Adrenalin bei Inneren Kampfkünsten ? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Adrenalin bei Inneren Kampfkünsten ?



Paul72
12-07-2009, 18:39
Früher habe ich harte Kampfkunststile praktiziert. Nach einigen Jahren Tai Ji fällt mir heute im Rückblick auf das Adrenalin damals ein wichtiger Grundfeiler für die Entwicklung des einzelnen gewesen ist ( z. Bsp. um seine Grenzen zu verschieben ). Im Tai Ji Quan scheint diese Komponente fast vollständig zu fehlen. Das bestätigen indirekt auch Leute die bei uns zum Tai Ji dazukommen und vorher von anderen sehr bekannten ( ich halte mich mit konkreten Benennungen wegen diverser Effekte zurück ) Kampfkunstschulen eine gewisse Vorgeschichte mitbringen.

Könnte man soweit gehen und Sagen damit eine Kampfkunst, wenn sie ohne gezielte Adrenalin-Faktoren auskommt, somit gleichzeitig eine Charakteristik erfüllt die universal für Innere Kampfkünste gültig ist? Wie sind Eure Erfahrungen und was denkt ihr dazu? :ups:

nagual
12-07-2009, 18:49
Taiji ist ja eine Methodik des Formlaufens, während bei manchen anderen Kampfkünsten oder Sportarten der Wettkampf selbst im Zentrum steht, z.B. Boxen.

Insofern werden da Äpfel mit Birnen verglichen, wenn man so Aussagen macht, wie hier mit Adrenalin und da ohne Adrenalin.

Freier Geist
12-07-2009, 19:14
-

rudongshe
12-07-2009, 19:54
Taiji ist ja eine Methodik des Formlaufens, während bei manchen anderen Kampfkünsten oder Sportarten der Wettkampf selbst im Zentrum steht, z.B. Boxen.
Insofern werden da Äpfel mit Birnen verglichen, wenn man so Aussagen macht, wie hier mit Adrenalin und da ohne Adrenalin.

Taiji ist eine Methodik des Formlaufens? Es hat schon mehr Methoden als Formlaufen.

Robb
12-07-2009, 20:03
Es ist auch nicht jeder ein Adrenalin Junki. Was nichts gutes und schlechtes heißen soll.

Bessa-Wissa
12-07-2009, 20:29
Ich verstehe die Frage net so? Wir alle haben Adrenalin in uns.

Meist kommt es wenn wir es benötigen. Also was ganz natürliches. Inwiefern sollte das jetzt bei IMAs net vorhanden sein?

scarabe
12-07-2009, 21:02
ich denke, wer in ein interessantes Pushhands-Match geht, produziert von selbst mehr Adrenalin, das überall hilft, sich ganz auf den Gegner zu fixieren und Schmerzen auszuschalten.
Das Innere der KK schließt das ebenfalls innere Geschehen der erhöhten Adrenalinproduktion nicht aus.

Es sei denn, man betreibt Taiji nur als krankenkassengefördertes Formenlaufen und mißachtet den Rest..

nagual
13-07-2009, 08:38
Adrenalin ist doch wieder nur son Stichwort, dass irgendwelche Unterstellungen anreizen soll.
"Ohne Adrenalin geht es nicht", sind doch so Phrasen, die sachlich einen Nullwert haben, und was das ganze "mit Adrenalin" und "ohne Adrenalin" eigentlich konkret bedeutet, darum macht sich bei diesen Phrasendreschern eh keiner Gedanken.
Ohne Klärung dieser Angelegenheiten, was "Adrenalin" überhaupt bedeutet, und wann und warum in welcher Situation "wieviel Adrenalin" dann gut sein soll, kommt bei so einer Diskussion auch nie was vernünftiges raus.
Außerdem ist die Sache mit den ganzen Hormonen und Transmittern so komplex, dass hier niemand so billig behaupten könne, ein Boxkampf z.B. bedeute "viel Adrenalin" und Formlaufen bedeute "wenig Adrenalin".
Aber die Experten in solchen Unterstellungen können ja gerne ihre Messergebnissen der ganzen Blutanalysen hier einstellen, die sie bei Boxkämpfen und Formlaufern durchgeführt haben, damit der Kram ein bisschen Glaubwürdigkeit erlangt.

Vorher ist Gelaber über Adrenalin eben nur Phrasendrescherei.

