RSS-Feed anzeigen

Kampfkunst Kurzgeschichten

Jasmins Tae Kwon Do - Teil 2

Bewerten
Die Geschichte, die mir passiert ist, hat mit Kampfsport und zwei sehr interessanten Kerlen zu tun. Damit Ihr die Ereignisse richtig versteht, müsst Ihr wissen, dass sie beide Koreaner sind. Hier ist es wieder: Ko-Re-A.
Der eine kommt aus dem Norden, der andere aus dem Süden. Wer weiß, wie verschieden ein Hamburger und ein Münchener sein können, der hat noch keine Vorstellung davon, was die unterschiedliche Herkunft für einen Koreaner bedeutet. Damit Ihr nicht selbst anfangen müsst zu recherchieren, kommt hier nun ein kurzer Überblick für Euch.

Korea ist geografisch gesehen eine Halbinsel und liegt, von China aus betrachtet, im Südosten. Im Norden grenzt diese Halbinsel nicht nur an China, sondern auch mit einem kleinen Stück an Russland. Im Süden ist Japan als Nachbarstaat am nächsten gelegen. Schon seine Lage ist bedeutend für Korea, war es doch immer von mächtigen Staaten umgeben. Häufig wurde es von eben diesen kontrolliert.
Noch bis 1895 stand das koreanische Königreich unter der Vorherrschaft Chinas. Danach entstand für kurze Zeit ein Kaiserreich Korea. 1905 eroberten die Japaner Korea und erklärten es 1910 zu ihrer Kolonie und damit zu einem Teil Japans. Während der Besatzungszeit versuchten die Japaner, Korea eng an sich zu binden, und unterdrückten die Bräuche und Lebensweise der Koreaner. Das galt auch und gerade für die traditionellen Kampfkünste auf der Halbinsel, welche durch japanische Einflüsse verdrängt werden sollten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Korea unabhängig. Wie auch bei uns in Deutschland gab es jedoch zwei Besatzungszonen der Siegermächte. Den Norden kontrollierte Russland, beziehungsweise die Sowjetunion, den Süden hielten die USA, also die Amerikaner. Die Grenze am 38. Breitengrad wurde rein willkürlich und ohne Mitsprache der Koreaner gezogen.
1948 entstanden zwei unterschiedliche Staaten auf der Halbinsel. Die „Demokratische Volksrepublik Korea“ wurde nördlich des 38. Breitengrades ausgerufen und folgt einem sozialistischen Staatsmodell. Im Süden bildete man die „Republik Korea“, welche die Regierungsform einer westlichen Demokratie haben sollte, lange Zeit aber eine Militärdiktatur war.
Soweit erinnert die Entwicklung in Korea an die bei uns in Deutschland (wobei Westdeutschland natürlich nie vom Militär beherrscht wurde). Doch dann gab es eine total unterschiedliche Wendung zu unserer Geschichte in Europa. Während die Bundesrepublik und die DDR sich im Großen und Ganzen in Ruhe ließen und ihre Geschicke von den Besatzungsmächten bestimmt wurden, ging man in Korea andere Wege. Beide neuen Staaten sahen sich als rechtmäßige Vertreter des gesamten koreanischen Volkes. Man war auch bereit, darum zu kämpfen.
Am 25. Juni 1950 passierte die Nordkoreanische Volksarmee die Grenze am 38. Breitengrad und der Koreakrieg begann. Während die Vereinten Nationen (UNO) mit Truppen aus mehreren Mitgliedsstaaten unter Führung der Amerikaner auf der Seite des Südens kämpften, erhielt der Norden Unterstützung von China und Russland. Die Kämpfe dauerten bis zum 27. Juli 1953. Bis zu vier Millionen Menschen kamen ums Leben. Wie viele es genau waren, weiß niemand. Beinahe die ganze Industrie Koreas wurde zerstört. Es gab aber keinen Friedensschluss, sondern nur einen Waffenstillstand. Eigentlich befinden sich die beiden Staaten immer noch im Krieg. Gegenseitige Provokationen waren ein fester Teil ihrer Beziehung zueinander. Häufig fehlte nicht viel und das Kämpfen und Töten hätte von vorne begonnen.
Während sich der Süden in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einer modernen Industrienation entwickelte, und 1987 schließlich auch eine wirkliche Demokratie wurde, blieb der diktatorisch geführte Norden zurück. Die Teilung verfestigte sich. Das ist sehr gut daran zu erkennen, dass es in beiden Staaten sogar unterschiedliche Bezeichnungen für „Korea“ gibt. In Nordkorea wird das Land „Choson“ genannt. Das kommt vom ersten koreanischen Königreich „Go-Joseon“ und der späteren Joseon-Dynastie. In Südkorea spricht man dagegen von „Hanguk“, was in etwa „Han-Reich“ bedeutet. Dieser Begriff geht auf die historischen Staaten Byeonhan, Mahan und Jinhan zurück. Sie bildeten zusammen den Bund „Samhan“, also „drei Han“.
Furcht und Misstrauen kennzeichneten die gegenseitige Wahrnehmung. Dieses Empfinden betraf alle Lebensbereiche, auch den der Kampfkünste.

Fortsetzung folgt ...

Kommentare