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Kampfkunst Kurzgeschichten

Tigerkralle, Löwenzahn - Teil 2

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Eine Stunde ist mittlerweile vergangen und der Unkrautacker, welcher schmeichelhaft als Wiese bezeichnet werden kann aber keinesfalls als Rasen, zeigt deutliche Spuren einer Wühlmausinvasion. Diese besteht jedoch nur aus einem einzigen Mäuserich, der über die rund dreißigfache Lebenserfahrung anderer Nager verfügt und dabei etwa 400 Mal so schwer ist wie ein gewöhnliches Exemplar. Zudem ist das Geschöpf in der Lage zu sprechen. Der aufmerksame Zuhörer kann es daran erkennen, dass es fortwährend leise vor sich hin flucht.

Nicht weniger als fünfzig Löwenzahnpflanzen hat der Meister des Tiger-Stils bereits aus dem Boden gerissen. Die schweißtreibende Tätigkeit wurde dadurch beschleunigt, dass er alsbald erkannte wie man den Auswerfer des Unkrausstechers richtig benutzt. Nun, nachdem seine Gartenabfalltonne schon gut gefüllt ist, gönnt er sich in der Hocke eine Pause und blickt hinüber zu den beiden Nachbargärten, welche sein eigenes Grundstück einfassen. Eine makellose grüne Rasenfläche ist links zu sehen. Sie gehört einem pensionierten Oberstudiendirektor, der es neben der Gartenarbeit als einziges Hobby noch liebt, andere Menschen zu belehren. Rechts findet sich der Garten eines ehemaligen Bäckermeisters, der zwar längst nicht so penibel mit seinem Grün umgeht, aber mit Obstbäumen, einem Teich und einem Gemüsegarten ein beschauliches Stück Erde geschaffen hat.

Der Meister des Tiger Kung Fu ist gerade dabei sich wieder aufzurappeln, als er ein rascheln in einer Hecke vernimmt. Sofort will er etwas sagen, aber da ist der Angriff bereits erfolgt. Mit einem weiten Satz springt der Übeltäter hinter dem Gebüsch hervor und stürzt sich auf sein Ziel.

Der Kampf passiert in einem Teil des Gartens, welchen der bisher noch als Handelsvertreter tätige Kampfkünstler schon immer außerhalb seines Einflussbereiches wusste. Die bessere Hälfte in seinem Leben pflegt mit großer Hingabe diesen Teil des gemeinsamen Besitzes. Prächtige Nachtschattengewächse, gemeinhin als Petunien bekannt, erheben sich in einem vollkommen unkrautfreien Teil des Gartens. Dort landet nun das große Tier mit dem getigerten Fell und haut und beisst im übertriebenen Spieltrieb den Pflanzen ihre Blüten ab.

Da es die Idee des Meisters war den alten Kater von seinem längst ausgezogenen Sohn zu adoptieren, schwant dem Mann nun Übles. Er stellt sich den Zorn der Gemahlin vor. Ihm wird bewusst, dass es Gegner gibt, gegen deren Attacken auch das beste Kung Fu nichts auszurichten vermag ...

Fortsetzung folgt ...
Stichworte: erfahrung, kung fu, tiger
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