Trinculo
13-07-2009, 10:05
Könnte man soweit gehen und Sagen damit eine Kampfkunst, wenn sie ohne gezielte Adrenalin-Faktoren auskommt, somit gleichzeitig eine Charakteristik erfüllt die universal für Innere Kampfkünste gültig ist?[/B] Wie sind Eure Erfahrungen und was denkt ihr dazu? :ups:

Wenn jemand davon schreibt, dass sich die Haare am ganzen Körper wie Metallklingen aufrichten, wäre das dann für Dich ein Adrenalin-Faktor?

laoshu
13-07-2009, 12:01
@nagual
Du hast keine Ahnung von Taiji als Kampfkunst, nicht wahr?
Hast du schon einmal versucht, die Kraft eines "Gegners", und sei es nur im Training, der mit allem, was er hat, mit der flachen Hand gegen deine Brust drückt, in dir aufzunehmen und durch dich hindurch abzuleiten?
Okay, die Könner mögen emotional unbeteiligt dastehen und denken "Heute ist Freitag, ich muss noch fürs Wochenende einkaufen." Mir pumpte beim ersten Mal das Adrenalin unter den Haarwurzeln.
Liebe Grüße,
laoshu

Paul72
13-07-2009, 12:18
Meist kommt es wenn wir es benötigen. Also was ganz natürliches. Inwiefern sollte das jetzt bei IMAs net vorhanden sein?

Beim Tai Ji ist ja ein gängiger und wichtiger Aspekt das lösen von Muskelspannungen. Muskelspannungen die auch die Köperstruktur beeinflussen. Wir versuchen dadurch ja ungünstige Verhaltensmuster die wir uns angewöhnt haben im laufe der Zeit aufzulösen oder zu verändern. Je besser uns das gelingt desto eher sind wir in der Lage mit unseren Prinzipien oder Methoden so zu arbeiten das wir überhaupt erst mal von einer Kampfkunst sprechen können.

Im Training hab ich beim Tai Ji keine Adrenalin-Meetings, weil wir uns auf der Suche nach Muskulös bedingten Blocken befinden, um diese aufzulösen. Das ist ein universeller Gedanke ( Formlaufen, Tuishou, Qi Gong -> egal ).

Bei harten Stilen werden funktionale Grundtechnicken oder auch das Formenlaufen + Freikampf sehr intensiv mit externer Muskelkraft geübt, wobei man den Aspekt mit dem lösen von Blockaden anders begegnet oder gelegentlich auch völlig ignoriert. Das soll keine Wertung sein.

Anhand dieser Betrachtung kann man doch davon ausgehen das es einen Unterschied gibt oder ? Ich denke das es zwischen Adrenalin und Muskelarbeit einen Zusammenhang geben muss der sich hier unterschiedlich präsentiert.

( Für nicht IMA's als Ergänzung: Das heist nicht das Tai Ji prinzipiel ohne Muskelarbeit funktionieren kann, jedoch ist hier eine andere Qualität gemeint -> bitte nicht zurückfragen, besser in einen anderen Thread nachlesen ! )

Paul72
13-07-2009, 12:35
Lass einen TCCler erst mal kämpfen; danach unterhalten wir uns dann nochmal übers Adrenalin.

Gruß

Freier Geist


Ich verstehe dich. Allerdings wird das nicht unbedingt die Frage sein, welche die meisten IMA's interessiert.

Interessanter wäre da doch eine prinzipiellere Frage. Sie könnte lauten: Ist es für IMA - Praktiker ein Nachteil ( vorrausgesetzt sie übern ohne gezielte Adrenalinerfahrungen ), wenn eine Alltagssituation auftritt die eine Selbstverteiligung erfordert und ihnen ein Adrenalinstoß durch den Körper fährt, was sie so nicht kennen? :)

Andreas23
13-07-2009, 12:51
Ich möchte zu diesem Thema auf das Buch von Dr. Yang Yang (http://books.google.de/books?id=8XF7w52yXv4C&source=gbs_navlinks_s) verweisen. Seiner Aussage nach enthält Taiji Techniken, durch Beeinflussung des vegetativen Nervensystems die gewünschte Wirkung des Adrenalins zu erreichen, ohne dessen unerwünschte Nebenwirkungen zu erzeugen.

bluemonkey
13-07-2009, 12:57
@nagual
Du hast keine Ahnung von Taiji als Kampfkunst, nicht wahr?


