Mo Duk /Wu Te - Kampfkunsttugenden [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Wong
14-07-2003, 15:26
Mo Duk / Wu Te - Kampfkunsttugenden


......Wu Te/Wu De - war schon immer ein Teil der chinesischen Kampfkünste und Kultur und muß es auch heute noch sein......

Wie seht Ihr das ? Inwieweit lässt es sich denn heute noch umsetzen ?

Ist eine allgemeine Frage (keine über Hung Gar !!), daher bitte nur themenbezogene Antworten.



Gruss
Wong

Nadine
14-07-2003, 21:27
Hallo Zusammen

Ich finde Mo Duk sehr wichtig. Soll uns doch unsere Kampfkunst, welche es auch sein mag, einen geistigen Weg führen.
Einen guten Charakter zu haben und oder zu schulen bringt im Leben doch nur Vorteile. Und wer schläft nicht gerne mit ruhigem Gewissen?
Ich kann aus meiner Erfahrung nur von traditionellen Kung Fu Leuten sprechen. Mit diesen ist es wirklich wie eine Familie. Wenn mir ein KF Freund sagt, er macht A dann kann ich mich darauf verlassen, dass er auch A macht. Nicht nur schwafelt. Und meinerseits funktionierts natürlich genauso. Daraus ergeben sich gute, zuverlässige Freundschaften, denen man trauen kann.
Schön ist auch, dass kulturelle oder sprachliche Brücken überwunden werden, ohne dass sich jemand Gedanken darüber macht.
Für mich ist Mo Duk nicht eine schöne Idee oder Philosophie, sondern das, was ich täglich versuche umzusetzten.
Denn nur Taten zählen! Worte sind Schall und rauch!

Liebe Grüsse
Nadine

Dao
15-07-2003, 00:06
Hi Nadine,
dann mal los, auf und voran beim Abbau von Schall und Rauch.
Heute schon auf jemanden zugegangen und ihm die Hand gereicht?
Sonst bleibts leider bei den heeren Worten. Peacefull Mind!

Traitor
15-07-2003, 04:23
Genauso ist es ! Peaceful mind!
:beer:

Verity
15-07-2003, 10:04
Hallo zusammen,

Kann jemand kurz erklären, was man genau mit Mo Duk /Wu Te - Kampfkunsttugenden meint.
So eine kurze und allgemeine Erklärung reicht.

tigercrane
15-07-2003, 10:10
hi an alle

diese tugenden sind schön und wüschenswert, doch sie erfordern ua folgende vorraussetzungen:

- jemand der einem das korrekt beibringt
- jemand der einem diese haltung wirklich vorlebt
- jemand der es einem vorbehaltslos erklärt (vor allem den zusammenhang asien/westliche welt)
- die eigene offenheit es überhaupt erlernen und anwenden zu wollen

gerade beim letzten punkt muss sich jeder von uns immer wieder selber auf die finger klopfen.. wirklich jeder, auch diejenigen, welche meinen sie seien so bereits soweit... (damit ist keiner von hier gemeint!)

viele grüsse

Wong
15-07-2003, 12:43
Hi Verity,

ganz kurz erklärt (ohne auf den geschichtlichen Hintergrund hier einzugehen):

Wu-De (mandarin) - Mo Duk (Mo = Kampfkunst, Duk = Tugend, in kantonesisch) setzt sich aus drei Lehren der chinesischen Kultur zusammen:

Lucha - konfuzianische Moral (Konfuzismus)
Dao - kosmisches Prinzip (Taoismus)
De - buddhistisches Denken (Buddhismus)

Diese drei Lehren werden als die Mutterkultur und Wu-De als ihr Sohn bezeichnet.

Die Inhalte des Wu-De werden traditionell mit sechs Schriftzeichen umschrieben und lauten:

ren - Mitmenschlichkeit/Güte
yi - Herzlichsein/Rechtschaffenheit
li - Respekt und Bescheidenheit
zhi - Wissen, Weisheit, Intelligenz
xhi - Vertrauen, Ehrlichkeit, Offenheit, Standfestigkeit
jong - Tapferkeit

Die Bedeutung, die hinter diesen kraftvollen alten chinesischen Zeichen steht, porträtieren die Essenz eines wahren Kampfkünstlers. "Wenn man den Faustkampf erlernen will, muss der Schüler die richtige Einstellung mitbringen". So lautet ein alter chinesischer Spruch unter "Boxern". Fehlte diese Einstellung, wurde er nicht unterrichtet.

So habe ich es in der VR China gelernt.

Gruss
Wong

SQ
16-07-2003, 22:35
Für mich sind die Wu De schon sehr wichtig. Eigentlich drücken sie nix anderes aus wie die moralischen Grundwerte einer jeden Kultur.

Da die chinesischen KAmpfkünste als Familie aufgebaut sind, muss sich jeder innerhalb der Familie darauf verlassen können, dass der andere sich daran hält.

Und der Dank dafür ist eine unglaublich schöne Harmonie....

Wong
17-07-2003, 07:49
@ Shaolin Quan,


bin ganz Deiner Meinung.


@ an alle

Früher jedoch war es so, dass diese Grundwerte so wichtig waren, dass wenn ein Schüler diese Werte nicht mitbrachte erst gar nicht unterrichtet wurde oder wenn er gegen diese verstiess, lebenslang aus der Kampfkunstgemeinschaft ausgeschlossen wurde. (Gut oder nicht gut ?)

Scheinen heute andere Werte diese Grundwerte in den Kampfkünsten abzulösen ? Allgemein gesehen sieht es mittlerweile doch überwiegend so aus, dass mehr Wert auf Geld , Macht, Ruhm, Popularität, Imagegehabe, Vergleichswertungen usw. gelegt wird. Oder wie seht Ihr das ?


