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Kampfkunst Kurzgeschichten

Die Faust des Vaters - Teil 1

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Ein Vater hat von Geburt an einige Pflichten gegenüber seinen Sprösslingen. Hierzu zählt als naturgegeben der Schutz vor Gefahren. Wenn sie erst einmal herangewachsen sind, sollten sie in der Lage sein, auf sich selbst aufzupassen. Das ist das Ziel einer vernünftigen Erziehung durch einen sorgsamen Papa. – Zumindest in der Theorie.
Zu dieser Erkenntnis kam Cornelius erneut, als er seinen S-Klasse Mercedes an jenem Samstag um 1.23 Uhr durch die dunklen Straßen des Industriegebiets in der Nähe der Bahngleise steuerte. Er liebte seinen Filius zwar sehr, aber dass Benjamin mit fast 21 Jahren noch darauf setzen konnte von ihm aus der Disco abgeholt zu werden, das war schon ein besonderer Liebesbeweis.

Zugegeben, die öffentlichen Verkehrsmittel waren in einem desolaten Zustand, was eine fast sechzig Minuten dauernde Benutzung geradezu unerträglich machte. Gerade zu den Nachtstunden trieb sich in ihnen allerlei lichtscheues Gesindel herum, dessen leichtestes Vergehen noch darin bestand vor dem Fahrtantritt kein gültiges Ticket gelöst zu haben. Dass Benjamin, seine Freundin Eva und das Geschwisterpaar Kai und Smilla mit dem Papataxi sicherer nach Hause kamen, stand außer Zweifel. Cornelius konnte sich nur etwas Schöneres vorstellen, als zu solch nachtschlafender Stunde in dieser Gegend unterwegs zu sein.

Die Disco „Funpark 97“ war in einer ehemaligen Lagerhalle am anderen Ende des Industriegebiets untergebracht. Hinter ihr lag die Autobahn und zu ihren Betriebszeiten war in dem Baukomplex auch nichts weiter los. Die stetig herausdringende laute Musik vermochte somit niemanden zu stören. Zwei breitgebaute Türsteher sicherten den Eingang und sorgten genauso im Inneren für Ruhe jenseits der Beschallung. Als Cornelius wie gewohnt am Einlass vorbeifuhr, gab es vor der Tür scheinbar gerade eine ausgiebige Diskussion. Drei junge Burschen, die aufgrund ihres Gehabes nach einem flüchtigen Blick, wenn überhaupt erst seit kurzem ihren achzehnten Geburtstag hinter sich gebracht hatten, gestikulierten und diskutierten angeregt mit den Sicherheitsmitarbeitern. Das schätzten auch Benjamin und seine Freunde am Funpark: nicht jeder wurde hier eingelassen.

Sein Vater hatte im Moment keine Zeit sich darum zu kümmern. Cornelius bog links hinter der Disco ab und fuhr auf den Parkplatz eines Unternehmens für hydraulische Lösungen. Das war sein bevorzugter Wartebereich, denn in unmittelbarer Nähe vor dem Eingang zum Funpark gab es für gewöhnlich keinen freien Stellplatz. Dort zog er die Handbremse an und holte sein Smartphone hervor. Schnell tippte er ein „Bin da“ hinein und schickte die Nachricht an seinen Sohn. Er musste nicht lange auf die Antwort warten.
„Kommen gleich. Eva muss noch Jacke von Garderobe holen“, las er und stellte sich auf etwas Wartezeit ein.

Kaum fünf Minuten waren vergangen, seitdem er das Smartphone weggelegt hatte, da bemerkte er drei dunkle Gestalten im Rückspiegel, die sich seinem Mercedes im Schein der Straßenlaternen nährten.

Fortsetzung folgt ...
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