Hallo Fettnäpfchenkönigin, wenn ich recht informiert bin, hat nagual länger (7 Jahre?) Chenstil geübt, als ich ;)



Hast du schon einmal versucht, die Kraft eines "Gegners", und sei es nur im Training, der mit allem, was er hat, mit der flachen Hand gegen deine Brust drückt, in dir aufzunehmen und durch dich hindurch abzuleiten?
Okay, die Könner mögen emotional unbeteiligt dastehen und denken "Heute ist Freitag, ich muss noch fürs Wochenende einkaufen." Mir pumpte beim ersten Mal das Adrenalin unter den Haarwurzeln.




Also wenn das ein Beispiel für Taijiquan als Kampfkunst ist, dann bedaure ich jetzt, dass ich kein Handballer bin :rolleyes::p

pilger
13-07-2009, 12:57
Ich verstehe dich. Allerdings wird das nicht unbedingt die Frage sein, welche die meisten IMA's interessiert.

Interessanter wäre da doch eine prinzipiellere Frage. Sie könnte lauten: Ist es für IMA - Praktiker ein Nachteil ( vorrausgesetzt sie übern ohne gezielte Adrenalinerfahrungen ), wenn eine Alltagssituation auftritt die eine Selbstverteiligung erfordert und ihnen ein Adrenalinstoß durch den Körper fährt, was sie so nicht kennen? :)


Hmmm...

ist die Frage vielleicht nicht eher die, dass wenn eine Person, die es gewohnt ist,
a) im Training hart angepackt zu werden und
b) bereits öfter in realen Stresssituationen war
eben weniger Adreanlin ausschüttet, als eine Person, die Nr. a) und b) nicht kennt!?
Und zwar unabhängig von der praktizierten Kampfsportart! Und bei sog. "Straßenschlägern" kannste das a) sogar ganz weglassen, die sind´s einfach gewohnt, sich in solche Situationen zu begeben.

Zumindest konnte ich das bei mir persönlich im Laufe von Jahren beobachten. Nein, ich gehörte nicht zur Kategorie Schläger!!! Aber ich war in früheren Jahren (leider) öfter in "stressigen" Situationen. Und je gewohnter ich daran war, umso gelassener wurde ich von mal zu mal. Gelassener und gleichzeitig hellwach und körperlich entspannt im positiven Sinn.
Allerdings scheint dieser Effekt auch nach Jahren der Abstinenz von Situationen unter b) noch da zu sein. Denn als ich vor ein paar Monaten in eine Situation kam, in der meine Antennen nicht gleich funktionierten und mir ein etwas angetrunkener recht kräftiger Typ mit ner erhobenen Faust in ner Disco Ü 30 gegenüber stand, reagierte ich auch gelassen und war für diese Situation entsprechend sehr entspannt. Glücklicherweise konnte ich ihn dann durch selbstsicheres verbales Auftreten von seinem Vorhaben abhalten :D

Grüße
Pilger

Trinculo
13-07-2009, 13:13
Hast du schon einmal versucht, die Kraft eines "Gegners", und sei es nur im Training, der mit allem, was er hat, mit der flachen Hand gegen deine Brust drückt, in dir aufzunehmen und durch dich hindurch abzuleiten? Das größere Problem ist, die Kraft, mit der die gegnerische Faust gegen deinen Kiefer schlägt, irgendwo hinzuleiten, wo sie keinen Schaden anrichtet.


Ist es für IMA - Praktiker ein Nachteil ( vorrausgesetzt sie übern ohne gezielte Adrenalinerfahrungen ), wenn eine Alltagssituation auftritt die eine Selbstverteiligung erfordert und ihnen ein Adrenalinstoß durch den Körper fährt, was sie so nicht kennen? :)
Mit Sicherheit, wenn es überhaupt soweit kommt, und nicht vorher ein anderer Stoß dem Spiel ein Ende macht.

Freier Geist
13-07-2009, 14:02
-

Klaus
13-07-2009, 14:25
Wer ist denn noch alles nur auf der Suche nach irgendwelchen muskulösen Spannungen statt einfach mal verdachtsweise die BEWEGUNGEN zu machen aus denen eine Form besteht ? Ich bin immer auf der Suche nach gar nichts, ich mache einfach. Dafür beschweren sich meine PH-Partner dann ich soll sie nicht so fest drücken. Bei Ma Jiangbao habe ich irgendwie überhaupt nicht den Eindruck er wäre auf der Suche nach muskulären Verspannungen.