Gruss
Wong

tigercrane
17-07-2003, 08:36
hi an alle

für mich ist es fraglich, ob ein schüler von anfang an diese werte mitbrachte… wenn dies so wäre, dann wären das ja fast perfekte menschen gewesen und die gibt es ja nun einmal nicht .. dass die veranlagung dazu vorhanden war, das kann gut sein..

die meister haben ihre schüler ja mit den verschiedensten mitteln getestet und erst dann vom „botenjungen“ zum wirklichen schüler erhoben, wenn sie sahen, dass er die hohen werte überhaupt lernen will.. im übrigen ist der meister ja dazu da, dem schüler genau diese werte korrekt zu vermitteln.. oder wie sehr ihr das? würde ein anfänger alles können, so müsste er gar nicht kommen..

persönlich finde ich es auch heut noch als richtig, dass ein schüler von der gemeinschaft ausgeschlossen wird, wenn auch mehrmaliges ermahnen nichts bringt.. die gründe sollten aber schon triftig sein.. für bagatellen, welche bei vielen schulen dazu reichen, dass der schüler über die planke gehen muss, zeugen meines erachtens davon, dass der jeweilige lehrere selber die ideale nicht erreicht hat..

als kleines beispiel, dass ihr versteht, was ich genau meine.. ein schüler ging als zuschauer an eine kung fu vorführung.. da er selber auch kung fu praktizierte, allerdings ein innerer stil, ging er zu der gruppe hin und mit ihnen ein gespräch führen (sicher hat das jeder von uns auch schon einmal getan).. als er in seiner schule von diesem anlass erzählte, so drohte ihm sein lehrer mit schulausschluss.. gründe dafür waren lächerlich.. zb ohne erlaubnis des lehrers darf kein schüler solche veranstaltungen besuchen, noch weniger kontakt mit anderen kampfkünstlern aufnehmen oder gar pflegen..

nun versteht ihr vielleicht was ich meine..

auch ob diese werte heute verloren gehen ist ein sehr schwierige frage.. auf der einen seite versucht wohl jeder lehrer den schülern solches wissen zu vermitteln.. wer dies aber korrekt tun will und auch dementsprechend intensiv, der ist aufgrund der heutigen lebenskosten fast gezwungen es zum beruf zu machen.. ist es als beruf anzusehen, müssen auch die kosten wieder reinkommen.. dazu ist dann häufig die werbung zuständig.. irgendwie verständlich.. denn heute kommt kaum mehr ein schüler von sich aus von „hinterdemberg“ und will lernen, nur weil er von dem meister gehört hat..

nun kommt aber die andere seite.. es gibt überall menschen, welche nicht von nur von den kampfkünsten leben wollen, sondern möglichst reich dabei werden.. auch da gibt es wieder mehrere seiten.. die einen sagen und zeigen was sie haben, die anderen wollen einfach mehr und machen aus ihrer kunst ein geschäft.. mit jedem mittel..

schon alleine diese beiden gruppen mischen die kk-welt kräftig durch.. leider gibt es auch noch diejenigen, die überhaupt nichts haben und trotzdem geld machen wollen.. sie mischen alles irgendwie zusammen und erzählen den schülern märchen.. hauptsache geld kommt rein.. jeder von uns hat solche leute schon gesehen bzw getroffen..

man kann durchaus sagen, dass macht und geld oder auch nur eines von beiden den menschen oft kaputt machen.. da sind dann auch die obgenannten werte nicht mehr vorhanden..

das waren nur ein paar gedanken zu einem teil....

viele grüsse

Traitor
17-07-2003, 08:37
@Wong

......................
Scheinen heute andere Werte diese Grundwerte in den Kampfkünsten abzulösen ? Allgemein gesehen sieht es mittlerweile doch überwiegend so aus, dass mehr Wert auf Geld , Macht, Ruhm, Popularität, Imagegehabe, Vergleichswertungen usw. gelegt wird. Oder wie seht Ihr das ?
.....................
Du hast mit deiner Behauptung vollkommen recht! ich sehe es genauso!

Allerdings haben wir es ja ueberwiegend an unseren chinesischen Meistern aus Hongkong zu verdanken. Einige dieser Hongkong-Sifu's haben uns ja diese 'Geldgier- und Macht-Gehabe' vorgespielt und es mehrfach demonstriert, indem sie auch irgendwelche Schueler, die noch am Anfang der Ausbildung standen, schnellmoeglichst zum 'Sifu' ernannt haben. Jedoch ist traurigerweise ihr Wissen recht sehr oberflaechlich! Aber fuer einen Entwicklungsland in Sachen traditionelles Kung Fu wie Deutschland reicht dieser 'Titel' voll aus. :D

Man sagt bei uns im chinesischen: "gua yang tou, mai gou rou"
"sell horse-meat as beefsteak" also as "sell dog-meat under the label of a sheep's head"

SQ
17-07-2003, 15:49
@ Wong, Tigercrane, Traitor:

Wu De - Kampftugenden sind extrem wichtig, aber man darf eines nicht vergessen:

Wir kommen alle aus einem Land, in dem das Überleben nicht sehr billig ist und man wirklich harte Arbeit leisten muss, um sein tägliches Brot zu verdienen. Deswegen muss man wohl den Spagat gehen zwischen den Wu De Tugenden aber auch den "Kommerz" und die "finanzielle Seite" nicht ganz ausser acht lassen....

Oder?

Dao
17-07-2003, 17:12
dachte immer wir befinden uns auf der Sonnenseite des Lebens.
Das bei uns auch was geleistet werden muß-außer Frage. Und der Faktor Überreizung-Streß ist nicht ohne.

tigercrane
18-07-2003, 07:23
hi an alle

@shaolin quan

logisch

viele grüsse