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Kampfkunst Kurzgeschichten

Roman "Kickbox Mom" - Probekapitel, Teil 2

Bewertung: 2 Stimmen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 5,00.
„Selbst ist die Frau“, sagte ich mir und holte meine alten Sachen, die so lange Zeit in einer Truhe auf dem Speicher aufbewahrt worden waren.
Das T-Shirt mit dem coolen Aufdruck vom Gym und der Brustschutz passten mir natürlich nicht mehr. Es scheiterte schon an der aktuellen Oberweite. Ebenso kam ich nicht in die Hosen rein. Mein Becken ist in den vergangenen zehn Jahren eben sehr gebärfreudig gewesen. Der graue Jogginganzug, den ich als Hausanzug getragen hatte, musste also zunächst seinen Zweck erfüllen. Die Zehn-Unzen-Boxhandschuhe, der offene Helm und auch die Schienbeinschützer mit dem Spannschutz waren aber noch voll einsatzfähig. Zahnschutz und Tiefschutz warf ich weg. Die hatten die Zeit in der Truhe nicht so gut überstanden und irgendwie waren sie mir zu eng am Leib, als dass ich so olle Teile benutzen wollte. Ohnehin hatte ich vor, etwas zu bestellen, und da konnte ich gleich Ersatz besorgen.
Bei meiner Internetsuche nach einem passenden Boxsack, stolperte ich über einen Waterdummy. Das ist der Oberkörper und Kopf eines muskulösen Mannes aus Plastik. Er ist auf einer Säule montiert und dabei durch Rillen höhenverstellbar. Die Basis ist ein Wasserbehälter, der mit mehr als hundert Litern gefüllt wird und dem Ding seine Standfestigkeit gibt. Für Profisportler und Personen über 75 Kilogramm sollte er laut Beschreibung nicht geeignet sein. Die würden das Teil einfach umtreten. Ich entschied mich aber zu Recht dafür, mir so etwas als meinen Sparringspartner anzuschaffen. Erstens war ich weit davon entfernt, die für das Gewicht mögliche Schlagkraft zu haben, und dann, dachte ich mir, würde es weniger Aufwand bedeuten das Teil mit Wasser zu befüllen, als einen Boxsack aufzuhängen. Also bestellte ich mir kurzerhand einen.
Als er zusammen mit den anderen Sachen und einem Springseil kam, fühlte es sich für mich wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig an. Luisa war auch ganz gespannt und half mir die Verpackung abzumachen und den „Boxmann“, wie sie ihn taufte, ins Wohnzimmer zu bringen. Natürlich war sie weniger Hilfe als Hindernis, aber es ist der gute Wille, der zählt. Ich räumte eine Nische frei, die von nun an „Rocky“, wie ich meinen „Boxmann“ nenne, gehörte. Rockys Wasserbefüllung war für Luisa ein absolutes Happening. Sie stürmte mit ihrem Trinkbecher ständig hinter mir her, verschüttete die Hälfte auf unserem Laminat und füllte das bisschen Wasser nach meinem Zweilitermessbecher mit einer Konzentration ein, die einem Samurai zur Ehre gereicht hätte. Ja, ich musste ihr dafür einen Hocker geben und anschließend konnte ich noch einmal feucht durchwischen, ohne extra Wasser zu zapfen. Aber den Spaß und das Gejauchze war es wert.
„Verhaust du den Boxmann jetzt?“, fragte sie dann mit großen Augen.
„Erst muss ich mich noch warm machen, damit ich mir dabei nicht wehtue“, antwortete ich.

***

Fortsetzung folgt ...

"Kickbox Mom" ist mein neuester Roman. Hier geht's zu weiteren Informationen: https://www.kampfkunst-board.info/fo...79#post3738479
Stichworte: buch, kickboxen, training
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