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Kampfkunst Kurzgeschichten

Deine Kampfkunst kann nix ... - Teil 3

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„Du willst mir allen Ernstes einreden, dass du seit sieben Jahren einen Kampfstil lernst, der dir beibringt, Straßenschläger herauszufordern, sie umzuhauen und dann mit Notwehr davonzukommen?“, fragte Thorsten und rutschte dabei auf seinem Stuhl hin und her.
„Ganz genau“, antwortete Josef und verbreiterte sein Grinsen noch einmal. „Ich hatte bereits drei Pappnasen, die es wissen wollten. Alle drei habe ich aus den Latschen geprügelt, und das war ein verdammt gutes Gefühl.“
Thorsten schüttelte den Kopf.
„Was ist denn?“, fragte Josef.
„Ich kann einfach nicht fassen, wie du dich verändert hast. Früher konntest du keiner Fliege was zuleide tun und jetzt ...“
„Jetzt schubst mich niemand mehr herum!“, verkündete Josef deutlich lauter. „Erinnerst du dich noch an die Zimmermann-Brüder?“

Thorsten nickte stumm. Die beiden Schulschläger waren ihm durchaus noch negativ im Gedächtnis. Einmal hatten sie Josef nach einer unbedeutenden Kleinigkeit auf dem Nachhauseweg erwischt und sich gegenseitig ein Alibi verschafft. Passiert war ihnen dafür nichts.
„Wenn mir solche Penner heute begegnen, dann weiß ich, was ich zu tun habe“, sagte Josef nun deutlich leiser und beugte dabei seinen Kopf in Thorstens Richtung.
„Ich glaube viel eher, dass du dich für diesen Weg entschieden hast, weil du immer noch mit dem Vorfall von damals haderst“, antwortete der Karateka. „Du solltest die Vergangenheit lieber ruhen lassen, als dich in unnötige Auseinandersetzungen zu stürzen.“
„Das sagst du nur, weil dir unterbewusst klar ist, dass deine Kampfkunst nix kann.“
„Wie bitte?“, erwiderte Thorsten und richtete sich in seinem Stuhl auf.
„Du hast mich genau richtig verstanden“, sagte Josef wieder mit normaler Lautstärke. „Mit deinem veralteten Trainingskonzept kannst du solchen Typen nicht Einhalt gebieten. Ich kann das schon, und deshalb bin ich froh, dass ich nie mit dir zum Training gegangen bin.“

Bei diesem Hinweis kam Thorsten eine Idee. Er hatte sich ohnehin bereits überlegt, wie er den Kontakt zu seinem Schulfreund wiederbeleben könnte. Nun war dieses Ansinnen mit einer Mission zum Wohle aller verbunden.
„Wo du es gerade sagst: Wir haben seit einem Jahr eine neue Trainingsgemeinschaft gegründet“, sagte Thorsten. „Alle zwei Wochen treffen sich Kampfkünstler unterschiedlicher Stile in der Grundschulsporthalle bei uns im Ort, sonntags von 14 bis 17 Uhr. Mein Karate-Verein hat die Schirmherrschaft. Er gibt ein gemeinsames Aufwärmen, Dehnen, Konditions- und Krafttraining und danach freies Sparring mit regem Austausch. Komm doch mal vorbei und zeig uns althergebrachten Kampfkünstlern wie dein UKF funktioniert. Das wäre sicherlich für alle sehr interessant.“
Ein sofortiges Nicken war Josefs Reaktion.
„Aber klar doch“, sagte der UKF-Experte. „Wann ist der nächste Termin?“

Fortsetzung folgt ...
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