Ergänzung: ohne Hormone oder Energieträger die besonders wirksam die Muskulatur zur Kontraktion anregen geht auch bei "IMAs" recht überschaubar wenig. Ob das nun Adrenalin, Noradrenalin, oder was auch immer ist. Evolutionsgeschichtlich wird es wohl einen Grund haben warum der Körper in Gefahr Adrenalin ausschüttet und die Kraft sprunghaft ansteigt. Wer birkenstocktragend da einen auf unheimlich weisch und nur minner Kraft vom Geschner macht, bekommt in Realitas auf die Mappe, und das nicht wenig. NUR neutralisieren geht durchaus, erfordert aber ein immens hohes Niveau, und wirkt nur dann wenn ein Angreifer entnervt aufgibt. Man "benutzt" das Adrenalin aber nicht, es ist einfach da, und es wirkt weil der Stoffwechsel das so vorsieht. Künstlich solche Hormone an ihrer Ausschüttung aus Pazifismus zu hindern ist nett gedacht, leider hat das einen Nachteil wenn der Angreifer es mit Pazifismus nicht so richtig hat. Wobei das durchaus auch mal funktioniert, ich verlasse mich nur so ungern auf die Zugänglichkeit solcher Leute.

Trinculo
13-07-2009, 14:25
Was heißt Nachteil - sie werden dann halt erkennen müssen, dass mit ihrer Entspannungsfähigkeit aus Friedenszeiten plötzlich nichts mehr ist, und deswegen vieles von dem, was sie trainieren, so nicht mehr funktionieren wird.Wer will das schon :p?


Wer in einer ernsten SV-Situation locker bleibt, hat entweder sehr viel Erfahrung damit, ist Profi, oder er fühlt sich seinem Gegner überlegen.Yep, deshalb fällt dies einem Ryabko auch leichter als Otto Normalverteidiger.


Auch ein Wettkampf ist noch lange keine SV-Situation. Aber ein offizieller Wettkampf ist natürlich schon mal wesentlich stressiger, als rein freundschaftliches Pushen im eigenen Dojo, und so gesehen in dieser Hinsicht bestimmt ein Vorteil. Egal ob bei externen oder internen KKlern.Und selbst bei den echten SV-Situationen gibt es dann wahrscheinlich noch eine Stufenleiter ... ist nur das Portemonnaie bedroht? der Stolz? die körperliche Unversehrtheit? das Leben? Ich denke, man kann immer nach neuen Grenzen suchen, aber irgendwann stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Gute Trainer können einen schon ziemlich in Stress versetzen, ohne einen wirklich einer Gefahr auszusetzen. Über blutige Lippen und Veilchen möchte ich persönlich nicht hinausgehen, weil es mir das nicht wert ist.

Freier Geist
13-07-2009, 14:38
-

bluemonkey
13-07-2009, 15:20
Hmmm...

ist die Frage vielleicht nicht eher die, dass wenn eine Person, die es gewohnt ist,
a) im Training hart angepackt zu werden und
b) bereits öfter in realen Stresssituationen war
eben weniger Adreanlin ausschüttet, als eine Person, die Nr. a) und b) nicht kennt!?

Ist es denn so, dass wenn man in gewohnten Streßsituationen "ruhig" bleibt, weniger Adrenalin ausgeschüttet wird?
(da schwingt ja die Annahme mit, dass Adrenalin irgendwie hemmt, das Gegenteil ist der Fall: Adrenalin steigert die Leistungsfähigkeit des Körpers. Könnte man sich das also wegtrainieren, ist das in meinen Augen kontraproduktiv)
Angst hat eine Obergrenze.
Wenn ein Anfänger mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug springt, dann hat er vor dem Absprung einen Puls um die 200, nach dem Absprung (also während des Fallens) ist er wieder nahe dem Ruhepuls und fühlt sich ausgesprochen wohl.
Ein geübter Springer ist vor dem Absprung bei gemäßigten Werten von ca. 120, die er aber aufgrund seiner Erfahrung auch nach dem Absprung wg. erhöhter Alarmbereitschaft beibehält.
Beide dürften wohl erhebliche Adrenalinwerte aufweisen, trotz Ruhe oder Training. Dies drückt sich durch einen großen Bewegungsdrang und körperliche Leistungsfähigkeit aus, nicht in hemmender Aufregung.
Wer schon mal einen gefährlichen Autounfall oder eine ähnliche Situation erlebt hat, erinnert sich vielleicht, das Geschehen gelassen in Zeitlupe miterlebt und dennoch richtig gehandelt zu haben.
Hinterher ist er dann aufgekratzt wie ein Hühnchen, eben weil er noch jede Menge Adrenalin in der Blutbahn hat.

