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Kampfkunst Kurzgeschichten

Deine Kampfkunst kann nix ... - Teil 4

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Josef versuchte, gelassen und unbeeindruckt zu wirken. In Wahrheit war er überrascht. An jenem Sonntag hatten sich 37 Kampfkünstler in der Grundschulsportschulhalle eingefunden. Der jüngste Teilnehmer war 17 und der älteste 70 Jahre. Gut ein Viertel aller Anwesenden waren Frauen. Alleine das war bereits bemerkenswert.
Schon beim Aufwärmen hatte der UKF-Experte versucht, sich einen Überblick zu verschaffen. Anhand der Trainingsbekleidung konnte er etwa die Hälfte der Kampfkünstler bestimmten Stilen zuordnen. Die anderen hatten bequeme Sportsachen an und ließen sich nicht gleich in eine Schublade stecken.
Josef erkannte viele Mitglieder des Karate-Vereins, dem auch sein Freund Thorsten angehörte. Ebenso gab es einige Judoka, aber auch das MMA oder Brazilian Jiu-Jitsu war hier zu finden. Bewaffnete Kampfkünste waren ebenfalls vor Ort. Der UKF-Experte sah, wie sich nach dem Aufwärmen ein Kali-Kämpfer angeregt mit einem Kendo-Schwarzgurt unterhielt.
Es würde für ihn eine besondere Genugtuung sein, diesen versammelten Traditionalisten eine Kostprobe seiner Kampfkunst zu geben. Die würden Augen machen!

In großer Euphorie suchte er das Gespräch mit dem einzigen Anwesenden, der Josef an Statur und Größe ebenbürtig war. Der Vertreter des UKF dachte sich, dass es am beeindruckendsten sein müsste, jenen Sparringspartner klar zu dominieren, um auf diese Weise gleich einmal für Eindruck zu sorgen. Da der Mann mit den dunklen Haaren und dem kurzen Vollbart keine Trainingsuniform trug, konnte er den Stil allerdings nicht erkennen.
„Und was trainierst du so?“, fragte Josef, nachdem er sich vorgestellt und erklärt hatte, dass er von Thorsten eingeladen worden war.
„Ich trainiere hauptsächlich Aikido“, erhielt der UKF-Experte als Antwort. „Habe aber auch etwas Wing Tschun* und Tai Chi gelernt.“
Josefs Lächeln wurde breiter und breiter. Heute musste sein Glückstag sein. Von seinem Trainer wusste er, dass keiner der drei Stile dem UKF gefährlich werden konnte. Er würde leichtes Spiel haben.
„Was hältst du davon, wenn wir ein lockeres Sparring angehen?“, schlug Thorsten sogleich vor. „Das würde mich freuen.“
„Gerne“, antwortete sein Gegenüber. „Dein UKF klingt sehr interessant.“
„Ja. Und deine Kampfkunst kann nix ...“, dachte sich Josef und grinste noch breiter.

* Hiermit ist die Aussprache der Kampfkunst und kein Stil gemeint.

Fortsetzung folgt ...
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