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Kampfkunst Kurzgeschichten

Der Besen-Stil – Teil 3

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„Verzeiht, ehrwürdiger Meister, ich habe mich vergessen“, antwortete der junge Mann rasch und verbeugte sich dabei tief.
„Gehe geschwind und tue wie dir geheißen wurde.“
„Jawohl, Meister.“
Als der Novize etwas Raum zwischen sich und die beiden älteren Männer gebracht hatte, lächelte der Abt. Dem jungen Mann blieb nicht verborgen, dass der Besenmann seine Arbeit eingestellt hatte. Der Mönch verbeugte sich ebenfalls tief vor dem Ersten im Kloster. Was der zur Meditation Geschickte daraufhin aus dem Augenwinkel beobachtete, war die tief gehende Geste des Respekts, mit welcher der Abt den Ordensbruder bedachte. Dass dies im hohen Maße ungewöhnlich war, das konnte dem Novizen nicht verborgen bleiben.

Ganze vier Stunden hatte der junge Mann meditiert und über seinen Hochmut nachgedacht. Ständig schweiften ihm dabei die Gedanken ab. Immer wieder kam ihm jener Besenmann in den Sinn, der so viel vollkommener in dem simplen Tagwerk war, als er selbst in der hohen Kunst des Kampfes. Warum hatte der ehrwürdige Abt sich nur so tief vor diesem Bruder verbeugt? Gab es vielleicht doch ein Geheimnis um ihn? Etwas, das ihm eine weit bedeutendere Stellung gewähren könnte, wenn er denn nur wollte?

Eines wurde dem Novizen bei jenen Gedanken schmerzlich bewusst: bis er vermochte genauso demütig und bescheiden zu sein wie der Besenmann, würde er noch einen langen Weg zu gehen haben. Diese Überlegungen ließen ihn auch nicht los, als er mit einem Kampfstab bewaffnet, seinen Wachdienst an der Tempelmauer antrat. Horden aus Ländern im Norden des Reichs der Mitte hatten die große Mauer passiert, und waren in kleineren Gruppen in China eingefallen. Es war nicht auszuschließen, dass einige von ihnen hierher vorstoßen würden. Der Abt hatte daher angeordnet, Wachen aufzustellen. Die Feinde des Kaisers sollten nicht die Gelegenheit haben, die Kampfmönche im Schlaf zu überraschen. So war es nun finstere Nacht, als die Töne des Waldes an die Ohren des Novizen drangen, der seine Wahrnehmung gerade durch die Gedanken an den Besenmann verringerte. Das hinderte ihn jedoch glücklicherweise nicht daran, das schlagende Geräusch der Sturmleitern zu vernehmen, welche an die Außenmauern gehakt wurden.

Fortsetzung folgt ...

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Stichworte: historisch, shaolin, stab
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