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Kampfkunst Kurzgeschichten

Die Faust des Vaters - Teil 6

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Der Oberkommissar der Kriminalpolizei steckte seinen Notizblock weg.
„Die drei sind bei uns gut bekannt“, kommentierte er. „Körperverletzung, Raub und Sachbeschädigungen haben die auf der Liste. Mal schauen, ob die für den Angriff richtig einfahren. Wünschen würde ich es mir.“
Er blickte auf die beiden jungen Frauen und den jungen Mann, die am Auto lehnten und hinüber zu den Rettungssanitätern schauten, die den angeschlagenen Kai versorgten. Dann wandte er sich an Cornelius.
„Wo haben sie gelernt, sich so zu verteidigen?“, fragte der Polizist.
„Mein Vater ist Karate-Meister“, verkündete Benjamin und man hörte den Stolz in seiner Stimme.
Der Oberkommissar zog die Augenbrauen hoch.

„Interessant“, meinte er. „Ich hätte jetzt mit etwas anderem gerechnet.“
„Das geht vielen so“, antwortete Cornelius. „Ich habe vor ein paar Jahren die Ausbildung zum Selbstverteidigungstrainer im Fachverband abgeschlossen. Wenn man versteht, wie die Kampfkunst in der Notwehr angewendet werden muss, dann ist der vermeintliche Sport sehr effektiv.“
„Aha“, sagte der Polizist nun. „Wie lange betreiben Sie das schon?“
„Seit 1983.“
„Respekt“, kommentierte der Ermittler.
„Vielleicht sollten wir auch mal zu deinem Vater ins Training kommen“, schlug Eva ihrem Freund vor. „Das war ja wirklich eine gefährliche Situation.“
Benjamin wiegte den Kopf hin und her.
„Ich habe ja mit acht aufgehört, weil ich das irgendwie doof fand“, gestand er ein. „Aber jetzt denke ich, es wäre doch besser, bei der nächsten Gefahr vorbereiteter zu sein.“
Cornelius lächelte.
„Also, wenn ihr beide hingeht, dann bin ich auch mit dabei“, sagte Smilla.
„Na, das klingt doch schon mal nicht schlecht“, quittierte der Polizist mit einem Lächeln.
„Wenn ihr lernen wollt, seit ihr im Dojo immer willkommen“, verkündete der Vater. „Aber jetzt gibt es bereits eine Lektion vorab.“

Mit leicht nach vorne geneigtem Kopf blickte er in die Runde der jungen Leute.
„Viel wichtiger als gute Kampftechniken zu beherrschen ist es, den Überblick zu behalten“, erklärte Cornelius. „Wenn dunkle Gestalten sich von einer unübersichtlichen Situation entfernen, dann sollte man besser nicht genau hinrennen.“
„Ossu, Sensei!“, rief Benjamin, legte die Arme an die Seiten und verbeugte sich.
Cornelius und der Polizist waren die ersten, die lachen mussten.

Ende.
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