Es ist wohl auch ein Unterschied, ob man sich zu einem Kampf verabredet, und deswegen die ganze Zeit davor extrem aufgeregt ist, oder ob man unvermittelt in eine solche Situation gerät, und sich erst hinterher aufregen kann.

laoshu
13-07-2009, 15:31
Hallo Fettnäpfchenkönigin, wenn ich recht informiert bin, hat nagual länger (7 Jahre?) Chenstil geübt, als ich ;) Hey, blaues Äffchen, ich trete nicht in Fettnäpfchen, ich tauche darin:D!
Ich kenne jemanden, der hat noch länger Chen-Stil geübt und trotzdem keine Ahnung von den Prinzipien einer inneren Kampfkunst.

Also wenn das ein Beispiel für Taijiquan als Kampfkunst ist, dann bedaure ich jetzt, dass ich kein Handballer bin :rolleyes::p
Ich auch:D!
Trotzdem alles Liebe,
Deine
laoshu

laoshu
13-07-2009, 15:50
Das größere Problem ist, die Kraft, mit der die gegnerische Faust gegen deinen Kiefer schlägt, irgendwo hinzuleiten, wo sie keinen Schaden anrichtet.
Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Extra für dich, mein lieber Trinculo, noch einmal zum mitbuchstabieren und gaaanz langsam: Das, was ich beschrieben habe, ist eine TRAININGSSITUATION! EINE ÜBUNG!
Noch nie gemacht, stimmt's?
Die Faust, die gegen meinen Kiefer schlägt (es gibt wesentlich bessere Ziele:D), irgendwo hinzuleiten, wo sie keinen Schaden anrichtet, ist mein kleinstes Problem. Ich lasse mich einfach in die Knie sinken:D. Und dann umfasse ich seine Beine in Kniehöhe und richte mich wieder auf. Mit Spirale, versteht sich. Nein, ich meine kein IUP!
Liebe Grüße,
lashu

Freier Geist
13-07-2009, 16:37
-

Freier Geist
13-07-2009, 16:53
-

Bessa-Wissa
13-07-2009, 17:44
Und bevor jetzt wieder einer kommt und sagt: Ja, ja bei den Soldaten ...:

Ich sehe da keinen wesentlichen Unterschied zwischen der Situation in einem kriegerischen Schlachtfeld und einer lebensbedrohlichen SV-Situation in einem Berliner Hinterhof. Die Problematik bleibt exakt die Gleiche.

Gruß

Freier Geist

Wird von der Adrenalinauschüttung auch bei den meisten Menschen ähnlich sein.

Anonsten stimme ich dir voll zu.

Es ist unglaublich förderlich ist, wenn jemand lernt, damit umzugehen bzw versucht bewusst, ruhig zu bleiben.

Ja der ein oder andere sollte meiner Meinung nach sich sogar eine gewisse Unbesiegbarkeit einreden und sich in einen selbstsicheren Zustand bringen.

Weil wenn die Knie total zittern und man zum krampfen neigt kämpft es sich sicherlich suboptimal.

laoshu
13-07-2009, 18:09
Ja der ein oder andere sollte meiner Meinung nach sich sogar eine gewisse Unbesiegbarkeit einreden und sich in einen selbstsicheren Zustand bringen.
Das ist garantiert eins: tödlich!
Alle, die mit Kampf im Sinne von Überleben zu tun haben, seien es die Marines, Elite-Eingreiftruppen, Fremdenlegionäre, Sicherheitsservices, professionelle Söldner etc. trainieren bestimmte Standards immer und immer wieder aus einem einzigen Grund: Automatisiere die Handlungsabläufe - don't panic! Was man jedoch normalerweise, heute glaube ich allerdings an gar nichts mehr, nicht trainieren kann, ist, wie es sich anfühlt, jemanden zu erschießen (Nein, nicht von weitem mit Zielfernrohr - Auge in Auge) oder real das Genick zu brechen.
Ihr glaubt doch etwa nicht wirklich, dass erledigt man durch Training irgendwann so eben mit 120er Puls und ohne zitternde Knie.
Kennt jemand zufällig einen Fremdenlegionär oder, näher dran, einen Bundeswehrsoldaten, der in Afghanistan war?
PTBS? Schon mal gehört? Kommt in den härtesten Kreisen vor und diese fighter können nicht mehr ruhig schlafen...
Liebe Grüße,
laoshu

