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Kampfkunst Kurzgeschichten

Deine Kampfkunst kann nix ... - Teil 1

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„Wie heißt der Stil, den du jetzt trainierst, nochmal?“, fragte Thorsten seinen Freund Josef und starrte dabei mit gerunzelter Stirn in dessen graublaue Augen.
„UKF“, antwortete Josef mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
„Und für was steht UKF?“
Josef zögerte die Antwort etwas hinaus, und die vorgeschobene Brust zeugte davon, wie sehr er sich darauf freute von seinem Hobby zu erzählen.
„UKF bedeutet ‚Ultra Krass Fighten‘“, verkündete der Gefragte.

Thorstens Verwirrung war mehr als deutlich zu erkennen. Er verengte die Augen und nahm den Kopf zurück. Wollte ihn der alte Schulfreund auf den Arm nehmen? Josef und er hatten sich vor diesem Tag seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen. Nach dem gemeinsamen Schulabschluss hatten sich beide aus den Augen verloren. Sie standen voll im Berufsleben und waren Familienväter. Das Treffen nach so langer Zeit bot also die Möglichkeit, sich viel zu erzählen. In dem kleinen Café war man nun bei den eigenen Freizeitaktivitäten angekommen. Thorsten, der seit seinem zwölften Lebensjahr ein begeisterter Karateka war, hätte nicht gedacht, dass Josef auch der Leidenschaft Kampfkunst verfallen wäre. Aber von diesem Stil hatte der kleingewachsene und drahtige Grundschullehrer vorher nie etwas gehört.

„Du nimmst mich auf den Arm“, sagte Thorsten daher. „So heißt doch kein Kampfsport.“
„UKF ist auch kein Kampfsport“, erwiderte Josef. „Es ist DIE Methode des Straßenkampfs. Mein Chef-Coach, Dennis Keiler, hat sie vor fünfzehn Jahren entwickelt. UKF berücksichtigt seine zahlreichen Erfahrungen als Türsteher und auch die Psychologie von physischen Auseinandersetzungen. Sowohl mit und ohne Hilfsmittel hat Dennis hier eine Kampfart geschaffen, welche die Fehler herkömmlicher Kampfstile nicht hat.“
„Ach ja? Und was für Fehler wären das?“, fragte Thorsten und versuchte dabei weder durch Lautstärke noch durch Sprachgeschwindigkeit einen Rückschluss auf seine Ablehnung erkennen zu lassen.
„Es geht in erster Linie um liebgewordene Traditionen, falsche Trainingsmethoden und mangelndes taktisches Verständnis“, setzte Josef zu einem Rundumschlag an. „Nehmen wir mal das ach so beliebte Wing Tschun als Beispiel. Die kurbeln den lieben langen Tag ihre Arme vor der Brust herum und wundern sich dann, wenn ihre Techniken im Kampf keine Wirkung zeigen.“
Thorstens Sympathie für einige Vertreter dieser chinesischen Kampfkunst hielt sich zwar auch in Grenzen, aber das lag nicht daran, dass er ihnen mangelnde Effektivität unterstellte. Er verkniff sich einen Widerspruch und hörte weiter zu.
„Oder lass uns mal das Kickboxen betrachten. Das ist ein netter Sport, aber viel zu limitiert in seinen Möglichkeiten, um gegen einen echten UKF-Experten bestehen zu können.“
Thorsten legte stumm den Kopf schief. Der Automobilverkäufer vor ihm kam nun richtig in Fahrt.

Fortsetzung folgt ...
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