auf diesen Erkenntnistheorien und werten fußen sich doch deutlich unterscheiden das auch die Auswahl der auf beiden Seiten vorhandenen Methoden unterschiedlich ausfallen, dass aber sowohl die Zugangsmethoden wie auch die moralischen und ethischen Werte sehr ähnlich sind.

Yasha Speed
21-11-2005, 22:36
- Was ist Budo?

ne lebensphilosophie

- Was gehört da rein, was nicht?

ich sag jetzt mal ganz breit "ritterliche tugenden". was nicht reingehört, ist hippie-gelaber

- Was bedeutet es? Was nicht?

es bedeutet:
sterben

es bedeutet nicht:
gewaltlosigkeit aus feigheit oder um der gewaltlosigkeit willen

- Wie beeinflusst es Leben, Kampfkunst, Umwelt?

man verliert seine angst, wird ruhiger und entschlossener.

Katerpillar
22-11-2005, 11:19
Meine Interpretation von Budo ist die Bedeutung von dem Weg des Kämpfers. In der heutigen Zeit wird der Weg nicht mehr so sehr an das Töten und das körperlich Beschützende erinnert, sondern es beläuft sich ALLES mehr auf das Psychologische, zumindest sehe ich es so. Die Kampfkunst hilft einem natürlich sich zu wehren und auch andere zu beschützen, doch der Hauptaugenmerk wird doch darin gelegt, dass die körperliche Gewalt ersteinmal gegen die psychologische in den Hintergrund verfällt. Es soll erst miteinander geredet werden und KEIN "Blutvergiessen" stattfinden.

Zum anderen hilft der Weg einem, besser und tiefer in sich selbst zu schauen, mit sich selber zu allererst auseinander setzen zu können wobei man anfängt zu verstehen und zu begreifen. Meine Erfahrungen sind, dass die Umgebung sehr viel Intensiver wahr genommen wird und man selber etwas sensibler wird, was nicht bedeuten soll, dass man gleich anfängt zu weinen, wenn mal ein Marienkäfer zerquetscht oder ein Grashalm abgemäht wird. Das wäre ja schon der Weg der Europäischen "Veagner" im Bereich des asiatischen BuDo's...

Halmbart
22-11-2005, 13:12
[der Geist des] Budo = Kampf gegen sich selbst. Sprich, die pysische Übung ist nur Mittel zum Zweck. Ich lerne den Fausstoß nicht primär, um einen Gegner zu besiegen, sondern als eine Art wie auch immer geartete Konzentrationsübung, mit Blick nach Innen um bestimmte Charaktereigenschaften und mentale Fähigkeiten zu entwickeln.
Budo ist ohne Zen/Chan Hintergrund nicht denkbar. Budo als Zazen in Bewegung zu bezeichnen ist vielleicht ein wenig übertrieben, insbesondere wenn man z.B. an das Kihon des Karate denkt, aber die Zielsetzung ist aber eine sehr ähnliche. Sonst wäre es kein Budo.

Kampfsportarten/künste mit einem anderen philosophischen/religiösen Hintergrund als Zen sind kein Budo, auch wenn sie deshalb nicht weniger spirituell sein müssen.
TaiChi, das in seiner Art Taoistisch geprägt ist und mit Zen/Chan kaum was am Hut hat und trotzdem auch ein "innerer Weg" ist, wäre ein Beispiel. Oder auch Muaythai , das auch einen sehr starken kulturellen Hintergrund hat. Beides kein Budo.

So können z.B. auch die eher wissenschaftlich orientierten Methoden, bei denen der Fauststoß eben genau dazu dient, jemand anderes zu verletzten, durchaus auch mit einem philosophischen Hintergrund betrieben werden, eben als physische Manifestierung der Suche nach der Wahrheit (denn nix andere ist: Funktioniert das wirklich? Oder nur schönes Blendwerk). Beispiele wären die FMA oder eben das genannte Muaythai oder auch das Fechten, das man durchaus auch im Kontext der Aufklärung verstehen könnte.
Alles kein Budo. "Harte" Kungfu Stile (Shaolin) und die Nachfahren der alten japanischen und koreanischen Kampfkünste, evtl. auch aus Vietnam, die in richtung Erziehung umfunktioniert wurden (jap: jutsu->do) stellen die Basis des Budo dar. You get the idea. Zen[-buddhistischer] Hintergrund ist integraler Bestandteil des Budo.

Just my 2 Cent

edit:
Nachtrag: Natürlich muß Budo immer noch Wurzeln in der Auseinandersetzung haben. Der Teeweg wäre vielleicht ein Bruder im Geiste, aber eben kein Budo.