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Kampfkunst Kurzgeschichten

Deine Kampfkunst kann nix ... - Teil 2

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„Besser ist da schon das MMA“, warf Josef in den Raum. „Das hat viele richtige Ansätze. Es ist aber auch nur ein reglementierter Sport. Auf der Straße hat es zwangsläufig Schwächen. Gerade beim Kampf gegen mehrere Gegner und wenn Waffen im Spiel sind, wird es schwierig damit klar zu kommen.“
Unwillkürlich musste Thorsten nicken. Für MMA hatte er auch noch nie große Sympathien gehabt. Das Regelsystem war ihm schlicht zu brutal für einen Sport.
„Und schauen wir uns die traditionell weit verbreiteten Stile Judo und Karate an. Dort haben wir es beim Einen mit einem kastrierten Wurf-Stil zu tun, der nur in seinen Regeln eine Berechtigung hat, und der Nährwert des Anderen für den Straßenkampf ist in etwa mit dem von Aerobic zu vergleichen.“

Thorsten schnappte nach Luft, fing sich aber sogleich wieder. Angriffe gegen seine Kampfkunst war er durchaus gewöhnt, aber dass sie derart unverfroren und mit innerer Überzeugung vorgetragen wurden, das war für ihn neu.
„Wie kommst du darauf, dass Karate so nutzlos sein soll?“, fragte er daraufhin. „Ich habe vor kurzem meinen 3. Dan im Shotokan erreicht. Ich habe bisher nie den Eindruck gehabt, dass man damit nicht kämpfen kann.“
Josef ließ wieder ein breites Grinsen in seinem Gesicht erscheinen.
„Ich habe nie gesagt, dass man damit nicht kämpfen kann“, sagte er nach einer kurzen Pause. „Aber sind wir ehrlich: Ihr schlagt hauptsächlich Löcher in die Luft und verlasst euch auf vorgefertigte Abläufe. Damit ist man niemals flexibel genug, wenn mal einer dumm kommt. Ihr wartet zum Beispiel auf den Angriff. Wir überlassen im UKF dem Gegner nie die Initiative. Wir lenken ihn mit der Sprache ab, sorgen dafür, dass es klar wie Notwehr aussieht, und dann ... BÄMM ... hauen wir ihn um!“
Bei dem Ausruf hatte Josef so laut in die Hände geklatscht, dass sich die anderen Gäste im Café zu ihnen umdrehten.

Thorsten musste vor Überraschung mehrfach blinzeln. Er konnte einfach nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Wäre es der 1. April gewesen, er hätte die Ausführungen seines hünenhaften Schulfreundes mit den Händen zum Bratpfannenrollen für einen schlechten Scherz gehalten.
„Das ... also das ... hat aber überhaupt nichts mehr mit Selbstverteidigung zu tun, oder?“, fragte Thorsten.
„Wir haben da eine etwas andere Definition“, begann Josef sehr sachlich weiterzuerzählen. „Bei uns geht es in erster Linie darum den zahllosen Arschlöchern, die heutzutage auf den Straßen herumlaufen, eine erzieherische Abreibung zu verpassen. Das hilft ihnen vielleicht aufzuwachen und in Zukunft so einen Mist sein zu lassen. Dabei ist es nur wichtig, sich abzusichern. Man will ja anschließend vor Gericht auch noch gewinnen.“
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Aber sicher doch“, erwiderte Josef. „Wenn du Selbstverteidigung machen möchtest, dann geh‘ doch zu den Krav Maga-Leuten. Die bereiten einen darauf vor sich im Notfall zu schützen. In einem Straßenduell, wo weglaufen keine Option ist, bist du damit aber auch nicht optimal vorbereitet. Mit UKF schon.“
Nach dieser Aussage war Thorsten kurz davor die Polizei zu verständigen.

Fortsetzung folgt ...
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