Bessa-Wissa
13-07-2009, 18:40
Das ist garantiert eins: tödlich!
Alle, die mit Kampf im Sinne von Überleben zu tun haben, seien es die Marines, Elite-Eingreiftruppen, Fremdenlegionäre, Sicherheitsservices, professionelle Söldner etc. trainieren bestimmte Standards immer und immer wieder aus einem einzigen Grund: Automatisiere die Handlungsabläufe - don't panic! Was man jedoch normalerweise, heute glaube ich allerdings an gar nichts mehr, nicht trainieren kann, ist, wie es sich anfühlt, jemanden zu erschießen (Nein, nicht von weitem mit Zielfernrohr - Auge in Auge) oder real das Genick zu brechen.
Ihr glaubt doch etwa nicht wirklich, dass erledigt man durch Training irgendwann so eben mit 120er Puls und ohne zitternde Knie.
Kennt jemand zufällig einen Fremdenlegionär oder, näher dran, einen Bundeswehrsoldaten, der in Afghanistan war?
PTBS? Schon mal gehört? Kommt in den härtesten Kreisen vor und diese fighter können nicht mehr ruhig schlafen...
Liebe Grüße,
laoshu

Öhm inwiefern wiederspricht das automatisieren und nicht in Panik geraten, der Strategie sich einzureden, überlegen zu sein bzw extremes Selbstvertrauen an den Tag zu legen?

Panik entsteht gerade dadurch, dass Leute Situationen nicht unterschätzen, sondern sie eher überschätzen.

Du um jemand zum Mörder zu machen brauche ich keinen Söldner oder G.I Joe. Da reicht nen 18 Jähriger mit Klappmesser, der in seiner Ehre verletzt wurde. Nur das der danach noch klasse schläft...

nagual
13-07-2009, 19:33
@nagual
Du hast keine Ahnung von Taiji als Kampfkunst, nicht wahr?
Hast du schon einmal versucht, die Kraft eines "Gegners", und sei es nur im Training, der mit allem, was er hat, mit der flachen Hand gegen deine Brust drückt, in dir aufzunehmen und durch dich hindurch abzuleiten?


Ja, ist für mich kinderleicht, ich kann genauso pushen wie Jan Silberstorff und andere, ich kenne mich da aus.

Robb
13-07-2009, 19:55
Öhm inwiefern wiederspricht das automatisieren und nicht in Panik geraten, der Strategie sich einzureden, überlegen zu sein bzw extremes Selbstvertrauen an den Tag zu legen?

Panik entsteht gerade dadurch, dass Leute Situationen nicht unterschätzen, sondern sie eher überschätzen.

Du um jemand zum Mörder zu machen brauche ich keinen Söldner oder G.I Joe. Da reicht nen 18 Jähriger mit Klappmesser, der in seiner Ehre verletzt wurde. Nur das der danach noch klasse schläft...

super Beitrag. Und das Opfer kommt wahrscheinlich sein ganzes Leben nicht mehr zur Ruhe oder wird mit Abstand genauso. Wenn es überlebt.

Paul72
13-07-2009, 22:01
Es ist wohl auch ein Unterschied, ob man sich zu einem Kampf verabredet, und deswegen die ganze Zeit davor extrem aufgeregt ist, oder ob man unvermittelt in eine solche Situation gerät, und sich erst hinterher aufregen kann.

Ich habe drei Arten von Erfahrungen gemacht.

1. Plötzlich in Konfrontationssituation gelandet -> Man wird hell wach, Wärme zieht durch den Körper und man will den Kampf, quasi um das Thema hinter sich zu bringen. Sich dann noch zurück zuhalten ist eine echte Herausforderung.
2. Plötzlich in Konfrontationssituation gelandet -> Körper ist schlagartig wie gelähmt und man bekommt schon fast Panik, weil man weis das man in diesen Zustand Handlungsunfahig ist.
3. Sonderfall Pkw-Unfall -> Fährzeug gerät ins Schleudern, kommt von der Fahrbahn ab und überschlägt sich am Rand -> Man sitzt im Fahrzeug ist völlig relaxed und sagt sich "ok jetzt hast du keinen Einfluß" -> so wartet man entspannt ab, ohne ein Absicht oder einen Gedanken zu haben -> Pkw komplett hinüber, ich komme mit ein paar Schnittwunden und leichtem Schleudertrauma davon. -> kein Adrenalin ?

