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Kampfkunst Kurzgeschichten

Der Besen-Stil – Teil 5

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„Schlage den Gong!“, rief der Besenmann dem Novizen zu. „Schlage den Gong!“
Der Befehl, welcher mit einer routinierten Stimme gesprochen wurde, riss den jungen Mann aus der Angststarre. Sofort setzte er seine Füße in Bewegung. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass ihn der machtvolle Säbelstoß beeindruckte, der nun aus der Deckung des runden Schildes vom dritten der Angreifer vorgebracht wurde.
Es war ein weiter Schritt zurück mit dem linken Bein, welcher den Besenmann aus der Reichweite des sonst vermutlich tödlichen Angriffs brachte. Der dabei erfolgende kurze, von oben geführten Schlag mit dem harten Ende traf das Handgelenk des Kriegers mit der Präzision einer zuschnappenden Gottesanbeterin. Sofort klappte der Mönch seinen Besen um, setzte den linken Fuß wieder nach vorne und schlug die Reisigborsten wie dutzende scharfe Peitschen gegen Hals, Ohr und Gesicht des Angreifers. Die Technik war dazu geeignet, gleichzeitig den zur Abwehr geführten Schild aus der Bahn zu befördern. Dadurch war nun der Kopf ungeschützt. Ein weiterer Schritt nach vorne, nun mit dem rechten Bein, begleitete die den Besenstiel entlanggleitenden Hände. Wie ein Axthieb schlug das harte Ende nun auf dem Schädel ein und unter dem Knacken von Knochen schmetterte der Kampfmönch seinen Gegner damit zu Boden.

Der Novize hämmerte mit dem bereitliegenden Schlegel unablässig auf den Gong ein. Das Alarmsignal verfehlte nicht seine Wirkung. In Askese geübt vermochten die Shaolin binnen weniger Herzschläge kampfbereit zu sein. Auch wenn die Gegner ihnen an Zahl leicht überlegen waren, wendete sich das Blatt der Schlacht abrupt. Es war ihr Tempel, den sie verteidigten, und sie hatten nicht vor, diesen aufzugeben. Zudem machte ein Held des Ordens in jener Nacht von sich reden. Der Besenmann fegte den Klosterhof, als ob er lästigen Unrat hinausbefördern wollte. Die improvisierte Waffe wirbelte schneller in seinen Händen und fällte mehr Feinde als jeder andere Kampfstab der Mönche das vermocht hätte. Der Novize war sich sicher: Ohne den bescheidenen Ordensbruder wäre der geringe Blutzoll der Kampfmönche um ein vielfaches höher gewesen.

Fortsetzung folgt ...

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Stichworte: historisch, shaolin, stab
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