Die Erfahrungen von Punkt 1 und 2 haben einige Gong Fu - Lehrer in Büchern kommentiert. Diese sprechen dann von alten Instinkten -> entweder Totstellen oder Flucht nach vorn, um zu überleben. ;)

pilger
13-07-2009, 22:22
Ist es denn so, dass wenn man in gewohnten Streßsituationen "ruhig" bleibt, weniger Adrenalin ausgeschüttet wird?
(da schwingt ja die Annahme mit, dass Adrenalin irgendwie hemmt, das Gegenteil ist der Fall: Adrenalin steigert die Leistungsfähigkeit des Körpers. Könnte man sich das also wegtrainieren, ist das in meinen Augen kontraproduktiv)
kann.

Das habe ich mich NACH dem Verfassen des Posts auch gefragt. Da dachte ich mir auch, dass es andere Sachen sind, die einen ruhiger werden lassen, aber nicht manglendes Adrenalin. Ich glaube du hast recht. Adreanlin wird wohl genauso da sein.

Tjaja, ab und an erst mal denken, dann schreiben ;)

Grüße
Pilger

Freier Geist
14-07-2009, 08:40
-

Robb
14-07-2009, 08:56
Schön ist manchmal zusehen wie sich KK/KS Schüler freuen wenn der Meister etwas zeigt. Wo in einer realen Situation doch eher andere Gefühle entstehen.

Pu Bär
14-07-2009, 09:37
Schön ist manchmal zusehen wie sich KK/KS Schüler freuen wenn der Meister etwas zeigt. Wo in einer realen Situation doch eher andere Gefühle entstehen.

Und sie bezahlen sogar dafür... :D

Freier Geist
14-07-2009, 10:04
-

bluemonkey
14-07-2009, 10:24
Ich habe drei Arten von Erfahrungen gemacht.

1. Plötzlich in Konfrontationssituation gelandet -> Man wird hell wach, Wärme zieht durch den Körper und man will den Kampf, quasi um das Thema hinter sich zu bringen. Sich dann noch zurück zuhalten ist eine echte Herausforderung.


Und wenn man unter einem Testosteronschub steht?
z.B. Freundin wird dumm angemacht, und man hat nur noch die Absicht, den anderen zu zerstören...nicht um es hinter sich zu bringen, sondern weil einem extrem danach ist, egal, was dabei mit einem selbst passiert...

pilger
14-07-2009, 10:27
Aber eben nicht in exzessiver Höhe!

Lest euch doch das der Kanadier mal durch, anstatt weiter nur zu spekulieren. Dort geht's primär nicht um Krieg, sondern um Physiologie - ist also vollkommen unabhängig von der eigenen Weltanschauung - und eigentlich doch interessant für jeden Kampfkünstler ...

Gruß

Freier Geist

Und wenn dort von einem 200er-Puls gesprochen wird, dann ist das eben kein 200er, der dadurch zustandekommt, dass einer z. B. wie geistesgestört um die Häuser joggt. Nein, es dreht sich um einen stressinduzierten, rein hormonellbedingten Anstieg innerhalb weniger Sekunden - OHNE dass der Körper sich dafür anstrengen muss; mit auch gänzlich anderen Folgen. Das Ziel muss deswegen sein, dass die Ausschüttungen erst gar nicht überborden. Und das klappt wohl am ehesten über häufige möglichst realistische Erfahrungen und wohl eher nicht so sehr via Übungen unter gemütlichen Laborbedingungen. Wenn's überhaupt hinreichend klappt - ist halt auch noch eine Frage der persönlichen Veranlagung.


Hallo Freier Geist,

ich möchte noch mal auf meinen Post #15 hinweisen, das war das, was ich ursprünglich geschrieben hatte.
Geht einher mit dem, was du sagst, "häufige möglichst realistische Laborbedingungen"
VÖLLIG RICHTIG!!! In meinen Augen.

Letztlich ist es glaube ich auch nicht soo wichtig, welcher Stoff in welchem Maße ausgeschüttet oder zurückgehalten wird.

Meine persönliche Erfahrung, und das finde ich für mich wichtig, hat mir gezeigt, dass je öfter ich in solch "Stressituationen" war, ich von mal zu mal geistig entspannter aber trotzdem gleichzeitig hellwach im Sinne "eine Katze die zum Sprung ansetzt" war.
Das ging na klar auch mit entprechenden körperlichen Reaktionen einher. Ich war keinesfalls muskulär verspannt, sondern die Muskulatur hatte einen fühlbaren Tonus der nicht total entspannt und nicht super angespannt war. Und das in einer REALsituation. Der Körper und der Geist waren jederzeit zum Agieren bereit, gleichzeitig aber so ruhig, dass es kein unkontrolliertes Agieren wurde.

Grüße
Pilger

Freier Geist
14-07-2009, 10:35
-

bluemonkey
14-07-2009, 10:41
PTBS? Schon mal gehört? Kommt in den härtesten Kreisen vor und diese fighter können nicht mehr ruhig schlafen...
Liebe Grüße,
laoshu



PTBS entsteht doch eher durch eigene Bedrohung, als durch Gewalt gegen andere?
(vielleicht bekommt man das auch durch realistisches Training:))

Erinnerungen werden bei uns nun mal emotional verankert, daher führen starke Emotionen zu starken Erinnerungen.
Da die Emotionen allerdings von der Bewertung der Situation abhängen, hilft da (wie von Bessa schon erwähnt) eine Änderung der eigenen Sichtweise.
Meditation kann da helfen oder komische Weltanschauungen.

pilger
14-07-2009, 11:00
Glaube ich dir. Es geht im Endeffekt ja auch nur um Tendenzen bzw. um Durchschnittswerte. Die Leute reagieren nicht alle auf dem gleichen Level (Veranlagung, Erfahrung). Und bei dem Army-Report geht's um echte Leben-oder-Tod-Situationen. Ich weiß nicht, ob du in solchen selbst schon gestanden hast.

Gruß

Freier Geist

Ja klar, der eine ist schon bei nem knackenden Ast auf 200, der andere erst bzw. immer noch nicht, wenn er in den Lauf einer 9 mm sieht ;)

Und die Jungs vom Army-Report gehören sicher nicht zur ersteren Gruppe :D

Grüße
Pilger

Klaus
14-07-2009, 12:49
PTBS entsteht auch wenn man gezwungen ist, gegen seine eigenen Moralvorstellungen zu handeln, über längere Zeit. Ein Soldat der nur töten muss ohne selbst wirklich in Gefahr zu sein, Leute die er gar nicht umbringen möchte, bekommt sowas auch. Ein Kollege von mir Anfang 30 hatte quasi über Nacht schlohweisse Haare bekommen, weil er bei einem Einsatz als Fremdenlegionär in Afrika im Zusammenhang mit der Ebola-Epidemie alles erschiessen musste was versucht hat über einen Fluss zu kommen, auch Frauen, Kinder oder Tiere. Der kanadische Kommandeur der Blauhelme in Ruanda hat eine Lähmung im linken Arm bekommen weil er seine belgischen Eliteeinheiten NICHT einsetzen durfte um die Zivilbevölkerung zu schützen, gegen ein paar Teenies die mit Macheten auf Mofas rumgefahren sind und wahllos alles umgebracht haben was vom anderen "Stamm" war, auch kleine Kinder. Die beknackten Sesselfurzer haben sogar ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet weil er "entgegen der Weisung" Zivilisten in den Bunker gelassen hat die vor dem Völkermord geflohen sind. Ich kann mir vostellen dass der Grund für die Lähmung ist, dass er mit dem linken Arm diese Arschl***** an die Wand drücken wollte bis ihnen die Augen aus dem Kopf quillen und das Leben auch in diesen D****säcken langsam verlischt. Und da hat er mein tiefstes Verständnis für.

scarabe
18-07-2009, 20:25
Ich möchte zu diesem Thema auf das Buch von Dr. Yang Yang (http://books.google.de/books?id=8XF7w52yXv4C&source=gbs_navlinks_s) verweisen. Seiner Aussage nach enthält Taiji Techniken, durch Beeinflussung des vegetativen Nervensystems die gewünschte Wirkung des Adrenalins zu erreichen, ohne dessen unerwünschte Nebenwirkungen zu erzeugen.

Damit wär der Thread beantwortet...